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Teil I

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Bachelor Thesis<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten<br />

Eine qualitative Untersuchung aus der Perspektive der Einstellungsforschung<br />

(Diese Bachelor Thesis ist vertraulich)<br />

Autorin: Isabelle Nold<br />

Kontakt: isabelle.nold@students.fhnw.ch<br />

Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Dorothea Schaffner<br />

Praxispartner: Forum für die Integration der Migrantinnen und Migranten (FIMM Schweiz)<br />

Eingereicht: Basel, Juli 2011<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten


Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten<br />

Eine qualitative Untersuchung aus der Perspektive der Einstellungsforschung<br />

Autorin:<br />

Isabelle Nold<br />

Rixheimerstrasse 3<br />

4055 Basel<br />

++41 76 376 76 47<br />

isabelle.nold@students.fhnw.ch<br />

Wissenschaftliche Betreuung:<br />

Prof. Dr. Dorothea Schaffner<br />

Institut für Kommunikation und Marketing<br />

Zentralstrasse 9<br />

6002 Luzern<br />

++41 41 228 99 50<br />

dorothea.schaffner@hslu.ch<br />

Praxispartner:<br />

Jasmina Causevic<br />

FIMM Schweiz<br />

Speichergasse 39<br />

3011 Bern<br />

++41 31 328 98 98<br />

jasmina.causevic@fimm.ch<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten


Abstract<br />

Im Zusammenhang mit dem europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011 und in Zusammenarbeit mit<br />

dem Forum für die Integration der Migrantinnen und Migranten (FIMM Schweiz), stellte sich die Frage,<br />

welche Gründe Migrantinnen und Migranten dazu bewegen, formelle Freiwilligenarbeit zu leisten. Auf der<br />

Basis der Einstellungstheorie von Eagly & Chaiken (1993) sowie der Theorie des geplanten Verhaltens<br />

(Ajzen, 1985) wurden neun Migrantinnen und Migranten aus drei verschiedenen Nationen nach ihren<br />

Einstellungen und Beweggründen befragt. Durch die zu diesem Zweck herangezogene qualitative Methode<br />

konnten die Befragungen entsprechend durchgeführt und ausgewertet werden. Die dabei gelieferten<br />

Ergebnisse liessen auf grundsätzlich positive Einstellungen der Migrantinnen und Migranten gegenüber der<br />

formellen Freiwilligenarbeit schliessen. Aus den Befragungen konnten vier Hauptbeweggründe abgeleitet<br />

werden: eigener Kulturkreis und die allgemeine Gesellschaft unterstützen, Integrationsförderung, Pflicht und<br />

Verantwortung, Herzensangelegenheit. Nebst den Einstellungen und Beweggründen sind auch<br />

Schwierigkeiten und Hindernisse Wünsche für die Zukunft der formellen Freiwilligenarbeit aufgedeckt<br />

worden.<br />

Schlüsselwörter: Einstellungen, Intentionen, formelle Freiwilligenarbeit, Freiwilligenarbeit, Migration,<br />

Integration und Vereine<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten


Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, die vorliegende Bachelor Thesis selbstständig, ohne Mithilfe<br />

Dritter und nur unter Benutzung der angegebenen Quellen verfasst zu haben.<br />

Datum: .......................................................................<br />

Unterschrift: ........................................................................<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten


Dank<br />

Während des Verfassens dieser Bachelorarbeit standen mir Menschen bei, die mich in verschiedener Weise<br />

unterstützt, begleitet und ermutigt haben. An dieser Stelle möchte ich mich bei ihnen bedanken:<br />

Frau Dr. D. Schaffner für die wissenschaftliche Betreuung und die hilfreichen fachlichen Rückmeldungen.<br />

Frau Jasmina Causevic, Ansprechperson FIMM Schweiz, für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />

Meiner ganzen Familie, im speziellen meinem Vater für die Korrekturen und das Gegenlesen. Meinen<br />

Freundinnen für die Ermutigungen und für den Austausch.<br />

Ein besonderer Dank geht an alle Interviewpartnerinnen und Interviewpartner, denn ohne sie wäre diese<br />

Arbeit nicht zustande gekommen. Ich möchte mich insbesondere für ihre Offenheit, ihr Vertrauen und ihr<br />

Interesse an dieser Arbeit bedanken.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten


INHALTSVERZEICHNIS<br />

<strong>Teil</strong> I: Einleitung 1<br />

1.1. Ausgangslage 1<br />

1.2. Die Ziele dieser Arbeit 3<br />

1.3. Die Fragestellungen 4<br />

1.4. Abgrenzung 4<br />

1.5. Der Aufbau der Arbeit 5<br />

<strong>Teil</strong> II: Ergebnisse aus der Literatur 6<br />

2.1 Freiwilligenarbeit 6<br />

2.1.1 Begrifflichkeiten und Formen der Freiwilligenarbeit 6<br />

2.1.2 Freiwilligenarbeit und Migrantinnen und Migranten 8<br />

2.1.3 Exkurs Migration 8<br />

2.1.4 Die Begrifflichkeit Migrantinnen und Migranten 8<br />

2.2 Psychologische Grundlagen 10<br />

2.2.1 Begriffserklärung Einstellung 10<br />

2.2.2 Die Funktionen von Einstellungen 12<br />

2.2.3 Einstellungen und Verhalten 12<br />

2.2.4 Das Korrespondenzprinzip 13<br />

2.2.5 Die Theorie des geplanten Verhaltens 14<br />

<strong>Teil</strong> III: Empirischer <strong>Teil</strong> 16<br />

3.1 Das Forschungsverfahren 16<br />

3.1.1 Das halbstandardisierte Interview 17<br />

3.1.2 Zugang zum Forschungsfeld 18<br />

3.1.3 Entstehung des Materials 19<br />

3.2 Das Auswertungsverfahren 22<br />

3.2.1 Die qualitative Inhaltsanalyse 22<br />

3.2.2 Auswertungstechnik 23<br />

<strong>Teil</strong> IV: Ergebnisse 25<br />

4.1 Meinungen und Einstellungen zur formellen Freiwilligenarbeit 25<br />

4.2 Subjektive Normen 33<br />

4.3 Wahrgenommene Verhaltenskontrolle 37<br />

4.4 Wünsche für die Zukunft 41<br />

<strong>Teil</strong> V: Reflexion 42<br />

5.1 Diskussion 42<br />

5.2 Fazit 44<br />

5.3 Ausblick 47<br />

<strong>Teil</strong> VI: Praxisbezug 48<br />

6.1 Ausgangslage 48<br />

6.2 Umsetzungsvorschläge für FIMM Schweiz 49<br />

7. Literaturverzeichnis 52<br />

8. Abbildungsverzeichnis 54<br />

Anhang 55<br />

Anhang A – Leitfaden für die Befragungen und die Gruppendiskussion 55<br />

Anhang B – Stichprobe der Befragten Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

Anhang C – Protokoll Gruppendiskussion Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

Anhang D – Kategorien und Transkripte 58<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten


<strong>Teil</strong> I: Einleitung<br />

1.1. Ausgangslage<br />

Im Rahmen des Bachelorstudiums an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) der<br />

angewandten Psychologie ist die vorliegende Arbeit in Zusammenarbeit mit dem „Forum für die<br />

Integration der Migrantinnen und Migranten (FIMM Schweiz)“ zustande gekommen. Ziel der vorliegenden<br />

Bachelorarbeit ist, eine Fragestellung mit einer Organisation (Profit oder Non-Profit) wissenschaftlich<br />

zu reflektieren wie auch theoretisch und praktisch zu lösen.<br />

Aus persönlichem Interesse an der Migrations- und Integrationsthematik fiel die Wahl des<br />

Praxispartners auf das FIMM Schweiz, d.h. auf den Dachverband der Migrantinnen und<br />

Migrantenorganisationen in der Schweiz, der im November 2000 in Bern gegründet wurde. Mit rund<br />

300 Delegierten sind im FIMM Schweiz heute Migrantinnen und Migrantengemeinschaften aus über 50<br />

Nationalitäten vertreten. Das FIMM Schweiz gilt als der Interessensvertreter von Migrantinnen und<br />

Migranten gegenüber Behörden, Parteien, der Legislative, der Wirtschaft und den Organisationen der<br />

Zivilgesellschaft. In dieser Rolle bezieht es regelmässig Stellung zu aktuellen politischen Fragen und<br />

beteiligt sich an Konsultationsverfahren. Das FIMM Schweiz erscheint somit als eine anerkannte<br />

Vertretung der in der Schweiz lebenden Migrantinnen und Migranten und als offizieller politischer<br />

Partner im Integrationsbereich.<br />

Das FIMM Schweiz engagiert sich in Fragen der sozialen, beruflichen und politischen Integration von<br />

Migrantinnen und Migranten, indem es eine umfassende Chancengleichheit für Migrantinnen und<br />

Migranten sowie für Schweizerinnen und Schweizern in rechtlicher, beruflicher, sozialer und kultureller<br />

Hinsicht anstrebt. Massnahmen zur Förderung des interkulturellen Austausches und Verständnisses<br />

sowie zur Verbesserung des Zusammenlebens sind dem FIMM Schweiz ein besonderes Anliegen, wobei<br />

es für die Migrantinnen und Migrantenorganisationen überhaupt eine wichtige Informations- und<br />

Diskussionsplattform darstellt. Permanente Arbeitsgruppen beschäftigen sich im Rahmen des Forums<br />

mit aktuellen gesellschaftspolitischen Problemstellungen – in den Bereichen politische Rechte und<br />

Partizipation, Schule und Ausbildung, soziale Rechte, Gesundheit und Alter, Information und<br />

Kommunikation, frauen- und jugendspezifische Themen. 1<br />

1 http://www.fimm.ch/de/fimm-schweiz.html<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 1


Das FIMM Schweiz wünscht sich im Rahmen dieser Bachelorarbeit ein Positionspapier beziehungsweise<br />

ein Grundlagenpapier zur Freiwilligenarbeit im Zusammenhang mit Migration. Dieses Grundlagepapier<br />

bildet für FIMM Schweiz die Basis zur Erreichung der folgenden Ziele:<br />

o Um mögliche Ressourcen für weitere Forschungen im Bereich Migration und Integration<br />

beantragen zu können.<br />

o Sich als FIMM Schweiz zum Thema Freiwilligenarbeit, Migration und Integration zu<br />

positionieren.<br />

Das Jahr 2011 ist das europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit 2 . Dies gab der Anstoss für FIMM<br />

Schweiz, ein Grundlagepapier anzufordern, welches die Beweggründe und Einstellungen der<br />

Migrantinnen und Migranten, Freiwilligenarbeit 3 zu leisten, aufzeigt.<br />

Ferner führten veröffentlichte Statistiken zur Ausarbeitung dieser Fragestellungen. Im Freiwilligen-<br />

Monitor 2010 (Stadelmann-Steffen, Traunmüller, Gundelbach & Freitag, 2010) ergaben publizierte<br />

Statistiken, dass Migrantinnen und Migranten weniger formelle Freiwilligenarbeit 4 leisten als<br />

Schweizerinnen und Schweizer (vgl. Kapitel 2.1), wobei die Migrantinnen und Migranten in den<br />

Statistiken ebenfalls allgemein schwach vertreten sind.<br />

Die Frage nach der formellen Freiwilligenarbeit im Zusammenhang mit Migration ist insofern relevant,<br />

da die Migrationsthematik inzwischen einen wichtigen Stellenwert auf allen politischen Ebenen der<br />

Schweiz eingenommen hat. Die Schweiz gilt mittlerweile als Einwanderungsland und gehört zu den<br />

europäischen Ländern, in denen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl am meisten Ausländer wohnen.<br />

Der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung in der Schweiz betrug 2009 22,9% (Kurzaufenthalter<br />

und Personen im Asylprozess miteinbezogen). 5<br />

Die formelle Freiwilligenarbeit ermöglicht es ferner, Untersuchungen zur sozialen Integration<br />

anzustellen und damit ein gewisses Interesse zu erwecken, wenn davon ausgegangen wird, dass die<br />

Freiwilligenarbeit in der Schweiz eine wichtige Rolle in der sozialen Integration spielt (Stadelmann-<br />

Steffen et al., 2010).<br />

2 http://europa.eu/volunteering/de/home2<br />

3 Um Häufungen zu vermeiden, finden in dieser Arbeit die Begriffe „Freiwilligenarbeit, Freiwilligentätigkeit, freiwilliges<br />

Engagement eine synonyme Verwendung. Ergänzend werden sie auch als Synonyme für den Begriff der formellen<br />

Freiwilligenarbeit angewendet.<br />

4 Der Begriff formelle Freiwilligenarbeit wird in Kapitel 2.1.1 erläutert<br />

5 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/22/publ/ausl/presentation.html<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 2


Die publizierten Zahlen können auf unterschiedliche Weisen verstanden und interpretiert werden,<br />

stellen allerdings den Anstoss zur Frage dar, warum Migrantinnen und Migrantinnen überhaupt<br />

formelle Freiwilligenarbeit leisten und welches ihre dahinter stehenden Absichten 6 sind. Diese<br />

Problemstellung ermöglichte es, die Einstellungen und Beweggründe zur formellen Freiwilligenarbeit<br />

seitens der Migrantinnen und Migranten aufzuzeigen.<br />

In der Einstellungsforschung geht man davon aus, dass Einstellungen als Voraussetzungen gelten, ein<br />

bestimmtes Verhalten zu begründen (Eagly & Chaiken, 1993). Demzufolge ist mit der Erfassung der<br />

Einstellungen vertieft auf die Beweggründe eines Verhaltens (formelle Freiwilligenarbeit zu leisten)<br />

einzugehen sowie anhand sozialpsychologischer Theorien die Einstellungen und die Beweggründe der<br />

Migrantinnen und Migranten abzugrenzen. Eagly & Chaiken (1993) liefern die entsprechende<br />

Definition der Einstellung (vgl. Kapitel 2.2.1) und die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (1985)<br />

bildet die Grundlage zur Erfassung der Beweggründe der Migrantinnen und Migranten, die formelle<br />

Freiwilligenarbeit leisten. Die Theorie des geplanten Verhaltens von Ajzen (1985) beinhaltet die Einstellungen<br />

und Meinungen, die subjektive Normen sowie die wahrgenommene Verhaltenskontrolle zu einer bestimmten<br />

Verhaltensabsicht (vlg. Kapitel 2.5).<br />

1.2. Die Ziele dieser Arbeit<br />

Im Rahmen dieser Bachelor Thesis sollen die Einstellungen der Migrantinnen und Migranten zur<br />

formellen Freiwilligenarbeit sowie die Beweggründe ihrer Leistung erörtert werden.<br />

Mit der Untersuchung der Einstellungen der Migrantinnen und Migranten zur formellen<br />

Freiwilligenarbeit und mit der Erfassung ihrer Beweggründe, formelle Freiwilligenarbeit zu leisten, wird<br />

für das FIMM Schweiz ein Positionspapier beziehungsweise ein Grundlagepapier zur Freiwilligenarbeit<br />

im Zusammenhang mit Migration und Integration geschaffen. Dies, um mögliche Ressourcen für<br />

weitere Forschungsfragen in diesem Bereich beantragen zu können sowie die Position von FIMM<br />

Schweiz zur Freiwilligenarbeit und Migration und Integration vertreten zu können.<br />

Abschliessend sollen konkrete Umsetzungsvorschläge bezüglich des Positionspapieres und der<br />

Aufgaben des FIMM Schweiz vorgelegt werden.<br />

6 Die Begriffe Intentionen, Absichten und Beweggründe werden in dieser Arbeit als Synonyme verwendet<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 3


1.3. Die Fragestellungen<br />

Basierend auf den Zielsetzungen der Bachelor Thesis, der Literaturrecherche und in Absprache mit<br />

dem Praxispartner (FIMM Schweiz) haben sich folgende Fragestellungen ergeben:<br />

„Welche Einstellungen haben Migrantinnen und Migranten bezüglich der formellen Freiwilligenarbeit<br />

in der Schweiz?“<br />

„Welches sind die Beweggründe der Migrantinnen und Migranten, formelle Freiwilligenarbeit zu<br />

leisten?“<br />

1.4. Abgrenzung<br />

Der Forschungsgegenstand dieser Arbeit wird aus der Perspektive der Einstellungsforschung<br />

betrachtet. Theorien zu prosozialem Verhalten und zu Motivationstheorien werden in dieser Arbeit<br />

nicht berücksichtig.<br />

Ausgeklammert werden ebenfalls soziologische Untersuchungen, die sich mit den demografischen<br />

Besonderheiten der Migrantinnen und Migranten als Freiwillige auseinandersetzen. Die befragten<br />

Migrantinnen und Migranten stammen aus Nigeria, der Türkei und aus Sri Lanka. Die Auswahl erfolgte<br />

nach Absprache mit der verantwortlichen Ansprechperson des FIMM Schweiz.<br />

Hinsichtlich der angewandten Methodik grenzt sich diese Arbeit von quantitativen Verfahren ab.<br />

Vielmehr wird das Ziel verfolgt, subjektive Empfindungen und Wahrnehmungen der befragten<br />

Migrantinnen und Migranten mit einem qualitativen Verfahren zu eruieren.<br />

Der Praxisbezug dieser Bachelorarbeit stützt sich auf keine wissenschaftliche Überprüfungsarbeit, das<br />

heisst deren Umsetzungsvorschläge für das FIMM Schweiz beruhen auf den Erhebungen und<br />

eigenständigen Überlegungen.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 4


1.5. Der Aufbau der Arbeit<br />

Die Arbeit ist in sechs <strong>Teil</strong>e gegliedert. Der erste <strong>Teil</strong> liefert einen Überblick bezüglich des<br />

Praxispartners, der Ausgangslage, der Zielsetzung, der Fragestellung und der Abgrenzung zu den<br />

anderen Themen.<br />

Der zweite <strong>Teil</strong> enthält eine Übersicht der Ergebnisse aus der Literatur, was zugleich die theoretische<br />

Grundlage der vorliegenden Arbeit darstellt. In Kapitel 2.1 werden die Begrifflichkeiten der<br />

Freiwilligenarbeit sowie der Migration und Migrantinnen und Migranten definiert und aufgezeigt,<br />

gefolgt von den Erörterungen der psychologischen Grundlagen (vgl. Kapitel 2.2). Der Begriff der<br />

Einstellung und dessen Funktion werden ebenfalls der Untersuchung unterzogen. Die theoretischen<br />

Grundlagen, das Korrespondenzprinzip sowie die Theorie des geplanten Verhaltens, sind zusätzlich erläutert.<br />

Im dritten <strong>Teil</strong> dieser Arbeit wird das methodische Vorgehen für die qualitative Untersuchung<br />

aufgezeigt. Die Erarbeitung der Vorgehensbegründung, die wichtigsten Hinweise zum qualitativen<br />

Interview und zu der angewendeten Auswertungsmethode des Verfahrens werden ebenso aufgeführt.<br />

Im vierten <strong>Teil</strong> werden die Ergebnisse der neun qualitativen Interviews anhand der theoretischen<br />

Grundlagen veranschaulicht. Der fünfte <strong>Teil</strong> zeigt den durch die vorliegende Arbeit umgrenzten<br />

Diskussionsbeitrag, das Fazit und den sich daraus ergebenden möglichen Ausblick. Im sechsten und<br />

letzten <strong>Teil</strong> lassen sich schliesslich konkrete Umsetzungsvorschläge für das FIMM Schweiz finden.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 5


<strong>Teil</strong> II: Ergebnisse aus der Literatur<br />

Dieses Kapitel gibt Aufschluss über die Begrifflichkeiten der Freiwilligenarbeit sowie über die Formen<br />

der Freiwilligenarbeit. Es folgen Hinweise zu Migration und Migrantinnen und Migranten und die<br />

psychologischen Grundlagen, die den Begriff der Einstellung, das Korrespondenzprinzip sowie die<br />

Theorie des geplanten Verhaltens erläutern.<br />

2.1 Freiwilligenarbeit<br />

Freiwilligenarbeit ist die Tätigkeit, in die Menschen von sich aus und ohne monetäre Gegenleistung<br />

Zeit und Energie investieren. Das dabei verfolgte Ziel liegt darin, Dinge in Bewegung zu bringen, sich<br />

für andere Menschen und Organisationen einzusetzen wie auch einen Beitrag zum Gemeinwohl zu<br />

leisten. Die Freiwilligkeit ist ein kostbares Gut, welches die Erfahrung weiter <strong>Teil</strong>e des öffentlichen<br />

Lebens überhaupt ermöglicht und in vielerlei Hinsicht erst richtig lebenswert macht. Oft wird die<br />

Freiwilligkeit auch als der „soziale Kitt“, der die Gesellschaft als Ganzes zusammenhält, bezeichnet<br />

(Stadelmann-Steffen et al., 2010).<br />

Die Freiwilligkeit ist aus wissenschaftlicher Sicht ein neues und wenig erforschtes Gebiet. Freiwilligkeit<br />

kann aus unterschiedlichen Perspektiven der Wissenschaft betrachtet werden. Der Zugang zum Thema<br />

ist prinzipiell offen und es ist heute noch nicht möglich zu sagen, welche Wissenschaften sich in<br />

Zukunft mit der Freiwilligkeit befassen werden (Amman, 2008).<br />

Trotz der Unvollständigkeit der Erforschung des Gegenstands sind bereits Definitionen und<br />

Begrifflichkeiten der Freiwilligenarbeit entstanden. Im folgenden Abschnitt soll näher darauf<br />

eingegangen werden.<br />

2.1.1 Begrifflichkeiten und Formen der Freiwilligenarbeit<br />

Die Definitionen von Freiwilligenarbeit sind zwar unterschiedlich, aber als gemeinsamer Kern grenzen<br />

sich folgende Schlüsselbegriffe ab: „freiwillig“, „unentgeltlich“, „Einsatz für Dritte“, „Organisation“.<br />

Eine einheitliche Definition ist schwierig, da sich zwischen der Erwerbsarbeit und den verschiedenen<br />

Formen der Nichterwerbsarbeit mehrere Überschneidungen ergeben.<br />

Das trifft insbesondere auf die Grauzone zwischen Freiwilligenarbeit und schlecht bezahlter<br />

Erwerbsarbeit zu, die sich durch neue Formen der Entschädigung von Freiwilligenarbeit ergeben<br />

(Münzel & Partner, 2004).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 6


Im Bereich der Freiwilligentätigkeit kann zwischen verschiedenen Formalisierungsgraden des<br />

geleisteten Engagements unterschieden werden: einerseits die formelle Freiwilligenarbeit und anderseits<br />

die informelle Form der Freiwilligkeit.<br />

Die formelle Freiwilligenarbeit<br />

Die formelle Freiwilligentätigkeit erfolgt in einem geregelten und zielgerichteten Kontext von Vereinen<br />

und Organisationen. Nach Amman (2008) erfasst die formelle Freiwilligenarbeit die unbezahlte und die<br />

Freiwilligenarbeit, welche im Rahmen von Organisationen und zugunsten der Allgemeinheit geleistet<br />

wird.<br />

Aufgrund der Aussagen im Freiwilligen-Monitor 2010 wurde ersichtlich, dass sich<br />

Bevölkerungsgruppen, die im Prinzip über die zeitliche Ressourcen verfügen würden, um sich in<br />

Vereinen und Organisationen freiwillig zu betätigen, sich jedoch nicht so stark wie erwartet engagieren.<br />

Die soziale Integration durch den Beruf oder durch familiäre Beziehungen und Freundschaften ist<br />

vielmehr für ein freiwilliges oder ehrenamtliches Engagement (Stadelmann-Steffen et al., 2010) von<br />

zentraler Bedeutung.<br />

Als Beispiele für formelle Freiwilligenarbeit können Sportvereine, Kulturvereine, Interessenverbände,<br />

Freizeitvereine oder soziale Organisationen genannt werden.<br />

Die informelle Freiwilligenarbeit<br />

Die informelle Form bezeichnet die Tätigkeiten ausserhalb fester Organisationsstrukturen und ist<br />

demgemäss in privaten und nachbarschaftlichen Bereich ausserhalb des eigenen Haushaltes angesiedelt<br />

(Amman, 2008).<br />

Der informelle Bereich bietet jenen Gruppen, deren soziale Integration nicht über den Arbeitsmarkt<br />

verläuft, bessere Möglichkeiten zur freiwilligen Tätigkeit (Stadelmann-Steffen et al., 2010). Beispiele<br />

dafür sind die Nachbarschaftshilfe, verwandte oder bekannte Kinder hüten, Dienstleistungen für<br />

andere Haushalte wie Hausarbeiten, Gartendienste etc.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 7


2.1.2 Freiwilligenarbeit und Migrantinnen und Migranten<br />

Das Thema der Migration und Integration polarisiert den politischen Diskurs in der Schweiz sehr. Die<br />

aktive Partizipation der Zugewanderten wird als ein bedeutender Indikator einer gelungen Integration<br />

in die Aufnahmegesellschaft angesehen. Besonders in der Schweiz, die einerseits im europäischen<br />

Vergleich einen besonders hohen Anteil an Migrantinnen und Migranten aufweist, die aber andererseits<br />

dem freiwilligen Engagement einen ganz besonderen Stellenwert in ihrem Politik- und<br />

Gesellschaftssystem einräumt.<br />

Das freiwillige Engagement von Migrantinnen und Migranten verfügt daher über ein nicht zu<br />

unterschätzendes Integrationspotenzial (Stadelmann- Steffen et al., 2010).<br />

2.1.3 Exkurs Migration<br />

Weltweit verlassen immer mehr Menschen ihre Heimat, um ihren Lebensmittelpunkt an einem anderen<br />

Ort zu verlegen. Man geht davon aus, dass mehr als 150 Mio. Menschen weltweit als Migrantinnen und<br />

Migranten in einem Staat leben, der nicht ihre ursprüngliche Heimat ist. Der Begriff Migration stammt<br />

vom lateinischen Wort „migrare“ beziehungsweise „migratio“, was soviel bedeutet wie wandern,<br />

wegziehen, Wanderung. In den Sozialwissenschaften wird unter dem Begriff der Migration allgemein<br />

diese Bewegungen von Personen oder Personengruppen verstanden, die Symbol eines dauerhaften<br />

Wohnortwechsels sind (Han, 2010).<br />

In dieser Arbeit ist die Bezeichnung von Migrantinnen und Migranten sehr zentral und kann je nach<br />

Migrationsverständnis variieren. Aus diesem Grund wird im folgenden Abschnitt der Begriff definiert<br />

und auch als solcher in der vorliegenden Untersuchung verwendet.<br />

2.1.4 Die Begrifflichkeit Migrantinnen und Migranten<br />

Im Sinne der Migrationsdefinition zählen alle im Ausland geborenen und somit eingewanderten<br />

Personen, einschliesslich solcher, die den Schweizer Pass erworben haben, zur Gruppe der<br />

Migrantinnen und Migranten. Andererseits erfüllen in der Schweiz geborene und aufgewachsene<br />

Personen der zweiten und dritten Ausländergeneration, in der offiziellen Statistik als ausländische<br />

Staatsangehörige angeführt, die Kriterien für Migrantinnen und Migranten nicht. Die Kategorie der<br />

Migrantinnen und Migranten darf also nicht mit dem Begriff der Ausländerin und Ausländers<br />

gleichgesetzt werden (Rausa-de Luca, 2005).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 8


Seit einigen Jahren wird in der internationalen Diskussion um Migration und Integration immer<br />

häufiger der Begriff, beziehungsweise das Konzept, der „Bevölkerung mit Migrationshintergrund“<br />

angebracht. Dieses Konzept ersetzt zunehmend die Unterscheidung zwischen in- und ausländischen<br />

Staatsangehörigen, welches einzig auf die aktuelle Staatsangehörigkeit einer Person zurückzuführen ist<br />

und keinen Aufschluss darüber gibt, ob eine Person beziehungsweise deren Eltern über eigene<br />

Migrationserfahrungen verfügen. Die Definition der Bevölkerung mit Migrationshintergrund des BFS<br />

(Bundesamtes für Statistik) stützt sich auf die internationalen Empfehlungen der UNO 7 und umfasst<br />

alle Personen – unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit – mit im Ausland geborenen Eltern, die<br />

entweder einmal selbst aus dem Ausland zugewandert sind (Migrantinnen und Migranten) oder in der<br />

Schweiz als Nachkommen von Migrantinnen und Migranten geboren wurden (Bundesamt für Statistik,<br />

2011).<br />

Alle im Rahmen dieser Arbeit befragten Personen sind im Ausland geboren und in die Schweiz<br />

eingewandert. Der Begriff Migrantin und Migrant stützt sich in dieser Arbeit auf die oben genannte<br />

Definition.<br />

7 http://www.unece.org/stats/publications/CES_2010_Census_Recommendations_English.pdf<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 9


2.2 Psychologische Grundlagen<br />

Dieses Kapitel gibt Aufschluss über die psychologischen Grundlagen, welche die theoretische Basis<br />

dieser Arbeit bilden. Im Fokus steht die Befragung der Freiwilligen nach ihrem Verhalten sowie ihren<br />

Einstellungen zur Freiwilligenarbeit. Ausgehend von der theoretischen Grundlage von Eagly &<br />

Chaiken (1993) werden die Freiwilligen nach ihren Einstellungen bezüglich der Freiwilligenarbeit<br />

befragt. Einstellungen verfügen über bestimmte Funktionen, welche zur individuellen<br />

Bedürfnisbefriedigung dienen. Die Funktionen der Einstellungen, spezifisch die expressive Funktion,<br />

ist insofern interessant zu betrachten, als die Freiwilligenarbeit eine Form der individuellen<br />

Bedürfnisbefriedigung darstellen kann.<br />

An diese Daten anknüpfend wird das Korrespondenzprinzip dargestellt, welches für die Auswahl der<br />

Stichprobe sowie für die Fragen des Interviews von Bedeutung war. In einem weiteren Schritt wird die<br />

Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (1985) erläutert.<br />

2.2.1 Begriffserklärung Einstellung<br />

Es gibt positive und negative Einstellungen in unterschiedlichen Bereichen, zu Objekten und zu Ideen.<br />

Sozialpsychologen vermuten, dass die Bewertungen der unterschiedlichen Objekte in der Umwelt des<br />

Menschen bedeutende Konsequenzen mit sich bringen. Einstellungen sind Voraussetzungen um<br />

Verhalten zu begründen (Eagly & Chaiken, 1993). Die theoretische Grundlage dieser Arbeit befasst<br />

sich mit den Einstellungen, welche das Verhalten beeinflussen und den Voraussetzungen, welche für<br />

das spezifische Verhalten gegeben sein sollten. Die Einstellungsdiskrepanzen, welche oft verschiedene<br />

Untergruppen in einer Gesellschaft hervorbringen, können soziale Konflikte und soziale Probleme<br />

erzeugen. Deshalb wurde das Konzept der Einstellungen zu einer wichtige Arbeitshypothese für die<br />

meisten Sozialwissenschaftler wie auch für diese Arbeit (Eagly & Chaiken, 1993).<br />

In dieser Arbeit wird die Definition der Einstellung nach Eagly & Chaiken, 1993, S.1 verwendet:<br />

“Attitude is a psychological tendency that is expressed by evaluating a particular entity with some<br />

degree of favour or disfavour.” 8<br />

8 Eine Einstellung ist eine psychologische Tendenz, die dadurch zum Ausdruck kommt, dass man ein bestimmtes Objekt<br />

mit einem gewissen Grad von Zuneigung oder Abneigung bewertet.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 10


Die psychologische Tendenz bezieht sich dabei auf einen inneren Zustand der Person und ihre<br />

Bewertung auf alle Klassen bewertender Reaktionen, seien sie offen oder verdeckt, kognitiv, affektiv oder<br />

verhaltensbezogen. Diese psychologische Tendenz ist nicht direkt zu beobachten; vielmehr stellt sie ein<br />

Bindeglied zwischen bestimmten Einstellungsobjekten (formelle Freiwilligenarbeit) und bestimmten<br />

Reaktionen (die tatsächliche Aktivität im Verein) dar. Man nimmt an, dass sie auf Erfahrung beruht<br />

und in verschiedenen beobachtbaren Formen zum Ausdruck kommt (Eagly & Chaiken, 1993). Diese<br />

Formen bilden drei Komponenten der Reaktion gegenüber dem Einstellungsobjekt. Die kognitive<br />

Komponente der Reaktion fügt sich aus Meinungen über das Einstellungsobjekt zusammen, die affektive<br />

Komponente resultiert aus Emotionen und Gefühlen, die vom Einstellungsobjekt ausgelöst werden.<br />

Die Verhaltenskomponente schliesst sowohl Handlungen wie auch Verhaltensabsichten ein (Bohner,<br />

2001).<br />

Die folgende Darstellung von Eagly & Chaiken (1993) veranschaulicht den Prozess der drei<br />

Komponenten.<br />

Abbildung 1: Einstellung als ein Produkt aus kognitiven, affektiven und verhaltensorientierten Prozessen (Eagly & Chaiken,1993, S. 15)<br />

Güttler (2003) geht davon aus, dass Einstellungen ungewisse Konstrukte sind, keiner direkten<br />

Beobachtung zugänglich und nur indirekt zu erschliessen sind. Geht man von diesem Konstrukt aus,<br />

erklären Einstellungen, warum sich Menschen gegenüber Einstellungsobjekten interindividuell<br />

verschieden, aber relativ konstant verhalten.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 11


Einstellungen beinhalten nicht nur bestimmte Verhaltensabsichten, sie verfügen ausserdem über<br />

bestimmte Funktionen, die zur Bedürfnisbefriedigung des Individuums dienen. Das folgende Kapitel<br />

soll Aufschluss über die Funktionen der Einstellungen geben.<br />

2.2.2 Die Funktionen von Einstellungen<br />

Einstellungen haben unterschiedliche Funktionen und allen Funktionen liegt die Annahme zugrunde,<br />

dass sie der Bedürfnisbefriedigung dienen und mit der Bedürfnisstruktur des Individuums verbunden<br />

sind. Es werden vier Funktionen unterschieden:<br />

o Nützlichkeitsfunktion<br />

o Wissensfunktion<br />

o Ichverteidigungsfunktion<br />

o Expressive Funktion<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wird der Fokus auf die expressive Funktion der Einstellung gelegt. Die<br />

expressive Funktion der Einstellung wird als die Selbstverwirklichung oder Selbstbestätigung durch<br />

relevante Einstellungen verstanden. Das heisst, die Motivation, sich gemäss den eigenen<br />

Überzeugungen und Werten zu verhalten, diese mitzuteilen und allenfalls zu verteidigen. Die<br />

Übernahme und Zurschaustellung der Einstellung unterstützt den Aufbau der persönlichen und<br />

sozialen Identität. Zudem ermöglichen die Einstellungen den eigenen Standpunkt zu sozialen<br />

Sachverhalten auszudrücken und klarzumachen (Güttler 2003).<br />

Die Definition der Einstellung von Eagly & Chaiken (1993) weist darauf hin, dass gegenüber der<br />

Einstellung eine Verhaltensabsicht besteht. Das nächste Kapitel befasst sich folgend mit den<br />

Einstellungen und dem Verhalten.<br />

2.2.3 Einstellungen und Verhalten<br />

Einer der Hauptgründe, weshalb man sich wissenschaftlich mit Einstellungen befasst, ist die<br />

Überzeugung, dass Einstellungen Verhalten steuern. Nach Eagly & Chaiken (1993) sind Einstellungen<br />

Voraussetzungen, um Verhalten zu begründen. Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen<br />

Einstellung und Verhalten beschäftigen sich ebenfalls damit, Bedingungen zu klären, unter denen sich<br />

aufgrund von Einstellungen das Verhalten vorhersagen lässt, sowie festzustellen, welche kognitiven<br />

Prozesse daran beteiligt sind (Bohner, 2003). In dieser Arbeit geht es allerdings nicht um die<br />

Vorhersage eines Verhaltens, sondern um die Beweggründe beziehungsweise Intentionen, eines<br />

bestimmten Verhaltens.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 12


Nach Güttler (2003) sind Intentionen keine allgemeinen Absichten, sondern berufen sich spezifisch auf<br />

die bekundete Absicht einer Person, in einer bestimmten Situation auf eine bestimmte Weise zu<br />

handeln.<br />

Wichtig ist bei der Erkundung der Einstellungen einer Person, kein allgemeines Verhalten zu<br />

untersuchen, sondern vielmehr das zu untersuchende Verhalten zu spezifizieren (Fazio & Petty, 2008).<br />

Die wichtigsten Variablen, die zu einer sicheren Erfassung von Einstellung und Verhalten beitragen,<br />

werden im Korrespondenzprinzip festgelegt, das im folgenden Kapitel erläutert wird. Es diente<br />

hauptsächlich dazu, die Stichprobe für die Untersuchung zu definieren und Hilfestellung zu leisten, um<br />

den Forschungsgegenstand zu spezifizieren.<br />

2.2.4 Das Korrespondenzprinzip<br />

Ein wichtiger für die erfolgreiche Übereinstimmung von Einstellung und Verhalten verantwortlicher<br />

Faktor ist die Art der Messung der Konstrukte. Es können sowohl Einstellungen wie auch<br />

Verhaltensweisen in Bezug auf vier unterschiedliche Aspekte beschrieben werden (Frey & Stahlberg &<br />

Gollwitzer, 2001).<br />

1. Der Handlungsaspekt: Welches Verhalten soll untersucht werden? Das Verhalten kann sehr<br />

allgemein sein oder aber eine Gruppe verschiedener Verhaltensweisen umfassen. Es kann eine<br />

einzelne Verhaltensweise, eine ganze Verhaltenssequenz oder wiederholtes Verhalten<br />

beinhalten.<br />

o verbindliches und freiwilliges Engagement in einem Verein.<br />

2. Der Zielaspekt: Auf welches Objekt beziehungsweise Ziel ist das Verhalten gerichtet;<br />

beispielsweise eine Person wählen, einem Freund helfen, ein neues Auto kaufen ?<br />

o anderen Menschen helfen<br />

3. Der Kontextaspekt: In welchem Kontext wird das Verhalten ausgeführt; zum Beispiel innerhalb<br />

eines totalitären oder demokratischen Systems, öffentlich oder privat oder mit leerem oder gut<br />

gefülltem Portemonnaie einkaufen?<br />

o Verein und Organisationen<br />

4. Der Zeitaspekt: Zu welchem Zeitpunkt soll das Verhalten ausgeführt werden, zum Beispiel im<br />

Frühling 2011, sofort oder innerhalb der nächsten drei Jahre ?<br />

o Gegenwärtiger Zeitpunkt<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 13


Die Theorien über Einstellungen und Verhalten erfordern laut Frey et al. (2001), die Einstellungs- und<br />

Verhaltenskomponenten operational so zu definieren, dass sie bezüglich Ziel-, Handlungs, Kontext und<br />

Zeitelemente einen vergleichbaren Spezifikationsgrad aufweisen. Eine enge Beziehung zwischen<br />

Einstellung und Verhalten kann nach Ajzen & Fischbein (1977, zitiert nach Eagly & Chaiken, 1993),<br />

nur dann erwartet werden, wenn beide Komponenten in ihrem Spezifikationsgrad übereinstimmen.<br />

Im darauffolgenden Kapitel wird die Theorie des geplanten Verhaltens genauer erläutert, wobei die<br />

Theorie von Ajzen (1985) die Grundlage der Datenerhebung bildet.<br />

2.2.5 Die Theorie des geplanten Verhaltens<br />

Die Theorie von Ajzen (1985) besagt, dass der beste Prädiktor für geplantes, überlegtes Verhalten die<br />

Einstellungen gegenüber spezifischen Verhaltensweisen, subjektiven Normen sowie die<br />

wahrgenommene Verhaltenskontrolle ist. Gemäss dieser Theorie ist der beste Verhaltensprädikator die<br />

Intention des Menschen, sofern er Zeit hat, darüber nachzudenken, wie er sich verhalten wird.<br />

Die Intention hängt wiederum von drei verschieden Ursachen ab: Die Einstellungen zum spezifischen<br />

Verhalten, die subjektive Norm und die wahrgenommene Verhaltenskontrolle (Eagly & Chaiken, 1993). Ziel<br />

dieser Arbeit ist nicht die Vorhersage geplanten Verhaltens, sondern eine Eruierung der Absichten der<br />

Migrantinnen und Migranten Freiwilligenarbeit. Ajzens (1985) theoretisches Konstrukt bildet die<br />

Grundlage für die Erfassung der dargelegten Intentionen.<br />

Die ursprüngliche Formulierung der Theorie des geplanten Verhaltens liegt in der Theorie des überlegten<br />

Handelns. Ajzen (1985) hat in dieser Theorie dargelegt, dass die Ursache des Verhaltens die<br />

Verhaltensabsicht ist, also die bewusste Entscheidung ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Die<br />

beiden Hauptbestimmungsfaktoren der Verhaltensabsicht sind die Einstellungen gegenüber dem<br />

Verhalten und die subjektive Norm. Die Einstellung zum Verhalten wird als die Summe der aus<br />

Erwartungen und Bewertungen hervorgehenden Produkte definiert.<br />

Die subjektive Norm wird ebenfalls als eine Summe von Produkten definiert: Jedes Produkt besteht aus<br />

der Meinung, dass eine für die Person bedeutsame andere Person der Meinung ist, sie solle das<br />

Verhalten ausführen. Ein zweiter Aspekt ergibt sich aus der Bereitschaft, dem Wunsch dieser anderen<br />

Person nachzukommen.<br />

Die Theorie des geplanten Verhaltens wurde mit einem zusätzlichen Prädiktor erweitert: die wahrgenommene<br />

Verhaltenskontrolle. Durch diese Erweiterung geht man davon aus, dass sie vor allem die Vorhersagekraft<br />

für die Verhaltensweisen verbessern würde, über die eine Person keine vollständige Willenskontrolle<br />

hat (Bohner, 2003). Laut Ajzen (1985) hängt die Absicht, ein bestimmtes Verhalten auszuführen, zum<br />

<strong>Teil</strong> vom vorhandenen Mass der Kontrolle für dieses Verhalten, ab. In der Theorie des geplanten<br />

Verhaltens ist die Kontrolle, welche eine Person über ihr Verhalten aufzeigt, einerseits als Ansammlung<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 14


mit leicht ausgeführtem Verhalten zu verstehen. Anderseits fordern die Verhaltensziele bestimmte<br />

Ressourcen und spezialisierte Fähigkeiten (Eagly & Chaiken, 1993).<br />

Die Theorie des geplanten Verhaltens wird untenstehend als Grafik abgebildet.<br />

Abbildung 2: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen ( Eagly & Chaiken, 1993, S. 187)<br />

Als generelle Regel kann festgehalten werden, dass bei einem positiven Ausfallen der Einstellung und der<br />

subjektiven Norm sowie der wahrgenommene Verhaltenskontrolle die Absicht einer Person, das untersuchte<br />

Verhalten auszuführen, stärker ist.<br />

Ajzen & Cote, (2008) weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass diese drei Komponenten als<br />

Determinanten für die Intension, von Verhalten zu Verhalten und von Bevölkerung zu Bevölkerung,<br />

variieren können.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 15


<strong>Teil</strong> III: Empirischer <strong>Teil</strong><br />

Um den Fragestellungen der vorliegenden Arbeit gerecht zu werden, wurde die Anwendung einer<br />

qualitativen Methode gewählt. Die Darstellung des empirischen <strong>Teil</strong>s erklärt beziehungsweise<br />

begründet, das qualitative Forschungsverfahren. Ausserdem wird der Zugang zum Forschungsfeld<br />

sowie die Auseinandersetzung mit dem Verfahren der Datenerhebung, die Durchführung der<br />

qualitativen Interviews und des Auswertungsverfahrens aufgezeigt. Dabei verdeutlicht sich die<br />

Entwicklung des Analyseprozesses ausgehend vom Interviewmaterial bis zur entsprechenden<br />

Darlegung.<br />

3.1 Das Forschungsverfahren<br />

Um die Wahl der qualitative Forschungsmethode zu begründen, ist es sinnvoll, kurz einen Einblick in<br />

die Grundlagen und Grenzen der qualitativen Sozialforschung zu gewähren.<br />

Nach Diekmann (2004) ist die qualitative Forschung an der Subjektperspektive, also an den<br />

„Sinndeutungen“ des Befragten interessiert. Es wird versucht, in die Tiefe zu gehen und die<br />

interviewten Personen ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Das gewonnene Material soll intensiv<br />

ausgewertet werden und sich nicht nur auf statistische Kennwerte konzentrieren. In Flick (2005) wird<br />

die qualitative Sozialforschung als Anspruch beschrieben, die Lebenswelten von innen heraus aus der<br />

Sicht der handelnden Menschen zu beschreiben. Sie soll zu einem besseren Verständnis sozialer<br />

Wirklichkeiten beitragen und auf Abläufe, Deutungsmuster und Strukturmerkmale aufmerksam<br />

machen. In ihren Zugangsweisen zu den untersuchten Gegenständen erscheint sie häufig offener und<br />

„näher dran“ als andere Forschungsmethoden, die eher mit Zahlen und stark standardisiert arbeiten. In<br />

den Antworten auf die Fragen eines qualitativen Leitfadeninterviews zeichnet sich häufig ein konkretes<br />

und anschauliches Bild ab, an dem ersichtlich wird, in welcher Perspektive die Betroffenen dem<br />

untersuchten Gegenstand begegnen.<br />

Auch unterscheidet Flick (2005) zwischen numerischer und theoretischer Generalisierung in der<br />

qualitativen Forschung. Selten erheben Projekte den Anspruch, von den untersuchten Fällen auf eine<br />

bestimmte Population schliessen zu wollen, beziehungsweise zu können. Aufschlussreicher ist die<br />

Frage nach der theoretischen Generalisierbarkeit der erzielten Ergebnisse. Dazu ist weniger die Zahl<br />

der untersuchten Personen oder Situationen entscheidend, als vielmehr die Unterschiedlichkeit der<br />

einbezogenen Fälle oder die theoretische Reichweite der durchgeführten Fallinterpretationen.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 16


Mit der qualitativen Untersuchung wird häufig die Generalisierbarkeit der Ergebnisse angestrebt, die<br />

unter anderem dadurch erreicht werden kann, dass die Stichprobe den untersuchten Fall inhaltlich<br />

repräsentiert (Merkens, 1997, S. 100 zitiert nach Merkens, 2005, S. 291). Es geht darum, die Typisierung<br />

des untersuchten Gegenstandes zu bestimmen und dadurch die Übertragbarkeit auf andere, ähnliche<br />

Gegenstände zu gewährleisten (Hartley, 1994, S. 225 zitiert nach Merkens, 2005, S. 291).<br />

Die Erhebungen, die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt wurden, basierten wie folgt auf einer<br />

qualitativen Grundlage:<br />

o Die Erhebung sollte für ein besseres Verständnis der Abläufe, Deutungsmuster und<br />

Strukturmerkmale der Freiwilligenarbeit von Migrantinnen und Migranten (Einstellungen<br />

und Beweggründen) beitragen.<br />

o Die subjektive Begründung und die Absichten für das Verhalten (Freiwilligenarbeit) spielten<br />

eine zentrale Rolle in der Untersuchung.<br />

o Die Erhebung setzte es sich nicht zum Ziel, Zusammenhänge, beziehungsweise<br />

Korrelationen von Einstellungen und Verhalten aufzudecken.<br />

o Die Auswahl der Stichprobe ist inhaltlich repräsentativ und vielfältig.<br />

o Es wurden keine allgemeinen Aussagen über eine Population gemacht.<br />

3.1.1 Das halbstandardisierte Interview<br />

Für die Datenerhebung wurde das halbstandardisierte Interview gewählt. Beim halbstandardisierten<br />

Interview geht man davon aus, dass die Interviewpartnerin oder der Interviewpartner bezüglich des<br />

Untersuchungsthemas über einen komplexen Wissensstand verfügt. Dieses Wissen enthält verfügbare<br />

Informationen, zu denen sich der/die Interviewpartner/in spontan auf offenen Fragen äussern kann,<br />

sowie implizite Annahmen, welche durch methodische Hilfe geäussert werden können (Flick, 2007).<br />

Der Leitfaden folgt gemäss Flick (2007) der Bildung thematischer Bereiche, wobei theoriegeleitete und<br />

hypothesengerichtete Fragen aufgeworfen werden, die an der wissenschaftlichen Literatur zum Thema<br />

orientiert ist. Der im Rahmen dieser Arbeit verwendetet Interviewleitfaden stützte sich auf Fragen, die<br />

sich sowohl als theoriegeleitet wie auch als hypothesengerichtet auszeichneten (vgl. Anhang A).<br />

Mittels unstrukturierter oder halbstrukturierter Interviews wird am Alltagsgespräch angeknüpft und<br />

zugleich eine vertrauliche Gesprächsatmosphäre geschaffen, die denjenigen Abbau der Hemmschwelle<br />

garantiert, wodurch man – im Gegensatz zu den standardisierten Interviews (Diekmann, 2004) – tiefere<br />

Kenntnisse sozialer Sachverhalte und validere Informationen erlangen kann. Ein weiterer Grund für<br />

den häufigen Einsatz von qualitativen Interviews ist die Tatsache, dass man sich in der qualitativen<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 17


Forschung intensiv mit dem Auswertungsverfahren als Interpretation von Texten befasst hat und<br />

weitere Entwicklungen verzeichnet. Die Informationen aus den Interviews sind beliebt, da sie<br />

unverzerrt und intersubjektiv sind und beliebig reproduziert werden können (Lamnek, 2010).<br />

Das halbstandardisierte Interview wurde gewählt, zumal der thematische Bereich einerseits eingegrenzt<br />

wurde und zum anderen damit auch ein flexibler Verlauf des Interviews gewährleistet werden konnte.<br />

Ebenso bestand die Möglichkeit, spontan auf Äusserungen der Befragten einzugehen, um auf allfällige<br />

Verständnisschwierigkeiten- oder konkrete Sprachhindernisse flexibler einzugehen.<br />

3.1.2 Zugang zum Forschungsfeld<br />

Die Annäherung an das Forschungsfeld sollte durch ein Treffen mit mindestens fünf freiwillig aktiven<br />

Personen erfolgen. Dieses Treffen hatte ursprünglich im Rahmen einer Gruppendiskussion 9 mit<br />

nigerianischen, türkischen und tamilischen Migrantinnen und Migranten stattzufinden, welche in<br />

unterschiedlichen Vereinen Freiwilligenarbeit leisteten. Das Ziel der Gruppendiskussion bestand darin,<br />

erste Meinungen und Einstellungen zur formellen Freiwilligenarbeit zu erfahren, allfällige kulturelle<br />

Barrieren und mögliche Lücken im Interviewleitfaden aufzuzeigen und möglichst zu beseitigen.<br />

Die Organisation eines solchen Treffens erwies sich als aufwendig. Die Anzahl der <strong>Teil</strong>nehmenden<br />

wurde deshalb auf drei Personen beschränkt, und die Auswahl der Stichprobe konnte nicht<br />

berücksichtigt werden, was zur nicht-Einhaltung des für die Studie vorgegebenen Settings führte.<br />

Konsequenz war demzufolge, dass die Gesprächsaussagen in den Ergebnissen keine Gewichtung<br />

erhielten. Trotzdem kam es zu einem interessanten Gespräch mit nigerianischen, türkischen und<br />

italienischen Migrantinnen und Migranten. Das Gespräch fand in den Räumlichkeiten des FIMM<br />

Schweiz statt und dauerte eine Stunde. Das Protokoll dieser Gruppendiskussion befindet sich im<br />

Anhang C dieser Arbeit.<br />

Das Gruppengespräch ermöglichte jedoch unter anderem den Zugang zu den Personen, die später in<br />

den Einzelinterviews befragt wurden. Eine der teilnehmenden Personen des Gruppengesprächs leitete<br />

Kontakte für die Einzelinterviews weiter. Ausserdem wurden mit Hilfe der verantwortlichen<br />

Ansprechperson des FIMM Schweiz die weiteren Einzelinterviews aufgegleist.<br />

9 In Gruppendiskussionen können psychische Sperren durchbrochen werden und die Beteiligten legen die Einstellungen<br />

offen, die im Alltag ihr Denken, Fühlen und Handeln bestimmen. Durch Gruppendiskussionen kann man an öffentliche<br />

Meinungen, kollektive Einstellungen und Ideologien herankommen (Mayring, 2010).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 18


3.1.3 Entstehung des Materials<br />

Die Interviewpartner/innen<br />

Im Zentrum dieser Arbeit befanden sich Menschen, die aus einem anderen Kulturkreis stammend in<br />

die Schweiz gekommen sind und somit in unterschiedlichen kulturellen Verhältnissen leben. Die<br />

Migrantinnen und Migranten die im Rahmen dieser Arbeit befragt wurden, waren kulturell, politisch<br />

und sozial engagiert.<br />

Das FIMM Schweiz erachtete es als sinnvoll, Migrantinnen und Migranten aus Nigeria, aus der Türkei<br />

und aus Sri Lanka zu befragen. Dabei wurde die Begründung angegeben, die erwähnten<br />

Migrationsgruppen seien in den Statistiken, so im Rahmen des Freiwilligen-Monitors 2010<br />

veröffentlicht, schwach vertreten. Ausserdem sollte mit der Auswahl dieser Migrantinnen und<br />

Migranten eine Vielseitigkeit und inhaltlich repräsentative Stichprobe erzielt werden. Diese hatte dem<br />

Handlungsaspekt (verbindliches, formelles Engagement im Verein) dem Zielaspekt (Helfen), dem<br />

Kontextaspekt (Verein, Organisation) und dem Zeitpunkt (gegenwärtiger Zeitpunkt) des<br />

Korrespondenzprinzips zu entsprechen.<br />

Es wurden jeweils drei Personen aus der jeweiligen Nation in einem durchschnittlich halbstündigen<br />

Interview befragt. Die soziokulturellen und sozioökonomischen Hintergründe, Alter und Bildung der<br />

Interviewpartnerinnen und Interviewpartner zeichneten sich teils als sehr unterschiedlich aus (vgl.<br />

Anhang B). Diese Aspekte wurden bei der Auswertung der Interviews nicht mitberücksichtig und<br />

hatten demzufolge keinen Einfluss auf die Ergebnisse.<br />

Das Interviewsetting<br />

Die Personen wurden in unterschiedlichen Settings befragt. In den meisten Fällen fand vor dem<br />

Termin ein kurzes Telefongespräch statt, in welchem der Zeitpunkt und der Ort des Interviews<br />

abgeklärt wurden. Im Telefongespräch wurde nachgefragt wo und wie sie in einem Verein tätig sind<br />

und darüber informiert, dass das Interview auf Tonband aufgenommen wird.<br />

Die Interviews wurden in Kaffees, bei den Personen Zuhause oder bei der Arbeit durchgeführt. Ein<br />

Interview wurde teilweise während einer Autofahrt aufgezeichnet.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 19


Zur Transkription<br />

Die Interviews wurden alle nach der im Vorfeld festgelegten Transkriptionsregel transkribiert (vgl.<br />

Anhang D). Es erschien angemessen, die Transkription der Interviews in einem etwas<br />

eingeschränkteren Rahmen zu transkribieren und nicht alle Details schriftlich zu erfassen.<br />

Wie in Flick (2007) angeführt wird, benötigt die wortgenaue Transkription aller Informationen viel Zeit<br />

und Energie. Dieser Aufwand soll vorzugsweise in die Interpretation investiert werden. Weiter sind zu<br />

detaillierte und zu ausführliche Transkripte schwer lesbar und hindern die Zugänglichkeit des Textes<br />

und Inhaltes.<br />

Als Schwierigkeit bei der Transkription erwies sich hauptsächlich die Sprache. Oftmals war das<br />

Gesprochene des Interviewpartners/in, trotz Nachfragen während des Gesprächs, nicht ganz oder gar<br />

nicht verständlich.<br />

Erstellen des Interviewleitfadens<br />

Wie bereits erwähnt, bildete die Theorie des geplanten Verhaltens die Grundlage und den Rahmen für die<br />

Erhebungen in dieser Arbeit. Die drei Komponenten zur Ermittlung der Intention, die Einstellungen und<br />

Meinungen, die subjektive Norm und die wahrgenommene Verhaltenskontrolle bildeten die drei Frageblöcke des<br />

Interviews.<br />

Diese Grundlagen sollten dazu dienen, ein möglichst genaues und umfangreiches Abbild der<br />

Einstellungen und der Beweggründe zur Freiwilligenarbeit zu ermitteln.<br />

Zu folgenden Themenblöcken wurden Fragen gestellt (vgl. Anhang A):<br />

Meinungen und Einstellung gegenüber dem Verhalten:<br />

Subjektive Normen:<br />

o Die spezifische Einstellung dem Verhalten (formelle Freiwilligenarbeit) gegenüber.<br />

o Positive oder negative Bewertung des Objektes auf kognitiver, affektiver und<br />

verhaltensorientierter Ebene.<br />

o Die Überzeugungen, wie andere, wichtige Menschen das betreffende Verhalten<br />

urteilen.<br />

o Die individuelle Wahrnehmung des sozialen Umgebungsdrucks, ein bestimmtes<br />

Verhalten durchzuführen oder zu unterlassen.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 20


o Meinung der Person, dass bestimmte Personen oder Gruppen erwarten, sie sollte<br />

Wahrgenommen Verhaltenskontrolle:<br />

beziehungsweise sollte nicht sich entsprechend verhalten und ihre Motivation diesen<br />

Erwartungen Folge zu leisten<br />

o Die Leichtigkeit, mit der das Verhalten nach Überzeugung des Befragten<br />

durchführbar ist.<br />

o Das Mass der Kontrolle ein bestimmtes Verhalten auszuführen<br />

Abschliessend wurde eine Frage bezüglich der Wünsche und der Zukunft der formellen<br />

Freiwilligenarbeit im Verein gestellt.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 21


3.2 Das Auswertungsverfahren<br />

Die Analyse und Auswertung der Gesprächsdaten sowie die Entwicklung der Kategorien basierten auf<br />

einem qualitativen Verfahren. Bei der Auswertung wurde die qualitative Inhaltsanalyse gewählt.<br />

3.2.1 Die qualitative Inhaltsanalyse<br />

Gemäss Mayring (2010) ist die Kommunikation Gegenstand der Inhaltsanalyse und in der Regel<br />

handelt es sich dabei um Sprache, Musik und Bilder. Die Kommunikation liegt in irgendeiner Form<br />

protokolliert und aufgezeichnet vor. Die qualitative Inhaltsanalyse hat den Anspruch systematisch und<br />

regelgeleitet vorzugehen, damit auch andere die Analyse verstehen, nachvollziehen und überprüfen<br />

können. Das Material wird theoriegeleitet analysiert, interpretiert und jeder Analyseschritt soll aufgrund<br />

des jeweiligen Theoriehintergrundes durchgeführt werden. Die qualitative Inhaltsanalyse verfolgt das<br />

Ziel, das Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben und durch die<br />

Sammlung der Textteile immer noch ein Abbild des Grundmaterials gewährleistet ist.<br />

Das inhaltsanalytische Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass während und nach der Transkription,<br />

beziehungsweise der Aufarbeitung des Materials, Kategorien zur Auswertung gebildet werden können.<br />

Es handelt sich um einen Austauschprozess zwischen dem Material und dem theoretischen<br />

Vorverständnis. Angesprochen ist eine Art Wechselspiel zwischen theoretischen Überlegungen auf der<br />

Basis von der Auseinandersetzung mit Literatur und Theorie sowie mit Erfahrung und Beobachtungen<br />

im Forschungsfeld (Schmidt, 2005).<br />

Theoretische Vorannahmen können hier bereits verändert und in Frage gestellt werden. Das<br />

inhaltsanalytische Verfahren wurde gewählt, da einerseits die Grundlage der Befragung theoriegeleitet<br />

war, andererseits die Fragestellung einen bestimmten Handlungshintergrund für ein bestimmtes<br />

Verhalten aufzeigen möchte. Deshalb erschien die qualitative Inhaltsanalyse das angemessenste<br />

Auswertungsverfahren.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 22


3.2.2 Auswertungstechnik<br />

Die Technik der qualitativen Inhaltsanalyse wurde gewählt weil sie dazu dient, das theoriegeleitete und<br />

regelgeleitete Textverstehen und Textinterpretieren zu beschreiben. Im Bereich der qualitativen<br />

Inhaltsanalyse werden drei voneinander unabhängigen Grundformen der Analysentechnik<br />

unterschieden: die Zusammenfassung, die Explikation und die Strukturierung (Mayring, 2010). Im<br />

Rahmen dieser Bachelor Thesis erfolgte die Auswertung zusammenfassend und strukturiert. Ziel war<br />

eine Reduktion des Materials, das die Datenmenge bei Erhalt der wesentlichen Inhalte überschaubar<br />

machte. Durch die Einschätzung des Materials aufgrund entsprechender Ordnungskriterien konnten<br />

darüber hinaus bestimmte Aspekte aus dem Material herausgefiltert werden (Mayring, 2010). Die<br />

sorgfältige Auswertung des empirischen Materials und der Abgleich mit den theoretischen Grundlagen<br />

sollen zu fallspezifischen Erkenntnissen über die Beweggründe und Einstellungen der Migrantinnen<br />

und Migranten dienen.<br />

Entwicklung der Kategorien<br />

In einem ersten Schritt wurde ein Ordnungsmuster auf der Basis des Leitfadeninterviews<br />

beziehungsweise der Theorie gebildet. Die Kategorien sind anhand der Fragen des Leitfadeninterviews<br />

strukturiert worden, was der deduktiven Kategorienbildung zukommt. Die deduktive<br />

Kategorienbildung stellt voraus, dass im Vorfeld Kategorien festgelegt werden und dass anhand dieser<br />

Ordnungskriterien eine Auswertung des Materials stattfinden kann (Mayring, 2010). Die Begründung<br />

für dieses Vorgehen ist, dass die Frage nach den Einstellungen zur Freiwilligenarbeit und nach den<br />

Beweggründen für das Verhalten einen theoretischen und demnach auch strukturierten Hintergrund<br />

aufwies.<br />

Die deduktiven Kategorien bilden die Oberkategorien und teilweise die Subkategorien. Die<br />

Oberkategorien wurden mit entsprechenden Codes (I – IV) versehen und anhand der theoretischen<br />

Grundlage definiert. Die deduktiven Subkategorien wurden auf Grundlage der Fragen aus dem<br />

Leitfadeninterview (vgl. Anhang A) gebildet, entsprechende Kodierregeln wurden erstellt und<br />

Ankerbeispiele gegeben (vgl. Anhang D).<br />

In einem zweiten Schritt ist das bereits kategorisierte Material überarbeitet und zusammengefasst<br />

worden, um induktive Kategorien zu bilden. Die induktive Kategoriendefinition leitet die Kategorien<br />

direkt aus dem Material ab, ohne sich auf vorab formulierte Theorienkonzepte zu beziehen (Mayring,<br />

2010). Im Auswertungsprozess wurde ersichtlich, dass sich weitere Subkategorien aus den bereits<br />

festgelegten deduktiven Subkategorien bildeten (vgl. Anhang D).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 23


Die Kodierregeln der induktiven Subkategorien basieren auf den Häufigkeiten der Aussagen der<br />

befragten Personen und beschreiben die meist genannten Aussagen zu einer bestimmten Frage. Die<br />

induktiven Subkategorien erwiesen sich in der Überarbeitung und Auswertung der zentralen<br />

Fragestellung dieser Bachelorarbeit als massgebend. In der Darstellung der Ergebnisse wurden die<br />

induktiven Subkategorien in kursiver Schrift gekennzeichnet und nach den meist genannten Aussagen<br />

geordnet.<br />

Der Inhalt der deduktiven und induktiven Subkategorien konnte anhand der untenstehenden Skala<br />

gegliedert werden:<br />

1 – 3 Personen: wenige, einzelne, vereinzelt, selten<br />

4 – 6 Personen: einige, mehrere, viele, häufig, meistens<br />

7 – 9 Personen: sehr viele, sehr häufig, fast alle, mehr als die Hälfte, mehrheitlich<br />

9 – 9 Personen: alle<br />

Bei Bedarf wurden die Ergebnisse mit einem oder mehreren Zitaten aus den Interviews untermauert.<br />

Die Darstellung der Ergebnisse zeigt - basierend auf dem theoretischen Hintergrund (vgl. Kapitel 2.2) -<br />

in einem ersten <strong>Teil</strong> die Einstellungen und die Meinungen (Code I) der Migrantinnen und Migranten sowie<br />

ihre kognitiven, affektiven oder verhaltensorientierten Bewertungen. Der zweite <strong>Teil</strong> macht die subjektiven<br />

Normen (Code II) und der dritte <strong>Teil</strong> die wahrgenommene Verhaltenskontrolle (Code III) deutlich. Der vierte<br />

und letzte <strong>Teil</strong> fasst die Wünsche (Code IV) der Migrantinnen und Migranten bezüglich der formellen<br />

Freiwilligenarbeit zusammen.<br />

Die Kategorisierung und Auswertung des Materials erfolgte computergestützt. Dazu wurde das<br />

Programm MAXQDA 10 verwendet.<br />

10 http://www.maxqda.de/<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 24


<strong>Teil</strong> IV: Ergebnisse<br />

In Lamnek (2010) wird darauf hingewiesen, dass die qualitativ gewonnenen Ergebnisse zwar<br />

generalisiert werden, jedoch nicht verallgemeinernd, sondern typisiert werden sollen. Das Ziel der<br />

Typisierung ist die Identifikation eines Sets von sozialen Handlungsmustern in einem bestimmten<br />

Untersuchungsfeld. Dies geschieht mit dem Verzicht auf die Anzahl der Muster und dem Umstand,<br />

dass ein Muster nicht immer in allen Einzelheiten den Handlungsfiguren (hier den Migrantinnen und<br />

Migranten) entspricht.<br />

Die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Interviews beziehen sich auf die Typisierung. Es werden<br />

Handlungsmuster von Migrantinnen und Migranten im Zusammenhang der formellen<br />

Freiwilligenarbeit identifiziert. Die Aussagen und genannten Beispiele der befragten Migrantinnen und<br />

Migranten werden zusammengefasst, und zwar im Wissen, dass die Muster nicht in allen Einzelheiten<br />

auf die Migrantinnen und Migranten zugeschnitten sind.<br />

4.1 Meinungen und Einstellungen zur formellen Freiwilligenarbeit (Code I)<br />

Die Fragen nach Meinungen und Einstellungen zielten darauf ab herauszufinden, welches die Gründe<br />

und Auslöser für die Freiwilligenarbeit und welches die affektiven, kognitiven und verhaltensbezogenen<br />

Bewertungen der Freiwilligenarbeit sind.<br />

Abbildung 3: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (Eagly & Chaiken, 1993, S.187)<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 25


Gründe für die formelle Freiwilligenarbeit (I)<br />

Im Folgenden werden die Gründe der befragten Migrantinnen und Migranten, formelle<br />

Freiwilligenarbeit zu leisten, herbeigeführt: im ersten <strong>Teil</strong> die Gründe auf der Ebene der kognitiven<br />

Bewertungen und der Einstellungen zur formellen Freiwilligenarbeit (Wahrnehmungsreaktionen,<br />

verbale Überzeugungen, Wissen, Glauben, Vorstellungen und Urteile) und im zweiten <strong>Teil</strong> die Gründe<br />

mit Blick auf die Bewertung der affektiven Prozesse (Emotionen und Gefühle, die vom<br />

Einstellungsobjekt ausgelöst werden oder die gegenüber dem Einstellungsobjekt vorhanden sind ). Die<br />

Anordnung der genannten Gründe ergibt sich aus den meist gemachten Aussagen.<br />

Eigener Kulturkreis und allgemeine Gesellschaft unterstützen<br />

Die Mehrheit der Interviewpartnerinnen und Partner sehen in ihrer Freiwilligenarbeit nicht nur eine<br />

Unterstützung des eignen Kulturkreises, sondern auch der allgemeinen Gesellschaft. Es wurde deutlich,<br />

dass sehr vielen der Befragten die Unterstützung und Entwicklung der Gesellschaft, in der sie jetzt<br />

leben, ein Anliegen ist. Einerseits wollen sie mit der formellen Freiwilligenarbeit die Menschen aus<br />

ihrem Herkunftsland bei deren Integration unterstützen und ihnen das politische und rechtliche System<br />

der Schweiz näher bringen. N1 äusserte sich folgendermassen dazu:<br />

„Weil ich denke, wenn wir eine bessere Schweiz für Ausländer haben, dann würde mein Sohn morgen<br />

mit stolzen Kopf laufen. Und für das schaffe ich“ (N1 00:07:48-1).<br />

Nach T1 ist es wichtig, andere Migrantinnen und Migranten mit dem politischen und rechtlichen<br />

System der Schweiz vertraut zu machen:<br />

„ Sowohl das Ausländergesetz als auch das revidierte Asylgesetzt, soll verschärft und ihre Rechte wird<br />

abgekürzt. Und worum es geht (...) wir müssen auch erklären warum die rechtliche und bürgerliche<br />

Partei so ein populistischen Weg über die Migranten machen...“ (T1 00:11:21-7).<br />

Andererseits wurde häufig erwähnt, dass mit der formellen Freiwilligenarbeit nicht nur die ganze<br />

Gesellschaft unterstützt, sondern einen <strong>Teil</strong> davon auch an der Nachhaltigkeit der Gesellschaft<br />

beigetragen werde: „Ich bin ein <strong>Teil</strong> in diesem sozialen System und ich muss etwas auch zurückgeben.<br />

Ich bekomme etwas und ich gebe zurück, damit das nachhaltig bleibt und damit auch neue Leute da<br />

reinkommen“ (S 2: 00:12:28-8).<br />

N3 begründet ihr freiwilliges Engagement folgendermassen: „Die Anliegen der Gesellschaft positiv<br />

weiter zu tragen...“ (N3 00:17:46-9).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 26


Beitrag zur Integration leisten<br />

Ein grosser <strong>Teil</strong> der Befragten erkennt in der freiwilligen Aktivität ebenfalls das eigene Interesse an der<br />

Integrationsförderung. Die Mehrheit der Vereine und die Aktivitäten der Befragten zielen darauf ab,<br />

neue Migrantinnen und Migranten in ihrem Aufnahmeprozess zu begleiten oder auch sprachliche<br />

Hilfen und Übersetzungsarbeiten anzubieten: „ Die Idee ist von mir gekommen, dass wir in der<br />

Schweiz unbedingt so ein Kommunikationsmittel (gemeint ist eine Zeitung, Anmerkung der Autorin)<br />

schaffen, damit die Leute die welche nicht gut Deutsch können (...) gute Beziehung mit den<br />

einheimischen Leuten haben, gut zu informieren wo was in der Schweiz geht, was ihre Rechte sind...“<br />

(T1 00:04:51-3).<br />

In fast allen Gesprächen wurde erwähnt, dass die Freiwilligenarbeit als Integrationsförderung<br />

angesehen werde, d.h. der Wille wurde ausgesprochen, die Landsleute zu unterstützen, damit sie in<br />

ihrer Aufnahmegesellschaft Fuss fassen können:<br />

We are encourage living together because I mean you are in this society and it is necessary that you and<br />

your host that would be a binding factor. (...) You can’t express your views unless you exchange your<br />

ideas with each other...so our main objectives is simplify the integration of the africans in the new<br />

community“ (N2 00:16:24-2).<br />

Hinsichtlich der Integration wurde erwähnt, dass von Institutionen oder Leuten abhängige<br />

Migrantinnen und Migranten selbstständig werden sollen. S1 äusserte sich in diesem Zusammenhang<br />

deutlich: „ I don’t like that always anybody dont have to depending on switzerland or other people,<br />

they have to be selbstständig“ (S1 00:19:50-2).<br />

Verantwortung und Pflicht<br />

Viele der Interviewten leisten formelle Freiwilligenarbeit aus Verantwortungs- und Pflichtgefühl. Sie<br />

nehmen also die formelle Freiwilligenarbeit auch als eine Verantwortung oder Pflicht wahr: „Wir haben<br />

Recht und Pflicht und jeder muss dazu etwas geben“ (S3 00:06:44-3).<br />

Auf diese Weise wollen sie, dass sich die anderen Migrantinnen und Migranten in der Schweiz wohl<br />

und sicher fühlen: „ Ich will immer Leute helfen, weil ich habe viel erlebt und niemand hat mir<br />

geholfen und ich denke wenn jemand immer Verantwortung für Helfen würde nehmen, das wäre<br />

besser.“ (N1 00:15:16-6)<br />

„Irgendjemand muss die Verantwortung übernehmen (...). Es muss erledigt werden, ob ich oder<br />

irgendjemand das macht (...) ob meine Arbeit geschätzt ist oder nicht, die Pflichtbewusstsein ist auch<br />

sehr wichtig.“ (N3 00:15:59-1).<br />

Ausserdem wurde geäussert, die Verantwortung bestehe darin, die langjährige und mühselige<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 27


Aufbauarbeit weiter zu führen; eine Verantwortung gegenüber den anderen Personen im Verein sei wie<br />

folgt zu verstehen: „As proud founders of this Forum which is united People bringing some sort of<br />

happiness to People we have to strive hard to see that it does not die“ (N2 00:10:36-9).<br />

Herkunft nicht vergessen<br />

Einzelne der befragten Migrantinnen und Migranten machten im Interview deutlich, dass es ihnen<br />

wichtig ist, ihre Herkunft nicht zu vergessen. Mit ihrem freiwilligen Engagement möchten sie einen<br />

Beitrag dazu leisten, die Sprache und die Kultur ihres Herkunftslandes aufrecht zu erhalten. Jemand<br />

wies darauf hin, dass er seine Kultur auch hier zu pflegen gedenke, weil er vielleicht eines Tages in seine<br />

Heimat zurückkehren wird.<br />

Politische Interessen und Hintergründe<br />

Diverse Befragte verfolgen politische Absichten oder haben einen politischen Lebenshintergrund.<br />

Diese Intention und Prägung führte zum freiwilligen Engagement in einem Verein:<br />

„Ich entstamme marxistischen Wurzeln ... deswegen kommt die Frage was den Freiwilligenarbeit ist,<br />

weil es in der Gesellschaft Ungerechtigkeit gibt und Verteilungsprobleme bestehen.“ T1(00:01:57-5 ).<br />

Einerseits äusserte sich dieses politische Engagement dadurch, dass sie ihre politischen Interessen im<br />

Ankunftsland vertreten und ihre Landsleute dazu motivieren möchten, soweit wie möglich aktiv am<br />

politischen Geschehen teilzunehmen. Andererseits wurde auch ausdrücklich erwähnt, dass sie für eine<br />

demokratische Schweiz sind und dies auch gewissenhaft unterstützen. Auch wurden persönliche<br />

politische Anliegen hinsichtlich des freiwilligen Engagements geäussert: „Wir waren politische Partei,<br />

deswegen wir wollten helfen“ (T3 00:12:12-4).<br />

Die Gründe für die Freiwilligenarbeit, welche auf einer affektiven Ebene bewertet wurden, sind<br />

nachfolgend dargestellt:<br />

Herzensangelegenheit<br />

Charakteristisch für die Gespräche, waren die Aussagen die auf einer Gefühlsebene geäussert wurden.<br />

Alle der Befragten erwähnten im Gespräch, dass ihre Freiwilligenarbeit eine Herzensangelegenheit sei:„<br />

Weil ich bin eine Mutter und ich habe ein Herz“ (N1 00:07:43-2). Oder wie S2 beschriebt: „ Es muss<br />

innerlich, ganz innerlich von dem Herzen her ausgelebt werden “ (S2 00:24:32-8).<br />

Dass die Freiwilligenarbeit eine vom Herzen kommende Arbeit sei, die der eigenen sowie der Seele der<br />

anderen wohl tue, war ein häufiges Argument, das oft leidenschaftlich vertreten wurde. So wird die<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 28


Freiwilligenarbeit als eine Leidenschaft beschrieben, die man in sich haben muss. Denn ansonsten sei<br />

man nicht fähig, sie auszuführen und mit sich selbst zufrieden zu sein: „Ja, ich sage manchmal meiner<br />

Frau...wenn ich diese nicht...wenn ich nicht mache, dann ich bin sterbe“ (S3 00:29:54-1).<br />

Bei vielen Befragten steht eine starke emotionale Bindung zu ihrer Arbeit im Vordergrund.<br />

Einzelne Personen bemerkten in den Gesprächen, formelle Freiwilligenarbeit zu leisten, weil sie den<br />

Austausch mit Gleichgesinnten brauchen. Dazu äusserte sich S2 folgendermassen:<br />

„Ich austausche die, ich kenne sehr viele Menschen und das macht Freude (S2 00:15:53-0).<br />

Auslöser für die Arbeit im Verein (I)<br />

Die Auslöser für die Freiwilligenarbeit waren bei den Befragten sehr unterschiedlich. Folgende<br />

Tendenzen waren erkennbar:<br />

o Zu wenig Information über die Situation in der Schweiz. (Wie ist das politische System<br />

aufgebaut, welche Werte, Erwartungen und Umgangsformen sind in der Schweiz üblich)<br />

o Die schweizerische und die eigene Kultur zusammenbringen, sowie Ideen austauschen, um<br />

erfolgreich zusammen zu arbeiten.<br />

o Aufgrund eigener Erfahrung im Heimatland (Krieg und Armut) ist man heute freiwillig in<br />

einem Verein engagiert.<br />

o Wünsche und Bedürfnisse in der Gesellschaft aufdecken<br />

o Gemeinschaft mit Gleichgesinnten pflegen, zum Beispiel im Rahmen einer Lesegruppe oder<br />

eines Kulturvereins, Tanz- und vor allem Sprachkursen besuchen, um an entsprechend<br />

politischen und aktuellen Diskussionen teilzunehmen.<br />

o Den beruflichen Hintergrund/Kompetenzen in einem anderen Umfeld anwenden, etwas Neues<br />

lernen und Erfahrungen sammeln<br />

Die Auslöser für Aktivitäten in Vereinen oder in Organisationen werden auf der affektiven, kognitiven<br />

und der verhaltensorientierten Ebene bewertet. Es handelt sich um Gefühle und Emotionen (Wünsche und<br />

Bedürfnisse der Gesellschaft abzudecken), die kognitive Prozesse (zu wenig Informationen, Ideen<br />

austauschen) und verhaltensorientierte Prozesse (berufliche Erfahrungen anwenden und sammeln)<br />

hervorrufen, welche für die Befragten bei der Entscheidung des Engagements eine Rolle spielten.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 29


Unterschied zur beruflichen Tätigkeit und Freiwilligenarbeit (I)<br />

Ausgenommen von der Bezahlung sieht die Mehrheit der Befragten keinen Unterschied zwischen der<br />

Freiwilligenarbeit und der bezahlten Arbeit: „Der einzige Unterschied den man sieht ist, das der eine<br />

wird bezahlt und der andere nicht“ (N3 00:06:33-4).<br />

Die meisten arbeiten mit viel Leidenschaft und sehen in ihrer bezahlten Arbeit auch den Sinn für eine<br />

Unterstützung:„ I have working in a hospital, this also a I think this is my work also like social work.“<br />

(S1 00:13:09-4).<br />

Für T1 stellt die bezahlte Arbeit lediglich eine Finanzierung für den Lebensunterhalt dar: „Ich muss<br />

mich finanzieren damit ich besser die Freiwilligenarbeit leisten kann...“ (T1 00:17:12-2).<br />

Bei der Bewertung des Unterschiedes zur beruflichen Tätigkeit waren kognitive sowie<br />

verhaltensorientierte Prozesse massgebend. Es wurde verdeutlicht, dass die Freiwilligenarbeit kaum<br />

einen Unterschied macht und wenn, dann nur hinsichtlich der Bezahlung. Der Wille zur<br />

Freiwilligenarbeit ist sehr stark und die Handlungen sind dementsprechend klar definiert.<br />

Ein besserer Mensch sein (I)<br />

Nur vereinzelte Personen fanden, dass sie sich aufgrund ihres Engagements als guter Mensch<br />

bezeichnen können. Eine beispielhafte Aussage machte dazu S2:<br />

„Ich könnte eine Reise machen oder ein Bad machen oder sogar schlafen... in diese weise bin ich wenig<br />

egoistisch oder vielleicht wenig individualistisch geschaut“ (S2 00:13:47-9).<br />

Es wurde unterstrichen, dass man auch ohne die Leistung von Freiwilligenarbeit ein guter Mensch sein<br />

kann: „Ich glaube nicht, nur weil man wird ein besserer Mensch weil man freiwillig macht“ (N3<br />

00:04:57-6).<br />

Bezug zur informellen Freiwilligenarbeit (I)<br />

Für viele der Befragten gehört das informelle freiwillige Engagement ebenfalls zu den festen Aufgaben<br />

ihres Leben. Sie äusserten sich positiv zur informellen Freiwilligenarbeit und es ist aus ihrer Sicht<br />

selbstverständlich, sich auch ausserhalb des Vereines freiwillig zu engagieren: „Beide sind eigentlich<br />

gleich. Ich meine, ob ich freiwillig meine Nachbarn engagiere oder in einem Verein engagiert. Ich<br />

mache beide mit gleicher Leidenschaft und das spielt keine Rolle wo ich Freiwilligenarbeit tätige“ (N3<br />

00:07:24-8).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 30


Freiwilligenarbeit im Heimatland (I)<br />

Diverse Personen unter den befragten Migrantinnen und Migranten verwiesen darauf, dass sie bereits<br />

in ihrem Heimatland Freiwilligenarbeit geleistet hätten. Einzelne von ihnen sind auch heute noch<br />

freiwillig in ihrem Heimatland aktiv - sei es im Rahmen von Hilfsprojekten oder durch Spenden. N1<br />

war und ist immer noch in ihrem Heimatland tätig, für sie sei es wichtig, dass dort weiterhin Leute<br />

freiwillig arbeiten: „In Nigeria war ich viel freiwillig tätig. Ja weil es gibt mehrere arme Leute in Nigeria,<br />

es hat nicht zu tun nur mit Information es hat zu tun mit Essen, Kleider ...und Leben“ (N1 00:17:53-3).<br />

Eine andere Person meinte, sie würde im Herkunftsland sogar mehr Freiwilligenarbeit leisten, zumal sie<br />

dort über einen höheren Lohn verfüge und somit mehr Ressourcen für das freiwillige Engagement zur<br />

Verfügung hätte.<br />

Die verhaltensorientieren Bewertungen zeichneten sich in diesem Fall deutlich ab. Im Zusammenhang<br />

mit dieser Frage äusserten sich konkrete Verhaltensabsichten oder Handlungen (Spenden und<br />

Hilfsprojekte).<br />

Zustand von Zufriedenheit (I)<br />

Mehr als die Hälfte der Befragten äusserte eine starke Zufriedenheit und eine innere Befriedigung, die<br />

ihnen dank ihrer Freiwilligenarbeit eigen sei. Diese Zufriedenheit und Befriedigung drückte sich<br />

unterschiedlich aus. Viele empfinden es als eine grosse Zufriedenheit, wenn sie sehen, dass ihr Umfeld<br />

oder die direkt Beteiligten glücklich sind. Einige Aussagen über die Zufriedenheit werden folgend<br />

dargestellt:<br />

„If you do something and the people are happy about it, you know, thats a motivation. It is not only<br />

the amount you get“ (N2 00:10:09-9).<br />

„ Ja, ich habe gern, das macht mich glücklich (...) das ist eine gute Gefühl“ (T3 00:05:14-3).<br />

„Jeder Mensch muss zufrieden sein, besonders freiwillige soziale Mitarbeiter“ (S3 00:20:01-0).<br />

„Wenn ich die Leute anschauen und sie sind zufrieden, dann bin ich auch zufrieden“ ( N1 00:12:15-5).<br />

Die Zufriedenheit bei der formellen Freiwilligenarbeit gibt vielen der Interviewten auch den Antrieb,<br />

die Arbeit weiterhin auszuüben, wie bei S2 deutlich wurde:<br />

„ Die Eltern sind sehr dankbar, Kinder sind sehr dankbar und dann sieht man ein Produkt ist<br />

entstanden, das ist sehr enorme Kraft“<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 31


Man kann sagen, dass fast alle befragten Migrantinnen und Migranten eine starke Zufriedenheit oder<br />

Befriedigung durch freiwilliges Engagement erfahren durften.<br />

Zwischenfazit: Einstellungen und Meinungen zur formellen Freiwilligenarbeit (Code I)<br />

Sehr deutlich war zu erkennen, dass mehr als die Hälfte der Befragten hinsichtlich ihres Kulturkreises<br />

oder der ganzen Gesellschaft durch ihre Freiwilligenarbeit einen persönlichen Beitrag leisten möchten.<br />

Einerseits gibt es klare Vorstellungen, welche Verantwortungen und Pflichten sie gegenüber ihren<br />

Landsleuten und der Schweiz zu tragen haben. So zum Beispiel der Integrationsaspekt oder die<br />

Auffassung, dass das Bewusstsein der eigenen Wurzeln nicht in Vergessenheit geraten soll. Andererseits<br />

wurde auch deutlich, dass der Grund formelle Freiwilligenarbeit zu leisten, aus dem Herzen kommt.<br />

Diese affektiven Aussagen sind jedoch schwer zu vereinheitlichen und klar zu definieren.<br />

Gleichzeitig war durchgängig erkennbar, dass die Freiwilligenarbeit zu einer gewissen inneren<br />

Zufriedenheit führt. Auch wenn oftmals Ressourcen wie Geld und Zeit fehlen, die eine aktivere<br />

Betätigung in den Vereinen unterstützen würde, blieb bei den Befragten eine allgemeine Zufriedenheit<br />

spürbar.<br />

Die Meinungen und Einstellungen zur formellen Freiwilligenarbeit wurden tendenziell positiv bewertet,<br />

d.h. es wurden hierzu sehr wenige negative Äusserungen gemacht.<br />

Die Meinungen zur formellen Freiwilligenarbeit unterscheiden sich dort, wo es um Gründe und<br />

mögliche Auslöser zum Engagement geht. Ansonsten formte sich eine deutliche Meinung heraus:<br />

Formelle Freiwilligenarbeit leistet man aus dem Gefühl einer inneren Überzeugung<br />

(Herzensangelegenheit) heraus, deren praktische Anwendung im Verein zu einer allgemeinen<br />

Zufriedenheit führt.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 32


4.2 Subjektive Normen (Code II)<br />

Die Fragen zu den subjektiven Normen beruhten auf dem Hintergrund herauszufinden, welches die<br />

Überzeugungen und Erwartungen der Menschen im Umfeld, bezüglich der Freiwilligentätigkeiten, sind.<br />

Auch die Erwartungen, die an das Umfeld gestellt werden, spielten eine Rolle.<br />

Abbildung 4: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (Eagly & Chaiken, 1993, S.187)<br />

Freiwillige und ihr Umfeld (II)<br />

Bei einer grossen Anzahl der Befragten sind auch Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte in einem<br />

Verein tätig. In den meisten Fällen sind diese Leute jedoch anderswo aktiv.<br />

In einem Fall war die Befragte in ihrem Verein die einzige weibliche und aktive Person aus ihrer<br />

Nation. Sie begründete dies damit, dass viele der Frauen aus ihrem gleichen Kulturkreis sich<br />

ausschliesslich um die Familie kümmern würden. Oft ist auch die Angst vor der ihnen fremden<br />

Gesellschaft ausschlaggebend, was sie davon abhält, sich in formeller Freiwilligenarbeit zu engagieren.<br />

Interessant war in diesem Zusammenhang zu erfahren, dass viele der Befragten mit Freiwilligenarbeit<br />

aufgewachsen sind.<br />

Sie kamen oft aus einem Umfeld, in dem die Freiwilligenarbeit vorherrschender Aspekt war, um die<br />

gegebenen Verhältnisse der heimatlichen Gesellschaft voranzutreiben. Viele sprachen von<br />

Familienmitgliedern, die bereits im Heimatland freiwillig tätig waren.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 33


Gründe, warum Leute freiwillig aktiv sind (II)<br />

Es wurden unterschiedliche Gründe für die Freiwilligenarbeit von anderen Leuten genannt:<br />

o Wunsch zur Verbesserung der Gesellschaft, in der man lebt<br />

o Herzensangelegenheit<br />

o Hobby<br />

o Religion<br />

o Politisches Engagement<br />

Gründe, warum Leute freiwillig aktiv sein sollten (II)<br />

Genannt wurden:<br />

o Freiwilligenarbeit gibt Zufriedenheit<br />

o Gemeinsam kann man mehr erreichen<br />

o Unterstützung im Verein wichtig<br />

o Demokratie unterstützen<br />

Es wurde vereinzelt darauf hingewiesen, dass es besser sei, keine Freiwilligenarbeit zu leisten, wenn<br />

man den Verpflichtungen nicht nachkommen kann – wie zum Beispiel von N3 erwähnt: „Wenn man<br />

sich freiwillig engagieren tut sollte man sich wünschen und bereit, weil sobald du dich freiwillig<br />

engagierst ist ein Pflicht daran verbunden“ (N3 00:12:33-7). Ebenfalls sei es wichtig, die<br />

Freiwilligenarbeit mit Leidenschaft auszuüben.<br />

Es sollten noch mehr Leute im Umfeld Freiwilligenarbeit leisten (II)<br />

Mehr als die Hälfte der Befragten äusserten deutlich, wie wichtig es sei, dass das unmittelbare Umfeld<br />

sich auch freiwillig engagiert. So T2 dazu: „ Ja das gehört einfach dazu, wenn jemand Kapazität hat und<br />

Möglichkeit hat. Ja das ist wichtig...“ (T2 00:17:13-9).<br />

Es wurden öfters Äusserungen zur Einsicht gemacht, gemeinsam könne man mehr erreichen und<br />

deshalb sei man auf weitere Mitglieder angewiesen. Einige unter den Interviewten erwähnten in diesem<br />

Zusammenhang die Bedeutung der <strong>Teil</strong>nahme und Mitgliedschaft von Jugendlichen. Diese würden sich<br />

nämlich sehr darum bemühen, Nachwuchs für ihren Verein zu finden.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 34


Bedeutung der Wertschätzung der Freiwilligenarbeit (II)<br />

In den Gesprächen wurde selten offen erwähnt, dass es wichtig sei, Unterstützung und Dankbarkeit für<br />

die geleistete Arbeit zu bekommen. Die Menschen, die sich für die Freiwilligenarbeit entscheiden,<br />

übernehmen auch Verantwortung: „ Also ob mein meine Arbeit geschätzt ist oder nicht, ist eine Sache<br />

von Pflichtbewusst sein. Das es Sachen muss gemacht werden. Ob es gelobt ist oder nicht“ (N3<br />

00:14:39-2).<br />

Rückmeldungen und Meinungen des Umfelds (II)<br />

Hinsichtlich der Rückmeldungen über ihre Freiwilligenarbeit kristallisierten sich unterschiedliche<br />

Tendenzen heraus.<br />

Alle Befragten konnten über positive Rückmeldungen von ihrem Umfeld berichten. Die Form der<br />

Rückmeldungen äusserte sich unterschiedlich. Einige erhalten als Vorstandsmitglieder oder in der<br />

Funktion des/der Präsidenten/in Anerkennung, andere bekommen ein Dankeschön für ihr<br />

Engagement bei der Organisation verschiedener Projekte, wie zum Beispiel bei Fussballturnieren,<br />

Übersetzungsdiensten oder Beratungen. Viele der Befragten bekommen ein generelles Lob und<br />

Anerkennung für ihre Arbeit:<br />

„Ja, das wird geschätzt sehr geschätzt“ (T2 00:17:37-2). Oder wie N3 erwähnte: „Natürlich bekommt<br />

man positive Echo, natürlich bekomme ich, das ist auch Genugtuung, dass die Empfänger das ist der<br />

Verein oder meine ganze Gesellschaft schätzt, sie schätzen diesen Input, diese Engagement sehr“ (N3<br />

00:13:09-8).<br />

Es wurde dargelegt, in welchem Masse es wichtig ist, Rückmeldungen über die positiven und/oder<br />

negativen Verhältnisse im entsprechenden Verein zu erhalten:<br />

„Was wir weiter machen, wir bekommen schon Kritik von unsere Leute die unsere Zeitung irgendwie<br />

überblickt haben auch an unsere Veranstaltungen teilgenommen haben...“ (T1 00:16:36-9).<br />

Negative Rückmeldungen bekommen die befragten Personen eher selten, wenn von<br />

Familienmitgliedern, die oftmals zu kurz kommen. Viele der Befragten verdeutlichten, dass ihre<br />

Angehörigen Rücksicht auf sie nehmen müssen oder dass sie nicht verstehen würden, warum sie noch<br />

freiwillig arbeiteten, wenn sie doch ohnehin nicht viel Geld und Zeit zur Verfügung hätten. Als Beispiel<br />

die Aussage von S3:<br />

„Er (der Sohn, Anmerkung der Autorin) mich manchmal fragen, warum Papi du machen so viel aber<br />

du hast nicht genug verdienen immer noch...“ (S3 00:19:16-8).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 35


Weitere Rückmeldungen mit negativer Tendenz ergaben sich in Form von Misstrauen. Es gäbe<br />

Menschen, die den Eindruck hinterlassen, mit der Freiwilligenarbeit Geld zu machen: „Yes, they think<br />

we are getting a lot of money but I always tell them, look if you want the accounts of us you are free<br />

even if you are not a member, you can come to our office to see our account and I show you<br />

everything“ (N3 00:20:23-1 ).<br />

Weiter wurde vereinzelt geäussert, die Freiwilligen hätten den Eindruck, die Leute im Umfeld würden<br />

lieber für sich schauen und ihren eigenen Problemen nachgehen, statt sich im Verein zu engagieren.<br />

Zwischenfazit: subjektive Normen (II)<br />

Der Eindruck, die Befragten würden Freiwilligenarbeit leisten, weil von ihrem unmittelbaren Umfeld<br />

erwartet, wurde nicht erweckt. Bei mehr als der Hälfte der Befragten, sind Menschen aus dem Umfeld<br />

ebenfalls in einem Verein aktiv oder leisten sonstige Freiwilligenarbeit.<br />

Es wurde deutlich gemacht, wie wichtig es sei, dass noch mehr Menschen – aus dem direkten Umfeld<br />

oder ganz allgemein – sich freiwillig engagieren. Nur so könne man viel erreichen und nur so könne<br />

man auch dafür sorgen, dass es den bereits aktiven Menschen gut gehe.<br />

Grundsätzlich bekommen alle befragten Personen positive Rückmeldungen und Anerkennung.<br />

Mehrheitlich sind es die Angehörigen und das nahe Umfeld dieser Migrantinnen und Migranten, welche<br />

bedauern, dass die Freiwilligenarbeit viel Zeit in Anspruch nimmt.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 36


4.3 Wahrgenommene Verhaltenskontrolle (Code III)<br />

Fragen, die im Zusammenhang mit der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle gestellt wurden, zielten<br />

darauf ab, das Mass der Kontrolle für ein Verhalten zu ermitteln. Konkret bedeutete dies, die<br />

Leichtigkeit und die Schwierigkeiten des Verhaltens auszuführen sowie Begabungen und besondere<br />

Fähigkeiten zu ermitteln.<br />

Abbildung 5: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (Eagly & Chaiken, 1993, S.187)<br />

Leichtigkeit (III)<br />

Grundsätzlich fällt es der Mehrheit der Befragten nicht schwer, die Freiwilligenarbeit zu leisten.<br />

Einzelne Personen bezeichneten ihr freiwilliges Engagement ausdrücklich als ein Hobby:<br />

„ Es wird als Art von Hobby gemacht, dass man sich kann ganz locker ohne Druck machen“ (N3<br />

00:20:38-6). S2 wies darauf hin, dass die Freiwilligenarbeit eine Selbstverständlichkeit darstelle: „Nicht<br />

schwierig. Ich bin so gelernt, ich muss das so machen, das ist keine schwierige Sache, dass ist einfach<br />

selbstverständlich so entstanden ...“ (S2 00:23:38-9). Für T2 ist die Freiwilligenarbeit insofern nicht<br />

schwierig auszuführen, als die Aktivitäten und Einsätze im Verein abgesprochen werden:<br />

„Das kann man eben gemeinsam besprechen und gemeinsam organisieren. Die Aktivitäten sind auch<br />

nicht wahnsinnig viel, sie passen sich wirklich an unsere Zeiten an...“ (T2 00:24:27-3).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 37


Begabungen und besondere Fähigkeiten (III)<br />

Es zeichneten sich bezüglich der Begabungen und besonderen Fähigkeiten keine Gemeinsamkeiten ab.<br />

Jede befragte Person äusserte sich unterschiedlich dazu.<br />

Beispiele:<br />

o Kooperationsfähigkeit<br />

o Flexibilität<br />

o Schreibfähigkeit<br />

o Erfahrung<br />

o Kommunikationsfähigkeit<br />

Freude an der Arbeit (III)<br />

Sehr häufig wurde hervorgehoben, dass die Freiwilligenarbeit Freude bereitet und Lebenskraft verleiht<br />

– so wie von S2 beschrieben: „Das gibt mir Energie, das gibt mir Wert und das gibt mir Freude...“ (S2<br />

00:17:22-6). Oder wie sich N3 dazu äussert: „Ja, das ist das was mir meistens Freude macht. Ohne das<br />

ein Lob von irgendjemand erhalten, hat man ist man sich selbstzufrieden“ (N3 00:22:07-5).<br />

In seltenen Fällen wurde auf Unzufriedenheit oder Enttäuschungen wegen der Freiwilligenarbeit<br />

hingewiesen. Folgende Aussagen als Beispiel in diesem Zusammenhang :<br />

„ So that the problem which also frustrate us too. Because if we dont get anything at all, that means the<br />

authority or the People that matter they dont appreciate what we are doing“ (N2 00:13:48-4).<br />

„Manchmal tut mir weh, weil ja wir organisieren unsere Zeit wir unsere Arbeit unserer<br />

Freiwilligenarbeit so investieren, aber wenn Ärger Ergebnis wenn ich erreicht habe, ist schade.<br />

Manchmal so passiert etwas so...“ (S3 00:28:24-6).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 38


Dauer der aktuell ausgeübten Freiwilligenarbeit (III)<br />

Die Mehrheit der Befragten kann sich vorstellen, die Freiwilligenarbeit noch sehr lange auszuüben und,<br />

solange die Freude daran bestehe, damit nicht aufzuhören: „Weil wenn man eine Leidenschaft hat, hat<br />

man keine Fahrplan. Du machst es weil du es gerne es macht und so lang man diese Freude hat noch<br />

besteht, mache ich weiter“ (N3 00:22:28-8).<br />

Einzelne erwähnten, dass so lange es der Körper, die Psyche und die finanziellen Mittel es erlauben,<br />

würden sie bis zu ihrem Lebensende Freiwilligenarbeit leisten.<br />

Eine geringe Anzahl der Personen erwähnte, sie würde ihre Arbeit soweit strukturieren und<br />

organisieren, dass sie in den kommenden Jahren in der Lage sein werde, ihre Freiwilligenarbeit zu<br />

übergeben und gegebenenfalls auszutreten. Dies um entweder eine neue Freiwilligenarbeit anzunehmen<br />

oder um komplett auszusteigen.<br />

Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Ausübung der Freiwilligenarbeit (III)<br />

Schwierigkeiten zur Ausübung der Freiwilligenarbeit zeigten sich auf unterschiedliche Weisen. Folgende<br />

Schwierigkeiten und Hindernisse wurden häufig genannt:<br />

Finanzen<br />

In den Gesprächen wurde häufig deutlich, dass der finanzielle Aspekt ein Hindernis darstellt. Einerseits<br />

hinsichtlich des eigenen Einkommens und der Existenzsicherung, andererseits bezüglich des Geldes,<br />

welches dem Verein zukommen sollte, um dessen Ausgaben und Aktivitäten zu finanzieren.<br />

Beim Thema Geld kamen vereinzelt Misstöne gegenüber dem jeweiligen Verein oder der Gemeinschaft<br />

auf. Es gäbe manchmal Misstrauen in der Gemeinschaft und besonders über angeblich nicht<br />

nachvollziehbare Lohnbezüge. Ferner wurde auch bemerkt, dass von den Botschaften ihrer<br />

Heimatländer keine finanzielle Unterstützung geleistet werde.<br />

Familie<br />

Einige der Befragten meinten im Laufe des Interviews, ihre Familien würden oftmals unter der<br />

Aktivität im Verein leiden. Sie ständen manchmal im Konflikt zu ihrer Familie und der Vereinsarbeit:<br />

„Natürlich ist es manchmal kombinieren mit bezahlt Arbeit und diese Freiwilligenarbeit hat es<br />

manchmal Konflikt. Vor allem wenn du Familie hast, da aber von dem her muss man da auch bewusst<br />

sein. Es hat immer, da muss man clever sein und die eine von dem anderen zu unterschieden oder<br />

einfach diese Konflikt besser zu verstehen...“ (N3 00:18:24-7).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 39


Auch wurde betont, dass möglicherweise ein Ausstieg aus der formellen Freiwilligenarbeit geplant sei,<br />

zumal die Familie oder die Kinder momentan zu kurz kämen.<br />

Zeitmangel<br />

Für einige der Migrantinnen und Migranten ist der Mangel an Zeit ein Hindernis, um sich noch mehr<br />

im Verein zu engagieren oder um ihren Aufgaben im Verein gerecht zu werden. Die Gründe für den<br />

angegebenen Zeitmangel waren sehr unterschiedlich, da unter den Befragten nicht alle in gleicher Weise<br />

aktiv waren.<br />

Die Schwierigkeiten in Beruf und Familie wurden häufig als Gründe für den Zeitmangel genannt.<br />

Gesundheitliche Probleme<br />

Einzelne der Befragten machten deutlich, dass sie auch an körperliche Grenzen gestossen seien, wie aus<br />

Beispiel N2 ersichtlich:<br />

„Sometimes I get tot he limit because we fill not only by smiling in what we are doing. But also really<br />

physical support is necessary...“ (N2 00:25:31-5).<br />

Ein weiteres Argument war, man fühle sich nicht mehr so jung und die körperliche Belastung nähme<br />

ersichtlich zu. Eine Person ist IV-Bezügerin und kann sich demnach nicht mehr so stark engagieren.<br />

Menschen oder Institutionen als Hindernisse<br />

Vereinzelt wurden äussere Faktoren ins Licht gerückt. Bedauert wurde, dass von staatlichen<br />

Institutionen zu wenig Unterstützung komme, sowie, dass es zu wenig Leute gäbe, die sich als<br />

Vereinsmitglieder einschreiben und aktiv mitarbeiten.<br />

Und wenn die Freiwilligenarbeit bezahlt wäre? (III)<br />

Die Aussagen über den eintretenden Unterschied, wenn die Freiwilligenarbeit bezahlt werden würde,<br />

sind sehr unterschiedlich:<br />

„Ich denke die Administrative wäre anders. Steuerrechnung zum Beispiel oder<br />

Einkommenserklärung...“ (T2 00:08:14-1).<br />

Eine Person meinte, sie möchte ihre Freiwilligenarbeit lieber als Beruf ausüben: „ Ich finde lieber die<br />

unbezahlte Arbeit bezahlt werden und die bezahlte nicht machen“ (N1 00:14:22-1).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 40


Zwischenfazit: wahrgenommene Verhaltenskontrolle (III)<br />

In der Regel fällt es den Befragten leicht, die formelle Freiwilligenarbeit zu leisten. Einige sehen es als<br />

eine Selbstverständlichkeit an und erwähnen keine gravierenden Schwierigkeiten bei der Ausübung der<br />

formellen Freiwilligenarbeit. Dementsprechend liessen sich auch viele Äusserungen über die Freude an<br />

der Arbeit festhalten. Ausserdem unterschieden sich die erforderlichen Begabungen und Fähigkeiten,<br />

Freiwilligenarbeit zu leisten, stark. Aufgrund dieser Aussagen ist davon auszugehen, dass die befragten<br />

Migrantinnen und Migranten über ein hohes Mass an Verhaltenskontrolle verfügen.<br />

Hingegen wurden durchaus auch Hindernisse und Schwierigkeiten ausgedrückt. Diese bezogen sich<br />

hauptsächlich auf die Bereiche Finanzen, Familie, Zeit und auf gesundheitliche Probleme. Trotz dieser<br />

Hindernisse und Schwierigkeiten kann sich mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen, auch in<br />

Zukunft weiterhin formelle Freiwilligenarbeit zu leisten.<br />

4.4 Wünsche für die Zukunft (IV)<br />

Häufig wurde erwähnt, dass man sich mehr Mitglieder und freiwillige Mitarbeitende im Verein<br />

wünsche, da man sich somit die Arbeit teilen und die Aufgaben des Vereins erfolgreicher ausüben<br />

könne. Es wurde vereinzelt darauf hingewiesen, dass man sich mehr jüngere Vereinsmitglieder<br />

wünscht, so wie von S2 verdeutlicht: „ Dass auch viele mehr, mehr junge Leute diese Feuer bekommen<br />

und machen, nachziehen, weitermachen“ (S2 00:36:18-7). N3 wies darauf hin, dass die<br />

Freiwilligenarbeit immer gebraucht wird: „Es ist, ich habe (...) kann nur mir wünschen, dass meine<br />

Vereinsmitglieder wie alle andere Gesellschaften bewusst sein, dass Freiwilligenarbeit werden immer<br />

benötigt. Freiwilligenarbeit werden immer sollte man immer bereit sein zu leisten. Ja, das ist Tatsache,<br />

das wird immer da sein. Und das man die Leute sollten bereit sein“ (N3 00:24:51-2).<br />

Ein weiterer oft genannter Wunsch bezog sich auf den Integrationsaspekt: „Ich denke, sie müssen<br />

bereit sein zu Integration (...) zweiten wie sind Migranten hier wir müssen einfach andere Migranten<br />

zusammen einfach als Bruder oder wie einfach zusammen kooperieren, wir immer Migranten eine<br />

Thema in der Schweiz und wir müssen einfach zusammen arbeiten“(S3 00:36:11-4 ).<br />

Ferner wurde der Wunsch geäussert, die finanziellen Mittel im Verein besser zu verteilen und besser zu<br />

strukturieren. Eine sorgfältigere Organisation und Struktur des Vereins war vereinzelt ein genanntes<br />

Anliegen.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 41


<strong>Teil</strong> V: Reflexion<br />

5.1 Diskussion<br />

Die formelle Freiwilligenarbeit und die Migrantinnen und Migranten erwiesen sich als umfangreiche<br />

und vielschichtige Untersuchungsgegenstände. Die Themenbereiche waren gross und unter Rücksicht<br />

theoretischer Grundlagen bestand die Möglichkeit, diese einzuschränken und zu spezifizieren.<br />

Eagly und Chaiken’s (1993) Definition der Einstellung war hilfreich, um mit der Komplexität des<br />

Themas „Einstellungen“ arbeiten zu können und um systematisch vorzugehen. Bei der Erkundung der<br />

Einstellungen zu einem bestimmten Verhalten zeichneten sich deutliche Verhaltenstendenzen ab.<br />

Schwierigkeiten zeigten sich bei der genaueren Erfassung der affektiven, kognitiven und<br />

verhaltensbezogenen Prozesse hinsichtlich der Einstellungsbildung. Die Aussagen der Befragten als<br />

affektiv, kognitiv oder verhaltensbezogen zu kategorisieren stellten eine besondere Herausforderung<br />

dar, zumal während der Befragung nicht spezifisch darauf geachtet wurde und diese Äusserungen<br />

beziehungsweise Bewertungen individuell zu beurteilen sind.<br />

Die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1985) erwies sich als ein umfassendes und anspruchsvolles<br />

Modell, um den gegebenen Intentionen auf den Grund zu gehen. In der Literatur wird dieses häufig als<br />

ein zuverlässiges Modell für die Vorhersagekraft eines bestimmten Verhaltens diskutiert. Die<br />

vorliegende Bachelor Thesis befasste sich nicht mit der Vorhersagekraft des Verhaltens. Das Modell<br />

bildete lediglich die Grundlage, um die Beweggründe für die Freiwilligenarbeit sowie die Einstellungen<br />

gegenüber dem Verhalten aufzuzeigen.<br />

Mit der Theorie des geplanten Verhaltens konnten Beweggründe beziehungsweise Intentionen für die<br />

formelle Freiwilligenarbeit dargestellt werden. Nebst den Beweggründen konnte die Untersuchung<br />

weitere Erkenntnisse, wie die Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Ausführung der formellen<br />

Freiwilligenarbeit, festhalten.<br />

Es wurden keine Zusammenhänge beziehungsweise Korrelationen zwischen den einzelnen<br />

Komponenten der Theorie und dem jeweiligen Verhalten ermittelt. Gewisse Zusammenhänge stellten<br />

sich aber durchaus zwischen dem Verhalten und den einzelnen Komponenten heraus, wie zum Beispiel<br />

der Einfluss der subjektiven Normen (Freiwillige und ihr Umfeld) auf das Verhalten (Gründe für die<br />

Freiwilligenarbeit). Diese können jedoch hier nicht als verifiziert bezeichnet werden.<br />

Als Schwierigkeit erwies sich während des Auswertungsprozesses, den Unterschied zwischen der<br />

verhaltensbezogenen Komponente der Einstellungsdefinition und der Komponente der<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 42


Verhaltenskontrolle aus der Theorie des geplanten Verhaltens zu erarbeiten. Die Definitionen der beiden<br />

Komponenten führten während des Auswertungsprozesses zuweilen zu Verwirrungen.<br />

Das Korrespondenzprinzip spielte im Hintergrund der Forschung eine wesentliche Rolle. Und zwar weil<br />

die Einstellungs- und Verhaltenskomponenten operational so definiert werden mussten, dass sie<br />

bezüglich Ziel-, Handlungs-, Kontex- und Zeitelementen einen vergleichbaren Spezifikationsgrad<br />

aufwiesen. Die Spezifikationsgrade konnten nicht immer eingehalten werden. Die Stichprobe erwies<br />

sich in Bezug auf das Verhalten nicht immer als spezifiziert. Einige der Befragten wiesen nicht den<br />

gleichen Umfang des Verhaltens aus oder der Zeit- und Handlungsaspekt unterschied sich bei den<br />

Befragten verhältnismässig stark. Allgemeines Verhalten des Umfelds oder der Gesellschaft und<br />

individuelles Verhalten konnten in den Gesprächen oft nicht klar abgegrenzt werden.<br />

Für die Erhebung der Daten und die Auswertung des Materials erwies sich die qualitative Methode als<br />

passend. Wie in der Literatur erwähnt soll sie zu einem besseren Verständnis sozialer Wirklichkeiten<br />

beitragen und auf Abläufe, Deutungsmuster und Strukturmerkmale aufmerksam machen (Lamnek,<br />

2010). Dies ist dank der qualitativen Interviews in den meisten Fällen gelungen. Die befragten Personen<br />

konnten während der Interviews ihre subjektiven Empfindungen deutlich machen, wodurch der<br />

Beweggrund „Herzensangelegenheit“ durch die qualitative Erhebung stark zum Ausdruck kommen<br />

konnte.<br />

Die sprachlichen Barrieren erwiesen sich jedoch bei den Befragungen und Auswertungen der<br />

Interviews als gegebene Schwierigkeit. Durch die soziale Erwünschtheit 11 kam es möglicherweise zu<br />

Verzerrungen der Daten.<br />

Kritisch ist anzumerken, dass der Auswertungsprozess des Materials in der qualitativen Forschung in<br />

einem Gruppenprozess stattfinden sollte, und die Kategorien möglichst von mehreren Personen<br />

überprüft werden sollten (Flick, 2007). Dies war im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht möglich.<br />

Allerdings wurden die Interviews in zwei Durchläufen gründlich ausgewertet, und die nicht<br />

theoriegeleiteten Kategorien im Auswertungsprozess stetig überprüft. Die kulturellen, biographischen<br />

und sozioökonomische Differenzen der Stichprobe zeigten vielfältige und unterschiedliche<br />

Beweggründe der Migrantinnen und Migranten für ihr freiwilliges Engagement.<br />

Es stellte sich dabei gleichzeitig die Herausforderung, aus dieser Vielfältigkeit aussagekräftige<br />

Gemeinsamkeiten herauszufiltern.<br />

11 Die Befragten geben unter Umständen falsche Antworten, um sich besser darzustellen. Es kann für sie peinlich sein, die<br />

wahren Erfahrungen oder Gefühle preiszugeben (Zimbardo, 2004).<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 43


5.2 Fazit<br />

Abschliessend sollen die wichtigsten und auffälligsten aus den Ergebnissen hervorgehenden<br />

Erkenntnisse zuerst aufgeführt und dann differenziert betrachtet werden. Dabei werden die für diese<br />

Arbeit relevanten Fragestellungen beantwortet.<br />

Antwort auf die erste Frage: „Welche Einstellungen haben Migrantinnen und Migrantinnen und<br />

Migranten bezüglich der formellen Freiwilligenarbeit in der Schweiz?“. Wie im theoretischen <strong>Teil</strong><br />

erwähnt, basiert die Definition von Einstellung auf der Theorie von Eagly & Chaiken (1993) “Attitude<br />

is a psychological tendency that is expressed by evaluating a particular entity with some degree of favor<br />

or disfavour.” 12<br />

Die psychologische Tendenz bezieht sich dabei auf einen inneren Zustand der Person und die<br />

Bewertung auf allen Klassen bewertender Reaktionen, seien sie offen oder verdeckt, kognitiv, affektiv oder<br />

verhaltensbezogen. Diese psychologische Tendenz ist nicht direkt zu beobachten; sie stellt ein Bindeglied<br />

zwischen bestimmten Einstellungsobjekten (formelle Freiwilligenarbeit) und bestimmten Reaktionen<br />

(die tatsächliche Aktivität im Verein) dar (Eagly & Chaiken, 1993).<br />

Vereinzelte Aussagen waren zwar geprägt von negativen verhaltensorientierten Bewertungen, wie zum<br />

Beispiel der Mangel an Zeit und Geld, um die formelle Freiwilligenarbeit auszuführen. Soweit<br />

ersichtlich, bewerteten die befragten Personen die formelle Freiwilligenarbeit sowohl affektiv, kognitiv<br />

als auch verhaltensorientiert, auf jeden Fall positiv. Es wurde deutlich, dass die formelle<br />

Freiwilligenarbeit von vielen der befragten Migrantinnen und Migranten als erfüllend wahrgenommen<br />

und mit einer grossen Zufriedenheit verbunden wurde. Die Gründe formelle Freiwilligenarbeit zu<br />

leisten, lassen sich auf wohlwollende und positive Absichten zurückführen. So ist es nach Eagly und<br />

Chaiken (1993), denn auch die Einstellung, welche das Verhalten einer Person massgeblich beeinflusst<br />

und positive Effekte zu erzeugen vermag.<br />

Die zweite Fragestellung: „Welches sind die Intentionen der Migrantinnen und Migrantinnen und<br />

Migranten formelle Freiwilligenarbeit zu leisten“ konnte anhand der Theorie des geplanten Verhaltens<br />

beantwortet werden.<br />

12 Eine Einstellung ist eine psychologische Tendenz, die dadurch zum Ausdruck kommt, dass man ein bestimmtes Objekt<br />

mit einem gewissen Grad von Zuneigung oder Abneigung bewertet.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 44


Fast durchgängig war erkennbar, dass die Befragten mit der formellen Freiwilligenarbeit ihren<br />

Kulturkreis oder die Gesellschaft unterstützen wollen. Diese Unterstützung zeichnete sich dadurch aus,<br />

dass sie einen Beitrag zur Integration der Migrantinnen und Migranten in der Schweiz leisten will, was<br />

einen wichtigen Beweggrund zur formellen Freiwilligenarbeit darstellt. Viele der Migrantinnen und<br />

Migranten leisten formelle Freiwilligenarbeit, weil sie dies als eine Pflicht oder Verantwortung ansehen.<br />

Einen weiteren ausschlaggebenden Grund, formelle Freiwilligenarbeit zu leisten, zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass fast alle der Befragten sie mit einer Herzensangelegenheit identifizieren. Der Grund, sich<br />

freiwillig zu betätigen, komme also oftmals aus dem Herzen heraus.<br />

Demzufolge lassen sich als die vier Hauptgründe für die formelle Freiwilligenarbeit durch Migrantinnen<br />

und Migranten folgende Elemente bezeichnen:<br />

o Eigenen Kulturkreis und allgemeine Gesellschaft unterstützen<br />

o Beitrag zur Integration leisten<br />

o Pflicht und Verantwortung<br />

o Herzensangelegenheit<br />

Fast alle Befragten kommen aus einem Umfeld, in dem man freiwillig tätig ist. Hier stellt sich die Frage,<br />

wie stark dies einen Einfluss auf ihre Freiwilligenarbeit ausübt, wie weit das mit der Pflicht und dem<br />

Verantwortungsgefühl verknüpft ist. Ferner wurde in diesem Zusammenhang deutlich, dass viele<br />

Migrantinnen und Migranten bereits in ihrem Herkunftsland freiwillig tätig waren oder aber aufgrund<br />

der Umstände (Krieg, Armut oder Tradition) oder des kulturellen Einflusses heute in der Schweiz<br />

freiwillig tätig sind.<br />

Fast alle Migrantinnen und Migranten erhielten positive Rückmeldungen und Anerkennungen in Bezug<br />

auf ihre Freiwilligenarbeit. Die Meinungen aus dem Umfeld sind mehrheitlich positiv zu bewerten.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Mehrheit der Befragten eine innere Zufriedenheit<br />

verspürt und Freude an der formellen Freiwilligenarbeit zeigt.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 45


Jedoch mussten auch Frustrationen und Unzufriedenheit über die formelle Freiwilligenarbeit vermerkt<br />

werden. Die auffälligsten Schwierigkeiten und Hindernisse, die im Zusammenhang mit der formellen<br />

Freiwilligenarbeit registriert wurden, sind:<br />

o Finanzen: Nicht genügend finanzielle Ressourcen vorhanden oder Misstöne von Umfeld<br />

bezüglich des Umgangs mit dem Geld<br />

o Familie: Aufgrund der Aktivität im Verein, kommt die Familie in unterschiedlichen Hinsichten<br />

(Zeit mit der Familie verbringen, Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen etc.) zu kurz.<br />

o Zeitmangel: Die Aktivität im Verein beansprucht viel Zeit und mangels Zeit lassen sich nicht alle<br />

Aufgaben erfüllen oder Ziele erreichen<br />

Interessant war zu beobachten, dass kaum jemand die Tatsache bedauert hat, wegen der<br />

Freiwilligenarbeit wenig Freizeit zur Verfügung zu haben. Wie im Abschnitt Hobby erwähnten nur<br />

einzelne Personen, dass die Freiwilligenarbeit für sie wie eine Freizeitbeschäftigung sei.<br />

Fast alle Befragten wünschten sich für die formelle Freiwilligenarbeit, dass mehr für die Integration von<br />

Migrantinnen und Migranten getan werde. Ein weiteres sehr oft geäussertes Anliegen bezieht sich auf<br />

die Mitglieder der Vereine oder Organisationen. Es sollen sich mehr Leute freiwillig engagieren, um so<br />

den Kernaufgaben des Vereins besser gerecht zu werden.<br />

Die Ergebnisse der Befragung heben hervor, dass die Funktion der Einstellung in dieser Arbeit nicht<br />

nur auf die expressive Funktion zurückzuführen ist. Die Einstellungen haben auch bei den Befragten<br />

einen Einfluss auf die Nützlichkeits-, Wissens- und sicherlich auch auf die Ichverteidigungsfunktion.<br />

Dies wäre in einer weiteren Untersuchung genauer zu erarbeiten.<br />

Abschliessend lässt sich festhalten, dass die Einstellungen der befragten Migrantinnen und Migranten<br />

zur formellen Freiwilligenarbeit positiv zu betrachten sind. Die Beweggründe sind sehr unterschiedlich<br />

und lassen sich nur schwer generalisieren, können jedoch in vier Hauptgründe abgrenzet werden. Nebst<br />

den Einstellungen und den Beweggründen konnte man noch andere wichtige Erkenntnisse aufzeigen.<br />

Der Schwerpunkt lag hier hauptsächlich auf den Hindernissen oder Schwierigkeiten der formellen<br />

Freiwilligenarbeit, sowie auf den Wünschen der Migrantinnen und Migranten bezüglich der Zukunft<br />

der formellen Freiwilligenarbeit.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 46


5.3 Ausblick<br />

Wie bereits erwähnt konnten in dieser Studie keine vertieften Untersuchungen über die<br />

Zusammenhänge zwischen den kulturellen Hintergründen, den persönlichen Biographien, den<br />

demographischen Daten und der formellen Freiwilligenarbeit gemacht werden. In einer<br />

weiterführenden Untersuchung wäre es von Interesse zu untersuchen, welche Einflüsse die kulturellen<br />

Hintergründe, die persönlichen Biographien und die demographischen Daten auf die Beweggründe der<br />

Migrantinnen und Migranten haben.<br />

Ferner stellt sich die Forschungsfrage, welche Unterschiede zwischen Schweizerinnen und Schweizer<br />

und Migrantinnen und Migranten im Zusammenhang der formellen Freiwilligenarbeit vorliegen. Dies<br />

wäre ebenfalls in einer weiteren Untersuchung zu erläutern.<br />

Weitere Forschungslücken im Zusammenhang mit der Theorie des geplanten Verhaltens zeigt der Einfluss<br />

der drei Komponenten, Einstellungen und Meinungen, subjektive Normen und wahrgenommene<br />

Verhaltenskontrolle auf die Freiwilligenarbeit. Es müsste untersucht werden, inwiefern die drei erwähnten<br />

Komponenten einen Einfluss auf die Intentionen und demnach auf das zu untersuchende Verhalten<br />

ausüben. Ausserdem wäre die Frage, welche Einflüsse die Einstellungen auf das Verhalten und auf die<br />

Verhaltensabsichten haben, ebenfalls eine Untersuchung wert.<br />

Die befragten Migrantinnen und Migranten wiesen ein hohes Mass an Verhaltenskontrolle und an<br />

Zufriedenheit bezüglich ihrer Freiwilligenarbeit auf. Diese Verhaltenskontrolle und Zufriedenheit ist<br />

aufgrund verschiedener Schwierigkeiten und Hindernisse gefährdet. Hier stellt sich die Frage, wie diese<br />

Schwierigkeiten und Hindernisse vermindert oder sogar ganz beseitigt werden könnten.<br />

Um die Vereinsarbeit der Migrantinnen und Migranten sowie ihre Handlungsabsichten auszubauen<br />

und nachhaltig zu stärken, stellt sich eine weitere Forschungsfrage: Wie können mehr Mitglieder<br />

(Migrantinnen und Migranten, aber auch Schweizerinnen und Schweizer) für die Vereinsarbeit<br />

gewonnen werden?<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 47


<strong>Teil</strong> VI: Praxisbezug<br />

Der letzte <strong>Teil</strong> der Bachelor Thesis setzt sich zum Ziel, einen konkreten Praxisbezug aufzustellen.<br />

Ausgehend von der Fragestellung und der Zielsetzung dieser Arbeit sollen nachfolgend die<br />

Umsetzungsvorschläge für das FIMM Schweiz aufgezeigt werden.<br />

6.1 Ausgangslage<br />

Die Zielsetzung dieser Arbeit basierte darauf, ein Grundlagepapier für das FIMM Schweiz zu schaffen,<br />

welches folgende Ziele verfolgen sollte:<br />

o Mögliche Ressourcen für weitere Forschungsfragen im Bereich Migration und Integration<br />

beantragen zu können<br />

o Sich als FIMM Schweiz zum Thema Freiwilligenarbeit und Migration und Integration<br />

positionieren zu können.<br />

Die hier vorgeschlagenen Umsetzungsvorschläge für das FIMM Schweiz, basieren auf den vier zentralen<br />

Beweggründen, die aus der Erhebung ersichtlich wurden. Die vier Hauptgründe der Migrantinnen und<br />

Migranten, formelle Freiwilligenarbeit zu leisten, lauten:<br />

o Eigenen Kulturkreis und allgemeine Gesellschaft unterstützen<br />

o Beitrag zur Integration leisten<br />

o Pflicht und Verantwortung<br />

o Herzensangelegenheit<br />

Aufgaben von FIMM Schweiz<br />

o Interessensvertreter von Migrantinnen und Migranten gegenüber Behörden, Parteien, der<br />

Legislative, der Wirtschaft und der Organisationen der Zivilgesellschaft.<br />

o Bezieht Stellung zu aktuellen politischen Fragen und beteiligt sich an Beratungsverfahren<br />

o Engagiert sich in Fragen der sozialen, beruflichen und politischen Integration von Migrantinnen<br />

und Migranten<br />

o Strebt Chancengleichheit für Migrantinnen und Migranten sowie für Schweizerinnen und<br />

Schweizer in rechtlicher, beruflicher, sozialer und kultureller Hinsicht an.<br />

o Förderung des interkulturellen Austausches und Verständnisses wie auch Verbesserung des<br />

Zusammenlebens sind ein Anliegen<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 48


o Wichtige Informations- und Diskussionsplattform.<br />

o Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit Fragestellungen in unterschiedlichen Bereichen<br />

6.2 Umsetzungsvorschläge für FIMM Schweiz<br />

Die Umsetzungsvorschläge sind nicht wissenschaftlich geprüft und stellen mögliche Argumentationen<br />

für das FIMM Schweiz als Interessensvertreter der Migrantinnen und Migranten dar. Ferner werden<br />

Fragestellungen für mögliche Forschungsfragen oder für die Arbeitsgruppen des FIMM Schweiz<br />

vorgeschlagen.<br />

Ausgehend von der Frage, wie die vier zentralen Beweggründe für die Integrations- und<br />

Migrationsthematik genutzt werden können, werden die vier Beweggründe mit Aufgaben des FIMM<br />

Schweiz und den Zielen dieser Bachelorarbeit verknüpft.<br />

o Eigenen Kulturkreis und allgemeine Gesellschaft unterstützen<br />

Dieser Beweggrund macht darauf aufmerksam, dass die Migrantinnen und Migranten es als wichtig<br />

erachten, einen Beitrag zur Entwicklung und Unterstützung der eigene Kultur sowie der allgemeinen<br />

Gesellschaft zu leisten. Es besteht ein hohes Mass an Hilfsbereitschaft und Engagement.<br />

Weiter kann hervorgehoben werden, dass die Migrantinnen und Migranten die Bereitschaft zeigen, ihre<br />

verfügbaren Ressourcen, wie Geld und Zeit, in ihr soziales Umfeld zu investieren. Aus den<br />

Befragungen wurde ersichtlich, dass viele der Migrantinnen und Migranten, oft über geringe<br />

Ressourcen verfügen und dennoch viel Geld und Zeit für die Freiwilligenarbeit aufwenden.<br />

Demzufolge kann das FIMM Schweiz als Interessensvertreter von Migrantinnen und Migranten in<br />

politischen Diskursen einbringen, dass Migrantinnen und Migranten Interesse an gesellschaftlichen<br />

Veränderungen und Entwicklungen zeigen und dass sie keine Passivrolle in der Gesellschaft einnehmen<br />

möchten. Diese Bereitschaft an gesellschaftlichen Prozessen teilzunehmen, kann die Isolationsgefahr<br />

der Migrantinnen und Migranten, mit all ihren negativen Folgen, verringern.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 49


o Beitrag zur Integration leisten<br />

Die Absicht, durch die formelle Freiwilligenarbeit einen Beitrag zur Integration zu leisten, macht die<br />

hohe Integrationsbereitschaft der Migrantinnen und Migranten bemerkbar. Die Migrantinnen und<br />

Migrantenvereine übernehmen oftmals eine beratende Funktion auf sozialer politischer oder<br />

wirtschaftlicher Ebene und möchten das Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen in der<br />

Schweiz fördern. Diese Argumentation kann im integrationspolitischen Diskurs eine wesentliche Rolle<br />

spielen. FIMM Schweiz könnte somit Stellung beziehen und entsprechend aufzeigen, dass Migrantinnen<br />

und Migranten mit formeller Freiwilligenarbeit einen Beitrag zur Integration leisten wollen. Konkrete<br />

Beispiele als Argumentation können sein:<br />

Die Migrantinnen und Migrantenvereine (demzufolge auch die formelle Freiwilligenarbeit) verfolgen<br />

das Ziel, die neu zugezogenen Migrantinnen und Migranten über das politische System in der Schweiz<br />

zu informieren sowie die Migrantinnen und Migranten im Integrations- und Aufnahmeprozess in der<br />

Schweiz zu unterstützen. Integrationsbemühungen, welche im eigenen Kulturkreis stattfinden, können<br />

möglicherweise sehr erfolgreich sein. Das bedeutet, dass die Bemühungen, welche von „integrierten“<br />

Migrantinnen und Migranten für „Neuankömmlinge“ gemacht werden, förderlicher sein können als<br />

von Personen welche keinen Migrationshintergrund oder Migrationserfahrung haben. Das Prinzip der<br />

Partizipation, sollte daher in den Integrationsprozess beziehungsweise in die Integrationsthematik<br />

miteinbezogen werden.<br />

o Pflicht und Verantwortung<br />

Das FIMM Schweiz könnte diesen Beweggrund nutzen, um eine Arbeitsgruppe zu bilden, welche sich<br />

mit dem Thema der Pflicht- und Verantwortungsgefühle der Migrantinnen und Migranten<br />

auseinandersetzt. Fragenstellungen dazu können sein:<br />

Warum fühlen sich Migrantinnen und Migranten verpflichtet und verantwortlich, formelle<br />

Freiwilligenarbeit zu leisten?<br />

Weiter stellt sich die Frage: verfügen Schweizerinnen und Schweizer ebenfalls über ein solches Pflicht-<br />

und Verantwortungsgefühl gegenüber der formellen Freiwilligenarbeit?<br />

Eine weiterführende Frage stellt sich: wie kann dieses Pflicht- und Verantwortungsgefühl für mögliche<br />

Tätigkeiten im Bereich der Integration oder der Migration genutzt werden?<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 50


Mit der Bearbeitung dieser Fragen, können mögliche Lücken (zum Beispiel fehlende Informationen für<br />

Migrantinnen und Migranten) im Integrationsprozess aufgedeckt werden und entsprechende Lösungen<br />

ausgearbeitet werden. Die gewonnen Resultate aus den Fragestellungen können auch dazu führen,<br />

Potenziale und Ressourcen (wie zum Beispiel Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit) der<br />

Migrantinnen und Migranten, für Projekte im Bereich der Migration und Integration, zu nutzen.<br />

Der Beweggrund der Pflicht und der Verantwortung könnte aufzeigen, dass Migrantinnen und<br />

Migranten die formelle Freiwilligenarbeit nicht nur aus Freude oder Spass an der Arbeit machen,<br />

sondern, dass sie Verantwortung übernehmen wollen. Es zeigt auch auf, dass die Migrantinnen und<br />

Migranten keine Freizeitbeschäftigung suchen, sondern dass sie zur Weiterentwicklung der Gesellschaft<br />

beitragen möchten.<br />

o Herzensangelegenheit<br />

Als Argumentation oder Stellungnahme für Integrations- oder Migrationsfragen stellt sich ein solcher<br />

Beweggrund als eher schwierig dar, da dieser als subjektiv zu bewerten ist. Die emotionalen Gründe die<br />

hinter der formellen Freiwilligentätigkeit stehen, können aber trotzdem in der Diskussion zwischen<br />

FIMM Schweiz und externe Partner, Parteien und Institutionen genutzt werden. Es könnte eine<br />

Arbeitsgruppe gebildet werden, die sich für die formelle Freiwilligenarbeit mit Fragen bezüglich der<br />

Gefühle und der Leidenschaft auseinandersetzt.<br />

Es kann die Frage gestellt werden, was geschehen muss, damit die Leidenschaft formelle<br />

Freiwilligenarbeit zu leisten, nicht in Gefahr gerät. Dies kann dann dazu beitragen, dass mögliche<br />

Schwierigkeiten hinsichtlich der freiwilligen Aktivitäten im Verein aufgezeigt werden und<br />

entsprechende Gegenmassnahmen ausgearbeitet und ergriffen werden.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 51


7. Literaturverzeichnis<br />

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Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 52


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Zimbardo, Ph. G. & Gerrig, R. J. (2004). Psychologie. München: Pearson Studium<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 53


8. Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung1: Einstellung als ein Produkt aus kognitiven, affektiven und verhaltensorientierten<br />

Prozessen (Eagly & Chaiken,1993, S. 15) .................................................................................. 11<br />

Abbildung 2: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (Eagly & Chaiken, 1993, S. 187) ......... 15<br />

Abbildung 3: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (Eagly & Chaiken, 1993, S.187) .......... 25<br />

Abbildung 4: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (Eagly & Chaiken, 1993, S.187) .......... 33<br />

Abbildung 5: Die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (Eagly & Chaiken, 1993, S.187) .......... 37<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 54


Anhang<br />

Anhang A – Leitfaden für die Befragungen und die Gruppendiskussion<br />

Leitfadeninterview<br />

Einführung<br />

Vorstellen<br />

Grund des Interviews<br />

Verlauf und Dauer des Interviews<br />

Einverständnis für die Aufnahme des Interviews<br />

Name Interviewpartner/in: ...............................................................................<br />

Herkunft: ................................................................................<br />

Staatsangehörigkeit: ................................................................................<br />

Alter: ................................................................................<br />

Berufliche Tätigkeit: ................................................................................<br />

Freiwillige Tätigkeit: ................................................................................<br />

(Verein, Funktion,<br />

Umfang der Tätigkeit)<br />

Meinung und Einstellung zur formellen Freiwilligenarbeit<br />

- Wieso sind Sie genau in diesem Verein und in dieser Funktion tätig?<br />

- Wie sind Sie darauf gekommen dort zu arbeiten?<br />

- Was ist für Sie der Unterschied zwischen ihrer beruflichen Tätigkeit und zu der freiwilligen<br />

Arbeit?<br />

- Es gibt Menschen die behaupten, dass Leute welche freiwillig arbeiten, bessere Menschen sind.<br />

Was ist Ihre Meinung dazu?<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 55


- Weiter gibt es Leute die meinen Freiwilligenarbeit ist erfüllend, was finden Sie?<br />

- Inwiefern spielt die Vereinsarbeit für eine Rolle? Könnten Sie sich auch vorstellen in keinem<br />

Verein tätig sein, dafür zBsp. Ihren Nachbarn zu helfen?<br />

- Würden Sie auch in Ihrem Heimatland freiwillig tätig sein?<br />

Subjektive Normen<br />

- Sind Menschen in Ihrem nahen Umfeld auch freiwillig tätig?<br />

- Weshalb glauben Sie, sind diese Menschen freiwillig tätig oder nicht?<br />

- Was glauben Sie, was denken die Menschen in Ihrem nahen Umfeld über Ihr freiwilliges<br />

Engagement?<br />

- Was für Reaktionen oder Rückmeldungen bekommen Sie von Ihrem Umfeld bezüglich Ihrer<br />

Arbeit in diesem Verein?<br />

- Wie wichtig ist es Ihnen, dass die Personen in Ihrem Umfeld Sie und Ihre Arbeit schätzen?<br />

- Finden Sie, es sollten noch andere Leute diese Arbeit machen? Wieso?<br />

Verhaltenskontrolle<br />

- Wie leicht fällt es Ihnen diese Arbeit auszuführen?<br />

- Welche bestimmten Fähigkeiten oder Talente haben Sie, um genau diese Arbeit auszuführen?<br />

- Was bereitet Ihnen besonders Freude an dieser Arbeit?<br />

- Wie lange wollen Sie diese Arbeit machen?<br />

- Was sind Schwierigkeiten oder Hindernisse für Sie, Ihre Tätigkeit in dem Verein auszuüben?<br />

- Würde es für Sie einen Unterschied machen, wenn diese Arbeit bezahlt wäre? Wieso?<br />

Abschlussfrage<br />

- Was wünschen Sie sich für die Zukunft hinsichtlich Ihrer Freiwilligenarbeit sowie der<br />

allgemeinen Freiwilligenarbeit?<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 56


Leitfaden für die Gruppendiskussion<br />

Einführung<br />

- Vorstellungsrunde mit Angabe der freiwilligen Funktion im Verein<br />

à Aufwärmphase<br />

- Grund für diese Diskussion<br />

- Ablauf und Zeitplan<br />

- Einverständnis für die Aufnahme der Diskussion<br />

Ablauf der Gruppendiskussion:<br />

- Diskussion: ca. 30 Minuten<br />

- Eingangsfrage zur Diskussion: „Warum machen Sie diese Arbeit?“ und „ Was bewegt Sie dazu<br />

diese Arbeit zu machen?<br />

- Fragen aus dem Leitfaden: ca. 30 Minuten<br />

- Evt. abschliessend Frage stellen, was noch gesagt werden soll.<br />

Die Aufnahme der Diskussion soll dazu dienen, dass die Aussagen der Gruppe in Form eines<br />

Protokolls niedergeschrieben und ausgewertet werden können.<br />

Die Gruppendiskussion soll dazu dienen, erste Einstellungen und Meinungen zur formellen<br />

Freiwilligenarbeit erfassen zu können. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Diskussion sollen für<br />

das methodische Vorgehen eine Hilfestellung sein.<br />

Aufgrund der Gruppendiskussion sollen mögliche Änderungen und Ergänzungen im Leitfaden oder im<br />

Forschungsdesign vorgenommen werden.<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 57


Anhang D – Kategorien<br />

Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 58


Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 59


Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 60


Formelle Freiwilligenarbeit: Die Beweggründe von Migrantinnen und Migranten 61

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