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SCHULE ALS LEBENSORT - Haus der Volksarbeit eV

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<strong>SCHULE</strong> <strong>ALS</strong> <strong>LEBENSORT</strong><br />

Ansatzpunkte für die Kooperation<br />

von Schule und Jugendhilfe<br />

Ein Positionspapier <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Caritative Vereine Frankfurt


Impressum:<br />

Arbeitsgemeinschaft Caritative Vereine Frankfurt<br />

Caritasverband Frankfurt e.V.<br />

<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />

Internationales Familienzentrum e.V.<br />

Jugendberatung und Jugendhilfe e.V.<br />

Sozialdienst katholischer Frauen e.V.<br />

c/o Caritasverband Frankfurt e.V.<br />

Alte Mainzer Gasse 10<br />

60311 Frankfurt am Main<br />

Telefon 069 2982-0<br />

www.caritas-frankfurt.de<br />

Redaktion:<br />

Jutta Eisert, Caritasverband Frankfurt e.V.<br />

Thomas Erbach, <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />

Juli 2007


<strong>SCHULE</strong> <strong>ALS</strong> <strong>LEBENSORT</strong><br />

Ansatzpunkte für die Kooperation<br />

von Schule und Jugendhilfe<br />

Ein Positionspapier <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft Caritative Vereine Frankfurt


Inhalt<br />

1. Kooperation von Jugendhilfe und Schule:<br />

Bildung, För<strong>der</strong>ung und Anregung – in und mit <strong>der</strong> Schule<br />

2. Voraussetzungen für erfolgreiches individuelles, soziales<br />

und fachliches Lernen in <strong>der</strong> Schule<br />

3. Zugang zu Familien schaffen und sie einbeziehen<br />

4. Interkulturell Lernen mit deutschen und nichtdeutschen Schülern<br />

5. Geschlechtergerechtigkeit för<strong>der</strong>n<br />

6. Evaluation und Weiterentwicklung<br />

Konzepte für die Kooperation von Jugendhilfe und Schule – 3 Beispiele<br />

Caritasverband Frankfurt e. V. – Hostatoschule, Höchst<br />

Schulsozialarbeit in <strong>der</strong> Hostatoschule<br />

Internationales Familienzentrum e. V. – Sophienschule, Bockenheim<br />

Wöchentlicher Praktikumstag für SchülerInnen einer 10. Hauptschulklasse<br />

Caritasverband Frankfurt e. V. – Käthe-Kollwitz-Schule, Zeilsheim<br />

Schülerklub Käthe-Kollwitz-Schule<br />

Quellen<br />

5<br />

6<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

13<br />

19<br />

23<br />

30


1. Kooperation von Jugendhilfe und Schule:<br />

Bildung, För<strong>der</strong>ung und Anregung – in und mit <strong>der</strong> Schule<br />

Die Kooperation von Jugendhilfe und Schule ist in aller Munde. Die Hintergründe sind bekannt:<br />

• Gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen verschlechtern sich für immer<br />

mehr Kin<strong>der</strong> und Familien. Sie führen zunehmend zu Armut und Ausgrenzung.<br />

• Es kann nicht den Familien überlassen bleiben, im bisherigen Maß Sozialisations-, Bildungsund<br />

Versorgungsleistungen für die Kin<strong>der</strong> zu erbringen.<br />

• Von Chancengleichheit im Bereich von För<strong>der</strong>ung und Bildung kann keine Rede sein.<br />

Welche Perspektiven ein Kind hat, ist in hohem Maß davon abhängig, in welchem familiären<br />

und sozialen Umfeld es aufwächst.<br />

Studien weisen allenthalben darauf hin: Bislang werden Begabungsreserven verschenkt.<br />

Derartige Formulierungen erwecken allerdings den Eindruck, dass vor allem gesellschaftliche<br />

Bedarfe, nicht aber Kin<strong>der</strong>interessen eine Rolle spielen. Aus christlicher Sicht geht es jedoch<br />

nicht nur um „Begabungsreserven“, die bestmöglich zu nutzen sind. Dass, wer arm und<br />

machtlos ist in Deutschland, nur eingeschränkt Zugang zu Bildung hat, ist ein Skandal, <strong>der</strong> an<br />

die Frage <strong>der</strong> Menschenwürde und das christliche Menschenbild rührt.<br />

Schule und Jugendhilfe sind gemeinsam gefor<strong>der</strong>t, die Bildungs- und Entwicklungschancen<br />

von jungen Menschen zu verbessern:<br />

• Die Angebote müssen „am Kind orientiert sein“ – und dabei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen aus<br />

allen Bevölkerungsgruppen gerecht werden.<br />

• Schule und Jugendhilfe haben den Auftrag, zum Abbau von Benachteiligungen beizutragen<br />

und positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien zu schaffen.<br />

• Um Benachteiligungen abzubauen und Chancengleichheit zu för<strong>der</strong>n, ist eine flächendeckende<br />

Einführung <strong>der</strong> Ganztagsschule unter Einbeziehung <strong>der</strong> Angebote <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Ziel des Positionspapiers<br />

Beide Bereiche, Schule wie Jugendhilfe, müssen ihre Aufgaben vor dem Hintergrund zunehmen<strong>der</strong><br />

gesellschaftlicher Probleme bewältigen: Daher sind großes Engagement, kreative<br />

Ideen, eine Vielfalt von Angeboten und neue Kooperationsformen aller beteiligten Institutionen<br />

gefragt.<br />

Die katholischen Träger von Jugendhilfe-Angeboten in Frankfurt formulieren mit diesem Papier<br />

Ansatzpunkte, die aus ihrer Sicht beson<strong>der</strong>s bedeutsam sind. Ziel des Papiers ist es, einen<br />

konzeptionellen Rahmen zu entwickeln und Impulse zu geben für eine Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit von Jugendhilfe-Trägern und Schulen. Die katholischen Träger wollen damit<br />

nicht als „Mahner“ auftreten, son<strong>der</strong>n sich den Schulen anbieten als Partner auf Augenhöhe.<br />

5


2. Voraussetzungen für erfolgreiches individuelles,<br />

soziales und fachliches Lernen in <strong>der</strong> Schule<br />

Die öffentliche Kritik konzentriert sich seit geraumer Zeit auf das Schulsystem. Zusammengefasst:<br />

Es findet bei schwächeren Leistungen zu wenig För<strong>der</strong>ung statt und zu viel „Auslese“<br />

durch Abschieben in an<strong>der</strong>e Schulformen.<br />

Eine Kritik am Schulsystem, an Methodik und Didaktik, greift jedoch zu kurz. Schule und Jugendhilfe<br />

müssen neue Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit entwickeln. Dabei würde ein Verständnis<br />

von Schule als quasi vom Stadtteil-Geschehen unabhängige Institution den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

nicht gerecht.<br />

Schule und Jugendhilfe gemeinsam im Stadtteil:<br />

Die belastende Situation <strong>der</strong> Familien nicht ignorieren,<br />

son<strong>der</strong>n konsequent berücksichtigen<br />

Angebote in und neben <strong>der</strong> Schule müssen berücksichtigen, dass die räumliche Segregation<br />

auch in Frankfurt Quartiere entstehen lässt, die durch die schwierigen Lebenssituationen ihrer<br />

Bewohner geprägt sind (Armut, psychische Problemlagen, Belastungen durch mehrfache<br />

prekäre Beschäftigungen <strong>der</strong> Eltern, gesundheitliche Belastungen etc.). Diese belastenden<br />

Situationen <strong>der</strong> Familien prägen in hohem Maß die individuellen Voraussetzungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu<br />

lernen. Außerdem fällt es gerade in diesen Quartieren vielen Familien extrem schwer, mit den<br />

typischen Anfor<strong>der</strong>ungen von Schule umzugehen. Jegliche Angebote zur Bildung, För<strong>der</strong>ung<br />

und Anregung von Kin<strong>der</strong>n müssen daher die belastenden Situationen <strong>der</strong> Familien konsequent<br />

berücksichtigen. 1<br />

Mehr noch: Interdisziplinäre fachliche Kreativität ist gefor<strong>der</strong>t, um auch für „nicht beschulbare“<br />

Kin<strong>der</strong> und „Schulverweigerer“ Schule attraktiver zu machen. Und selbstverständlich sollte sein,<br />

dass auch Flüchtlingskin<strong>der</strong> mit begrenzter Aufenthaltsdauer und Kin<strong>der</strong> ohne legalen Status<br />

ein Recht auf Bildung und Erziehung haben.<br />

Jugendhilfe ist hier gefor<strong>der</strong>t, zusammen mit <strong>der</strong> Schule Zugänge und Kommunikationsangebote<br />

zu entwickeln, die über den Kontext von Leistung und Beurteilung hinausgehen. Sie muss<br />

die gesamte Lebenswelt <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen in den Blick nehmen.<br />

Soziale Integration Benachteiligter als Aufgabe <strong>der</strong> Schule im Stadtteil<br />

Schule ist ein zentraler Ort für die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Gleichaltrigen unterschiedlichster<br />

Sozialisation und Herkunft.<br />

Integration als Aufgabe <strong>der</strong> Schule im Stadtteil bedeutet, Kin<strong>der</strong> aus belasteten Familien nicht<br />

auszugrenzen. Schule kann zu den Problemen im Stadtteil beitragen, falls es ihr nicht gelingt,<br />

Schülern zu Bildungserfolgen zu verhelfen. Umgekehrt kann Schule zur sozialen Integration<br />

beitragen, wenn es gelingt, enge Kooperationen mit den Akteuren im Stadtteil aufzubauen,<br />

gemeinsam Initiativen zu entwickeln und sich als „ein Knoten im Netzwerk des Quartiers“ zu<br />

verstehen. 2<br />

1 Haller, Ingrid: Absehbare Entwicklungen von Jugendhilfe und Schule auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Jugendhilfe und Schule; wünschenswerte/notwendige Kooperationsformen auf dem<br />

Hintergrund von Bildung, Betreuung, Erziehung. In: Stadt Frankfurt am Main, Jugend- und Sozialamt, Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses am 29.6.2004, Dokumentation zum Top 4<br />

2 Radtke, Frank-Olaf: Bildungsdefizite, Schulsegregation und das Integrationsinteresse <strong>der</strong> Kommunen. In: Bildung<br />

im Stadtteil. Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung am 30.5.2005. Hrsg.: Deutsches Institut für Urbanistik<br />

6


Der Jugendhilfe kommt die Aufgabe zu, die Netzwerke zu unterstützen, eigene Angebote – z.B.<br />

auch für Eltern – im Quartier zu entwickeln, Projekte anzubieten, die soziale Integration för<strong>der</strong>n,<br />

und sich an schulischen Angeboten aktiv zu beteiligen.<br />

Benachteiligte Quartiere brauchen die besten Schulen und verbindliche Kooperation zwischen<br />

Jugendhilfe und Schulen. 3<br />

Ein umfassendes Verständnis von Lernen entwickeln –<br />

nicht nur das „Aneignen von Wissen“ för<strong>der</strong>n<br />

Ein neues Verständnis von Lernen muss Eingang in Schule und Jugendhilfe finden, das auch<br />

den Nachmittag einbezieht und einen erweiterten Bildungsbegriff verfolgt. Von diesen neuen<br />

Formen des Lernens profitieren alle Schüler – nicht nur die aus bildungsfernen Familien. Schule<br />

und Jugendhilfe können gerade vor dem Hintergrund ihrer unterschiedlichen Kompetenzen<br />

Projekte und Kooperationen entwickeln, die auf einem umfassenden Verständnis von Lernen<br />

basieren. Zentral hierbei:<br />

• Ein Verständnis von Lernen nicht nur im Sinne <strong>der</strong> Aneignung formalen Wissens, son<strong>der</strong>n<br />

ganzheitlich, umfassend: mit allen Sinnen, mit allen kommunikativen und mit allen sozialen<br />

Potentialen.<br />

• Lernen darf nicht nur inhaltliche Themen verfolgen, son<strong>der</strong>n muss die individuelle<br />

Lebenssituation und sozialen Erfahrungen einbeziehen.<br />

• Lernprozesse sind soziale Prozesse; soziale Beziehungen, psychologische und gruppendynamische<br />

Faktoren sind Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen.<br />

• Aktive Einbeziehung <strong>der</strong> Lernenden, Eröffnung neuer Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für die Schüler und Schülerinnen.<br />

• Neue Lernformen brauchen auch neue Bildungsräume im konkreten Sinn: Angemessene<br />

Räumlichkeiten müssen zur Verfügung stehen.<br />

Potentiale von Familien mit Migrationshintergrund einbeziehen<br />

Unter dem Stichwort „Migrantenkin<strong>der</strong>“ werden im öffentlichen Gespräch vor allem ihre mangelhaften<br />

Deutschkenntnisse zum Thema gemacht – weniger die För<strong>der</strong>ung ihrer Potentiale, wie<br />

z. B. ihre Mehrsprachigkeit. För<strong>der</strong>ung von Chancengleichheit wird daher vielfach nur in <strong>der</strong><br />

Deutsch-För<strong>der</strong>ung vor <strong>der</strong> Einschulung gesehen. Viel versprechende Ansätze, die eine mehrsprachige<br />

För<strong>der</strong>ung und interkulturelles Lernen schon in <strong>der</strong> Grundschule in den normalen<br />

Unterricht integrieren, statt mehrsprachige Kin<strong>der</strong> in geson<strong>der</strong>ten För<strong>der</strong>angeboten auszugrenzen,<br />

haben dagegen kaum eine Öffentlichkeit. 4 Gerade sie müssen aber breit geför<strong>der</strong>t, evaluiert und<br />

weiterentwickelt werden. Bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Mehrsprachigkeit und interkulturellem Lernen<br />

müssen die unterschiedlichen Kompetenzen von Jugendhilfe und Schule sinnvoll zusammenfließen<br />

(methodische Vielfalt, Einbeziehung <strong>der</strong> Eltern in Unterrichtsgeschehen, Möglichkeit zu<br />

mehr Projektarbeit über den Unterricht hinaus).<br />

Radtke, Frank-Olaf: Lokales Bildungs- und Integrationsmanagement. Plädoyer für eine zielorientierte Schulentwicklungsplanung.<br />

In: Migrantenkin<strong>der</strong> sind ein Schatz, den es zu heben gilt. Dokumentation <strong>der</strong> Anhörung zu Schulkarrieren<br />

von Migrantenkin<strong>der</strong>n am 17.5.2003. Hrsg.: Stadt Frankfurt am Main, Kommunale Auslän<strong>der</strong>- und Auslän<strong>der</strong>innenvertretung<br />

(KAV)<br />

3 Beauftragte <strong>der</strong> Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck (2005):<br />

Integrationspolitik als Gesellschaftspolitik in <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ungsgesellschaft. Memorandum.<br />

4 Zur zweisprachigen Alphabetisierung vgl. z. B. das Koala-Projekt Nakipoglu-Schimang, Berrin: Lernen in herkunftsheterogenen<br />

Klassen. http://koala-projekt.de/html/koala.html<br />

7


3. Zugang zu Familien schaffen und sie einbeziehen<br />

Um Schülerinnen und Schülern aus sog. bildungsfernen Familien bessere Chancen in <strong>der</strong> Schule<br />

zu verschaffen, ist die Zusammenarbeit mit den Eltern erfor<strong>der</strong>lich. Allzu oft erleben Eltern und<br />

Kin<strong>der</strong> die bisherigen Kontakte nur als Anspruch, sich an die Schule – bzw. Institutionen im<br />

Umfeld – anzupassen. Unser Ziel ist ein wertschätzen<strong>der</strong> Dialog, <strong>der</strong> die Erfahrungen und<br />

Lebenswelten <strong>der</strong> Familien ernst nimmt und sie als Beteiligte am Bildungsprozess ihrer Kin<strong>der</strong><br />

integriert.<br />

Lehrerinnen und Lehrer benötigen Informationen über das soziale Umfeld des Kindes und<br />

Interventionsstrategien für eine angemessene För<strong>der</strong>ung. Eltern, gerade solche mit eigenen<br />

schlechten Schulerfahrungen, benötigen Informationen über das Schulsystem, Bildungswege<br />

und Unterstützungsmöglichkeiten für ihre Kin<strong>der</strong>.<br />

Eine gemeinsame Sprache finden<br />

Ein Zugang zu sog. bildungsfernen Familien ist Lehrerinnen und Lehrern häufig erschwert<br />

aufgrund:<br />

• <strong>der</strong> schwierigen, oft von Misserfolgen gekennzeichneten schulischen Erfahrungen <strong>der</strong> Eltern;<br />

• <strong>der</strong> scheinbaren Unvereinbarkeit <strong>der</strong> Einstellungen, die an die verschiedenen Rollen<br />

(Lehrer/in – Mutter/Vater) geknüpft sind;<br />

• <strong>der</strong> gegenseitig zugeschriebenen „Letztverantwortung“ für Ge- o<strong>der</strong> Misslingen <strong>der</strong> Bildungsbemühungen;<br />

• <strong>der</strong> unterschiedlichen sozialen Herkunft und <strong>der</strong> unterschiedlichen Sprache (im umfassenden<br />

Sinn).<br />

Aufgabe von Schule und Jugendhilfe ist, eine Sprache zu entwickeln, die eine verständliche<br />

Kommunikation aller Beteiligten und eine Neudefinition von geteilter Verantwortlichkeit für<br />

Bildungsprozesse ermöglicht. 5 Gelingende Kontakte zu den Familien sind ein Schlüssel für den<br />

Schulerfolg <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />

5 Haller, Ingrid: Über PISA hinaus - Probleme und Perspektiven. In: Migrantenkin<strong>der</strong> sind ein Schatz, den es zu heben<br />

gilt. Dokumentation <strong>der</strong> Anhörung zu Schulkarrieren von Migrantenkin<strong>der</strong>n am 17.5.2003. Hrsg.: Stadt Frankfurt am<br />

Main, Kommunale Auslän<strong>der</strong>- und Auslän<strong>der</strong>innenvertretung (KAV)<br />

8


4. Interkulturell Lernen mit deutschen<br />

und nichtdeutschen Schülern<br />

Unzweifelhaft ist: Wenn Kin<strong>der</strong> selbst o<strong>der</strong> ihre Eltern aus einer kulturell an<strong>der</strong>s geprägten<br />

Gesellschaft kommen, die darüber hinaus von <strong>der</strong> Mehrheitsgesellschaft marginalisiert wird,<br />

prägt das die Lebenswelt <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen.<br />

Selbstwert und Verschiedenheit<br />

Die Stärkung des Selbstwertgefühls ist ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor in Lernprozessen. Aufgabe<br />

von Schule und Jugendhilfe ist, an den vorhandenen Stärken ansetzend Lern- und Entwicklungsprozesse<br />

zu gestalten. Der Alltag in <strong>der</strong> Schule sollte dabei Verschiedenheit als etwas<br />

Normales und Wünschenswertes erfahrbar machen und durch entsprechende Umgangsformen<br />

geprägt sein.<br />

Was heißt „interkulturell pädagogisch arbeiten“<br />

Die Kultur <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen ist nicht nur eine „mitgebrachte“ aus einem bestimmten<br />

Herkunftsland. Gerade in <strong>der</strong> Lebenswelt von Eingewan<strong>der</strong>ten bilden sich neue Kulturformen<br />

heraus.<br />

Interkulturell arbeiten bedeutet, das „einteilende, das vereindeutigende, das klassifizierende<br />

und das fixierende Denken und Handeln“ (Paul Mecheril) zu überwinden. Die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

ist, stattdessen die zahlreichen Phänomene <strong>der</strong> selbstverständlichen Mehrfachzugehörigkeit,<br />

des Grenzgängertums und <strong>der</strong> neuen, eigenen Kulturformen wahrzunehmen.<br />

In einer migrationspädagogischen Orientierung geht es um die kritische Reflexion von Denkmustern,<br />

die nach „Eindeutigkeiten“ suchen, die auf einem vereinfachenden kulturellen Schema<br />

basieren und die zwischen „Wir“ und „Nicht-Wir“ unterscheiden. 6<br />

Das verständigungsorientierte Thematisieren <strong>der</strong> verschiedenen Lebensrealitäten, das<br />

Anknüpfen an die tatsächliche Lebenswelt ist wichtiger als umfassende Kenntnisse über<br />

Herkunftskulturen.<br />

Wie interkulturelles Lernen geschieht<br />

Jugendhilfe und Schule sind daher gefor<strong>der</strong>t, gemeinsam Konzepte zu entwickeln, die für<br />

die unterschiedlichen Lebenshintergründe <strong>der</strong> Schüler sensibilisieren, sie stärken und zugleich<br />

integrieren.<br />

Ein interkultureller Ansatz umfasst:<br />

• die Anerkennung von Verschiedenheit als Normalität;<br />

• das Zulassen von vielfältigen Sichtweisen von Religion, Moral, Familienleben etc.;<br />

• Sensibilität für Ausgrenzung aufgrund von kultureller Differenz, Aufenthaltsstatus, Religion<br />

etc.;<br />

• Einbringen <strong>der</strong> individuellen Geschichte jedes Kindes, seiner Familie etc.;<br />

• die För<strong>der</strong>ung von Beteiligung und Artikulation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, damit sie selbst ihre individuellen,<br />

kulturell an<strong>der</strong>s geprägten Hintergründe einbringen können;<br />

• das Erkennen und Bestätigen von migrationspezifischen Ressourcen (wie z. B.<br />

Mehrsprachigkeit o<strong>der</strong> Flexibilität im Umgang mit kultureller Differenz).<br />

6 Mecheril, Paul: Einführung in die Migrationspädagogik. Weinheim und Basel 2004<br />

9


5. Geschlechtergerechtigkeit för<strong>der</strong>n<br />

Leistung hat kein Geschlecht<br />

Bildung und Erziehung sind <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Mädchen und Jungen gleichermaßen verpflichtet.<br />

Es ist die Aufgabe von Lehrkräften wie auch von Fachkräften <strong>der</strong> Jugendhilfe, unabhängig<br />

von Geschlechtsrollen-Stereotypen Fähigkeiten zu erspüren und gegenseitige Wertschätzung<br />

von Mädchen und Jungen zu vermitteln.<br />

Aktuell erstreiten und erhalten Jungen einen weitaus größeren Teil <strong>der</strong> Aufmerksamkeit während<br />

des Unterrichtsgeschehens. Sie werden mit einem „Überlegenheits-Imperativ“ sozialisiert,<br />

<strong>der</strong> für sie selbst und für ihre gesellschaftliche Umwelt problematisch ist. Gleichzeitig erhalten<br />

Jungen im Bereich <strong>der</strong> Jugendhilfe deutlich häufiger Hilfen als Mädchen. Ihre schulischen<br />

Leistungen sind dennoch schlechter als die <strong>der</strong> Mädchen. Unter den Hochbegabten werden<br />

aber die Mädchen sehr viel seltener als solche erkannt. 7<br />

Es ist <strong>der</strong> Auftrag von Schule und Jugendhilfe,<br />

Geschlechtergerechtigkeit zu för<strong>der</strong>n (SGB VIII § 4 und § 8)<br />

Geschlechtergerechte Konzepte von Jugendhilfe und Schule müssen Projekte entwickeln, die<br />

verschiedene Bereiche zur Herstellung von Geschlechter-Gerechtigkeit in den Blick nehmen.<br />

Das können sein Projekte zur Gewaltprävention, geschlechtsbewusste Raumgestaltung, gen<strong>der</strong>orientierte<br />

Elternarbeit, geschlechtergerechte Sprache und Kommunikation, Gen<strong>der</strong> und neue<br />

Medien, Projekte zur Erweiterung des Berufswahlspektrums sowie <strong>der</strong> Lebensentwürfe u. a. m.<br />

Auch im Umgang mit den „Geschlechts-Identitäten“ von Jungen und Mädchen gilt es, das einteilende<br />

und fixierende Denken und Handeln zu überwinden. Die Kategorie „Geschlecht“ ist<br />

eine Konflikt-Kategorie, <strong>der</strong>en individueller Inhalt in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem gesellschaftlichen<br />

Umfeld und kulturellen Konstruktionen lebenslang neu bestimmt wird. Geschlechtsidentität<br />

ist nicht „ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal“. Sie ist das Ergebnis sozialer Interaktionen,<br />

flexibel und verän<strong>der</strong>bar. 8 Aufgabe von Jugendhilfe und Schule ist, Mädchen und<br />

Jungen Räume für diese Auseinan<strong>der</strong>setzung mit „Konstruktionen von Geschlecht“ zur Verfügung<br />

zu stellen 9 .<br />

7 Peschl, Bärbel M.: Geschlechtergerechte Schule. Achtung vor <strong>der</strong> individuellen Einzigartigkeit eines jeden Menschen.<br />

Frankfurt am Main 2005<br />

8 vgl. z. B. Hagemann-White, Carol: Sozialisation: Weiblich – männlich? Opladen 1984 und Butler, Judith: Das<br />

Unbehagen <strong>der</strong> Geschlechter, Frankfurt/Main 1991<br />

9 Eine geschlechtergerechte Schule erkennt, achtet und för<strong>der</strong>t das technikbegeisterte Mädchen ebenso wie den<br />

Yoga liebenden Jungen. Gen<strong>der</strong>-sensible Konzepte eröffnen jedem Individuum, gleich welchen Geschlechts, das<br />

gesamte Spektrum <strong>der</strong> Bildungs-, Leistungs- und Verhaltensmöglichkeiten.<br />

Keineswegs müssen Mädchen zum Fußballspielen gedrängt und alle Jungen begeisterte Tänzer werden. Jugendhilfe<br />

und Schule müssen sich aber kritisch fragen, ob das von Rollenstereotypen abweichende Verhalten <strong>der</strong> Jungen<br />

und Mädchen genügend erkannt und unterstützt wird. Treten bei Festen die Mädchen ausschließlich mit einer „typisch<br />

weiblichen“ Tanz-Performance auf? Gibt es eine Reflexion darüber, was Jungenarbeit jenseits des gemeinsamen<br />

Fußballspielens bedeutet? Hängen in <strong>der</strong> Schule neben männlichen Philosophen und Nobelpreisträgern auch Hannah<br />

Arendt, Ada Byron Countess of Lovelace, Marie Curie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wichtige Naturwissenschaftlerinnen, Philosophinnen<br />

…<br />

Aus: Peschl, Bärbel M.: Geschlechtergerechte Schule. Achtung vor <strong>der</strong> individuellen Einzigartigkeit eines jeden<br />

Menschen. Frankfurt am Main 2005<br />

10


6. Evaluation und Weiterentwicklung<br />

Schule und Jugendhilfe stehen vor schwierigen Aufgaben. Für alle Bereiche liegen bereits<br />

Konzepte vor: für die Einführung dialogischer Lernprozesse, für die För<strong>der</strong>ung von Mehrsprachigkeit,<br />

für interkulturelles und für geschlechtergerechtes Lernen, für die Zusammenarbeit mit Eltern,<br />

für die Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern und Sozialpädagoginnen und -pädagogen.<br />

Sie müssen für verschiedene Schulen, in speziellen Sozialräumen angepasst, breit umgesetzt,<br />

fachlich begleitet und evaluiert werden. Dabei sind Ergebnisse von Social und Ethnic Monitoring<br />

zu berücksichtigen. 10 Konzeptentwicklung sowie die Begleitung <strong>der</strong> LehrerInnen und SozialpädagogInnen<br />

muss interdisziplinär geför<strong>der</strong>t werden, um unterschiedliche Fachkompetenzen<br />

zu bündeln. So kann ein kontinuierlicher Weiterbildungsprozess aller Beteiligten stattfinden, <strong>der</strong><br />

neue kreative Ideen und Impulse hervorbringt.<br />

Das setzt voraus, dass sich alle Beteiligten einem Evaluationsprozess stellen und auf diese<br />

Weise Transparenz über die Ergebnisse hergestellt wird. Die Reflektion <strong>der</strong> Ergebnisse muss zu<br />

konzeptioneller Weiterentwicklung <strong>der</strong> integrativen Ansätze von Schule und Jugendhilfe führen.<br />

10 Anm.:<br />

Social Monitoring<br />

Social Monitoring ist die Dauerbeobachtung mittels periodisch erhobener quantitativer Sozialindikatoren. Die Indikatoren<br />

sollen den Zustand einer Gesellschaft und ihrer Teilsysteme beschreiben – also z. B. die Lebenslagen von Kin<strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen und den Erfolg von Jugendhilfe-Maßnahmen. Social Monitoring soll u. a. rechtzeitig vor Fehlentwicklungen<br />

warnen, den Erfolg sozialpolitischer Maßnahmen evaluieren, die demokratische Elitenkontrolle verstärken<br />

und den Vergleich mit an<strong>der</strong>en Gesellschaften erleichtern.<br />

Quelle: Wörterbuch <strong>der</strong> Sozialpolitik<br />

http://www.akjstat.uni-dortmund.de/projekte/output.php?projekt=24<br />

Ethnic Monitoring<br />

Ethnic Monitoring bezeichnet grundsätzlich die statistische Erfassung <strong>der</strong> ethnischen Gruppenzugehörigkeit bzw.<br />

Herkunft (auf freiwilliger Basis und Selbsteinschätzung) mit dem Ziel, dass alle Bevölkerungsgruppen vertreten sind –<br />

z. B. bei Einstellungen, Beför<strong>der</strong>ungen, Wohnungsvergaben, Aufnahmetests in Bildungseinrichtungen etc. Ethnic<br />

Monitoring dient dazu, Ungleichheiten aufzudecken und die Ursachen dafür zu analysieren. Es verfolgt die Beseitigung<br />

von Ungleichbehandlung. Ethnic Monitoring ist auch ein Mittel, um die Effektivität von Anti-Diskriminierungsmaßnahmen<br />

zu evaluieren bzw. die Notwendigkeit und Wirksamkeit spezifischer För<strong>der</strong>maßnahmen für ethnische Min<strong>der</strong>heiten<br />

o<strong>der</strong> Migrantinnen und Migranten zu überprüfen.<br />

Quelle: http://www.gleiche-chancen.at/manual/equal_manual/EthnicMonitoring.html<br />

11


Konzepte für die Kooperation von<br />

Jugendhilfe und Schule – 3 Beispiele<br />

Schulsozialarbeit in <strong>der</strong> Hostatoschule<br />

Wöchentlicher Praktikumstag für SchülerInnen einer 10. Hauptschulklasse<br />

Schülerklub Käthe-Kollwitz-Schule


Kooperationspartner: Hostatoschule, Stadtteil Höchst<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Fachdienste für Migration, Team Höchst<br />

Schulsozialarbeit in <strong>der</strong> Hostatoschule<br />

Träger<br />

Träger <strong>der</strong> Schulsozialarbeit an <strong>der</strong> Hostatoschule ist <strong>der</strong> Caritasverband Frankfurt e. V.<br />

Die Einrichtung gehört zum Team Höchst <strong>der</strong> Abteilung Fachdienste für Migration.<br />

Grundlagen<br />

Rechtliche Grundlage für die Schulsozialarbeit an <strong>der</strong> Hostatoschule sind die §§13 und 81 Nr. 1<br />

SGB VIII (KJHG). Der § 13 SGB VIII benennt als Schwerpunkte von Jugendsozialarbeit sozialpädagogische<br />

Hilfen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> schulischen und beruflichen Ausbildung, zur Einglie<strong>der</strong>ung<br />

in die Arbeitswelt sowie zur sozialen Integration. Der § 81 Nr. 1 SGB VIII verpflichtet die<br />

Jugendhilfe, mit <strong>der</strong> Schule sowie an<strong>der</strong>en Stellen und öffentlichen Einrichtungen zusammenzuarbeiten.<br />

Kommentare hierzu stellen klar: Die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Schule ist angesichts<br />

<strong>der</strong> zentralen Bedeutung, die die Schule für junge Menschen einnimmt, von beson<strong>der</strong>er Wichtigkeit.<br />

Die Verpflichtung zur Zusammenarbeit ist jedoch nicht zu verstehen als eine „Bringschuld“<br />

und als Dienstleistungsangebot für die Schule. Jugendhilfe und Schule sind gleichberechtigte<br />

Partner mit eigenem Selbstverständnis und fachlicher Kompetenz.<br />

Weitere Grundlagen für die Arbeit sind<br />

• die Leitidee und Qualitätskriterien <strong>der</strong> Stadt Frankfurt zur Kooperation von Jugendhilfe und<br />

Schule und<br />

• das Leitbild des Caritasverbands Frankfurt e. V. sowie ergänzende Leitlinien <strong>der</strong> Abteilung<br />

Fachdienste für Migration.<br />

Leitlinien des Caritasverbands Frankfurt wie auch <strong>der</strong> Stadt Frankfurt verpflichten uns zur<br />

För<strong>der</strong>ung von Geschlechtergerechtigkeit sowie zur interkulturellen Pädagogik.<br />

1. Die Schule im Stadtteil Höchst:<br />

Hostatoschule, Zweigstelle Hauptschule<br />

Die Hostatoschule ist eine Grund- und Hauptschule, die zurzeit von 379 Schülerinnen und<br />

Schülern besucht wird. Die Kin<strong>der</strong> werden in zwei ca. 200 m voneinan<strong>der</strong> getrennten Gebäuden<br />

unterrichtet. Im Hauptgebäude sind die Klassen 1 bis 6 sowie die Vorklasse und die Fachräume<br />

für Chemie, Physik und Arbeitslehre. In <strong>der</strong> Außenstelle findet <strong>der</strong> Unterricht <strong>der</strong> Klassen 7<br />

bis 10 statt. Ab dem Schuljahr 2006/2007 werden auch die Klassen 5 und 6 in <strong>der</strong> Außenstelle<br />

unterrichtet – dies nicht zuletzt, damit die Schülerinnen und Schüler dieser Klassen früher<br />

Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern <strong>der</strong> Schulsozialarbeit bekommen.<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Fachdienste für Migration, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main<br />

13


Schulsozialarbeit in <strong>der</strong> Hostatoschule<br />

An <strong>der</strong> Hostatoschule kann neben dem Hauptschulabschluss auch <strong>der</strong> Realschulabschluss in<br />

<strong>der</strong> 10. Klasse erworben werden.<br />

Im Schuljahr 2005/06 sind im Hauptschulzweig <strong>der</strong> Hostatoschule 165 Schülerinnen und Schüler<br />

gemeldet, davon haben über 90 % einen Migrationshintergrund.<br />

Schülerinnen und Schüler aus 34 Nationen besuchen aktuell die Schule. Herkunftslän<strong>der</strong> sind<br />

neben Deutschland: Türkei, Italien, Marokko, Serbien, Bosnien, Griechenland, Kroatien,<br />

Österreich, Portugal, Spanien, Island, Rumänien, Bulgarien, Ukraine, Mazedonien, Algerien,<br />

Afghanistan, Sri Lanka, Philippinen, Jordanien, Pakistan, Eritrea, Iran, Irak, Kenia, Korea, Vietnam,<br />

Thailand, Zaire, Kolumbien, USA, China, „Staatenlos“.<br />

Über die Hälfte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen leben nach Schätzungen <strong>der</strong> Schule in Familien<br />

mit einem extrem niedrigen Einkommen. Ein hoher Anteil <strong>der</strong> Eltern ist arbeitslos. Sehr häufig<br />

ist die soziale Situation <strong>der</strong> Familien insgesamt problematisch.<br />

2. Zielgruppe <strong>der</strong> Schulsozialarbeit<br />

Zielgruppe sind die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> 7. – 10. Klasse, in Einzelfällen auch solche,<br />

die im letzten Schuljahr die Schule verlassen haben. Ab dem Schuljahr 2006/2007 werden in das<br />

Gebäude die Klassen 5 und 6 mit aufgenommen.<br />

3. Räumliche Ausstattung<br />

Die Schule hat den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern <strong>der</strong> Schulsozialarbeit einen eigenen<br />

Raum, das Beratungscafé im ersten Stock <strong>der</strong> Schule, zur alleinigen Nutzung zur Verfügung<br />

gestellt. Der Caritasverband unterhält im Stadtteil Höchst außerdem Räumlichkeiten in <strong>der</strong><br />

„Alten Villa“, Emmerich-Josef-Straße 1. Hier finden die ergänzenden Angebote wie Einzelberatung,<br />

<strong>Haus</strong>aufgabenhilfe sowie kultur- und freizeitpädagogische Maßnahmen statt.<br />

4. Ziele und Methoden<br />

Jugendsozialarbeit an Schulen befindet sich immer im Spannungsfeld von Schule als „for<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Bildungsinstitution“ einerseits und sozialpädagogischen Methoden an<strong>der</strong>erseits, die einen<br />

Schwerpunkt auf individuelle Persönlichkeitsför<strong>der</strong>ung jenseits von Leistungs- und Zeitdruck<br />

legen. Je nach Ansatz besteht für Schulsozialarbeiter daher das Problem, gleichermaßen<br />

Vertrauen bei den Schülern und Lehrern zu entwickeln.<br />

Schulsoziarbeit soll nicht nur einzelne Schüler för<strong>der</strong>n und unterstützen, son<strong>der</strong>n auch Beiträge<br />

zur Verbesserung des schulischen Alltags leisten. Wir sind <strong>der</strong> Überzeugung, dass es durchaus<br />

auch ein sinnvolles Ziel von Schulsozialarbeit ist, Lehrer zu entlasten. Dort, wo es gelingt,<br />

durch Schulsozialarbeit Lehrer zu entlasten, können die unterrichtsbezogenen Ressourcen von<br />

Lehrern nachhaltig besser zur Verfügung stehen. Unsere Erfahrung an <strong>der</strong> Hostatoschule zeigt:<br />

Durch die Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Lehrkräften wird „Schule als soziale<br />

Lernwerkstatt“ möglich.<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Fachdienste für Migration, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main 14


„Schule als soziale Lernwerkstatt“ bedeutet, ein umfassendes Verständnis von Lernen zu<br />

entwickeln. Von diesen neuen Formen des Lernens profitieren alle Schüler – nicht nur sozial<br />

Benachteiligte:<br />

• Ein Verständnis von Lernen nicht nur im Sinne <strong>der</strong> Aneignung formalen Wissens, son<strong>der</strong>n<br />

ganzheitlich, umfassend: mit allen Sinnen, mit allen kommunikativen und mit allen sozialen<br />

Potentialen;<br />

• ein Verständnis von Lernprozessen als sozialer Prozess; Berücksichtigung <strong>der</strong> sozialen Beziehungen<br />

und psychologischer, gruppendynamischer Faktoren als zentrale Voraussetzungen<br />

für erfolgreiches Lernen;<br />

• Lernen, das an die tatsächliche soziale Lebensrealität <strong>der</strong> Jugendlichen anknüpft;<br />

• Aufwertung des spielerischen Lernens, Schaffen von Freiräumen, um die interaktiven<br />

Potentiale von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zu för<strong>der</strong>n;<br />

• aktive Einbeziehung <strong>der</strong> Lernenden, Eröffnung neuer Mitwirkungsmöglichkeiten für die<br />

Schüler und Schülerinnen;<br />

• Interkulturelles Lernen als wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Angebote. Den interkulturellen Hintergründen<br />

mit Wertschätzung begegnen.<br />

Zu den grundsätzlichen Methoden unserer Schulsozialarbeit gehören:<br />

a. Einzelfallhilfe/Case Management im Rahmen <strong>der</strong> von uns angebotenen Beratung<br />

b. Gruppenarbeit in Zusammenarbeit mit Lehrern und an<strong>der</strong>en Akteuren, z. B. Schul- o<strong>der</strong><br />

Klassenprojekte, Bewerbungstraining, PiT- Projekt (Prävention im Team)<br />

c. Netzwerkarbeit im Stadtteil und in Fachgremien<br />

d. Ergänzende freizeitpädagogische Angebote<br />

5. Angebote<br />

Aktuell werden folgende Angebote umgesetzt:<br />

• Offenes Beratungscafé in <strong>der</strong> Hostatoschule:<br />

Öffnungszeiten: montags und mittwochs 8:00 – 13:30 Uhr<br />

• Einzelberatung: sozialpädagogische Begleitung bei sozialen, schulischen, familiären<br />

Problemen<br />

• Beratung und Unterstützung im Übergang Schule – Beruf: Einüben von<br />

Bewerbungssituationen, systematische Suche nach Praktikumplätzen u. a. m.<br />

• Lern-Angebote: z. B. <strong>Haus</strong>aufgabenbetreuung, Mathekurs in den Ferien, Unterstützung bei<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung auf den Abschluss; aktuell in <strong>der</strong> Konzeptentwicklung: Einrichtung eines<br />

Trainingsraumes für „schwierige Schüler“ o<strong>der</strong> „Störer“<br />

• Themen-Projekte: Konflikt- und Gewaltprävention, Suchtprävention, die Schule ist<br />

Modellstandort im hessischen Modellprojekt „PiT – Prävention im Team“<br />

• Kreativ- und Kulturangebote: Projekt „Kids auf Kunst“, Theaterbesuche, Mitgestaltung von<br />

Projektwochen o<strong>der</strong> Projekttagen<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Fachdienste für Migration, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main 15


Schulsozialarbeit in <strong>der</strong> Hostatoschule<br />

• Seit 2006 neu: Modell „Patenschaft für Ausbildung“ aktuell mit 10 Ehrenamtlichen, die die<br />

Jugendlichen individuell begleiten; Koordination und fachliche Beratung <strong>der</strong> Ehrenamtlichen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Schulsozialarbeit<br />

• Ergänzend: Elternarbeit in Zusammenarbeit mit den Klassenlehrerinnen und -lehrern; darüber<br />

hinaus unterstützende Angebote, z. B. durch die Migrationssozialberatung des Caritasverbands<br />

Frankfurt. För<strong>der</strong>lich ist hierbei die interkulturelle Kompetenz und Besetzung des Teams.<br />

• Vernetzungsarbeit im Stadtteil und darüber hinaus (siehe Absatz „Schule und Stadtteil<br />

zusammen denken“)<br />

• Geschlechtsspezifische Angebote<br />

für Jungen:<br />

Das Fußballspielen ist nicht nur ein sinnvolles Sportangebot. Die Treffen werden genutzt,<br />

um in <strong>der</strong> Jungengruppe soziale und berufsspezifische Kompetenzen zu thematisieren, zu<br />

reflektieren und zu för<strong>der</strong>n.<br />

für Mädchen:<br />

Angebote wie Berufsorientierungstage haben auch zum Ziel „mädchen-untypische“ Berufe<br />

bekannt zu machen. In Tanzkursen und an<strong>der</strong>en Angeboten werden gezielt das Selbstbewusstsein<br />

und Körperbewusstsein <strong>der</strong> Teilnehmerinnen gestärkt, und es werden Entfaltungsräume<br />

ohne geschlechtsspezifische Konkurrenzsituation geschaffen.<br />

Geplant ist, die geschlechtsbezogenen Angebote künftig noch weiter zu entwickeln.<br />

6. Die „Alte Villa“ – ergänzende Angebote außerhalb <strong>der</strong> Schule<br />

Die Arbeit in <strong>der</strong> Schule selbst wird ergänzt durch Angebote, die in den Räumlichkeiten des<br />

Trägers, „Alte Villa“, Emmerich-Josef-Straße 1, stattfinden. Hier – o<strong>der</strong> von hier ausgehend –<br />

werden angeboten:<br />

• Einzelberatung<br />

• Unterstützung bei Bewerbungen<br />

• <strong>Haus</strong>aufgabenhilfe<br />

• Sportangebote für Jungs<br />

• freizeitpädagogische Aktivitäten, wie Feste, Ausflüge<br />

• Besuche von Berufsmessen, auch speziell für Mädchen<br />

• Betriebsbesichtigungen<br />

• Bewerbungstraining in Kooperation mit an<strong>der</strong>en (z. B. Team Höchst-Beratungsstelle)<br />

7. Einbindung <strong>der</strong> Schulsozialarbeiterin in <strong>der</strong> Schule –<br />

Klappt das denn?<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfe-Angebot <strong>der</strong> Caritas ist im Schulprogramm <strong>der</strong><br />

Hostatoschule verankert. Die Sozialarbeiterin nimmt an <strong>der</strong> monatlich stattfindenden Hauptschulkonferenz<br />

regelmäßig teil. In festgelegten Abständen finden Gespräche zwischen <strong>der</strong><br />

Schulleitung und <strong>der</strong> Mitarbeiterin <strong>der</strong> Schulsozialarbeit statt. Außerdem wird die Schulsozialarbeit<br />

häufig bei relevanten Themen und Sitzungen einbezogen.<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Fachdienste für Migration, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main 16


Projekte wie das PiT – Projekt zur Gewaltprävention (hessisches Modellprojekt „Prävention im<br />

Team“) sind von Anfang an gemeinsam mit <strong>der</strong> Caritas-Mitarbeiterin geplant und durchgeführt<br />

worden. Im Rahmen des PiT-Projekts sind im übrigen Regeln und Abläufe vorgegeben hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Zusammenstellung des Teams (immer Partner/-innen aus Schule, Jugendhilfe und Polizei)<br />

sowie <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Zusammenarbeit.<br />

Die Mitarbeiterin <strong>der</strong> Caritas arbeitet aktiv bei <strong>der</strong> Erstellung des Curriculums Arbeitslehre mit<br />

dem Schwerpunkt Berufsfindung mit. Weitere Projekte mit dem Schwerpunkt soziales<br />

Lernen/Sozialkompetenz sind in <strong>der</strong> Planung.<br />

8. Schule und Stadtteil zusammen denken:<br />

Vernetzung im Stadtteil und in Fachgremien<br />

Eine punktuelle Projektarbeit zwischen Schule und Organisationen im Stadtteil ist nicht ausreichend.<br />

Schule kann zur sozialen Integration beitragen, wenn es gelingt, enge Kooperationen<br />

mit den Akteuren im Stadtteil aufzubauen und ein Selbstverständnis als „ein Knoten im Netzwerk<br />

des Quartiers“ zu entwickeln. Der Schulsozialarbeit kommt die Aufgabe zu, Kooperationen zu<br />

initiieren, sie zu begleiten und sich selbst aktiv zu beteiligen.<br />

Die fachliche Einbindung <strong>der</strong> Schulsozialarbeit ist darüber hinaus durch den Träger gewährleistet<br />

(Jugendhilfeausschuss, Fachausschüsse, fachliche Vernetzung caritas-intern, Fachberatung).<br />

In den folgenden Arbeitskreisen ist die Schulsozialarbeit vertreten:<br />

• Stadtteil-Arbeitskreis Höchst<br />

• Mädchen-Arbeitskreis West<br />

• Arbeitskreis Schulsozialarbeit<br />

• Run<strong>der</strong> Tisch Höchst<br />

• Arbeitskreis Jugendhilfe/Schule <strong>der</strong> Stadt<br />

• Jugendarbeitskreis des Caritasverbands<br />

Vielfache Synergieeffekte ergeben sich aus <strong>der</strong> Einbindung <strong>der</strong> Schulsozialarbeit in die<br />

Abteilung Fachdienste für Migration des Caritasverbands Frankfurt sowie aus <strong>der</strong> engen<br />

Zusammenarbeit mit Diensten an<strong>der</strong>er Fachabteilungen des Verbands.<br />

9. Zusammenarbeit mit dem Sozialrathaus Frankfurt-Höchst<br />

Verbindlich vereinbart sind halbjährliche Treffen zur Kontrolle und Abstimmung. Einmal jährlich<br />

nimmt die Grundsatzabteilung des Jugend- und Sozialamtes teil. Unabhängig davon unterhält<br />

die für die Schulsozialarbeit zuständige Einrichtungsleiterin enge Kontakte zum Sozialrathaus.<br />

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Schulsozialarbeit in <strong>der</strong> Hostatoschule<br />

10. Personal<br />

Das Personal besteht <strong>der</strong>zeit aus einer Sozialarbeiterin (volle Stelle) und einem Studenten<br />

(17 Stunden wöchentlich). Angesichts <strong>der</strong> vielfältigen Problemlagen und För<strong>der</strong>bedarfe <strong>der</strong><br />

Jugendlichen sowie <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die Schulsozialarbeit im Stadtteil Höchst wird eine<br />

Aufstockung auf 2,0 hauptamtliche Stellen angestrebt.<br />

Qualifizierung des Personals und Qualitätssicherung:<br />

Der Caritasverband gewährleistet eine großzügige Fortbildungsregelung, diverse interne Fortbildungsangebote,<br />

u. a. zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> interkulturellen Kompetenz, darüber hinaus<br />

Intervision, Supervision.<br />

Der Caritasverband Frankfurt hat das Qualitätsmanagement-System <strong>der</strong> „European Foundation<br />

for Quality Management – EFQM“ eingeführt. Wir streben an, Stellen paritätisch mit Männern<br />

und Frauen zu besetzen, nach Möglichkeit mit interkulturellem Hintergrund. Die interkulturelle<br />

Orientierung und eine geschlechtsbewusste Praxis haben beson<strong>der</strong>e Relevanz in <strong>der</strong> Hostatoschule<br />

(wobei Jungen deutlich in <strong>der</strong> Überzahl sind). Beides prägt das soziale Miteinan<strong>der</strong> in<br />

hohem Maß.<br />

für das Konzept<br />

Alwin Zeiß Gabriele Möllmann Calogera von Auw<br />

Hostatoschule Caritasverband Frankfurt e. V. Caritasverband Frankfurt e. V.<br />

Schulleiter Dipl.-Sozialpädagogin Teamleitung<br />

im Jahr 2006<br />

überarbeitet im Juli 07<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Fachdienste für Migration, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main 18


Kooperationspartner: Sophienschule, Stadtteil Bockenheim<br />

Internationales Familienzentrum e. V., Jugendbüro Lichtblick/SchülerInnencafé Mayday<br />

Wöchentlicher Praktikumstag für<br />

SchülerInnen einer 10. Hauptschulklasse<br />

Arbeitsgrundlage<br />

Das Jugendbüro Lichtblick ist eine Beratungsstelle für Jugendliche und junge Erwachsene des<br />

Internationalen Familienzentrums e. V. im Stadtteil Bockenheim in Frankfurt am Main. In enger<br />

Kooperation mit an<strong>der</strong>en Stadtteileinrichtungen werden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

hier beraten und erhalten die notwendige individuelle Hilfe und Unterstützung. Dem<br />

Jugendbüro angeglie<strong>der</strong>t ist das SchülerInnencafé Mayday auf dem Schulhof <strong>der</strong> Bockenheimer<br />

Sophienschule, einer reinen Hauptschule. Etwa 90% <strong>der</strong> SchülerInnen haben einen Migrationshintergrund.<br />

Durch langjähriges Engagement in <strong>der</strong> Jugendsozialarbeit, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Jugendberufshilfe<br />

und <strong>der</strong> aufsuchenden Jugendarbeit kooperiert das Jugendbüro seit 1990 mit <strong>der</strong> Sophienschule.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Berufsfindung/-orientierung betreuen die Sozialpädagogen die SchülerInnen<br />

ab <strong>der</strong> achten Klasse. In enger Absprache mit den Klassenlehrern werden unterschiedlichste<br />

Hilfen und Informationsmöglichkeiten angeboten. Hauptbestandteil <strong>der</strong> zweijährigen Berufsfindungsphase<br />

sind die Betreuung in den 2 x dreiwöchigen Schulpraktika sowie die sich<br />

anschließenden dreitägigen Berufsfindungsseminare mit dem Ziel einer effizienteren Berufsorientierung.<br />

Die Beratungs- und Betreuungsangebote bestehen auch über die Schulzeit hinaus für alle<br />

an<strong>der</strong>en Jugendlichen.<br />

Seit drei Schuljahren gibt es die sog. Praxisklasse, 10. Klasse Hauptschule, um den Schüler-<br />

Innen im Sinne des Integrationsgedankens die Chance zu geben, gleichrangig am gesellschaftlichen<br />

Leben teilnehmen zu können. Ziel dieser Klasse ist die Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsplatzchancen<br />

durch die Einführung eines kontinuierlichen betrieblichen Praktikumstags.<br />

Somit kam ein weiteres innovatives Betreuungsmodul hinzu.<br />

Problemlage<br />

Hintergrund ist die Zuspitzung <strong>der</strong> in sich bereits schwierigen Situation für die Schulabgänger-<br />

Innen <strong>der</strong> Sophienschule, einen Ausbildungsplatz zu finden. An <strong>der</strong> Sophienschule befinden<br />

sich 238 SchülerInnen (ca. 60% männlich, 40% weiblich), davon 57 mit einem deutschen Pass,<br />

90% haben einen Migrationshintergrund. Sie kommen aus 34 Nationen und durchlaufen zum Teil<br />

zuerst die Intensivkursklasse, um dann nach Möglichkeit altersgerecht den Anschluss an den<br />

Regelunterricht zu bekommen. Hinzu kommen Schülerzuweisungen von an<strong>der</strong>en Schulen, wo<br />

sie aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr bleiben können. Anhand dieser kurzen<br />

Beschreibung wird schon deutlich, in welchem Spannungsfeld sich sowohl die Schule als auch<br />

die Arbeit im Schülercafé und im Jugendbüro befindet.<br />

Internationales Familienzentrum e. V., Wiesenhüttenplatz 33, 60329 Frankfurt am Main<br />

19


Wöchentlicher Praktikumstag für SchülerInnen einer 10. Hauptschulklasse<br />

Trotz intensiver Berufsorientierung verlieren die Jugendlichen die Motivation, sich für und in <strong>der</strong><br />

Schule zu engagieren, wenn sie anschließend doch kein Betrieb ausbilden will. Von Chancengleichheit<br />

kann hier keine Rede mehr sein.<br />

Es ist bekannt, dass im Allgemeinen viele <strong>der</strong> Hauptschüler die Schule ohne Abschluss<br />

verlassen. Auf diesem Hintergrund ist es notwendig, neue Wege zu gehen, um gerade diesen<br />

benachteiligten Migrantenjugendlichen wie<strong>der</strong> eine Perspektive zu geben.<br />

Zielsetzung<br />

Die SchülerInnen gehen während des gesamten Schuljahrs einmal wöchentlich acht Stunden<br />

in einen Betrieb, um einen ihnen entsprechenden Beruf kennen zu lernen. Entsprechend ihrer<br />

Fähigkeiten, Selbst- und Fremdeinschätzung (Klassenlehrerin, Berufsberater, Sozialarbeiter)<br />

und ihres Berufswunsches werden Betriebe akquiriert, die bereit sind, sich auf dieses Modell<br />

einzulassen. Das Berufsfeldspektrum beinhaltet gewerblich-technische, kaufmännische und IT-<br />

Berufe. Bei den Berufswahlhilfen findet auch die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Gleichstellung<br />

im Sinne von Gen<strong>der</strong> Mainstreaming Berücksichtigung.<br />

Mit dem neuen Modell des Berufseinstiegs erhalten die Betriebe die Möglichkeit, die Schüler-<br />

Innen über ein ganzes Jahr zu beobachten und kennen zu lernen. Dies kann insbeson<strong>der</strong>e für<br />

kleinere und mittlere Betriebe die Hemmschwelle senken, überhaupt Jugendliche auszubilden.<br />

Zudem eröffnet sich hier die Möglichkeit für leistungsschwächere SchülerInnen sich – ihren<br />

individuellen Kompetenzen, Erfahrungen und Fähigkeiten, die nicht direkt in den Schulnoten<br />

Ausdruck finden, entsprechend – positiv darzustellen und sich mit ihren individuellen Kompetenzen<br />

zu profilieren. Den SchülerInnen mit Migrationshintergrund können so neue Wege zur<br />

Ausbildung erschlossen werden, die gleichzeitig interkulturelles Lernen för<strong>der</strong>n, von dem sowohl<br />

die SchülerInnen als auch die Betriebe profitieren können.<br />

Der Zeitrahmen eines ganzen Schuljahrs bietet auch eine Chance, fehlende o<strong>der</strong> gering ausgeprägte<br />

Schlüsselkompetenzen und -qualifikationen zu evaluieren und hier den Einzelpersonen<br />

für die betrieblichen und beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungen Hilfestellungen zu bieten. Der Praktikumstag<br />

im 10. Hauptschuljahr soll am Ende des Schuljahrs in ein Ausbildungsverhältnis überleiten.<br />

Eine bedarfsorientierte Begleitung <strong>der</strong> Jugendlichen während <strong>der</strong> gesamten Ausbildungszeit<br />

kann die Erfolgsaussichten noch weiter erhöhen.<br />

Vorgehensweise – Zeit- und Umsetzungsplan<br />

Zunächst ist es wichtig, dass sich <strong>der</strong> Mitarbeiter des Jugendbüros und die Klassenlehrerin<br />

über die Arbeitsmarkt- und Ausbildungsplatzsituation informieren und klären, welche Berufe für<br />

SchülerInnen mit einem erweiterten Hauptschulabschluss geeignet sind. Dazu werden zu Schuljahresbeginn<br />

die bereits bestehenden Kontakte zur Berufsberatung, zur IHK und zur Handwerkskammer<br />

intensiviert, um über aktuelle Entwicklungen, Daten und Fakten genau informiert<br />

zu sein. Außerdem können diese Institutionen zusätzliche Kontakte zu Ausbildungsbetrieben<br />

herstellen bzw. vermitteln.<br />

Dank <strong>der</strong> im Vorfeld stattfindenden Betriebspraktika und <strong>der</strong> Berufsfindungsseminare in den 8.<br />

und 9. Klassen sind Berufsvorstellungen und Arbeitsverhalten <strong>der</strong> SchülerInnen in den meisten<br />

Fällen bekannt. Auch dadurch, dass in den letzten Berufsfindungsseminaren ein Vertreter <strong>der</strong><br />

Internationales Familienzentrum e. V., Wiesenhüttenplatz 33, 60329 Frankfurt am Main 20


Berufsberatung bereits Einzelgespräche mit jedem Schüler geführt hat, gibt es hier bereits eine<br />

kompetente Einschätzung zu jedem Jugendlichen hinsichtlich seines beruflichen Werdegangs.<br />

Im Anschluss werden anhand <strong>der</strong> o. g. Recherchen 15 bis 20 Betriebe gesucht, die bereit sind,<br />

sich auf dieses Projekt einzulassen.<br />

Zu vielen Betrieben, die Schüler ins Praktikum aufnehmen, bestehen langjährige Kontakte und<br />

es gibt eine große Kooperationsbereitschaft. Es ist natürlich erfreulich, wenn Schüler und Eltern<br />

bei <strong>der</strong> Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche selbst initiativ werden. Darüber müssen Klassenlehrer<br />

und Sozialarbeiter rechtzeitig informiert werden, um zu prüfen, ob sowohl <strong>der</strong> Betrieb<br />

als auch die Berufswahl geeignet sind. Generelle Bedingung ist, die Betriebe bilden aus und sind<br />

bereit, Hauptschüler mit erweitertem Hauptschulabschluss einzustellen.<br />

Über die Schule erhalten die Eltern ein Merkblatt, das sie über den Praktikumstag informiert.<br />

Anschließend unterzeichnen Schüler und Eltern einen Praktikumsvertrag. Zusätzlich gibt es die<br />

bereits oben erwähnten Infoveranstaltungen für die Eltern, die von <strong>der</strong> sozialpädagogischen<br />

Fachkraft durchgeführt werden und auch Raum für individuelle Beratung bieten.<br />

Sind ausreichend adäquate Betriebe ausgewählt, müssen sich die Schüler dort schriftlich<br />

bewerben und persönlich vorstellen. Kommt es zur Praktikumsvereinbarung, gelten die Regeln<br />

des Praktikumsvertrags, die geson<strong>der</strong>t beigefügt sind. Da diese Betriebspraktika reguläre schulische<br />

Veranstaltungen sind, werden sie gemäß den Richtlinien des Hessischen Kultusministers<br />

durchgeführt. Vor den Herbstferien werden die SchülerInnen in einem zweistündigen wöchentlich<br />

stattfindenden Unterricht vier Wochen lang auf das Praktikum vorbereitet. Diese Unterrichtseinheiten<br />

werden maßgeblich vom Mitarbeiter des Jugendbüros mitgestaltet. Nach den Herbstferien<br />

beginnt dann das Betriebpraktikum.<br />

Die Klassenlehrerin und <strong>der</strong> Mitarbeiter des Jugendbüros besuchen die Schüler und die Betriebe<br />

mindestens einmal im Monat, im Bedarfsfall auch häufiger. Das heißt, dass <strong>der</strong> Mitarbeiter des<br />

Jugendbüros an mindestens zwei Tagen in <strong>der</strong> Woche die Betriebe aufsuchen muss. In Gesprächen<br />

mit den Betrieben und den Schülern gilt es, Probleme und Unstimmigkeiten zu klären,<br />

zu beheben und spezielle Wünsche zu berücksichtigen. Im Zweifelsfall ist ein einmaliger Betriebswechsel<br />

vorgesehen, d. h., es muss möglichst schnell ein neuer Betrieb gefunden werden.<br />

Dies ist wie<strong>der</strong>um die Aufgabe des Sozialarbeiters. Ansonsten gehen die Schüler an vier Tagen<br />

in <strong>der</strong> Woche in die Schule. Es gibt eine wöchentlich zweistündige Unterrichtseinheit, an <strong>der</strong><br />

auch <strong>der</strong> Sozialarbeiter regelmäßig teilnimmt, um die Praktikumserfahrungen auszuwerten. Um<br />

auch für die nächste Klasse den Praktikumstag fortführen zu können, beginnen im April wie<strong>der</strong><br />

die Vorbereitungen. Jeweils im Juni werden die betrieblichen Erfahrungen <strong>der</strong> SchülerInnen<br />

generell von <strong>der</strong> Klassenlehrerin und dem Sozialarbeiter evaluiert. Dann entscheidet sich, wer<br />

tatsächlich einen Ausbildungsvertrag erhält. Je nach Betrieb beginnen die Jugendlichen im<br />

August o<strong>der</strong> September ihre Ausbildung. Der Mitarbeiter des Jugendbüros stellt in <strong>der</strong> Anfangsphase<br />

monatlich Kontakt zu den Betrieben und den Jugendlichen her, um über den Ausbildungsverlauf<br />

informiert zu sein o<strong>der</strong> ggf. bei auftretenden Schwierigkeiten zu vermitteln. Parallel dazu<br />

beginnt <strong>der</strong> Praktikumstag für die neue o<strong>der</strong> die neuen 10. Klassen.<br />

Das Projekt war zunächst auf zwei Jahre angelegt und benötigt zusätzliche Mittel, um die<br />

entsprechende personelle Ausstattung (eine viertel Stelle) zu gewährleisten. Diese Mittel<br />

hat die Stiftung Pro Region (Flughafenstiftung zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> beruflichen Bildung) für<br />

zwei Jahre zur Verfügung gestellt.<br />

Internationales Familienzentrum e. V., Wiesenhüttenplatz 33, 60329 Frankfurt am Main 21


Wöchentlicher Praktikumstag für SchülerInnen einer 10. Hauptschulklasse<br />

Parallel zur o. g. Vorgehensweise führt das Jugendbüro Lichtblick Informationsabende ab <strong>der</strong><br />

achten Klasse für die Eltern durch, die sie sowohl auf die Praktika vorbereiten als auch über<br />

die Ausbildungs- und Schulsysteme informieren. Gerade hier ist die Unterstützung bei <strong>der</strong> Orientierung<br />

und Integration für Familien mit Migrationshintergrund sehr wichtig. Dank <strong>der</strong> Vernetzung<br />

innerhalb des Internationalen Familienzentrums e.V. können diese Informationsveranstaltungen<br />

ggf. auch in türkischer o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Sprache stattfinden.<br />

Projektbegleitung vom Jugendbüro Lichtblick<br />

Die MitarbeiterInnen des Jugendbüros Lichtblick verfügen über langjährige Erfahrungen in <strong>der</strong><br />

Berufsfindung/-orientierung mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Gerade die letzten<br />

Jahre haben gezeigt, wie chancenlos vor allem Hauptschüler mit Migrationshintergrund bei <strong>der</strong><br />

Ausbildungsplatzsuche geworden sind. Aus diesem Grund möchten wir uns engagiert an <strong>der</strong><br />

Entwicklung und Umsetzung des Praktikumstags beteiligen und weiter entwickeln.<br />

Zum einen sehen wir darin die Chance, dass die Schüler frühzeitig motiviert einen qualifizierten<br />

Schulabschluss anstreben, da ihnen eine Perspektive zur Verfügung gestellt wird. Zum an<strong>der</strong>en<br />

ließe sich dieses Projekt quantitativ ausweiten und könnte für nahezu alle Schulabgänger <strong>der</strong><br />

Sophienschule eine Ausbildungsplatzgarantie bedeuten.<br />

Nach Überführung <strong>der</strong> Schüler in ein Ausbildungsverhältnis scheint es uns geboten, sie auch<br />

noch in dieser Phase zu begleiten, um evtl. Abbrüche ähnlich wie in den dreiwöchigen Praktika<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Ergebnis<br />

• Bewusstere und angemessenere Berufsentscheidung von jugendlichen HauptschülerInnen;<br />

• Erwerb von berufsrelevanten Schlüsselqualifikationen und Schlüsselkompetenzen für benachteiligte<br />

Jugendliche;<br />

• Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Praktikant und Betrieb, das die Übernahme<br />

in ein Ausbildungsverhältnis erleichtert;<br />

• Aufbau eines tragfähigen lokalen Netzwerks von Firmen, Schule und Sozialarbeit, das<br />

benachteiligte Jugendliche in Ausbildung überführt;<br />

• nachhaltige positive Beeinflussung <strong>der</strong> lokalen sozialräumlichen Strukturen;<br />

• Erfahrungsaustausch mit an<strong>der</strong>en Hauptschulen, die von unseren Erfahrungen profitieren<br />

können.<br />

Es ist davon auszugehen, dass über diesen neuen Weg die berufliche und damit auch<br />

die gesellschaftliche Integration insbeson<strong>der</strong>e auch von benachteiligten SchülerInnen mit<br />

Migrationshintergrund wesentlich verbessert werden kann.<br />

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Kooperationspartner: Käthe-Kollwitz-Schule, Stadtteil Zeilsheim<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Ambulante Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe<br />

Schülerklub Käthe-Kollwitz-Schule<br />

1. Institutionelle Gegebenheiten<br />

Träger des Schülerklubs an <strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-Schule (KKS) ist <strong>der</strong> Caritasverband Frankfurt<br />

e. V. Die Einrichtung ist Teil <strong>der</strong> Abteilung Ambulante Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe, zu <strong>der</strong> die offene<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit, Schulprojekte, Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Spiel- und Lernstuben,<br />

Erziehungsberatungsstellen und die Sozialpädagogische Familien- und Lernhilfe gehören.<br />

Der Schülerklub ist ein niedrigschwelliges und präventiv orientiertes Jugendhilfeprojekt, das in<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Schule durchgeführt wird. Gesetzliche Grundlagen sind die §§ 1, 7, 9, 11<br />

und 13 (1) SGB VIII/KJHG. Weitere Grundlagen für die Arbeit sind die Qualitätskriterien für die<br />

offene Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit in Frankfurt, die Frankfurter Leitlinien zur Mädchenarbeit, die<br />

Frankfurter Leitlinien zur Jungenarbeit und das Leitbild des Caritasverbands.<br />

2. Stadtteil<br />

Zeilsheim ist <strong>der</strong> westlichste Stadtteil Frankfurts. Er wird im Westen und Nordwesten von <strong>der</strong><br />

A66 Frankfurt - Wiesbaden begrenzt. Baulich ist <strong>der</strong> Stadtteil geprägt von <strong>der</strong> Wohnungs- und<br />

Siedlungspolitik <strong>der</strong> damaligen Hoechst AG und vom Sozialen Wohnungsbau <strong>der</strong> sechziger und<br />

siebziger Jahre.<br />

Zeilsheim hatte im Dezember 2002 11.569 Einwohner (Quelle: Bürgeramt, Statistik und Wahlen<br />

in Frankfurt am Main), davon waren etwas mehr als 21,5% nichtdeutscher Herkunft. Die Gruppe<br />

von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen im Alter von 6 – 16 Jahren umfasste eine Zahl von 1.129<br />

Menschen. Der Anteil mit nichtdeutscher Herkunft lag bei 27,2%.<br />

Die KKS ist eine <strong>der</strong> beiden Schulen in Zeilsheim mit einem Grund- und Hauptschulzweig. Der<br />

Realschulzweig wurde zum Schuljahr 2006/2007 geschlossen, d. h. es darf keine 5. Realschulklasse<br />

mehr gebildet werden, alle an<strong>der</strong>en Klassen laufen aus. Die Schülerzahlen am Hauptschulzweig<br />

sind stark rückläufig. Demnach wird die Schule im Schuljahr 2006/2007 nur noch von<br />

insgesamt 388 SchülerInnen besucht (Hauptschule 51, Realschule 160, Grundschule 177).<br />

3. Ausstattung<br />

• Räumliche Ausstattung: Der Schülerklub ist in einem Container mit ca. 115 qm Grundfläche<br />

auf dem Schulgelände <strong>der</strong> KKS untergebracht. Zur Verfügung stehen ein Büro, ein kleinerer<br />

Gruppenraum und ein großer Raum, <strong>der</strong> als Treffpunkt mit einem Kickertisch, Café-/Bistrotischen<br />

und einer Küchenzeile ausgestattet ist. Im Gruppenraum stehen vier Computerarbeitsplätze<br />

mit Internetzugang zur Verfügung. Nach Absprache mit <strong>der</strong> Schule erfolgt eine Mitnutzung<br />

von <strong>der</strong>en Funktionsräumen einschließlich <strong>der</strong> Sporthalle.<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Ambulante Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main<br />

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Schülerklub Käthe-Kollwitz-Schule<br />

• Personelle Ausstattung: Das Projekt wird durchgeführt mit zwei SozialpädagogInnen/SozialarbeiterInnen<br />

mit insgesamt 68,5 Wochenstunden.<br />

Die Stellen werden gemischtgeschlechtlich und nach Möglichkeit auch interkulturell besetzt.<br />

Darüber hinaus stehen Übungsleiter, Honorarkräfte und Ehrenamtliche für ergänzende<br />

Angebote zur Verfügung.<br />

• Finanzielle Ausstattung: Die Räumlichkeiten einschließlich <strong>der</strong> Erstausstattung werden<br />

vom Stadtschulamt gestellt. Mit dem Jugend- und Sozialamt wird ein Zuwendungsvertrag<br />

zur Finanzierung <strong>der</strong> Personal-, Sach-, Betriebs- und Verwaltungskosten geschlossen.<br />

• Fachliche Ressourcen: Die Qualifizierung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen wird geför<strong>der</strong>t durch einen<br />

Fortbildungs- und Supervisionsetat. Die fachliche Begleitung und Unterstützung wird gesichert<br />

durch regelmäßige Dienstbesprechungen, Klausurtage, interne und externe fachspezifische<br />

Arbeitskreise und die Beteiligung am Qualitätsmanagementsystem EFQM des Verbands.<br />

4. Zielgruppe<br />

Zielgruppe des Schülerklubs sind vorrangig die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> Klassen 5 – 10<br />

an <strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-Schule.<br />

5. Pädagogische Ziele<br />

Im Hinblick auf die Zielgruppe haben wir nachfolgende Wirkungsziele formuliert. Zu diesen<br />

Wirkungszielen haben wir Handlungsziele entwickelt, die als konkrete Orientierung für den pädagogischen<br />

Alltag dienen. Die Handlungsziele haben wir im Anhang differenziert dargestellt.<br />

1. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln sich zu eigenständigen und gemeinschaftsfähigen<br />

Persönlichkeiten und lernen, die eigenen Verhaltensweisen und den Umgang mit an<strong>der</strong>en zu<br />

reflektieren.<br />

2. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwerfen ihre persönliche und berufliche Zukunft und lernen, diese<br />

Vorstellungen umzusetzen.<br />

3. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln eine eigene Geschlechtsidentität als Mädchen und<br />

Jungen bzw. als Frauen und Männer.<br />

4. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln gewaltfreie und konstruktive Konfliktlösungsmöglichkeiten<br />

und lernen, diese im Alltag anzuwenden.<br />

5. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln gegenüber an<strong>der</strong>en Kulturen und Religionen Toleranz und<br />

lernen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahrzunehmen und sich darüber auszutauschen.<br />

6. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche gestalten aktiv ihre Freizeit.<br />

6. Öffnungszeiten und Angebote<br />

Der Schülerklub hat von Montag bis Freitag während <strong>der</strong> Schulzeiten insgesamt 21 Stunden<br />

geöffnet. In den Ferien bietet <strong>der</strong> Schülerklub ebenfalls Angebote an, allerdings nicht über die<br />

gesamte Feriendauer. Die Angebotszeiten werden im Programm festgelegt.<br />

Die Angebote des Schülerklubs umfassen:<br />

• Schulische Hilfen (z. B. <strong>Haus</strong>aufgaben- und Lernhilfe, Unterstützung bei <strong>der</strong> Erschließung<br />

von Informationsquellen und an<strong>der</strong>en Lernhilfen)<br />

• Berufliche Hilfen (z. B. Informationen zur Berufswahl und Ausbildungssuche, Nutzung von<br />

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Informationsquellen und Unterstützung bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Informationen, Hilfestellung<br />

beim Schreiben von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben, Üben von Telefonaten und<br />

Vorstellungsgesprächen)<br />

• Beratung für SchülerInnen (z. B. bei Schwierigkeiten in <strong>der</strong> Schule, im Elternhaus o<strong>der</strong> im<br />

Freundeskreis) sowie <strong>der</strong>en Eltern; Vermittlung und Begleitung zu Fachstellen; bei Anfrage<br />

kollegiale Beratung von Lehrkräften<br />

• Offene Angebote (z. B. Treffpunkt „Café“, Mittagsimbiss)<br />

• Freizeitpädagogische Aktivitäten (z. B. Sport, Internet, Kurse, Ausflüge, Freizeiten)<br />

• Geschlechtsspezifische Angebote<br />

• Alterspezifische Angebote bei Bedarf (z. B. Gruppenarbeit)<br />

7. Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Schule<br />

Die Schule ist unser Hauptkooperationspartner. Die Zusammenarbeit erfolgt sowohl formal in<br />

festgelegten Strukturen (Teilnahme an Konferenzen, regelmäßige Gespräche mit <strong>der</strong> Schulleitung,<br />

Infopausen) wie auch informell bei bestimmten Projekten und im Wahlpflichtunterricht.<br />

Die Projekte und <strong>der</strong> Wahlpflichtunterricht werden durch geson<strong>der</strong>te Termine und eventuell<br />

Arbeitsgruppen geplant und vorbereitet.<br />

Die Ziele <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Schule sind, das Angebot <strong>der</strong> Schule für die Schüler-<br />

Innen zu erweitern, den Lernort Schule gerade im Bereich des sozialen Lernens zu bereichern,<br />

das Lernklima zu för<strong>der</strong>n und die Chancen <strong>der</strong> Jugendlichen auf dem Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt<br />

zu erhöhen. Dies wird umgesetzt in folgenden gemeinsamen Projekten:<br />

• Projekt Konfliktlösung: Eine Gruppe von LehrerInnen hat im Rahmen des Projekts „Schulprogramm<br />

und Mediation“ das Basistraining durchlaufen. Eine Mitarbeiterin des Schülerklubs<br />

hat eine Ausbildung zur Mediatorin abgeschlossen. Gemeinsam werden nun Angebote für<br />

die SchülerInnen entwickelt, um die Konfliktkultur an <strong>der</strong> Schule zu verän<strong>der</strong>n und den<br />

Gedanken <strong>der</strong> Mediation bei den SchülerInnen bekannt zu machen. Als konkretes Projekt<br />

finden in <strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe <strong>der</strong> Realschule Projekttage zum Thema „Umgang mit<br />

Konflikten“ statt (s. Kurzkonzept im Anhang).<br />

• Projekte im Bereich soziales Lernen: Zu diesem Thema werden regelmäßige Unterrichtseinheiten<br />

in Haupt- und Realschulklassen vorbereitet und gehalten. (s. Konzept „Soziales<br />

Lernen“ im Anhang)<br />

• Projekte im Bereich Berufswahl und Berufsvorbereitung:<br />

* Organisation und Durchführung von Berufsorientierungstagen in <strong>der</strong> Haupt- und Realschule<br />

* Begleitung und Reflektion <strong>der</strong> verschiedenen Praktika in <strong>der</strong> Haupt- und Realschule<br />

* Bewerbungstraining in Kooperation mit dem Jugendbüro Zeilsheim (s. Konzepte im Anhang)<br />

Für die Beratung in diesem Bereich werden außerdem konkrete Absprachen getroffen.<br />

8. Zusammenarbeit mit dem Sozialrathaus Höchst<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Sozialrathaus Höchst wird, ebenso wie die mit <strong>der</strong> Schule, in<br />

einer Vereinbarung verbindlich geregelt. Bestandteile <strong>der</strong> Kooperation sind die gegenseitige<br />

Information, die Koordination und Weiterentwicklung <strong>der</strong> Angebote und die Jugendhilfeplanung<br />

für den Stadtteil im Dialog.<br />

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Schülerklub Käthe-Kollwitz-Schule<br />

9. Zusammenarbeit im Stadtteil<br />

Die Zusammenarbeit im Stadtteil dient dazu, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen, die Angebote<br />

für Jugendliche zu koordinieren und eine nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

und Lebensumwelt für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche zu erreichen.<br />

Kooperationspartner sind:<br />

• Jugendbüro Zeilsheim<br />

• Jugendtreff „Alte Post“<br />

• Regionalrat<br />

• Kirchengemeinden und Vereine.<br />

Halbjährlich trifft sich <strong>der</strong> Stadtteilarbeitskreis Zeilsheim, bestehend aus Sozialdienst/Team<br />

Zeilsheim, Jugendbüro, Jugendtreff, Schülerklub, Kirchengemeinden und Kin<strong>der</strong>einrichtungen.<br />

Darüber hinaus wird zur Unterstützung <strong>der</strong> Arbeit mit Fachstellen im Caritasverband und im<br />

Stadtgebiet zusammen gearbeitet.<br />

10. Controlling<br />

Die Überprüfung <strong>der</strong> Arbeit im Schülerklub findet halbjährlich statt. Daran beteiligt sind das<br />

Sozialrathaus Höchst, die Käthe-Kollwitz-Schule und <strong>der</strong> Caritasverband als Träger <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

Das Jugend- und Sozialamt nimmt jährlich an dem Auswertungsgespräch teil. Grundlage<br />

dieser Auswertungsgespräche ist ein Bericht, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Einrichtung erstellt wird. Darin werden<br />

bestimmte Schwerpunkte gesetzt, die in dem vorhergehenden Treffen zu vereinbaren sind.<br />

Frankfurt am Main, im April 2002<br />

Überarbeitet im September 2005<br />

Überarbeitet im September 2006<br />

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ANHANG<br />

Wirkungsziele und die dazugehörigen Handlungsziele<br />

Wirkungsziel 1<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln sich zu eigenständigen und gemeinschaftsfähigen<br />

Persönlichkeiten und lernen, die eigenen Verhaltensweisen und den Umgang mit an<strong>der</strong>en<br />

zu reflektieren.<br />

Handlungsziel 1: Wir ermöglichen den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen sich selbst und an<strong>der</strong>e in<br />

ihrer Person und Individualität wahr- und ernst zu nehmen.<br />

Handlungsziel 2: Wir unterstützen die Schülerinnen und Schüler, die eigenen Fähigkeiten und<br />

Begabungen kennen zu lernen und auszubauen.<br />

Handlungsziel 3: Wir befähigen die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen zu einer realistischen Selbsteinschätzung.<br />

Handlungsziel 4: Wir stärken das Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen.<br />

Handlungsziel 5: Wir för<strong>der</strong>n den Erwerb von sozialen Kompetenzen und Verhaltensweisen und<br />

entwickeln gemeinsam Grundregeln für das Zusammenleben im Schülerklub<br />

Handlungsziel 6: Wir bieten den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen Räume, in denen sie sich ausprobieren<br />

können.<br />

Handlungsziel 7: Wir werden für die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen als Personen erfahrbar und<br />

geben ihnen die Möglichkeit, die gängigen Rollenerwartungen zu hinterfragen.<br />

Wirkungsziel 2<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwerfen ihre persönliche und berufliche Zukunft und lernen,<br />

diese Vorstellungen umzusetzen.<br />

Handlungsziel 1: Wir geben Raum und Anregungen, eigene Interessen und Fähigkeiten zu<br />

erkennen, zu entwickeln und zu vertiefen.<br />

Handlungsziel 2: Wir motivieren die Jugendlichen, realistische Vorstellungen für ihre persönliche<br />

und berufliche Zukunft und Lebenssituation zu entwickeln.<br />

Handlungsziel 3: Wir erweitern die Handlungskompetenz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen.<br />

Handlungsziel 4: Wir unterstützen die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen bei ihrer schulischen Entwicklung.<br />

Handlungsziel 5: Wir regen die Jugendlichen dazu an, Informationsquellen zu nutzen.<br />

Handlungsziel 6: Wir bieten im Schülerclub die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen<br />

und sich an <strong>der</strong> Gestaltung des Angebots und <strong>der</strong> Einrichtung zu beteiligen.<br />

Wirkungsziel 3<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln eine eigene Geschlechtsidentität als Mädchen und<br />

Jungen bzw. als Frauen und Männer.<br />

Handlungsziel 1: Wir greifen aktuelle Anlässe auf, um die unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Rollenerwartungen an Mädchen/Frauen und Jungen/Männer zu thematisieren<br />

und zu hinterfragen.<br />

Handlungsziel 2: Wir hinterfragen die gängigen Rollenerwartungen und bieten ihnen die<br />

Möglichkeit, eine an<strong>der</strong>e Aufgabenverteilung bzw. an<strong>der</strong>e Rollenbil<strong>der</strong> kennen<br />

zu lernen.<br />

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Schülerklub Käthe-Kollwitz-Schule<br />

Handlungsziel 3: Wir geben den Mädchen und Jungen in einem geschützten Rahmen die<br />

Möglichkeit, sich mit den Rollenerwartungen auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />

Handlungsziel 4: Wir ermuntern die Jugendlichen, ihre eigenen, möglicherweise gegensätzlichen<br />

Vorstellungen zu entwickeln, und unterstützen sie bei <strong>der</strong> Umsetzung.<br />

Wirkungsziel 4<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln gewaltfreie und konstruktive Konfliktlösungsmöglichkeiten<br />

und lernen diese umzusetzen.<br />

Handlungsziel 1: Wir ermöglichen den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, in <strong>der</strong> Einrichtung gewaltfreie<br />

und konstruktive Konfliktlösungsmuster zu entwickeln und sich darin zu<br />

erproben. Dabei erhalten sie Anregungen und Unterstützung von den MitarbeiterInnen.<br />

Handlungsziel 2: Wir erarbeiten in Konfliktsituationen mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

Kompromisse und geben bei <strong>der</strong> Umsetzung Hilfestellungen.<br />

Handlungsziel 3: Wir ermöglichen den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen die Teilnahme an demokratischen<br />

Abstimmungsprozessen.<br />

Wirkungsziel 5<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche entwickeln gegenüber an<strong>der</strong>en Kulturen und Religionen Toleranz<br />

und lernen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahrzunehmen und sich darüber auszutauschen.<br />

Handlungsziel 1: Wir greifen aktuelle Anlässe auf, um die Jugendlichen über Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede in <strong>der</strong> jeweiligen Kultur o<strong>der</strong> Religion ins Gespräch zu<br />

bringen.<br />

Handlungsziel 2: Wir verdeutlichen die Unterschiede in den Werten und Lebensweisen und<br />

versuchen, diese im Austausch mit den Jugendlichen verstehbar zu machen.<br />

Handlungsziel 3: Wir unterstützen die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen in ihrem eigenen kulturellen<br />

und religiösen Kontext und bieten die Möglichkeit zur Reflektion <strong>der</strong> eigenen<br />

kulturellen und religiösen Herkunft.<br />

Wirkungsziel 6<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche gestalten aktiv ihre Freizeit.<br />

Handlungsziel 1: Wir ermöglichen Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen Erfahrungen, die ihnen in ihrem<br />

Lebenszusammenhang nicht möglich wären.<br />

Handlungsziel 2: Wir zeigen den Jugendlichen ein breites Spektrum an Freizeitmöglichkeiten<br />

auf und laden sie ein, diese auszuprobieren.<br />

Handlungsziel 3: Wir unterstützen die Ideen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen und zeigen ihnen,<br />

wie sie diese umsetzen können.<br />

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Programm Soziales Lernen<br />

Das Projekt Soziales Lernen ist Bestandteil des Schulprogramms und wird in <strong>der</strong> Planung für<br />

jedes Schuljahr verifiziert.<br />

Ziel<br />

Ziel des Programms Soziales Lernen ist es, die Klassengemeinschaft zu för<strong>der</strong>n, die soziale<br />

Kompetenz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu steigern und damit die Leistungsfähigkeit und die Zusammenarbeit in<br />

<strong>der</strong> Klasse zu erhöhen. Ein weiteres Ziel ist es, zusammen mit <strong>der</strong> Klasse auftretende Konflikte<br />

zu lösen bzw. die Klasse zu befähigen, die Konflikte selbstständig und konstruktiv zu lösen.<br />

Zielgruppen<br />

Zielgruppen sind die Klassen <strong>der</strong> Sekundarstufe <strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-Schule, hauptsächlich die<br />

Klassen <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 5 – 6 und die Hauptschulklassen <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7.<br />

Organisatorischer Rahmen<br />

Dieses Projekt wird von den MitarbeiterInnen des Schülerklubs geplant und im Rahmen des<br />

Unterrichts durchgeführt. In Rücksprache mit den jeweiligen KlassenlehrerInnen werden die<br />

Schwerpunkte/Themen festgelegt. Der zeitliche Umfang beträgt in den Jahrgangsstufen 5 – 7<br />

alle 14 Tage eine Schulstunde. Anfragen aus an<strong>der</strong>en Klassen werden mit <strong>der</strong> jeweiligen Klassenleitung<br />

situationsbezogen entschieden.<br />

Ablauf/Inhalte<br />

Die Einheiten beginnen mit <strong>der</strong> Begrüßung und <strong>der</strong> Vorstellung des Tagesthemas, es folgt die<br />

Einführung in das Thema und <strong>der</strong> Arbeitsauftrag. Beendet werden die Einheiten mit einer kurzen<br />

Abschlussrunde.<br />

Den methodischen Schwerpunkt des Programms Soziales Lernen bilden Interaktionsspiele zu<br />

den Themen: Kennenlernen, Vertrauen, Zusammenarbeit, Streit, Respekt, Umgang mit an<strong>der</strong>en,<br />

Klassengemeinschaft, Freundschaft und an<strong>der</strong>e. Weitere Methoden sind kreatives Gestalten<br />

und die Initiierung von Gesprächsrunden, je nach Thema gemischt o<strong>der</strong> getrennt geschlechtlich.<br />

In <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 5 gehört die Begleitung <strong>der</strong> Kennenlernfahrt o<strong>der</strong> bei den Kennenlerntagen<br />

mit zum Projekt sowie in <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 6 die Begleitung <strong>der</strong> Klassenfahrt, wenn dies von<br />

<strong>der</strong> Klasse gewünscht wird. Bei beiden Fahrten übernehmen die MitarbeiterInnen des Schülerklubs<br />

die Gestaltung von einzelnen Programmpunkten.<br />

Ein weiterer Bestandteil des Projekts in den Jahrgangsstufen 5 und 6 ist die Elternarbeit in Form<br />

eines ca. einmal im Monat stattfindenden Elternfrühstücks in den Räumen des Schülerklubs.<br />

Frankfurt am Main im Oktober 2003<br />

Caritasverband Frankfurt e. V., Ambulante Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe, Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt am Main<br />

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Quellen<br />

Beauftragte <strong>der</strong> Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck (2005):<br />

Integrationspolitik als Gesellschaftspolitik in <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ungsgesellschaft. Memorandum.<br />

Brocke, Hartmut: Strategien für Bildung in benachteiligenden Quartieren – Soziale Bildungsforen im Stadtteil.<br />

In: Bildung im Stadtteil. Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung am 30.5.2005. Hrsg.: Deutsches Institut für Urbanistik<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: 12. Kin<strong>der</strong>- und Jugendbericht „Bildung,<br />

Betreuung und Erziehung vor und neben <strong>der</strong> Schule“ (2005)<br />

Butler, Judith: Das Unbehagen <strong>der</strong> Geschlechter, Frankfurt/Main 1991<br />

Hauptstelle RAA Nordrhein-Westfalen: KOALA - Die koordinierte Alphabetisierung im Anfangsunterricht –<br />

Ein Konzept zum zweisprachigen Unterricht. http://www.raa.de/KOALA/koala01.html<br />

Haller, Ingrid: Über PISA hinaus – Probleme und Perspektiven. In: Migrantenkin<strong>der</strong> sind ein Schatz, den es zu<br />

heben gilt. Dokumentation <strong>der</strong> Anhörung zu Schulkarrieren von Migrantenkin<strong>der</strong>n am 17.5.2003. Hrsg.: Stadt<br />

Frankfurt am Main, Kommunale Auslän<strong>der</strong>- und Auslän<strong>der</strong>innenvertretung (KAV)<br />

Haller, Ingrid: Absehbare Entwicklungen von Jugendhilfe und Schule auf dem Hintergrund gesellschaftlicher<br />

Entwicklungen. Anfor<strong>der</strong>ungen an Jugendhilfe und Schule; wünschenswerte / notwendige Kooperationsformen<br />

auf dem Hintergrund von Bildung, Betreuung, Erziehung. In: Stadt Frankfurt am Main, Jugend- und Sozialamt,<br />

Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 29.6.2004, Dokumentation zum Top 4<br />

Hagemann-White, Carol: Sozialisation: Weiblich – männlich? Opladen 1984<br />

Lutz, Helma: Differenz als Rechenaufgabe: Über die Relevanz <strong>der</strong> Kategorien Race, Class, Gen<strong>der</strong>. In: Lutz &<br />

Wenning (Hrsg.) Unterschiedlich Verschieden. Differenz in <strong>der</strong> Erziehungswissenschaft. Opladen 2001, S. 215-230<br />

Mecheril, Paul: Einführung in die Migrationspädagogik. Weinheim und Basel 2004<br />

Nakipoglu-Schimang, Berrin: Lernen in herkunftsheterogenen Klassen. http://koala-projekt.de/html/koala.html<br />

Peschl, Bärbel M.: Geschlechtergerechte Schule. Achtung vor <strong>der</strong> individuellen Einzigartigkeit eines jeden<br />

Menschen. Frankfurt am Main 2005<br />

Radtke, Frank-Olaf: Bildungsdefizite, Schulsegregation und das Integrationsinteresse <strong>der</strong> Kommunen.<br />

In: Bildung im Stadtteil. Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung am 30.5.2005. Hrsg.: Deutsches Institut für Urbanistik<br />

Radtke, Frank-Olaf: Lokales Bildungs- und Integrationsmanagement. Plädoyer für eine zielorientierte Schulentwicklungsplanung.<br />

In: Migrantenkin<strong>der</strong> sind ein Schatz, den es zu heben gilt. Dokumentation <strong>der</strong> Anhörung<br />

zu Schulkarrieren von Migrantenkin<strong>der</strong>n am 17.5.2003. Hrsg.: Stadt Frankfurt am Main, Kommunale Auslän<strong>der</strong>und<br />

Auslän<strong>der</strong>innenvertretung (KAV)<br />

30


Arbeitsgemeinschaft Caritative Vereine Frankfurt<br />

Caritasverband Frankfurt e.V.<br />

<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />

Internationales Familienzentrum e.V.<br />

Jugendberatung und Jugendhilfe e.V.<br />

Sozialdienst katholischer Frauen e.V.

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