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1 Presseunterlagen vom 3. September 2012 Seit dem ... - JART

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<strong>Presseunterlagen</strong> <strong>vom</strong> <strong>3.</strong> <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>Seit</strong> <strong>dem</strong> Beginn der Direktion von Andreas Beck ist „die Serie“ fester Bestandteil des Schauspielhaus-<br />

Spielplans. Über Die Die Strudlhofstiege Strudlhofstiege (2007/08), Diesseits Diesseits des des Lustprinzips: Lustprinzips: Lustprinzips: Freud Freud und und die die Folgen<br />

Folgen<br />

(2008/09), Die X GGebote<br />

G<br />

ebote (2009/10), Kreisky Kreisky --- --- wer wer sonst? sonst? (2010/11) und Schubert Schubert --- --- --- eine<br />

eine<br />

Winterwanderung Winterwanderung in in 5 5 Folgen Folgen con con da da capo capo (2011/12) hat sich die Spielform als eigenes Format<br />

etabliert und eigene ästhetische Merkmale und Qualitäten entwickelt. Dabei ist sie, geprägt durch eine<br />

Skizzenhaftigkeit, komprimierte Probenzeiten und ein rasches Aufeinanderfolgen der einzelnen Teile, von<br />

einem ungewöhnlichen Theaterformat zu einer neuen Spielform geworden. Diese Entwicklung nimmt das<br />

Haus zum Anlass, die Serie in der Spielzeit <strong>2012</strong>/13 über ihre bisherigen Grenzen hinauszutreiben und<br />

ihr ein neues Gewicht zu geben: Sie steht am Beginn und prägt das erste Drittel der Spielzeit. Die einzelnen<br />

Folgen haben Spielfilm- statt gewohnter Serienlänge, und wechseln von Nebenschauplätzen zum<br />

Hauptspielort in der Porzellangasse.<br />

Aber nicht nur formal, sondern auch inhaltlich ändert sich der Zugriff: Ausgehend von <strong>dem</strong> Leitthema „Eine<br />

säkulare Gesellschaft? Zwischen Transzendenz und Selbstverwirklichung“ ist Paul Claudels episches<br />

Bühnenwerk Der SSeidene<br />

S<br />

eidene eidene Schuh Schuh oder oder Das Das Schlimmste Schlimmste trifft trifft nicht nicht immer immer zu zu<br />

in diesem Jahr Arbeits- und<br />

Spielvorlage. Der barock ausladende Text erzählt von einer großen Liebe, die sich erst im Jenseits erfüllen<br />

kann. Mit mehr als 70 Figuren auf insgesamt 258 <strong>Seit</strong>en sprengt das Stück jeden konventionellen<br />

Theaterabend, und bisher haben sich nur wenige Bühnen daran gewagt, Claudels Werk zur Gänze<br />

umzusetzen. Die spanische Handlung in vier Tagen, so der Untertitel, wird im Schauspielhaus in vier Folgen<br />

erzählt werden. Dabei bleibt das Haus ein Autorentheater: Vier DramatikerInnen der Gegenwart – Thomas<br />

Arzt, Jörg Albrecht, Anja Hilling und Tine Rahel Völcker – erhielten den Auftrag, je einen Tag zu<br />

überschreiben, und jede daraus entstandene Folge wird von einer anderen Regisseurin bzw. einem<br />

anderen Regisseur – Gernot Grünewald, Mélanie Huber, Christine Eder und Pedro Martins Beja –<br />

inszeniert. So ergeben sich für die Geschichte von Doña Proëza und Don Rodrigo im Spanien des 16.<br />

Jahrhunderts ganz neue „Übersetzungen“, Überschreibungen und Interventionen aus zeitgenössischer<br />

Perspektive, und der französische Klassiker wird zur Grundlage einer neuen Form des Autorentheaters.<br />

Vor <strong>dem</strong> eigentlichen Saisonstart öffnet das Schauspielhaus am 6. Oktober seine Pforten für die ebenfalls<br />

schon traditionelle Vor/Sicht Vor/Sicht. Vor/Sicht Im Mittelpunkt steht Paul Claudels Der Der Seidene Seidene Schuh Schuh: Schuh Unter <strong>dem</strong> Titel Ein<br />

säkulares Zeitalter? diskutiert eine hochkarätig besetzte Runde (u.a. Carla Amina Baghajati, Dr. Isolde<br />

Charim, Mag. Gertraud Knoll und Dr. Peter Zeillinger) die Frage, wie wir es in unserer aufgeklärten<br />

Gesellschaft mit der Religion halten. Der Programmpunkt Claudel und die Transzendenz umfasst Gespräche<br />

1


mit Claudel-ExpertInnen, AutorInnen und RegisseurInnen des Seidenen Schuhs sowie Previews mit <strong>dem</strong><br />

Ensemble.<br />

Eröffnet wird die Saison <strong>2012</strong>/13 am 11. Oktober mit der Neubearbeitung des ersten Tages, Die<br />

Die<br />

Glückspilger Glückspilger, Glückspilger von Thomas Arzt Arzt, Arzt<br />

Regie führt Gernot Gernot Grüne Grünewald Grüne Grünewald<br />

wald. wald Es folgt am 18. Oktober der zweite Tag,<br />

Wo Wo du du nicht nicht bist bist, bist in der Inszenierung von Mélanie Mélanie Huber Huber, Huber überarbeitet von Jörg Albrecht Albrecht. Albrecht<br />

Die<br />

Die<br />

Eroberung Eroberung der der Einsamkeit Einsamkeit ist der Titel der von Anja Hilling völlig überschriebenen dritten Folge, die<br />

am 1. November gezeigt und von Christine Eder inszeniert wird. Den Abschluss der Serie bildet am<br />

8. November der vierte Tag, Das Das Das Boot Boot der der Millionen Millionen in der neuen Fassung von Tine Tine Rahel Rahel Völcker Völcker und in<br />

der Regie von Pedro Pedro Martins Martins Martins Beja Beja. Beja<br />

Der Herbstspielplan der Serie bietet <strong>dem</strong> Publikum – abweichend <strong>vom</strong> gewohnten Serienrhythmus – neue<br />

Flexibilität: Sämtliche Teile werden – auch nach <strong>dem</strong> Start der nächsten Folge – noch einmal einzeln, aber<br />

darüber hinaus als Doppelvorstellungen aufeinanderfolgender Teile und, am 17. und 30. November, in<br />

einem barock ausufernden „Claudel-Marathon“, mit allen vier Folgen an einem Abend, gezeigt werden.<br />

Dabei werden nicht nur die Darsteller, sondern auch unser Publikum in eine andere Zeit und in ein<br />

achtstündiges Abenteuer entführt. In den Pausen wird das Publikum von der neuen Gastronomie in der<br />

Theaterbar auch kulinarisch unterhalten werden.<br />

In der zweiten Hälfte der Spielzeit widmet sich das Schauspielhaus mit drei Ur- und einer Österreichischen<br />

Erstaufführung ausschließlich der zeitgenössischen Dramatik. Gleich zwei AutorInnen inszenieren ihre <strong>vom</strong><br />

Schauspielhaus in Auftrag gegebenen Texte selbst: Im Jänner bringt Anne Habermehl die Uraufführung<br />

ihres eigenen Textes, Luft Luft aus aus Stein Stein, Stein auf die Bühne – mehr zur Zusammenarbeit mit Anne Habermehl lesen<br />

Sie auf <strong>Seit</strong>e 1<strong>3.</strong> Im April inszeniert Kevin Kevin Kevin Rittberger Rittberger sein neues Stück plebs plebs coriolan coriolan, coriolan nach Diesseits des<br />

Lustprinzips: Freud und die Folgen: Penis (2008/09), Kassandra oder die Welt als Ende der Vorstellung<br />

(2009/10), Kreisky – wer sonst?: Superkreisky (2010/11) und Puppen (2011/12) das fünfte Werk des<br />

Autors, das am Schauspielhaus Wien uraufgeführt wird. Die junge Regisseurin Lilja Lilja Rupprecht Rupprecht Rupprecht bringt im<br />

Februar die Uraufführung von Ich war nie da des ebenso jungen Schweizer Komödianten und Gewinners<br />

des Hans-Gratzer-Stipendiums 2010, Lukas Lukas Linder Linder, Linder auf die Bühne. Felicitas Felicitas Felicitas Brucker Brucker, Brucker bereits im fünften Jahr<br />

Hausregisseurin am Schauspielhaus, inszeniert im März die Österreichische Erstaufführung von Illusionen<br />

des russischen Autors Iwan Iwan Wyrypajew Wyrypajew, Wyrypajew dessen Stück Juli in der Spielzeit 2008/09 als deutschsprachige<br />

Erstaufführung am Schauspielhaus zu sehen war. Wyrypajew schrieb außer<strong>dem</strong> als Stückauftrag die erste<br />

Folge der Serie Die X Gebote, Karaoke-Box (2008/09).<br />

2


Paul Claudel<br />

Der Der Seidene Seidene Schuh<br />

Schuh<br />

oder<br />

oder<br />

Das Das Schlimmste Schlimmste trifft trifft nicht nicht nicht immer immer zu<br />

zu<br />

I. I. I. Tag Tag: Tag Die Die Glückspilger<br />

Glückspilger<br />

Mit: Gabriel von Berlepsch, Steffen Höld, Barbara Horvath, Katja Jung, Gideon Maoz, Max Mayer,<br />

Johanna Elisabeth Rehm, Thiemo Strutzenberger<br />

Bearbeitung: Thomas Arzt<br />

Regie: Gernot Grünewald<br />

Bühne: Daniela Kranz<br />

Kostüme: Marie-Luise Lichtenthal<br />

Premiere: 11. Oktober <strong>2012</strong><br />

Spanien Ende des 16. Jahrhunderts. Philipp II. regiert ein Reich, in <strong>dem</strong> die Sonne nie untergeht und<br />

entsendet Konquistadoren auf der Suche nach Gold- und Silberschätzen in die entlegensten Erdteile. Vor<br />

diesem Hintergrund entspinnt sich die Liebe zwischen Doña Proëza und Don Rodrigo, die jedoch in dieser<br />

Welt nicht gelebt werden darf: Proëza ist gefangen in einer Ehe mit <strong>dem</strong> alten Richter Don Pelayo, und<br />

Rodrigo <strong>vom</strong> König auserkoren, die Neue Welt zu erobern. Pelayo schickt Proëza nach Afrika, wo sie im<br />

Kampf gegen islamische Rebellen helfen soll. Beim Aufbruch opfert Proëza der Heiligen Jungfrau ihren<br />

seidenen Schuh, damit, „wenn ich versuche, mich ins Böse zu stürzen, es mit einem hinkenden Fuß sei“.<br />

Stolpersteine gibt es viele: Don Camillo, Abenteurer und Nihilist, hat ein Auge auf Proëza geworfen; Doña<br />

Musica, die aus Liebe zum König von Neapel durchgebrannt ist; und nicht zuletzt Proëzas Brief an Rodrigo,<br />

in <strong>dem</strong> sie ihn bittet, sie vor ihrer Abreise zu treffen... In einem Gasthaus unweit Barcelonas kommt es zum<br />

Kampf auf Leben und Tod!<br />

Thomas Arzt schreibt in seiner Bearbeitung des I. Tages poetische „Interventionen“ in hochmelodiöser,<br />

rhythmischer Sprache.<br />

3


Thomas Thomas Arzt Arzt<br />

Arzt<br />

geboren 1983 in Schlierbach, Oberösterreich. War Gasthörer an der Filmhochschule München und<br />

studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Germanistik, Philosophie und Psychologie an der<br />

Universität Wien. 2008 entstand sein erstes Theaterstück Grillenparz im Rahmen des Autorenprojekts<br />

stück/für/stück am Schauspielhaus Wien. Das Stück wurde mit <strong>dem</strong> von der Literar-Mechana gestifteten<br />

Hans-Gratzer-Stipendium ausgezeichnet und im April 2011 am Schauspielhaus Wien uraufgeführt, wo er in<br />

der Spielzeit 2010/11 als Hausautor arbeitete. Weiters erhielt er u.a. das Dramatikerstipendium der Stadt<br />

Wien sowie das Thomas-Bernhard-Stipendium am Landestheater Linz. Für sein Stück Alpenvorland wurde er<br />

<strong>2012</strong> mit <strong>dem</strong> Autorenpreis des 29. Heidelberger Stückemarkts ausgezeichnet.<br />

Gernot Gernot Grünewald Grünewald<br />

Grünewald<br />

geboren 1978 in Stuttgart. Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin<br />

sowie Studium der Schauspielregie an der Theateraka<strong>dem</strong>ie Hamburg. Inszenierungen: u.a.:<br />

hildesgardsgarten (2007, Kaltstart Hamburg), liebe 07 (2008, Kaltstart Hamburg), 10x15 ich (2008,<br />

Schauspielhaus Hamburg), auschwitz - eine reise (2009, 150% Made in Hamburg), penthesilea 1170ff<br />

(2009, Theateraka<strong>dem</strong>ie Hamburg), endstation wirklichkeit (2009, Theateraka<strong>dem</strong>ie Hamburg), täter - ein<br />

versuch über schuld (2009, Rangfoyer Schauspielhaus Hamburg), antigone (2010, Junges Theater,<br />

Göttingen), wund. es. heim. (2010, Kampnagel, Hamburg), die präsidentinnen (2011, Junges Theater,<br />

Göttingen), Lügensucht im Dienste der Ich-Erhöhung (<strong>2012</strong>, Residenztheater München), Schwarze Begierde<br />

(Herbst <strong>2012</strong>, Schauspiel Frankfurt).<br />

Am Schauspielhaus Wien inszenierte er Schubert – Eine Winterwanderung, Folge 2: Wohin? (1808-1818)<br />

frisch, doch nicht zu schnell.<br />

4


Paul Claudel<br />

Der Der Seidene Seidene Schuh<br />

Schuh<br />

oder<br />

oder<br />

Das Das Schlimmste Schlimmste trifft trifft nicht nicht nicht immer immer zu<br />

zu<br />

II. II. Tag: Tag: Wo Wo du du nicht nicht bist<br />

bist<br />

Mit: Gabriel von Berlepsch, Steffen Höld, Barbara Horvath, Katja Jung, Gideon Maoz, Max Mayer,<br />

Johanna Elisabeth Rehm, Thomas Reisinger, Thiemo Strutzenberger, Dolores Winkler<br />

Bearbeitung: Jörg Albrecht<br />

Regie: Mélanie Huber<br />

Bühne: Daniela Kranz<br />

Kostüme: Marie-Luise Lichtenthal<br />

Komposition: Pascal Destraz<br />

Liedtexte: Stephan Teuwissen<br />

Premiere: 18. Oktober <strong>2012</strong><br />

Der II. Tag im Claudel‘schen Welttheater zeigt den stark verwundeten Don Rodrigo als einen sich vor Liebe<br />

verzehrenden und fast zu Grunde gehenden Helden; Doña Proëza gesteht ihrem Mann Don Pelayo die<br />

Liebe zu <strong>dem</strong> Verletzten – und lässt sich aus Schuldgefühlen dazu hinreißen, im Auftrag des spanischen<br />

Königs den unkontrollierbaren Don Camillo im fernen Afrika zu entmachten und an seiner Statt den<br />

Oberbefehl über eine Festung in Mogador zu übernehmen und den scheinbar aussichtslosen Kampf gegen<br />

die Ausbreitung des Islam zu wagen. Claudel beschreibt Religion als Mittel zum Zweck (der Intrige, des<br />

Machterhalts, der Gier und der Kolonialisierung). Die entschieden moderne, immer wieder ironische<br />

Darstellung dieser dramatischen Ereignisse ermöglicht etwa den überraschenden Auftritt einer gegen den<br />

Autor selbst aufbegehrenden Figur. Die Tragödie nimmt dennoch ihren Lauf: Sogar die Liebe gilt <strong>dem</strong><br />

berechnenden Don Pelayo nur als Tauschwert. So tritt der desperate Don Rodrigo auf königliche Order die<br />

Reise nach Amerika an. Wird die Liebe siegen?<br />

Der deutsche Dramatiker Jörg Albrecht, dessen Hommage an Carol Reeds Film-noir-Klassiker Der dritte<br />

Mann, Harry Lime lebt! Und das in diesem Licht! am Schauspielhaus uraufgeführt wurde, übearbeitet den II.<br />

Tag.<br />

5


Jörg Jörg Albrecht<br />

Albrecht<br />

geboren 1981 in Bonn, lebt in Berlin. Studium der Literaturwissenschaft und Geschichte in Bochum und<br />

Wien, sowie Szenisches Schreiben an der uniT Graz; Promotion 2011 über Abbrüche in Prosa und<br />

Hörstücken. Neben seiner Tätigkeit als Autor bildet er gemeinsam mit <strong>dem</strong> Musiker Matthias Grübel die<br />

Band phonofix. Gemeinsame Konzerte, Videoperformances, Hörspiele. Albrechts Romane Drei Herzen<br />

(2006), Sternstaub, Goldfunk, Silberstreif (2008) und Beim Anblick des Bildes <strong>vom</strong> Wolf (<strong>2012</strong>) sind im<br />

Wallstein Verlag erschienen. Stücke: u.a. stell dir deinen Körper vor. Dirty Control 1 (UA 2008, Maxim<br />

Gorki Theater, Berlin, Regie: Ronny Jakubaschk) und Lass mich dein Leben leben! Dirty Control 2 (UA<br />

2009, Münchner Kammerspiele, Regie: Roger Vontobel). Als Teil des Theaterkollektivs copy & waste<br />

realisierte er u.a. am Maxim Gorki Theater Berlin die beiden Projekte Wir Kinder <strong>vom</strong> Hauptbahnhof<br />

(Lehrter Bahnhof) (2007) und Berlin Ernstreuterplatz (2009), Gropiopolis im Rahmen von X Wohnungen<br />

Neukölln am HAU Berlin (2008) und zuletzt Wasteler in Kooperation mit der Plattenvereinigung Berlin und<br />

<strong>dem</strong> Theater Chemnitz (2010). 2005 war er Preisträger bei „Open Mike“ der Literaturwerkstatt Berlin,<br />

2007 erhielt er den Literaturförderpreis NRW 2007, 2009 das New York-Stipendium des Deutschen<br />

Literaturfonds, 2010/11 war er als Stadtschreiber in Graz engagiert.<br />

Das Schauspielhaus brachte 2009/10 Harry Lime lebt! Und das in diesem Licht! in der Regie von Jan-<br />

Christoph Gockel zur Uraufführung.<br />

Mélanie Mélanie Huber<br />

Huber<br />

geboren 1981 in Zürich. 1998 bis 2005 Theaterregieausbildung bei Stephan Teuwissen. 2002 bis 2006<br />

Filmstudium an der Zürcher Hochschule der Künste (Schwerpunkt Regie und Drehbuch). 2009 bis 2011<br />

Regieassistentin am Schauspielhaus Zürich. Inszenierungen: u.a. Dunkel lockende Welt von Händl Klaus<br />

(2011, Schauspielhaus Zürich, nominiert als beste Nachwuchskünstlerin Regie durch Theater heute,<br />

Einladung ans Prager Theaterfestival deutscher Sprache), Apropos … Schwarze Spinne (2011, Junges<br />

Schauspielhaus Zürich), Kleist in Thun – Porträt des Künstlers als verzweifelter Kleist von Robert Walser<br />

(<strong>2012</strong>, Theater Stadelhofen Zürich).<br />

6


Paul Claudel<br />

Der Der Seidene Seidene Schuh<br />

Schuh<br />

oder<br />

oder<br />

Das Das Schlimmste Schlimmste trifft trifft nicht nicht nicht immer immer zu<br />

zu<br />

III. III. Tag: Tag: Die Die Eroberung Eroberung der der Einsamkeit<br />

Einsamkeit<br />

Mit: Gabriel von Berlepsch, Steffen Höld, Barbara Horvath, Katja Jung, Gideon Maoz, Max Mayer,<br />

Johanna Elisabeth Rehm, Thiemo Strutzenberger, Dolores Winkler<br />

Bearbeitung: Anja Hilling<br />

Regie: Christine Eder<br />

Bühne: Daniela Kranz<br />

Kostüme: Marie-Luise Lichtenthal<br />

Premiere: 1. November <strong>2012</strong><br />

Zehn Jahre sind vergangen. Als selbstherrlicher Vizekönig baut Don Rodrigo in der tropischen Hitze<br />

Mittelamerikas den Panamakanal. Zu seinem Gefolge gehören Doña Isabel und ihr Ehemann Don Ramiro,<br />

der von Rodrigo die Herrschaft über Mexiko bekommen hat, insgeheim aber hofft, dessen Nachfolger zu<br />

werden. Für Isabel und Ramiro ist klar: Rodrigo muss verschwinden. Und die beiden haben das Mittel, um<br />

dieses Ziel zu erreichen auch bereits in Händen: Sie sind im Besitz des berühmten Briefes an Rodrigo, in<br />

welchem Proëza ihn bittet, sie vor Camillo zu schützen. <strong>Seit</strong> zehn Jahren reist er ungeöffnet durch die Welt<br />

und ist mittlerweile eine Legende geworden. Wie erwartet bricht Rodrigo, als er den Brief schließlich erhält,<br />

sofort nach Mogador auf, um Proëza zu befreien. Als er mit seiner Flotte vor der afrikanischen Festung<br />

liegt, kommt es zum Gefecht mit Camillos Männern. Ein Unterhändler wird auf Rodrigos Schiff entsendet; es<br />

ist niemand anderer als Proëza. Endlich stehen sich die beiden Liebenden gegenüber. Ein Happy End<br />

scheint zum Greifen nah. Doch Proëza ist nicht allein an Bord gekommen…<br />

Unter <strong>dem</strong> Titel Die Eroberung der Einsamkeit hat Anja Hilling eine sehr sinnliche Überschreibung des III.<br />

Tages geschrieben. Ihr Stück der Garten wurde in der Spielzeit 2011/12 am Schauspielhaus uraufgeführt,<br />

in der Saison 2008/09 war die Österreichische Erstaufführung ihres Stücks Schwarzes Tier Traurigkeit in<br />

der Porzellangasse zu sehen.<br />

7


Anja Anja Hilling<br />

Hilling<br />

geboren 1975 in Lingen. Studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Stücke: u.a.<br />

Mein junges idiotisches Herz (UA 2005, Theaterhaus Jena), Monsun (UA 2005, Schauspiel Köln), Sterne<br />

(UA 2006, Bühnen der Stadt Bielefeld), Protection (UA 2006, Maxim Gorki Theater Berlin), Bulbus (UA<br />

2006, Burgtheater Wien), Engel (UA 2006, Münchner Kammerspiele), Sinn (UA 2007, Comédie de St.<br />

Etienne), Nostalgie 2175 (UA 2008, Thalia Theater Hamburg), Radio Rhapsodie (UA 2009, Thalia Theater<br />

Hamburg). 2005 wurde sie von Theater heute zur Nachwuchsautorin des Jahres gewählt. Am<br />

Schauspielhaus Wien inszenierte Tomas Schweigen 2008 die Österreichische Erstaufführung ihres Stücks<br />

Schwarzes Tier Traurigkeit. Im Dezember 2011 wurde ihr Stück der Garten als Auftragswerk für das<br />

Schauspielhaus Wien ebendort in der Regie von Felicitas Brucker uraufgeführt. Anja Hilling lebt als freie<br />

Autorin in Berlin.<br />

Christine Christine Eder Eder<br />

Eder<br />

geboren 1976 in Linz. Studium der Politikwissenschaft, Publizistik, Theaterwissenschaft und Philosophie an<br />

der Universität Wien sowie Schauspieltheaterregie am hfmt Hamburg. Inszenierungen u.a.: Kriegsmaschine<br />

von Nicolai Borger (2004, Thalia Theater Hamburg), Frosch von Hakon Hirzenberger und Harald Gebhartl<br />

(2005, Thalia Theater Hamburg, Gaußstrasse), Das kalte Herz nach <strong>dem</strong> Märchen von Wilhelm Hauff<br />

(2005, Kampnagel Hamburg), Antigone von Sophokles (2005, Thalia Theater Hamburg, Gaußstrasse),<br />

Leonce und Lena von Georg Büchner (2006, Theaterhaus Jena), Frühlings Erwachen von Frank Wedekind<br />

(2006, Münchner Volkstheater), Dantons Tod von Georg Büchner (2006, Theaterhaus Jena), Liliom von<br />

Fernec Molnár (2007, Münchner Volkstheater), Sonne, Wolke, Amerika von Bernhard Studlar (UA 2007,<br />

Schauspielhaus Graz), Der Zerrissene von Johann Nepomuk Nestroy (2007, Schauspielhaus Graz),<br />

Verbrennungen von Wajdi Mouawad (2008, Münchner Volkstheater), Titus Andronicus von William<br />

Shakespeare (2008, Schauspielhaus Bremen), Wie der Soldat das Grammophon reparierte nach Saša<br />

Staniši ć (UA 2008, Schauspielhaus Graz), Arsen und Spitzenhäubchen von Joseph Kesselring (2008,<br />

Schauspielhaus Graz), Eros nach Helmut Krausser (UA 2009, Münchner Volkstheater in Kooperation mit<br />

den Ruhrfestspielen Recklinghausen; 2010, eingeladen zum Radikal-jung- Festival in München), Das ewige<br />

Leben nach Wolf Haas (UA 2009, Schauspielhaus Graz), Die Orestie von Aischylos (2010, Münchner<br />

Volkstheater), Die Geierwally von Theresia Walser (2010, Theater Konstanz). Am Schauspielhaus Wien<br />

inszenierte sie 2010/11 die fünfte Folge von Kreisky – wer sonst: Der Sonnenkönig.<br />

8


Paul Claudel<br />

Der Der Seidene Seidene Schuh<br />

Schuh<br />

oder<br />

oder<br />

Das Das Schlimmste Schlimmste trifft trifft nicht nicht nicht immer immer zu<br />

zu<br />

IV. IV. Tag: Tag: Das Das Das Boot Boot der der Millionen Millionen<br />

Millionen<br />

Mit: Gabriel von Berlepsch, Veronika Glatzner, Steffen Höld, Barbara Horvath, Gideon Maoz, Max<br />

Mayer, Johanna Elisabeth Rehm, Thiemo Strutzenberger, Dolores Winkler<br />

Bearbeitung: Tine Rahel Völcker<br />

Regie: Pedro Martins Beja<br />

Bühne: Daniela Kranz<br />

Kostüme: Marie-Luise Lichtenthal<br />

Video: Jan Zischka<br />

Premiere: 8. November <strong>2012</strong><br />

Der IV. und letzte Tag von Claudels alle Konventionen sprengen<strong>dem</strong> Drama spielt Jahre später auf <strong>dem</strong><br />

Meer: Spaniens Armada ist vernichtend geschlagen, den heimkehrenden Seefahrern glückte weder Krieg<br />

noch Handel. Don Rodrigo, einstmals Welteroberer, vegetiert entmachtet und körperlich versehrt auf einem<br />

Kahn vor den Balearen, gibt sich der Produktion und <strong>dem</strong> Verkauf von Heiligenbildchen hin und phantasiert<br />

<strong>vom</strong> Frieden aller Völker. Das Angebot des spanischen Königs, Vizekönig von England zu werden, lehnt er<br />

ab. Die wild entschlossene Maria Siebenschwert, Tochter Doña Proëzas, zieht mit Don Juan d’Austria in die<br />

Schlacht gegen die Türken, tritt mit <strong>dem</strong> erbitterten Kampf gegen die Islamisierung das Erbe ihrer Mutter an<br />

und sucht in ausufernden philosophischen Debatten nach <strong>dem</strong> Sinnstiftenden menschlicher Existenz. Doch<br />

am Ende bleibt Don Rodrigo als ein am Leben Verzweifelter zurück, wird des Hochverrats angeklagt und<br />

wie am Jahrmarkt feilgeboten, so trifft er auf eine Ordensfrau... Was kann er sich erhoffen?<br />

Die deutsche Dramatikerin Tine Rahel Völcker überschreibt den letzten Teil des Seidenen Schuhs und macht<br />

so Differenz und Wiederholung von Geschichte(n) sowie die Aktualität der Transzendenz bei Claudel<br />

sichtbar. Die Österreichische Erstaufführung ihres Stücks Die Eisvögel war in der Saison 2008/09 im<br />

Schauspielhaus zu sehen.<br />

9


Tine Tine Tine Rahel Rahel Völcker<br />

Völcker<br />

geboren 1979 in Berlin. Studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. In der<br />

Spielzeit 2005/2006 war sie Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Stücke: u.a. Die Eisvögel (UA<br />

2004, Theater der Stadt Aalen), Fünf Kerzen für M., Kreuzotter (ausgezeichnet mit <strong>dem</strong> Förderpreis der<br />

Kulturstiftung der Dresdner Bank), Frau Vivian bestellt eine Coca (UA 2005, Nationaltheater Mannheim),<br />

Charlotte sagt: Fliegen (UA 2005, Nationaltheater Mannheim), Die Steppe (Auftragswerk für die<br />

Landesbühne Niedersachsen Nord, Wilhelmshaven, UA 2007 unter <strong>dem</strong> Titel Steppenglut), Die Höhle vor<br />

der Stadt in einem Land mit Nazis und Bäumen (UA 2007, Deutsches Nationaltheater Weimar), Agnes<br />

Braun (UA 2008, Maxim Gorki Theater Berlin), Albertz (UA Dezember 2008, Landesbühne Nord,<br />

Wilhelmshaven), eine Bühnenbearbeitung von Madame Bovary (UA 2011, Maxim Gorki Theater Berlin).<br />

Gemeinsam mit <strong>dem</strong> Regisseur Johannes Schmit erarbeitete Völcker für das Leipziger Centraltheater im<br />

Frühjahr 2009 unter <strong>dem</strong> Titel Kolonialhotel ein Projekt im Leipziger Hauptbahnhof, das in der Begegnung<br />

von Kunst und öffentlichem Raum die Auseinandersetzung mit der europäischen Kolonialgeschichte suchte.<br />

Am Schauspielhaus Wien fand im November 2008 die Österreichische Erstaufführung ihres Stücks Die<br />

Eisvögel statt.<br />

Pedro Pedro Martins Martins Beja<br />

Beja<br />

geboren 1977. 2006 bis 2010 Studium Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin.<br />

Inszenierungen u.a.: Berlin Alexanderplatz oder was (2008, Jurypreis des 100° Festivals), The Cocka Hola<br />

Porno LookALike nach Matias Faldbakken (2008), 4.48 Psychose von Sarah Kane (2009, eingeladen zum<br />

Körber Studio Junge Regie 2010 in Hamburg), Permanent Vacation – Fuck My Crisis (permanente vakation<br />

sollte meine krise ficken) nach Erich Kästner (2010, bat-Studiotheater), Die Kontrakte des Kaufmanns<br />

(2010, Schaubühne Berlin), Romeo und Julia nach William Shakespeare (2010, Landestheater Altenburg)<br />

und Berlin Calling nach <strong>dem</strong> gleichnamigen Film von Hannes Stöhr (UA 2011, Landestheater Altenburg)<br />

sowie Autofahrt ins All von Paul Wierbinski (UA <strong>2012</strong>, Staatstheater Mainz; 2011, Preis für beste Regie<br />

beim Wettbewerb Text trifft Regie).<br />

10


Anne Habermehl<br />

Luft Luft Luft aus aus Stein<br />

Stein<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Anne Habermehl<br />

Premiere im Jänner 2013<br />

Zwei Generationen einer Familie stellt Anne Habermehl in ihrem neuen Stück – einem Auftragswerk des<br />

Schauspielhaus Wien – gegenüber und entwirft ein Panorama europäischer Geschichte, das von der Zeit<br />

des Zweiten Weltkriegs bis in die unmittelbare Gegenwart reicht.<br />

Anne Habermehl hat ein Kammerspiel geschrieben, dessen Protagonisten allesamt Verwundete, Versehrte,<br />

Verstummte sind – sei es als Konsequenz der Historie oder individueller Lebensgeschichten. Letztendlich<br />

sind sie auch Vertriebene aus <strong>dem</strong>, was man einmal zärtlich Zuhause oder Heimat nennen durfte und<br />

konnte. Doch lässt sich so etwas wie Heimat in einem größeren gesellschaftlichen Kontext heutzutage<br />

überhaupt noch beschreiben? Wo und was ist unser Zuhause, und wie sieht unser Leben dort aus? Anne<br />

Habermehl diagnostiziert eine omnipräsente Versehrtheit, die bis hinein in unsere Fähigkeit über unsere<br />

gemeinsame Geschichte und unsere individuellen Geschichten zu sprechen wuchert; Wunden, die nicht<br />

heilen können, weil es an einer heilenden Sprache mangelt. Wie kann man etwas bewältigen – seien es<br />

die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs bei der einen Generationen oder ein alles verändernder Unfall bei<br />

der anderen – wenn die einzige Möglichkeit, damit fertig zu werden, dessen Negierung und Verschweigen<br />

zu sein scheint?<br />

Sich hier vorwärts bewegen, den Fuß aufsetzen, ist wie versehrtes Gebiet abtasten: die Zerstörung hat sich<br />

über die Zeit aus der Welt der Dinge, der Architektur, der Körper, ins Innere verlegt, ins Nicht-Sichtbare.<br />

Als hätten wir den äußeren Krieg gegen den inneren Krieg eingetauscht, als wären damit die Körper<br />

verschwunden, oder als sinnliches Erlebnis nicht mehr zugelassen, und die Spuren sind jetzt nicht außerhalb<br />

von, sondern in uns.<br />

Ich versuche mit Zärtlichkeit von „meinem“ Land zu sprechen, warum geht es nicht?<br />

Komme ich wirklich von dort? Wie kann ich von dort kommen, was ich nicht mag?<br />

Oder, von wo komme ich dann? Ich weiß nicht, wie ich diesen Riss, diese Schizophrenie, kleben könnte.<br />

Dieses Fehlen von Zärtlichkeit für die eigene Herkunft. Was ist das für ein Erbe, diese Schuld in der eigenen<br />

11


Geschichte? Das Zuhause nur als geografischen, nicht als inneren Ort zulässt? Es ist, als würden wir<br />

versteinerte Luft atmen.<br />

Und dann diese zweite Welt, die der „Globalisierung“. Die mir, weil ich auf diesem Teil der Erde geboren<br />

bin, erlaubt überall hinzureisen, überall zu sein, die Herkunft grundsätzlich negiert.<br />

Für beide Welten habe ich keine Sprache zur Verfügung, mit <strong>dem</strong> Anwachsen der Informationen kommt mir<br />

die Fähigkeit abhanden diese Welten zu beschreiben. Als wären Verstummen und Wortschwall ein und<br />

dasselbe. Was bleibt, ist eine leere Fläche im Gehirn, ein weißer Fleck. Wie nach einem Unfall. Mein<br />

Zuhause ist der Verlust von etwas, was ich nie besessen habe: Identität, Sprache. Wie grabe ich das<br />

wieder aus? Für den großen historischen Unfall, für den privaten Unfall, und für die globalisierte Welt?<br />

Vielleicht ist der nächste Schritt der in die Reha-Klinik, vielleicht kann der weiße Fleck dort neu beschrieben<br />

werden?<br />

Die Figuren in diesem Stück sind Vertriebene, vertrieben aus Orten der Zärtlichkeit. Sie sitzen wie Vögel in<br />

einem Käfig und schlagen mit den Flügeln. (Anne Habermehl)<br />

Anne Anne Anne Habermehl<br />

Habermehl<br />

geboren 1981 in Heilbronn. Studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Stücke:<br />

u.a. Letztes Territorium (UA 2008, im Rahmen der Autorentheatertage am Thalia Theater Hamburg;<br />

eingeladen zum Festival „Radikal jung“ am Münchner Volkstheater), Narbengelände (UA 2011 in eigener<br />

Regie bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin). 2008 Teilnehmerin des Dramatiker-<br />

Workshops des Theatertreffens Berlin und Preisträgerin des Werkauftrages. In der Spielzeit 2008/2009<br />

war sie Stipendiatin des Autorenlabors am Düsseldorfer Schauspielhaus und 2009 Teilnehmerin des<br />

Workshops bei Simon Stephens des Obrador d´estiu im Sala Beckett, Barcelona. Anne Habermehl lebt in<br />

Berlin.<br />

12


Andreas Andreas Beck Beck über über die die Zusammenarbeit Zusammenarbeit mit mit Anne Anne Habermehl<br />

Habermehl<br />

Erscheint in: Theater heute, Jahrbuch <strong>2012</strong><br />

Theater ist eine lokale Kunst. Schreiben eigentlich nicht. Theaterschreiben bestenfalls nicht. Dramatik will<br />

und soll grundsätzliche Fragen stellen. In Zeiten vielschichtiger Förderungen zeigt sich mitunter, dass das<br />

Schreiben lokale Verortung erfährt, was lokale inhaltliche Bindungen ergibt. Immer öfter ist nicht nur das<br />

Theater und sein Ensemble, sondern die Metropole oder der Landstrich, samt seiner kulturhistorischen<br />

Komplexität, Matrize für Stückaufträge. Gelegentlich erweist sich diese Ortsanbindung als Problem, weil<br />

sehr lokal gedacht und nur örtlich recherchiert oder zu national eingebettet wurde.<br />

In Österreich stellt sich nicht selten die Frage, ob ein Text zu „deutsch“, also zu Deutschlandspezifisch ist.<br />

Das scheint nur im allerersten Moment kurios: Wir alle wissen, dass die gemeinsame Sprache die<br />

eigentlichen Unterschiede markiert, das Trennende an sich darstellt. Manche Stücke bleiben für ein<br />

österreichisches Publikum zu stark an der Alltagserfahrung der deutschen Nachbarn kleben und lassen sich<br />

gar nicht oder kaum auf den österreichischen Kontext übertragen. Piefkinesisch schimpft das Herr oder Frau<br />

Österreicher. Diese Tatsache hat uns am Wiener Schauspielhaus immer wieder heftig diskutieren lassen: Ist<br />

dieses Stück oder jene/r AutorIn trotz<strong>dem</strong> zu spielen: piefkinesisch oder nicht?!<br />

<strong>Seit</strong> vier Jahren stehen wir in einem intensiven Kontakt zu Anne Habermehl. Bisher scheiterte die<br />

Zusammenarbeit aus den oben beschriebenen themenspezifischen Unterschieden. Unsere Zeit des<br />

Kontakthaltens war aber trotz der vergeblichen Versuche produktiv. Wir luden Anne Habermehl wiederholt<br />

zur Zusammenarbeit und nach Wien ein: Anne schaute, assistierte, arbeitete mit, flanierte und erkundete<br />

die ihr unbekannten Theater und die Stadt. Jetzt schreibt Anne Habermehl für das Schauspielhaus, aber<br />

sicher nicht bloß für Wien.<br />

Schnitt. Anne Habermehl breitet ihre Notizen aus und erzählt von der Themensuche, berichtet, wie sich ein<br />

Thema in ihren Gedanken kristallisiert und ein langes Heranschreiben und Recherchieren für ein Thema<br />

beginnt. Sie schreibt Texte, Dialoge, Figuren und Szenen, immer wissend, dass diese noch nicht das Stück<br />

sein werden, sie aber in die Welt des neuen Stücks – zum Kern – heranführen. Am Anfang dieses neuen<br />

Stücks stand eine Radiomeldung: Wegen der geplanten Olympischen Spiele in München sollten bayerische<br />

Bauern um Land und Hof gebracht, sollten enteignet werden. Wiesen und Felder sollten <strong>dem</strong> zweiwöchigen<br />

Olympia-Zirkus weichen, Gewachsenes einem Event. Wirtschaftliche Rendite und die Zukunft fest im Blick,<br />

drohte die Verunstaltung einer Kulturlandschaft für Sportstätten. Ein Gedanke setzt sich in Anne Habermehl<br />

fest: Was ist, was gilt ein Zuhause? Was heißt, Zuhause zu sein oder ein solches benennen zu können?<br />

Gibt es ein allgemeines, gesellschaftliches Gefühl, ein Übereinkommen über Klassen und Grenzen hinweg,<br />

13


was Zuhause oder – größer gefasst – Heimat sein könnte? Wo bin ich zu Haus’, wie bin ich daheim? Wo<br />

leben wir... und vor allem: wie? Versehrt, sehr versehrt, verletzt und vernarbt, war Anne Habermehls<br />

Erkenntnis.<br />

Anne Habermehl begann diese Gedanken fortzuspinnen und recherchierte nach Texten und Bildern, in der<br />

Geschichte und nach Geschichten. Ein Bild, oder genauer ein Bilderreigen, ging Habermehl nicht mehr aus<br />

<strong>dem</strong> Sinn: die versehrten und physisch wie psychisch verstümmelten Frauen, Männer und Kinder am Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs. Wie wurde darüber gesprochen, wie wurde sie ausgedrückt, die eigene<br />

Versehrtheit, wie wurde sie empfunden, diese körperliche und seelische Verkrüppelung nach ungeahnten<br />

Gewaltexzessen, angesichts Millionen von Opfern, das eigene Überleben in einem Meer aus Gewalt und<br />

Tod? Welche Wunden an Geist und Körper hatten die Überlebenden erlitten, wie sprachen sie darüber,<br />

wie besprachen sie ihre Trauer? Besprach man die Narben, die Verkrüppelungen, das Leid und die<br />

Hoffnungen auf einen europäischen Neuanfang? Das wird die erste Ebene eines Stücks sein, das sich in<br />

Aufzeichnungen und Gedanken abzuzeichnen begann.<br />

Wie stellt man unsere Zeit dieser Szenerie gegenüber? Auf einer zweiten Ebene, in einem zweiten Akt,<br />

geschieht ein Unfall, ein schwerer Unfall, wiederum und doch ganz anders von einem großen Verlust<br />

markiert. Auch hier entkommen Menschen höchst versehrt, gebrandmarkt <strong>dem</strong> Schicksalsschlag. Wie<br />

spricht man im ganz Privaten über Schuld und Wunden?<br />

In zwei Generationen werden Unfälle, Überfälle und Übergriffe in das Private, Persönliche und Intime<br />

untersucht. Dabei ist die Frage nach <strong>dem</strong> Überwinden, <strong>dem</strong> Besprechen und Sprechen über die Leerstelle,<br />

die für den Rest der Tage bleibt, die Kernfrage. Welche Sprache finden wir für den Verlust, die eigene oder<br />

fremde Beschädigung? Es heißt, am Ende des Zweiten Weltkriegs hätte es in Europa eigentlich kein<br />

Sprechen, sondern nur mehr Stottern geben müssen. Im stotternden Sprechakt wird die ganze Brüchigkeit<br />

unserer auf Sprache ausgerichteten Welt fühlbar, wenn der Sprechfluss ins Stocken gerät, scheint die<br />

Übereinkunft von Sprache erfahrbar.<br />

Es geht um einen historischen und um einen individuellen blinden Fleck in Anne Habermehls neuem Stück:<br />

Geschichte und persönliche Lebensgeschichten geraten an einen Punkt, wo Sprechen endet, Sprache<br />

verdorrt. Was kommt nach <strong>dem</strong> Schweigen, vor <strong>dem</strong> Verstummen?<br />

Anhand einer Familie und zweier Generationen spielt Anne Habermehl eine europäische Geschichte durch.<br />

Es ist eine kleine, eigene Geschichte, die bestenfalls zur Parabel werden kann, in der die Recherche nach<br />

einer dramatische Form sucht und nicht das Recherchieren bereits Anlass und Inhalt eines Theaterabends<br />

bildet. Das Ziel ist ein Kammerspiel, das vor <strong>dem</strong> Hintergrund der Geschichte und Kultur zweier Länder ein<br />

14


gegenwärtiges, europäisches Grundgefühl zu beschreiben versucht. „Luft aus Stein“, so der Arbeitstitel,<br />

Anne Habermehl inszeniert die Uraufführung im Jänner am Schauspielhaus Wien.<br />

15


Lukas Linder<br />

Ich Ich war war nie nie da<br />

da<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Lilja Rupprecht<br />

Premiere im Februar 2013<br />

Der junge Schweizer Dramatiker Lukas Linder nahm in der Spielzeit 2009/10 am Schauspielhaus-<br />

Autorenförderprogramm stück/für/stück teil und gewann für seine in diesem Rahmen entwickelte Arbeit Ich<br />

war nie da das von Literar-Mechana gestiftete Hans-Gratzer-Stipendium. Ich war nie da ist eine Komödie,<br />

die in halsbrecherischem Tempo und mit viel Situationskomik den Leidensweg seiner Protagonistin skizziert:<br />

Fandra Fatale, die allen lediglich als Projektionsfläche dient – als „wäre sie nie da“ –, taumelt durch ihre<br />

persönliche Via dolorosa, von Freunden wie Familie eingeengt und domestiziert, einem Erwartungsdruck<br />

zwischen konformer Lebensführung und konventionellem Familienidyll ausgesetzt. Dabei bedient sich Linder<br />

des populären Motivs des Theaters-am-Theater, in<strong>dem</strong> er eine Szene, die zum strukturierenden Element<br />

dieses Stücks avanciert, zahllose Male wiederholt und variiert, in der die Protagonisten für einen<br />

Theaterabend proben, den sie schließlich zur Aufführung bringen. Doppelbödig beschreibt der Autor dabei<br />

auch die instabilen Verhältnisse am Theater und schlägt aus den traditionellen Fragen nach der Qualität<br />

von (Laien-)Schauspiel, nach Regiekarrieren, Autorenschaft und Genieverdacht und nach der Verwechslung<br />

des Bühnengeschehens mit <strong>dem</strong> richtigen Leben sowie der Flucht aus <strong>dem</strong> Alltag in die Realität der<br />

Theaterarbeit einiges an Witz. Eine kauzige Komödie eines jungen Komödianten.<br />

Am Anfang der Geschichte steht eine wundersame Rettung. Kurz vor <strong>dem</strong> Sprung ins Nichts wird Fandra<br />

Fatale noch einmal ins Leben zurückgeholt. Doch schon bald erweist sich diese Rettung als trügerisch. Die<br />

Flucht in bessere Umstände will Fandra nicht gelingen, da die Mittel zu dieser Flucht von eben diesen<br />

Menschen bereitgestellt werden, vor denen sie fliehen will. Ein Teufelskreis entsteht, der vielleicht mit einer<br />

tiefbürgerlichen Angst zu tun hat: Die Angst vor Veränderung, die Angst davor, sich zu entscheiden, weil<br />

jede Veränderung mit Selbstverlust und <strong>dem</strong> Sturz ins Bodenlose assoziiert wird. Das Bodenlose ist die<br />

Hölle. Warum dann also nicht in den Himmel fallen? Doch als Fandra das Fliegen lernt, wird diese<br />

wundersame Gabe von ihrem Umfeld mit größter Gleichgültigkeit, ja mit Zynismus wahrgenommen. Fliegen<br />

ist pathologisch. Wie alles Wundersame am Menschen pathologisch wäre. Käme heut einer des Weges<br />

16


und würde die Wahrheit Gottes offenbaren, man würde ihm so rasch wie möglich das Zwangsjäckchen<br />

anziehen. In diese Richtung gehen auch die Betonschuhe, die Fandra zu tragen verordnet werden, nämlich<br />

dass es Normalität nicht gibt, dass sie immer erst erzwungen werden muss. Dass diese Zwingkraft von<br />

Sprache ausgeht, habe ich in <strong>dem</strong> Stück, so scheint es mir heute, bis ins Bescheuerte hinein zu zeigen<br />

versucht. (Lukas Linder)<br />

Lukas Lukas Linder<br />

Linder<br />

geboren 1984 in der Nähe von Zürich. Studium der Germanistik und der Philosophie an der Universität<br />

Basel. 2008 Teilnahme am „Autorenlabor“ des Düsseldorfer Schauspielhauses unter der Leitung von<br />

Thomas Jonigk. Stücke: Das Traurige Schicksal des Karl Klotz, Die Trägheit (2009 ausgezeichnet mit <strong>dem</strong><br />

Jury- und Publikumspreis des „Autorenlabors“ am Düsseldorfer Schauspielhaus, UA Juni 2010, Düsseldorfer<br />

Schauspielhaus), Der Bären wilde Wohnung (UA Herbst <strong>2012</strong>, Stadttheater Schaffhausen und Theater<br />

Konstanz). 2009 gewann er den Kulturförderpreis der IBK für die Kurzgeschichtenreihe Das Haus der<br />

kleinen Leute, 2011/12 Hausautor am Theater Biel-Solothurn.<br />

In der Spielzeit 2009/10 nahm er am Autorenprojekt stück/für/stück am Schauspielhaus Wien teil und<br />

wurde für Ich war nie da mit <strong>dem</strong> von der Literar-Mechana gestifteten Hans-Gratzer-Stipendium<br />

ausgezeichnet.<br />

Lilja Lilja Rupprecht<br />

geboren 1984 in Hamburg. Studiert derzeit im vierten Studienjahr Regie an der Hochschule für<br />

Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Vier Jahre Tätigkeit als Regieassistentin am Thalia Theater in Hamburg.<br />

Inszenierungen: u.a. Juni Juli August von Luise Rist (2007, Thalia Theater Hamburg, Gaußstraße), Harold<br />

und Maude von Colin Higgins (2009, Thalia Theater Hamburg, Gaußstraße), Die Legende <strong>vom</strong> 60/40<br />

Gemisch (2010, Deutsches Theater Berlin, Box+Bar), Blinde Punkte, Sterne von Mathilda Onur (UA 2011,<br />

Deutsches Theater Berlin, Box+Bar) sowie Lenz von Georg Büchner (Winter <strong>2012</strong>, Deutsches Theater<br />

Berlin, Box+Bar).<br />

Am Schauspielhaus Wien entwarf sie in der Spielzeit 2007/08 die Kostüme für Die Kaperer oder Reiß<br />

nieder das Haus und erbaue ein Schiff von Philipp Löhle und realisierte im Februar 2011 die Folge 7: Der<br />

Bundeskanzlerabonnent der Serie Kreisky – wer sonst?<br />

17


Iwan Wyrypajew<br />

Illusi Illusionen Illusi onen<br />

ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Felicitas Brucker<br />

Premiere im März 2013<br />

Zwei Frauen und zwei Männer treten auf. Sie sind, so Iwan Wyrypajew, nur auf die Bühne gekommen, um<br />

<strong>dem</strong> Publikum die Geschichte von zwei Ehepaaren zu erzählen, nämlich die von Danny und Sandra, Albert<br />

und Margret, alle über 80 und seit mehr als 50 Jahren verheiratet. Jeder dieser vier ringt am Lebensende<br />

um einen letzten Moment der Wahrhaftigkeit und besinnt sich auf das, was im Leben das Wesentlichste<br />

war: die Liebe. Und so beginnt ein Reigen von romantischen, aber auch trügerischen Liebeserklärungen, in<br />

dessen Verlauf alle Gewissheiten, welche die vier, aber auch die Zuseher, über die existentiellen Dinge –<br />

Liebe und Tod, Wahrheit und Lüge – zu haben glaubten, ausgehebelt werden. Meisterlich verschachtelt<br />

Iwan Wyrypajew Erzähl- und Darstellungsebenen und führt alle Beteiligten in ein Spiegelkabinett, in <strong>dem</strong><br />

wir gezwungen sind, Abschied zu nehmen von eindeutigen Klarheiten und glatten Erzählungen, und unsere<br />

Konzepte von Liebe und Wahrheit in Frage zu stellen. Realitäten werden zu Schimären; wir sind umringt<br />

von Illusionen, deren größte die Liebe ist, die dennoch alles erfüllt.<br />

Iwan Wyrypajew stellt seinem Stück ein Zitat aus L’Illusion Comique (1636) von Pierre Corneille voran: In<br />

allen Einzelheiten werd ich Euch seine Liebesabenteuer unterbreiten. Habt Ihr indes genügend<br />

Selbstvertrauen, um Euch in einem Gaukelspiel sein Leben anzuschauen, dann kann es sich in seinem Auf<br />

und Ab entfalten in Trugbildern, die sich geben wie leibhaftige Gestalten. Iwan Wyrypajew treibt<br />

Corneilles Methode der Manipulation des Zuschauers anhand theatraler Mittel auf die Spitze: Die Mythen<br />

der Liebe werden gnadenlos und grausam hinterfragt und auseinandergenommen. Die Zuschauer werden<br />

insofern Teil der Handlung, als sie beständig abwägen müssen, welcher Narration man trauen kann oder<br />

nicht, um sich nicht in einem Labyrinth der Erzählungen zu verirren, so wie sich Danny, Sandra, Albert und<br />

Margret in ihrem Leben verlaufen haben.<br />

Liebe ist ein Konstrukt, kann man als aufgeklärter Mensch behaupten. Ist Liebe doch nichts anderes als eine<br />

komplexe Abfolge von Geschichten, die wir uns und den anderen erzählen. Wie ist vor diesem Hintergrund<br />

und angesichts der Tatsache, dass die romantische Liebe, so wie sie am Ende des 18. Jahrhunderts<br />

erfunden und definiert wurde, sich als pure Illusion erweist, ein gegenwärtiger Liebesdiskurs zu führen? Und<br />

wir fragen uns mit Iwan Wyrypajews Figuren, sollte es nicht wenigstens irgendetwas Beständiges geben in<br />

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diesem sich wandelnden Universum? Doch das Leben lässt sich nicht als stringente Geschichte erzählen;<br />

jede angenommene Wahrheit ist immer Produkt einer Entscheidung, jede Erinnerung wird von der eigenen<br />

Subjektivität gespeist. Unsere Identität wird am Ende nicht geformt von Lebensdaten, sondern von Gefühlen.<br />

Wenn Liebe aber ein Konstrukt und infolgedessen eine Illusion ist, sind dann nicht Liebe und Wahrheit – die<br />

zentralen Begriffe in Iwan Wyrypajews Stück – unvereinbar? Oder ist diese Konstruiertheit gerade das, was<br />

sie eint? Der französische Philosoph Alain Badiou beschreibt in Lob der Liebe (Éloge de l‘Amour, 2009) die<br />

Liebe als einen Wahrheitsprozess, der von einer subjektiven Erfahrung, einem Zufall, hinführt zu einem<br />

universellen Wert. Alain Badious Definition von Wahrheit kann als Maxime zu Iwan Wyrypajews Stück<br />

gelesen werden: Wahrheit ist eine Konstruktion, die auf das Ereignis folgt. Das Beispiel der Liebe ist das<br />

Eindeutigste. Es beginnt mit einem Zusammentreffen, das nicht kalkulierbar ist, aber am Ende erkennt man,<br />

was es war.<br />

Iwan Iwan Wyrypajew<br />

Wyrypajew<br />

geboren 1974 in Irkutsk, Sibirien. Schauspieler, Autor, Regisseur. 2005 gründete er zur Förderung junger<br />

Autoren in Moskau die Agentur „Bewegung Sauerstoff“. Stücke: u.a. Träume, Sauerstoff und Genesis Nr. 2.<br />

2006 stellte er beim Filmfest in Venedig sein Kinodebüt Euphorie vor. Sein Monolog Juli wurde 2007 in<br />

Moskau uraufgeführt und war im Rahmen der Wiener Festwochen 2008 am Schauspielhaus Wien zu Gast.<br />

Am Schauspielhaus Wien fand zu<strong>dem</strong> im Oktober 2008 die deutschsprachige Erstaufführung von Juli in<br />

der Regie von Florian Flicker statt. In der Spielzeit 2009/10 wurde sein Stück Karaoke-Box als Folge 1 der<br />

Serie Die X Gebote aufgeführt.<br />

Felicitas Felicitas Brucker<br />

Brucker<br />

geboren 1974 in Stuttgart. Studierte Theaterwissenschaft, Literatur und Kommunikationswissenschaft in<br />

München und absolvierte ein Regiestudium am Goldsmiths College, London. Arbeiten: u.a. an den<br />

Münchner Kammerspielen, am Theater Freiburg, am schauspiel hannover, am Thalia Theater Hamburg, am<br />

Maxim Gorki Theater Berlin, am Deutschen Theater Berlin und am Nationaltheater Athen. Inszenierungen:<br />

u.a. Engel von Anja Hilling (UA 2006, eingeladen zum Festival „Radikal jung“ in München), Urfaust von<br />

Johann Wolfgang von Goethe (2008), Amoklauf mein Kinderspiel von Thomas Freyer (2008), Lilja 4-ever<br />

nach <strong>dem</strong> gleichnamigen Film von Lukas Moodysson (2008), Herztier nach Hertha Müller (UA 2009),<br />

Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre (2009) und Orestie nach Aischylos (2009). 2007 erhielt sie<br />

den Förderungspreis für Darstellende Kunst des Kunstpreises Berlin. <strong>Seit</strong> der Spielzeit 2009/10 ist Felicitas<br />

Brucker Hausregisseurin am Schauspielhaus Wien und inszenierte hier hamlet ist tot. keine schwerkraft (UA<br />

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2007) und faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete (UA 2009) von Ewald Palmetshofer,<br />

Kassandra oder die Welt als Ende der Vorstellung von Kevin Rittberger (UA 2010), Karaoke-Box von Iwan<br />

Wyrypajew (UA 2010) im Rahmen der Serie Die X Gebote, tier. man wird doch bitte unterschicht (ÖE<br />

2010) und Körpergewicht. 17% (ÖE 2011) von Ewald Palmetshofer sowie der Garten von Anja Hilling<br />

(UA 2011).<br />

20


Kevin Rittberger<br />

plebs plebs coriolan<br />

coriolan<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Kevin Rittberger<br />

Premiere im April 2013<br />

Der Menschenbauch besitzt als Sinnbild politische Sprengkraft: Es erzählt von den Revolutionen des Darms<br />

und <strong>dem</strong> Uneigennutz des Magens, von der <strong>dem</strong>okratischen Verteilung aller verfügbaren Energien und der<br />

doch unstillbaren Angst vor Stau, Durchbruch und Austritt von Abfall und Dreck.<br />

Kevin Rittberger geht in plebs coriolan – einer Auftragsarbeit für das Schauspielhaus Wien – auf dieses Bild<br />

zurück, das aus einer Erzählung stammt, die vor gut 400 Jahren von Ereignissen berichtete, die zwei<br />

Jahrtausende davor stattgefunden haben sollen: William Shakespeares Drama Coriolanus dreht sich um<br />

einen römischen Elite-Kämpfer mit politischer Ambition, der als Kriegsheld die Plebejer für seine Zwecke erst<br />

zu nutzen sucht, sich bald schon kriegerisch gegen sie wendet – und schließlich über seine eigenen<br />

strategischen Hakenschläge und <strong>Seit</strong>enwechsel in den Untergang stürzt.<br />

Kevin Rittberger legt mit plebs coriolan keine Adaption im Sinne einer „Aktualisierung“ vor, vielmehr eine<br />

strukturelle Neuformulierung ohne Kriegsheroismus und Erobererpose; er bietet Ideenmaterial für eine Ära<br />

der fehlgeleiteten Demokratien, für eine Zeit, in der die alten Fronten zwischen Arm und Reich sich neu<br />

verhärtet haben. In plebs coriolan wird von ausrangierten Körpern und zerfallenden Häusern, von der<br />

Immobilienkrise und Zwangsversteigerungen, von Aufstiegslust und Delogierung die Rede sein, aber auch<br />

von Machtgewinn und Machterhalt in Militär, Finanz und Industrie.<br />

Den Plebs-Begriff unterzieht Kevin Rittberger dabei einer intensiven Re-Lektüre: Er analysiert „das Volk“ als<br />

Bauch und Bodensatz, als Organismus, dessen Inneres unter <strong>dem</strong> Druck der Verhältnisse gleichsam nach<br />

außen zu drängen droht – und dessen unkontrollierbares anarchistisches Potenzial bei denen, die noch<br />

etwas zu verlieren haben, für nackte Panik sorgt. Aber das Volk kennt sich, weil es kaum organisiert ist,<br />

selbst nicht mehr, und von der Macht, die es entfesseln könnte, hat es allenfalls eine vage Ahnung.<br />

Rittberger nimmt in plebs coriolan jene Gesellschaftskonzepte auf, die Shakespeare einst nur skizziert, zur<br />

späteren Feinzeichnung hingeworfen und freigegeben hat: Die schon bei Shakespeare thematisierte<br />

„Multitude“ ist eine in ihrer Diversität unzähm- und unbezwingbare Größe – wovon übrigens auch der<br />

späte Bertolt Brecht zwischen 1951 und 1953 Bericht erstattete, der in einer unvollendet gebliebenen<br />

21


Coriolanus-Bearbeitung sein Misstrauen gegen die Unersetzlichkeit des Heldenindividuums am Theater<br />

formulierte.<br />

In plebs coriolan versucht Rittberger, das Wutproletariat neu auszuleuchten. Er kommentiert so auch den<br />

aktuellen Grundsatz der politischen Weltmächte, nach <strong>dem</strong> es gerade in den ethisch brisantesten Fragen<br />

leider keine Alternative gebe, nur den Willen zum Erstschlag und den Zwang zur kriegerischen Handlung.<br />

Gegen diesen Defätismus tritt Rittberger an. Es gibt, wenn man die Dinge dreht und wendet, immer eine<br />

Alternative.<br />

Ach ja, Betroffenheit, an diesem Ort, ein Mann kam herbei, ein mächtiger Abgesandter, und trug diese<br />

fabelhafte Bauchmetapher vor, die bis heute unwidersprochen ist. Es sei doch alles gut so wie es sei. Und<br />

wenn es anders sei, sei das ja falsch, schädigend für den Gesamtorganismus. Vom runden Bauch würde<br />

schon was nach unten sickern, zum kleinen Zeh. Gesund sei das und natürlich. Als Körperpolitik schluckte<br />

man das hier, als Biopolitik verweigerte man das woanders.<br />

Jetzt fragen sie ihn noch mal, die Altertümer, Untümer und kleinen Zehen, fragen ihn vielleicht zum letzten<br />

Mal. Also sprechen sie und diesmal nicht mit <strong>dem</strong> Vertreter: Coriolan, unsere ruhelosen Beine zittern in den<br />

ungepflegten Häusern, wie Aale! Zuckt auch was in den anderen Körpern, ist da irgendjemand unter<br />

Strom? Coriolan, achtest du darauf, dass wir nicht wollen, was wir nicht wollen? Gibst du ihn frei, den<br />

Kollektivplural? Wir geben dir keine Stimme, aber gib du uns deine!<br />

„Die Macht des Volkes ist nicht die Macht der versammelten Bevölkerung, die seiner Mehrheit oder die der<br />

Arbeiterklasse. Sie ist einfach nur die Macht, die denjenigen eigen ist, die weder zum Regieren bestimmt<br />

sind, noch zum Regiertwerden.“ (Jacques Rancière)<br />

plebs plebs plebs plebs coriolan coriolan coriolan coriolan wird versuchen, die Plebs neu auszuleuchten, hier und dort, vor allem aber da, wo kein<br />

Scheinwerfer gewesen sein wird. (Kevin Rittberger)<br />

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Kevin Kevin Kevin Rittberger<br />

Rittberger<br />

geboren 1977 in Stuttgart, Autor und Regisseur. 2010 erhielt er den Kurt-Hübner-Preis für Regie, 2011:<br />

Nominierung für den Mülheimer Dramatikerpreis, <strong>2012</strong>: Jürgen Bansemer und Ute Nyssen Dramatiker<br />

Preis. Inszenierungen u.a.: Wer sich traut reisst die Kälte <strong>vom</strong> Pferd von Alexander Kluge (2011,<br />

Residenztheater München), sein eigenes Stück Lasst euch nicht umschlingen ihr 150000000! (<strong>2012</strong>,<br />

Schauspiel Frankfurt, uraufgeführt bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen).<br />

Am Schauspielhaus Wien inszenierte er in der Spielzeit 08/09 die neunte Folge von Diesseits des<br />

Lustprinzips: Freud und die Folgen: Penis, 2009/10 wurde sein Stück Kassandra oder die Welt als Ende<br />

der Vorstellung in der Regie von Felicitas Brucker uraufgeführt (eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen<br />

2011). 2010/11 inszenierte er die sechste Folge von Kreisky – wer sonst?: Superkreisky. In der Spielzeit<br />

2008/09 nahm er am Autorenprojekt stück/für/stück am Schauspielhaus Wien teil und wurde für Puppen<br />

mit <strong>dem</strong> von der Literar-Mechana gestifteten Hans-Gratzer-Stipendium ausgezeichnet. Die Uraufführung von<br />

Puppen fand im Oktober 2011 im Schauspielhaus statt.<br />

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Neue Neue Ensem Ensemblemitglieder Ensem blemitglieder des des Schauspielhauses<br />

Franziska Franziska Franziska Hackl Hackl und Barbara Barbara Horvath Horvath, Horvath die bisher als Gäste am Haus engagiert waren, ergänzen neben<br />

Gideon Gideon Maoz Maoz das nunmehr neunköpfige Ensemble des Schauspielhauses.<br />

Nicola Nicola Kirsch Kirsch kehrt ab Jänner 2013 aus ihrer Babypause zurück. Vincent Vincent Glander Glander, Glander<br />

Ensemblemitglied seit<br />

2007, ist künftig nur mehr Gast in der Porzellangasse und spielt ab dieser Spielzeit am Schauspiel<br />

Frankfurt.<br />

Franziska Franziska Hackl<br />

Hackl<br />

geboren 1983 in Wien. Studierte Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien. Anschließend<br />

Ensemblemitglied am Staatstheater Mainz. Dort u.a. Onkel Wanja von Anton Tschechow (2007, Regie:<br />

Matthias Fontheim), Die Jungfau von Orleans von Friedrich Schiller (2007, Regie: Schirin Khodadadian),<br />

Tristan und Isolde nach Gottfried von Straßburg (2008, Regie: Martin Oelbermann) und Peer Gynt von<br />

Henrik Ibsen (2008, Regie: Philip Tie<strong>dem</strong>ann). Weitere Engagements u.a. an den Hamburger<br />

Kammerspielen, Theater am Kurfürstendamm in Berlin und Theater in der Drachengasse in Wien.<br />

Zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen. 2007 war sie von Theater heute als beste Nachwuchs-<br />

schauspielerin nominiert. Am Schauspielhaus Wien war sie in der Spielzeit 2010/11 im Rahmen der<br />

Präsentation von stück/für/stück zu sehen und übernahm von der erkrankten Katja Jung ihre Rollen in Die<br />

Überflüssigen von Philipp Löhle. Für Ihre Rolle der Flora in Grillenparz (UA 2010/11, Schauspielhaus<br />

Wien) von Thomas Arzt wurde sie 2011 mit <strong>dem</strong> Nestroy-Preis in der Kategorie Bester Nachwuchs<br />

ausgezeichnet. In der Spielzeit 2011/12 übernahm sie am Schauspielhaus Wien die Karenzvertretung von<br />

Nicola Kirsch in der Garten (UA 2011/12) von Anja Hilling (Regie: Felicitas Brucker) und Wenn die<br />

Kinder Steine ins Wasser werfen (UA 2011/12) von Xaver Bayer (Regie: Christine Gaigg) und war in<br />

Makulatur (UA 2011/12) von Paulus Hochgatterer (Regie: Barbara-David Brüesch) zu sehen. <strong>2012</strong>/13<br />

spielt sie in Luft aus Stein, geschrieben und inszeniert von Anne Habermehl.<br />

Barbara Barbara Horvath<br />

Horvath<br />

geboren 1973 in Oberwart. Studium an der Schauspielschule des Wiener Volkstheaters. Theater<br />

(Auswahl): ARM:MUT nach Anton Wildgans (2008, TAG, Regie: Karl Wozek), Casanova von Paulus<br />

Hochgatterer (2008, Sommerspiele Melk, Regie: Alexander Hauer), Der junge Tell von Gregor Barcal und<br />

Alex Scheurer (Rabenhoftheater, Regie: Roman Freigassner), Die Nibelungen von Friedrich Hebbel (2007,<br />

Sommerspiele Melk, Regie: Alexander Hauer), Herr Puntila und sein Knecht Matti von Bertolt Brecht (2006,<br />

Ensembletheater, Regie: Dieter Haspel), Jokebox von Thomas Kamper (2005, dietheater Künstlerhaus,<br />

24


Regie: Thomas Kamper), Chinoiserie nach Junichiro Tanizaki (2004, Schauspielhaus Wien, Regie: Ong<br />

Ken Sen), Macbeth von William Shakespeare (2001, Schauspielhaus Wien, Regie: Barry Kosky). Barbara<br />

Horvath ist auch als Film- und Fernsehschauspielerin tätig. <strong>Seit</strong> 2007 ist sie Dozentin an der<br />

Schauspielaka<strong>dem</strong>ie Melk. Am Schauspielhaus Wien übernahm sie 2011 die Vertretung von Katja Jung in<br />

Bruno Schulz: Der Messias von Małgorzata Sikorska-Miszczuk und spielte in Grillenparz (UA 2010/11)<br />

von Thomas Arzt (Regie: Nora Schlocker), Entfernung. (UA 2011/12) von Marlene Streeruwitz (Regie:<br />

Samuel Schwarz) und Makulatur (UA 2011/12) von Paulus Hochgatterer (Regie: Barbara-David Brüesch).<br />

In der Saison <strong>2012</strong>/13 ist sie unter anderem in Der Seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer<br />

zu von Paul Claudel und Illusionen von Iwan Wyrypajew zu sehen.<br />

Gideon Gideon Maoz Maoz<br />

Maoz<br />

geboren 1987. Schauspielstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Rollen: u.a.<br />

Norman Chaudri in Suburbia (2011 Theater im Palais Graz, Regie: Igor Bauersima), Pip und Elia in Moby<br />

Dick (2010/11 Schauspielhaus Graz, Regie: Daniel Pfluger); Keiler im Film Wie man leben soll (Dor Film<br />

2011, Regie: David Schalko). Gideon Maoz übernimmt in der Spielzeit <strong>2012</strong>/13 die Rollen von Vincent<br />

Glander in der Garten von Anja Hilling und der Geizige. Ein Familiengemälde nach Molière von PeterLicht<br />

und spielt unter anderem in Der Seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu von Paul Claudel.<br />

25


Das Das Sch Schauspielhaus Sch auspielhaus wird zum Hörspie Hörspielhaus Hörspie<br />

lhaus<br />

<strong>Seit</strong> Jänner <strong>2012</strong> lädt der Autor Andreas Jungwirth einmal im Monat zum gemeinsamen Hören aktueller,<br />

aufregender, zeitgenössischer Hörspiele ins Schauspielhaus ein. Der Schwerpunkt liegt auf Hörstücken<br />

junger (österreichischer) HörspielmacherInnen, präsentiert werden aber auch Klassiker des Genres. Zu Gast<br />

sind stets Hörspielautoren, -regisseure, -produzenten und -experten, die anschließend in Gesprächen<br />

Einblicke in ihre Arbeit geben. Auch in der Saison <strong>2012</strong>/13 wird das Schauspielhaus das Format wieder<br />

monatlich präsentieren. Die nächsten Termine:<br />

Hirsche Hirsche rufen rufen Jäger, Jäger, Jäger Jäger Hirsche Hirsche<br />

Hirsche<br />

Informatives Hörspiel von Hermann Bohlen<br />

Termin: 15. Oktober, 20 Uhr<br />

Zu Gast: Hörspielautor und –produzent Hermann Bohlen<br />

Der Der Kopf Kopf des des Vitus Vitus BBering<br />

BB<br />

ering ering<br />

Nach einem Roman von Konrad Bayer<br />

Bearbeitung und Regie: Renate Pittroff<br />

Termin: 12. November, 20 Uhr<br />

Zu Gast: Bearbeiterin und Regisseurin Renate Pittroff<br />

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Die Die Nachwuc Nachwuchsprojekte Nachwuc hsprojekte des Schauspielhauses<br />

stück/für/stück<br />

stück/für/stück, stück/für/stück Schreibklasse<br />

Schreibklasse Schreibklasse und szene szene mac machen! mac hen!<br />

Um ein Haus als Autorentheater zu etablieren, genügt es nicht, arrivierte zeitgenössische Dramatik zu<br />

präsentieren. Ein Schwerpunkt der Arbeit, die am Wiener Schauspielhaus geleistet wird, gilt daher der<br />

systematischen Suche und besonderen Förderung junger Autorinnen und Autoren. Zu diesem Zweck rief das<br />

Schauspielhaus 2007 gemeinsam mit der Literar-Mechana das Autorenprojekt stück/für/stück ins Leben,<br />

dessen Ziel die Verbindung von theoretischer Ausbildung und praktischer Erfahrung in der konkreten<br />

Theaterarbeit ist. Voraussetzung für die Teilnahme an stück/für/stück stück/für/stück ist ein bereits existierendes<br />

Theaterstück. Aus den Bewerbungen wählt eine Jury jede Saison maximal fünf AutorInnen aus und begleitet<br />

diese über ein knappes Jahr in ihrem Schreibprozess. Im Rahmen einer szenischen Lesung werden Auszüge<br />

der Ergebnisse von stück/für/stück<br />

stück/für/stück präsentiert, sowie das von der Literar-Mechana gestiftete und mit<br />

5.000,- Euro dotierte Hans-Gratzer-Stipendium an eine/n AutorIn vergeben. <strong>Seit</strong> Bestehen des<br />

Förderprogramms haben bereits 16 AutorInnen an stück/für/stück teilgenommen: 2007/08 waren es<br />

Thomas Arzt, Juliane Kann, Charlotte Roos und Marianne Strauhs; 2008/09 Christiane Kalss, Kevin<br />

Rittberger, Matthias Scheibner und Thiemo Strutzenberger; 2009/10 Jan Decker, Lukas Linder, Leonhard<br />

Oberzaucher und Sophie Reyer und 2010/11 Hanna Hamel, Tabea Hertzog, Saskia Nitsche und Philipp<br />

Weiss. Im derzeit laufenden Jahrgang schreiben Michel Decar, Clemens Mädge und Bastian Sist. Stück für<br />

Stück – der Name ist Programm – werden die Gewinnerstücke am Schauspielhaus Wien uraufgeführt:<br />

Grillenparz Grillenparz von Thomas Arzt im April 2011 in der Inszenierung von Nora Schlocker, im Oktober 2011<br />

Puppen Puppen von Kevin Rittberger in der Regie von Robert Borgmann, Ich Ich war war war nie nie nie da da von Lukas Linder wird im<br />

Februar <strong>2012</strong> zu sehen sein. Das Gewinnerstück 2011, Allerwelt Allerwelt von Philipp Weiss, wird gerade<br />

fertiggestellt. Ab 11. Oktober <strong>2012</strong> werden die neuen Anmeldeformulare für den stück/für/stück<br />

stück/für/stück-Lehrgang<br />

stück/für/stück<br />

<strong>2012</strong>/13 im Theater aufliegen, sowie auf der Homepage zum Download bereit stehen. Einreichungsfrist ist<br />

der 10. Jänner 201<strong>3.</strong><br />

Aufgrund des gemeinsamen Interesses an der Förderung des Dramatikernachwuchses in Österreich setzt<br />

das Schauspielhaus auch seine Kooperation mit <strong>dem</strong> Dramaforum der uniT Graz fort. Die in der Spielzeit<br />

2007/08 gegründete Schreibklasse Schreibklasse richtet sich an theaterinteressierte junge Menschen, denen<br />

Gelegenheit geboten wird, in monatlich stattfindenden Workshops an ihren Dramentexten zu arbeiten,<br />

Grundkenntnisse über Dramaturgie und theaterpraktische Zusammenhänge zu gewinnen.<br />

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Auch in der Saison <strong>2012</strong>/13 wird das Schauspielhaus – bereits zum vierten Mal – im Rahmen der <strong>vom</strong><br />

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur ins Leben gerufenen bundesweiten Theaterinitiative<br />

Macht/schule/theater Macht/schule/theater das Projekt Szene Szene machen! machen! realisieren. Im Schauspielhaus werden SchülerInnen<br />

aus zwei Wiener Schulen Texte zum Thema Gewalt und Gewaltprävention entwickeln. Im Frühjahr 2013<br />

werden die Ergebnisse im Rahmen einer szenischen Lesung präsentiert.<br />

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PREMIEREN PREMIEREN PREMIEREN 201 <strong>2012</strong>/1 201 /1 /13 /1<br />

Der Der Seidene eidene Schuh Schuh oder oder Das Das Schlimmste Schlimmste trifft trifft nicht nicht immer immer immer zu zu<br />

zu<br />

von von Paul Paul Claudel Claudel<br />

Claudel<br />

Vor/Sicht Vor/Sicht<br />

Vor/Sicht<br />

Ein Ein säkulares säkulares Zeitalter?<br />

Zeitalter?<br />

Diskussion u.a. mit Carla Amina Baghajati, Dr. Isolde Charim, Mag. Gertraud Knoll und Dr. Peter Zeillinger<br />

Claudel Claudel und und die die Transzendenz<br />

Transzendenz<br />

Gespräche mit Claudel-Experten, den AutorInnen und RegisseurInnen des Seidenen Schuhs sowie Previews<br />

mit <strong>dem</strong> Ensemble<br />

6. Oktober <strong>2012</strong><br />

I. I. Tag Tag: Tag : Die Die Glückspilger Glückspilger<br />

Glückspilger<br />

Neu Neu bearbeitet bearbeitet von von Thomas Thomas Arzt<br />

Arzt<br />

Regie: Gernot Grünewald<br />

Premiere: 11. Oktober <strong>2012</strong><br />

II. II. Tag Tag: Tag : Wo Wo du du nicht bist<br />

Neu Neu bearbeitet bearbeitet von von Jörg Jörg Albrecht Albrecht<br />

Albrecht<br />

Regie: Mélanie Huber<br />

Premiere: 18. Oktober <strong>2012</strong><br />

III. III. III. Tag: Tag: Die Die Die Eroberung Eroberung der der Einsamkeit<br />

Einsamkeit<br />

Neu Neu bearbeitet bearbeitet von von Anja Anja Hilling<br />

Hilling<br />

Regie: Christine Eder<br />

Premiere: 1. November <strong>2012</strong><br />

IV. IV. Tag: Tag: Das Das Boot der Millionen<br />

Neu Neu bearbe bearbeitet bearbe bearbe itet von Tine Rahel Völcker<br />

Regie: Pedro Martins Beja<br />

Premiere: 8. November <strong>2012</strong><br />

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Luft Luft aus aus Stein<br />

Stein<br />

von von Anne Anne Habermehl<br />

Habermehl<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Anne Habermehl<br />

Premiere im Jänner 2013<br />

Ich Ich war war war nie nie da<br />

da<br />

von von Lukas Lukas Linder<br />

Linder<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Lilja Rupprecht<br />

Premiere im Februar 2013<br />

Illusionen<br />

Illusionen<br />

von von Iwan Iwan Wyrypajew<br />

Wyrypajew<br />

ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Felicitas Brucker<br />

Premiere im März 2013<br />

plebs plebs coriolan coriolan<br />

coriolan<br />

von von Kevin Kevin Rittberger<br />

Rittberger<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Kevin Rittberger<br />

Premiere im April 2013<br />

30


WIEDERAUFNAHMEN WIEDERAUFNAHMEN WIEDERAUFNAHMEN 201 <strong>2012</strong>/1 201 /1 /13 /1<br />

Gr Grillenparz Gr<br />

illenparz<br />

von von Thomas Thomas Arzt<br />

Arzt<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Nora Schlocker<br />

Mit: Vincent Glander, Veronika Glatzner, Franziska Hackl, Barbara Horvath, Max Mayer, Thiemo<br />

Strutzenberger<br />

Wenn Wenn die die Kinder Kinder Steine Steine ins ins Wasser Wasser werfen werfen<br />

werfen<br />

von von Xaver Xaver Bayer<br />

Bayer<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Eine Koproduktion mit <strong>dem</strong> Tanzquartier Wien<br />

Regie: Christine Gaigg<br />

Mit: Franziska Hackl, Petr Ochvat, Anna Prokopová, Eva-Maria Schaller, Thiemo Strutzenberger, Veronika<br />

Zott<br />

der der Garten<br />

Garten<br />

von von Anja Anja Hilling<br />

Hilling<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Felicitas Brucker<br />

Mit: Veronika Glatzner, Steffen Höld, Katja Jung, Nicola Kirsch, Max Mayer, Gideon Maoz, Thiemo<br />

Strutzenberger<br />

Makulatur Makulatur<br />

Makulatur<br />

von von Paulus Paulus Hochgatterer<br />

Hochgatterer<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Barbara-David Brüesch<br />

Mit: Franziska Hackl, Steffen Höld, Barbara Horvath, Katja Jung, Max Mayer, Christoph Rothenbuchner,<br />

Nikola Rudle<br />

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Der Der Geizige<br />

Geizige<br />

Ein Ein Familiengemälde Familiengemälde nach nach Molière<br />

Molière<br />

von von PeterLicht<br />

PeterLicht<br />

ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Bastian Kraft<br />

Mit: Veronika Glatzner, Katja Jung, Max Mayer, Gideon Maoz, Johannes Zeiler<br />

Die Die Geschichte Geschichte meiner meiner Einschätzung Einschätzung am am Anf Anfang Anf ang des dritten Jahrtausends<br />

von von PeterLicht<br />

PeterLicht<br />

ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG<br />

Regie: Katharina Schwarz<br />

Mit: Thiemo Strutzenberger<br />

Körpergewicht. Körpergewicht. 17%<br />

17%<br />

von von Ewald Ewald Palmetshofer<br />

Palmetshofer<br />

Regie: Felicitas Brucker<br />

Mit: Katja Jung<br />

Entfernung.<br />

Entfernung.<br />

von von Marlene Marlene Streeruwitz<br />

Streeruwitz<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Dramatisierung: Ted Gaier und Samuel Schwarz<br />

Regie: Samuel Schwarz<br />

Mit: Vincent Glander, Veronika Glatzner, Barbara Horvath<br />

Schubert Schubert Schubert - Eine Eine Wintersonate<br />

Wintersonate<br />

Regie: Julian van Daal, Paul-Georg Dittrich, Rudolf Frey, Gernot Grünewald, Carina Riedl<br />

Mit: Hannes Pendl, Johanna Elisabeth Rehm und Franziska Weisz als Special Guest<br />

Klavier: Stephen Delaney, Mehrdokht Manavi, Haeki Min<br />

Gesang: Erwin Belakowitsch, Clemens Kerschbaumer, Lisa Rombach<br />

32


Hauptsponsor:<br />

Förderer:<br />

Medienpartner:<br />

Pressekontakt<br />

Lena Arnold<br />

Schauspielhaus Presse / Marketing<br />

+43/1/317 01 01-17<br />

lena.arnold@schauspielhaus.at<br />

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