Büchsenpfennigen - CDA
Büchsenpfennigen - CDA Büchsenpfennigen - CDA
Magazin für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft 4. Ausgabe 2010 63. Jahrgang ISSN 1432-9689 750 Jahre Knappschaft Von „Büchsenpfennigen“ und „Kerzenhellern“ S. 14 75. Geburtstag Norbert Blüms Vom Werkzeugmacher zum Bundesminister S. 12 Sozialwahl 2011 Interview mit Gerald Weiß S. 16 CDA-Verlagsgesellschaft mbH, Oranienburger Str. 65, 10117 Berlin - Postvertriebsstück G 6361 - Gebühr bezahlt
- Seite 2 und 3: Vieles verändert sich. Gut, dass m
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- Seite 6 und 7: 6 PRISMA SCHLESWIG-HOLSTEIN Gute Si
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- Seite 12 und 13: 12 TITEL Vom Werkzeugmacher zum Bun
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- Seite 28 und 29: 28 CDA INTERN Die CDA-Vorstandsmitg
- Seite 30 und 31: 30 CDA INTERN hielt ein engagiertes
- Seite 32: Medizinische Versorgung muss auch i
Magazin für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
4. Ausgabe 2010<br />
63. Jahrgang<br />
ISSN 1432-9689<br />
750 Jahre Knappschaft<br />
Von „<strong>Büchsenpfennigen</strong>“<br />
und „Kerzenhellern“<br />
S. 14<br />
75. Geburtstag Norbert Blüms<br />
Vom Werkzeugmacher<br />
zum Bundesminister<br />
S. 12<br />
Sozialwahl 2011<br />
Interview mit Gerald Weiß<br />
S. 16<br />
<strong>CDA</strong>-Verlagsgesellschaft mbH, Oranienburger Str. 65, 10117 Berlin - Postvertriebsstück G 6361 - Gebühr bezahlt
Vieles<br />
verändert<br />
sich.<br />
Gut, dass manche Dinge so bleiben, wie sie sind.<br />
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
vor uns liegt ein spannendes<br />
zweites Halbjahr mit vielen wichtigen<br />
Entscheidungen, in denen es<br />
darauf ankommen wird, dass wir als<br />
<strong>CDA</strong> in enger Verzahnung mit der<br />
Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-<br />
Bundestagsfraktion für die richtige<br />
Ausgestaltung sorgen.<br />
Unmittelbar nach der Sommerpause<br />
wird es in den Haushaltsberatungen<br />
um die Umsetzung des Sparpakets<br />
der Bundesregierung gehen. Die<br />
<strong>CDA</strong> hat von Anfang an das Sparpaket<br />
der Bundesregierung kritisiert<br />
!"#$%!&$#'($)*+'%,($-./'(0%1($/'"1(wiesen.<br />
Wir werden uns weiterhin<br />
für eine soziale Ausgewogenheit einsetzen.<br />
Es darf nicht allein auf dem<br />
Rücken der Schwächsten gespart<br />
werden. Die Menschen müssen das<br />
Gefühl haben, dass es gerecht zugeht,<br />
sonst verlieren sie den Glauben<br />
an die Politik.<br />
Die Vorschläge zur Gesundheitsreform<br />
liegen auf dem Tisch. Auch<br />
diese müssen wir kritisch-konstruktiv<br />
begleiten.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat<br />
uns den Auftrag erteilt, die Ausgestaltung<br />
der Regelsätze – insbesondere<br />
für Kinder – zu überprüfen. Hier<br />
muss bis Jahresende eine entsprechende<br />
Anpassung vorgenommen<br />
werden. Teilhabe an Bildung, an Arbeit<br />
und am gesellschaftlichen Leben<br />
für alle zu schaffen, ist ein zentraler<br />
Punkt in der Politik der CDU-Sozialausschüsse.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
Ein erster Entwurf für ein Gesetz zum<br />
Arbeitnehmerdatenschutz liegt vor.<br />
Mit dem Entwurf von Innenminister<br />
Thomas de Maizière können wir<br />
nicht zufrieden sein. Es müssen klare<br />
und verlässliche Regelungen zum<br />
Wohle der Beschäftigten geschaffen<br />
werden. Auch hier müssen wir Änderungen<br />
in unserem Sinne herbeiführen.<br />
Im Blick auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
ab 1. Mai 2011 erwarte ich ab<br />
Herbst eine intensive Diskussion um<br />
einen Mindestlohn für die Leih- und<br />
Zeitarbeitsbranche. Auch hier gibt<br />
es bereits erste Überlegungen im<br />
Bundesministerium für Arbeit und<br />
Soziales. Die <strong>CDA</strong> wird sich für einen<br />
solchen Mindestlohn stark machen.<br />
Im November wird die Bundesregierung<br />
ihren Bericht zur Rente mit<br />
67 vorlegen. Dies erfordert die so<br />
genannte Überprüfungsklausel,<br />
nach der geprüft werden muss, ob<br />
die Anhebung der Regelaltersgrenze<br />
angesichts der Arbeitsmarktlage und<br />
der Situation älterer Arbeitnehmer<br />
vertretbar ist. Danach soll entschieden<br />
werden, ob die Rente mit 67,<br />
wie derzeit vorgesehen, tatsächlich<br />
ab dem Jahr 2012 schrittweise<br />
eingeführt wird. In diesem Zuge<br />
erwarte ich auch, dass eine Diskussion<br />
über ein umfassendes Konzept<br />
zur Bekämpfung der Altersarmut<br />
aufkommt. Der Koalitionsvertrag der<br />
schwarz-gelben Bundesregierung<br />
sieht vor, Altersarmut zu bekämpfen.<br />
Auch hier müssen wir entsprechende<br />
Vorschläge erarbeiten.<br />
Und das sind nur die großen „Baustellen“,<br />
die wir im zweiten Halbjahr<br />
bearbeiten werden. Zudem steht<br />
im November der Bundesparteitag<br />
der CDU in Karlsruhe an. Nach den<br />
Rücktritten von Roland Koch und Ole<br />
von Beust sowie dem bedauerlichen<br />
Rückzug von Jürgen Rüttgers wird es<br />
zum einen um eine personelle Neuaufstellung<br />
des Führungsgremiums<br />
gehen. Zum Zweiten müssen wir als<br />
<strong>CDA</strong> aber auch darauf achten, dass<br />
es der CDU inhaltlich gelingt, ihre<br />
Stellung als Volkspartei zu unterstreichen.<br />
Dafür wollen wir einen Beitrag<br />
leisten.<br />
Täglich leisten alle Mitglieder der<br />
CDU-Sozialausschüsse ihren Beitrag,<br />
unsere Positionen vor Ort zu<br />
erklären. Dafür danke ich Euch recht<br />
herzlich. Damit das leichter fällt,<br />
bleibt es eine Aufgabe von zentraler<br />
Bedeutung, neue Mitglieder und<br />
damit neue Mitstreiter, Mitmacher<br />
und Mutmacher zu gewinnen.<br />
Es gibt viel zu tun. Gehen wir ans<br />
Werk.<br />
Karl-Josef Laumann<br />
<strong>CDA</strong>-Bundesvorsitzender<br />
EDITORIAL<br />
3
INHALTSVERZEICHNIS<br />
4<br />
PRISMA<br />
Lektüretipp<br />
Kurswechsel für Deutschland S.6<br />
Mitgliederwerbung<br />
Demokratie lebt vom Mitmachen!<br />
S.6<br />
Antrag für den CDU-<br />
Bundesparteitag<br />
Faire Chancen – für jedes Kind! S.6<br />
Niedriglöhne und befristete<br />
Arbeitsverträge<br />
Studien S.6<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
<strong>CDA</strong> Deutschlands<br />
Oranienburger Str. 65<br />
10117 Berlin<br />
Redaktion:<br />
Dr. Markus Gloe (V.i.S.d.P.)<br />
Telefon: 030/922511-194<br />
Telefax: 030/922511-2194<br />
E-Mail: mgloe@cda-verlag.de<br />
TITEL<br />
75. Geburtstag Norbert Blüms<br />
Vom Werkzeugmacher zum<br />
Bundesminister S.12<br />
Mit „<strong>Büchsenpfennigen</strong>“ und<br />
„Kerzenhellern“ fing alles an.<br />
Die Knappschaft wird 750 Jahre alt<br />
S.14<br />
Gesellschaftliche Verantwortung,<br />
zu der jeder aufgerufen ist<br />
Interview mit Gerald Weiß zur<br />
Sozialwahl 2011 S.16<br />
Gestaltung<br />
iconate Gesellschaft für<br />
Kommunikation und Medien mbH<br />
Anzeigen<br />
Telefon: 030/92 25 11-195<br />
E-Mail: anzeigen@soziale-ordnung.de<br />
Website: www.soziale-ordnung.de<br />
Fotos<br />
Stockxpert; IStockphoto; privat, Julia Klöckner<br />
MdB, Knappschaft-Bahn-See, BARMER<br />
POLITIK<br />
Mehr Gerechtigkeit! S. 8<br />
„Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt<br />
er auch Verstand“ S.10<br />
Fachgespräch zur Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
S.18<br />
Positionspapier des Stegerwaldbundes<br />
zur Gesundheitsreform<br />
S.20<br />
GEK, Ossenbrink; CDU/CSU-Bundestagsfraktion:<br />
Armin Linnartz; CDU Hessen:<br />
Hermann Heibel; privat<br />
Titel<br />
Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-<br />
Bahn-See, Quelle: Stadtarchiv<br />
Die Ausgaben erscheinen in unregelmäßigen<br />
Abständen sechsmal im Jahr.<br />
Namensartikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
INTERVIEW<br />
Ist die Krise vorbei?<br />
Interview mit Julia Klöckner,<br />
Parlamentarischen Staatssekretärin<br />
bei der Bundesministerin für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz S.22<br />
Preis<br />
Abonnement: 25,60 €, der Bezugspreis<br />
ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Derzeit gültige Anzeigen-Preisliste vom<br />
1. Januar 2010.<br />
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Telefax: 030/92 25 11-2110<br />
E-Mail: mitgliederservice@cda-bund.de<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
<strong>CDA</strong> INTERN<br />
Gemeinsame Erklärung des EGB<br />
und der EU<strong>CDA</strong> für ein soziales<br />
Europa S.25<br />
Fachkonferenz zu<br />
„Familienernährerinnen“ S.26<br />
Herzlichen Glückwunsch, Gerald!<br />
S.27<br />
WieSO!? – Der persönliche<br />
Fragebogen<br />
Heute: Petra Sprenger S.32<br />
Verlag<br />
<strong>CDA</strong>-Verlagsgesellschaft mbH, Berlin<br />
Geschäftsführer<br />
Dr. Markus Gloe<br />
SO! vor 50 Jahren<br />
„Dazu haben<br />
die Auswüchse eines<br />
materiellen Macht- und Gewinnstrebens<br />
in der Wirtschaft, das sich immer stärker<br />
auch auf das sittliche Verhalten breiter<br />
Bevölkerungskreise auswirkt, […] beigetragen.“<br />
Dieser Satz stammt nicht aus<br />
einem aktuellen Kommentar zur Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise seit 2008, sondern<br />
aus dem Editorial der Sozialen Ordnung<br />
vom August 1960. Anders als heute<br />
hielt die sich bereits zum Ende des Jahres<br />
1959 abzeichnende Hochkonjunktur unvermindert<br />
an. Ein kräftiger Aufschwung<br />
der Investitionen und Exporte war dafür<br />
verantwortlich. Adenauer stellte nach<br />
einem Gespräch mit Arbeitnehmervertretern<br />
im Kabinett fest, „die Zeit des<br />
Aufbaus sei vorbei“ und es sei notwendig,<br />
die steuerlichen Belastungen auf ihre<br />
Berechtigung hin zu überprüfen.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte in dem Heft<br />
waren neben Berichten aus Betrieben<br />
und Gewerkschaften die Aktienrechtsreform<br />
sowie die Krankenversicherungsreform.<br />
Berichte beispielsweise über die 7. Ordentliche<br />
Generalversammlung der IG<br />
Bergbau und Energie mit ihrem Klagen<br />
über die schlechten Wahlergebnisse der<br />
„Schwarzen“ in der Gewerkschaft erinnern<br />
ebenfalls an heute.<br />
5
6<br />
PRISMA<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Gute Signale für<br />
Kinder<br />
„Die stärkere<br />
Verankerung der<br />
Anliegen von<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
in der<br />
Landesverfassung<br />
ist nun in greifbare<br />
Nähe gerückt. Die Koalition hat sich<br />
grundsätzlich auf diesen Weg verständigt.<br />
Die CDU-Landtagsfraktion<br />
LEKTÜRETIPP<br />
Kurswechsel für<br />
Deutschland<br />
Mit seinem Buch „Kurswechsel für<br />
Deutschland“ will der Vorsitzende<br />
der IG Metall, Berthold Huber, eine<br />
Diskussion über einen Zukunftsentwurf<br />
für unser Land anstoßen. Die<br />
augenblickliche Krise sei mehr als<br />
eine Finanz- und Wirtschaftskrise.<br />
Vielmehr sei sie eine Kulturkrise des<br />
westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftmodells.<br />
Nachdem Huber<br />
in seinem Essay den Weg in diese<br />
Krise nachgezeichnet hat, entwirft<br />
hatte am Dienstag, 22. Juni 2010,<br />
eine entsprechende Entscheidung<br />
getroffen“, so der <strong>CDA</strong>-Landesvorsitzende<br />
und Landtagsabgeordnete<br />
Werner Kalinka. Kalinka: „Das<br />
sind gute Signale.“ Die beharrliche<br />
Arbeit der Volksinitiative „Kinderrechte<br />
stärken – Armut bekämpfen“<br />
sei damit nicht ohne Erfolg<br />
geblieben. Kalinka: „Der Dialog hat<br />
sich gelohnt. Auch wenn es keine<br />
vollständige Übereinstimmung<br />
gibt, so ist es sozialpolitisch doch<br />
sehr wichtig, dass hier ein Zeichen<br />
gesetzt worden ist.“<br />
er einen möglichen Ausweg. Huber<br />
fordert Mindestlöhne, eine bessere<br />
Bildungspolitik, größere soziale<br />
Durchlässigkeit, mehr Mitbestimmung<br />
und mehr Demokratie. Mit<br />
diesem Zukunftsentwurf setzen<br />
sich die Politiker Erhard Eppler und<br />
Günter Verheugen, die Soziologen<br />
Martin Baethger, Colin Couch, Stephan<br />
Lessenich, Burkart Lutz und<br />
Michael Schumann sowie der Politologe<br />
Günther Schmid aus einander.<br />
Es ist dabei angenehm, dass die<br />
Autoren nicht moralisieren, sondern<br />
sachlich die Ursachen der Krise<br />
analysieren und mögliche Auswege<br />
aufzeigen. Nicht alle Schlussfolgerungen<br />
werden die Zustimmung des<br />
2()(3)$4"#("5$63%1("$)'($%7(3$%,)$<br />
Anstoß zur notwendigen Diskussion<br />
bei, ist das Erfolg genug. Dieser<br />
Erfolg sei dem Buch ausdrücklich<br />
gewünscht.<br />
Berthold Huber (Hrsg.): Kurswechsel<br />
für Deutschland. Die Lehren aus<br />
der Krise, Campus Verlag Frankfurt<br />
am Main/ New York 2010, 256<br />
Seiten, 24,90 €, ISBN 978-3-593-<br />
39104-5<br />
Die <strong>CDA</strong> Schleswig-Holstein hatte<br />
bereits im Mai 2009 ihre Unterstützung<br />
für die Volksinitiative<br />
zum Ausdruck gebracht. In dem<br />
damaligen Schreiben Kalinkas für<br />
den <strong>CDA</strong>-Landesvorstand an den<br />
Deutschen Kinderschutzbund,<br />
die Arbeiterwohlfahrt und den<br />
Sozialverband heißt es: „Der Landesvorstand<br />
der <strong>CDA</strong> Schleswig-<br />
Holsteins hat sich während seiner<br />
Klausurtagung einstimmig dafür<br />
ausgesprochen, Ihre Volksinitiative<br />
politisch zu unterstützen.<br />
Die <strong>CDA</strong> Schleswig-Holstein hat<br />
sich in den vergangenen Jahren<br />
stets für die Stärkung der Kinder<br />
und Familien ausgesprochen und<br />
politische Beschlüsse gefasst.<br />
Grundlage für unser Handeln<br />
war und ist das sozialpolitische<br />
Grundsatzprogramm „Die soziale<br />
Balance wahren“ aus dem Jahr<br />
2004. Der Volksinitiative wünsche<br />
ich Erfolg.“<br />
ANTRAG FÜR DEN CDU-BUNDESPARTEITAG<br />
Faire Chancen –<br />
für jedes Kind!<br />
Der Vorstand der CDU hat den von<br />
der Kommission „Chancengesellschaft“<br />
unter dem Vorsitz von<br />
Bundesfamilienministerin Kristina<br />
Schröder und CDU-Generalsekretär<br />
Hermann Gröhe erarbeiteten Antrag<br />
„Faire Chancen – für jedes Kind!“<br />
an den CDU-Bundesparteitag am<br />
15./16. November 2010 in Karlsruhe<br />
be schlossen. Damit rückt der Bundesvorstand<br />
die Zukunfts chancen von<br />
Kindern in den Mittelpunkt. Jedes<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
STUDIEN<br />
Niedriglöhne und<br />
befristete Arbeitsverträge<br />
Mit 6,55 Millionen Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern waren<br />
2008 so viele Menschen im Niedriglohnsektor<br />
tätig wie noch nie.<br />
Damit sei die Zahl der Niedriglohnempfänger<br />
innerhalb von zehn<br />
Jahren um 2,3 Millionen Menschen<br />
gewachsen. Nach einer Studie des<br />
@")6'6!6)$&=3$A37('6$!"#$B!%,'4C%6'on<br />
(IAQ) der Universität Duisburg-<br />
Essen bekommen 20,7 Prozent der<br />
Beschäftigten einen Lohn unterhalb<br />
der Niedriglohnschwelle von 9,50<br />
Euro in Westdeutschland und 6,86<br />
Euro in Ostdeutschland. Die Studie<br />
kommt auch zu dem Ergebnis, dass<br />
weder die Sittenwidrigkeits grenze<br />
noch branchenbezogene Mindestlöhne<br />
die Ausdifferen zierung des<br />
Lohnspektrums wirksam begrenzen,<br />
sondern lediglich ein gesetzlicher<br />
Mindestlohn Abhilfe schaffen kann.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
Eine Studie des Instituts für<br />
Arbeits markt- und Berufsforschung<br />
(IAB) in Nürnberg kommt zu dem<br />
Ergebnis, dass 2006 43 Prozent<br />
aller abgeschlossenen Verträge<br />
zeitlich befristet waren. Im Jahr<br />
2001 hatten diese „nur“ 32 Prozent<br />
ausgemacht. Insgesamt seien<br />
mehr als zwei Millionen Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer<br />
auf Basis eines befristeten Vertrages<br />
tätig. Dies würde dazu führen,<br />
dass die Menschen weniger in<br />
die Alters vorsorge investieren und<br />
s päter Familien gründen würden.<br />
Kind hat den gleichen Wert, soll<br />
erleben können, dass es gebraucht<br />
wird. Dies ergibt sich unmittelbar<br />
aus einem christlichen Menschenbild.<br />
Der Antrag fordert elterliche<br />
Verantwortung ein und will Eltern<br />
dabei unterstützen. Klar ist aber<br />
auch, dass dort, wo Eltern an dieser<br />
Verantwortung scheitern, die Gemeinschaft<br />
gefordert ist, das Wohl<br />
des Kindes zu sichern.<br />
Bis zum Bundesparteitag kann man<br />
sich in der CDU vor Ort an der Diskussion<br />
über diesen Antrag beteili-<br />
1("D$E("$F*,,)6>"#'1("$A"63%1$4"#(6$<br />
man unter > http://tiny.cc/a818c. Antrag an den Parteitag<br />
PRISMA<br />
MITGLIEDERWERBUNG<br />
Demokratie lebt<br />
vom Mitmachen!<br />
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Freunde, Arbeitskollegen<br />
und Nachbarn zu. Zeigen Sie<br />
ihnen auf,<br />
8$#%))$9%"$1(9('")%9$(6:%)$<br />
bewegen kann,<br />
8$#%))$9'69%./("$7())(3$%,)$<br />
meckern ist,<br />
8$#%))$()$-;%&6))6(,,($1(3"($7(/',0'./?<br />
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Internet: > www.cda-bund.de<br />
7
8<br />
POLITIK<br />
Mehr Gerechtigkeit!<br />
Die Bundesrepublik ist gut durch die internationale Finanz- und Währungskrise gekommen. Die düsteren<br />
Prognosen von fünf Millionen Arbeitslosen haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Der Preis dafür<br />
ist eine noch nie da gewesene Neuverschuldung als Folge der Stabilisierung unserer sozialen Sicherungssysteme<br />
und der Kurzarbeit. Dieser Weg war richtig. Jetzt gilt es, die Neuverschuldung Schritt für Schritt<br />
zurückzuführen und die Staatsfinanzen zu konsolidieren. Dazu hat die Bundesregierung ein entsprechendes<br />
Sparpaket Anfang Juni beschlossen. Doch dieses zeichnet sich durch eine soziale Schieflage aus.<br />
„Das Gesamtpaket wäre sozial<br />
r under geworden, wenn man die<br />
höheren Einkommen einbezogen<br />
hätte. Damit wäre die soziale Balance<br />
deutlicher geworden“, kommentierte<br />
Karl-Josef Laumann, der <strong>CDA</strong>-<br />
Bundes vorsitzende, die Ergebnisse<br />
der Sparklausur der Bundesregierung.<br />
Und der Vorsitzende des<br />
CDU-Wirtschaftsr ates Kurt Lauk<br />
sekundierte: „Wenn in dieser Gesellschaft<br />
alle etwas geben müssen, Arm<br />
und Reich, dann müssen alle dabei<br />
sein und wir verweigern uns dieser<br />
Solidarität nicht. Als Teil dieses<br />
Paketes haben wir uns bereiterklärt,<br />
den Spitzensteuersatz anzuheben.“<br />
Breite Schultern müssen mehr tragen<br />
als schmale. Andere wiederum<br />
konterten sofort, dass die Reichen in<br />
Deutschland ohnehin schon ausreichend<br />
einen Beitrag leisten würden.<br />
Mit steigendem Einkommen steige<br />
schließlich auch der Steuersatz.<br />
Zusätzlich würden sie spenden und<br />
Ähnliches freiwillig leisten.<br />
Wenn man lediglich den Tarif der<br />
Einkommensteuer zu Grunde legt,<br />
mag das Bild noch stimmig sein. Der<br />
Tarif steigt von 14 Prozent Eingangssteuersatz<br />
bei einem Einkommen<br />
ab 8.005/16.010 Euro (ledig/<br />
v erheiratet) auf 42 Prozent bei einem<br />
Einkommen ab 52.882/105.764<br />
Euro. Ab einem Einkommen von<br />
250.731/501.462 Euro beträgt der<br />
Höchstsatz für das zu versteuernde<br />
Einkommen 45 Prozent. Aber wer<br />
nur diese Zahlen betrachtet, macht<br />
eine unvollständige Rechnung auf. Es<br />
ist kein Geheimnis, dass in Deutschland<br />
nicht die Spitzenverdiener,<br />
sondern vor allem die Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer mit<br />
einem Durchschnitts einkommen am<br />
stärksten durch Steuern und Abgaben<br />
belastet sind. Bezieht man in die<br />
Rechnung nämlich die Sozialabgaben<br />
mit ein, wird deutlich, dass am höchsten<br />
gehobene Facharbeiterinnen<br />
und Facharbeiter oder Angestellte<br />
mit einem Jahreseinkommen von<br />
rund 60.000 Euro belastet sind.<br />
Großverdiener kommen aufgrund<br />
der Beitragsbemessung bei den Sozialabgaben<br />
insgesamt zu einer geringeren<br />
Abgabenlast. Die Steuern und<br />
Abgaben, die bei Spitzeneinkommen<br />
in Deutschland fällig werden, gehören<br />
zu den niedrigsten in Europa.<br />
Höhere Belastung für<br />
Reiche gerechtfertigt<br />
Im Zuge der Haushaltskonsolidierung<br />
wäre eine höhere Belastung<br />
für Reiche also durchaus gerechtfertigt.<br />
Dabei wird auch immer wieder<br />
darauf verwiesen, dass der Spitzensteuersatz<br />
zwischen 1975 und 1989<br />
noch bei 56 Prozent für Einkommen<br />
ab 66.484 Euro (130.032 DM) gelegen<br />
hatte. Zum Ende der „Ära Kohl“<br />
1998 lag der Spitzensteuersatz bei<br />
53 Prozent. Alle folgenden Absenkungen<br />
des Spitzensteuersatzes<br />
erfolgten unter Verantwortung der<br />
rot-grünen Koalition: Zwischen 1998<br />
und 2005 senkten SPD und Grüne<br />
den Spitzensteuersatz um über<br />
zehn Prozent. Gleichzeitig wurden<br />
auch die Steuern auf Gewinne am<br />
Finanzmarkt und für Unternehmen<br />
gekappt. Die R echnung, dadurch die<br />
Konjunktur zu beleben, ging nicht<br />
auf. Es war aber auch schon zuvor<br />
wissenschaftlich bewiesen, dass die<br />
Bezieher hoher Einkommen eine<br />
hohe Sparquote haben, wenn ihnen<br />
Entlastungen gewährt werden. Sie<br />
geben das Geld nicht aus und kurbeln<br />
damit auch nicht die Konjunktur<br />
an. Die Argumentation, dass man<br />
mit einer Erhöhung der Steuern für<br />
Reiche die gerade wieder in Schwung<br />
kommende Konjunktur abwürge,<br />
läuft damit ins Leere.<br />
Wir brauchen<br />
Belastungsgerechtigkeit<br />
Heute greift der niedrigere Spitzensteuersatz<br />
von 42 Prozent bereits<br />
ab einem Jahreseinkommen von<br />
52.000 Euro. Somit sind nicht mehr<br />
nur Spitzenverdiener, sondern auch<br />
gehobene Fachkräfte betroffen.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
Steuersätze und Sozialbeiträge heute<br />
in %<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Entsprechend hatte auch schon der<br />
erste stellvertretende Vorsitzende<br />
der <strong>CDA</strong>, Gerald Weiß, im Zuge der<br />
Einführung einer Millionärssteuer<br />
in Spanien für Deutschland nicht<br />
eine Anhebung des Spitzensteuersatzes,<br />
sondern eine Erhöhung<br />
der so genannten „Reichensteuer“<br />
gefordert: „Wir brauchen keine<br />
spanische Millionärssteuer. Wir<br />
besitzen in Deutschland schon<br />
eine Hochbesteuerung für Einkommen<br />
ab 250.000 Euro für Ledige<br />
und 500.00 Euro für Verheiratete<br />
mit einem Spitzensteuersatz von<br />
45%. Das hatte die große Koalition<br />
im Juni 2006 beschlossen. Es<br />
ist aber durchaus richtig, dass in<br />
der schwierigen Finanzlage des<br />
Staates grundsätzlich alle möglichen<br />
Lösungen durchgerechnet<br />
werden müssen und man über<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
Sozialbeiträge<br />
Einkommensteuer<br />
eine Anhebung dieses Satzes<br />
nachdenken kann. Wir brauchen<br />
Belastungsgerechtigkeit. Jeder<br />
soll in dieser schwierigen Phase<br />
der Haushaltskonsoli dierung<br />
tragen müssen, was er tragen<br />
kann.“ Für die Spitzenverdiener<br />
mag dies schmerzlich sein, aber<br />
zu den Grundpfeilern der Sozialen<br />
Marktwirtschaft gehört neben<br />
dem solidarischen Ausgleich auch<br />
eine gemeinsame Verantwortung<br />
für unser Land. Zugleich trifft diese<br />
Forderung bei den Betroffenen<br />
ja nicht auf taube Ohren: Fast 50<br />
Bürger mit einem Vermögen von<br />
mehr als 500.000 Euro haben einen<br />
Appell für eine Vermögensabgabe<br />
unterschrieben. Sie wollen dem<br />
Staat mehr Geld als bisher zahlen,<br />
damit er in der Krise Aufgaben wie<br />
Bildung, Umweltschutz und soziale<br />
POLITIK<br />
0<br />
0 50 100 150<br />
Tausend ! / Jahr<br />
200 250<br />
Quelle: Bundesministerium der Finanzen / Statistisches Bundesamt / Einkommensteuergesetz (EStG) / abgabenrechner.de<br />
Projekte schultern kann. Außerdem<br />
äußern sich mehr und mehr<br />
Besserverdiener und Wohlhabende<br />
G&&("6,'./5$#%))$)'($4"#("5$+!3+('6$<br />
zu Unrecht geschont zu werden. Sie<br />
fordern selbst: „Wir wollen mehr<br />
Steuern zahlen!“<br />
Die Erfahrungen in Griechenland<br />
haben uns gezeigt, wie schnell es<br />
einem Staat aufgrund seiner hohen<br />
Schuldenlast nicht mehr möglich<br />
sein kann, seinen Finanzierungsbedarf<br />
zu akzeptablen Konditionen<br />
über den Kapitalmarkt zu decken.<br />
Diese l eidvolle Erfahrung wollen<br />
wir unserem Land ersparen. Die<br />
CDU-Sozialausschüsse sind von<br />
der Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung<br />
überzeugt. Zu ihr<br />
müssen aber alle ihren Beitrag<br />
leisten.<br />
9
10<br />
POLITIK<br />
„Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand“<br />
Plädoyer für eine „mutige Obrigkeit”<br />
„Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er<br />
auch Verstand“, sagt der Volksmund<br />
und vergisst dabei, dass politische<br />
Ämter nicht vom lieben Gott vergeben<br />
werden. Das beweist nach der Schröder-Regierung<br />
jetzt auch „Schwarz-<br />
Gelb“. Natürlich auch einige Landesregierungen.<br />
So viele Nachweise,<br />
dass Sprichwörter auch mal falsch<br />
sein können, hätte es im Interesse des<br />
Landes und von uns Bürgern wahrlich<br />
nicht bedurft.<br />
Die Bürgerinnen und Bürger sind verunsichert,<br />
sie wirken ähnlich planlos<br />
wie die politischen Akteure quer durch<br />
die Parteien. Dabei sind daran nicht<br />
die Bürgerinnen und Bürger schuld.<br />
Die Wähler haben bei ihrer Entscheidung<br />
dem Finanzguru Andre Kostolany<br />
Recht gegeben, den ich, bezogen<br />
auf die Regierungsbildung nach dem<br />
27. September 2009, gern zitiere: „Die<br />
größte Spekulation der Welt wäre es,<br />
einen Politiker zu dem Wert einzukaufen,<br />
den er hat, und ihn zu dem<br />
Wert zu verkaufen, den er sich selbst<br />
einräumt“. Ja: Die Wähler haben sich<br />
verspekuliert.<br />
Die FDP mit ihrem atemberaubenden<br />
Wahlergebnis im letzten September<br />
raubte erst sich selbst, dann der Union<br />
in allen ihren Einzelteilen und jetzt<br />
uns Wählern täglich den Atem. Sie<br />
ist heute politisch insolvent und die<br />
Union muss aufpassen, dass sie in dem<br />
entstandenen Sog nicht mitgerissen<br />
wird. Wie schnell es bundesweit Richtung<br />
20 Prozent gehen kann, erlebten<br />
beispielhaft die Sozialdemokraten.<br />
Die Union hat daraus bisher nichts<br />
gelernt.<br />
Aber es stimmt sicher: Die Volksparteien<br />
sind insgesamt in der Krise,<br />
wobei die Frage berechtigt ist: Gibt<br />
es die herkömmlichen Volksparteien<br />
noch, die in der alten Bundesrepublik<br />
fest organisiert waren? Ich glaube es<br />
nicht. Sowohl in der Breite der gesellschaftlichen<br />
Schichtung als auch intergenerativ<br />
verlieren die (noch) großen<br />
H%36('("$%"$A")(/("$!"#$I'"0!))D$<br />
Und wer wie die FDP generell, wie<br />
jüngst die SPD und jetzt die Union,<br />
die soziale Ausgewogenheit nicht ins<br />
Zentrum der politischen Arbeit stellt,<br />
dem laufen Ansehen und Wähler<br />
davon. Für die Fragen der Gesellschaft<br />
haben die alten Volksparteien SPD<br />
und Union oft keine Antwort. Dabei<br />
warten die Bürgerinnen und Bürger<br />
auf klare Antworten, auch wenn sie<br />
die im Detail nicht immer erfreuen.<br />
Der Probleme sind viele:<br />
><br />
><br />
><br />
><br />
><br />
><br />
Wer versteht, dass für die Rettung<br />
der Banken sehr viel Geld zumindest<br />
theoretisch (theoretisch deswegen,<br />
weil nicht alle dafür haushaltspolitisch<br />
gesicherten Finanzmittel abgerufen<br />
werden) unglaublich schnell<br />
beschlossen wurden, der Sozialhaushalt<br />
aber gekürzt wird?<br />
Wer versteht, dass die großen Geldinstitute<br />
für ihr unbeschreibliches,<br />
Verhalten nicht bestraft wurden,<br />
aber Mittel für ihre Konsolidierung<br />
beschlossen wurden?<br />
Wer versteht, dass die Großbanken<br />
nicht stärker zur Haushaltskonsolidierung<br />
herangezogen werden, sie<br />
haben ja die Krise ausgelöst?<br />
Wer versteht, dass niemand früher<br />
gemerkt hat, wie in EU-Ländern<br />
Haushalte systematisch beschönigt<br />
wurden und wir jetzt (mit)zahlen<br />
müssen, damit - zu Recht - der Euro<br />
gerettet werden konnte?<br />
Wer verstand die unseligen Diskussionen<br />
um Steuersenkungen bei den<br />
allen bekannten Haushaltssituationen<br />
und jetzt die Erhöhungen der<br />
Sozialversicherungsbeiträge?<br />
Wer versteht, dass beim jetzt notwendigerweise<br />
anstehenden Sparkurs<br />
die sozial Schwachen einseitig<br />
belastet werden?<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
><br />
><br />
Wer versteht, dass die Kommunen<br />
von EU, Bund und Land durch<br />
Gesetze, Verordnungen und Vorschriften<br />
weiter belastet werden,<br />
ohne die dadurch verursachten<br />
entsprechenden zusätzlichen Mittel<br />
auch zu erhalten?<br />
Wer versteht, dass in Berlin anscheinend<br />
der Schwanz mit dem<br />
Hund wackelt?<br />
Wer glaubt noch, dass die Politik<br />
das Kapital regiert, weil die Politik<br />
(auch international) nicht die<br />
notwendigen rechtlichen Ordnungsrahmen<br />
setzt und sich nicht<br />
an Ludwig Erhard erinnert, der<br />
immer gefordert hat, den Markt<br />
nicht absolut zu setzen? Es geht darum,<br />
den Markt sozialen Grenzen<br />
zu unterwerfen, „sonst wird er<br />
unmenschlich“, so Ludwig Erhard.<br />
Die/der Hauptgeschäftsführer/in<br />
vertritt die <strong>CDA</strong> nach innen und<br />
außen. Sie/er bereitet in Abstimmung<br />
mit dem Bundesvorsitzenden<br />
und den Gremien des Verbandes die<br />
inhaltlich-konzeptionelle Positionierung<br />
und Weiterentwicklung der<br />
<strong>CDA</strong> vor. Sie/er leitet die Hauptgeschäftsstelle<br />
in Berlin und trägt<br />
gemeinsam mit dem Bundesschatzmeister<br />
die Verantwortung für die<br />
Aufstellung und Durchführung des<br />
vom Bundesvorstand zu beschließenden<br />
Haushaltsplanes und die Erstellung<br />
des Rechenschaftsberichts.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
Hinzu kommt eine gesamtgesellschaftliche<br />
Orientierungslosigkeit,<br />
an der die katholische Kirche nicht<br />
unschuldig ist.<br />
Hinzu kommt das Fehlen von politischer<br />
Gestaltungskraft in Bund<br />
und vielen Bundesländern.<br />
Hinzu kommen politische (Finanz)-<br />
Skandale.<br />
Hinzu kommt, dass viele Politiker<br />
so sehr mit der Stimme des Wählers<br />
rechnen, dass sie nicht dazukommen,<br />
sie zu hören.<br />
Hinzu kommt, dass wir in der Bundesrepublik<br />
zu viele Wahltermine<br />
haben, die ständige Wahltaktik geradezu<br />
herausfordern und bundesweit<br />
langfristige politische Planung und<br />
Durchführung verhindern, dazu<br />
Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDU-Sozialausschüsse)<br />
sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />
eine/n Hauptgeschäftsführer/in<br />
><br />
><br />
><br />
><br />
><br />
Anforderungen:<br />
8$I/3("%96,'./()5$1()(,,)./%&6);*,'tisches<br />
Engagement<br />
8$A71()./,*))("()$J%.//*./)./!,studium<br />
bzw. Hochschulstudium<br />
oder abgeschlossene Berufsausbildung<br />
mit einschlägigen Zusatzquali-<br />
4C%6'*"("<br />
8$K(""6"'))($'"$#(3$C%6/*,')./("$<br />
Soziallehre und in der evangelischen<br />
Sozialethik sowie in aktuellen wirtschafts-,<br />
arbeitsmarkt- und sozialpolitischen<br />
Fragen<br />
8$-(/3$1!6($A!)#3!.C):(')($'"$L*36$<br />
und Schrift<br />
><br />
POLITIK<br />
gehören natürlich auch die Fragen<br />
der Wahlterminorganisation ebenso<br />
wie die Zusammenlegung von<br />
Ländern.<br />
Hinzu kommt, dass die Regierung<br />
gerade im Bereich Arbeitsmarkt<br />
herausragende Daten vorstellen<br />
kann, dies aber fast völlig an der<br />
Wahrnehmung der Bürgerinnen<br />
und Bürger und in der Darstellung<br />
der Medien vorbeigeht.<br />
Goethe schreibt in Wanderjahre III:<br />
„Das größte Bedürfnis eines Staates<br />
ist das einer mutigen Obrigkeit“. Das<br />
wünsche ich uns. Endlich. „Denn man<br />
bekommt den Korb mit Reden nicht<br />
voll“, sagt ein Sprichwort aus Afrika.<br />
Josef Zolk<br />
Mitglied im Landesvorstand der CDU-<br />
Sozialausschüsse Rheinland- Pfalz<br />
Bewerbungen<br />
bis zum<br />
15.09.2010<br />
8$K%!&9>""')./($!"#$7(63'(7):'36schaftliche<br />
Kenntnisse<br />
8$M(3('6)./%&6$+!$E'(")63(')("$!"#$<br />
zur Wahrnehmung von Abend- und<br />
Wochenendterminen<br />
Die/der Hauptgeschäftsführer/in wird<br />
vom <strong>CDA</strong>-Bundesvorstand gewählt.<br />
Sie/er wird unbefristet eingestellt.<br />
Dienstort ist Berlin.<br />
Bewerbungen bitte bis zum 15.<br />
September 2010 an den <strong>CDA</strong>-Bundesvorsitzenden<br />
Karl-Josef Laumann<br />
MdL, Saerbecker Damm 193, 48477<br />
Hörstel-Riesenbeck.<br />
11
12<br />
TITEL<br />
Vom Werkzeugmacher zum Bundesminister<br />
Herzlichen Glückwunsch, Norbert Blüm, zum 75. Geburtstag!<br />
Die Rechte der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer, das<br />
Wohl der Kranken und Pflegebedürftigen<br />
und das der Familien<br />
waren und sind das Feld, auf dem<br />
Norbert Blüm mit einer Leidenschaft<br />
agiert, die weit über parteipolitische<br />
Grenzen hinweg beeindruckt.<br />
Am 21. Juli 2010 feierte<br />
Norbert Blüm seinen 75. Geburtstag.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
„Die Rente ist sicher!“ – wer kennt<br />
ihn nicht, diesen Satz, der auf immer<br />
und ewig mit Norbert Blüm verbunden<br />
sein wird. Auch heute noch steht<br />
Norbert Blüm dazu. Und er ergänzt:<br />
„Wer über diesen Satz lacht, hat die<br />
Wirtschaftsnachrichten der letzen<br />
drei Jahre nicht gelesen.“ Norbert<br />
Blüm hat alles getan, um die Rente<br />
sicher zu machen! Er hat den Demo-<br />
13%4(&%C6*3$('"1(&=/365$#("$%7(3$#'($<br />
rot-grüne Regierung unter Kanzler<br />
Gerhard Schröder sofort wieder<br />
abgeschafft, aber dann vier Jahre<br />
später als „Nachhaltigkeits faktor“<br />
kleinlaut wieder eingeführt hat! Ihn<br />
aber darauf zu reduzieren, wird dem<br />
<strong>CDA</strong>-„Urgestein“ nicht gerecht. Genauso<br />
wenig wie es richtig ist, die Ära<br />
Blüm als Bundesminister für Arbeit<br />
und Sozialordnung von 1982 bis 1998<br />
mit dem Etikett „Reformstau“ zu<br />
belegen. Durch die Machtübernahme<br />
der schwarz-gelben Regierung 1982<br />
hat nachweislich ein markanter, aber<br />
kein radikaler Kurswechsel stattgefunden.<br />
Und Reformen und politische<br />
Neuerungen hat Norbert Blüm in<br />
seiner Zeit als Bundesminister wahrlich<br />
genug angestoßen. Vor allem die<br />
„Ausdauer“ kennzeichnete Blüms politisches<br />
Agieren: Dauerhaft verfolgte<br />
er seine Ideale, Visionen und Ziele.<br />
Politisches Schwergewicht<br />
Das hatte er bereits während seiner<br />
Ausbildung gelernt. Ab 1949 absolvierte<br />
Norbert Blüm nach dem<br />
Besuch der Volksschule eine Ausbildung<br />
zum Werkzeugmacher bei<br />
der Adam Opel AG. Er besuchte das<br />
Abendgymnasium und studierte nach<br />
dem Abitur die Fächer Philosophie,<br />
Germanistik, Geschichte und Theologie<br />
– unter anderem bei Joseph<br />
Ratzinger, dem heutigen Papst<br />
Benedikt XVI. Err gewann Zugang<br />
zur katholischen Sozial lehre Oswald<br />
von Nell-Breunings. Seine Idee<br />
von der „Selbstverantwortung des<br />
Menschen“ sowie die Betonung von<br />
kleinen Gemeinschaften machte er<br />
sich zu eigen. Im Jahr 1966 wurde er<br />
als Hauptamtlicher bei der <strong>CDA</strong> tätig,<br />
zunächst als gesellschaftspolitischer<br />
Referent und Redakteur der Sozialen<br />
Ordnung. Nach zwei Jahren wurde er<br />
bis 1975 <strong>CDA</strong>-Hauptgeschäftsführer<br />
in Königswinter. Anschließend war er<br />
von 1977 bis 1987 <strong>CDA</strong>-Bundesvorsitzender.<br />
Auch innerhalb der CDU<br />
gehörte Blüm zu den politischen<br />
Schwergewichten. Er gehörte 31 Jahre,<br />
von 1969 bis 2000, dem CDU-Bundesvorstand<br />
an, war von 1987 bis 1999<br />
Landesvorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen<br />
und von 1981 bis 1990<br />
und 1992 bis 2000 stellvertretender<br />
Bundesvorsitzender der CDU.<br />
Im Jahr 1982 übernahm Blüm das<br />
Bundesministerium für Arbeit und<br />
Sozialordnung. Er fungierte dabei als<br />
„Scharnier“ zwischen den Gewerkschaften<br />
und einer konservativen<br />
Regierung. Seine Mitgliedschaft in der<br />
IG Metall und seine gedankliche Nähe<br />
zu gewerkschaftlichen Forderungen<br />
prädestinierten ihn dafür. Die CDU/<br />
CSU-FDP-Regierung beabsich tigte<br />
mit einem striktem Sparkurs und<br />
einer Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse,<br />
die Bundesrepublik für den<br />
:(,6:('6$)6%664"#("#("$N,*7%,')'(-<br />
3!"1);3*+())$46$+!$9%./("D$A!&13!"#$<br />
des Diktats von Finanz- und Wirtschaftsminister<br />
leistete er aus seinem<br />
Etat einen hohen Beitrag zur Konsoli-<br />
#'(3!"1$#(3$-6%%6)4"%"+("D$O!1,('./$<br />
sorgte Blüm dafür, dass der Kern des<br />
Sozialstaats sowie die Tarifautonomie<br />
nicht angetastet wurden. Er war<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
Garant gegen zu weit gehende soziale<br />
Kürzungen. Trotz Sparanstrengungen<br />
setzte Blüm Anpassungshilfen für<br />
ausscheidende Bergleute und Weiterbeschäftigungsgarantien<br />
für den Fall<br />
von Zechenstilllegungen sowie eine<br />
Fristverlängerung für die Zahlung von<br />
Kurzarbeitergeldern in den Stahlwerken<br />
an Ruhr und Saar von 24 auf<br />
36 Monate durch, um die Entlassung<br />
von tausenden von Stahlarbeitern zu<br />
verhindern. Blüm ergriff Maßnahmen,<br />
um die steigende Arbeitslosigkeit<br />
zu bekämpfen: Er behielt Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />
bei bzw.<br />
stockte sie auf, er setzte die Vorruhestandsregelung<br />
ab 58 Jahre durch.<br />
Das Beschäftigungsförderungsgesetz<br />
aus dem Jahr 1985 deregulierte den<br />
Arbeitsmarkt moderat, indem es<br />
u.a. befristete Arbeitsverträge und<br />
die Förderung von Teilzeitbeschäftigung<br />
vorsah. Wenn Blüm heute als<br />
Schirmherr der IG-Metall-Kampagne<br />
„Gleiche Arbeit, gleiches Geld“ fordert,<br />
die Ausweitung der Leiharbeit<br />
zu stoppen, so sieht er darin keinen<br />
Widerspruch. Würde ein befristeter<br />
Arbeitsvertrag die Brücke zu einem<br />
dauerhaften Arbeitsverhältnis sein,<br />
hätte er kein Problem damit. Wenn<br />
aber befristete Arbeitsverhältnisse<br />
zum Normalfall würden, falle die<br />
Gesellschaft auseinander.<br />
Wassergymnastik im<br />
Haifischbecken<br />
Blüm war klar, dass einer Gesundheitsreform<br />
hohe Hürden im Weg<br />
standen. Er sagte dazu einmal:<br />
„Kosten einsparen im Gesundheitswesen<br />
– das ist Wassergymnastik im<br />
P%'4)./7(.C("DQ$M(3('6)$RSTU$)6'(
14<br />
TITEL<br />
Mit „<strong>Büchsenpfennigen</strong>“ und „Kerzenhellern“ fing alles an<br />
Die Knappschaft wird 750 Jahre alt<br />
Eröffnung der Jubiläumsaustellung mit Norbert Blüm<br />
Wie mögen sie sich wohl gefühlt<br />
haben? In Dunkelheit, in Gefahr, auf<br />
sich gestellt? Männer, die mindestens<br />
ab dem 13. Jahrhundert, in<br />
Bergwerken arbeiteten. Angst hatten<br />
sie; und so beteten sie. Auf den<br />
frühen Bergwerken standen Kapellen.<br />
Priester lasen Messen – vor der<br />
Einfahrt, nach der Ausfahrt. Kerzen<br />
wurden angezündet. Die Bergleute<br />
schlossen sich zusammen, gründeten<br />
„Bruderladen“. Und sie schmissen<br />
Geld zusammen, um gemeinsam<br />
Priester und Kerzen bezahlen zu können.<br />
So zahlte jeder seinen „Büchsenpfennig“<br />
oder „Kerzenheller“ in<br />
die „Büchsenkasse“:<br />
Geld, das nicht für den Priester<br />
gebraucht wurde, nutzte man, um<br />
k ranke, invalide Kollegen zu unterstützen<br />
– oder deren Angehörige,<br />
wenn ein Bergmann starb. Denn<br />
trotz lebensgefährlicher Arbeit<br />
standen die Bergleute ansonsten<br />
ohne sozialen Schutz da. Sie genossen<br />
zwar das Privileg der Freizügigkeit,<br />
aber in den Genuss einer patri-<br />
%3./%,')./("$J=3)*31(;0'./6$C%9("$<br />
sie nicht. So gründeten sie auf eigene<br />
Faust Selbsthilfeeinrichtungen<br />
– religiöse Laienbruderschaften, die<br />
immer mehr Aufgaben der Sozialfürsorge<br />
übernahmen.<br />
Als Geburtsdatum der heutigen<br />
Knappschaft gilt der 28. Dezember<br />
1260 – ein Datum also, das sich in<br />
diesem Jahr zum 750. Mal jährt.<br />
Damals sicherte der Hildesheimer<br />
Bischof Johann I. von Brakel der<br />
Sankt Johannis Bruderschaft am<br />
Rammelsberg bei Goslar seinen<br />
Schutz zu.<br />
Zwar gab es vor 500, 600 oder gar<br />
750 Jahren natürlich nicht wie heute<br />
Rechtsansprüche auf bestimme<br />
Sozialleistungen; natürlich war das<br />
eine unsystematische und unregelmäßige<br />
Form der Hilfe; und üppig<br />
waren die Leistungen ohnehin nicht.<br />
Aber immerhin: Es gab etwas. Starb<br />
ein Kollege, so übernahmen die<br />
Genossenschaften zumindest die<br />
Begräbniskosten. So wurden diese<br />
Zusammenschlüsse zu den ersten<br />
Einrichtungen der sozialen Siche-<br />
3!"1D$A7$RWXY$4"#(6$)'./$Z$+!(3)6$<br />
in einer Urkunde aus dem Erzgebirge<br />
– dann auch die Bezeichnung<br />
„Knappschaft“.<br />
Vorsteher dieser genossenschaftlichen<br />
Selbsthilfeeinrichtungen<br />
waren schon früh die „Ältesten“.<br />
Ihre Aufgabe bestand nicht nur<br />
darin, das Geld in der Büchsenkasse<br />
zu zählen. Sie mussten zugleich<br />
darauf achten, dass die Leistungen<br />
der Knappschaften nicht zu Unrecht<br />
in Anspruch genommen wurden –<br />
und das umso mehr, je großzügiger<br />
die Zahlungen im Laufe der Jahrhunderte<br />
wurden. In der Satzung<br />
der Freiberger Knappschaft war<br />
festgelegt, dass sie diejenigen, die<br />
sich unchristlich betragen hatten,<br />
ausschließen konnten. Nach der<br />
Bergordnung der Knappschaft im<br />
böhmischen Kuttenberg oblag es<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
den Ältesten, auf „ehrbaren Wandel<br />
und Gottesfurcht“ der Mitglieder<br />
zu achten. Und noch Jahrhunderte<br />
später ging aus den Satzungen hervor,<br />
welch wichtige Kontrollfunktionen<br />
die Knappschaftsältesten<br />
übernahmen. So heißt es im Statut<br />
des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />
zu Bochum vom 1. Juli<br />
1890, zu den Aufgabe der Ältesten<br />
gehöre es, „die Kranken strenge zu<br />
beobachten, welche den Verdacht<br />
der Erheuchelung von Krankheiten<br />
erwecken“.<br />
Weil die Ältesten die Verantwortung<br />
für die gesammelten Beiträge<br />
und ihre gerechte und sinnvolle<br />
Verwendung trugen, wurden hohe<br />
Anforderungen an sie gestellt – an<br />
ihre Persönlichkeit, an ihre Fähigkeiten.<br />
Dass sie lesen, schreiben,<br />
rechnen können mussten, war nur<br />
eine Voraussetzung. Einen guten<br />
Leumund verlangte man überdies.<br />
Und in einer Knappschaftsordnung<br />
aus dem 19. Jahrhundert heißt es,<br />
Knappschaftsälteste dürften „keine<br />
Gast- und Schankwirtschaft und<br />
kein sonstiges Geschäft betreiben,<br />
welche sie von der Gunst des<br />
Publikums wirtschaftlich abhängig<br />
machen.“<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
Das Amt des Ältesten gibt es bis<br />
heute in der deutschen Sozialversicherung.<br />
Es geht auf die Knappschaftsältesten<br />
vor hunderten von<br />
Jahren zurück. Auch das Prinzip der<br />
Selbstverwaltung im Allgemeinen<br />
ist bis heute ein tragendes Element<br />
der Sozialversicherung. Zwar war es<br />
zeitweise umstritten – im 17. und 18.<br />
Jahrhundert durften die Bergleute<br />
ihre Ältesten nicht selbst wählen.<br />
Aber ab 1784 führte der preußische<br />
Sozialreformer Freiherr vom Stein die<br />
Wahl der Ältesten durch die Bergleute<br />
wieder ein und das „Allgemeine<br />
Berggesetz für die preußischen<br />
Staaten“ führte zur „echten Selbstverwaltung“.<br />
Das Gesetz aus dem Jahr 1854 war<br />
aber auch noch in anderer Hinsicht<br />
relevant: Dadurch wurden die<br />
-*+'%,F(3)'./(3!"1);0'./6$!"#$#%)$<br />
Versicherungsprinzip „Leistung gegen<br />
Beitrag“ eingeführt – zusammen<br />
mit der Selbstverwaltung allesamt<br />
Grundpfeiler der Bismarckschen<br />
Sozialgesetzgebung rund dreißig Jahre<br />
später. Das Knappschaftsgesetz<br />
legte bestimmte Mindestleistungen<br />
fest, die die Knappschaftsvereine<br />
als Versicherungsträger des Bergbaus<br />
ihren Mitgliedern zu gewähren<br />
hatten – von der freien<br />
ärztlichen Behandlung<br />
und Arznei in Krankheitsfällen<br />
bis hin zu<br />
lebenslänglicher Invalidenunterstützung<br />
bei unverschuldeter<br />
Arbeitsunfähigkeit. Die<br />
Knappschaftsvereine<br />
engagierten sich auch<br />
im Wohnungsbau,<br />
waren Vorreiter in der<br />
Rehabilitation und<br />
TITEL<br />
gründeten ab Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
die ersten Knappschaftskrankenhäuser.<br />
Mit Wirkung zum 1.<br />
Januar 1924 wurde die Reichsknappschaft<br />
gegründet, 1969 die Bundesknappschaft<br />
errichtet, nachdem<br />
die Aufgaben im Anschluss an den<br />
Zusammenbruch des Nationalsozialismus<br />
zunächst von Bezirksknappschaften<br />
wahrgenommen worden<br />
waren.<br />
Bis heute ist das Verbundsystem das<br />
Markenzeichen der Knappschaft.<br />
Heute deckt sie (deren Name nach<br />
Zusammenschlüssen mit anderen<br />
Trägern inzwischen Deutsche<br />
Rentenversicherung Knappschaft<br />
– Bahn – See lautet) drei zentrale<br />
Leistungsbereiche des Sozialsystems<br />
ab: Rentenversicherung, Kran-<br />
C("[$!"#$H0(1(F(3)'./(3!"1$)*:'($<br />
Gesundheitsversorgung durch ein<br />
eigenes medizinisches Netz. Die<br />
C"%;;)./%&6,'./($K3%"C("[$!"#$H0(geversicherung<br />
ist nicht mehr nur<br />
auf Bergleute beschränkt, sondern<br />
sie ist für jeden frei wählbar. Eine<br />
Institution, die nicht nur eine stolze<br />
Vergangenheit hat, sondern auch<br />
erstklassig für die Zukunft aufgestellt<br />
ist.<br />
Mehr zu 750 Jahren Knappschaft<br />
auf > www.750jahre.info<br />
Eine Ausstellung im Deutschen<br />
Bergbaumuseum informiert<br />
noch bis zum 20. März 2011<br />
über die beeindruckende Geschichte<br />
dieser Sozialversicherung<br />
– Infos auf<br />
> www.knappschaft-ausstellung.<br />
bergbaumuseum.de<br />
15
16<br />
TITEL<br />
Gesellschaftliche Verantwortung, zu der jeder aufgerufen ist<br />
Interview mit Gerald Weiß zur Sozialwahl 2011<br />
Gerald Weiß,<br />
erster stellvertretender Vorsitzender<br />
der <strong>CDA</strong> Deutschlands,<br />
ist Bundeswahlbeauftragter für<br />
die Sozialwahl.<br />
Welche Bedeutung haben für Dich<br />
die Sozialwahlen 2011?<br />
Eine große Bedeutung. Ich habe die<br />
ehrenamtliche Aufgabe des Bundeswahlbeauftragten<br />
für die Sozialwahlen.<br />
Dies ist eine Koordinierungsaufgabe,<br />
die rechtliche, aber vor allem auch<br />
Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit hat.<br />
Man ist so etwas wie ein Ombudsmann<br />
und Chefkoordinator für diese<br />
wichtige Wahl. Es ist, wenn wir die<br />
Zahl der Wahlberechtigten nehmen,<br />
die drittgrößte Wahl in der Bundesrepublik<br />
– nach Bundestagswahl und<br />
Europawahl. Es geht also um die innere<br />
Demokratie in der Sozialversicherung.<br />
Wie sieht der Einfluss dieser<br />
Selbstverwaltungsorgane konkret<br />
aus? Sie werden ja auch als „Parlamente“<br />
bezeichnet.<br />
Es ist vieles durch Bundesgesetz vorgegeben.<br />
Das Leistungsrecht ist doch<br />
weitgehend zentralisiert. Aber die<br />
Selbstverwaltung hat mehr Verantwortung,<br />
Zuständigkeiten und Aufgaben,<br />
als die meisten Menschen wissen.<br />
Zum Beispiel in der Unfallversicherung:<br />
Die ganzen Unfallverhütungsvorschriften<br />
– das ist eine Aufgabe<br />
der Selbstverwaltung. Die Prävention<br />
– eine Aufgabe der Selbstverwaltung;<br />
die Rehabilitationsstrategie in der<br />
Rentenversicherung – eine Aufgabe<br />
der Selbstverwaltung. Die strategischen<br />
Personalentscheidungen,<br />
wer kommt in die hauptamtlichen<br />
Funktionen, bei den Sozialversicherungsträgern,<br />
z.B. als Geschäftsführer<br />
einer Krankenkasse oder Direktor<br />
eines Rentenversicherungsträgers: das<br />
entscheidet nicht der Staat, sondern<br />
das entscheidet die Selbstverwaltung.<br />
Und wen kann man bei der Sozialwahl<br />
wählen, wer tritt da als<br />
Kandidat an?<br />
Traditionell sind es auf der Versichertenseite<br />
natürlich die Gewerkschaften,<br />
die mit ihren Listen<br />
antreten. Daneben gibt es auch<br />
Listen wie die DAK-Gemeinschaft<br />
und die so genannte BfA-Gemeinschaft.<br />
Daneben kann man sich für<br />
die ACA entscheiden. Sie ist eine<br />
Listengemeinschaft der christlich-so-<br />
zialen Verbände, von der KAB über<br />
Kolping bis zum Bundesverband<br />
Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen.<br />
Es ist eine beachtliche<br />
Vielfalt.<br />
Was verbirgt sich hinter der so<br />
genannten Friedenswahl?<br />
Schon der Begriff ist unglücklich: es<br />
sind Wahlen ohne Wahlhandlung.<br />
Wenn man diesen vom Gesetzgeber<br />
geschaffenen Vorgang als<br />
Friedenswahl bezeichnet, dann<br />
wäre die Wahl mit Wahlhandlung so<br />
was wie eine Kriegshandlung. Ich<br />
rede lieber von Wahlen im Abstimmungs-<br />
oder im Einigungsverfahren.<br />
Das bedeutet: Wenn bei einem<br />
Sozialversicherungsträger die Zahl<br />
von Bewerberinnen und Bewerbern<br />
um Mandate und die Mandatszahl<br />
übereinstimmen oder auch mehrere<br />
Listen sich so abstimmen, dass<br />
sie übereinstimmen, dann kann<br />
man sich die Wahl sparen, dann<br />
gilt die Wahl als vollzogen und die<br />
Bewerber gelten als gewählt. Diese<br />
Wahlen im Abstimmungs- oder Einigungsverfahren<br />
kennzeichnen die<br />
heutigen Sozialwahlen im Übermaß.<br />
Wir haben 2005 nur acht Sozialversicherungsträger<br />
gehabt, bei denen<br />
Urwahlen stattgefunden haben,<br />
allerdings darunter ganz große wie<br />
die BfA.<br />
Wie begegnest Du der Kritik an<br />
der Sozialwahl, beispielsweise in<br />
Bezug auf die hohen Kosten oder<br />
auf die niedrige Wahlbeteiligung.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
Die Kritik an den Kosten akzeptiere<br />
ich nicht. Die letzten Sozialwahlen<br />
haben 40 Millionen Euro gekostet.<br />
Die acht Urwahlgänge zusammen 39<br />
Millionen Euro, alle Friedenswahlen<br />
zusammen 1 Millionen Euro. Mit<br />
diesen acht Urwahlprozessen wurden<br />
44 Millionen Wahlberechtigte<br />
erreicht. Legt man das um, sind wir<br />
im Cent-Bereich für jeden Versicherten.<br />
Das halte ich für angemessen.<br />
Die Demokratie hat Betriebskosten<br />
und das sind vertretbare Betriebskosten.<br />
Man muss wissen: Bei den<br />
Urwahlgängen sind 60 Prozent der<br />
Kosten schlicht die Portokosten der<br />
Rücksendung der Wahlunterlagen.<br />
Wenn ich mehr Urwahlen, was ich<br />
für notwendig halte, anstrebe, dann<br />
werden naturgemäß die Kosten<br />
höher, aber in einem vertretbaren<br />
Rahmen. Das Kostenargument akzeptiere<br />
ich nicht.<br />
Ernster nehme ich das Thema<br />
Wahlbeteiligung. Die Wahlbeteiligung<br />
lag 2005 bei 30,8 Prozent.<br />
Jetzt haben wir Bundestagswahlen<br />
mit 72 Prozent, Europawahlen mit<br />
43 Prozent, haben Rekordniedrigquoten<br />
von Wahlbeteiligung bei den<br />
Direktwahlen von Bürgermeistern<br />
und Landräten, Quoten, die noch<br />
unter der Quote der Beteiligungsquote<br />
bei der letzten Sozialwahl<br />
liegen. Mein Landrat in Groß-Gerau<br />
ist gerade mit 29 Prozent Wahlbeteiligung<br />
ins Amt gekommen. Niemand<br />
würde die Legitimation bezweifeln,<br />
aber wir müssen alles tun, nicht nur,<br />
dass wir mehr Urwahlen bekommen,<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
tatsächliche Wahlvorgänge, sondern<br />
dass auch die Wahlbeteiligung<br />
stabilisiert wird, womöglich steigt.<br />
Welche Verbesserungsmöglichkeiten<br />
siehst Du bei der Durchführung<br />
der Sozialwahlen?<br />
Erst für die Sozialwahl 2017 sehe<br />
ich die Möglichkeit, mit der Onlinewahl,<br />
der Wahl per Mausklick,<br />
die Beteiligungsschwelle auf der<br />
einen Seite abzusenken und auf<br />
der anderen Seite die Kosten, denn<br />
Portokosten gäbe es dann kaum<br />
mehr. Aber da müssen noch einige<br />
rechtliche und technische Fragen<br />
geklärt werden.<br />
Kann der Einzelne jetzt schon<br />
was tun oder helfen, wo doch die<br />
Sozialwahlen erst in der Mitte des<br />
kommenden Jahres sind?<br />
Ich wäre der <strong>CDA</strong> sehr dankbar,<br />
wenn sie das urchristlich-soziale<br />
Thema „Selbstverwaltung“ in der<br />
ganzen Fläche, in allen Bundesländern<br />
zum Thema machen würde.<br />
Die Selbstverwaltung leistet eine<br />
überaus wichtige Arbeit. Wir müssen<br />
diese Bedeutung der Selbstverwaltung<br />
wieder stärker ins Bewusstsein<br />
rücken. Vor allem jedoch müssen<br />
die Selbstverwaltungsträger selbst<br />
verstärkt aufklären. Sie sollten die<br />
Aufgaben der Organe der Selbstverwaltungen<br />
wie die der Vertreterversammlungen<br />
in der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung und in der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung<br />
TITEL<br />
sowie die der Verwaltungsräte in<br />
den gesetzlichen Krankenkassen<br />
ausführlich darstellen und erläutern.<br />
Hierzu stehen ihnen ihre Versichertenzeitungen,<br />
ihre Kundenzeitungen<br />
und nicht zuletzt die jeweilige<br />
Homepage zur Verfügung.<br />
Wie würden Sie mich überzeugen,<br />
dass ich meine Stimme auf jeden<br />
Fall abgebe?<br />
Wie im staatlichen Raum ist es in<br />
der Selbstverwaltung wichtig, dass<br />
Macht legitimiert wird und in der<br />
Demokratie, auch in der inneren<br />
Demokratie unsere Sozialversicherung,<br />
wird Macht von unten nach<br />
oben durch Wahlen aufgebaut. Es<br />
ist ein Stück Partizipation und damit<br />
gesellschaftliche Verantwortung, zu<br />
der jeder aufgerufen ist, der einen<br />
Richtungsimpuls in die Sozialversicherung<br />
hinein geben will. Also das<br />
Schicksal dieser großen Selbstverwaltungskörperschaften,<br />
in denen<br />
insgesamt 90 Prozent der Bevölkerung<br />
versichert sind, geht uns alle<br />
an und deshalb ist es eine Wahl, die<br />
fast alle Bürgerinnen und Bürger<br />
betrifft.<br />
Lieber Gerald, wir danken Dir für<br />
dieses Gespräch.<br />
Mehr Informationen zur<br />
Sozialwahl 2011 unter<br />
> www.sozialversicherungs wahl.de<br />
17
18<br />
POLITIK<br />
Den Wegfall der Beschäftigungsgrenzen positiv gestalten!<br />
Breite Unterstützung von Experten für tariflichen Mindestlohn in der Zeitarbeit<br />
v.l.n.r.: Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe Peter Weiß MdB, stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />
Ingrid Fischbach MdB und Uwe Schummer MdB<br />
Der bevorstehende Wegfall aller<br />
Beschäftigungsgrenzen zu Polen und<br />
Tschechien sowie sechs weiteren<br />
EU-Mitgliedstaaten kann positiv<br />
gestaltet werden. Zu diesem Ergebnis<br />
kamen die Vertreter aus Wirtschaft,<br />
Gewerkschaften und Wissenschaft,<br />
die im Rahmen eines Fachgesprächs<br />
auf Einladung des Vorsitzenden der<br />
Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-<br />
Bundestagsfraktion, Peter Weiß, zum<br />
Thema „Arbeit grenzenlos – Was<br />
bringt der 1. Mai 2011 den Beschäftigten<br />
und ihren Betrieben“ über<br />
Chancen und Risiken der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
diskutierten.<br />
Prof. Dr. Herbert Brücker vom Institut<br />
für Arbeitsmarkt und Berufsforschung<br />
(IAB) zeichnete ein insgesamt<br />
optimistisches Bild. Der genaue Um-<br />
fang der Zuwanderung durch die volle<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit sei schwer<br />
zu kalkulieren, einen „Migrationsschick“<br />
werde es aber mit Sicherheit<br />
nicht geben. Selbst eine im Rahmen<br />
der Annahmen starke Nettozuwanderung<br />
von 150 000 Personen im Jahr<br />
wird nach Einschätzung des IAB nur<br />
zu geringen Arbeitsmarktwirkungen<br />
führen.<br />
Die Migranten aus den so genannten<br />
EU-8-Staaten verfügten über ein<br />
B!%,'4C%6'*")"'F(%!5$#%)$/G/(3$')6$<br />
als bei den meisten Ausländergruppen.<br />
Ihre Zuwanderung werde die<br />
gesamtwirtschaftliche Produktion<br />
erhöhen, so der IAB-Wissenschaftler.<br />
@",>"#')./($M()./>&6'16($;3*46'(36("$<br />
durch steigende Löhne und sinkende<br />
Arbeitslosigkeitsrisiken. Sein Fazit:<br />
„Die inländischen Arbeitnehmer werden<br />
gewinnen.“<br />
Allerdings drohen nach Einschätzung<br />
von Prof. Brücker punktuell sinkende<br />
Löhne, und zwar für Geringbeschäftigte.<br />
Ohne politisches Handeln sei<br />
dieses insbesondere im Bereich der<br />
Zeitarbeit und des Wachgewerbes<br />
zu erwarten. Auch könne es am<br />
Arbeitsmarkt zu einer Verdrängung<br />
bereits hier lebender ausländischer<br />
Arbeitnehmer durch neue Zuwanderer<br />
kommen, so der Vorstand der Bundesagentur<br />
für Arbeit, Heinrich Alt.<br />
Wie Prof. Brücker weiter ausführte,<br />
wird das Lohnniveau in der Gesamtbetrachtung<br />
langfristig konstant<br />
bleiben, während die Arbeitslosenrate<br />
als Effekt der erhöhten Risiken für<br />
ausländische Arbeitnehmer marginal<br />
ansteigen wird. Daher sei eine bessere<br />
Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern<br />
die zentrale Herausforderung.<br />
Hier falle Deutschland bisher im EU-<br />
Durchschnitt zurück.<br />
Das Podium des Fachgesprächs war<br />
prominent besetzt.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
BDA-Hauptgeschäftsführer Reinhard<br />
Göhner sprach sich ebenso wie Peter<br />
Auth vom Zeitarbeitsunternehmen<br />
A#(..*$&=3$('"("$6%3'0'./("$V'"#()6lohn<br />
in der Zeitarbeit über die Aufnahme<br />
der Branche in das Arbeitnehmer-<br />
Entsendegesetz zur Verhinderung<br />
negativer Effekte für die Beschäftigten<br />
aus.<br />
Für Egbert Biermann vom Hauptvor-<br />
)6%"#$#(3$@N$M\I$)*,,6("$6%3'0'./($<br />
Mindestlöhne als Teil einer Gesamtkonzeption<br />
für zuwandernde Arbeitnehmer<br />
umgesetzt werden, die<br />
auch sozial-integrative Komponenten<br />
berücksichtigt. Tomasz Major, Präsident<br />
der Polnischen Arbeitgeberkam-<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
9(35$;,>#'(36($&=3$('"("$6%3'0'./("$<br />
Mindestlohn in Verbindung mit einer<br />
(&4+'("6("$M(C>9;&!"1$',,(1%,(3$<br />
Beschäftigung.<br />
Im Anschluss an das Fachgespräch<br />
bekräftigte Peter Weiß die Forderung,<br />
baldmöglichst eine klare rechtliche<br />
Regelung für einen allgemein gültigen<br />
Mindestlohn in der Zeitarbeitsbranche<br />
zu treffen. Es könne nicht zugelassen<br />
werden, dass aufgrund der<br />
);(+'4)./("$#(!6)./("$](1(,!"1("$<br />
zur Leiharbeit anstelle zwischen<br />
deutschen Arbeitgebern und Gewerkschaften<br />
ausgehandelter Tarifvereinbarungen<br />
faktisch tschechische oder<br />
polnische Tarifverträge zur Anwendung<br />
gelangen, die unter Berücksich-<br />
Generation Pflege – Herausforderungen für Politik und Gesellschaft<br />
POLITIK<br />
tigung der dortigen Verhältnisse zu<br />
Stande gekommen sind.<br />
Ohne einen allgemein verbindlichen<br />
Mindestlohn könnten polnische Zeitarbeitsunternehmen<br />
zum Beispiel Beschäftigte<br />
legal zu den Bedingungen<br />
dortiger Tarifverträge für 4 Euro/<br />
Stunde in Deutschland arbeiten<br />
lassen, so Weiß. Das entspreche<br />
nicht den Grundsätzen eines fairen<br />
Wettbewerbs und führe zu sozialen<br />
Verwerfungen. Bei einer Aufnahme<br />
der Zeitarbeitsbranche in das Entsendegesetz<br />
hingegen sei ein zwischen<br />
deutschen Tarifpartnern vereinbarter<br />
6%3'0'./(3$V'"#()6,*/"$F(37'"#,'./$<br />
für alle hier Beschäftigten.<br />
Auf einer Fachtagung der Arbeitnehmergruppe der CDU /CSU-Bundestagsfraktion sollen die politischen<br />
Herausforderungen im Bereiche der Pflege aufgezeigt und mögliche Lösungsansätze erörtert werden.<br />
E%)$^/(9%$H0(1($"'996$('"("$<br />
immer breiteren Raum ein – dies<br />
spiegelt sich auch in der letzten<br />
Ausgabe der SO!. Aus den Schilderungen<br />
über den Alltag eines<br />
H0(1(+("63!9)$:!3#($#(!6,'./5$<br />
dass der Trend weg von reiner<br />
Versorgung und hin zu individueller<br />
Betreuung, Förderung und Unter-<br />
)6=6+!"1$#(3$H0(1(7(#=3&6'1("$<br />
geht. Dies sowie die zunehmende<br />
Zahl an älteren Menschen in<br />
E(!6)./,%"#$)6(,,6$H0(1(/('9($:'($<br />
H0(1(&%./C3>&6($F*3$7()*"#(3($<br />
Herausforderungen. An der Politik<br />
liegt es, die Rahmenbedingungen<br />
hierfür zu gestalten.<br />
E%)$H0(1(:('6(3("6:'.C,!"1)1(setz<br />
von 2008 brachte wichtige<br />
Erneuerungen. Für die Aufnahme<br />
#(3$H0(1(73%"./($'"$#%)$A37('6-<br />
nehmerentsendegesetzes in der<br />
vergangenen Legislaturperiode<br />
hatte sich besonders die Arbeitnehmergruppe<br />
der CDU/CSU-Fraktion<br />
eingesetzt. Die Bemühungen um<br />
('"("$V'"#()6,*/"$&=3$H0(1(/',&)kräfte<br />
waren erfolgreich – er trat<br />
zum 1. August 2010 in Kraft.<br />
Auf diesen Grundlagen gilt es nun<br />
aufzubauen und beispielsweise<br />
#'($A!)7',#!"1$#(3$H0(1(7(3!&($<br />
zu optimieren und attraktiver zu<br />
machen, die Vereinbarkeit von<br />
A"1(/G3'1(";0(1($!"#$M(3!&)6>tigkeit<br />
weiter zu verbessern und die<br />
J'"%"+'(3!"1$#(3$H0(1(F(3)'./(rung<br />
langfristig zu sichern. Zudem<br />
gilt es, die Empfehlung der Fach-<br />
C*99'))'*"$+!3$_(!#(4"'6'*"$#()$<br />
H0(1(7(13'&&)$'"$#(3$N()(6+1(7!"1$<br />
umzusetzen.<br />
`9$#%)$^/(9%$H0(1($'"$)('"(3$<br />
Vielschichtigkeit angemessen zu<br />
erörtern, veranstaltet die CDU/<br />
CSU-Bundestagsfraktion unter<br />
der Federführung der Arbeitnehmergruppe<br />
am 4. Oktober<br />
2010 eine Fachveranstaltung<br />
+!9$^/(9%$H0(1(D$E%7('$<br />
werden vor allem jene zu Wort<br />
kommen, die tagtäglich mit der<br />
H0(1($'"$M(3=/3!"1$C*99("D$<br />
Thematisiert werden vorrangig<br />
arbeitnehmerrelevante Anliegen:<br />
aA37('6)9%3C6$!"#$H0(1(Q$*#(3$<br />
aJ%9','("[H0(1(+('6QD$^(',"(/men<br />
werden Vertreter verschiedener<br />
Ministerien. Diese werden<br />
mit Vertretern aus Unternehmen,<br />
Verbänden und den in der<br />
H0(1(73%"./($6>6'1("$J%./[$!"#$<br />
Hilfskräften selbst diskutieren.<br />
19
20<br />
POLITIK<br />
Gute Besserung für unser Gesundheitswesen<br />
Positionspapier des Stegerwald-Bunds zur Gesundheitsreform<br />
<strong>CDA</strong>-Kollege Dr. Johannes<br />
V öcking referierte bei der<br />
Jahrestagung des Stegerwald-<br />
Bundes. Er war zuletzt Vorstandsvorsitzender<br />
der BARMER,<br />
davor u. a. Leiter des Ministerbüros<br />
bei Dr. Norbert Blüm, Abteilungsleiter<br />
im Bundeskanzleramt<br />
und Staatssekretär im Bundes-<br />
Innenministerium.<br />
Der Stegerwald-Bund, die <strong>CDA</strong>-<br />
Vereinigung ehemaliger christlich-sozialer<br />
Gewerkschafts- und<br />
Sozialsekretäre, hat ein Positionspapier<br />
zur Fortentwicklung<br />
unseres Gesundheitswesens zur<br />
Diskussion gestellt. Grundlage<br />
dafür war ein Referat von <strong>CDA</strong>-<br />
Kollege Dr. Johannes Vöcking,<br />
ehemaliger Vorstandsvorsitzender<br />
der BARMER, auf der Jahrestagung<br />
des Stegerwald-Bundes in<br />
Königswinter.<br />
1. Die Grundlage stimmt<br />
Deutschland hat im internationalen<br />
Vergleich ein überdurchschnitt-<br />
,'./$(&4+'("6()$N()!"#/('6):()("D$<br />
Das belegen alle Studien und<br />
Gutachten. Aber es gibt Über- und<br />
Unterversorgungen sowie unwirtschaftliche<br />
Fehlsteuerungen.<br />
2. Soziale Krankenversicherung<br />
ist Grundlage<br />
E'($7('63%1)4"%"+'(36($)*+'%,($<br />
Krankenversicherung ist die<br />
Grundlage unseres Gesundheitswesens.<br />
Der einheitliche gesetz-<br />
,'./$#(4"'(36($2(')6!"1)%");3!./$<br />
nach medizinischem Bedarf, der<br />
Kontrahierungszwang ohne Risikoprüfung<br />
und die einkommensbezogene<br />
Finanzierung durch Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer dürfen nicht<br />
infrage gestellt werden.<br />
3. Solidaritätsprinzip bewusst<br />
machen<br />
In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
vollzieht sich das urchrist-<br />
liche Solidaritätsprinzip: Gesunde<br />
stehen zu Kranken, Einkommensstarke<br />
zu Einkommensschwachen,<br />
Kinderlose zu Familien, Junge zu<br />
Alten. Allein im Familienlastenausgleich<br />
leistet die GKV einen Solidaritätsausgleich<br />
von 20 Mrd. €.<br />
Bei jedem „Reformschritt“ müssen<br />
christlich-soziale Politiker höllisch<br />
darauf aufpassen, dass dieses Solidaritätsprinzip<br />
nicht geschwächt<br />
wird.<br />
4. Garant für Sicherheit<br />
Die soziale Krankenversicherung<br />
ist mit ihrem lohnbezogenen Beitrag,<br />
dem umfassenden Bedarfsprinzip<br />
und der Selbstverwaltung<br />
von Arbeitnehmern und Arbeitgebern<br />
ein Garant für Sicherheit<br />
!"#$-6%7','6>6D$-6(!(34"%"+'(36($<br />
Systeme führen zur Mangelverwal-<br />
6!"15$;3'F%6$4"%"+'(36($-b)6(9($<br />
sind ungerecht und unbezahlbar.<br />
Wir wollen und brauchen keinen<br />
Systemwechsel.<br />
5. Private KV keine Alternative<br />
Die private Krankenversicherung<br />
ist eine historisch gewachsene<br />
Ergänzung, aber keine Alternative<br />
zur gesetzlichen Krankenversicherung.<br />
Fast 90 Prozent der Bürger<br />
sind in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
geschützt. Deren<br />
Verwaltungskosten betragen nur<br />
ein Drittel der privaten Krankenkassen.<br />
Familien und Geringverdiener<br />
wären in der privaten<br />
Krankenversicherung schlecht<br />
aufgehoben. Deshalb: Jeder po-<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
litische Schritt zu mehr privater<br />
Krankenvorsorge wäre ein Schritt<br />
zur Kostensteigerung und zu mehr<br />
sozialer Ungerechtigkeit.<br />
6. Kosten in Maßen<br />
Die Kosten der gesetzlichen<br />
Krankenkassen werden öffentlich<br />
massiv überschätzt. In über<br />
30 Jahren ist die Belastung der<br />
Arbeitskosten durch die KV-Beiträge<br />
geringer ausgefallen als die<br />
Entwicklung des Brutto-Inlandproduktes.<br />
Zurückgeblieben sind<br />
%,,(3#'"1)$#'($7('63%1);0'./6'1("$<br />
Einkommen der Arbeitnehmer.<br />
Das Hauptproblem zur Finanzierung<br />
des Gesundheitswesens ist<br />
deshalb keine Kostenexplosion,<br />
sondern eine wegbrechende Einnahmebasis.<br />
7. Gesundheitsfonds<br />
funktioniert<br />
Der Gesundheitsfonds ist besser<br />
als sein Ruf. Er funktioniert<br />
problemlos und kostengünstig. Er<br />
fördert den funktionalen Wettbewerb<br />
zwischen Kassen und<br />
Leistungsanbietern und sorgt für<br />
mehr Verteilungs- und Versorgungsgerechtigkeit.<br />
8. Kopfpauschale ist falsch<br />
Die Festschreibung des Arbeitgeber-Beitrages<br />
und dessen Kompensation<br />
durch eine Kopfpauschale<br />
führt in jeder Beziehung in<br />
die falsche Richtung. Die Arbeitgeber<br />
werden durch die Festschreibung<br />
ihres Beitraganteils in<br />
der Selbstverwaltung zu zahnlosen<br />
Tigern, da sie die Kostenentwicklung<br />
nicht mehr betrifft. Die<br />
diskutierten Modelle der Kopfpauschale<br />
führen dazu, dass über<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
60 Prozent der Versicherten An-<br />
);3!./$%!&$('"("$)6(!(34"%"+'(36("$<br />
Ausgleich erhalten, was zu einer<br />
gigantischen Bürokratie und zu<br />
einer schrittweisen Verstaatlichung<br />
unseres Gesundheitswesen führen<br />
würde. Das Thema Kopfpauschale<br />
muss vom Tisch<br />
9. Das Angebot schafft Nachfrage<br />
In weiten Bereichen herrscht im<br />
deutschen Gesundheitswesen auch<br />
im internationalen Vergleich Überversorgung.<br />
Alle Untersuchungen<br />
belegen: Je dichter die Versorgung<br />
etwa mit Fachärzten ist, umso<br />
„kränker“ sind die Patienten. Und<br />
die Angebotskapazitäten steigen<br />
weiter. Da sie überwiegend privatwirtschaftlich<br />
organisiert sind und<br />
Renditeziele verfolgen, brauchen<br />
wir einen starken staatlichen Ordnungsrahmen.<br />
Die Krankenkassen<br />
brauchen die notwendigen Instrumente,<br />
um die wirtschaftlichen<br />
Einzelinteressen und den sozialen<br />
Auftrag in Einklang zu bringen.<br />
10. Sparen durch mehr<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Zur Lösung von Finanzproblemen<br />
der Krankenkassen darf die Politik<br />
nicht immer zuerst an den Geldbeutel<br />
der Versicherten denken.<br />
Es gibt genug Sparpotenziale im<br />
System: Bessere wissenschaftliche<br />
Fundierung der Indikationen, Unterbindung<br />
von Scheininnovationen<br />
in der Pharmakologie und der Medizintechnik,Informationsgleichgewicht<br />
zwischen Arzt und Patienten.<br />
Die Krankenkassen und ihre<br />
Selbstverwaltung müssen in die<br />
Lage versetzt werden, durch Verträge<br />
mit den Leistungsanbietern<br />
Qualität und Wirtschaftlichkeit zu<br />
POLITIK<br />
sichern und „Pseudo-Innovationen“<br />
zu eliminieren.<br />
11. Rationalisieren statt<br />
rationieren<br />
Zu Recht haben Leistungseinschränkungen<br />
(Rationierung) Unmut<br />
und Widerstand der Versicherten<br />
zu erwarten. Stattdessen muss<br />
9(/3$I&&(C6'F'6>6$!"#$I&4+'("+$'9$<br />
System dafür sorgen, dass notwendige<br />
medizinische Leistungen<br />
immer bezahlbar bleiben. Die<br />
Angebote von Herzkatheder,<br />
Röntgen und Ultraschall schaffen<br />
sich zum großen Teil ihre Nachfrage<br />
selbst, obwohl die Untersuchungen<br />
nach strengen wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen nicht indiziert und<br />
ungezielt sind. Deshalb müssen<br />
die Krankenkassen mehr Möglichkeiten<br />
erhalten, Preis, Qualität und<br />
Organisation der Leistungen zu<br />
bestimmen, um mehr Wirtschaftlichkeit<br />
im Sinne ihrer Versicherten<br />
zu erreichen.<br />
12. Solidarität und Subsidiarität<br />
neu justieren<br />
Krankheit und Tod gehören zum Leben.<br />
Gesundheitswahn und Jugendkult<br />
unserer Mediengesellschaft<br />
fördern die individuelle Überforderung<br />
unseres Gesundheitssystems.<br />
Das Solidaritätsprinzip zur Finanzierung<br />
eines einheitlichen Leistungsanspruchs<br />
bedarf als Kehrseite der<br />
Medaille des Subsidiaritätsprinzips<br />
in Form von Gesundheitsvorsorge<br />
und verantwortungsvollem Umgang<br />
mit der eigenen Gesundheit.<br />
Dieser Zusammenhang sollte in der<br />
Bildung und dem öffentlichen Diskurs<br />
stärker herausgearbeitet werden.<br />
Gesundheit ist eine unserer<br />
größten Gemeinschaftsaufgaben.<br />
21
22<br />
INTERVIEW<br />
Ist die Krise überwunden?<br />
Interview mit Julia Klöckner<br />
Julia Klöckner MdB ist Parlamentarische<br />
Staatssekretärin bei<br />
der Bundesministerin Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz.<br />
Außerdem ist Julia<br />
Klöckner Spitzenkandidatin für<br />
die CDU Rheinland-Pfalz bei der<br />
Landtagswahl 27. März 2011.<br />
Frau Staatssekretärin Klöckner, die<br />
Börsenkurse steigen seit einiger<br />
Zeit wieder. Haben wir die Krise<br />
überwunden?<br />
Die Börsenkurse sind nicht alles.<br />
Griechenland hat so große Probleme<br />
bei der Finanzierung seines Staatshaushalts,<br />
dass wir gezwungen sind,<br />
das Land mit Krediten zu unterstützen.<br />
Viele Leute, die ihr angelegtes<br />
Geld verloren haben, spüren die Krise<br />
auch heute noch. Das Vertrauen<br />
der Verbraucher in die Finanzbranche<br />
ist noch nicht wiederhergestellt.<br />
Das Ende der Krise ist leider noch<br />
nicht gekommen. Es gibt in Deutschland<br />
aber auch ermutigende Signale,<br />
z. B. auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Die Krise ist also nicht nur eine<br />
Krise, in der Anleger ihr Geld<br />
und Menschen ihren Job verloren<br />
haben. Ist der Vertrauensbruch so<br />
groß?<br />
Ja. Für viele Verbraucher galten<br />
Bankberater früher als absolut<br />
vertrauenswürdig. Ältere Menschen<br />
);3(./("$#()/%,7$/>!41$"*./$F*9$<br />
„Schalterbeamten“. Das Bewusstsein<br />
hat sich geändert. Es hat<br />
sich herausgestellt, dass mancher<br />
Bankberater ein Produkt nicht deshalb<br />
empfohlen hatte, weil es den<br />
Bedürfnissen des Kunden entsprach,<br />
sondern weil die Bank gut daran<br />
verdient hat.<br />
Wie könnte dieses Vertrauen zurück<br />
gewonnen werden?<br />
In der Finanzberatung muss wieder<br />
ganz klar das Kundeninteresse im<br />
Mittelpunkt stehen. Die angebotenen<br />
Finanzprodukte müssen<br />
transparent und verständlich sein.<br />
Beides verfolgen wir mit der Quali-<br />
6>6)*&&(")'F($c(373%!./(34"%"+("$<br />
unseres Ministeriums.<br />
Man sieht Reformbedarf beim<br />
Vertrieb von Finanzdienstleistungen<br />
und formuliert „Anforderungen<br />
an Finanzvermittler“.<br />
Droht nicht die Gefahr, dass die<br />
normalen Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer in der Finanzdienstleistungsbranche<br />
allzu<br />
schnell zu Sündenböcken abgestempelt<br />
werden?<br />
Die bestehenden Probleme<br />
müssen wir benennen. Uns muss<br />
dabei aber bewusst sein, dass die<br />
J'"%"+7(3%6(3$/>!41$%!./$)(,7)6$<br />
Opfer übertriebener Zielvorgaben<br />
für den Vertrieb von Finanzprodukten<br />
sind.<br />
Stichwort Beratung: Viele Berater<br />
sind beim Verkauf von Finanzprodukten<br />
an Prämien orientiert.<br />
Wird in diesem System nicht<br />
Fehlverhalten geradezu „erzwungen“?<br />
Was spricht Ihrer Meinung<br />
nach für eine provisionsgebundene<br />
Beratung und was für eine<br />
Beratung auf Honorarbasis?<br />
Sie sprechen einen entscheidenden<br />
Punkt an. Die Zielvorga-<br />
7("$'9$c(363'(7$)'"#$/>!41$F'(,$+!$<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
eng. Da wird den Mitarbeitern oft<br />
vorgegeben, welche Produkte sie<br />
in welchem Zeitraum an den Mann<br />
oder an die Frau bringen sollen,<br />
egal, ob es gerade passt oder nicht.<br />
Wenn sie das nicht schaffen, gibt es<br />
Prämienkürzungen, unangenehme<br />
Gespräche mit den Vorgesetzten<br />
und, wenn es ganz schlimm kommt,<br />
die Entlassung. Wenn der Vertrieb<br />
offener gestaltet wird und eine kundengerechte<br />
Beratung möglich ist,<br />
hat auch die provisionsgebundene<br />
Beratung ihre Berechtigung. In der<br />
Honorarberatung sollen mögliche<br />
@"6(3())("C*"0'C6($+:')./("$#(9$<br />
Interesse des Beraters am Verkauf<br />
bestimmter Produkte und dem<br />
Interesse des Kunden, den für ihn<br />
besten Rat zu erhalten, von vornherein<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Deshalb möchte unser Ministerium<br />
die Honorarberatung durch klare<br />
gesetzliche Regeln stärken. Der<br />
Kunde soll aber selbst entscheiden<br />
können, ob er sich auf Provisions-<br />
oder Honorarbasis beraten lassen<br />
will. Entscheidend ist, dass der<br />
Kunde klar erkennen kann, wer ihm<br />
gegenübersitzt: ein Vermittler auf<br />
Provisionsbasis oder ein wirklich<br />
unabhängiger Berater auf Honorarbasis.<br />
Ihr Ministerium hat die „QualitätsoffensiveVerbraucherfinanzen“<br />
auf den Weg gebracht.<br />
Was steckt konkret dahinter?<br />
Wir wollen den Verbrauchern Hilfestellungen<br />
bieten, z.B. mit unserer<br />
Checkliste für die Geldanlage oder<br />
mit dem Internetportal verbrau-<br />
./(34"%"+:'))("D#(D$L'3$&=/3("$<br />
mit der Finanzbranche und Verbraucherorganisationen<br />
einen Dialog,<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
wie der Verbraucherschutz bei<br />
Finanzdienstleistungen verbessert<br />
werden kann. Hierzu haben wir<br />
ein Thesenpapier erstellt und ein<br />
Produktinformationsblatt entwickelt,<br />
das von den Banken aufgegriffen<br />
wurde. Wenn die Branche<br />
nicht selbst für Verbesserungen<br />
sorgt, werden wir auch gesetzgeberisch<br />
aktiv. So haben wir mit<br />
dem Gesetz zur Neuregelung des<br />
Schuldverschreibungsrechts das<br />
Beratungsprotokoll eingeführt und<br />
die Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche<br />
bei Falschberatung<br />
verlängert.<br />
Es muss Vergleichbarkeit bei<br />
Beratung und Produktauswahl<br />
gegeben sein. Derzeit sind verschiedene<br />
Modelle zur Protokollierung<br />
im Gespräch. Macht es<br />
sich die Bundesregierung mit dem<br />
„Beipackzettel“ nicht zu einfach?<br />
Immerhin sind Finanzprodukte<br />
keine Arzneimittel.<br />
Das zwar nicht, aber Nebenwirkungen<br />
können auch bei Finanzprodukten<br />
auftreten. Wir brauchen<br />
beides: einen Beipackzettel für<br />
das Finanzprodukt selbst und ein<br />
Protokoll über das Beratungsgespräch.<br />
Im Beipackzettel sollen die<br />
wesentlichen Eigenschaften des<br />
Finanzprodukts kurz und prägnant<br />
zusammengefasst werden. Die<br />
Beipackzettel sollen einheitlich<br />
gestaltet sein, damit die unterschiedlichen<br />
Anlageprodukte<br />
unterschiedlicher Anbieter auch<br />
tatsächlich miteinander vergleichbar<br />
sind.<br />
Droht nicht bei einer staatlichen<br />
Reglementierung, wie eine Pro-<br />
INTERVIEW<br />
duktbeschreibung auszusehen<br />
hat, auch das unbeabsichtigte<br />
Verschwinden von guten Produkten?<br />
Stichwort: Bürokratie.<br />
Ich sehe nicht, welches gute<br />
Produkt eine verständliche Produktinformation<br />
scheuen müsste.<br />
Durch das Produktinformationsblatt<br />
trennt sich doch die Spreu<br />
vom Weizen. Für den Verbraucher<br />
ist ein Produktinformationsblatt,<br />
das Risiken, Kosten, Rendite und<br />
Verfügbarkeit zusammenfasst,<br />
viel wertvoller als ein Prospekt, in<br />
dem man die wesentlichen Informationen<br />
wie die Stecknadel im<br />
Heuhaufen suchen muss.<br />
Man kann ja an die Finanzindustrie<br />
appellieren, selbst mehr zu<br />
tun. Das hat ja nun anscheinend<br />
im Bereich der Derivate und Verbriefungen,<br />
die eine Teilschuld<br />
an der Krise tragen, nicht funktioniert.<br />
Muss also die Aufsicht<br />
gestärkt werden?<br />
Ja, unbedingt. Erste Schritte<br />
haben wir bereits unternommen.<br />
Ratingagenturen müssen sich in<br />
der EU registrieren lassen und<br />
organisatorische Vorkehrungen<br />
treffen, damit keine Interessen-<br />
C*"0'C6($+:')./("$M(3%6!"1$F*"$<br />
Unternehmen und Bewertung<br />
von Finanzprodukten entstehen.<br />
Weitere Schritte müssen folgen.<br />
So sollen die Produkte des Grauen<br />
Kapitalmarkts der Finanzaufsicht<br />
unterstellt werden. Unserem<br />
Ministerium ist es besonders<br />
wichtig, dass sich die Aufsichtsbehörden<br />
stärker um den Verbraucherschutz<br />
kümmern, also<br />
genauer hinschauen und eingrei-<br />
23
24<br />
INTERVIEW<br />
fen, wenn Unternehmen Verbraucherrechte<br />
missachten.<br />
Wie soll sich die Bundesregierung<br />
verhalten, wenn bestimmte relevante<br />
Fragen wie Eigenkapitalhinterlegung<br />
bei der Kreditvergabe<br />
international anders gehandhabt<br />
werden? Macht es da Sinn, dass<br />
die Bundeskanzlerin – wohlgemerkt<br />
mit gutem Beispiel – vorangeht?<br />
Dafür gibt es kein Patentrezept.<br />
Manches macht nur auf globaler<br />
oder zumindest europäischer Ebene<br />
Sinn, anderes kann man auch<br />
national einführen. Wir können<br />
nicht immer auf „Brüssel“ warten.<br />
Anlegerschutz ist immer auch<br />
Stabilisierung unseres Geldsystems.<br />
Wenn die Bundesbank jetzt<br />
auch immer mehr Aufsichtsaufgaben<br />
übernehmen soll, überfordert<br />
man sie damit?<br />
Die Bundesbank ist heute schon<br />
an der Bankenaufsicht beteiligt.<br />
Die Mitarbeiter der Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
werden auch in den neuen Auf-<br />
sichtsstrukturen weiterbeschäftigt<br />
werden. Außerdem hat die Bundesbank<br />
mit der Gründung der<br />
Europäischen Zentralbank etliche<br />
Aufgaben im Bereich der Geldpolitik<br />
an diese abgegeben. Allerdings<br />
sollten wir nicht erwarten, dass nie<br />
:'(#(3$4"%"+'(,,($-./>#("$('"63(ten<br />
können, wenn wir die Aufsicht<br />
erweitert haben.<br />
Wie beurteilen Sie in diesem<br />
Zusammenhang Bestrebungen,<br />
Banken über weitere Versicherungsfonds<br />
– also über den Einlagensicherungsfonds<br />
hinaus – zu<br />
reglementieren? Oder wäre hier<br />
eine generelle Bankenabgabe, die<br />
sich an bestimmten Bilanz- und/<br />
oder Risikokennziffern orientieren<br />
müsste, sinnvoller?<br />
Das Bundeskabinett hat Ende März<br />
ein Eckpunktepapier zur Finanzmarktregulierung<br />
beschlossen.<br />
Einen Bestandteil bildet die Bankenabgabe.<br />
Hiermit soll Vorsorge<br />
1(1("$C="&6'1($M%"C(")./'(0%1("$<br />
getroffen werden. Die Mittel sollen<br />
dazu dienen, systemrelevante Banken<br />
zu restrukturieren und im Notfall<br />
abzuwickeln. Die Beiträge sollen<br />
nach dem systemischen Risiko der<br />
jeweiligen Bank bemessen werden,<br />
also etwa nach den von ihr ein-<br />
1(1%"1("("$c(3;0'./6!"1("$!"#$<br />
ihrer Vernetzung im Finanzmarkt.<br />
Die Fragen stellten<br />
Sascha Brok, <strong>CDA</strong>-Kreisvorsitzender<br />
Pankow und Mitglied im AK<br />
Banken und Sparkassen,<br />
und<br />
Martin Kamp, ehemaliger Hauptgeschäftsführer<br />
der <strong>CDA</strong> Deutschlands<br />
AK „BANKEN UND SPAR KASSEN”<br />
„Boni“-Gesetz<br />
Wenn Spitzenmanager von Banken<br />
'/3$`"6(3"(/9("$'"$-./'(0%1($73'"gen,<br />
muss künftig auch ein Zugriff auf<br />
ihre Bonuszahlungen möglich sein,<br />
keine Frage. Immerhin sollen Boni ja<br />
den Erfolg und nicht den Misserfolg<br />
einer Managementleistung belohnen.<br />
In der Entwurfsfassung des „Boni“-<br />
Gesetzes wäre dieser aber auch auf<br />
#'($6%3'0'./$F(3('"7%36("$F%3'%7,("$<br />
Vergütungsbestandteilen von hunderttausenden<br />
von Beschäftigten in<br />
M%"C("$!"#$-;%3C%))("$*/"($I'"0!))$<br />
auf die zentralen Unternehmensentscheidungen<br />
möglich gewesen.<br />
Dieser Schuss geht übers Ziel hinaus,<br />
waren sich Thorsten Kiwitz, Sprecher<br />
des Arbeitskreises Banken und<br />
Sparkassen der <strong>CDA</strong>, und Peter Weiß<br />
MdB, Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe<br />
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />
einig.<br />
Die Arbeitnehmergruppe konnte im<br />
parlamentarischen Beratungsverfahren<br />
durchsetzen, dass Zahlungen,<br />
die auf Grundlage von Tarifvereinbarungen<br />
erfolgen, von der Neuregelung<br />
ausgenommen sind.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
Gemeinsame Erklärung des EGB und der EU<strong>CDA</strong><br />
für ein Soziales Europa<br />
Der Europäische Gewerkschaftsbund<br />
(EGB) und die Europäische<br />
Union Christlich Demokratischer<br />
Arbeitnehmer (EU<strong>CDA</strong>) haben<br />
in Brüssel eine gemeinsame<br />
Erklärung für ein soziales Europa<br />
vorgestellt. Sie betont die Notwendigkeit<br />
eines sozialen Europas<br />
auf der Grundlage der Sozialen<br />
Marktwirtschaft. Beide Organisationen<br />
sind der Meinung, dass<br />
die gegenwärtige Wirtschaftskrise<br />
dazu missbraucht wird, die Weiterentwicklung<br />
und Verabschiedung<br />
sozialer Standards zu stoppen<br />
oder schon bestehende Standards<br />
abzubauen. Sie fordern deswegen<br />
eine Besinnung auf die Grundprinzipien<br />
der Sozialen Marktwirtschaft<br />
und eine Verstärkung<br />
des Engagements für das soziale<br />
Europa. Auf diese Weise kann man<br />
die Schäden beheben, welche die<br />
unregulierten Märkte, die inef-<br />
4+'("6($A!&)'./6$!"#$!"(6/')./($<br />
Anlegerinteressen verursacht<br />
haben. Wichtig ist es, das Soziale,<br />
die Wirtschaft und die Umwelt<br />
nicht als Gegensätze, sondern als<br />
Dreiklang zuverstehen. Um dies zu<br />
erreichen, ist es vonnöten, soziale,<br />
ökonomische und ökologische<br />
Ziele in den Mittelpunkt des politischen<br />
Handelns zu stellen.<br />
Die Idee der sozialen Marktwirtschaft<br />
ist der Ausdruck der<br />
Prinzipien der christlichen Soziallehre.<br />
Die Gesellschaft muss die<br />
Menschen vor Diskriminierung,<br />
Rassismus und sozialer Ausgren-<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
zung schützen und ihnen Chancengleichheit<br />
bieten. Die Soziale<br />
Marktwirtschaft steht für eine<br />
Wirtschaftsordnung, in der der<br />
Mensch in seinen moralischen<br />
Bezügen im Mittelpunkt des<br />
Marktes steht. Natürlich gibt es<br />
Unterschiede von Land zu Land.<br />
Die skandinavischen Mitgliedsländer,<br />
Großbritannien, Italien,<br />
Frankreich, aber auch Deutschland<br />
haben unterschiedliche Vorstellungen<br />
über den wirtschaftlichen<br />
Ordnungsrahmen und seine sozialen<br />
Komponenten. Sie bewegen<br />
sich aber in einem Rahmen, der<br />
von europäischen Werten geprägt<br />
ist. Gerade jetzt in Zeiten der<br />
Krise ist es wichtig, dass wir uns<br />
daran erinnern. Die Krise ist eine<br />
Chance für Europa, seine Stimme<br />
in der Welt stark zu machen und<br />
so für einen besseren Ordnungsrahmen<br />
der globalen Märkte im<br />
Sinne der Sozialen Marktwirtschaft<br />
zu sorgen.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen<br />
dem EGB und der EU<strong>CDA</strong> ist ein<br />
Schritt in diese Richtung. Die<br />
Erklärung ist das Ergebnis langwieriger<br />
Gespräche, aber sie kann<br />
als der Ausdruck einer gemein-<br />
)%9$(9;&!"#("("$c(3;0'./6!"1$<br />
für Europa und für die rund 500<br />
Millionen Menschen betrachtet<br />
werden. Beide Interessenvertre-<br />
6!"1("$F(3;0'./6("$)'./5$&=3$('"$<br />
stärkeres Europa einzutreten und<br />
weitere gemeinsame Initiativen<br />
zur Stärkung der Arbeitnehmer-<br />
<strong>CDA</strong> INTERN<br />
rechte zu forcieren. Schon heute,<br />
während die politischen Leitlinien<br />
für die kommenden Jahre bis 2020<br />
vereinbart werden, ist es unseren<br />
beiden Organisationen gelungen,<br />
gemeinsame Forderungen an die<br />
Kommission zu stellen. Wegweisend<br />
für die Arbeit in Brüssel<br />
sind die Forderungen nach der<br />
sozialen Fortschrittsklausel, der<br />
Arbeitszeitrichtlinie und dem<br />
Bekenntnis zu Sozialwerten in den<br />
internationalen Beziehungen. Die<br />
insgesamt 12 Punkte, auf denen<br />
die Erklärung beruht, gestalten<br />
also die Grundlage für künftige<br />
gemeinsame Projekte.<br />
Elmar Brok, MdEP<br />
Vorsitzender der EU<strong>CDA</strong><br />
25
26<br />
<strong>CDA</strong> INTERN<br />
ENTGELTGLEICHHEIT – NOCH EIN WEITER WEG<br />
Fachkonferenz zu „Familienernährerinnen“ in Leipzig<br />
Welche Bedeutung hat das weibliche<br />
Erwerbseinkommen für den<br />
Lebensunterhalt von Familien?<br />
Diese Frage steht im Mittelpunkt<br />
eines vom Deutschen Gewerkschaftsbund<br />
(DGB) mit dem<br />
Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend (BM-<br />
FSFJ) entwickelten Projekts.<br />
Das Besondere an diesem Projekt<br />
ist, dass die Konsequenzen aus<br />
zwei Entwicklungen gemeinsam<br />
ins Blickfeld genommen werden,<br />
die bisher meist isoliert betrachtet<br />
werden: Das Streben der Frauen<br />
nach eigenständiger Existenzsicherung<br />
auf der einen und die<br />
zunehmende Prekarisierung der<br />
Arbeitswelt auf der anderen Seite.<br />
In Leipzig wurden auf einer<br />
Fachkonferenz, zu der u.a. die<br />
stellvertretende <strong>CDA</strong>-Vorsitzende<br />
und stellvertretende DGB-Vorsitzende<br />
Ingrid Sehrbrock eingeladen<br />
hatte, die Ergebnisse aus zwei<br />
Forschungsprojekten präsentiert.<br />
Diese werden die politische<br />
Debatte mit Sicherheit in Schwung<br />
bringen: Dass die Mehrheit der<br />
Frauen im erwerbsfähigen Alter<br />
mittlerweile berufstätig ist, mag<br />
man erwartet haben. Doch dass<br />
mittlerweile in knapp jedem<br />
fünften Mehrpersonenhaushalt<br />
eine Frau den gesamten oder den<br />
Löwenanteil des Familieneinkommens<br />
erwirtschaftet, erstaunt<br />
dann doch. Nur in ganz seltenen<br />
Fällen verfügen Frauen über<br />
#(!6,'./$7())(3($B!%,'4C%6'*"("$<br />
als ihr Partner, durch die sich ein<br />
wesentlich höheres Einkommen<br />
und der Status der Familienernährerin<br />
begründen würde. Die<br />
meisten Familienernährerinnen<br />
)'"#$>/",'./$d!%,'4+'(36$:'($'/3($<br />
Partner und verfügen über ein<br />
9'66,(3()$B!%,'4C%6'*")"'F(%!D$<br />
Sie rutschen in den Status der<br />
Familienernährerin hinein, weil<br />
ihr Partner prekär beschäftigt<br />
(Niedriglohnbereich, unfreiwillige<br />
Teilzeit), arbeitslos, nicht<br />
erwerbstätig (z.B. in Ausbildung)<br />
oder erwerbsunfähig ist. Auch die<br />
Gruppe der Alleinerziehenden<br />
wird zu den Familienernährerinnen<br />
gezählt. Der Status der<br />
Familienernährerin ist also meist<br />
ein unfreiwilliger, unerwarteter<br />
und ungewollter. Und er ist nicht<br />
mit dem ihrer männlichen Pendants<br />
vergleichbar.<br />
Der Arbeitsmarkt hat beim Thema<br />
„Entgeltgleichheit“ noch einen<br />
weiten Weg vor sich. Gleicher<br />
Lohn für gleiche oder gleichwertige<br />
Arbeit ist in unserem Land<br />
leider keine Realität. Auch im<br />
Beruf werden Frauen nicht genauso<br />
gefördert wie ihre Kollegen.<br />
So ist es kein Wunder, dass die<br />
Familienernährerinnen-Haushalte<br />
)'./$*&6$'"$('"(3$4"%"+'(,,$)(/3$<br />
%"1();%""6("$-'6!%6'*"$7(4"#("D$<br />
Viele Frauen verausgaben sich<br />
körperlich wie seelisch. Aber auch<br />
die Männer fühlen sich in den<br />
– zumindest für die alten Bun-<br />
desländer – umgekehrten Familienverhältnissen<br />
nicht wohl. Sie<br />
leiden vor allem unter massiven<br />
Selbstwertproblemen.<br />
Das Modell der Familienernährerin<br />
ist das Gegenteil gelungener<br />
Gleichstellungspolitik. Es ist die<br />
ungewollte Umkehrung eines<br />
überholten Rollenmodells, bei<br />
dem im Wesentlichen nur eine<br />
Person das Haushaltseinkommen<br />
erwirtschaftet und die andere in<br />
4"%"+'(,,(3$A7/>"1'1C('6$!"#$9'6$<br />
ungenügender oder keiner Altersabsicherung<br />
lebt. Die befragten<br />
Familienernährerinnen jedenfalls<br />
wünschen sich egalitäre Geschlechterarrangements.<br />
Das Projekt will Lösungsansätze<br />
im Dialog mit Wissenschaft, Politik<br />
und Zivilgesellschaft formulieren<br />
und Handlungsansätze erarbeiten.<br />
Einige Vorschläge wurden<br />
bereits gemacht. Sie reichen von<br />
der Forderung nach einer eigenständigen<br />
Existenzsicherung für<br />
beide Geschlechter, der Abschaffung<br />
der Minijobs, der Einführung<br />
eines Mindestlohns, einer Reform<br />
der Steuerpolitik bis hin zu generellen<br />
gesellschaftlichen Arbeitszeitverkürzungen.<br />
An der Fachkonferenz<br />
nahm für die <strong>CDA</strong> auch die<br />
stellvertretende Vorsitzende Silke<br />
Striezel teil, die dafür Sorge tragen<br />
will, dass die <strong>CDA</strong> sich mit ihren<br />
Erfahrungen aus der Arbeitswelt<br />
in den weiteren Dialog einbringen<br />
wird.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
v.l.n.r.: Ulrich Bösl, Parl. Staatssekretär<br />
Dr. Ralf Brauksiepe, MdB und<br />
Franz Heitbaum von der GÖD<br />
CGB-AG NRW<br />
Staatssekretär<br />
Dr. Brauksiepe im<br />
CGPT-Haus<br />
In der CGPT-Bundesgeschäftsstelle<br />
fand die Tagung der<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
von CGB-Mitgliedern in der<br />
<strong>CDA</strong> (CDU-Sozialausschüsse)<br />
NRW statt. An der Veranstaltung<br />
nahm auch der Landesvorsitzende<br />
der <strong>CDA</strong>, Staatssekretär<br />
Dr. Brauksiepe, teil.<br />
Ralf Brauksiepe bedankte sich<br />
für die gute Zusammenarbeit<br />
und informierte über aktuelle<br />
Fragen zur Arbeits- und Sozialpolitik.<br />
Im Laufe der Versammlung<br />
wurde auch ein neuer Landesvorsitzender<br />
gewählt. Ulrich<br />
Bösl, Bundesvorsitzender der<br />
CGPT und Landesvorsitzender<br />
des CGB-NRW, wurde in<br />
seinem Amt als Landesvorsitzender<br />
der CGB/<strong>CDA</strong>-Arbeitsgemeinschaft<br />
wiedergewählt.<br />
Sein Stellvertreter wurde Franz<br />
Heitbaum von der GÖD.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
GEBURTSTAG<br />
Herzlichen Glückwunsch,<br />
Gerald!<br />
Am 12. Juli feierte der erste<br />
stellvertretende Vorsitzende der<br />
<strong>CDA</strong> Deutschlands, Gerald Weiß,<br />
seinen 65. Geburtstag. Auch nach<br />
über 35 Dienstjahren im professionellen<br />
Politikbetrieb ist Gerald<br />
noch immer ein Vollblutpolitiker<br />
durch und durch. Als Bundesbeauftragter<br />
für die Sozialversicherungswahlen<br />
und als Schlichter<br />
zwischen Hausärzten und Krankenkassen<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
ist sein politisches Geschick<br />
nach wie vor gefragt. Geschätzt<br />
wird er auch im Bundesvorstand<br />
der <strong>CDA</strong> für seinen pragmatischen<br />
Politikstil. So stellen unterschiedliche<br />
Parteimitgliedschaften im<br />
Umgang mit anderen Menschen<br />
für Gerald keine Mauer dar. Auch<br />
deshalb genießt er in den Gewerkschaften<br />
eine hohe Wertschätzung<br />
und eine überaus hohe<br />
Akzeptanz.<br />
Gerald war von 1974 bis 1998<br />
Mitglied des Hessischen Landtages<br />
und wurde 1987 bis 1991<br />
als Staatssekretär ins Hessische<br />
Sozialministerium berufen. Von<br />
1998 bis 2009 war er Mitglied<br />
des Deutschen Bundestages;<br />
dort übte er seit 2000 das Amt<br />
des Vorsitzenden der Arbeitnehmergruppe<br />
der CDU/CSU-<br />
Bundestagsfraktion aus. Während<br />
der 16. Legislaturperiode war er<br />
Vorsitzender des Ausschusses für<br />
Arbeit und Soziales. Vor allem für<br />
<strong>CDA</strong> INTERN<br />
die Mitarbeiterkapitalbeteiligung<br />
hat er sich vehement<br />
eingesetzt und tut dies auch<br />
heute noch.<br />
Bei seinen Mitarbeitern ist<br />
Gerald wegen seines respektvollen<br />
Umgangs mit ihnen<br />
beliebt. Als Abgeordneter<br />
eilte ihm zu Recht ein Ruf als<br />
verantwortungsvoller „Arbeitgeber“<br />
voraus. Er motiviert,<br />
indem er weitestgehende Freiheiten<br />
lässt, Menschen ernst<br />
nimmt, aber auch die Stärke<br />
besitzt, Entscheidungen von<br />
unten nach oben mitzutragen.<br />
Das zeichnet seine hohen sozialen<br />
Kompetenzen aus, die vor<br />
allem für uns Christlich-Soziale<br />
von hoher Bedeutung sind. Wir<br />
danken Ihm für sein politisches<br />
Engagement, aber auch für<br />
den respektvollen Umgang mit<br />
seinen Mitmenschen und wün-<br />
)./("$@/9$;3'F%6$!"#$7(3!0'./$<br />
weiterhin alles Gute!<br />
Chapeau & Glückwunsch,<br />
Gerald!<br />
27
28<br />
<strong>CDA</strong> INTERN<br />
Die <strong>CDA</strong>-Vorstandsmitglieder Ines Saborowski-Richter, Horst Dippel, Alexander Krauß<br />
und Dieter Bauerfeind bei ihrem Besuch im BMW-Werk Leipzig.<br />
<strong>CDA</strong> SACHEN<br />
Auf Sommertour<br />
Der Landesvorstand der <strong>CDA</strong><br />
Sachsen ist auch in diesem Jahr<br />
durch Unternehmen getourt, um<br />
mit Betriebsräten ins Gespräch<br />
zu kommen. In Ostsachsen<br />
besuchten die <strong>CDA</strong>-Kollegen den<br />
Tagebau Nochten, der zur Vattenfall<br />
Europe Mining AG gehört.<br />
Betriebsratsvorsitzender Volker<br />
Hänsel und weitere Betriebsräte<br />
standen für Fragen zur Verfügung.<br />
„Die Braunkohle bleibt für<br />
den Energiemix in Deutschland<br />
unverzichtbar“, sagte <strong>CDA</strong>-Landesvorsitzender<br />
Alexander Krauß<br />
nach dem Besuch. Bezahlbare<br />
Strompreise und Energiesicherheit<br />
ließen sich mit erneuerbaren<br />
Energien nicht gewährleisten.<br />
Im Leipziger BMW-Werk unterhielten<br />
sich die <strong>CDA</strong>-Landesvorstandsmitglieder<br />
Ines Saborowski-<br />
Richter, Dieter Bauerfeind, Horst<br />
Dippel und Alexander Krauß<br />
mit dem Betriebsratsvorsitzenden<br />
Jens Köhler und weiteren<br />
Betriebsräten. Die Begrenzung<br />
von Leiharbeit und die Ausgestaltung<br />
behindertenfreundlicher<br />
Arbeitsplätze waren Thema des<br />
Gespräches. Bei Bombardier in<br />
Görlitz informierten sich der <strong>CDA</strong>-<br />
Vorstand über die Auftragslage in<br />
der Schienenfahrzeug-Industrie<br />
sowie die derzeitige Kurzarbeit<br />
bei den Waggonbauern. In Eilenburg<br />
bei Leipzig besuchten sie<br />
Einrichtungen der Caritas: Vom<br />
Kinder- und Jugendheim über<br />
einen Ausbildungsbetrieb bis hin<br />
zum Altenheim. Mit der Mitarbeitervertretung<br />
der Caritas wurde<br />
ein aufgeschlossenes Gespräch<br />
über die Mitbestimmung bei den<br />
Kirchen geführt. „Die Gespräche<br />
mit den Betriebsräten waren für<br />
uns sehr gewinnbringend“, sagte<br />
Alexander Krauß nach der dreitägigen<br />
Tour.<br />
<strong>CDA</strong> DEUTSCHLANDS<br />
Ankündigung<br />
A9$XSDeUfD$gC6*7(3$4"#(6$#'($<br />
Bundestagung der <strong>CDA</strong>/IG BCE<br />
Arbeitsgemeinschaft im Wilhelm-<br />
Gefeller-Bildungszentrum der<br />
IG BCE in Bad Münder/Nds.<br />
statt. Hauptreferent wird am<br />
Freitagabend Michael Vassiliadis,<br />
Vorsitzender der IG BCE, sein.<br />
Außerdem wird für die nächsten<br />
2 Jahre ein neuer Bundesvorstand<br />
gewählt.<br />
Interessenten wenden sich für<br />
weitere Informationen an:<br />
Karl-Hubert Troglauer, Stv.<br />
Bundesvorsitzender der <strong>CDA</strong>/IG<br />
BCE AG<br />
c/o IG BCE, Chemie, Energie<br />
Abt. Organisation<br />
Königsworther Platz 6<br />
30167 Hannover<br />
Tel.: 0511/ 7631 - 408<br />
Fax: 0511/ 7631 - 732<br />
Mobil: 0151 113 46 861<br />
Email:<br />
Karl-Hubert.Troglauer@igbce.de<br />
<strong>CDA</strong> SACHSEN<br />
Arbeitnehmergruppe<br />
im Landtag wählt neue<br />
V orsitzende<br />
Die Chemnitzerin Ines Saborowski-Richter<br />
ist zur neuen Vorsitzenden<br />
der Arbeitnehmergruppe der<br />
CDU-Landtagsfraktion Sachsen<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010
BETRIEBSRATSWAHLEN 2010<br />
Erste Ergebnisse<br />
Spätestens seit dem 31. Mai diesen<br />
Jahres sind die Betriebsratswahlen<br />
2010 abgeschlossen und die neuen<br />
Betriebsräte haben sich zwischenzeitlich<br />
konstituiert. Einige <strong>CDA</strong>-<br />
Kolleginnen und Kollegen sind<br />
altersbedingt aus dem Betriebsrat<br />
ausgeschieden bzw. haben aus<br />
diesem Grund nicht mehr kandidiert.<br />
Viele von unseren Kolleginnen und<br />
Kollegen, die wieder kandidiert haben<br />
bzw. sich zum ersten Mal zur Wahl gestellt<br />
haben, haben das Ver trauen der<br />
Arbeits kollegen bekommen und sind<br />
in den Betriebsrat gewählt worden.<br />
Die ersten Rückmeldungen zeigen,<br />
dass wir beispielsweise wieder im<br />
Betriebsrat folgender Unternehmen<br />
vertreten sind: Deutsche Post AG,<br />
Ford AG, Kölner-Verkehrsbetreiben,<br />
Thyssen-Krupp, BASF SE, Deutsche<br />
gewählt worden. Sie gehört auch<br />
dem <strong>CDA</strong>-Landesvorstand an. Ihr<br />
Stellvertreter ist der Abgeordnete<br />
Frank Hirche aus Hoyerswerda.<br />
„Mit Ines Saborowski-Richter und<br />
Frank Hirche haben wir zwei sehr<br />
engagierte Kollegen gefunden, die<br />
die Interessen der Arbeitnehmer<br />
im Landtag beherzt vertreten<br />
werden“, sagte <strong>CDA</strong>-Landeschef<br />
A lexander Krauß.<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
See GmbH, Remondis, WAL-Betrieb,<br />
Ernst & Young, Dura Tufting GmbH,<br />
Mustang, Deutsche Bahn AG,<br />
Telekom AG, Coca Cola, RheinEnergie<br />
AG. Wir wünschen diesen Kolleginnen<br />
und Kollegen für die Arbeit in<br />
den nächsten 4 Jahren viel Erfolg und<br />
Gottes Segen.<br />
Es wäre schön, wenn ihr uns zur Erfassung<br />
von den gewählten Betriebsräten<br />
die Namen der Unions-Mitglieder<br />
bzw. der uns nahe stehenden<br />
Mitglieder in Eurem Betriebsrat<br />
nennen und melden könntet.<br />
Diese können wir dann mit Seminarangeboten<br />
der Stiftung CSP und<br />
Informationen der <strong>CDA</strong> versorgen.<br />
Schickt einfach eine Mail mit<br />
Namen und Anschrift an orga@<br />
cda-bund.de.<br />
<strong>CDA</strong> INTERN<br />
Namen und<br />
Nachrichten<br />
+++ Bei der Landestagung der<br />
Arbeits gemeinschaft Frauen in<br />
der <strong>CDA</strong> Rheinland-Pfalz am<br />
10.07.2010 in Mainz wurde Monika<br />
Dorst aus Germersheim erneut<br />
zur Landesvorsitzenden gewählt.<br />
Ihr zur Seite stehen als stellvertretende<br />
Vorsitzende Siegrid Loris<br />
aus Worms und Gabriele Müller<br />
aus Mainz. +++<br />
+++ Gerald Weiß, der erste<br />
stellvertretende <strong>CDA</strong>-Bundesvorsitzende<br />
wurde auf dem 103.<br />
Landesparteitag der CDU Hessen<br />
in Willingen mit einem hervorragenden<br />
Ergebnis wieder in<br />
das Präsidium der CDU Hessen<br />
gewählt.Am Infostand der <strong>CDA</strong><br />
Hessen konnten der <strong>CDA</strong>-Landesvorsitzenden<br />
Gerd Krämer als Gäste<br />
u.a. den CDU-Generalsekretär<br />
Hermann Gröhe, den hessischen<br />
CDU-Generalsekretär Peter<br />
Beuth sowie den neu gewählten<br />
Landesvorsitzenden Volker Bouffier<br />
und Ministerpräsident Roland<br />
Koch herzlich begrüßen. +++<br />
+++ Auf der Bezirksversammlung<br />
der <strong>CDA</strong>-Aachen am 22. Juni<br />
wurde der Kollege Karl-Albert<br />
Eßer einstimmig in seinem Amt<br />
als Bezirks vorsitzender wiedergewählt.<br />
Seine drei Stellvertreter<br />
sind Armin Leon, Jörg Lindemann<br />
und Heide Schäfers. Als Schatzmeister<br />
wurde Martin Offergeld<br />
gewählt. Karl Schiewerling MdB,<br />
sozialpolitischer Sprecher der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
29
30<br />
<strong>CDA</strong> INTERN<br />
hielt ein engagiertes Referat zu<br />
den Aufgaben der Christlich-Sozialen<br />
in der aktuellen politischen<br />
Situation. +++<br />
+++ Auf der Mitgliederversammlung<br />
am 28. Mai 2010 wurde ein<br />
neuer Kreisvorstand der <strong>CDA</strong><br />
in Wolfsburg gewählt. Neuer<br />
Vorsitzender ist Alexander<br />
Börger (34), der als Chemiker bei<br />
der Volkswagen AG arbeitet. Als<br />
Schatzmeister wurde Wilfried<br />
Andacht gewählt, die Kollegen<br />
Peter Kudella verstorben<br />
Die <strong>CDA</strong> Deutschlands trauert um Peter Kudella, der am 18. Juli 2010 im Alter von 68 Jahren überraschend<br />
verstorben ist.<br />
Peter Kudella wurde am 20.09.1941 in Guttentag (Oberschlesien) geboren. Nach einer Verwaltungslehre bei<br />
einem Krankenkassenverband wurde er zunächst Zeit- und später, bis zu seiner Wahl in die Bremische Bürgerschaft,<br />
Berufssoldat. Peter Kudella trat 1964 in die CDU ein und wurde 1975 Abgeordneter der Bremischen<br />
Bürgerschaft. In seiner 20-jährigen Zeit als Abgeordneter kümmerte er sich insbesondere um die Themen,<br />
Wirtschaft und Arbeit sowie die Baupolitik. Von 1989 bis 1995 war Peter Kudella Vorsitzender der CDU-<br />
Bürgerschaftsfraktion. Als überzeugter Christlich-Sozialer hat er zudem an führender Stelle in den CDU-Sozialausschüssen<br />
mitgearbeitet: ab 1979 als Landesvorsitzender der <strong>CDA</strong> Bremen und zwischen 1983 und 1989 als<br />
Stellvertretender Bundesvorsitzender der <strong>CDA</strong>. Die <strong>CDA</strong> ist Peter Kudella nicht nur politisch zu großem Dank<br />
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Der persönliche Fragebogen der Sozialen Ordnung<br />
Heute: Petra Sprenger<br />
Petra Sprenger 06.11.1951 in<br />
Mühlhausen/Thüringen<br />
Verheiratet, 2 Kinder: Tochter<br />
(33) lebt in Karlsruhe<br />
Sohn (30) lebt in Berlin<br />
Vorsitzende der Frauenunion im<br />
Stadtbezirk Dortmund-Brackel,<br />
Mitglied bei den Kreisfrauen<br />
im Vorstand, Mitglied <strong>CDA</strong> im<br />
Vorstand<br />
Betriebsratsvorsitzende bei<br />
Deutsche See (1759 Mitarbeiter)<br />
seit 16 Jahren,<br />
im Wirtschaftsausschuss, Mobbingbeauftragte<br />
und weiteren<br />
Ausschüssen<br />
Soziale Ordnung 4. Ausgabe 2010<br />
1. Wieso bist Du in der <strong>CDA</strong>?<br />
Weil es mir Spaß macht, mich für soziale<br />
Angelegenheiten einzusetzen.<br />
2. Worüber, worauf freust Du Dich?<br />
Auf gemeinsame Freizeit mit meinem<br />
Ehemann.<br />
3. Was gibt Dir Kraft?<br />
Meine Familie.<br />
4. Wovor hast Du Angst?<br />
Dass die Rente nicht mehr reicht. Die<br />
Abgaben der Rentner werden immer<br />
höher.<br />
5. Was heißt Arbeit für dich?<br />
Sich für andere Menschen einzusetzen.<br />
6.Was würdest du nie tun?<br />
Mir auf Kosten anderer Menschen<br />
Vorteile verschaffen.<br />
7. Dein Buch-Tipp?<br />
E%F'#$-%4(35$h()!)$,'(76$9'./D<br />
8.Welche Website empfiehlst Du<br />
zum Reinklicken?<br />
Spiegel-online.de und Focus.de.<br />
9. Welche Musik hörst Du am liebsten?<br />
Klassik wie Beethoven, Tschaikowsky.<br />
10. Dein Leibgericht?<br />
Rumpsteak mit frischem Salat.<br />
11. Mit welchem Promi würdest Du<br />
Dich gern einmal in Ruhe unterhalten?<br />
Angela Merkel.<br />
WieSO!?<br />
12. Und mit wem würdest Du gern<br />
mal einen Tag tauschen?<br />
Dem Bundespräsidenten.<br />
13. Wo möchtest Du – außer in<br />
Deiner derzeitigen Heimat – gern<br />
leben?<br />
Freiburg.<br />
14. Welche Vorbilder hast Du – in<br />
der Geschichte und in der Gegenwart?<br />
Mutter Theresa.<br />
15. Was ist Dein größter (politischer)<br />
Erfolg?<br />
In einer SPD-geführten Stadt zusammen<br />
mit meinen Parteifreunden<br />
die CDU stark zu machen.<br />
16. Die größte Ungerechtigkeit:<br />
Was ist nicht sozial? Was ist nicht<br />
in Ordnung?<br />
Die ungerechte Bezahlung in vielen<br />
Betrieben Die viel zu hohen Steuern.<br />
Kindergeld reduzieren, dafür Kitas,<br />
in den Schulen (Bücher etc) Mittagessen,<br />
Schulbusse, Schwimmbäder,<br />
-./!,%!)0=1($!"#$Z$!"#[$%,,()$&3('5$<br />
auch Schulkleidung, dann hört es<br />
auf mit den „armen“ Kindern.<br />
17. Du darfst allein über die Verwendung<br />
von 1 Milliarde Euro aus<br />
dem Bundeshaushalt entscheiden.<br />
Wofür gibst Du das Geld aus?<br />
Familien und Bildung.<br />
18. Dein Lebensmotto?<br />
Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die<br />
heiteren Stunden nur.<br />
31
Medizinische Versorgung muss auch in Zukunft bezahlbar bleiben. Generika sind dazu unverzichtbar.<br />
Als patentfreie Arzneimittel bieten sie den gleichen Wirkstoff und die gleiche Wirkung<br />
zum Bruchteil des Preises eines patentierten Produktes.<br />
Hohe Wertschöpfung in Deutschland<br />
Heute beträgt der Generika-Anteil des deutschen<br />
Arzneimittelmarktes 63 Prozent. Ein Spitzenwert auch<br />
im weltweiten Vergleich. Die hohe Wertschöpfung entwicklungsstarker<br />
deutscher Generika-Anbieter muss<br />
erhalten bleiben.<br />
Zukunft sichern für den Standort Deutschland<br />
Der Generika-Standort Deutschland braucht deshalb<br />
auch für die Zukunft ein funktionierendes Marktumfeld:<br />
Mehr Information unter www.stada.de.<br />
verlässliche Rahmenbedingungen, freien Marktzutritt<br />
und Abbau des Regulierungsdickichts.<br />
Als eines der führenden deutschen Generika-Unternehmen<br />
steht die STADA Arzneimittel AG für den Standort<br />
Deutschland ein. So versorgen hier STADA-Tochtergesellschaften<br />
deutsche Patienten mit insgesamt über<br />
100 Millionen Packungen kostengünstiger Arzneimittel.<br />
Ein gewichtiger Beitrag zu einem gesunden Gesundheitssystem,<br />
den wir auch künftig leisten wollen.