Armut und Bildung - Erwachsenenbildung als Angebot für ... - goldfisch
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<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> 23<br />
„Drinnen sein“ im positiven Sinne, heißt „teilhaben“ an den Leistungen <strong>und</strong> Chancen der<br />
einzelnen Funktionssysteme unserer Gesellschaft. Teilhabe betont stärker die Mitbestimmung<br />
<strong>und</strong> die Handlungsressourcen, die Benachteiligten ein gutes Leben ermöglichen. Teilhabe bringt<br />
die Person <strong>als</strong> Akteur oder Akteurin in den Blick <strong>und</strong> wird damit zum Korrektiv <strong>für</strong> einen<br />
Inklusionsbegriff, der in seiner freiheitsbeschränkenden Form „einsperren“ bedeutet.<br />
Neben „guter" Inklusion <strong>und</strong> Teilhabe geht es immer auch um Aneignung. Das ist besonders<br />
auch im Jugendkontext relevant.<br />
5. Was es zum guten Leben braucht. Leitlinien <strong>für</strong> die <strong>Bildung</strong>splanung<br />
So sehr sich die individuellen Antworten auf die Frage nach den Bestandteilen eines guten<br />
Lebens im Detail unterscheiden mögen, in ihren Gr<strong>und</strong>zügen ähneln sie einander. Das zeigen<br />
Gespräche mit unterschiedlichen Gruppen von Menschen in unterschiedlichen Teilen der Welt<br />
genauso wie Studien zu Glück <strong>und</strong> Lebensqualität <strong>und</strong> Forderungskataloge, wie sie von<br />
h<strong>und</strong>erten zivilgesellschaftlichen Organisationen in den letzten Jahren erstellt, diskutiert <strong>und</strong><br />
verbreitet wurden.<br />
Es kann, u.a. die Meinung des Ökonomie-Nobelpreisträgers Amartya Sen <strong>und</strong> der<br />
renommierten Philosophin Martha Nussbaum, <strong>als</strong>o tatsächlich so etwas wie einen allgemeinen<br />
Maßstab <strong>für</strong> die Gr<strong>und</strong>züge guten Lebens geben.<br />
„Verwirklichungschancen“ nennen Sen <strong>und</strong> Nussbaum diese Gr<strong>und</strong>züge, die sie in eine lange<br />
philosophische Tradition bis hin zu Aristoteles stellen. Dem Denken Aristoteles´ gemäß ist, die<br />
Vortrefflichkeit einer Gesellschaft <strong>und</strong> ihre Lebensqualität nicht daran zu erkennen, wie viel<br />
Menschen haben, sondern vielmehr daran, was sie tun <strong>und</strong> sein können.<br />
Zum guten Leben gehören folglich nicht nur materielle Ressourcen, wie die notwendige<br />
Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, sondern auch Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> physische<br />
Integrität, genauso wie die Möglichkeit Sinne, Vorstellungskraft <strong>und</strong> Gedanken entwickeln zu<br />
können, die Fähigkeit, Gefühle empfinden <strong>und</strong> ausdrücken zu können, in der Lage zu sein, sich<br />
eine Vorstellung vom eigenen guten Leben zu machen, gute Beziehungen zu anderen Menschen,<br />
aber auch zur Natur zu pflegen, sich irgendwo zugehörig, sich „daheim“ zu fühlen <strong>und</strong> diesen<br />
eigenen Lebenskontext auch mitgestalten zu können, sowie – nicht zuletzt – Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
Anlässe zum Lachen, Spielen <strong>und</strong> zum Entspannen zu haben.<br />
Nimmt <strong>Erwachsenenbildung</strong> die Stärkung der genannten Verwirklichungschancen <strong>als</strong> zentrale<br />
Herausforderung ernst, tut sich automatisch ein breites Betätigungsfeld mit vielen<br />
Möglichkeiten auf, um zum guten Leben beizutragen.<br />
Nimmt sie gleichzeitig auch das Prinzip der Teilhabe <strong>und</strong> Förderung aller, insbesondere jener,<br />
die traditionell vom <strong>Bildung</strong>ssystem ausgeschlossen werden, ernst, <strong>und</strong> sucht <strong>und</strong> findet<br />
Möglichkeiten, breite <strong>Bildung</strong>sprozesse <strong>und</strong> -zugänge <strong>für</strong> viele unterschiedliche Personen <strong>und</strong><br />
Gruppen zu schaffen, kann der Beitrag, den sie zur Vermeidung <strong>und</strong> Bekämpfung von <strong>Armut</strong>,<br />
sozialer Ausgrenzung <strong>und</strong> Ungleichheit leisten kann, nicht hoch genug eingeschätzt werden.