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Geschäftsbericht des Deutschen Caritasverbandes 2011

Geschäftsbericht des Deutschen Caritasverbandes 2011

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<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Caritasverban<strong>des</strong><br />

e. V. <strong>2011</strong><br />

Bericht <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong><br />

I N H A L T<br />

<strong>2011</strong><br />

1. Situation <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> und<br />

seiner Mitglieder<br />

2. Einführung in die strategischen Ziele<br />

3. Verbandspolitische Entwicklungen<br />

4. Internationale Verantwortung<br />

5. Sozial- und Fachpolitik<br />

6. Die Finanzen <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Caritasverban<strong>des</strong><br />

e.V.<br />

7. Unternehmerische Belange, Arbeitsrechts-<br />

und Tarifpolitik


Einführung<br />

Die verbandliche Caritas steht nach wie vor in vielen Veränderungsprozessen. Dadurch ergeben<br />

sich für den <strong>Deutschen</strong> Caritasverband (DCV) auch für das Jahr <strong>2011</strong> zahlreiche Herausforderungen<br />

und Handlungsnotwendigkeiten. Um diesen aktiv begegnen zu können und den Verband für<br />

die Zukunft auszurichten, erarbeitet der Vorstand seit 2006 strategische Ziele und legt diese dem<br />

Caritasrat gem. § 15 (2) Ziffer 1 der Satzung <strong>des</strong> DCV zur Beschlussfassung vor. Ziel <strong>des</strong> Strategieprozesses<br />

ist es, Schwerpunkte der Arbeit <strong>des</strong> DCV zu benennen, Prioritäten zu setzen und die<br />

Grundlagen der verbandlichen Arbeit zu sichern. Die strategischen Ziele in ihrer bisherigen Form<br />

schaffen einen Orientierungsrahmen für den Vorstand in seiner Funktion als Verbandsleitung und<br />

für die Zentrale als Geschäftsstelle <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> bis <strong>2011</strong>. Dieser <strong>Geschäftsbericht</strong> orientiert<br />

sich <strong>des</strong>halb an diesen strategischen Zielen.<br />

Im Strategieprozess <strong>des</strong> Jahres <strong>2011</strong> für die strategischen Ziele von 2012 bis 2015 wurden diese<br />

neu formuliert und präzisiert sowie darauf aufbauend eigene Ziele für die Zentrale und die Hauptvertretungen<br />

für den Zeitraum von 2012 – 2013 entwickelt.<br />

Der DCV verpflichtet sich in seinen strategischen Zielen, seine ethischen, fachlichen und sozialpolitischen<br />

Positionen konsistent zu formulieren. Sie sollen präventiv angelegt sein und zu einer befähigenden<br />

Sozialpolitik führen. Im Jahr <strong>2011</strong> konnte dieses Ziel insbesondere bei der Reform der<br />

arbeitsmarktpolitischen Instrumente und bei der Einführung <strong>des</strong> neuen Bun<strong>des</strong>freiwilligendienstes<br />

umgesetzt werden. Durch eine Verstärkung seiner bildungspolitischen Aktivitäten leistet der DCV<br />

einen Beitrag zur Prävention von Armut und Benachteiligung sowie für Chancengerechtigkeit. Ein<br />

wichtiges verbandliches Ziel ist die Aufgabenklärung zwischen den verbandlichen Ebenen. Durch<br />

die Diskussion und Weiterentwicklung der Projektergebnisse <strong>des</strong> Projektes „Föderalismus und<br />

Kommunalisierung: Konsequenzen für die verbandliche Caritas“ hat der DCV <strong>2011</strong> Impulse für die<br />

verstärkte Kooperation auf der Ortsebene sowie für die Verzahnung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>- und Länderlobbyings<br />

der Caritas gesetzt. Ein wichtiger Akzent in den strategischen Zielen ist die Förderung der<br />

Caritasidentität. Durch das Projekt zum Thema „Young Caritas“ soll die Basis dafür gelegt werden,<br />

jüngere Zielgruppen für die Ziele, Anliegen und Arbeitsfelder der Caritas zu gewinnen.<br />

Das Engagement für die Dürreopfer in Ostafrika und für die Opfer <strong>des</strong> Erdbebens bzw. <strong>des</strong><br />

Tsunami und der darauf folgenden Atomkatastrophe in Japan vom März <strong>2011</strong> bildete einen<br />

Schwerpunkt der Arbeit von Caritas international (Ci) im Jahr <strong>2011</strong>. Daneben bestimmte die langjährige<br />

Aufbauarbeit nach dem Erdbeben vom Januar 2010 in Haiti und der Flut in Pakistan vom<br />

Sommer 2010 die Arbeit von Ci weiter.<br />

Gemäß § 15 (2) Ziffer 5 bzw. § 12 (2) Ziffer 7 der Satzung <strong>des</strong> DCV legt der Vorstand dem Caritasrat<br />

(Anlage 1) und der Delegiertenversammlung einen <strong>Geschäftsbericht</strong> über die Tätigkeit <strong>des</strong> Jahres<br />

<strong>2011</strong> vor. Dieser <strong>Geschäftsbericht</strong> bietet einen Überblick über zentrale Aktivitäten, die der Vorstand<br />

initiiert, durchgeführt und zu verantworten hat.<br />

Freiburg, 04. Juni 2012<br />

Für den Vorstand<br />

Prälat Dr. Peter Neher<br />

Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Caritasverban<strong>des</strong><br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 2


1. Situation <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> und seiner Mitglieder<br />

Der DCV mit seinen Gliederungen und Mitgliedern setzt sich für soziale Gerechtigkeit in Deutschland<br />

und weltweit sowie für eine präventiv wirkende Sozial- und Bildungspolitik ein. Ein Schwerpunkt <strong>des</strong><br />

sozialpolitischen Engagements <strong>des</strong> DCV war im Jahr <strong>2011</strong> die Einführung <strong>des</strong> neuen Bun<strong>des</strong>freiwilligendienstes<br />

(BFD), die damit notwendige Abstimmung mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das<br />

Engagement für langzeitarbeitslose Menschen und die Förderung der sozialräumlichen Arbeit. Mit der<br />

Jahreskampagne „Kein Mensch ist perfekt“ zur selbstbestimmten Teilhabe von Menschen mit Behinderung<br />

wurde die dreijährige Teilhabeinitiative abgeschlossen.<br />

Entwicklungen bei den Diözesancaritas-, Ortscaritas- und Fachverbänden<br />

Die vor dem Hintergrund der politischen, strukturellen und finanziellen Veränderungen im Umfeld der<br />

Caritas in den vergangenen Jahren geführte Debatte über die Aufgaben und Funktionen der einzelnen<br />

verbandlichen Ebenen zeigte erste Auswirkungen. Zum Ausbau der Zusammenarbeit zwischen<br />

der Bun<strong>des</strong>- und Länderebene fand ein erstes Treffen der sozialpolitischen Sprecher der Bun<strong>des</strong>länder<br />

statt. Die im Rahmen <strong>des</strong> Projektes "Föderalismus und Kommunalisierung: Konsequenzen für die<br />

verbandliche Caritas" entwickelten Vorschläge zu einer koordinierten Zusammenarbeit auf der Bun<strong>des</strong>-<br />

und Länderebene durch die Benennung von Themenverantwortlichen auf der Lan<strong>des</strong>ebene wurden<br />

intensiv weiterbearbeitet. In einer von der Bun<strong>des</strong>direktorenkonferenz vorgeschlagenen und vom<br />

Vorstand <strong>des</strong> DCV eingesetzten Arbeitsgruppe unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Cremer wurden<br />

die mit der Neuordnung der bisherigen Diözesan-Referentenkonferenzen verbundenen Fragestellungen<br />

diskutiert. Der abschließende Vorschlag zu neuen Bun<strong>des</strong>fachkonferenzen soll im Frühjahr 2012<br />

vom Vorstand verabschiedet werden.<br />

Zur künftigen Gestaltung der Zusammenarbeit auf örtlicher/ regionaler Ebene und der Gestaltung <strong>des</strong><br />

innerverbandlichen Wettbewerbs wurden als eine mögliche Lösung in einem verbandlichen Prozess<br />

‚Grundlagen für Kooperationsvereinbarungen auf der örtlichen/ regionalen Ebene‘ erarbeitet und vom<br />

Vorstand <strong>des</strong> DCV verabschiedet.<br />

Gerade in den Diskussionen zur Gestaltung <strong>des</strong> Arbeitsrechtes zeigten sich im vergangenen Jahr in<br />

den Organsitzungen sehr deutliche Unterschiede zwischen der Situation der Caritas auf der Diözesan-<br />

und Ortsebene sowie ihrer Einrichtungen und Dienste im Süd-Westen und im Nord-Osten <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>. Diese Unterschiede gehen über die Frage von Tarifen hinaus. Sie haben vor allem politische,<br />

strukturelle und demografische Faktoren, die bei allen Gemeinsamkeiten der Caritas nicht vernachlässigt<br />

werden dürfen.<br />

Nach einer intensiven Diskussion im Caritasrat wurde beschlossen, den <strong>Deutschen</strong> Orden (DO) ab<br />

dem 01.01.2012 als Mitglied gemäß § 7 Absatz 2 Ziffer 5 (überdiözesan tätige caritative Orden)<br />

der Satzung <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Caritasverban<strong>des</strong> e.V. aufzunehmen. Dieser Beschluss wurde mit der<br />

Auflage verbunden, dass der DO verbindlich erklärte, bei seinen caritativen Einrichtungen und<br />

Diensten und seinen mit ihm verbundenen caritativ tätigen Unternehmen mit Ablauf einer Frist von<br />

5 Jahren ab Beginn der Mitgliedschaft die Arbeitsvertragsrichtlinien <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Caritasverban<strong>des</strong><br />

(AVR) in der jeweils geltenden Fassung oder einer anderen, auf der Grundlage <strong>des</strong> Artikel 7<br />

der Grundordnung <strong>des</strong> kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse zustande<br />

gekommenen KODA-Ordnung anzuwenden. Für den Fall, dass der DO diese Auflagen nicht erfüllt,<br />

kann der Caritasrat im Rahmen eines Widerrufsverfahrens über den Widerruf der Mitgliedschaft<br />

entscheiden. Der DO ist damit das erste Mitglied als überdiözesan tätiger Orden im DCV.<br />

Entwicklung bei den beruflichen Mitarbeitenden sowie bei den Rechtsträgern der Caritas<br />

Gemäß der Zentralstatistik <strong>des</strong> DCV zum 31.12.2010 waren in den 24.646 (2008: 24.373) Einrichtungen<br />

und Diensten insgesamt 559.526 Mitarbeitende (2008 507.477: vgl. dazu den <strong>Geschäftsbericht</strong><br />

<strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> 2009 S. 3 f) beschäftigt. Mehr als die Hälfte aller Mitarbeitenden<br />

standen in einem Teilzeitbeschäftigungsverhältnis, 15,8 % davon (51.730) in einem geringfügigen<br />

Beschäftigungsverhältnis (2008: 17,8%).<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 3


Unverändert zu 2008 liegt die Teilzeitquote 2010 bei 58 %. Unter Einbezug der unterschiedlichen<br />

Beschäftigungsumfänge der einzelnen Mitarbeiter entsprechen die 559.526 beruflichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in den Diensten und Einrichtungen der Caritas 387.370 Vollzeitbeschäftigten-Äquivalenten.<br />

Drei Viertel der beruflichen Mitarbeitenden arbeiteten im Gesundheits-, Sozial-, Rehabilitations-<br />

und Ausbildungsbereich. 11,8 % davon, nämlich 49.992 Mitarbeitende konnten keinen beruflichen<br />

Abschluss vorweisen (2008: 10,8%). Von den 559.526 beruflichen Mitarbeitenden arbeiteten 42,6<br />

% in den Diensten und Einrichtungen der Gesundheitshilfe, jeweils ein Fünftel war in den Bereichen<br />

Kinder- und Jugendhilfe sowie Altenhilfe tätig. 62,8% der Mitarbeitenden pflegten und betreuten<br />

Menschen in stationären Einrichtungen, während etwas mehr als ein Fünftel aller Beschäftigten<br />

in Tageseinrichtungen beschäftigt war. Zu den beruflichen Mitarbeitenden kamen noch<br />

33.028 Auszubildende bzw. Schüler(innen) (2008: 31.305), 9.424 Zivildienstleistende (2008:<br />

10.160), 4.130 Freiwillige im Sozialen Jahr (2008: 3.771) und 21.121 Praktikant(inn)en (2008:<br />

11.181), die in den Einrichtungen und Diensten der Caritas tätig waren. Ungewiss ist derzeit, in<br />

welchem Umfang anstelle der Zivildienstleistenden künftig Menschen im Bun<strong>des</strong>freiwilligendienst<br />

oder in den anderen Freiwilligendiensten zur Mitarbeit gewonnen werden können.<br />

Ende <strong>2011</strong> wurde als Indikator für die Beschäftigungsexpansion erneut der Index für das Beschäftigungsklima<br />

im Rahmen der Geschäftsklimaerhebung <strong>des</strong> DCV berechnet. Dieser stagniert seit<br />

2009 auf relativ hohem Niveau, was bedeutet, dass die Unternehmen der Caritas mehrheitlich einen<br />

Personalzuwachs im vergangenen Jahr zu verzeichnen hatten und dies auch für das Jahr<br />

2012 erwarten. Mit dem Anstieg <strong>des</strong> Personalbedarfs wird auch die Gewinnung von qualifiziertem<br />

Personal zunehmend schwieriger. Seit 2009 schätzt konstant ungefähr die Hälfte der Unternehmen<br />

die Personalgewinnung für das kommende Jahr schwieriger ein als im vergangenen. Die Unternehmen<br />

wurden zudem nach den Gründen gefragt, die unabhängig vom Fachkräftemangel sie<br />

davon abhalten, Personaleinstellungen vorzunehmen. Der Haupthinderungsgrund war mit einem<br />

Anteil von zwei Dritteln der Befragten die fehlende Refinanzierung, gefolgt vom Tarifrecht mit 38,6<br />

Prozent und von den Arbeitskosten mit 29,7 Prozent.<br />

In der Zentrale <strong>des</strong> DCV und seinen Hauptvertretungen sind derzeit 402 Mitarbeitende auf 320<br />

Vollzeitstellen beschäftigt. Dabei ist die Zahl der Stellen gegenüber dem Jahr 2010 annähernd<br />

gleich geblieben. Zwei Drittel der Mitarbeitenden sind weiblich, ein Drittel männlich. Bei der Altersstruktur<br />

überwiegen die 40- bis 49-jährigen Beschäftigten mit über 30 % und die 50- bis 59-jährigen<br />

mit rund 30 %. 50 % der Mitarbeitenden sind weniger als 10 Jahre in der Bun<strong>des</strong>zentrale tätig,<br />

50 % sind länger beschäftigt.60 % der Beschäftigten arbeiten in Teilzeit.<br />

Strategisches Ziel <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> ist es, gerade angesichts der eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen<br />

die personellen Ressourcen für die Zentrale adäquat zu gestalten. Dazu dienen die in<br />

den vergangenen Jahren bereits entwickelten Maßnahmen und Vereinbarungen. Darüber hinaus<br />

wurde eine interne Stellenbörse eingerichtet, die Mitarbeitende vermittelt, deren Aufgaben teilweise<br />

oder ganz entfallen bzw. sie für die Übernahme neuer Tätigkeiten nach Möglichkeit innerhalb<br />

der Zentrale <strong>des</strong> DCV qualifiziert.<br />

2. Einführung in die strategischen Ziele<br />

Die strategischen Ziele <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> schaffen seit 2006 einen Orientierungsrahmen für den<br />

Vorstand als Verbandsleitung und die Zentrale als Geschäftsstelle <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> bis <strong>2011</strong> und<br />

sind vom Caritasrat genehmigt. Die Unterziele bezogen sich jeweils auf einen Zeitraum von zwei<br />

Jahren und wurden zuletzt vom Caritasrat 3/ 2010 für das Jahr <strong>2011</strong> verabschiedet (Anlage 3).<br />

<strong>2011</strong> entwickelte der Vorstand neue strategische Ziele für die Jahre 2012 bis 2015. In der Reflexion<br />

<strong>des</strong> Strategieprozesses zeigte sich, dass eine vierjährige Gültigkeitsdauer der Oberziele sinnvoll<br />

ist, weil sich die Umwelten <strong>des</strong> DCV dynamisch entwickeln. Ebenso zeigte sich, dass in den<br />

bisherigen Zielen auch operative Ziele für die Arbeit der Zentrale enthalten waren. Diese wurden<br />

aus den Zielen herausgenommen und in eigenen operativen Zielen für die Zentrale formuliert, die<br />

vom Vorstand unmittelbar genehmigt und verantwortet werden. Die neuen strategischen Ziele für<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 4


2012 bis 2015 führen bestimmte Schwerpunktsetzungen aus den bisherigen Zielen weiter. Gleichzeitig<br />

setzen sie auch neue Akzente.<br />

3. Verbandspolitische Entwicklungen<br />

Die Maßnahmen <strong>des</strong> DCV bei der Weiterentwicklung <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> orientieren sich an dem strategischen<br />

Ziel, dass der DCV ein effizienter und schlagkräftiger Verband ist, mit dem sich seine<br />

Gliederungen und Mitglieder identifizieren. Dem dient insbesondere die Weiterentwicklung der<br />

Verzahnung <strong>des</strong> Lobbyings zwischen den verschiedenen verbandlichen Ebenen. Ein wichtiges Anliegen<br />

<strong>des</strong> DCV ist die Stärkung der Reformbereitschaft der Kirche zu einer „Kirche in der Welt von<br />

heute“ durch Beiträge der Caritas sowie die Selbstreflexion der Caritasverbände mit ihren Diensten<br />

und Einrichtungen in ihrer kirchlichen Funktion vor Ort und mit ihrem Engagement in den pastoralen<br />

Räumen.<br />

Veränderungen in der Zentrale <strong>des</strong> DCV<br />

Aufgrund zurückgehender Mittel <strong>des</strong> VDD (Kirchensteuermittel), stagnierender staatlicher Zuschüsse,<br />

dem Wegfall <strong>des</strong> Anhang C und Tarifsteigerungen muss der DCV in seinem Betriebshaushalt ab 2015<br />

jährlich 1,5 Mio. € einsparen, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Der Vorstand hat <strong>des</strong>halb<br />

einen Restrukturierungsprozess mit Sparvorgaben in der Zentrale mit den Hauptvertretungen<br />

und einer entsprechenden Aufgabenklärung eingeleitet. Unter Begleitung der Firma contec werden<br />

entsprechende Ergebnisse erarbeitet, die dann in den Jahren bis 2015 umgesetzt werden sollen.<br />

Der Vorstand hat mit Wirkung zum 01.01.2012 Veränderungen in der Aufbauorganisation der Zentrale<br />

beschlossen (Anlage 2), um die Bedarfe besser erfüllen zu können.<br />

Im Geschäftsbereich <strong>des</strong> Präsidenten: Das Referat Archiv und Bibliothek (Leitung Dr. Ingeborg Feige)<br />

und die neu geschaffene Arbeitsstelle Gemeindecaritas (Dr. Eugen Baldas) sind der Abteilung Theologische<br />

und verbandliche Grundlagen (Leitung PD Dr. Ulrike Kostka bis 14.03.2012) zugeordnet.<br />

Beide Arbeitsbereiche sind besonders eng mit dem Auftrag der Abteilung verbunden. Herr Dr. Baldas<br />

als Leiter der Arbeitsstelle Gemeindecaritas ist außerdem zuständig für das Thema „Interreligiöser<br />

Dialog“.<br />

Im Geschäftsbereich <strong>des</strong> Generalsekretärs: Die Arbeit <strong>des</strong> Referates Gemeindecaritas und Engagementförderung<br />

wird in den Arbeitsstellen Gemeindecaritas (s.o.) und Engagementförderung (Michael<br />

Bergmann) weitergeführt. Diese ist der Abteilung Soziales und Gesundheit (Leitung Theresia Wunderlich)<br />

zugeordnet. In der Arbeitsstelle Engagementförderung werden verschiedene Engagementbereiche<br />

einschließlich der Freiwilligendienste gebündelt.<br />

Im Geschäftsbereich <strong>des</strong> Finanz- und Personalvorstan<strong>des</strong>: Die Abteilungen Finanzen und Personal<br />

wurden aufgelöst. Neu geschaffen wurden die Abteilung Zentrale Dienste (Leitung Gerd Petermann)<br />

und die Abteilung Arbeitsrecht und Sozialwirtschaft (Leitung Nobert Beyer). Die Stabsstelle Sozialwirtschaft<br />

wurde als Referat in die neue Abteilung Arbeitsrecht und Sozialwirtschaft integriert. Neu<br />

geschaffen wurde die Stabsstelle Vermögen, Stiftungen, Beteiligungen (Leitung Dietmar Bühler). Die<br />

Stabsstelle ist direkt dem Finanz- und Personalvorstand zugeordnet.<br />

Frau PD Dr. Ulrike Kostka, Leiterin der Abteilung Theologische und verbandliche Grundlagen und <strong>des</strong><br />

Präsidenten- und Vorstandsbüros, wurde im November <strong>2011</strong> in der Nachfolge von Franz-Heinrich<br />

Fischler zur Diözesancaritasdirektorin <strong>des</strong> Erzbistums Berlin ernannt, der altersbedingt im März 2012<br />

in Ruhestand ging. Nachfolger als Abteilungsleiter wurde zum 15.03.2012 Herr Dr. Klaus Ritter, bisher<br />

Direktor der Fortbildungs-Akademie <strong>des</strong> DCV.<br />

Gesprächsprozess der <strong>Deutschen</strong> Bischofskonferenz (DBK)<br />

Vom 08./09.07.<strong>2011</strong> lud der Vorsitzende der DBK 300 Delegierte aus den Diözesen, Verbänden, Orden<br />

und geistliche Gemeinschaftlichen sowie aus der verbandlichen Caritas zu einem Eröffnungsforum<br />

<strong>des</strong> Gesprächsprozesses zur Zukunft der Kirche in Deutschland ein. Thematisiert wurden dabei<br />

insbesondere die Sprachfähigkeit der Kirche in der Gesellschaft, die Partizipation in der Kirche und<br />

der Umgang mit Brüchen in den Biografien der Menschen. Der Gesprächsprozess soll bis 2015 fortgeführt<br />

werden.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 5


Der Papstbesuch in Deutschland<br />

Vom 22.09. – 25.09.<strong>2011</strong> besuchte Papst Benedikt XVI. Deutschland. Die Caritas als Wesensvollzug<br />

der Kirche und die Arbeit <strong>des</strong> DCV würdigte der Papst insbesondere in seiner Predigt bei der Heiligen<br />

Messe in Freiburg und in der Begegnung mit engagierten Katholiken im Konzerthaus. Der Begriff von<br />

der notwendigen „Entweltlichung“ der Kirche in Deutschland aus der Konzerthausrede <strong>des</strong> Papstes<br />

hat hingegen eine kontroverse Debatte zur Rolle der Kirche in der Gesellschaft ausgelöst.<br />

Viel Wertschätzung wurde dem DCV im Rahmen <strong>des</strong> Papstbesuches auch von Bun<strong>des</strong>präsident<br />

Christian Wulff, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Erzbischof Dr. Robert Zollitsch entgegengebracht.<br />

Im Treffen mit Muslimen wurde dem Papst die Kongressschrift „Interreligiosität und Interkulturalität“<br />

überreicht. Träger dieses Kongresses war der Diözesancaritasverband für das Erzbistum<br />

Köln. Ebenfalls zum Kreis der Muslime, denen Papst Benedikt in Berlin begegnete, gehörte die<br />

türkisch-stämmige Asiye Balikci, die im Caritasverband Gelsenkirchen tätig ist.<br />

Strategieentwicklung für eine Young Caritas in Deutschland<br />

Nachdem an unterschiedlichen Stellen im Verband Überlegungen bezüglich einer Young Caritas begonnen<br />

haben, hat der Vorstand nach Beratung durch die Vorstandskommission ‚Verbandsentwicklung‘<br />

kurzfristig ein entsprechen<strong>des</strong> Projekt vom 01.10.<strong>2011</strong> – 31.12.2012 initiiert. Ziel <strong>des</strong> Projektes<br />

ist die Entwicklung einer Strategie, wie unter dem Label Young Caritas Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

die Möglichkeiten geboten werden kann, ihre sozialen Kompetenzen einzubringen und<br />

weiterzuentwickeln, sich zeitlich befristet ehrenamtlich zu engagieren und Solidarität zu leben und zu<br />

erleben. Die verbandliche Caritas könnte davon profitieren, indem mittel- und langfristig Bekanntheit,<br />

Image und die Attraktivität in der Altersgruppe gesteigert werden und bei einer positiven Begegnung<br />

mit Sicht auf die folgenden Lebensphasen Ressourcen in den Bereichen ehrenamtliches Engagement,<br />

Arbeits- und Fachkräfte oder Fundraising und Spenden erschlossen werden könnten.<br />

Theologie und Ethik<br />

Das 4. Forum für Theologie und Ethik am 02./03.02.<strong>2011</strong> in Bensberg stand unter dem Thema<br />

„Frischer Wind durch Caritasorganisationen – interkulturelle und interreligiöse Öffnung“. Es wurden<br />

verschiedene Konzepte und Beispiele vorgestellt, wie Einrichtungen und Dienste der verbandlichen<br />

Caritas mit diesem Thema umgehen und welche Herausforderungen und Chancen sich daraus<br />

für ihr Profil ergeben. Die Ergebnisse der Tagung wurden im Newsletter Theologie und Ethik<br />

veröffentlicht.<br />

Unter dem Titel „Ethische Prozesse fördern und gestalten“ fand Ende März <strong>2011</strong> das zweite Forum<br />

der Ethikkomitees statt. Es bot einen bun<strong>des</strong>weite Informationsplattform für Konzepte und neue<br />

Ideen zur Arbeit von Ethikkomitees. Das hohe Interesse an dieser Veranstaltung (48 Teilnehmende)<br />

bezeugt die wachsende Bedeutung der Ethikkomitees für die caritative Arbeit der Caritas.<br />

Die Präimplantationsdiagnostik (PID) wurde vor der Sommerpause gesetzlich geregelt. Der DCV<br />

veröffentlichte dazu im Mai <strong>2011</strong> gemeinsam mit dem Kommissariat der deutschen Bischöfe – Katholisches<br />

Büro Berlin – eine Stellungnahme zu den Gesetzesentwürfen.<br />

Am 25.10.<strong>2011</strong> fand ein zweiter Fachtag <strong>des</strong> DCV zur Caritas in den pastoralen Räumen zum<br />

Thema „Caritas – Kirche mitten unter den Menschen. Erfahrungen, Herausforderungen, Perspektiven“<br />

in Köln statt. Er erfreute sich einer hohen Teilnehmerresonanz mit über 200 Teilnehmenden.<br />

Die Ergebnisse <strong>des</strong> Fachtages wurden dokumentiert und einzelne Beiträge in der neuen caritas<br />

veröffentlicht. Die „Bausteine zur diakonischen Ausgestaltung pastoraler Räume“ wurden als caritas<br />

spezial zum Fachtag „Caritas – Kirche mitten unter den Menschen“ veröffentlicht.<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Die Bauarbeiten zur beschlossenen Teilsanierung und Erweiterung der Fortbildungsakademie <strong>des</strong><br />

DCV in Freiburg haben Ende Juni <strong>2011</strong> begonnen. Das Caritas Tagungszentrum war drei Monate<br />

geschlossen und hat seinen Betrieb im September <strong>2011</strong> wieder aufgenommen. Durch die von<br />

Baufirmen verursachten Verzögerungen und unerwarteten Sanierungsbedarfe im Altbau wurde der<br />

Termin der Einweihung auf den 13.07.2012 festgelegt.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 6


Im Rahmen <strong>des</strong> aus Mitteln <strong>des</strong> Europäischen Sozialfonds (ESF) finanzierten Programms „rückenwind“<br />

führt die Fortbildungs-Akademie bereits seit Herbst 2009 ein Fortbildungsprojekt „Altersgerechte<br />

Personalentwicklung in Verbänden, Einrichtungen und Diensten der Caritas“ durch.<br />

Im Jahr <strong>2011</strong> absolvierten dabei 70 Teilnehmer/-innen in sechs bun<strong>des</strong>weiten Kursgruppen ihre<br />

jeweils dritten und vierten Fortbildungsabschnitte. Thematische Schwerpunkte waren dabei „Gesundheitsförderung“<br />

sowie „Diversity Management“. Parallel zu den Kursabschnitten führen die<br />

Teilnehmer/-innen in ihrem eigenen Praxisfeld ein Veränderungsprojekt mit dem Fokus altersgerechter<br />

Personalentwicklung durch.<br />

Bildungspolitik<br />

Das Projekt „Chancengerechtigkeit durch mehr Bildungsgerechtigkeit“ wurde im Juli <strong>2011</strong> abgeschlossen.<br />

Ziel <strong>des</strong> Projektes war es, das bildungspolitische Engagement <strong>des</strong> DCV zu stärken und<br />

einen systematischen Überblick über die Handlungsfelder der Caritas im Bereich Bildung zu erhalten.<br />

Zur Erreichung dieser Ziele wurden bildungspolitische Kontakte mit relevanten Ministerien<br />

und Gremien aufgebaut, eine Erhebung zur Arbeit der Caritasortsverbände im Bereich Bildung sowie<br />

eine Feldanalyse in den Handlungsfeldern Schulsozialarbeit, Zusammenarbeit mit (Ganztags)Schulen,<br />

katholischen Schulen und in kommunalen Bildungslandschaften durchgeführt und<br />

die bildungspolitische Position <strong>des</strong> DCV „Für ein chancengerechtes und inklusives Bildungssystem“<br />

erarbeitet, die der verbandlichen Caritas als Argumentations- und Arbeitshilfe zur Verfügung<br />

gestellt wurde.<br />

Die Stärkung <strong>des</strong> bildungspolitischen Engagements auf Länder- bzw. auf Diözesanebene war ein<br />

wichtiges Ergebnis der durchgeführten Feldanalyse. Da in Deutschland die Länder die Kompetenz<br />

in Bildungsfragen haben, ist die Stärkung <strong>des</strong> bildungspolitischen Engagements der Caritas insbesondere<br />

auf Länderebene von großer Bedeutung.<br />

Im bildungspolitischen Folgeprojekt <strong>des</strong> DCV, das seit August <strong>2011</strong> bis Sommer 2012 läuft, ist dieser<br />

Aspekt ein wichtiger Schwerpunkt. Im Rahmen dieses Folgeprojektes wird eine Arbeitsgruppe,<br />

bestehend aus Vertreterinnen aus der Bun<strong>des</strong>-, Diözesan- und Orts-Ebene der Caritas, einen Strategievorschlag<br />

„Aufgaben und Vernetzungsmöglichkeiten im Bereich der Fach- und Lobbyarbeit im<br />

Bildungsbereich auf Länderebene“ erarbeiten. Ergebnisse dieses Strategievorschlages sollen mit<br />

den neuen Bun<strong>des</strong>fachkonferenzen und mit den künftigen Bund-Länder-Netzwerken verzahnt<br />

werden.<br />

Presse- und Medienarbeit<br />

Im vergangenen Jahr war die Pressearbeit stark durch die Themen Einführung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>freiwilligendienstes,<br />

Situation in der Pflege und das kirchliche Arbeitsrecht bestimmt. Der Beginn <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>freiwilligendienstes führte zu einer Vielzahl von Medienanfragen. Für die Situation in der<br />

Pflege interessierten sich viele Journalisten im Zusammenhang mit den Eckpunkten zur Pflegereform,<br />

die das Bun<strong>des</strong>gesundheitsministerium im Sommer ankündigte und im Herbst vorlegte. Präsident<br />

Dr. Neher gab hierzu zahlreiche Interviews. Kritische Fragen zum kirchlichen Arbeitsrecht<br />

kamen überwiegend von kirchlich geprägten Redakteuren. Bedauerlich war, dass es hier immer<br />

wieder auch zu einer fehlerhaften und tendenziösen Berichterstattung kam.<br />

Die gemeinsame Pressefahrt von Caritas und Diakonie fand im April in Erfurt zum Thema Bildung<br />

statt. Beim politischen Abendgespräch mit der Thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />

kritisierte der Präsident das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bereich<br />

der Bildungspolitik. Auch wenn die Resonanz auf diese Fahrt mit 16 teilnehmenden Journalisten<br />

gut war, zeichnet sich doch ab, dass es für Journalisten zunehmend schwieriger wird, sich Zeit für<br />

eine solche Fahrt zu nehmen. Ob das Konzept in dieser Weise weitergeführt werden kann, wird<br />

von den Pressestellen von Caritas und Diakonie geprüft.<br />

Als sehr gelungen kann die gemeinsame Presseaktion <strong>des</strong> DCV und der BAG IDA bezeichnet<br />

werden, die im Juni zum Thema Arbeitsmarktreform durchgeführt wurde. Generalsekretär Prof. Dr.<br />

Cremer und der Vorsitzende der BAG IDA, Diözesan-Caritasdirektor Dr. Marcus informierten bei<br />

einer Pressekonferenz in Berlin über die geplanten Einschnitte im Bereich der öffentlich geförderten<br />

Beschäftigung. Zeitgleich dazu hatten die Beschäftigungsbetriebe vor Ort regionale Medien<br />

zum Gespräch mit Betroffenen und politischen Entscheidungsträgern (u.a. Abgeordnete und Bürgermeister)<br />

eingeladen und mit vielfältigen Aktionen auf die negativen Auswirkungen für langzeitarbeitslose<br />

Menschen hingewiesen.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 7


Diese Verknüpfung von Bun<strong>des</strong>- und Ortsebene war medial sehr erfolgreich und sollte bei passender<br />

Gelegenheit erneut genutzt werden.<br />

Auch die Pressekonferenz im Anschluss an die Delegiertenversammlung in Würzburg fand ein<br />

großes Medieninteresse, was nicht zuletzt an der Empfehlung der Delegierten lag, eine Frauenquote<br />

im Bereich der Führungskräfte bei der Caritas in Höhe von 50 Prozent anzustreben.<br />

Beim Besuch <strong>des</strong> Papstes spielte die Arbeit der Caritas in der bun<strong>des</strong>weiten Berichterstattung keine<br />

Rolle. Das Interview, das Präsident Dr. Neher der Badischen Zeitung exklusiv zum Begriff der<br />

„Entweltlichung“ im Anschluss an die Freiburger Rede <strong>des</strong> Papstes gab, fand hingegen große Beachtung.<br />

Fusion der Caritas-Gemeinschaft und <strong>des</strong> Katholischen Pflegeverban<strong>des</strong><br />

Am 03.01.<strong>2011</strong> haben die Vorstände der Caritas-Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe e.V.<br />

und sowie <strong>des</strong> Katholischen Pflegeverban<strong>des</strong> e.V. in Würzburg den Verschmelzungsvertrag unterzeichnet.<br />

Damit ist die Gründung <strong>des</strong> neuen Katholischen Pflegeverban<strong>des</strong> e. V. vollzogen und ein<br />

sieben Jahre dauernder Prozess erfolgreich abgeschlossen.<br />

Kein Mensch ist perfekt – Caritas-Kampagne <strong>2011</strong><br />

Auf der politischen Tagesordnung stand <strong>2011</strong> die Umsetzung der UN-Konvention über Rechte von<br />

Menschen mit Behinderung. Dabei geht es nicht nur um barrierefreie Bauten oder die Gebärdensprache,<br />

sondern um eine grundsätzliche Veränderung der Einstellung gegenüber Menschen mit<br />

Handicaps.<br />

Der DCV ermöglichte mit seinen Kampagnenmaterialien einen Blick auf die Menschen „hinter der<br />

Behinderung“. Die Kampagne wurde wie in den vergangenen Jahren von der Düsseldorfer Agentur<br />

BBDO Proximity pro bono entwickelt und in der Umsetzung durch Mittel der GlücksSpirale finanziert.<br />

Der Slogan „Kein Mensch ist perfekt“ führt den Gedanken der Normalität fort. Die entsprechende<br />

Website ließ behinderte und nicht behinderte Menschen zu Wort kommen. Zentral war die<br />

Vernetzung mit der Website <strong>des</strong> Kunstprojektes b.Kunst.<br />

Insgesamt verzeichnete die Webseite im Kampagnenjahr 360.200 Besuche. Im Vergleich zur<br />

ebenfalls erfolgreichen Kampagne 2010 („Experten fürs Leben“) war dies eine Steigerung um über<br />

100 Prozent. Erstmals war die Kampagne auch bei Facebook ein Thema. Über Banner gelang<br />

auch die Vernetzung mit anderem Weblog, was zu einer erhöhten Besucherrate aus Bereichen<br />

führte, welche die Caritas normalerweise nicht erreicht. Ende <strong>2011</strong> zählte Youtube über 320.000<br />

Klicks. Im privaten Fernsehen gab es 862 Freischaltungen.<br />

In den meisten Diözesen und durch den Fachverband CBP wurden Aktionen durchgeführt und Materialien<br />

erarbeitet, die den Gedanken der Inklusion umsetzen. Die Kampagne wurde durch den<br />

Gesamtverband gut aufgenommen.<br />

Kommissionen der DBK<br />

Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen (K VI)<br />

Die K VI hat bedingt durch das Ende der Amtszeit der Kommission nur einmal getagt. Themen der<br />

Beratung der Kommission waren die Verschiebungen im Parteiensystem der Bun<strong>des</strong>republik, die<br />

Erstellung eines Impulstextes „Chancen für alle“, umwelt- und pflegepolitische Fragen sowie die<br />

Auswirkungen der Euro-Krise auf die europäische Integration.<br />

Caritaskommission (K XIII)<br />

Die K XIII beschäftigte sich in ihrer Frühjahrsitzung u.a. mit dem Entwurf <strong>des</strong> Papiers „Zukunft der<br />

Pflege – Ein Beitrag der katholischen Kirche“, der im Sommer veröffentlicht wurde sowie mit dem<br />

Beschluss <strong>des</strong> VDD zur Reduzierung der Verbandsumlage und ihre Umsetzung im Caritasbereich.<br />

Gleichzeitig zog sie eine Bilanz ihrer Arbeit für die im Herbst <strong>2011</strong> zu Ende gegangene Amtsperiode.<br />

Im Oktober <strong>2011</strong> wurde Kardinal Dr. Rainer Maria Woelki in der Nachfolge von Bischof<br />

Joachim Reinelt von der Vollversammlung der DBK zum Vorsitzenden der K XIII gewählt.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 8


Migrationskommission (K XIV)<br />

Die Kommission befasste sich mit der politischen Situation in Nordafrika und den möglichen Auswirkungen<br />

auf das Migrationsgeschehen. Dabei die Notwendigkeit betont, angesichts der gemischten<br />

Migrationsströme eine klare Begrifflichkeit zu gebrauchen: Der Begriff <strong>des</strong> Flüchtlings<br />

muss präzise benutzt werden, um den Flüchtlingsschutz nicht zu delegitimieren. Nach Einschätzung<br />

der Kommission muss die Kirche auch die Diskussion um die Bewertung von Arbeitsmigration<br />

neu führen, um eine klare und differenzierte Position beispielsweise zu Konzepten temporärer<br />

und zirkulärer Migration zu entwickeln. Aus sozialethischen Perspektiven sollen die Interessen der<br />

Beteiligten bewertet werden, um so die Bedingungen zu erörtern, unter denen Migration ethisch<br />

legitimierbar gestaltet werden kann. Dabei soll auch die generelle Frage der Steuerbarkeit von<br />

Migration erörtert werden.<br />

Bun<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW)<br />

Ein besonderer Schwerpunkt der Zusammenarbeit in der BAGFW war die Konstituierung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>freiwilligendienstes<br />

(BFD) in Folge der Aussetzung der Wehrpflicht und dem Ende <strong>des</strong> Zivildienstes.<br />

Die BAGFW hat sich für eine starke Stellung zivilgesellschaftlicher Organisationen bei<br />

der Gestaltung <strong>des</strong> BFD eingesetzt und hierzu ein eine Reihe von Gesprächen mit dem Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Familie, Jugend, Senioren, Frauen und Jugend geführt. Die BAGFW-Verbände hatten<br />

wesentlichen Anteil am Erfolg, den der BFD nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten hatte.<br />

Die Präsidenten und Vorsitzenden der BAGFW-Verbände führten gemeinsam eine Reihe politischer<br />

Gespräche, u.a. mit Frau Bun<strong>des</strong>kanzlerin Dr. Angelika Merkel und der Integrationsbeauftragten<br />

der Bun<strong>des</strong>regierung, Frau Prof. Dr. Maria Böhmer.<br />

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (DV)<br />

Der DV hat in vielfältiger Weise zu politischen und fachlichen Fragen in den Bereichen der Sozialpolitik<br />

und der Erbringung sozialer Dienstleistungen Stellung bezogen. Hierzu gehörten Stellungnahmen,<br />

Empfehlungen und Eckpunktepapiere zu den Herausforderungen beim Ausbau der Kindertagesbetreuung<br />

für Kinder unter drei Jahren, zu Fragen der inklusiven frühkindlichen und schulischen<br />

Bildung, zu den Aufgaben und Kompetenzen der örtlichen Betreuungsbehörden und zur<br />

Unterstützung und Betreuung demenziell erkrankter Menschen vor Ort. Begleitet hat der DV auch<br />

europapolitische Entwicklungen wie die Reform der EU-Beihilfevorschriften über Dienstleistungen<br />

von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse.<br />

4. Internationale Verantwortung<br />

Der DCV nimmt seine internationale Verantwortung durch die Arbeit seines Hilfswerks Caritas international<br />

(Ci) wahr und leistet damit weltweit Not- und Katastrophenhilfe. Außerdem trägt er damit<br />

zur sozialen Entwicklung bei. Als strategisches Ziel verfolgt der DCV bis 2015, dass der DCV<br />

mit seinem Hilfswerk Caritas international verstärkt als weltweit agierender Partner im Caritasnetzwerk<br />

wahrgenommen wird. Ci soll sich als das katholische Hilfswerk für Not- und Katastrophenhilfe<br />

profilieren und Gerechtigkeit für sozial benachteiligte Gruppen befördern.<br />

Im Juni <strong>2011</strong> reiste Präsident Dr. Neher mit dem Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der<br />

<strong>Deutschen</strong> Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg) und einer Delegation in<br />

den Nordirak. Stationen der Reise waren mehrere Bistümer in der Region (Erbil, Mosul, Al-Qosh,<br />

Aqrah, Kirkuk). Die Bischöfe der katholischen Kirchen (Chaldäische Kirche, Syrisch-katholische<br />

Kirche) sowie Vertreter anderer orientalischer Kirchen brachten ihre Freude über den Besuch aus<br />

Deutschland zum Ausdruck, den sie als wichtiges Zeichen der Solidarität wertschätzten.<br />

Im Juli <strong>2011</strong> reisten Präsident Dr. Neher und der Leiter von Ci, Herr Dr. Müller zusammen mit dem<br />

Freiburger Oberbürgermeister Dr. Salomon und Vertretern <strong>des</strong> SWR und der Badischen Zeitung,<br />

die sich im Rahmen der Aktion „Südbaden hilft“ nach dem Erdbeben 2010 auf Haiti engagierten,<br />

nach Haiti, um sich über den Stand der Wiederaufbaumaßnahmen zu informieren. Gespräche mit<br />

dem neuen Erzbischof von Port au Prince, dem Caritasbischof sowie Vertretern der Apostolischen<br />

Nuntiatur und der deutschen Botschaft ermöglichten einen umfassenden Eindruck. Die Lage ins-<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 9


gesamt ist immer noch angespannt, wenngleich die von Ci geförderten Projekte Anlass zur Hoffnung<br />

geben.<br />

Aktion „Eine Million Sterne“<br />

<strong>2011</strong> fand die Aktion „Eine Million Sterne“ in bun<strong>des</strong>weit 70 Städten und Gemeinden statt. Thematisch<br />

griff die Aktion die Caritas-Kampagne <strong>2011</strong> „Kein Mensch ist perfekt“ auf. Acht von zehn<br />

Menschen mit Behinderung leben in Entwicklungsländern. Und nur zwei von zehn Behinderten haben<br />

dort Zugang zu medizinischer Versorgung, Förderung und Teilhabe am sozialen Leben. Der<br />

bun<strong>des</strong>weite Spendenaufruf für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Bolivien erbrachte ca.<br />

20.000 €. Darüber hinaus gingen umfangreiche Spenden für die Projekte der lokalen Caritasgliederungen<br />

ein.<br />

Waffen aus Burundi sind zu Kunstwerken geworden<br />

Für das Projekt „Symbiosis“ der Künstler Peter Zizka und Mathias Rettner wurden Waffen aus Burundi,<br />

die während <strong>des</strong> dortigen Bürgerkriegs im Einsatz waren, in Kunstwerke verwandelt. Die<br />

Exponate waren bis März 2012 im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM)<br />

ausgestellt und für je 2.500 € zu erwerben. Die Erlöse gehen in die Friedensarbeit von Ci zurück<br />

nach Burundi.<br />

Pflege und Migration in Europa<br />

Mehr und mehr Frauen aus Osteuropa arbeiten in west- und mitteleuropäischen Privathaushalten,<br />

wo sie alte und kranke Menschen pflegen. Sie pendeln zwischen Heimat- und Arbeitsort und verbessern<br />

mit dem Lohn das Familieneinkommen. Andererseits entstehen neue Probleme, vor allem<br />

bei der Versorgung ihrer eigenen Kinder und älteren Angehörigen. Ci hat zu diesem Thema im Juni<br />

<strong>2011</strong> in Freiburg ein Symposium durchgeführt, an dem Fachleute vor allem aus den Arbeitsbereichen<br />

Pflege und Migration teilnahmen, nicht zuletzt aus den besonders betroffenen ost- und<br />

südosteuropäischen Staaten. Die Ergebnisse der Tagung sind in einem Anfang 2012 im Lambertus-Verlag<br />

erschienenen Sammelband zusammengefasst.<br />

Spendenjahr <strong>2011</strong><br />

Die Spendenbereitschaft war auch im Jahr <strong>2011</strong> überdurchschnittlich hoch: Bei Ci gingen insgesamt<br />

deutlich mehr als 30 Mio. € für notleidende Menschen in aller Welt ein. Besonders groß war<br />

die Solidarität nach dem Erdbeben und Tsunami in Japan (mehr als 6 Mio. € Spenden) und der<br />

Dürrekatastrophe in Ostafrika (mehr als 12 Mio. € Spenden). Rund 100.000 Spenderinnen und<br />

Spender schenkten Ci ihr Vertrauen. Die Unterstützung erfolgte auch durch hunderte kreative Aktionen<br />

von Schulklassen, Privatpersonen, Pfarreien, Unternehmen, Caritas-Einrichtungen, Stiftungen<br />

oder Medienpartnern. Um unabhängig von medialen Großkatastrophen auch zukünftig stabile<br />

Einnahmen zu generieren, hat Ci <strong>2011</strong> begonnen, eine neue Kommunikations-, Marketing- und<br />

Fundraisingstrategie zu entwickeln.<br />

Regionale Entwicklungen<br />

Europa<br />

Nach der Zusammenführung der Zuständigkeit für die Regionen Lateinamerika und Europa in einem<br />

gemeinsamen Referat wurden die Hilfen für Europa zunehmend auf ausgewählte Regionen<br />

und Fachbereiche konzentriert. Die regionalen Schwerpunkte haben sich dabei weiter östlich auf<br />

den Kaukasus, die Ukraine und die Russische Föderation verschoben. Der sektorale Schwerpunkt<br />

wurde verstärkt auf die Kinder- und Jugendarbeit gelegt. Daneben war weiterhin die häusliche<br />

Krankenpflege ein Schwerpunkt. In Albanien wurde ein neues, aus BMZ-Mitteln gefördertes Projekt<br />

für in Armut lebende Jugendliche vorbereitet, das ab Anfang 2012 für voraussichtlich neun<br />

Jahre durchgeführt werden soll. Im Frühjahr <strong>2011</strong> wurden in Montenegro und Albanien Nothilfen<br />

nach Überschwemmungen geleistet.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 10


Im Oktober erschütterte in der Türkei ein schweres Erdbeben die Stadt Van und die Umgebung.<br />

Auch hier wurden Soforthilfen im Umfang von 160.000 € geleistet. Weiterhin wird zur Katastrophenprävention<br />

die Konsolidierung der regionalen Caritas-Nothilfenetzwerke in der Balkanregion<br />

und im Kaukasus gefördert.<br />

Lateinamerika<br />

Haiti: Zwei Jahre nach dem schweren Erdbeben vom Januar 2010 hat Ci eine insgesamt positive<br />

Bilanz der Wiederaufbaumaßnahmen gezogen. Zwar sind vielerorts Landrechtsfragen weiter ungeklärt<br />

und mangelt es an einer tragfähigen Infrastruktur. Doch dank enger Kooperationen mit der<br />

Caritas Haiti, mit lokalen Kirchengemeinden und anderen Partnern konnten mehrere Schulen, ein<br />

Alten- und Behindertenzentrum, ein Berufsbildungszentrum, ein medizinisches Zentrum sowie Privathäuser<br />

und Gemeindezentren wieder aufgebaut werden. Insgesamt stehen für die Haiti-Hilfe<br />

mehr als 19 Mio. € Spendengelder zur Verfügung. Der materielle Wiederaufbau, vor allem aber<br />

auch die psychosoziale Hilfe und der Aufbau kollektiver und sozialer Strukturen werden noch einige<br />

Jahre in Anspruch nehmen.<br />

Flut in Mittelamerika: Es war eine der schwersten Flutkatastrophen der vergangenen Jahre, bei der<br />

im Oktober <strong>2011</strong> mehr als 100 Menschen ums Leben kamen. Insgesamt waren min<strong>des</strong>tens<br />

700.000 Menschen betroffen. Die Flut blieb dennoch eine „stille Katastrophe“, über die hiesige<br />

Medien nur knapp oder gar nicht berichteten. Dass Ci trotzdem Nothilfe leisten konnte und heute<br />

beim Wiederaufbau aktiv ist, ist nicht zuletzt den Spenderinnen und Spendern für solch stille Katastrophen<br />

sowie öffentlichen Geldern zu verdanken. Nur so ist es möglich, dass die Betroffenen<br />

auch dann Unterstützung erfahren, wenn die mediale Berichterstattung und folglich auch die<br />

Spenden ausbleiben.<br />

Afrika/Naher Osten<br />

Die Dürre- und Hungerkatastrophe in Somalia sowie Teilen Eritreas, Äthiopiens, Kenias und <strong>des</strong><br />

Sudan kündigte sich über Jahre in Form von geringem oder ausbleibenden Regen und langwieriger<br />

Konflikte in der Region an. 12,4 Mio. Menschen waren insgesamt betroffen, 3,7 Mio. Menschen<br />

waren akut vom Hungertod bedroht. Erst Anfang 2012 erklärten die Vereinten Nationen die Katastrophe<br />

für beendet, nachdem die ersten Ernten eingefahren werden konnten. Dank der Spenden<br />

von über 12 Mio. € konnte Ci sowohl akute Nothilfe leisten als auch die langfristigen Programme<br />

zur Katastrophenprävention aufstocken. In Somalia gehört Ci zu den wenigen Hilfsorganisationen,<br />

die in der Lage sind, sowohl in den von der Regierung kontrollierten Gebieten als auch in Milizengebieten<br />

zu helfen. Möglich ist das dank der lokalen Hilfsorganisation DBG (Daryeel Bulsho Guud<br />

= Hilfe für alle), die seit 1992 von Ci und der Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt wird. Langfristig<br />

arbeitet Ci am Aufbau von Wassermanagement-Systemen. Ein Netz aus Wasserrückhaltebecken,<br />

Zisternen, Brunnen und Stausystemen wird installiert, um immer mehr Menschen auch während<br />

der Trockenperioden mit Trinkwasser und Wasser zur Bewässerung der Felder versorgen.<br />

Lagerung von Lebensmittel und der Einsatz von dürreresistentem Saatgut ergänzen die Katastrophenvorsorge.<br />

Der so genannte arabische Frühling hat auch Auswirkungen auf die Zusammenarbeit von Ci mit ihren<br />

Partnern gehabt. Einerseits wurde und wird Nothilfe geleistet. Dies gilt vor allem für die Flüchtlinge<br />

aus Libyen und aus Syrien. In Ägypten ist die Lage von großer Unsicherheit geprägt. Die<br />

Partner führen die laufenden Projekte weiter, doch sieht sich die Caritas wie viele andere Nichtregierungsorganisationen<br />

einer verstärkten Kontrolle und einem Misstrauen durch staatliche Stellen<br />

ausgesetzt.<br />

Neben den bekannten Krisen im subsaharischen Afrika wurden Ci und seine Partner immer stärker<br />

mit der sich dramatisch verschlechternden Sicherheitslage in den Sahelländern konfrontiert. Dies<br />

ist u.a. durch den massiven Zufluss von Waffen und Söldnern in die Region nach dem Sturz <strong>des</strong><br />

Regimes in Libyen bedingt. Insbesondere in Mali und im Niger sind bestimmte Projektregionen<br />

kaum mehr erreichbar. In anderen gilt eine nächtliche Ausgangssperre. Caritas international ist in<br />

engem Kontakt mit ihren Partnern, um hier weiter Unterstützung leisten zu können.<br />

Asien<br />

Nach dem 11.03.<strong>2011</strong> war schnell klar: Das Ausmaß der dreifachen Katastrophe aus Erdbeben,<br />

Tsunami und atomarer Katastrophe kann selbst ein reiches Land wie Japan überfordern.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 11


Mehr als 6 Mio. € an Spenden erhielt Ci für die Katastrophenopfer in Japan. Viele Caritasverbände<br />

und Einrichtungen in Deutschland haben ihren Beitrag dazu geleistet. Sie haben Presse-Infos an<br />

lokale und regionale Medien weitergegeben, Banner und Links im Internet geschaltet, sich an der<br />

Organisation von Benefizkonzerten und -veranstaltungen beteiligt, Schecks und Spendendosen in<br />

Schulen, Jugendgruppen, Gemeinden entgegen genommen. Die Spenden werden zweckgebunden<br />

eingesetzt. Ci beteiligt sich an dem Solidaritätsfonds von Caritas Internationalis für die überwiegend<br />

psycho-sozialen Hilfsprojekte der Caritas Japan. Darüber hinaus arbeitet Ci mit anderen<br />

Hilfsorganisationen vor Ort zusammen: mit der japanischen Nichtregierungsorganisation AAR<br />

(Association for Aid and Relief), mit den Maltesern und mit der Deutsch-Japanischen Gesellschaft<br />

in Dortmund (in Kooperation mit dem Caritasverband Unna). Unterstützt werden die Schwächsten<br />

der Gesellschaft. Behinderten- und Senioreneinrichtungen, Kindergärten und soziale Einrichtungen<br />

werden wieder aufgebaut. Voraussichtliche Dauer unserer Hilfen in Japan: 3 Jahre<br />

Der Monsun hat <strong>2011</strong> in Südostasien viele Flüsse über die Ufer treten lassen, ganze Landstriche<br />

standen in Thailand, Vietnam, Kambodscha und Laos unter Wasser. Insgesamt waren mehr als 20<br />

Mio. Menschen betroffen. Der Schwerpunkt der Nothilfe von Ci lag in den ländlichen Regionen,<br />

weil Medien und Hilfen sich ansonsten stark auf die Städte fokussierten. Die Caritas versorgte Betroffene<br />

mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Moskito-Netzen und anderen Hilfsgütern. Bezahlt<br />

machten sich die langfristigen Caritas-Programme zur Katastrophenvorsorge, die den Menschen<br />

bei Rettungsmaßnahmen, in der Nothilfe und durch Warnsysteme halfen.<br />

Kinderhilfe Bethlehem im <strong>Deutschen</strong> Caritasverband e.V.<br />

Die Kinderhilfe Bethlehem im <strong>Deutschen</strong> Caritasverband e.V. ist die deutsche Sektion der Kinderhilfe<br />

Bethlehem mit Sitz in Luzern/ Schweiz. Sie ist neben internationalen Projekten im Nahen Osten<br />

Trägerin <strong>des</strong> Caritas Baby Hospitals in Bethlehem. In ihm werden seit 1952 mittlerweile jährlich<br />

33.000 Babys und Kinder unabhängig ihrer Nationalität, Religion oder sozialen Herkunft medizinisch<br />

behandelt. Die Spendeneinnahmen der Kinderhilfe Bethlehem im <strong>Deutschen</strong> Caritasverband<br />

e. V. betrugen im Jahr <strong>2011</strong> knapp 3,05 Mio. €.<br />

5. Sozial- und Fachpolitik<br />

Der DCV verpflichtet sich in seinen strategischen Zielen, seine ethischen, fachlichen und sozialpolitischen<br />

Positionen konsistent zu formulieren. Sie sollen auch präventiv angelegt sein und zu einer<br />

befähigenden Sozialpolitik führen. Im Jahr <strong>2011</strong> konnte dieses Ziel insbesondere bei der Reform<br />

der arbeitsmarktpolitischen Instrumente und bei der Einführung <strong>des</strong> neuen Bun<strong>des</strong>freiwilligendienstes<br />

umgesetzt werden.<br />

5.1. Sozialpolitische Entwicklungen<br />

Langzeitarbeitslosigkeit<br />

Ein Schwerpunkt der politischen Lobbyarbeit <strong>des</strong> DCV lag im Jahr <strong>2011</strong> auf der Weiterentwicklung<br />

der arbeitsmarktpolitischen Instrumente. Hierbei hatte der DCV insbesondere die öffentlich geförderte<br />

Beschäftigung im Blick, also Zusatzjobs und die Maßnahmen im Rahmen der sogenannten<br />

„Jobperspektive“. Ende Mai wurde der Entwurf eines „Gesetz(es) zur Verbesserung der Eingliederungschancen<br />

am Arbeitsmarkt“ vom Kabinett beschlossen, mit dem mehr Dezentralität und mehr<br />

Flexibilität beim Einsatz der Instrumente vor Ort geschaffen werden sollte.<br />

Nach Auffassung <strong>des</strong> DCV und der Bun<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft Integration durch Arbeit (BAG<br />

IDA) werden diese Ziele mit den vorgelegten Änderungen in<strong>des</strong> nicht erreicht. Die Zusatzjobs<br />

müssen in Zukunft nicht nur im öffentlichem Interesse liegen und zusätzlich sein, sondern auch<br />

noch wettbewerbsneutral. Damit können de facto nur noch sehr arbeitsmarktferne Tätigkeiten als<br />

Zusatzjob angeboten werden, was die spätere Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt<br />

erschwert.<br />

Anlässlich dieser geplanten Reform haben der DCV und die BAG IDA auf einem bun<strong>des</strong>weiten Aktionstag<br />

am 01.06. <strong>2011</strong> auf die Auswirkungen der Pläne auf die Fördermöglichkeiten von besonders<br />

arbeitsmarktfernen Menschen hingewiesen.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 12


Beteiligt haben sich an der konzertierten Aktion Einrichtungen und Dienste vor Ort, lokale Beschäftigungsbetriebe<br />

und Caritasverbände. Bun<strong>des</strong>weit wurden rund 50 Aktionen unter dem Motto „Bin<br />

arbeitslos – will arbeiten“ durchgeführt. Es fanden Gespräche mit Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten und<br />

der Presse, Demonstrationen und Unterschriftensammlungen statt.<br />

Auch wenn sehr wichtige Änderungsvorschläge <strong>des</strong> DCV nicht umgesetzt wurden, war das intensive<br />

verbandliche Lobbying teilweise auch von Erfolg: Der Bun<strong>des</strong>tag verzichtete darauf, die Erstattung<br />

der Trägerkosten bei den Zusatzjobs auf eine Pauschale von insgesamt 150 € im Gesetz<br />

festzuschreiben. Statt<strong>des</strong>sen sollen die tatsächlichen Sach- und Personalkosten für die fachliche<br />

Begleitung der Maßnahmenteilnehmer erstattet werden. Für die Maßnahmen „Freie Förderung“<br />

und den ehemaligen Beschäftigungszuschuss können nun flexibel insgesamt 20 % der Mittel für<br />

die Eingliederung in Arbeit ausgegeben werden. Wieder ins Gesetz eingeführt wurde die Möglichkeit<br />

zur investiven Förderung <strong>des</strong> Jugendwohnens. Nicht erreicht werden konnte in<strong>des</strong>, dass der<br />

Gesetzgeber die Förderbedingungen bei den Arbeitsgelegenheiten so verändert, dass auch arbeitsmarktnahe<br />

Tätigkeiten leichter möglich sind. Auch sollen künftig Qualifizierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen<br />

(z. B. sozialpädagogische Begleitung) nicht mehr im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten<br />

durchgeführt und abgerechnet werden können.<br />

Ehrenamtspauschale wird nicht auf ALGII angerechnet<br />

Im Gesetzentwurf zur Änderung der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SBG II) war vorgesehen,<br />

dass steuerfreie Aufwandsentschädigungen für Ehrenamtliche und Übungsleiter künftig wie Erwerbseinkommen<br />

das Arbeitslosengeld II kürzen sollen. Der DCV hat darauf hingewiesen, dass<br />

diese Einnahmen dazu dienen, den mit der ehrenamtlichen Tätigkeit verbundenen Mehraufwand<br />

zu kompensieren. Eine Behandlung wie Erwerbseinkommen sei daher nicht sachgerecht. Sie laufe<br />

zudem dem Anreiz zuwider, sich in Zeiten der Arbeitslosigkeit ehrenamtlich zu engagieren und gesellschaftliche<br />

Teilhabe zu erfahren. Im Vermittlungsausschuss im Februar <strong>2011</strong> wurde schließlich<br />

vereinbart, dass diese Aufwandsentschädigungen entsprechend dem steuerlichen Freibetrag auch<br />

im SGB II in Höhe von 175 € im Monat freizustellen sind.<br />

Allgemeine Lohnuntergrenze<br />

Die CDU verständigte sich Ende <strong>2011</strong> auf die Einführung einer sog. „allgemeinen Lohnuntergrenze“.<br />

Faktisch kommt dies den Wirkungen eines gesetzlichen Min<strong>des</strong>tlohns fast gleich. Die<br />

Lohnuntergrenze soll von den Tarifparteien ausgehandelt werden. Damit gibt es im <strong>Deutschen</strong><br />

Bun<strong>des</strong>tag einen sehr breiten politischen Konsens für einen branchenübergreifenden Min<strong>des</strong>tlohn.<br />

Mit diesem Modell bindet sich die Politik an eine Entscheidung der Tarifparteien, was die Gefahr<br />

eines politischen Überbietungswettbewerbs in der Min<strong>des</strong>tlohnfestsetzung begrenzt. In ersten Reaktionen<br />

in der Debatte hat sich der DCV dafür eingesetzt, auch die positiven Erfahrungen aufzugreifen,<br />

die in England mit der Low Pay Commission gemacht werden. Sie beobachtet insbesondere<br />

die Folgen der Min<strong>des</strong>tlohnpolitik für die Beschäftigungschancen von Menschen mit geringen<br />

beruflichen Qualifikationen. Diesen Aspekt hat der DCV seit längerem in die Debatte zur Min<strong>des</strong>tlohnpolitik<br />

eingebracht. Wenn es zu einem allgemeinen Min<strong>des</strong>tlohn kommt, so wird sich der DCV<br />

dafür einsetzen, dass das Instrumentarium der Lohnsubventionierung (Kombieinkommensmodelle)<br />

für Menschen mit besonderen Vermittlungshemmnissen weiterentwickelt wird, damit diese Personengruppen<br />

nicht ohne Perspektive auf eine Beschäftigung sind.<br />

Sozialmonitoring<br />

Im Februar <strong>2011</strong> fand das erste und im Oktober das zweite Sozialmonitoring-Gespräch der Bun<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) mit der Bun<strong>des</strong>regierung in dieser<br />

Legislaturperiode statt. In diesen seit 2004 stattfindenden Gesprächsrunden tragen die Generalsekretäre<br />

und Geschäftsführer der Wohlfahrtsverbände den Staatssekretären der Regierung negative<br />

Auswirkungen der Sozialgesetze auf arme und benachteiligte Menschen vor. Angesprochen<br />

wurden zum Beispiel im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) Schwierigkeiten<br />

im Zusammenhang mit der Sanktionierung von Jugendlichen oder Schwangeren, die Aufrechnung<br />

von Darlehen und die Übernahme der Unterkunftskosten bei kurzfristiger Inhaftierung. Die BAGFW<br />

fordert seit langem, dass arme Menschen von den Kosten für nicht verschreibungspflichtige Medikamente<br />

oder Zuzahlungen für eine Brille und Zahnersatz befreit werden sollten. Es wird immer<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 13


wieder gemeldet, dass Krankenkassen wohnungslose Menschen nicht aufnehmen, obwohl sie dazu<br />

gesetzlich verpflichtet sind.<br />

Angesprochen wurde auch das neu eingeführte Bildungs- und Teilhabepaket, das in seiner Umsetzung<br />

sehr viele Schwierigkeiten bereitet. Thematisiert wurden weiterhin die Härtefallregelung im<br />

SGB II, der Zugang von Geduldeten in Arbeit und Ausbildung und das „Konto für Jedermann“.<br />

5.2. Schwerpunkte der fachpolitischen Arbeit<br />

Zulassung der PID<br />

Der DCV hat bedauert, dass sich die Abgeordneten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tages nicht für ein Verbot<br />

der PID ausgesprochen haben und betont, dass die Zulassung der PID einen Rückschlag für das Anliegen<br />

bedeute, Menschen mit schwerer Behinderung oder Krankheit in unsere Gesellschaft zu integrieren.<br />

Es müsse ein zentrales Ziel in der Politik und in der Gesellschaft sein, Menschen mit Behinderung<br />

nicht länger als defizitär anzusehen. Nur so könne es gelingen, Diskriminierung zu unterbinden<br />

und die selbstbestimmte Teilhabe aller Menschen am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen.<br />

Die Caritas wird weiterhin mit ihrem Beratungsangebot und ihren Hilfen betroffene Paare und<br />

Frauen begleiten und sich für eine größere Solidarität für Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen<br />

einsetzen. Dazu trug auch die Caritas-Kampagne www.kein-mensch-ist-perfekt.de maßgeblich<br />

bei.<br />

Familienpflegezeit<br />

Ohne einen Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit sind pflegende Angehörige nach wie vor auf das<br />

Entgegenkommen ihres Arbeitsgebers angewiesen. Der DCV hat deutlich gemacht, dass angesichts<br />

der demografischen Entwicklung und der nach wie vor hohen Bereitschaft vieler Menschen, die Pflege<br />

naher Angehöriger zu übernehmen, Gesetze erforderlich sind, die rechtsverbindlich, mit einer fairen<br />

Verteilung der Lasten und einer flexiblen Gestaltungsfreiheit den Pflege-Alltag erleichtern.<br />

Müttergenesung<br />

Die Träger der katholischen Kliniken der Müttergenesung bauen sukzessive unterstützende Verbundfunktionen<br />

innerhalb der KAG Müttergenesung aus. Ziel ist eine unternehmerische Unterstützung<br />

der Träger und eine verbesserte Positionierung in einem extrem schwierigen Marktumfeld. Das seit<br />

Jahren umgesetzte betriebswirtschaftliche Benchmarking, das den Klinikträgern wichtige wirtschaftliche<br />

Kennzahlen und Vergleichsmöglichkeiten bietet, wurde um ein weiteres Modul zur Auswertung<br />

einer gemeinsamen Patientenzufriedenheits-Befragung ergänzt. Dadurch können für die Kliniken<br />

wichtige Kennzahlen, Vergleichswerte und Anhaltspunkte für eigene interne Steuerung und Optimierung<br />

generiert werden<br />

Förderung der Sozialräumlichen Arbeit<br />

Die verbandlichen Debatte zur Förderung der Sozialräumlichen Arbeit nutzte die Impulse <strong>des</strong> DCV-<br />

Diskussionspapiers. Die Debattenschwerpunkte variierten je nach Fachbereich. Deutlich wird, dass in<br />

der konsequenten Sozialraumorientierung der Schlüssel zur Inklusion liegt, dem Ziel der Förderung<br />

der selbstbestimmten Teilhabe dient und die interkulturelle Öffnung vorangetrieben werden kann. Die<br />

Prinzipien der Sozialraumorientierung oder der Anspruch sozialräumlich zu arbeiten, finden sich in<br />

fast allen Qualitätsleitlinien der Fachbereiche, es fehlt jedoch häufig an der Herstellung von Querverbindungen<br />

zu anderen Bereichen und die Benennung konkreter Umsetzungsschritte. Der Diskussionsprozess<br />

wird weitergeführt.<br />

Das Kooperationsprojekt „Kirche findet Stadt“ wurde gemeinsam vom Diakonischen Werk der EKD<br />

und dem <strong>Deutschen</strong> Caritasverband entwickelt. Im Verbund wirken mit das Kirchenamt der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland, der Bereich Pastoral <strong>des</strong> Sekretariats der <strong>Deutschen</strong> Bischofskonferenz<br />

sowie die Geschäftsstelle der Evangelischen Akademien in Deutschland und der Leiterkreis der Katholischen<br />

Akademien. An 26 Standorten wird daran gearbeitet, eine breite Diskussionsplattform für<br />

das kirchliche Handeln in Stadt und Land aufzubauen und zu zeigen, wie kirchliche Gemeinwesenarbeit<br />

vor Ort gelingt. Sie wollen zeigen, dass ihre Potenziale für eine sozial integrierte Stadtentwicklung<br />

noch besser genutzt werden. Für eine lebenswerte Stadt spielt eine aktive Bürgergesellschaft eine<br />

wesentliche Rolle.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 14


Pflegetransparenz herstellen<br />

Auch nachdem die dauerhafte Konfliktregelung durch Einsetzen einer Schiedsstelle nach §115 SGB<br />

XI eingeführt worden ist, besteht die Pflegetransparenzvereinbarung in der bisherigen Form weiter.<br />

Die Wohlfahrtsverbände haben sich daneben mit der Weiterentwicklung eines möglichen neuen Verfahrens<br />

der Qualitätsentwicklung und der Transparenz auf der Grundlage <strong>des</strong> Forschungsvorhabens<br />

zur Ergebnisqualität (Wingenfeld, K.; Engels, D.: Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur<br />

Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe. Abschlussbericht, o.O. <strong>2011</strong>) beschäftigt.<br />

Der DCV und der VKAD beteiligen sich an dieser Weiterentwicklung.<br />

Aufhebung der ausländerrechtlichen Übermittlungspflicht<br />

Der DCV hat gemeinsam mit dem katholischen Bun<strong>des</strong>forum Leben in der Illegalität den Beschluss<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tages begrüßt, die aufenthaltsrechtliche Übermittlungspflicht für öffentliche Schulen, Bildungs-<br />

und Erziehungseinrichtungen aufzuheben. Das katholische Bun<strong>des</strong>forum wird sich auch weiterhin<br />

dafür einsetzen, dass dies auch in anderen Rechtsbereichen geschieht, die mit der Inanspruchnahme<br />

grundlegender sozialer Rechte im Zusammenhang stehen: im Bereich der Sozialbehörden,<br />

in der Gesundheitsversorgung und beim Schutz vor Ausbeutung der Arbeitskraft.<br />

Benachteiligten jungen Menschen eine Chance eröffnen<br />

Gemeinsam haben der DCV und IN VIA Deutschland an den Standorten Aachen, Konstanz, Mannheim,<br />

Oberberg, Paderborn und Ulm 134 junge Menschen für unterstützende Tätigkeiten in der Altenhilfe<br />

qualifiziert. Nach Projektende haben 79 Jugendliche entweder eine weiterführende Qualifizierung<br />

begonnen oder fanden einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz in der Pflege.<br />

Der neue Bun<strong>des</strong>freiwilligendienst (BFD)<br />

Mit der Aussetzung der Wehrpflicht ist auch der Zivildienst ausgesetzt worden. Es war sehr rasch<br />

politischer Konsens, als Ersatz für den Zivildienst Freiwilligendienste zu fördern und auszubauen,<br />

um weiterhin jungen Menschen die Chance zu bieten, Erfahrungen im Sozialbereich zu sammeln.<br />

Konsens war auch, die neuen Möglichkeiten zum Engagement für Männer und Frauen aller Altersgruppen<br />

zu öffnen.<br />

Der DCV hatte sich dafür eingesetzt, als Ersatz für den ausgesetzten Zivildienst die bewährten<br />

Freiwilligendienste Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) auszubauen<br />

und die frei werdenden Bun<strong>des</strong>mittel hier einzusetzen. Da die Freiwilligendienste FSJ<br />

und FÖJ in der Zuständigkeit der Bun<strong>des</strong>länder liegen, kann der Bund diese nur in begrenztem<br />

Maße finanziell fördern, <strong>des</strong>wegen war eine solche Lösung aus Sicht der Bun<strong>des</strong>regierung aus<br />

verfassungsrechtlichen Gründen nicht möglich.<br />

Aus Bun<strong>des</strong>mitteln gefördert wird nun der BFD, der sich an Freiwillige aller Generationen und an<br />

Frauen und Männer wendet. Der Bund hat zudem die Förderung der pädagogischen Arbeit im FSJ<br />

erheblich verbessert. Im Sommer <strong>2011</strong> gab es weit mehr Interessenten für das FSJ als für den<br />

BFD. Grund hierfür war einerseits, dass das FSJ bei Interessenten an einem Freiwilligendienst bereits<br />

bekannt ist. Auch sind wichtige Bedingungen <strong>des</strong> BFD erst relativ spät vor seinem Beginn geklärt<br />

worden. Im August ist eine Vereinbarung zwischen dem Familienministerium und den Wohlfahrtsverbänden<br />

getroffen worden, um beide Formate der Freiwilligendienste – FSJ und BFD –<br />

zum Erfolg zu führen. Im Spätsommer stieg die Zahl der BFD-Verträge deutlich an. Die Gliederungen<br />

<strong>des</strong> DCV haben das FSJ und den BFD in hohem Maße genutzt.<br />

6. Die Finanzen <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Caritasverban<strong>des</strong> e.V.<br />

Der DCV ist als gemeinnütziger Verein nicht verpflichtet, einen Jahresabschluss sowie einen Lagebericht<br />

aufzustellen und prüfen zu lassen. Er tut dies jedoch seit vielen Jahren freiwillig. Der<br />

Jahresabschluss wird grundsätzlich nach den für alle Kaufleute geltenden handelsrechtlichen Vorschriften<br />

(§§ 242 bis 256a HGB) sowie den ergänzenden Vorschriften für Kapitalgesellschaften<br />

aufgestellt.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 15


Der vollständige Lagebericht für das Geschäftsjahr <strong>2011</strong> ist nach der Caritasratssitzung im III.<br />

Quartal 2012 im Internet unter www.caritas.de/Jahresbericht abrufbar. Daneben wird auch im Caritas-Jahrbuch<br />

2013 und in der Broschüre „Einblicke“ für das Jahr <strong>2011</strong> über den Jahresabschluss<br />

Bericht erstattet.<br />

Jahresabschluss und Lagebericht sind von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse-<br />

Coopers AG (PwC), Frankfurt, Zweigniederlassung Freiburg, geprüft. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

hat dem Jahresabschluss und dem Lagebericht einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk<br />

erteilt und festgestellt, dass die Prüfung zu keinen Einwendungen geführt hat, der Jahresabschluss<br />

insgesamt ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen<strong>des</strong> Bild von der Lage <strong>des</strong><br />

Vereins gibt und der Lagebericht die Chancen und Risiken der künftigen Entwicklung zutreffend<br />

darstellt. Aufgrund der Aufgabenstellung <strong>des</strong> DCV werden Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht<br />

nach dem Handelsgesetzbuch (HGB), dem Haushaltsgrundsätzegesetz (HGrG) bzw.<br />

den Prüfungsrichtlinien <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> der Diözesen Deutschlands (VDD) geprüft. Darüber hinaus<br />

wird die Einhaltung der Vorschriften der Abgabenordnung zu steuerbegünstigten Zwecken sowie<br />

der “Leitlinien und Ausführungsbestimmungen“ <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Zentralinstituts für soziale Fragen,<br />

Berlin (DZI) geprüft. Verbandsintern werden Jahresabschluss und Lagebericht durch eine Finanzkommission<br />

bewertet. Die Prüfer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft haben ihre Prüfungsfeststellungen<br />

unmittelbar der Finanzkommission vorgetragen.<br />

Der Jahresabschluss <strong>2011</strong> erfasst nur den <strong>Deutschen</strong> Caritasverband e.V., den Rechtsträger der<br />

Freiburger Zentrale mit den Hauptvertretungen in Berlin, Brüssel und München. Er enthält nicht die<br />

Finanzdaten der rund 25.000 Dienste und Einrichtungen der Caritas in Deutschland. Der Caritasverband<br />

ist kein Konzern, sondern ein Zusammenschluss seiner Mitglieder. Diese Mitglieder sind<br />

finanziell und wirtschaftlich eigenständig und unterliegen nicht der Kontrolle durch die Zentrale,<br />

sondern haben hierfür eigene Aufsichtsgremien.<br />

Der Unterstützung und Ermöglichung der satzungsgemäßen Aufgaben <strong>des</strong> DCV dienen seine Stiftungen,<br />

Mitgliedschaften und Beteiligungen. Diese sind rechtlich selbständig und haben eigene<br />

Vorstands-, Geschäftsführungs- und Aufsichtsorgane. Sie handeln eigenverantwortlich. Die wirtschaftliche<br />

Aufsicht und Kontrolle ist gewährleistet. Der DCV wird in diesen Institutionen durch Mitglieder<br />

<strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> bzw. beauftragte Mitarbeiter(innen) vertreten. Durch einen jährlichen Beteiligungs-<br />

und Stiftungsbericht werden die Finanzkommission und der Caritasrat informiert und damit<br />

die innerverbandliche Transparenz sichergestellt (siehe Anlage 3).<br />

Bilanz<br />

Obwohl das Geschäftsjahr <strong>2011</strong> mit einem Bilanzverlust von 1,2 Mio. € schließt, ist der Geschäftsverlauf<br />

<strong>2011</strong> zufrieden stellend. Die im Vergleich zum Vorjahr (Bilanzgewinn von 3,0 Mio. €) deutliche<br />

Ergebnisverschlechterung ist in erster Linie auf Einmaleffekte, wie die Sanierung der Fortbildungsakademie<br />

(rund 1,4 Mio. € Aufwand), die Verpflichtungen aus dem Heimkinder-Fonds<br />

(Rückstellung von 1,4 Mio. €) sowie die im Vorjahr vorgenommene Neubewertung der Finanzanlagen-<br />

und Wertpapierbestände aufgrund <strong>des</strong> Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (außerordentliche<br />

Zuschreibung von 9,6 Mio. €) zurückzuführen. Während im Vorjahr aufgrund dieser einmaligen<br />

Zuschreibung den Rücklagen 9,9 Mio. € zugeführt werden konnten, wurde den Rücklagen in <strong>2011</strong><br />

rund 1 Mio. € entnommen, so dass sich insgesamt auf der Passivseite das Eigenkapital um 2,2 %<br />

auf 95,9 Mio. € vermindert hat.<br />

In der Bilanz<br />

o Sind unter den Finanzanlagen „Wertpapiere <strong>des</strong> Anlagevermögens“ mit 71,6 Mio. € enthalten<br />

(Aktivseite Pos. A III 2). Diese Anlagen sind zweckgebunden und stehen nicht frei zur Verfügung.<br />

Es handelt sich dabei um Sondervermögen und Hilfsfonds sowie um langfristige Verpflichtungen<br />

der betrieblichen Altersvorsorge (vgl. dazu auch auf der Passivseite die Pos. A II<br />

und D 1).<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 16


o Sind im Umlaufvermögen Wertpapiere und Bankguthaben in Höhe von rund. 154,5 Mio. € ausgewiesen<br />

(Aktivseite Pos. B III und IV). Diese Vermögenswerte sind zweckgebundene Spendengelder<br />

und Zuschüsse, die zeitnah verwendet werden müssen und denen auf der Passivseite<br />

entsprechende Verpflichtungen aus Zweckbindungen für Hilfen und Projekte im In- und<br />

Ausland gegenüberstehen (vgl. Pos. C).<br />

o Die sonstigen Rückstellungen in Höhe von insgesamt 4,5 Mio. € beinhalten im Wesentlichen<br />

Rückstellungen für Verpflichtungen aus dem Heimkinder-Fonds in Höhe von 1,4 Mio. € (Vorjahr:<br />

0 €) und wie im Vorjahr für Beihilfeverpflichtungen 0,8 Mio. €, für Urlaubsverpflichtungen<br />

0,6 Mio. €, für Instandhaltungsverpflichtungen im Immobilien-Bereich 0,2 Mio. €, für Aufbauhilfen<br />

im Bereich Wohlfahrtsbriefmarken 0,2 Mio. € sowie für Beratung und Prüfung 0,2 Mio. €.<br />

Jahresergebnis<br />

Die Erträge sind im Geschäftsjahr <strong>2011</strong> um 9,0 Mio. € auf 140,2 Mio. € gesunken, während sich<br />

die laufenden Aufwendungen im gleichen Zeitraum um 10,9 Mio. € auf 141,5 Mio. € erhöht haben.<br />

Insgesamt verschlechterte sich das Jahresergebnis um rund 15 Mio. €, so dass sich <strong>2011</strong> insgesamt<br />

ein Jahresfehlbetrag von 2,2 Mio. € ergeben hat. Ursache hierfür sind die oben bereits dargestellten<br />

Einmaleffekte.<br />

Erträge<br />

Betrachtet man die Einnahmenseite der Gewinn- und Verlustrechnung für <strong>2011</strong>, so fällt zunächst<br />

der hohe Anteil auf, den Zuschüsse mit 49,0 % (68,6 Mio. €) und Spenden, Erbschaften und Sonstige<br />

Zuwendungen mit 28,1% (39,5 Mio. €) darin einnehmen.<br />

In den Zuschüssen sind enthalten<br />

o kirchliche Zuschüsse in Höhe von 9,4 Mio. € (Vorjahr: 9,5 Mio. €), die der DCV als „die von den<br />

deutschen Bischöfen anerkannte institutionelle Zusammenfassung und Vertretung der katholischen<br />

Caritas in Deutschland“ vom Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) erhält,<br />

o Bun<strong>des</strong>zuschüsse in Höhe von 47,8 Mio. € (Vorjahr: 46,7 Mio. €),<br />

o EU-Zuschüsse in Höhe von 2,2 Mio. € (Vorjahr: 5,2 Mio. €),<br />

o und Sonstige Zuschüsse von 9,3 Mio. € (Vorjahr: 10,7 Mio. €) u.a. aus Stiftungen, aus dem Zuschlagserlös<br />

von Wohlfahrtsmarken sowie aus Mitteln der Lotterien GlücksSpirale und Aktion<br />

Mensch.<br />

Der weitaus größte Teil der Zuschüsse ist an konkrete Aufgaben und Projekte gebunden und fließt<br />

unmittelbar dorthin ab.<br />

o So stehen aus den kirchlichen Zuschüssen rund 4,0 Mio. € für die satzungsgemäßen bun<strong>des</strong>zentralen<br />

Aufgaben <strong>des</strong> DCV zur Verfügung, während 5,4 Mio. € Projekten und Hilfeleistungen<br />

von Caritas international gewidmet sind.<br />

o Aus den Bun<strong>des</strong>mitteln stehen rund 4,2 Mio. € den bun<strong>des</strong>zentralen Aufgaben und 43,6 Mio. €<br />

Aufgaben der Inlandsarbeit (z.B. regionale Beratungsdienste für Migranten, Jugend- und Behindertenhilfe)<br />

sowie den internationalen Hilfen zur Verfügung.<br />

o Die EU-Mittel fließen vollständig an Projekte ab.<br />

o Von den Sonstigen Zuschüssen sind 2,7 Mio. € den allgemeinen satzungsgemäßen Aufgaben<br />

<strong>des</strong> DCV gewidmet, 6,6 Mio. € fließen konkreten Projekten und Aufgaben zu.<br />

Die Spendeneinnahmen haben sich <strong>2011</strong> um 17,3 Mio. € auf 35,8 Mio. € vermindert, was auf die<br />

zwei Großkatastrophen im Vorjahr (Erdbeben in Haiti und Flut in Pakistan) zurückzuführen ist. Das<br />

Jahr <strong>2011</strong> hatte keine vergleichbaren medienwirksamen Katastrophen. Dennoch konnten insbesondere<br />

durch den Tsunami und die anschließende Atomkatastrophe in Japan und die Spendenkampagne<br />

für die Opfer der Dürrekatastrophe in Ostafrika im Mehrjahresvergleich überdurchschnittlich<br />

hohe Spendeneinnahmen realisiert werden.<br />

Im Geschäftsjahr <strong>2011</strong> wurde erstmals die Stellungnahme zur Rechnungslegung Spenden sammelnder<br />

Organisationen (IDW RS HFA 21) <strong>des</strong> Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) angewendet.<br />

Dies hat zur Folge, dass neben den Spendeneinnahmen nun auch ein Posten Spendenertrag<br />

auszuweisen ist.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 17


Dieser setzt sich zusammen aus den zugeflossenen Spenden <strong>des</strong> Geschäftsjahres, dem Verbrauch<br />

von in Vorjahren zugeflossenen Spenden sowie abzüglich der noch nicht verwendeten und<br />

auf Folgejahre vorgetragenen Spenden. Zur Verbesserung der Vergleichbarkeit wurden die Vorjahreszahlen<br />

entsprechend angepasst. Während im Vorjahr aus den laufenden Spendeneinnahmen<br />

25,0 Mio. € den Zweckbindungen zugeführt und damit insbesondere für die längerfristigen und<br />

nachhaltigen Hilfsprojekte in Haiti und Pakistan vorgetragen wurden, hat sich in <strong>2011</strong> der Posten<br />

Zweckbindungen aus noch nicht verbrauchten Spendenmitteln (vgl. Pos. C 2 der Bilanz) um 0,95<br />

Mio. € vermindert. Insgesamt ergibt sich in <strong>2011</strong> ein Spendenverbrauch in Höhe von 36,8 Mio. €<br />

gegenüber 28,1 Mio. € im Vorjahr. Der deutliche Anstieg um rund 31 % ist in erster Linie auf die<br />

umfangreichen Hilfsmaßnahmen in Haiti, Pakistan und Ostafrika zurückzuführen.<br />

Zur Finanzierung der weltweiten Not- und Katastrophenhilfe ist der DCV mit seinem Hilfswerk<br />

„Caritas international“ auf Spenden angewiesen. Der DCV ist stets dem Willen der Spenderinnen<br />

und Spender verpflichtet und geht mit Spenden verantwortlich und äußerst zuverlässig um. Die<br />

Spenden werden überwiegend zweckgebunden gegeben und im Interesse <strong>des</strong> Spenders verwaltet.<br />

Sollte es nötig sein, Spenden zwischenzeitlich anzulegen, wird entsprechend der geltenden Finanzanlagerichtlinie<br />

überwiegend auf risikoarme und sichere Anlagen geachtet. Der DCV garantiert<br />

jedem Spender, dass seine Spende, abzüglich eines angemessenen Verwaltungskostensatzes,<br />

für den vom Spender vorgegebenen Zweck eingesetzt wird.<br />

Die Erbschaften, Vermächtnisse und sonstige Zuwendungen in Höhe von 2,7 Mio. € (Vorjahr:<br />

5,2 Mio. €) sind in der Regel für konkret benannte Zwecke bestimmt. Sie werden im Sinne <strong>des</strong><br />

Vermächtnisgebers eingesetzt.<br />

Die Erträge aus Vermögen ergeben sich aus kurzfristigen und langfristigen Kapitalanlagen sowie<br />

Vermietungen und Verpachtungen (12,8 Mio. €). Im Bereich der Vermögenserträge ist im Geschäftsjahr<br />

<strong>2011</strong> ein Rückgang der Zinserträge um 0,2 Mio. € auf 6,2 Mio. € zu verzeichnen. Zwar<br />

ist der Vermögensbestand an zweckgebundenen Spendenmitteln ungefähr gleich geblieben, jedoch<br />

müssen diese Mittel laufend abrufbar sein und können <strong>des</strong>halb lediglich im kurzfristigen Bereich<br />

mit niedrigeren Zinsen angelegt werden. Kursgewinne aus Wertpapieren wurden wie im Vorjahr<br />

in Höhe von 1,9 Mio. € realisiert. Daneben sind Kursverluste in Höhe von 0,8 Mio. € (Vorjahr:<br />

0,1 Mio. €) entstanden. Aus den Kurserholungen <strong>des</strong> Jahres <strong>2011</strong> resultieren laufende Zuschreibungen<br />

von 0,9 Mio. € (Vorjahr 2,1 Mio. €), denen Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf<br />

Wertpapiere <strong>des</strong> Umlaufvermögens in Höhe von 4,3 Mio. € (Vorjahr 1,8 Mio. €) gegenüber stehen.<br />

In den stark schwankenden Werten spiegelt sich die derzeitige Volatilität der Kapitalmärkte wider.<br />

Zu beachten ist ferner, dass ein Teil der Vermögenserträge zweckgebunden ist.<br />

Mitgliedsbeiträge<br />

Im Wirtschaftsjahr <strong>2011</strong> leisteten die Diözesan-Caritasverbände einen allgemeinen Mitgliedsbeitrag<br />

von 0,9 Mio. € an den Bun<strong>des</strong>verband. Für die Umsetzung <strong>des</strong> Arbeitsrechts der Caritas stellten<br />

sie zusätzlich einen zweckgebundenen Beitrag von rund 3,2 Mio. € bereit.<br />

Der Erlös aus Vertrieb, Veranstaltungen und Sonstigem beläuft sich auf 14,6 Mio. € (Vorjahr<br />

15,0 Mio. €). Den Erlösen stehen entsprechende Ausgaben gegenüber.<br />

Aufwendungen<br />

Die Struktur der Ertragsseite spiegelt sich in der Abbildung <strong>des</strong> Aufwands wider.<br />

o 60,3 % (85,4 Mio. €) der Gesamtausgaben wurden <strong>2011</strong> im internationalen (55,4 Mio. €) und<br />

nationalen (30,0 Mio. €) Bereich an geleisteten Hilfen und sonstigen Projektaufwendungen<br />

ausgegeben. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Projektaufwendungen um 6,8 % zugenommen.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 18


o Die Personalaufwendungen der Zentrale und ihrer Vertretungen sind im Vergleich zum Vorjahr<br />

um 0,7 Mio. € gestiegen und nehmen mit 20,5 Mio. € 14,5 % <strong>des</strong> Haushaltsvolumens ein.<br />

Bei einer im Vergleich zum Vorjahr gleich gebliebenen Mitarbeiterzahl (Personalstand im Jahresdurchschnitt<br />

401 Mitarbeitende) ist diese Erhöhung in erster Linie auf tarifliche Lohnerhöhungen,<br />

die Umstellung <strong>des</strong> Anhang C der AVR sowie auf ein gestiegenes Sanierungsgeld an<br />

die KZVK zurückzuführen.<br />

o Die Sonstigen betrieblichen Aufwendungen (Sachaufwendungen) nehmen mit 27,7 Mio. €<br />

einen Anteil von 19,6 % <strong>des</strong> Haushalts ein. Wegen der Sanierung der Fortbildungsakademie<br />

sowie der Verpflichtung aus dem Heimkinder-Fonds haben sie im Vergleich zum Vorjahr um<br />

2,7 Mio. € (10,9 %) zugenommen.<br />

o Der Aufwand für Zinsen u.ä. (0,6 Mio. € = 0,4 %), für Zuschüsse an Dritte (1,0 Mio. € = 0,7<br />

%) sowie für Abschreibungen (6,3 Mio. € = 4,4 %) belief sich mit insgesamt 7,9 Mio. € auf 5,5<br />

% <strong>des</strong> Haushalts.<br />

Anteil der Verwaltungs- und Werbekosten<br />

In den oben dargestellten Aufwendungen sind Verwaltungs- und Werbekosten enthalten. Dies sind<br />

alle Ausgaben, die den in der Satzung genannten steuerbegünstigten Zwecken nicht unmittelbar<br />

inhaltlich zuzuordnen sind. Der Anteil der Verwaltungs- und Werbekosten an den Gesamtausgaben<br />

errechnet sich entsprechend den Richtlinien <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Zentralinstituts für soziale Fragen<br />

(DZI) für <strong>2011</strong> wie folgt:<br />

Deutscher Caritasverband e.V.<br />

<strong>2011</strong> 2010<br />

T € % T € %<br />

Projektausgaben<br />

unmittelbare satzungsgemäße<br />

Aufwendungen (einschließlich<br />

Projektaufwand) 105.725 97.917<br />

Projektförderung 2.460 2.183<br />

Projektbegleitung<br />

Satzungsgemäße Kampagnen- und<br />

3.243 2.875<br />

Bildungsarbeit 1.268 1.283<br />

Summe Projektausgaben 112.696 91,35 104.258 91,47<br />

Verwaltung* 7.498 6.449<br />

Werbung und allgemeine<br />

Öffentlichkeitsarbeit 3.174 3.271<br />

Summe Werbe- und<br />

Verwaltungsausgaben 10.672 8,65 9.720 8,53<br />

Gesamtausgaben* 123.368 100,00 113.978 100,00<br />

* Aufwendungen aus wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben und der Vermögensverwaltung werden bei<br />

der Berechnung <strong>des</strong> Verwaltungskostensatzes nur berücksichtigt, soweit sie die Erträge übersteigen.<br />

Der Verwaltungskostensatz <strong>des</strong> DCV liegt mit 8,65 % im als vom DZI niedrig eingestuften Bereich.<br />

Risiken<br />

Die Struktur der Erträge macht die hohen Risiken für eine nachhaltige Finanzierung der Aufgaben<br />

deutlich, die der DCV im Rahmen seiner satzungsgemäßen Aufgaben wahrnimmt. Zu diesen Aufgaben<br />

gehört die Unterstützung der Dienste und Einrichtungen an der Basis caritativer Arbeit; darunter<br />

fällt aber auch die Mitgestaltung <strong>des</strong> Sozialen in Deutschland durch politische Lobbyarbeit<br />

und öffentliche Kommunikation; nicht zuletzt sind hier auch die fachbezogene Fortbildung sowie<br />

das Archiv und die Bibliothek von internationalem Rang zu nennen, die für die wissenschaftliche<br />

und historische Aufarbeitung sozialer Fragen eine wichtige Rolle spielen.<br />

Die Risiken liegen vor allem in der Abhängigkeit von Zuschüssen. Aus den Zuschüssen von insgesamt<br />

68,6 Mio. € stehen für die Finanzierung der oben genannten satzungsgemäßen Aufgaben<br />

<strong>des</strong> DCV auf Bun<strong>des</strong>ebene 10,9 Mio. € zur Verfügung, während rund 57,7 Mio. € für Projekte und<br />

Hilfeleistungen ausgegeben werden.<br />

Der Bun<strong>des</strong>zuschuss ist unverändert und nicht dynamisiert. Dieser sowie weitere Bun<strong>des</strong>zuschüsse<br />

für Projektaufgaben im In- und Ausland unterliegen dem Prinzip der Jährlichkeit <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushalts,<br />

so dass keine langfristige Planungssicherheit besteht.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 19


Sparmaßnahmen im Bun<strong>des</strong>haushalt können zu einer Kürzung der Bun<strong>des</strong>zuschüsse führen.<br />

Aus Kirchensteuermitteln erhält der DCV neben Zuschüssen für Auslandsprojekte den sog. Globalzuschuss,<br />

zu dem eine schrittweise Reduzierung um insgesamt 20 % bis zum Jahr 2020 angekündigt<br />

ist. Weiterhin zu beachten ist die erheblich gestiegene Zahl der Kirchenaustritte und deren<br />

Auswirkung auf die weitere Entwicklung <strong>des</strong> Kirchensteueraufkommens.<br />

Spenden und Vermächtnisse stellen einen wertvollen und unverzichtbaren Anteil an der Finanzierung<br />

der Aufgaben <strong>des</strong> DCV dar. Sie mildern die risikohafte Abhängigkeit von Zuschüssen,<br />

können sie aber nicht aufheben. Außerdem sind sie zumeist zweckgebunden und – was die Spenden<br />

angeht, die weitestgehend den internationalen Hilfeleistungen von Caritas international gewidmet<br />

sind – von Katastrophenereignissen und deren Darstellung in den Medien abhängig. Sie<br />

entziehen sich daher einer seriösen Vorhersage und bieten nur unzureichend Sicherheit für künftige<br />

Finanzplanungen.<br />

Die Mitgliedsbeiträge sind derzeit stabil, allerdings nicht wachsend und hängen unmittelbar von<br />

der wirtschaftlichen Situation der Mitgliedsorganisationen <strong>des</strong> DCV ab.<br />

Die finanzpolitische Strategie <strong>des</strong> DCV setzt weiterhin auf eine nachhaltige Konsolidierung und<br />

möglichst eine Steigerung der Vermögenserträge. Das setzt ein verstärktes Bemühen um nicht<br />

zweckgebundene Spenden, Sponsorenleistungen und Stiftungen bzw. Zustiftungen zur Caritas-<br />

Stiftung Deutschland voraus. Daher kommt weiterhin dem Fundraising für die satzungsgemäßen<br />

bun<strong>des</strong>zentralen Aufgaben <strong>des</strong> DCV, d.h. für die Unterstützung der Caritasarbeit in Deutschland,<br />

Europa und weltweit, für die Fortbildung und Qualifizierung und für die gesellschafts- und sozialpolitische<br />

Lobbyarbeit eine große Bedeutung zu. Ohne die frei verfügbaren Mittel, die durch diese<br />

Bemühungen erzielt werden, stellt sich für den DCV die Frage, ob er seine für die gesamte Gesellschaft<br />

unverzichtbaren Aufgaben weiterhin in dem Umfang und der Intensität wahrnehmen kann,<br />

wie ihn dies bislang ausgezeichnet hat.<br />

Aufsicht und Kontrolle<br />

Der DCV verfügt über ein differenziertes internes Kontrollsystem. Dies beinhaltet:<br />

o Die Geschäftsordnung <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong>, einen detaillierten Stellenplan, die Trennung von Funktionen,<br />

die Einhaltung <strong>des</strong> Vier-Augen-Prinzips, Zugriffsbeschränkungen im Bereich der EDV<br />

sowie die Finanzanlage-, Unterschriften- und Zahlungsrichtlinie.<br />

o Ein internes Controlling, Überwachungs- und Frühwarnsystem. Im Rahmen der mittelfristigen<br />

Finanzplanung werden beim DCV die Erträge und Ausgaben für die kommenden vier Jahre<br />

geplant. Ziel ist dabei ein ausgeglichenes Ergebnis. Regelmäßig werden Ist-Zahlen mit Plan-<br />

Daten verglichen und Abweichungen analysiert, so dass im Falle negativer Entwicklungen<br />

rechtzeitig gegengesteuert werden kann.<br />

o Ein Risikomanagementsystem. Risiken werden systematisch identifiziert und bewertet. Wesentliche<br />

Risiken und deren Entwicklung sowie Strategien zur Bewältigung werden in einer Risikoberichterstattung<br />

zusammengefasst und vierteljährlich dem Vorstand <strong>des</strong> DCV vorgelegt.<br />

Neu auftretende, wesentliche Risiken werden unverzüglich in Form von Ad-hoc Berichten gemeldet.<br />

o Eine Interne Revision. Durch die interne Prüfung von Verfahren, Abläufen, Programmen und<br />

Projekten soll die Transparenz über Prozesse und Organisationseinheiten erhöht werden. Die<br />

Interne Revision ist als unabhängige, direkt dem Vorstand bzw. der Finanzkommission verantwortliche<br />

Stelle eingerichtet.<br />

o Die Aufsicht und Kontrolle über den Vorstand sowie die Beratung und Kontrolle über verbandliche,<br />

politische und fachliche Fragen von besonderer Bedeutung durch den Caritasrat (§ 15 der<br />

Satzung) und die Finanzkommission (§ 17 der Satzung) 1 .<br />

1 Die Satzung ist veröffentlicht unter www.caritas.de/Verbandszentrale<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 20


7. Unternehmerische Belange, Arbeitsrechts- und Tarifpolitik<br />

7.1 Arbeitsrechts- und Tarifpolitik<br />

Im Caritasbereich ist der zweijährige, seit Herbst 2009 laufende Prozess zur Änderung der AK-<br />

Ordnung abgeschlossen. Die neue Ordnung stärkt die Strukturen der beiden Seiten der Arbeitsrechtlichen<br />

Kommission, die Freistellungen sind deutlich erhöht worden.<br />

Die 10. Delegiertenversammlung verlängerte am 22.02.<strong>2011</strong> in Fulda die Amtszeit der Arbeitsrechtlichen<br />

Kommission um ein Jahr bis 31.12.2012. Außerdem beschloss sie Änderungen der<br />

Ordnung der Arbeitsrechtlichen Kommission: Ab dem Jahr 2013 werden Leitungsausschüsse auf<br />

beiden Seiten der Kommission tätig. Die Verhandlungskommission fällt weg, künftig werden Mitgliederversammlungen<br />

aller Mitglieder aller Kommissionen der jeweiligen Seiten grundlegende<br />

Entscheidungen treffen. Die Größe und Zusammensetzung der Kommission bleibt insgesamt unverändert.<br />

Auch das Wahlverfahren auf Dienstgeberseite bleibt in der bisherigen Form erhalten.<br />

Die 11. Delegiertenversammlung beschloss am 19.10.<strong>2011</strong> in Würzburg eine Erhöhung der Freistellung<br />

der Mitglieder der Kommission. Sie hat weiterhin das Budget für das Arbeitsrecht der Caritas<br />

in den Jahren 2012 bis 2016 festgelegt, wobei im Jahr 2014 eine Überprüfung erfolgt. Dabei<br />

kommt es mit Beginn der neuen Amtsperiode im Jahr 2013 zu einer deutlichen Ausgabensteigerung,<br />

weil insbesondere die internen Strukturen beider Seiten mit zusätzlichen internen Sitzungen<br />

sowie Geschäftsstellen beider Seiten mit zusätzlichen hauptamtlichen Rechts- und Wirtschaftsberater<br />

finanziert werden.<br />

Die Bun<strong>des</strong>kommission der Arbeitsrechtlichen Kommission selbst hat im Jahr <strong>2011</strong> mehrfach erneut<br />

umfangreiche Beschlüsse gefasst. Nach dem Beschluss der Bun<strong>des</strong>kommission der Arbeitsrechtlichen<br />

Kommission vom 21.10.2010 mit der sogenannten „Paketlösung“ haben die Regionalkommissionen<br />

mit Ausnahme der Region Ost die Beschlüsse übernommen, in Baden-<br />

Württemberg, Nord und Mitte mit Modifikationen. In der Region Ost ist das dazu eingeleitete Vermittlungsverfahren<br />

abgeschlossen worden, wird jedoch von der Mitarbeiterseite der Bun<strong>des</strong>kommission<br />

vor dem kirchlichen Arbeitsgericht in Frage gestellt.<br />

Die AVR bewegen sich grundsätzlich auf dem Niveau <strong>des</strong> Tarifvertrages <strong>des</strong> öffentlichen Dienstes.<br />

Nach der Entscheidung <strong>des</strong> Delegierten Sondergerichts der Apostolischen Signatur vom<br />

30.03.2010 hat die Vollversammlung <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> der Diözesen Deutschlands im Juni <strong>2011</strong> den<br />

Geltungsbereich Grundordnung in Artikel 2 präzisiert. „Kirchliche Rechtsträger, die nicht der bischöflichen<br />

Gesetzgebungsgewalt unterliegen, sind verpflichtet, bis spätestens zum 31.12.2013<br />

die Grundordnung durch Übernahme in ihr Statut verbindlich zu übernehmen. Wenn sie dieser<br />

Verpflichtung nicht nachkommen, haben sie im Hinblick auf die arbeitsrechtlichen Beziehungen<br />

nicht am Selbstbestimmungsrecht der Kirche gemäß Art. 140 Grundgesetz in Verbindung mit Art.<br />

137 Weimarer Reichsverfassung teil“. Außerdem wurde die Rahmen-Mitarbeitervertretungsordnung<br />

angepasst.<br />

Die Gewerkschaft ver.di versuchte insbesondere im Jahr <strong>2011</strong> durch verschiedene gerichtliche<br />

und politische Prozesse, das Verbot <strong>des</strong> Streikrechts innerhalb der Kirche anzufechten. Zwei Lan<strong>des</strong>arbeitsgerichte<br />

haben zugunsten von ver.di entschieden, dass weder das Selbstbestimmungsrecht<br />

der Kirchen noch der Dritte Weg den umfassenden Ausschluss von Arbeitskämpfen in kirchlichen<br />

Einrichtungen rechtfertigen. Das Verfahren liegt jetzt beim Bun<strong>des</strong>arbeitsgericht, es wird<br />

damit gerechnet, dass die unterlegene Partei vor das Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht zieht.<br />

Dies ist auch der Hintergrund für Anfragen der Fraktionen Die Grünen und Die Linke zum kirchlichen<br />

Arbeitsrecht im <strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tag. Die damit öffentliche Debatte um den Dritten Weg hat<br />

sich durch eine Pressekampagne der Gewerkschaft ver.di verschärft. Im Zentrum der Debatte stehen<br />

die Höhe der Vergütungen der Mitarbeiter, Outsourcing, Leiharbeit und das Streikrecht.<br />

Die zuständigen Fachleute in den beiden Kirchen und in ihren Wohlfahrtsverbänden arbeiten seit<br />

Monaten intensiv daran, die kirchliche Sicht darzustellen. So hat das Referat Arbeits- und Tarifrecht<br />

mit Unterstützung <strong>des</strong> Berliner Büros im Sommer <strong>2011</strong> ein Argumentationspapier zum Kirchlichen<br />

Arbeitsrecht erstellt, in denen prägnant die Besonderheiten <strong>des</strong> kirchlichen Dienstes erläutert<br />

und die gängige Kritik widerlegt wird. Im Katholischen Büro in Berlin tagt dazu eine ökumenische<br />

Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Bistümer, der Lan<strong>des</strong>kirchen, von Caritas<br />

und der Diakonie sowie der Dienstgeber- und der Mitarbeiterseite der Kommissionen. Aus diesem<br />

Kreis heraus ist im Dezember <strong>2011</strong> ein für die Abgeordneten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tages<br />

bestimmtes Papier mit „Informationen zum Dritten Weg der Kirchen im Arbeitsrecht“ entstanden.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 21


Der Dritte Weg wird von den Mitgliedern der Kommission, auch auf Mitarbeiterseite, grundsätzlich<br />

nicht in Frage gestellt. Dies findet Ausdruck in der sog. Magdeburger Erklärung der Zentral-KODA,<br />

in der Vertreterinnen und Vertreter der Dienstgeber und der Mitarbeiterseite der Bistümer und <strong>des</strong><br />

DCV Mitglieder sind.<br />

Projekt Personalmarketing<br />

Der DCV hat zum 01.04.<strong>2011</strong> ein auf drei Jahre angelegtes Projekt zur Bearbeitung der Personalgewinnung<br />

und der Personalbindung in den Einrichtungen der Caritas angesichts <strong>des</strong> demografischen<br />

Wandels aufgelegt. In dem Projekt werden zwei Schwerpunkte bearbeitet: Zum einen die<br />

Erweiterung der Stellenbörse www.caritas-jobs.de zu einem umfassenden Ausbildungs- und Berufe-Portal,<br />

in dem bun<strong>des</strong>weit alle Ausbildungsstätten und Einrichtungen sich präsentieren können;<br />

zum anderen die Vernetzung bestehender Initiativen und die Entwicklung von personalpolitischen<br />

Instrumenten und Verfahren zur Gewinnung von zukünftigen Mitarbeitenden sowie zur Motivation<br />

und Bindung von derzeitigen Mitarbeitenden in Einrichtungen der Caritas (Personalmarketing).<br />

7.2 Unternehmerische Belange<br />

Anhebung <strong>des</strong> Anteils von Frauen in Führungspositionen der Caritas<br />

Die 11. Delegiertenversammlung <strong>des</strong> DCV hat im Oktober <strong>2011</strong> in Würzburg an die Adresse der<br />

Unternehmen in der Caritas die Erwartung geäußert, dass sie Maßnahmen zur Erhöhung <strong>des</strong><br />

Frauenanteils in ihren Vorständen, Geschäftsführungen und Aufsichtsgremien ergreifen und hierfür<br />

insbesondere eine Quotenregelung empfohlen. Des Weiteren wurde der Vorstand <strong>des</strong> DCV beauftragt,<br />

eine wissenschaftliche Untersuchung zur genaueren Erforschung der zugrunde liegenden<br />

Ursachen für den relativ geringen Anteil von Frauen in Vorständen, Geschäftsführungen und Aufsichtsgremien<br />

der Caritas durchzuführen und darauf aufbauend eine Handreichung für die Unternehmen<br />

der Caritas zu entwickeln. Mit deren Hilfe sollen konkrete Hilfen und Impulse für die Erhöhung<br />

<strong>des</strong> Frauenanteils in den Vorständen, Geschäftsführungen und Aufsichtsgremien der Unternehmen<br />

der Caritas gegeben werden. Der Vorstand <strong>des</strong> DCV hat Anfang Februar 2012 ein im<br />

zweiten Quartal 2012 beginnen<strong>des</strong> Projekt beschlossen, mit <strong>des</strong>sen Hilfe der Beschluss der Delegiertenversammlung<br />

umgesetzt werden soll. Das Projekt wird über Eigenmittel und Mittel <strong>des</strong> Europäischen<br />

Sozialfonds (Rückwind-Programm der Bun<strong>des</strong>regierung) finanziert. Wesentlicher Bestandteil<br />

<strong>des</strong> Projektes ist die Durchführung einer wissenschaftlichen Untersuchung, auf deren Basis<br />

Qualifizierungs- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen an 5 Pilotstandorten der Caritas<br />

umgesetzt werden sollen.<br />

Corporate Social Responsibility (CSR)<br />

Für den Ausbau und die Intensivierung der Kooperationen von Trägern, Verbänden und Einrichtungen<br />

der Caritas mit gewerblichen Unternehmen und anderen Institutionen nahm Anfang <strong>2011</strong><br />

das so genannte CSR (Corporate Social Responsibility)-Kompetenzzentrum der Caritas in<br />

Deutschland seine Arbeit auf. <strong>2011</strong> konnten zahlreiche Unternehmenskontakte geknüpft und Projekte<br />

im Bereich Corporate Volunteering durchgeführt bzw. angestoßen werden. Ein Fortbildungsprogramm<br />

für einen CSR-Zertifikatskurs wurde entwickelt und wird 2012 erstmals angeboten. Es<br />

wurden vier regionale Fachtage für Caritas-Verantwortliche angeboten, um Träger und Einrichtungen<br />

der Caritas für das Thema CSR zu gewinnen, die Netzwerkbildung voranzutreiben und den<br />

Dialog mit Verantwortlichen aus der gewerblichen Wirtschaft zu ermöglichen. Das CSR-<br />

Kompetenzzentrum führt zudem mit Unterstützung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums für Gesundheit und<br />

gemeinsam mit dem Diakonischen Werk der EKD das Projekt „CSR in der Pflege“ durch. Im Vordergrund<br />

steht dabei das freiwillige unternehmerische Engagement im Bereich der Pflege. Umgesetzt<br />

wird das Projekt durch die Förderung von Corporate-Volunteering-Maßnahmen und mittels<br />

der Durchführung von regionalen Veranstaltungen zum Thema Unternehmen aktiv in der Pflege.<br />

Die erste Veranstaltung hat mit ca. 100 Teilnehmenden im November <strong>2011</strong> in Stuttgart stattgefunden.<br />

Neben dem Bun<strong>des</strong>gesundheitsministerium haben sich das Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor<br />

Familie“, die Wirtschaftsjunioren Baden-Württemberg und der Sparkassenverband Baden-<br />

Württemberg als weitere Kooperationspartner bei der Durchführung der Veranstaltung beteiligt. Für<br />

2012 sind drei weitere Veranstaltungen geplant.<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 22


Innovationen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft<br />

Die Europäische Kommission und die Bun<strong>des</strong>regierung haben sich zum Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen<br />

für Innovationen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft zu verbessern, damit pionierhafte<br />

Vorhaben und andere Innovationen besser realisiert werden können. Erstes Ergebnis<br />

dieser Bemühungen ist ein Programm zur Finanzierung von Sozialunternehmen, das am 1. Januar<br />

2012 vom Bun<strong>des</strong>familienministerium zusammen mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)<br />

gestartet worden ist und auch für Dienste und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege relevant<br />

ist. Aufgabe <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Caritasverban<strong>des</strong> ist es, eigene Vorschläge für die Verbesserung der<br />

Rahmenbedingungen für Innovationen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft einzubringen und<br />

die Bedeutung der Dienste und Einrichtungen der Caritas als Innovatoren deutlich zu machen.<br />

BSG-Urteil zur gesonderten Berechnung von Investitionskosten<br />

Am 08.09.<strong>2011</strong> entschied das Bun<strong>des</strong>sozialgericht über die gesonderte Berechnung von Investitionskosten.<br />

Derzeit ist der betreffende Entscheidungstext noch nicht veröffentlicht, so dass die<br />

veröffentlichten Pressemeldungen als Informationsquelle dienen.<br />

Unter anderem können Fremdkapitalzinsen und Eigenkapitalzinsen <strong>des</strong> Betreibers nicht mehr im<br />

Rahmen der Investitionskosten als Grundstücks- und Erschließungsaufwand geltend gemacht<br />

werden. Auch ist zu befürchten, dass ein unverhältnismäßig hoher bürokratischer Aufwand für die<br />

Einrichtungen entsteht, weil Investitionskosten künftig nur noch retrospektiv und mit entsprechenden<br />

Nachweisen geltend gemacht werden können. Die pauschale, prospektive Berechnung entfällt.<br />

Die retrospektive Berechnung birgt auch das Risiko, dass Bewohner mit unverhältnismäßig<br />

hohen Investitionskosten belastet werden, die bereits entstanden, als der Bewohner noch nicht in<br />

der Einrichtung gelebt hat. Besonders problematisch ist auch die künftige zeitliche Begrenzung der<br />

Zustimmungsbescheide. Die Bun<strong>des</strong>länder wurden dazu aufgefordert, bereits bis Ende 2012 die<br />

lan<strong>des</strong>rechtlichen Regelungen entsprechend anzupassen. Unklar ist derzeit, ob die Rechtsprechung<br />

<strong>des</strong> BSG auch Auswirkung auf die Berechnung von Investitionskosten nicht geförderter<br />

SGB XI Einrichtungen und auf SGB XII Einrichtungen haben wird. Der DCV verfolgt die Entwicklung<br />

intensiv, wartet aber vor einer endgültigen Stellungnahme die Gesetzesbegründung ab.<br />

Anlagen Anhang<br />

1. Namensliste Vorstand/ Caritasrat 1. Bilanz<br />

2. Organigramm 2. Gewinn- und Verlustrechnung<br />

3. Strategische Ziele <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> <strong>2011</strong> 3. Lagebericht<br />

4. Stiftungen, Beteiligungen und Mitgliedschaften <strong>des</strong> DCV 4. Auszug aus der Zentralstatistik<br />

Herausgegeben von<br />

Deutscher Caritasverband e.V.,<br />

Präsident<br />

Postfach 4 20, 79004 Freiburg<br />

Karlstraße 40, 79104 Freiburg<br />

Telefon: 0761 200- 0<br />

Telefax: 0761 200-509<br />

E-Mail: Praesidentenbüro@caritas.de<br />

Internet: www.caritas.de<br />

<strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> Seite 23

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