Der Süden kommt - Deutsche Evangelische Allianz

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11.01.2013 Aufrufe

TITEL-THEMA Internationale Band beim Kongress Wolfgang Büsing „Internationale Gemeinden werden größere Bedeutung haben“ EiNS-Interview mit Koordinator Wolfgang Büsing (AEM) über den „Jesus unites“-Kongress Der 1. „Jesus unites“-Kongress Anfang Mai in Essen zählte etwa 350 Teilnehmer aus 40 Nationen – ein Experiment? Nein, es war kein Experiment, aber ein dringend notwendiger Kongress, ein ganz wichtiger erster Schritt! Wir reden immer von Multikulturalität, nehmen die Vielfalt unserer Bevölkerung vielleicht beim Einkaufen und bei Sportveranstaltungen wahr. Dass es daneben sehr viele internationale Gemeinden gibt, ist vielen nicht bewusst. Genauso wenig nehmen internationale Gemeinden die vielen deutschen Gemeinden und Kirchen wahr. Das soll sich ändern, damit wir gemeinsam die Menschen besser mit dem Evangelium erreichen. Hauptveranstalter des Kongresses war der Missions-Dachverband, die Arbeitsgemeins - chaft Evangelikaler Missionswerke (AEM). Was war das Ziel? Als AEM nehmen wir seit Jahren wahr, dass immer mehr rückkehrende Missionare in Deutschland kulturüberschreitend arbeiten. Wenn unsere Missionswerke sich in diesem Land engagieren, wollen wir sie darin als Dachverband unterstützen. Als AEM organisieren wir viele Konferenzen und haben daher ein gewisses Know-how, das wir hier gemeinsam mit 20 Kooperationspartnern einbringen konnten. Warum war dieser Kongress jetzt dran? In Deutschland leben 16 Millionen Menschen mit einem interkulturellen Hintergrund. Näher kann Mission für uns nicht mehr kommen. Genauso gibt es viele Deutsche, die der Meinung sind, Christsein sei etwas von gestern. Von Missionaren aus anderen Ländern, 18 EiNS September 2011 die die christliche Botschaft mit Leidenschaft und Hingabe verkündigen, lassen sich viele wiederum ansprechen. Der Kongress hat hier eine Begegnungsplattform geschaffen, aus der neue Initiativen zur Zusammenarbeit entstehen können. Wagen wir eine aktuelle Bestandsaufnahme: Wie steht’s um das Miteinander von Gemeinden? Es gibt sehr gute Beispiele für ein enges und kreatives Miteinander von Gemeinden. Genauso gibt es leider immer noch Beispiele, wo Gemeinden sich in ihrer „Komfortzone“ durch fremdsprachige Gäste eingeschränkt fühlen. Dennoch glaube ich, dass ein Mit - einander uns alle nur bereichern wird. Redner haben auf dem Kongress unter anderem erklärt, die Zukunft der christlichen Ge mein - den in Deutschland sei „international“ … Es gibt sicher nicht die ideale Gemeinde, aber internationale Gemeinden werden eine immer größere Bedeutung haben. Politiker werben Fachkräfte aus allen Ländern an, um den Fachkräftemangel in Deutschland auszugleichen. Unsere Gemeinden sollten sich genauso für die Menschen öffnen und ihnen eine neue Heimat bieten. Deutschland braucht mehr Missionare aus Ländern, in denen die evangelikale Bewegung stark wächst, heißt es – aus Afrika, Asien und Lateinamerika? Bewegt hat mich die Aussage von Edmund Sackey-Brown, Pastor der Internationalen Lighthaus-Church, „Christus hat uns beauftragt, seine Kirche zu bauen und kein Ghetto.“ Er sprach hier von fremdsprachigen Gemeinden, die sich in ihrer Kulturgruppe treffen. Man kann die Aussage aber auf alle Gemeinden übertragen. Die erste Gemeinde in Jerusalem war multikulturell und damit schon ein Vorbild für uns. Da wir viele Bevölkerungsschichten nicht mehr erreichen, brauchen wir dringend die Hilfe von geist lichen Fachkräften. Was waren die Höhepunkte des Kongresses? Die Vielfalt der weltweiten Christenheit war auf dem Kongress präsent. Von den verschiedenen Vortragsstilen über unterschiedliche Anbetungsstile trat das Verbindende in Christus hervor. Insofern ist auf dem Kongress Realität geworden, was in den Vorträgen und Gruppenarbeiten gehört und diskutiert wurde. Was hat der Kongress bewegt? Der Kongress hat viele Anstöße gegeben und die Vielfalt der Gemeinden und Aktivitäten gezeigt. Es sind Beziehungen entstanden, die zu einzelnen gemeinsamen lokalen und regionalen Projekten führen werden. Und wie geht es nach diesem ersten Schritt weiter? Viele Teilnehmer und Kooperationspartner wünschen sich einen weiteren Kongress, der die angestoßenen Fragen aufgreift und im nächsten Schritt Gemeindemitglieder und Freunde mit einbezieht. Vorgeschlagen wurde ein nächster Kongress in zwei Jahren. Da - rüber werden im Herbst alle beteiligten Ko - operationspartner beraten. Vielen Dank für das Gespräch! Interview: Jörg Podworny

IN SACHEN EVANGELISCHE ALLIANZ Plenum (v.l.): Erzbischof Pier Luigi Celata (Sekretär, Päpstlicher Rat für Interreligiösen Dialog (PCID)), Jean-Louis Pierre Kardinal Tauran (Präsident, PCID), Dr. Olav Fykse Tveit (Generalsekretär, Ökumenischer Rat der Kirchen), Dr. Geoff Tunicliffe (Generalsekretär, Weltweite Evangelische Allianz (WEA)), Monsignor Andrew Vissanu Thanya-Anan (Untersekretär, PCID), Prof. Dr. Thomas Schirrmacher (Vorsitzender, Theologische Kommission und Sprecher für Menschenrechte, WEA) Historisches Dokument: Kirchen veröffentlichen „Verhaltenskodex“ Evangelikale erfreut über gemeinsames „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ Feierliche und große Worte würdigten das Ereignis: „Heute ist ein historischer Moment für das gemeinsame christliche Zeugnis“, sagte Jean-Louis Kardinal Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog. „Zum ersten Mal in der Geschichte haben der Ökumenische Rat der Kirchen zusammen mit der Weltweiten Evangelischen Allianz und dem Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog ein Dokument veröffentlicht.“ „Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche.“ Mit diesen Worten beginnt das Dokument „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das Ende Juni in Genf am Sitz des Weltkirchenrates in einer feierlichen Stunde der Öffentlichkeit übergeben wurde. Mehr als fünf Jahre lang hatten Repräsentanten der kirchlichen Organisationen in größeren und kleineren Konferenzen an dem Text gearbeitet, der die Frage thematisiert, was es heißt, den christlichen Glauben im 21. Jahrhundert in einer multireligiösen Welt zu bezeugen und weiterzugeben. Entstanden ist ein Dokument mit klassischen Grundlagen für das christliche Zeugnis, gefolgt von Prinzipien und Empfehlungen. „Wir Christen haben die Pflicht, unseren Glauben ohne jeden Kompromiss zu proklamieren“, rief Kardinal Tauran die Anwesenden auf. „Wir sind nicht Lehrer, die Lektionen über Gott weitergeben. Wir sind Botschafter der Errettung, die durch den Tod und die Auferstehung Christi, der heute noch lebt, zu uns gekommen ist.“ Geoff Tunicliffe, Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), wies darauf hin, dass in dem vorgelegten Dokument alle vier Hauptanliegen, die die WEA seit ihrer Gründung 1846 vertritt, eine tragende Rolle spielen: 1. Einheit in Christus, 2. Menschenrechte, 3. Evangelisation, 4. Religionsfreiheit. Der Generalsekretär der WEA sprach von einem „kraftvollen Dokument“, nicht zuletzt, weil durch die Vertreter der verschiedenen Organisationen 90 Prozent der Weltchristenheit repräsentiert sei. Mission sei das „Herz des Evangeliums“, ohne Mission sei die Kirche tot. Das christliche Zeugnis solle aber nicht nur durch Worte, sondern ebenso durch Taten geschehen. Zwangsbekehrungen ausgeschlossen Thomas Schirrmacher, Chefunterhändler für die Weltweite Evangelische Allianz, machte deutlich, dass es sich bei dem vorgelegten Dokument keineswegs um ein Kompromisspapier handele. Im Laufe der Jahre habe es von verschiedenen Seiten immer wieder auch skeptische Stimmen gegeben, die ein inhaltlich substanzielles Dokument zum Thema Religionsfreiheit und Mission nicht für möglich gehalten hätten. Am Ende stünden nun klare Empfehlungen, die einerseits den Auftrag Jesu an seine Kirche deutlich bezeugten, andererseits aber auch die Grenzen einer an der biblischen Botschaft ausgerichteten Mission aufzeigten. So verweise der Text bereits im ersten Punkt der Grundlagen darauf, dass es nicht nur eine Freude sei, über die eigene Hoffnung anderen gegenüber Rechenschaft abzulegen, sondern dass dies mit „Sanftmut und Respekt“ zu geschehen habe (mit Verweis auf 1. Pet - rus 3,15). Im letzten Punkt der Grundlagen werde bekräftigt, dass es die Verantwortung der Christen sei, von Jesus Zeugnis abzulegen, „dass die Bekehrung dabei jedoch letztendlich das Werk des Heiligen Geistes ist“. Dies schließe, so Schirrmacher, auch theologisch jeden Gedanken an die Möglichkeit einer Zwangsbekehrung aus. Damit begrenze sich die christliche Mission selbst, dies aber nicht etwa aus politischen Gründen, sondern weil es biblisch geboten sei. Erzbischof Pier Luigi Celata sagte in der anschließenden Pressekonferenz, dass das Dokument auf zwei Säulen aufgebaut sei: erstens der Auftrag Jesu, das Evangelium bekannt zu machen, und zweitens die Würde, die jeder Mensch von der Schöpfung her habe. Mehrere Vertreter der WEA äußerten sich in Genf erfreut über den Inhalt und das Zustandekommen. Link zum Dokument: www.bucer.eu/fileadmin/user_upload/pdfs/BQs/zu_BQ100-199/ zuBQ172/Das_christliche_Zeugnis_in_einer_multireligioesen_Welt.doc 19

TITEL-THEMA<br />

Internationale Band beim Kongress Wolfgang Büsing<br />

„Internationale Gemeinden werden<br />

größere Bedeutung haben“<br />

EiNS-Interview mit Koordinator Wolfgang Büsing<br />

(AEM) über den „Jesus unites“-Kongress<br />

<strong>Der</strong> 1. „Jesus unites“-Kongress Anfang<br />

Mai in Essen zählte etwa 350 Teilnehmer<br />

aus 40 Nationen – ein Experiment?<br />

Nein, es war kein Experiment, aber ein<br />

dringend notwendiger Kongress, ein ganz<br />

wichtiger erster Schritt! Wir reden immer von<br />

Multikulturalität, nehmen die Vielfalt unserer<br />

Bevölkerung vielleicht beim Einkaufen und bei<br />

Sportveranstaltungen wahr. Dass es daneben<br />

sehr viele internationale Gemeinden gibt, ist<br />

vielen nicht bewusst. Genauso wenig nehmen<br />

internationale Gemeinden die vielen deutschen<br />

Gemeinden und Kirchen wahr. Das soll<br />

sich ändern, damit wir gemeinsam die Menschen<br />

besser mit dem Evangelium erreichen.<br />

Hauptveranstalter des Kongresses war der<br />

Missions-Dachverband, die Arbeitsgemeins -<br />

chaft Evangelikaler Missionswerke (AEM).<br />

Was war das Ziel?<br />

Als AEM nehmen wir seit Jahren wahr,<br />

dass immer mehr rückkehrende Missionare in<br />

Deutschland kulturüberschreitend arbeiten.<br />

Wenn unsere Missionswerke sich in diesem<br />

Land engagieren, wollen wir sie darin als<br />

Dachverband unterstützen. Als AEM organisieren<br />

wir viele Konferenzen und haben daher<br />

ein gewisses Know-how, das wir hier gemeinsam<br />

mit 20 Kooperationspartnern einbringen<br />

konnten.<br />

Warum war dieser Kongress jetzt dran?<br />

In Deutschland leben 16 Millionen Menschen<br />

mit einem interkulturellen Hintergrund.<br />

Näher kann Mission für uns nicht mehr kommen.<br />

Genauso gibt es viele <strong>Deutsche</strong>, die der<br />

Meinung sind, Christsein sei etwas von gestern.<br />

Von Missionaren aus anderen Ländern,<br />

18<br />

EiNS September 2011<br />

die die christliche Botschaft mit Leidenschaft<br />

und Hingabe verkündigen, lassen sich viele<br />

wiederum ansprechen. <strong>Der</strong> Kongress hat hier<br />

eine Begegnungsplattform geschaffen, aus der<br />

neue Initiativen zur Zusammenarbeit entstehen<br />

können.<br />

Wagen wir eine aktuelle Bestandsaufnahme:<br />

Wie steht’s um das Miteinander von<br />

Gemeinden?<br />

Es gibt sehr gute Beispiele für ein enges<br />

und kreatives Miteinander von Gemeinden.<br />

Genauso gibt es leider immer noch Beispiele,<br />

wo Gemeinden sich in ihrer „Komfortzone“<br />

durch fremdsprachige Gäste eingeschränkt<br />

fühlen. Dennoch glaube ich, dass ein Mit -<br />

einander uns alle nur bereichern wird.<br />

Redner haben auf dem Kongress unter anderem<br />

erklärt, die Zukunft der christlichen Ge mein -<br />

den in Deutschland sei „international“ …<br />

Es gibt sicher nicht die ideale Gemeinde,<br />

aber internationale Gemeinden werden eine<br />

immer größere Bedeutung haben. Politiker<br />

werben Fachkräfte aus allen Ländern an, um<br />

den Fachkräftemangel in Deutschland auszugleichen.<br />

Unsere Gemeinden sollten sich genauso<br />

für die Menschen öffnen und ihnen<br />

eine neue Heimat bieten.<br />

Deutschland braucht mehr Missionare<br />

aus Ländern, in denen die evangelikale<br />

Bewegung stark wächst, heißt es –<br />

aus Afrika, Asien und Lateinamerika?<br />

Bewegt hat mich die Aussage von Edmund<br />

Sackey-Brown, Pastor der Internationalen<br />

Lighthaus-Church, „Christus hat uns beauftragt,<br />

seine Kirche zu bauen und kein Ghetto.“<br />

Er sprach hier von fremdsprachigen Gemeinden,<br />

die sich in ihrer Kulturgruppe treffen.<br />

Man kann die Aussage aber auf alle Gemeinden<br />

übertragen. Die erste Gemeinde in Jerusalem<br />

war multikulturell und damit schon ein<br />

Vorbild für uns. Da wir viele Bevölkerungsschichten<br />

nicht mehr erreichen, brauchen wir<br />

dringend die Hilfe von geist lichen Fachkräften.<br />

Was waren die Höhepunkte des Kongresses?<br />

Die Vielfalt der weltweiten Christenheit war<br />

auf dem Kongress präsent. Von den verschiedenen<br />

Vortragsstilen über unterschiedliche<br />

Anbetungsstile trat das Verbindende in Christus<br />

hervor. Insofern ist auf dem Kongress Realität<br />

geworden, was in den Vorträgen und<br />

Gruppenarbeiten gehört und diskutiert wurde.<br />

Was hat der Kongress bewegt?<br />

<strong>Der</strong> Kongress hat viele Anstöße gegeben<br />

und die Vielfalt der Gemeinden und Aktivitäten<br />

gezeigt. Es sind Beziehungen entstanden,<br />

die zu einzelnen gemeinsamen lokalen und<br />

regionalen Projekten führen werden.<br />

Und wie geht es nach diesem ersten Schritt<br />

weiter?<br />

Viele Teilnehmer und Kooperationspartner<br />

wünschen sich einen weiteren Kongress, der<br />

die angestoßenen Fragen aufgreift und im<br />

nächsten Schritt Gemeindemitglieder und<br />

Freunde mit einbezieht. Vorgeschlagen wurde<br />

ein nächster Kongress in zwei Jahren. Da -<br />

rüber werden im Herbst alle beteiligten Ko -<br />

operationspartner beraten.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Interview: Jörg Podworny

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