HANDBUCH zum CURRICULUM für ANTIRASSISTISCHE ... - Maiz
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siert. Das AMS vermittle vornehmlich in niedrig entlohnte<br />
und/oder ethnisierte Sparten des Arbeitsmarktes.<br />
Finanzielle Schwierigkeiten, die dazu führen,<br />
jeden Job annehmen zu müssen und die mit dem Besuch<br />
von Kursen kollidieren, wurden ebenso als Blo-<br />
ckaden genannt wie die ausbleibende Nostrifizierung<br />
von Ausbildungen. Auch das Alter schien eine Rolle zu<br />
spielen: Viele BildungsberaterInnen tendierten dazu,<br />
MigrantInnen im Alter von über 35 Jahren am Arbeitsmarkt<br />
<strong>für</strong> chancenlos zu erklären. Von einigen BildungsberaterInnen<br />
wurden (mangelnde) individuelle<br />
Qualitäten wie Durchhaltevermögen, Wille, Fleiß und<br />
Selbstverantwortung als ausschlaggebend <strong>für</strong> Erfolg<br />
bzw. Misserfolg der MigrantInnen thematisiert. Durch<br />
die Beurteilung der Deutschkenntnisse, Lernfähigkeit,<br />
familiären Situation sowie des Realitätssinnes kristallisiert<br />
sich eine "LehrerInnenmentalität" heraus, die<br />
die MigrantInnen entmündigt und einige BildungsberaterInnen<br />
dazu verleitet, durch eine stereotype Einschätzung<br />
ihrer KlientInnen voreilige Schlüsse bezüglich<br />
der Ergebnisse der Beratung zu ziehen.<br />
Vergleich: Sinnvolle Bildungsberatung aus<br />
der Sicht der Migrantinnen und der BildungsberaterInnen<br />
- Konvergenzen und Divergenzen<br />
zwischen den Aussagen beider Gruppen<br />
Während alle interviewten Personen beteuern, dass<br />
Zielsetzungs- und Entscheidungsprozesse im Rahmen<br />
der Bildungsberatung auf gemeinsamen Dialog basieren<br />
(sollten), ging aus den Aussagen mehrerer BildungsberaterInnen<br />
hervor, dass sie durch Einschätzungen<br />
des Klientels bereits im Vorfeld Entscheidungen<br />
bezüglich der Ergebnisse der Beratung treffen.<br />
Während die interviewten Migrantinnen sich eine Beratung<br />
wünschen, die auf Respekt vor dem individuellen<br />
Hintergrund jeder Person basiert, zeigt sich dazu<br />
die Position von vielen BeraterInnen als VerwalterInnen<br />
von Wünschen der MigrantInnen, die es in Anbetracht<br />
der "Realität" zu relativieren bzw. abzuschwächen<br />
gilt, in krassem Gegensatz.<br />
Während "perfekte" Deutschkenntnisse als Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> jeden Job (auch Putzen) gefordert werden,<br />
meinen die interviewten Migrantinnen, dass die Sprache<br />
in der praktischen Anwendung bei der Arbeit viel<br />
schneller gelernt wird. Deutschkurse ohne die gleichzeitige<br />
Möglichkeit, mit KollegInnen in Kontakt zu treten<br />
und das Gelernte umzusetzen, empfinden Migrantinnen<br />
allerdings oft als Abstellgleise.<br />
Ein weiterer Gegensatz zeigt sich in der Tatsache,<br />
dass bei einigen interviewten BildungsberaterInnen<br />
die Meinung vorherrscht, dass Schulsysteme außerhalb<br />
Europas "desolat" seien, während auch langjährige<br />
Berufserfahrungen (außerhalb der EU) nicht beachtet<br />
werden. Die fehlende Kompetenz bzw. Weigerung,<br />
Ressourcen und Fähigkeiten, die aus einem anderen<br />
Ordnungssystem stammen, wahrnehmen und<br />
3. <strong>CURRICULUM</strong><br />
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