HANDBUCH zum CURRICULUM für ANTIRASSISTISCHE ... - Maiz
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auch Ergebnis des dialogischen Bildungsprozesses.<br />
Das herkömmliche hierarchische Muster zwischen<br />
TrainerIn und TeilnehmerInnen wird nicht länger aufrechterhalten.<br />
Die TrainerInnen sind auch Lernende,<br />
die TeilnehmerInnen sind auch Lehrende. Um es mit<br />
Paulo Freire auszudrücken: "Durch Dialog hört der<br />
Lehrer der Schüler und hören die Schüler der Lehrer<br />
auf zu existieren, und es taucht ein neuer Begriff auf:<br />
der Lehrer-Schüler und die Schüler-Lehrer" (Freire<br />
1984; 64f.).<br />
Zur Gewährleistung des kommunikativen Prinzips<br />
werden Methoden herangezogen, die die Kommunikation<br />
- unabhängig von den momentanen Deutschkenntnissen<br />
- sowohl unter den TN als auch zwischen<br />
TN und TR fördern und <strong>für</strong> ein respektvolles Diskussionsklima<br />
sorgen. Der interkulturelle Ansatz fördert<br />
Offenheit gegenüber anderen Kulturen und problematisiert<br />
auch den verinnerlichten Rassismus, der<br />
sich u.a. darin zeigt, dass erfahrene Diskriminierung<br />
an andere marginalisierte Bevölkerungsgruppen<br />
weitergeleitet wird. Bei der Auswahl der Methoden<br />
wird allerdings überprüft, ob diese den systemimmanenten<br />
Ethnozentrismus und Androzentrismus reproduzieren<br />
oder dekonstruieren. Unterbleibt diese Überprüfung<br />
wird aus dem interkulturellen Ansatz ein hierarchischer<br />
Differenz- bzw. Toleranzdiskurs und ein<br />
(paternalistisches) Mittel zur Reproduktion der Kultur<br />
des Rassismus.<br />
Bei der Auswahl der (Lern-)Materialien wird darauf<br />
geachtet, dass nur solche Unterlagen Verwendung finden,<br />
die von einem antirassistischen Standpunkt aus<br />
formuliert sind.<br />
Durch die feministische Wissenschaftskritik sind<br />
sog. neutrale Erkenntnismodalitäten der Wissenschaft<br />
ins Wanken geraten. Die im Selbstverständnis der<br />
(weißen / männlichen) Wissenschaft verankerten Universalitäts-<br />
und Objektivitätsgebote wurden durch<br />
das Aufzeigen von Androzentrismus und Sexismus<br />
kritisch hinterfragt. Wissenschaft entsteht und besteht<br />
nicht im herrschaftsfreien Raum, sondern innerhalb<br />
historischer, ökonomischer und kultureller Kontexte.<br />
Die Produktion von Erkenntnis und wissenschaftlicher<br />
Wahrheit ist an gesellschaftliche Konventionen<br />
gebunden. Paul Feyerabend stellt die Frage:<br />
"Sind die Wissenschaften Forschungsinstitutionen<br />
oder politische Parteien?" (Feyerabend 1984; 145ff.)<br />
Die Herrschaftsgebundenheit von Wissenschaft zeigt<br />
sich auch in ihrem Ethnozentrismus. Antirassistische<br />
Wissenschaftskritik hat die Aufgabe, den Ethnozentrismus<br />
in Lehre und Forschung aufzuzeigen,<br />
die <strong>für</strong> selbstverständlich gehaltenen, bedingungslos<br />
anerkannten Maßstäbe zu hinterfragen und zu dekonstruieren.<br />
Die auf der Grundlage von Reflexion und<br />
Aktion zu formulierenden Modalitäten können zur Entwicklung<br />
einer antirassistischen Methodologie<br />
führen.<br />
2. BEGRIFFSBESTIMMUNG<br />
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