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GRÄSER: bestimmen & erkennen - DSV

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Der Betrieb Hof Pfaffendorf GbR liegt im Dreieck<br />

Halle (Saale) – Bernburg – Köthen und hält<br />

700 Holstein-Friesian Milchkühe plus Nachzucht.<br />

Die Grünlandfläche des Betriebes umfasst insgesamt<br />

140 ha, zum Teil auf anmoorigen bis moorigen<br />

Flächen und sandigen bis lehmigen Böden<br />

gelegen. Auch die Niederschlagsverhältnisse sind<br />

mit etwa 400 mm Jahresniederschlag eher bescheiden<br />

und lassen keine andere Bewirtschaftung<br />

zu. Gleichzeitig steht das Grünland seit zwei<br />

Jahren unter Landschaftsschutz und wird zum<br />

größten Teil zur Schnittnutzung herangezogen.<br />

Neben dem Grünland wird unter Beregnung auf<br />

etwa 32 ha Ackerfutter angebaut, ebenso stehen<br />

40 ha Luzernegras und 150 ha Mais zur Grundfutterproduktion<br />

zur Verfügung.<br />

Grünlandbestand vor der<br />

Erneuerung und Nachsaat<br />

Vor etwa 1 1 / 2 Jahren begannen Betriebsleiter<br />

Hage und Michael Hamann, Außendienstmitarbeiter<br />

der <strong>DSV</strong> in Halle, die Grünlandflächen<br />

des Betriebes zu analysieren. Die Futterqualität<br />

der Grünland-Grassilagen war mit<br />

12,5 % nRPr und 5,8 MJ NEL im Durchschnitt<br />

nicht befriedigend. Eine genauere Betrachtung<br />

der Grünlandbestände zeigte die Ursachen für<br />

die schlechten Futterqualitäten:<br />

■ Ein sehr hoher Anteil an minderwertigen<br />

Gräsern und Unkräutern:<br />

– Sehr hoher Queckenbesatz (teilweise über<br />

50 %)<br />

REPORTAGE<br />

Erfolgsstrategien für<br />

das Grünland<br />

Mehrere Wege führen zum Ziel<br />

Michael Hamann, <strong>DSV</strong> · Deutsche Saatveredelung, Halle<br />

Die Bedeutung eines guten Grünlandbestandes wird im Gegensatz zum Ackerbau<br />

zur kostengünstigen und qualitativ hochwertigen Grundfutterproduktion<br />

immer noch unterschätzt. Häufig werden Grünlandflächen als naturgegeben<br />

angesehen, widrige Boden- und Klimaverhältnisse halten die Landwirte oft von<br />

wichtigen Maßnahmen zur Grünlandverbesserung ab. Doch auch auf diesen Standorten,<br />

ebenso wie auf extensiv genutzten oder unter Bewirtschaftungseinschränkungen<br />

stehende Flächen lassen sich nachhaltig verbessern. Häufig bedarf es nur<br />

des guten Willens und einer auf den Standort abgestimmten Fachberatung, wie der<br />

folgende Bericht über den Betrieb Hof Pfaffendorf zeigt.<br />

Flächen nach Schnitt im August 2001,<br />

im September 2000 wurde mit COUNTRY 2003<br />

nachgesät<br />

– Hoher Anteil an Jähriger Rispe (20 %)<br />

– bis zu 10 % Honiggras<br />

– Stellenweise waren Ampfer, Klette und<br />

Disteln vorhanden<br />

■ Der Anteil von Nutzgräsern lag nicht höher<br />

als 20 % (Wiesenschwingel, Lieschgras,<br />

Straußgras, Deutsches Weidelgras).<br />

Auf den Weideflächen fand sich darüber<br />

hinaus ein Löwenzahnanteil von über 30 %.<br />

Hier lagen jedoch die Anteile des wertvollen<br />

Deutschen Weidelgrases noch deutlich höher.<br />

Einige Flächen waren außerdem stark uneben,<br />

so dass die Futterqualität durch einen hohen<br />

9<br />

Schmutzanteil bei der Ernte zusätzlich verschlechtert<br />

wurde.<br />

Was bringt eine<br />

Grünlandverbesserung?<br />

Ziel der mit dem Betriebsleiter ausgearbeiteten<br />

Verbesserungsmaßnahmen war die schrittweise<br />

Erneuerung des Grünlandes. Dabei mussten je-<br />

doch immer die Naturschutzauflagen berücksichtigt<br />

werden. Dazu gehörte ein vollständiger Verzicht<br />

auf Pflanzenschutzmittel ebenso wie eine<br />

Düngung in Höhe des Entzuges. Geplant wurden<br />

70 kg/ha N und Schnitt sowie im Frühjahr eine<br />

Grunddüngung nach Bodenuntersuchung.<br />

Als langfristige Strategie wurde zunächst<br />

festgelegt, dass alle 3–5 Jahre Nachsaaten auf<br />

den Wiesenflächen durchgeführt werden.<br />

Flächen, die starke Unebenheiten aufwiesen,<br />

wurden umgebrochen, weil der Einsatz eines<br />

Totalherbizides nicht erlaubt war. Es musste daher<br />

nach der Neuansaat mit der Mischung<br />

COUNTRY 2007 Weide ohne Klee mit einer<br />

starken Nachverunkrautung, insbesondere mit<br />

Quecke, gerechnet werden.<br />

INNOVATION 2/2002


Die Weidelgräser brachten den gewünschten Qualitätssprung (August 2001)<br />

Die nicht umbruchwürdigen Flächen, die für<br />

eine Nachsaat vorgesehen waren, wurden<br />

gründlich nachgemäht, geräumt und bei<br />

trockenem Wetter leicht gestriegelt, damit die<br />

Jährige Rispe vertrocknen konnte. Ende September<br />

2000 erfolgte dann die Nachsaat auf<br />

Nichtmoorflächen mit COUNTRY 2003 Nach-<br />

GRÜNLAND<br />

saat Trockenlage. Diese Mischung enthält 50 %<br />

frühe und mittelfrühe Weidelgrassorten, die gut<br />

zu dem Wachstumsverhalten der vorhandenen<br />

Lieschgräser und Wiesenschwingel passen. Das<br />

feuchte und milde Wetter im September und Oktober<br />

sowie auch in den Wintermonaten 2000<br />

führte zu einer guten Etablierung der Nachsaat.<br />

Tabelle 1: Grundfutterqualitäten von Hof Pfaffendorf nach der<br />

Grünlandverbeserung<br />

Lagerstätten Fertig- Menge TS in % NEL Preis<br />

2001 stellung dt/ha RP in TS in MJ/kg DM/dt<br />

Silo 1<br />

1.Schn.-Bereg.<br />

MVA/M-Silo 11.05.2001 4650 42,9 17,2 6,3 7,27<br />

Silo 2<br />

1.Schn. W+W<br />

JRA/Gröbzig 12.05.2001 3300 27,7 18,5 6,4 7<br />

Silo 3<br />

1.Schn. W+W<br />

Efu-Platte 16.05.2001 7700 31,7 18,8 6,2 5,31<br />

Silo 4<br />

2.Schn-Bereg.<br />

MVA/Mistberg 13.06.2001 1800 39,3 15,9 6,1 6,47<br />

Silo 5<br />

2.Sch. W+W<br />

MVA/n.Berge 20.06.2001 4520 7<br />

Silo 6 MVA/n.Gülle 10.07.2001 2740<br />

3.Schn.-Bereg. 37,7 17,3 6,3 6,41<br />

3.Schn.-W+W 64,7 16,4 5,9 10,3<br />

Silo 7<br />

3.Sch. W+W<br />

Efu-Platte 29.07.2001 3447 42,4 14,7 6,2 7,1<br />

Silo 8<br />

4.Sch.-Bereg.<br />

JRA/Gröbzig 23.08.2001 2271 33,6 13,3 5,6 3,29<br />

Silo 9<br />

4.Sch.-Bereg.<br />

Hühnerstall 15.10.2001 5616<br />

Silo 10<br />

4.Sch. W+W<br />

JRA/Gröbzig 17.10.2001 4819<br />

40863<br />

4.Sch.W+W = 4. Schnitt Wiesen u. Weiden; 3.Sch.Bereg = Ackerfutter unter Beregnung Dt.Weidelgras tetr. u. Bastardweidelgras)<br />

INNOVATION 2/2002<br />

10<br />

Die Ergebnisse sprechen<br />

für den Erfolg<br />

Nach einer ersten Bonitur im Frühjahr 2001<br />

kurz vor dem ersten Schnitt konnten schon<br />

deutliche Bestandesverbesserungen auf den<br />

Nachsaatflächen registriert werden. Allerdings<br />

waren diese noch nicht ausreichend ertragswirksam.<br />

Dagegen konnte die Neuansaat schon mit<br />

deutlichen Qualitätsverbesserungen aufwarten.<br />

Die optische Verbesserung spiegelte sich<br />

auch in den Futterwerten wieder. Früher<br />

Schnitt und höhere Anteile an Deutschem<br />

Weidelgras brachten im Durchschnitt 13,5 bis<br />

14 % nRPr bezogen auf die Trockenmasse. Die<br />

Energiegehalte lagen 2001 bei 6,2 MJ NEL.<br />

Besonders eindrucksvoll zeigte sich das Ergebnis<br />

der Nachsaat im August und September<br />

2001. Die Bestände legten sowohl in der<br />

Massebildung als auch in dem Anteil der Weidelgräser<br />

deutlich zu. Kennzeichnend war,<br />

dass sich die Qualitäten in den Silagepartien<br />

aus Wiesen im Vergleich zum Ackerfutter<br />

(Welsches Weidelgras unter Beregnung) 2001<br />

zum großen Teil anglichen. In früheren Jahren<br />

waren die Wiesenschnitte die Partien mit der<br />

schlechteren Qualität. Hier spielten neben der<br />

Bestandesverbesserung natürlich auch Schnitttiefe,<br />

Schnittzeitpunkt kurz vor dem Ährenschieben<br />

und andere Pflegemaßnahmen eine<br />

Rolle.<br />

Die im September 2000 nachgesäten<br />

Flächen wiesen schon nach ca. 9 Monaten<br />

deutlich positive Bestandesänderungen auf.<br />

Der Weidelgrasanteil erhöhte sich. Die Abbildungen<br />

stammen vom September 2001.<br />

Weitere Planung<br />

Die gute Etablierung der Grasbestände ermutigte<br />

den Betrieb sowohl im April 2001 als<br />

auch September noch einmal weitere Grünlandbestände<br />

zu erneuern oder zu verbessern.<br />

In einer stark mit Quecke durchsetzten Fläche<br />

wurde im August 2001 eine Sondermischung<br />

aus tetraploiden Weidelgräsern und Bastard<br />

Weidelgras für die Nachsaat ausprobiert. Ziel<br />

war hier, die starke Wüchsigkeit dieser Gräser<br />

als Konkurrenz gegenüber der Quecke zu nutzen.<br />

Auf einer Moorfläche wurden der Mischung<br />

noch 15 % Lieschgras beigegeben, da<br />

diese Art schon dort vertreten war und durchaus<br />

noch einen höheren Ertragsanteil haben<br />

sollte.<br />

Wichtig, so äußerte sich der Betriebsleiter,<br />

ist es, dass neben den pflanzenbaulichen Maß-


nahmen auch alles andere stimmt. Nicht zuletzt<br />

die zu tiefe Schnitthöhe führte zu einer<br />

einseitigen Bevorzugung von Quecke und Einjähriger<br />

Rispe.<br />

Solche Fehler wird man in Zukunft vermeiden,<br />

um bei der Schnittnutzung die Bestände<br />

stabil zu halten. Weiterhin ist der Zeitpunkt der<br />

Pflegemaßnahmen wichtig. Zu feuchte Bedingungen<br />

beim Abschleppen im Frühjahr schädi-<br />

Nicht tiefer als 5 cm schneiden!<br />

gen die Narbe. Das Walzen wird gerade auf<br />

Moorflächen als wichtig angesehen, um den<br />

Wasser- und Wurzelschluss zum Boden im<br />

Frühjahr abzusichern.<br />

Da kein Pflanzenschutz durchgeführt werden<br />

kann, versucht man jetzt über Walzen und<br />

Striegeln bei trockenem Wetter Kletten, Ampfer<br />

und Jährige Rispe zu schädigen. Außerdem<br />

werden die Weideflächen regelmäßig nachgemäht.<br />

◆<br />

Michael Hamann<br />

Fon: 03 45 / 5 51 27 56<br />

Fax: 03 45 / 5 51 27 57<br />

E-Mail: hamann@dsv-saaten.de<br />

Serie <strong>GRÄSER</strong>:<br />

Wiesenlieschgras<br />

Phleum pratense<br />

Botanische Merkmale<br />

Blatt: Blattanlage gerollt, Blattscheide nicht verwachsen und<br />

kahl, häufig gelblichgrün. Am Triebgrund keulenförmig verdreht.<br />

Blattspreiten 3–9 mm breit und bis zu 30 cm lang, kaum<br />

gerieft und weiß. Blatthäutchen mittellang, weiß gezähnt und<br />

in der Mitte hochgezogen mit seitlich spitzem Eckzahn, keine<br />

Blattöhrchen.<br />

Halm: Meist aufrecht oder leicht geknickt aufsteigend. Halmlänge<br />

100–150 cm und länger. Nach dem Schnitt wieder<br />

Halmneubildung.<br />

Blütenstand: Traubige Scheinähre, walzenförmig zylindrisch<br />

sehr dicht besetzt. Gesamtblütenstand 6–7 mm dick, bis zu<br />

10 cm lang von graugrüner Farbe. Einblütige Ährchen ca.<br />

3 mm lang, Antheren gelb-blaue Farbe. Hüllspelzen länger als<br />

Deckspelze, dreinervig und am Kiel steif bewimpert. Jede Hüllspelze<br />

besitzt eine 1 mm lange Stachelspitze in Stiefelknechtform,<br />

keine Grannen.<br />

Frucht: Spelzfrucht 1,5–2 mm lang, annähernd eiförmig.<br />

Deckspelze stark gewölbt mit Spitze, silbergrau, schwach<br />

glänzend mit kurzen Härchen. Karyopsen fallen leicht aus den<br />

Spelzen und erscheinen bräunlich, besonders bei zu scharfem<br />

Drusch. TKG ca. 0,3–0,6 g.<br />

Wuchs und Entwicklung<br />

Ausdauerndes, starke Horste bildendes Obergras. Wuchshöhe<br />

100–150 cm. Langsame Jugendentwicklung, nach dem<br />

Schnitt langsamer Nachwuchs mit erneuter Halmbildung mit<br />

Blütenständen.<br />

Verbreitung<br />

Das Wiesenlieschgras ist stark verbreitet in frischen, luftfeuchten,<br />

maritimen und kontinentalen Lagen, auch in Mittelgebirgslagen.<br />

Sehr frostresistent, aber nicht dürreresistent. Unempfindlich<br />

in rauhen Klimalagen. Auf Wiesen und Weiden<br />

als wertvolles Futtergras anzutreffen. Gute Nährstoffversorgung<br />

wichtig.<br />

Nutzwert<br />

Das wüchsige Obergras liefert hohe Erträge bei Schnitt und<br />

Weide mit guter Qualität und hoher Futterwertzahl (Note 8).<br />

Düngungsintensiv. In Grünlandansaaten immer enthalten. Besonders<br />

wichtig in Pferdeweiden und als Pferdeheu beliebt. Im<br />

Ackerfutterbau als Partner zu Rotklee und Luzerne ergibt es<br />

ein wertvolles Kleegras von hohem Futterwert.<br />

11<br />

<strong>bestimmen</strong> & <strong>erkennen</strong><br />

Samen<br />

Bestockungstriebe/Keimblatt<br />

Blattgrund mit Häutchen Blattgrund ohne Öhrchen<br />

Fruchtstände walzenförmige Scheinähre<br />

INNOVATION 2/2002

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