20 Herbizideinsatz auf Wiesen und Weiden - DSV
20 Herbizideinsatz auf Wiesen und Weiden - DSV
20 Herbizideinsatz auf Wiesen und Weiden - DSV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Optimale<br />
Bekämpfung von<br />
Brennnesseln<br />
wird bei einer<br />
Wuchshöhe von<br />
<strong>20</strong> – 30 cm erreicht<br />
Allgemeines zum<br />
<strong>Herbizideinsatz</strong><br />
Bei der chemischen Unkrautbekämpfung im<br />
Grünland sollten einige Gr<strong>und</strong>sätze berücksichtigt<br />
werden. Dazu gehören im Wesentlichen:<br />
■ Eine Einzelpflanzenbekämpfung ist oft wirtschaftlicher<br />
als eine Flächenbehandlung. Ins-<br />
GRÜNLAND<br />
<strong>Herbizideinsatz</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>Wiesen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiden</strong><br />
Dipl.- Ing. agr. Torsten Köhne, DowAgroScience, München<br />
Um das Ziel, eine optimale<br />
Milchleistung aus dem Gr<strong>und</strong>futter<br />
zu erreichen, sind Weideflächen<br />
mit einem hohen Anteil an<br />
wertvollen sowie standortangepassten<br />
Gräsern, Kräutern <strong>und</strong> Leguminosen<br />
unabdingbar. Treten jedoch verstärkt<br />
<strong>Wiesen</strong>- <strong>und</strong> Weideunkräuter<br />
wie Ampfer, Brennnesseln,<br />
Disteln <strong>und</strong> andere Arten<br />
<strong>auf</strong>, kann je nach Zustand<br />
der Grasnarbe ein<br />
Pflanzenschutzeinsatz als<br />
Korrekturmaßnahme erforderlich<br />
sein.<br />
INNOVATION 3/<strong>20</strong>00<br />
besondere bei einer schwächeren Verunkrautung<br />
ist immer eine Einzelpflanzenbehandlung<br />
vorzuziehen.<br />
■ Nach der Behandlung muss die herbizidspezifische<br />
Wartezeit eingehalten werden, um<br />
die Wirkstoffverlagerung in die Wurzel (Dauerwirkung)<br />
<strong>und</strong> rückstandsfreies Erntegut zu<br />
gewährleisten.<br />
■ Die Wahl des geeigneten Herbizides richtet<br />
sich immer nach der jeweiligen Problemsituation.<br />
■ Wenn keine Nachsaat durchgeführt wird, ist<br />
vor jeder chemischen Maßnahme eine Ausgleichsdüngung<br />
ratsam, um den Bestandesschluss<br />
der Altnarbe zu fördern. In Verbindung<br />
mit einer Nachsaat sollte die Altnarbe<br />
nicht durch eine spezielle Ausgleichsdüngung<br />
gefördert werden, um die keimenden<br />
Pflanzen der Nachsaat nicht zu unterdrücken.<br />
Selektiv wirkende<br />
Herbizide<br />
Eine Bekämpfung der Unkräuter im Grünland<br />
gestaltet sich oft schwieriger als die<br />
Bekämpfung in Getreide- oder Maiskulturen.<br />
Dies liegt zum einen daran, dass die Unkräuter<br />
Tab. 1: Wirkungsspektrum <strong>und</strong> Gräserverträglichkeit der gebräuchlichsten<br />
Herbizide für das Grünland<br />
Banvel M Duplo- Garlon 2 Harmony Hoestar Starane U 46 M/D<br />
san KV 180<br />
4–8 l/ha 3 l/ha 2–4 l/ha 30 g/ha 60 g/ha 2 l/ha 2 l/ha<br />
Ampfer ** *(*) *(*) *** **(*) *** *<br />
Brennnessel * - *** ** * ** -<br />
Hahnenfuß ** - * *(*) *(*) - **<br />
<strong>Wiesen</strong>kerbel * ** - * * * *<br />
Bärenklau - ** *** - * * -<br />
Löwenzahn *** * ** * ** *** ***<br />
Schafgarbe ** - - *** - * -<br />
Beinwell * * - *(*) ** * *<br />
Gräser-Verträglichkeit **(*) ** (*) *** * **(*) *** **(*)<br />
Klee-Verträglichkeit - - - * ** - (*)<br />
Wartezeiten (Tage) 28 28 14 28 21 14 - 21 28<br />
- = keine Wirkung / schlechte Verträglichkeit, * = geringe Wirkung / Verträglichkeit<br />
** = befriedigende Wirkung / Verträglichkeit, *** = gute bis sehr gute Wirkung / Verträglichkeit<br />
<strong>20</strong><br />
im Grünland erheblich älter <strong>und</strong> dadurch widerstandsfähiger<br />
werden. Zum anderen erschweren<br />
die kräftig ausgebildeten <strong>und</strong> tief in der<br />
Erde verankerten Wurzelstöcke der Wurzelunkräuter,<br />
wie Ampfer <strong>und</strong> Disteln, die Bekämpfung<br />
erheblich. Ausgesprochen wichtig ist daher<br />
der Zeitpunkt der Anwendung. Wurzelunkräuter<br />
müssen für ihre Bekämpfung eine bestimmte<br />
Größe erreicht haben, um überhaupt<br />
eine für die Zerstörung des Wurzelstocks ausreichende<br />
Wirkstoffmenge <strong>auf</strong>nehmen zu können.<br />
Bei den meisten Wurzelunkräutern, wie<br />
Löwenzahn <strong>und</strong> Disteln, ist das Knospenstadium<br />
der richtige Bekämpfungszeitpunkt. Ampfer<br />
hingegen sollte behandelt werden, wenn die<br />
Rosette voll entwickelt ist <strong>und</strong> etwa <strong>20</strong> % der<br />
Blütenstände geschoben sind. Bei mehrmaligem<br />
Grünlandschnitt ist die Herbizid<strong>auf</strong>nahme<br />
des Ampfers vor dem ersten Schnitt sowie im<br />
Spätsommer/Herbst am effektivsten, daher sind<br />
diese beiden Termine für die Ampferbekämpfung<br />
zu bevorzugen. Zu beachten ist dabei,<br />
dass die Blattmasse nicht zu stark durch den<br />
Fraß des Ampferkäfers geschädigt ist, da dies<br />
gerade bei der Herbstbehandlung zu unbefriedigenden<br />
Erfolgen führen kann. Brennesseln<br />
lassen sich bei einer Wuchshöhe von etwa <strong>20</strong><br />
bis 30 cm optimal bekämpfen. Hier bietet sich<br />
ebenso wie beim Ampfer, Löwenzahn, Hahnenfuß<br />
oder Disteln der Spätsommer/Herbst als optimaler<br />
Zeitpunkt für die Bekämpfung an.<br />
Nachsaat mit<br />
<strong>Herbizideinsatz</strong><br />
kombinieren<br />
In der Praxis hat sich die Unkrautbekämpfung<br />
in Kombination mit einer Nachsaat bewährt,<br />
da die durch die absterbenden Unkräuter<br />
entstehenden Lücken von den Gräsern<br />
schnell wieder geschlossen werden. Gleichzeitig<br />
wird das erneute Aufl<strong>auf</strong>en von unerwünschten<br />
Pflanzenarten aus dem im Boden<br />
befindlichen Samenpotential verhindert oder<br />
stark reduziert. Für eine Nachsaat bieten sich
Wurzelunkräuter, wie Löwenzahn, sollten im<br />
Knospenstadium bekämpft werden<br />
spezielle Nachsaatmischungen mit einem hohen<br />
Anteil an Deutschem Weidelgras an. Es sollten<br />
etwa <strong>20</strong>-25 kg/ha mit einer speziellen Nachsaatmaschine,<br />
einem Schneckenkorn- oder<br />
Düngerstreuer ausgebracht werden. Werden<br />
ausgesprochen gräserverträgliche Herbizide,<br />
wie z.B. Starane 180 eingesetzt, ist es möglich,<br />
die „Nachsaat" sogar vor der Unkrautbekämpfung<br />
durchzuführen.<br />
Herbizide <strong>und</strong> deren<br />
Ausbringung<br />
Herbizide, wie Starane 180, sind <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong><br />
der guten Gräserverträglichkeit durchgängig bis<br />
zur letzten Nutzung zugelassen. Hingegen werden<br />
Herbizide wie Hoestar nur vor der ersten<br />
<strong>und</strong> nach der letzten Nutzung, Harmony nach<br />
der ersten bis zur letzten Nutzung empfohlen.<br />
Bei Teilnahme an Grünland-Extensivierungsprogrammen<br />
müssen darüber hinaus weitere spezielle<br />
Regelungen eingehalten werden. Hier<br />
wird anstelle der Flächenapplikation <strong>auf</strong> die<br />
Horst- oder Einzelpflanzenbehandlung als mögliche<br />
chemische Pflanzenschutzmaßnahme<br />
zurückgegriffen. Dafür bietet sich entweder tra-<br />
ditionell der Einsatz mit der Rückenspritze oder<br />
<strong>auf</strong> großen Flächen der Einsatz eines „Rotowipers"<br />
an. Der Rotowiper ist ein Streichgerät, bei<br />
dem eine mit einem Synthetikgewebe überzogene,<br />
drehende Walze über Düsen mit einer<br />
Herbizidlösung getränkt wird. Bei der Überfahrt<br />
wird die Herbizidlösung <strong>auf</strong> die überständigen<br />
Unkräuter gestrichen. Die Voraussetzung dafür<br />
ist, dass zwischen den Unkräutern <strong>und</strong> der<br />
Grünlandnarbe ein Abstand vorliegt, damit die<br />
Grünlandpflanzen nicht benetzt <strong>und</strong> so vom<br />
Herbizid erfasst werden.<br />
Bei der Verwendung von Totalherbiziden<br />
kann diese Ausbringungsmethode leicht zu<br />
Schäden an der Grasnarbe führen (z.B. durch<br />
falsche Höheneinstellung oder Tropfen am<br />
Hang) <strong>und</strong> ist deshalb nur eingeschränkt geeignet.<br />
Bei der Ausbringung von selektiven Herbiziden<br />
wie Starane 180 ist dies kein größeres<br />
Problem, allerdings sollte eine 4 %-ige Lösung<br />
zum Einsatz kommen. Weiterhin sollte eine<br />
Fahrgeschwindigkeit von maximal 6 km/h eingehalten<br />
werden, damit der Herbizidbelag nicht<br />
durch zurückschnellende Blätter wieder abgeschleudert<br />
wird. Für größere Grünlandbetriebe<br />
oder zum überbetrieblichen Einsatz ist der Rotowiper<br />
eine gute Möglichkeit zur gezielten <strong>und</strong><br />
arbeitssparenden Unkrautbekämpfung im<br />
Grünland.<br />
Weitere Hinweise<br />
Tab.2: Möglichkeiten zur Unkrautbekämpfung<br />
<strong>auf</strong> <strong>Wiesen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiden</strong><br />
DAUERGRÜNLAND<br />
Ampfer 2,0 l/ha Starane 180 oder 30 g/ha Harmony<br />
Löwenzahn, Vogelmiere 1,5 l/ha Starane 180<br />
Brennnessel 2,0 l/ha Garlon 2<br />
Mischverunkrautung mit<br />
Disteln u. Hahnenfuß 1,5 l/ha Starane 180 + 1,0-2,0 l/ha MCPA<br />
Binsen (bei 30 cm Wuchshöhe) 2,0 l/ha MCPA (Drei Wochen nach Behandlung<br />
müssen die Binsen gemäht werden)<br />
NEUANSAATEN<br />
Sämlingsampfer, Löwenzahn 1,5 l/ha Starane 180<br />
Nachtschatten 0,75 – 1,0 l/ha Starane 180<br />
Vogelmiere 1,0 – 1,5 l/ha Starane 180<br />
Mischverunkrautung mit Melde,<br />
Gänsefuß, Knötericharten 1,0 l/ha Starane 180 + 1,0 – 2,0 l/ha MCPA<br />
(Eine nachhaltige Brennnesselbekämpfung kann mit 2,0 l/ha Garlon 2 erreicht werden, mit 4,0 l/ha werden<br />
auch <strong>Wiesen</strong>- <strong>und</strong> Riesenbärenklau sowie einige verholzende Sträucher wie z.B. Brombeeren<br />
erfasst, die häufig vom Rand her in <strong>Weiden</strong> einwandern.)<br />
GRÜNLAND<br />
Wer sich jedoch für die Einzelpflanzenbekämpfung<br />
entschließt, darf die Herbizide keinesfalls<br />
überdosieren.<br />
Eine Überdosierung bewirkt zwar ein schnelleres<br />
Absterben des Blattapparates, kann aber<br />
zu einer reduzierten Wirkstoff<strong>auf</strong>nahme führen<br />
<strong>und</strong> damit eine nachhalti-<br />
ge Bekämpfung durch<br />
Zerstörung der Wurzel<br />
verhindern.<br />
Die Verwendung von<br />
Wuchsstoffen oder<br />
wuchstoffhaltigen Präparaten<br />
sollte nur bei wüchsigem<br />
Wetter (Tagesdurchschittstemperatur<br />
von > 10°C) stattfinden.<br />
In gestressten Beständen<br />
<strong>und</strong> Neuansaaten spielt<br />
die Gräserverträglichkeit<br />
eine besonders große<br />
Rolle. Gerade die wertvollen<br />
Weidelgräser reagieren<br />
<strong>auf</strong> einige Herbizide<br />
mit Wuchsdepressionen.<br />
◆<br />
21<br />
Hauptproblem Ampfer<br />
– wann optimal<br />
bekämpfen?<br />
Der optimale Anwendungstermin hinsichtlich<br />
der Pflanzenentwicklung ist das Stadium<br />
der vollentwickelten Blattrosette. Sie<br />
ist die Voraussetzung für die Aufnahme<br />
des herbiziden Wirkstoffes. Dementsprechend<br />
sollte kurz<br />
vor bzw. beim Beginn<br />
der Sprossachsenstreckung<br />
behandelt werden,<br />
also immer<br />
vor der Blüte bzw.<br />
der neuen Samenanlage.<br />
In diesem Stadium<br />
lagert die<br />
Pflanze Assimilate<br />
als Reservestoffe in den Wurzelstock ein.<br />
Die zu diesem Zeitpunkt eingesetzten<br />
Pflanzenschutzmittel werden mit dem Assimilatestrom<br />
in alle Pflanzenteile transportiert.<br />
Der Bekämpfungserfolg ist dadurch<br />
am größten.<br />
Jahreszeitlich gesehen ist eine Behandlung<br />
im Spätsommer (nochmals Ausbildung<br />
vollentwickelter Blätter <strong>und</strong> hohe Reservestoffeinlagerung)<br />
am besten zu beurteilen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Entwicklungsphysiologie<br />
bietet sich als weitere Lösung die Behandlung<br />
des ersten Aufwuchses im Frühjahr<br />
an.<br />
Die Bekämpfung der Sommer<strong>auf</strong>wüchse<br />
bringen dann weniger Erfolg, wenn <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong><br />
der Witterungseinflüsse (trockene,<br />
warme Witterungsperioden) von der Ampferpflanze<br />
weniger Blattmasse gebildet<br />
wird, d.h. durch die Kürze des vegetativen<br />
Stadiums kommt es zur schnelleren Ausbildung<br />
der Sprossachse, von Blüten <strong>und</strong> Samenständen.<br />
Vor einer Bekämpfung nach Weidevornutzung<br />
sollte immer ein Säuberungsschnitt<br />
durchgeführt werden. Der Ampfer<strong>auf</strong>wuchs<br />
weist dann für die Bekämpfung<br />
eine gleichmäßige Vegetationsentwicklung<br />
<strong>auf</strong>.<br />
Torsten Köhne<br />
Fon: 0 91 26/28 71 47<br />
Fax: 0 91 26/28 71 49<br />
E-Mail: tkoehne@dow.com<br />
INNOVATION 3/<strong>20</strong>00<br />
Ampfer wird<br />
behandelt, wenn die<br />
Rosette voll entwickelt<br />
ist <strong>und</strong> <strong>20</strong> %<br />
der Blütenstände<br />
geschoben sind