12 Menzingen musiziert 20 - Mänziger Zytig
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Foto: zVg Théo Müller<br />
SCHWERPUNKT<br />
Ein Quartett für russischen Gesang entsteht<br />
Vier Pensionierte finden sich zu einer harmonischen Einheit. Als Quartett Vila singen die vier Männer aus dem reichhaltigen<br />
Fundus ostkirchlicher Musik.<br />
MENZINGEN MUSIZIERT – AUSSERDEM<br />
Musizieren kennt keine Grenzen. Klar, dass viele Menzinger in auswärtigen Ensembles und Chören engagiert sind oder<br />
Auswärtige in hiesigen Gruppierungen Musik machen. Nicht zu vergessen all die «Einzelkünstlerinnen und -künstler» mit<br />
festem Auftrag oder lockerem Engagement. Die Namen aufzuzählen wäre vermessen, bestimmt würden wir Leute<br />
vergessen, weil wir von ihrem Engagement nicht Kenntnis haben. Stellvertretend zwei Formationen und eine Musikerin,<br />
die sich auf unsern Aufruf gemeldet haben.<br />
— Théo Müller —<br />
Es war am 14. September <strong>20</strong>05: Mein Jugendfreund<br />
Viktor aus Dietikon rief mich an. «Hast du gesehen<br />
oder gehört – das Quartett Vivat aus St. Petersburg<br />
konzertiert am 19. September in der reformierten Kirche<br />
in Zug. Ich möchte es hören. Ich gehe mit meiner<br />
Frau hin; hast du Lust, auch zu kommen?» Und ob<br />
ich wollte! Wir hatten damals schon die Absicht, so<br />
etwas wie ein Quartett zu gründen, unsere Stimmen<br />
zu vereinen. Also besuchten wir das Konzert.<br />
Vokalensemble Vila. Von links: Edi Nussbaumer, 1. Tenor, Théo Müller, 2. Tenor, beide Menzin-<br />
gen; Ewald Scholer, Bariton, Rudolfstetten; Viktor Landa, Bass (Leitung), Dietikon.<br />
Notenmaterial von russischem Profi erhalten<br />
Die vier Russen sangen im ersten Teil liturgische Werke,<br />
im zweiten Teil hörten wir Folklore vom Feinsten. Wir<br />
waren ob der Stimmen dieser Profis derart begeistert,<br />
dass wir mit dem Leiter nach dem Konzert das Gespräch<br />
suchten. Auf die Frage, wie man denn zu Notenmaterial<br />
komme, gab er uns seine Agenturadresse.<br />
Und wenig später waren wir mit rund zwanzig Werken<br />
diverser russischer Komponisten versehen – in<br />
April/Mai 08 mänziger zytig Nr. 53 28<br />
April/Mai 08 mänziger zytig Nr. 53 29<br />
SCHWERPUNKT<br />
kyrillischer Schrift natürlich! Wir mussten uns also<br />
um eine sorgfältige phonetische und aussprachetechnische<br />
Übersetzung kümmern. Aus dem Freundeskreis<br />
bekamen wir grossartige Hilfe.<br />
Tenor gesucht<br />
Dann mussten Viktor und ich auf die Suche nach den<br />
ergänzenden Stimmen. Viktor hatte schon einen Bariton,<br />
Ewald Scholer «im Köcher»; da stiess ein Tenor<br />
nach einigen Telefonaten zu uns. Er verliess uns kurz<br />
nach der Gründung am 7. April <strong>20</strong>06 wegen zu hoher<br />
zeitlicher Belastung – er ist Mitglied in vier Chören!<br />
Also machten wir uns auf, diesen Mann zu ersetzen<br />
und tendierten auf Leute, die pensioniert sind. Wir<br />
fanden in Edi Nussbaumer den Tenor. Edi ist nun seit<br />
einem halben Jahr auch in der glücklichen Lage, die<br />
weissen Räume in seiner Agenda selber zu verwalten.<br />
«Musik ist die Stenografie des Gefühls.»<br />
Leo N. Tolstoi (1828−1910), russ. Schriftsteller<br />
Die ersten Konzerte sind terminiert<br />
Da alle vier Sänger auch ein Instrument spielen und<br />
des Notenlesens kundig sind, können wir mit jeweils<br />
einer Probe im Monat auskommen. Das heisst: Wir<br />
üben zu Hause und verfeinern das Ganze an den Proben.<br />
Wir treffen uns abwechslungsweise in <strong>Menzingen</strong><br />
und in Dietikon. Unser Ziel ist es, Gottesdienste<br />
(reformierte und katholische) musikalisch aus dem<br />
reichhaltigen Fundus der Ostkirche mitzugestalten.<br />
Wir hatten unser Debüt am 21. Oktober <strong>20</strong>07 in der<br />
reformierten Kirche Dietikon. Am 8. Juni <strong>20</strong>08 singen<br />
wir in der Kirche St. Agatha in Dietikon. Am 9. November<br />
sind wir in <strong>Menzingen</strong> beim Orgelapéro zu<br />
hören. Weitere Konzerte sind in Vorbereitung in Bremgarten,<br />
Oberwinterthur, Rudolfstetten, Neuheim,<br />
<strong>Menzingen</strong>.<br />
«Sing! Du hast solch eine schöne Stimme!»<br />
Impulse erhielt Alexandra Zvekan oft von Aussenstehenden. Der Geigenlehrerin musste die Neunjährige die neuen Stücke<br />
zuerst vorsingen. Mit 18 kamen die Bassgitarre und das Musizieren in einer Funk-Band. Dort wurde sie zur Ausbildung für<br />
Jazz-Gesang motiviert. Heute macht Aleksz die Musik, die sie will.<br />
— Tony Mehr —<br />
«Aleksz macht Musik, die die Seele berührt», ist auf<br />
Alexandra Zvekans Homepage www.aleksz.com zu<br />
lesen. Sie textet, komponiert, spielt und singt ein,<br />
mixt, mastert und promotet sich selbst. Dazu hat sie<br />
sich ein Tonstudio eingerichtet und <strong>20</strong>07 ihre dritte<br />
Solo-CD «New Dimension» veröffentlicht.<br />
Pop, Meditationsmusik, akustisch, elektronisch: Die Musikerin<br />
Alexandra Zvekan hat keine Berührungsängste.<br />
Keine Kompromisse<br />
Am ehesten würde sie ihre Musik zwischen Pop und<br />
Jazz ansiedeln, bewegt sich aber frei zwischen den<br />
Stilen. Beeindruckt ist sie unter anderen von Stevie<br />
Wonder: «Der blinde Künstler hat immer alles selber<br />
gemacht, fasziniert haben mich seine positiven Texte<br />
und die ungewöhnlichen Harmoniestrukturen. Das<br />
hat mich inspiriert, meine eigene Harmoniewelt zu<br />
entdecken.» Alexandra Zvekan will selbstständig<br />
und kompromisslos arbeiten. Und sie ist überzeugt:<br />
«Ich bin noch nicht dort angekommen, wo ich hingehöre.<br />
Ich möchte, dass meine Musik für möglichst<br />
viele Leute wichtig wird.» Und da ist auch der Traum,<br />
mehr für die Musik leben und arbeiten zu können.<br />
Fürs «Brötli-Verdienen» ist vorläufig weiterhin ihre<br />
Tätigkeit als Informatikerin «zuständig».<br />
Foto: Tony Mehr<br />
«Wer sich der Musik verschreibt, braucht einen langen<br />
Atem», ist Alexandra Zvekan überzeugt. Zuerst<br />
muss das «Instrumenten-Handwerk» erlernt werden.<br />
Die eigene Musik schreiben heisst für sie, die eigenen<br />
Wahrnehmungen in Musik umsetzen und bei<br />
den Zuhörenden eine Resonanz auslösen. Das ist<br />
harte, Jahre dauernde Arbeit. Dabei gibt es auch<br />
Tiefschläge. So einen hatte Alexandra Zvekan im Jahr<br />
<strong>20</strong>01. Da wollte sie das ganze Komponieren aufgeben.<br />
Am «Tiefpunkt» entstand dann das Lied «Queen<br />
of Cups», noch heute ihr Lieblingslied. Es hat sie ermutigt,<br />
weiter zu machen.<br />
Ohne Berührungsängste<br />
Keine Probleme hat Alexandra Zvekan, sich frei zwischen<br />
den Instrumenten zu bewegen: So setzt sie ihre<br />
Stimme ein, erzeugt archaisch tönende, meditative<br />
Klänge auf dem Hang, einem in der Schweiz entwickelten<br />
Hohlkörper-Instrument, spielt Elektrobass und<br />
Keyboard und fügt Rhythmus und weitere Instrumente<br />
elektronisch bei: «Das ist die Musik, die dem<br />
Lebensstil der jungen Generation entspricht: gefühlsvoll,<br />
neugierig, ohne Berührungsängste.» Auf Anfrage<br />
trommelt Alexandra Zvekan «ihre» Band zusammen,<br />
obwohl das Auftreten und Herumtouren nicht mehr<br />
im Vordergrund stehen. Das nächste Mal live ist Aleksz<br />
zusammen mit dem amerikanischen Singer/Songwriter<br />
Holmes am 26. April in Zug zu hören: Platzzahl<br />
beschränkt (Infos unter www.aleksz.com).<br />
Musik auf Bestellung<br />
Unter dem Label «Klanggestaltung» bietet Alexandra<br />
Zvekan musikalische Dienstleitungen für Kundinnen<br />
und Kunden an: Seelen-Songs, Meditationsmusik,<br />
individuelle Kompositionen zu besonderen Ereignissen<br />
wie Geburt, Heirat, Ritualen, Übergang in die<br />
andere Welt. Sie möchte mit ihrer musikalischen Arbeit<br />
«Impulse zur Heilung liefern, aber auch unterhalten<br />
und Spass bereiten, denn Lachen ist letztendlich<br />
die beste Medizin»: www.klanggestaltung.ch.<br />
Für das Tanztheater-Projekt «Weisses Fliegen» hat<br />
Alexandra Zvekan eine Live-Performance komponiert.<br />
Die Musikerin ist dort eine Ein-Frau-Band mit<br />
Live-Gesang und iBook (Chollerhalle, 15. Mai).