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Armut und Bildung - Erwachsenenbildung als Angebot für ... - goldfisch

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<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> 19<br />

Michaela Moser, Martin Schenk<br />

<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> (Erwachsenen-) <strong>Bildung</strong><br />

1. Der Birnbaum: <strong>Armut</strong> ist Mangel an Verwirklichungschancen<br />

Martin Schenk <strong>und</strong> Michaela Moser<br />

<strong>Armut</strong> ist relativ. Sie setzt sich stets ins Verhältnis, egal wo. Sie manifestiert sich in reichen<br />

Ländern anders <strong>als</strong> in Kalkutta. Menschen, die in Österreich von 300 oder 500 Euro im Monat<br />

leben müssen, hilft es wenig, dass sie mit diesem Geld in Kalkutta gut auskommen könnten. Die<br />

Miete ist hier zu zahlen, die Heizkosten hier zu begleichen, <strong>und</strong> die Kinder gehen hier zur<br />

Schule.<br />

Niemand will sein Leben gegen ein Leben in <strong>Armut</strong> tauschen. Diejenigen, die in <strong>Armut</strong> leben,<br />

haben die schlechtesten Jobs, die geringsten Einkommen, die kleinsten <strong>und</strong> feuchtesten<br />

Wohnungen, sie haben die krankmachendsten Tätigkeiten, wohnen in den schlechtesten<br />

Vierteln, gehen in die am geringsten ausgestatteten Schulen, <strong>und</strong> müssen fast überall länger<br />

warten – außer auf den Tod, der ereilt sie um durchschnittlich sieben Jahre früher <strong>als</strong><br />

Angehörige der höchsten Einkommensschicht.<br />

<strong>Armut</strong> ist einer der existenziellsten Formen von Freiheitsverlust. <strong>Armut</strong> ist nicht nur ein Mangel<br />

an Gütern. Es geht immer auch um die Fähigkeit, diese Güter in Freiheiten umzuwandeln. Güter<br />

sind begehrt, um der Freiheiten willen, die sie einem verschaffen. Zwar benötigt man dazu<br />

Güter, aber es ist nicht allein der Umfang der Güter, der bestimmt, ob diese Freiheit vorhanden<br />

ist <strong>und</strong> genützt werden kann. Die Freiheit über Raum zu verfügen beispielsweise, <strong>als</strong>o aus einer<br />

runtergekommen Wohnung in eine bessere wechseln zu können oder eben nicht. Oder sich frei,<br />

ohne Scham in der Öffentlichkeit zeigen zu können oder nicht. In <strong>Armut</strong> leben, bedeutet oft<br />

auch, sein Gesicht vor anderen zu verlieren. Oder die Verfügbarkeit über Zeit:<br />

Alleinerzieherinnen, die in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen wie Leiharbeit tätig sind,<br />

können nicht entscheiden, wann <strong>und</strong> wie lange sie arbeiten <strong>und</strong> wann eben nicht, um<br />

beispielsweise <strong>für</strong> ihre Kinder da zu sein. Oder die Freiheit, sich zu erholen. Die sogenannte<br />

Managerkrankheit mit Bluthochdruck <strong>und</strong> Infarktrisiko tritt bei Armen dreimal so häufig auf<br />

wie bei den Managern selbst. Nicht weil die Manager weniger Stress haben, sondern weil sie die

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