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I enthält aile Stoffe, die der Mensch zu<br />

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kein Aufarbeiten, mottensicher, ungezieferabstoßend.<br />

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42. JAHRGANG<br />

NR. 819 . AUG./SEPT. 1961<br />

Zentrnlsekretir / Secrétaire gi.ni.ral/ Segretario generale: Dr. Alfrcd Ledermann<br />

Redaktion / Rédaction / Redazione: Johannes Kunz, Zcntralsckrctarint Pro Juventute<br />

Vcrlag Zcntralsekretnrint Pro Jiivciitiite . Editcur: Sccri,tnri.it gCi16inI de Pro Juventiitc . 1Jdit.i d.11<br />

Segretarinto generale Pro Juuciitute Zurich 22<br />

Seefcldstrassc 8, Telephon 051 * 32 72 44<br />

INHALT<br />

Jugcndcrziehung irn industriellen GroGbetrieb. ni /iiio Kiiohr~l, lt”/nicr/hiir . .<br />

Der Jugendliche iind die 1~Jiiiwelt Prof. Dr. meti. /l. Frrcdcrironit, Riel . . .<br />

GriinJc dcr Autoritatskrist.. Pr. /i. c. phil. et meri. //,ins Znl/;ger, Iiiigerr . .<br />

Berictit des Zentralsekrrtarintcs Pro Juventute über die Uuiidesfcierspcndc für<br />

bcru f 1 iclic Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Schöner Erfolg eincs Qunrticr-Frcircitwerkcs . . , . . , . . , . .<br />

1.iteraturvcrzeicliiiis . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Rundschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Uibliograpliie . . . . . . . . . . . . . .<br />

Pro Juventute-Bibiiotlie~-~~ulletin . . . . . . . . . . .<br />

Anstaltsnnzeiger . . . . . . . . . . . . .<br />

. 561<br />

. . 564<br />

. . . 561<br />

. . . 608<br />

. 611<br />

. (i13<br />

. . . 618


,<br />

Problèmes de l’adolescence . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Problemes et solutions de l’aide à l’adolescence. Edrmnd Tordeur, ZniirA .<br />

Loisirs sur mesure. Jean Fonrannaz, Larisanne . . . . . . . . .<br />

Une certaine jeunesse . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

1.a mentalité et le comportement des adolescents dans les centres urbains.<br />

1. P. Galland, Berner . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

SOMMARIO<br />

Problemi dell’adolescenza . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Protczione dell’adolescenza: Problemi e soluzioni. Edmond Toadetu, Zurigo<br />

Problemi attuali dell’adolescenza. W’nher Snrgenti, Minrisio . . . . . .<br />

i i.I.USTKATIONEN - ILLUSTKATIONS - ILLUSTRAZIONI<br />

Ums


PROBLEME UND LOSUNGEN DER SCHULENTLASSENENHILFE<br />

Lieber Pro Jui entute-hlitarbeiter!<br />

Ihre Anfrage, was denn eigentlich voiii Pro Juveritute-Sckretär «an der Front))<br />

ílir dic Schuleiitlasseneii zu tun sei, hat iins stark bcschäftigt. Sie haben wohl recht<br />

init Ilircr I'eststelluiig, daß es gerade iiii I iinblick auf clic schulentlassene Jugend<br />

jOi\\ irrig ist, unscrc Postiilatc vom Papier in die Wirkliclikeit iiiiizusetzen. Warum?<br />

Weil dcr Jiigcndlitlic hcrcits ciii,gesp;iiitit iht iii clic gesellschaftliclicii Zusamiiienliiinge<br />

sc'incr hfitwlt. weil die Hauptursacheri dcr Jf/~e?Z~~Ji~Ob/~iilriI~~ in der Probienmiik<br />

ilci. Af~fwc/f wurzeln. LJnd weil soinit iiiiser Handeln, soll es mehr als oberflLhlich<br />

wirLcii, iiirlit cinfach auf dcn Jiigcn


Nebcn den psychologischen spielen bei der Berufswahl bekanntlich sehr oft finan-<br />

,-idle Schwierigkeiten eine Rolle. Die Realisierung der Berufswahl setzt ja voraus, daß<br />

die Eltern die damit verbundenen finanziellcn Opfer auf sich nehmen können. Dies<br />

whcirit iioch zuiiiutbar, wenn die Ausbildung aiii Wohnort der Eltern absolviert wird,<br />

iiirht tu lange dauert und sofern nicht gleichzeitig inehrere Kinder in der Berufsbildung<br />

stehen. Dm Grgenteil i.r/ nhei .rehi. off dei. 1;'iIl. In inancher Gegend unseres<br />

Landes ist überdies das Finden einer passenden Lehrstelle stark erschwert, geschweige<br />

demi der elterliche Beschluß, eincn Sohn frühzeitig in die nichstgelegene, d. h. eine<br />

Ii.ilbc Tagreire weit entfernte Mittelschule zu schicken. Können solche Pläne nicht ver-<br />

M irkliclit werden, so wird cbcn dcr Handwerkerssoliii in Visp Handwerker statt<br />

Iiigciiicur oder Lehrer, Begabung hili oder her, Nacliwuchrínrderuiig hin odes lier.<br />

Ilis sci kein Unglück, iiing inan einwenden, voiii Standpunkt des Burschen aus urtei-<br />

Icnrl so,c,ir zu Recht. Ob wir her in Zukunft mit ciner solchen Berchöiiigrrng rinserflr<br />

U(IL-/J I/ r-h r / I oli! i I [.ben I7iic.k r /iiirdigh eil du rcli koin ni e n we rd en ? Sch 1 i e DI ich ist d e,r wach -<br />

\cri(le Bedarf an qualifizicrteiii N;icliwuclis nicht mehr aus unserer Welt ZU schaffen.<br />

13- erstreckt sich nicht nur 'iuf Atoniphysikcr lind Ingenieure. Als Folge der rasanten<br />

hit\\ ickluiig der Technik seit Kriepende werden heute durch alle Berufe hindurch<br />

\ oiii Menstlien Leiytiingcii verlangt, die weit über dein Niveau der dreißiger Jahre<br />

rtchcii. Als Beispiel sci angeführt, dafi der heutige Techniker das leistet, was früher<br />

\ oin Ingenieur verlangt wurde. Die gleiche Sfeigeixiig dei Anspriiche zeigt sich in den<br />

kauíinRiiiiisclieri Berufen, in der Verndtung, in der Medizin, in der Sozialarbeit, im<br />

1,direrhcru~. aber auch in der L;indwirtscliaft. Die Grundlagen des Lebens sind kom-<br />

Iiliziericr, (Icr T.cistuii,~ru,cttliewerb - nicht zuletzt xif der international-politischen<br />

ihiie ~ so hart gcwordcn, dit13 wir iiiiiiier mehr Kopfiirbeit iiiid iiiiiiier weniger Hand-<br />

;irbeit benötigen. Das heißt nicht, daß wir junge Menschen zu Wissenschaftern aufpippelii<br />

iiiüßten, wcnn sic sich nicht dafür eignen. Es heißt jedoch, daß wir uns den<br />

LUXUS nicht mehr leisten können, Z'nletzte zrr ztergerrdeti, einen Burschen also zum Beispiel<br />

Handwerker werden zu lassen, wenn ihn seine Anlagen und Neigungen ebensogut<br />

zum Lehrer befähigen. Die Berrifsrvahl mrip nach op/inzalen, nicht nach tnitiitnalen<br />

Kii/eiicn erfolgriz! Sie niuß die Bedürfnisse der Gemeinschaft ihrer Dringlichkeit<br />

gciiiifi ebenso berücksichtigen wie diejenigen des Einzelnen.<br />

U. 1'110 JUVENTUTE-AUI:GABEN<br />

GI:NI I


'hd Berufsberatungsstellen ein geniein.wmes Merkblait verfassen und fur dessen Ver-<br />

xeitung in den Abschlußklassen, an Elternabenden und bei ähnlichen Gelegenheiten<br />

;argen. Dit, Ahteilrriig Sckrrlentlarsene im Zentralsekretariat Pro Juventute steht ihrer-<br />

xits ítir :ille Stipcndicnauskünfte gerne zur Veriügung.<br />

Stipendien sollen, nebenbei bemerkt, nicht nur Lehrlingen und Mittelschülern ZU-<br />

qutc koiiiinen. Auch Vorlehrkurse, die berufliche Weiterbildung von Ungelernten,<br />

:weite Bildungswege oder gar die Umschulung für einen andern Beruf sind heute tu<br />

xrücksichtigen, weil sie einfach zur Norm geworden sind. Unsere bisherigen Alters-<br />

?egreiiziingen haben gegenüber dieser neuen Situation ausgespielt. Das gesamte Sti-<br />

490<br />

Y<br />

0<br />

(@<br />

2. IN BEZUG AUF DEN ARBEITSPLATZ<br />

A. SCHWIERIGKEITEN<br />

Bisher war die Rede von Unerfahrenheit und finanzieller Abhängigkeit des Jugendlichen<br />

in bezug auf seine Berufswahl. Die Unerfahrenheit ist noch grökr, was das<br />

Erìehiiis der Arbeit ZII dcr Betrrfsgcmeinschrlft anbelangt. Man realisiert heute immer<br />

mehr, was es für den Sprößling der Kleinfamilie bedeutet, von einem Tag auf den<br />

andern, dazu noch meist mitten in den Stürmen der Pubertät, in das erwachsene Arbeitskollektiv<br />

hineingestellt zu sein. Die Br/rwbspiidugog/k übertreibt kaum, wenn sie das<br />

erste Cremeinschaftserlebnis des berufstatigen Jugendlichen für seine Weitereiitwicklung<br />

als mindestens so bestiinmend betrachtet wie die richtige Berufswahl. Die Mentalit¿it<br />

des Arbeitsplatzes in bezug auf den Sinn des Arbeitens, des Verdienens, der<br />

Freizeit, in bezug auf die Vorgesetzten usw. ist für den Jugendlichen, der in der Kleinfamilie<br />

nicht eigentlich gemeinschaftsreif werden kann, ein Erlebnis voswepweisender<br />

Intensi@. Wie aktuell das Problem ist, erhellt u. a. aus der Tatsache, daß von Jahr<br />

zu Jahr mehr Jugendliche nach Lehrabschluß beruflich umsatteln, freilich noch aus<br />

vielen andern Gründen.<br />

Brennend stellt sich das Problem des Arbeitsplatzerlebnisses für die Un- rind Angrlernlen.<br />

Bei ihnen wird ein allfälliges menschliches Vakuum im Betrieb nicht wettgemacht<br />

durch das Interesse an der Arbeit oder durch ein festes berufliches Ziel. Die<br />

Statistik der Verwahrlosung und Jugendkriminalitit zeigt ein starkes überwiegen der<br />

jugendlichen Hilfsarbeiter. Diese jungen Menschen möchten sich in der Freizeit Befriedigung<br />

verschaffen, die ihnen im Beruf meist völlig versagt bleiben. Sie haben<br />

auch dxj Geld, um sich ~rsatzbefriedigutigc~~ zu leisten. Aus diesen Anùeutuiigen<br />

wird wiederum ersichtlich, wie zentral das Berufserlebnis die Entwicklung des i 5- bis<br />

îûjährigen beeinflußt.<br />

B. PRO JUVENTUTE-AUFGABEN<br />

Der gesetzliche Arbeitsschutz der Jugend ist in der Schweiz weitgehend verwirklicht<br />

und wird im kommenden Arbeitsgesetz auch auf die Ungelernten ausgedehnt. Gesetzlich<br />

nicht erfaßbar ist das, was rein pädagogisch gesehen fast noch mehr zählt als der<br />

Arbeitsschutz im engeren Sinne: nämlich die seclisch-geistige Grundhaltung des<br />

Arbeitsplatzes gegenüber dem Jugendlichen. Sehr viel, scheint uns, wire hier zu erreiclicii<br />

iiii Rnliincn l~ctriebs~~iicln~o~isrlier Mnlliiahiiicii. Auch die zuncliinciidc 1kii ¡orxilisiemng<br />

und Vernüchterung des Arbeitsprozesses zwingt uns, Über andere Kiinäle zii<br />

einer Vermensrhlirhung des Berrirfsedebnisses zu gelavgen. Betriebsfürsorge, psychologische<br />

Betriebsberatung, die Einführung von Betriebsräten unter Beteiligung der<br />

Jugendlichen, die Pflege des Vorschlagswesens oder die bewußte Delegierung von<br />

Verantwortlichkeiten aii die jungen Arbeitnehmer weisen in diese Richtung. Betriebe,<br />

die gröíkre Gruppen von Minderjährigen bcschäftigen, gehen etwa dazu über, Gnippenleiter<br />

anzustellen, die sich ausschließlich den menschlichen Belangen des Arbeitsplatzes<br />

widmen. Es ist gewiß Aufgabe eines jeden Betriebes, die für seine Verhältnisse<br />

geeignete Form der «Pädagogisierung» ZU wählen. Wir fragen uns dennoch, ob nicht<br />

da und dort das örtliche Pro 1r/iieiz/r¿te-Sekretnrta/ seine MilhiIfe anbieteir hönnte heì<br />

der Liisung brtiiebspiincrgogischer Probleme. Allein schon das Bekunden unserer<br />

Anteilnahme (im Sinne des Horchpostens!) vermöchte Initiativen zu wecken und<br />

Kontaktc anzubahnen. Das Zentralsekretariat Pro Juventute wird in nachster Zeit<br />

Merkblätter schaffen, welche auf wichtige Grundsatze pädagogischer Arbeitsplatzgestaltung<br />

hinweisen sollen.<br />

A9 I


seelische Nahrung bietet, schlägt die Preizeitindustrie mit allen Mitteln Profit aus<br />

dem Nachholbedarf des vertrockneten Gemütes. Ein Unterschied zwischen echter<br />

Lust- und Geltungsbefriedigung und ihren kommerziellen Esatzformen wird nicht<br />

Keinacht. Die Schlagermythen von Träumen, Liebe, Inseln, Meer, Glück, Nacht, Ster-<br />

nen, Gitarren lind Südwinden gelangen in den Rang einer Lebensphilosophie, die das<br />

u. 1’RO JIIVLNTUTE-AUFGADCN<br />

Vord~itzuschi~ken ist, daí3 wir das Aufgabenprograinin der Schulentlassenenhilfe<br />

iiiiilriri lili< Ii ~lavt)n abliáiigig mndicii, tlaíl wir zuerst faniiiicnpolitiscli und familieniiriorgcriwli<br />

.ilks tun, ilin die Kiiiillicit iiii SclioBc der Fmilie so crspricßlich wic<br />

itiglic li zu crh:iltcn. Wir köiincii dieses Faniilicncrlcbnis hkhstens crgiinzen und<br />

*<br />

9.1<br />

müssen es heute sicher auf manchem Gebiet ergänzen. Wir können aber nicht «die<br />

Sünden der Eltern durch Tugenden der Sozialfürsorge wettmachen».<br />

Wichtige Aufgaben harren unserer Beruf I- ulnd For.tbildui~gs.cchrlen. Sie sind nicht<br />

einfach Stätten des Fachunterrichtes für die berufstiitige Jugend. Ihre Hauptaufgabe<br />

liegt im Erzieherischen, was iibrigens auch ¡in Entwurf des neuen ßct.itfsLildiiizgJgesefzes<br />

zum Ausdruck kommt. Es wird heute zu Recht erkannt, da5 die Berufsbildung<br />

nicht nur ein Mittel ist zur Erlangung der Erwerbsfähigkeit, sondern für die<br />

Mehrheit der Jugendlichen such der Weg zur idlgeitieirren Merirchenhitdi~iig. Je beschränkter<br />

die berufliche Arbeitsleistung ist - und das ist sie bei der fortschreitcnten<br />

Spezialisierung immer mehr - desto mehr wkhst zudem das Bedürfnis nncli<br />

Einsicht in die ühergrcifcnden Zusamn-ienhaiigc des sozialen Geschehens. Die Bcnifsschule<br />

muß also ihre Aufgabe mehr ah bisher unter dem Gesichtspunkt der Lebrushilfe<br />

und ChdrakfeNchtrltrng zu lösen trachten. Sie mu0 dem Heranwachsenden ein<br />

sinnvolles Bild des Lebens in der demokratischen Itidustrie~esellschaft vermitteln,<br />

sowohl was sein privates Leben anbelangt als auch bezüglich der sozialen und politischen<br />

Situation seiner Mitwelt. Hier liegt der staatsbürgerliche Bildungsauftrag, den<br />

es der polytechnischen Spet~distenkultur sowjetischer Pr3png entgegenzustellen<br />

lohnt.<br />

Der Pro Juventute-Mitarbeiter ist berufen, im persönlichen Kontakt mit Behörden,<br />

Berufsschullehrern und Arbeitgebern immer wieder auf die sich aufdrangende Utiferr~cht.rerzi~eiier~i~~g<br />

der BernfJ- rind ~oy:orlbitdurzgsschule~~ hinzuweisen. Kann er dnrüber<br />

hinaus etwas tun? Aus dem Blickpunkt unseres Freizeitdierzrtes können wir diese<br />

Frage bejahen (vgl. Ausgabe Januar 1961 der Zeitschrift PRO JUVENTUTJ~), oline irn<br />

übrigen hier näher auf dieses Gebiet einzugehen. Es scheint uns ferner wichtig, dai3<br />

seitens der Pro Juventute-Bezirks- und Gemeindesekretäre dem lo4aletz Jugendgruppenieben<br />

Beachtung geschenkt wird, sei es durch materielle Zuwendungen oder durch<br />

aktiven Gedankenaustausch mit ‘den verantwortlichen Gruppenleitern. Dtrrch Mitwìrkung<br />

von Grnppenlejtern zn den örtlirhev Pro Juvetztute- Kommissiatzetj dürften sich<br />

mit der Zeit wertvolle Möglichkeiten der gegenseitigen Förderung ergeben.<br />

Eine äu5erst aktuelle Aufgabe stellt un5 die zunehmende Macht der Masseirbeeilr-<br />

flrrrsringrtnjttel. Man hört oft den Ruf nach einer verstärkten staatlichen EinfluBnahme<br />

auf Film, Radio, Fcrnschen, Birdcrprcsse usw. Wir glauben nicht, dníj wir uns von<br />

solchen behördlichen Eingriffen das Heil der Welt erwarten dürfen. Die tircnze zwi-<br />

schen einer gerechtcn Zensur und sturer Kultiirvogtei ist nicht leicht zu ziehen.<br />

Sinnvoller scheint es, wenn aus Kreisen der Erzieher selbst möglichst viele Jiiipìse<br />

auf die Programmgestul!mg der Massenmedien amgehrn, sei es durch direkte Mit-<br />

wirkung in den Programmkomrnissionen (t. B. bei Radio und Fernsehen), sei es durch<br />

konsequente persönliche und publizistische Beeinflussung der verantwortlichen Unter-<br />

nehmerkreisr. Danebcn sollten wir vor allem den jungen Menschcn serh/zej;iR zur<br />

Selbrrhilfe hefühigen. Dies geschieht nicht durch Verbote, die ohnehin zur Verbuts-<br />

Umgehung herausfordern. Es geschieht dadurch, daB wir die Massenmedien in der<br />

Schule, in der Jugendpruppe, im Freizeitlokal und anderswo hetuript zum Grgcnsrn)?d<br />

der Aure~irntrderretztrtrg machen. Vielversprechend ist z. B. in Zürich der Versuch eines<br />

reformierten Pfarrers verlaufen, anschließend an Filnivorstelhngen das Publikum in<br />

ein aktives Fdrngespr2ch zu verwidteln. Dieses Gespräch erweist sich ais ungeniein<br />

gesund, weil es den Sinn des sonst meist passiven Publikums scharft für Unterschei-<br />

dung, Geschiiiack, Stilcmpfinden, sittlichc Wertung und Kritik. Ähnliclics iqt in<br />

jedein Dorf möglich, sofcrn jcmnnd dafür die Initiative ergreift. Ferner ist zu /xiifcn,<br />

ob Einrichtungen der Erwachsenenbildung (Volkshochschule, Elternscliule, Mütter-


K.) nicht in besonderen Kursen die Jugendlichen ZUT Auseinandersetzung ?'<br />

.ischen Lebensfragen (eii-i~chlie5lich Ehe-Unterricht) einladen sollten. In<br />

,I Gemeinden wurden ähnliche Versuche bereits mit Erfolg an die Hand<br />

:n.<br />

WIERICKEITEN<br />

verknüpft mit der Frage nach dem eigenen Lebenssinn erscheint in der Ad*<br />

z eine keimhafte Beziehung zur Mitzueh, Das Verhältnis zu andern Menschen<br />

vieiseitiger, differenzierter, wertender. Die Beziehung zum andern Geschlecht<br />

fur einer von vielen Aspektcn. Auch dcr sportliche Mannschaftsgeist, der JugendpcnRcist,<br />

das «KoIlegengefühl» ¡ni Beruf oder die stmtsbürgerliche Anteilne<br />

am gesellschaftlichen Leben gehören dazu. Jetzt wird der Grund gelegt zu dem,<br />

der angehende Erwachsene nicht nur als Privatmann, sondern als Mitglied der<br />

neinschaft leisten wird.<br />

3ie IIauptauseinandersetzung unserer Seit spielt sich ab zwischen dem totalitären<br />

,dnurigssystem, das den Einzelnen nur in seiner Kollektivfunktion gelten Iäßt und<br />

?em System, das auf der rechtlichen Freiheit des Einzelnen gründet. Während die<br />

igend des Ostens schon während der Schulzeit in geistige und stoffliche Uniformen<br />

epreßt wird, genieût die westliche Jugend ein wachsendes MaO an ÖffentIkher Gunst,<br />

.n Bildungschancen, sozialem Schutz, aber auch an erzieherischer RichtungsIosigkeit<br />

3nd ratloser Verwöhnung.<br />

Dabei ist die Freiheit, über die wir im Westen verfügen, streckenweise nur eine<br />

Schrinfreiheit. Der freie Wille und die Persönlichkeitswerte sind schwer kompromittiert<br />

durch die Einrichtungen der technischen Zivilisation. Es ist heute schwieriger<br />

als unter dem französischen Sonnenkönig Louis XIV, mir seinem Leben aus der<br />

Reihe zu tanzen. Wir Erwachsenen haben uns vielleicht an die Zwangsläufigkeit des<br />

Alltags gewöhnt. Der Jugendliche aber steilt mit groBer Empfindlichkeit fest, daß<br />

seinem Akt;,,,/iirs/rerlijrfnrs, seinem natürlichen Idealismu und seinem Hunger nach<br />

hpgenirnt hunderterlei sogenannte Realitäten - die oft nur mutlose Wenn und Aber<br />

siiitl - iiii WCKC stchcii. Er stcllt dics fcst, auch wcnn ihm dcr Staat an der Jungbiirgcrlcicr<br />

olf izicll den «MarscIiallstab» in den Tornister legt, Die Diskrepant zwi.<br />

sclieii dein idcdf ctisrhert Progrmm der Demokratie und der nrdieridislischert Wirklk/dcV/<br />

uiiwrer Cesellschaft scheint unüberwindlich. Wenn sich der Jugendliche vom<br />

Strom treiben iäßt, so kann er sich allenfalls rasch mit dem Verlust seiner Persönlichkeit<br />

hfindcn. Die VerbrauchetgeselIschaft bietet ihm sofort eine Srhei?rreprüscnlrztiolt<br />

ail, z. B. ein rassiges Cabriolet oder einen Anzug, mit dem man etwas zu sein vorgehen<br />

kann<br />

Nun rebellieren aber zum Glück noch etliche Jugendliche, und gar nicht nur die<br />

Halbstarken. Ihr Problem liegt darin, wie sie ihre Opposition überwinden und einen<br />

korr.c/urLfiurrr Airrdzporikl für ihr gesellschaftliches Wirken finden können. Dabei<br />

SC hriiit es besonders schwierig, heute zu einem tragfiihigen Gcmeinschaftserlebnis ZU<br />

gelmpcn, das diesen Beitrag uberhaupt rechtfertigt. Nene C;er~~L.ilucblrfrJbegriffe, uns<br />

Erwdwxien noch ebenso ungeliiufig, sind zu bewältigen. Die kleinen Zeiten des<br />

Zuwriiiicnlebcns sind imnier mehr von der Auflösung bedroht. Die neuen, städtischen<br />

If .-t'wt CJcs Zusainriienlebens bedürfen der Anlaufzeit, urn zu echten Gemeinschaften<br />

"-,-i die grukn Silhouetten des Lusariinienlebens werden immer<br />

Technik und Politik haben in den letzten zwan-<br />

zig Jahren eine Welt geschaffen, die we^^,..<br />

mehr bid ein Faktum des Geographieunterrichtes. Es ISL u._<br />

jeden Tag in den Nachrichten zum Ausdruck kommt. Es zrt del TdbesmtU .<br />

als Schickscr/~gemrinschff~t. Wie soll sich der junge Mensch dazu verhalten? Kann<br />

er überhaupt eine Beziehung zur Mitwclt bewaltigen, die heute sovie1 umfaat?<br />

B. PRO JUVENTUTE-AUFGABEN<br />

In einem demokratischen Staatswesen wirken die Beziehungen zwischen den Rehör-<br />

den und den Staatsbürgern ineinander wie kommunizierende Gefäße Das Bewußtsein<br />

jedes Einzelnen, íim gemeinsamen Schicksal verantwortlich mittuhandeln, pr5gt den<br />

besonderen Geist, in dein sich echtes demokratisches Leben abspielt. Driß dieses per-<br />

sönliche Vcranwortungsgefühl heute vielfach verschüttet ist, entspricht allgenleiner<br />

Auffassung. Wie wenig wird aber unternommen, um der verbreiteten piitischen und<br />

sozialen Indifferenz entgegenzuwirken ! Was wird beispielsweise getan, um die posi-<br />

tiven Antriebe in1 jungen Menschen für Aufgaben der Gemeinschaft zu nutzen? Viel-<br />

leicht sind wir zu rasch bereit, die ) noch nicht gduridc~i. Auch<br />

sollten unsere ßurschen und Mädchen vermehrt schon während der Sekundar-, Bcrufsschule-<br />

und Mitteischulzeit als Zuhörer und Zuschauer zu Versammlungen der<br />

Parteien und Verbände sowie zu parlamet~tarischen Debatten eingeladen werden. Die<br />

politische Haltung solcher Versammlungen ist dabci weniger von Belang als die<br />

lebendige Vorführung der demokratisshen Meinungsbildung, die durch freie Diskussion<br />

erarkitet werden muß. Bei Sachvorlagen, welche die Jugend angehen (z- B.<br />

bei Schulhausbauten, Sportpiatzprojekten, JugendschutzjiesetzKebunK usw.) könnten<br />

die Parteien innerhalb der Jugcndparlrunente und Jugendgmppen rm!wrcrfende Kummi~siotzt.n<br />

vuu ]ttgemì/ichen bilden, die damit Gelegenheit hatten, sich in den Autgabenkreis<br />

des öffentlichen Gemeinwesens einzuarbeiten und das Ergebnis ihrer<br />

Beratungen durch eigene Sprecher vorzubringen. Warum übrigens nicht einmal die<br />

Aupstfeier mitsamt Rede der Regie der Ortsjupend anvertrauen ? Sicher sind daneben<br />

Stmtsbiirperkurse, Vortrzge und Jurigbürgcrfeiern nïitzlich; sie genügen jedoch nie.<br />

inals, um aus P.issivbÜrgern Aktivbìirger werden zu lassen.<br />

49


Manches von dem, lieber Mitarbeiter, was wir Ihnen soeben beschrieben haben,<br />

ieint nicht eine herkömmliche Pro Juventute-Aufgabe zu sein. Ist es aber nicht eine<br />

mrcr wichtigsten Aufgaben, neuen Tatbeständen der Jugendsituation mit neuen<br />

!em zu begegnen? Vielfach mangelt es mehr an Ideen als an Geld. Dabei liegt es<br />

ns natürlich fern, Ihnen mit unseren Vorschlägen noch mehr Arbeit aufbürden ZU<br />

.alien. Wir möchten ihnen vielmehr sehr ans Herz legen, fut die erwiihnten Spezial-<br />

ragen auch Spezzinínii/arùei/er einzusetzen, sei es aus dem Kreis der Bezirkskom-<br />

iiission, sei es in Arbeitsgemeiiischaft mit andern Organisationen oder Privaten. Viel-<br />

Icicht mncheri Sie den er,r/rn Srhd/ damit, daß Sie ein Mitglied Ihrer Bezirks-Kom-<br />

mission ersuchen, für ein einziges der erwähnten Gebiete einen Arbeitsplan zu stu-<br />

cTccrcbii iind in Forni eines Referates an der iiachstcii Sitzung vorzubritigen. Sicher wer-<br />

< h i


Ehrgeizige Eltern sind sich heute oft nicht mehr bewußt, daß das Handwerk immer<br />

iioch seinen {(goldenen Boden» hat, und daß wir geschickte Handwerker und Bauern<br />

ebenso nötig haben wie gelehrte Juristen, Mediziner, Naturwissenschafter, Philosophen,<br />

Theologen undsoweiter, und daß wir unsere Kinder dort einreihen müssen,<br />

WO sie kraft ihrer Befihigungen wirklich hingehören. Nur hier können sie in ihrem<br />

spiteren Leben Befriedigung und ihr «Lebensglück» finden und Achtungswertes<br />

leisten für die Umwelt - und darauf kommt es an, nicht auf den Titel.<br />

i?$ kt fiir die intimere Entwicklung eines Jugendlichen ungünstig, wenn er ununterbroclicii<br />

bei clen Büchern sitzen iiiuß. nur um in der Schule einigermaßen mitgehen ZU<br />

kiiiiiieii. Er hat Freizei/en nötig, um sich übcr sich selbst besinnen, nach seiner «inneren<br />

Mitic» riiigeii, und da er sich auch mit seinen Iiobbics beschiftigen kann. Sonst<br />

vcrödct er innerlich.<br />

Andernteils finden wir heutzutage auch solche jungen Menschen, die mit ihrer<br />

Freizeit nichts anzufangen wissen - und auch dies ist ein trauriges Zeichen unserer<br />

Zcit. Oder sie fühlen sich nur in der Hetze eines «Betriebes» wohl, werden Kino- und<br />

Dancingliufer, jagen von einem «Vergnügen» zum anderen und opfern dabei selbst<br />

eine ausreichende Schlafenszeit. Für solche Jugendlichen hat man in den Städten Stellen<br />

/;ir Fi.rizri/Lerfhüf/jsrrilg eingerichtet. Hier werden nicht nur die verschiedensten.<br />

Lhtelcicn betrieben, man sorgt auch dafür, daß die Jugend an geistig-kulturellen .<br />

Vcriiiistaltiingen teilnimmt (Lesen, Diskutieren, Musik, Theater, Vorträge, Volks-?<br />

Iiochschulkurse usw.) .<br />

Wo dcr und die Jugendliche meist gänzlich auf sich selber gestellt ist und jeglicher<br />

Füliruii,n entbclirt, das ist in ihrer Sexualitüt. Sie ist fur die meisten Menschen immer<br />

iioch tnbii. Wohl ist man in beziig auf die sog. Sexualdufklürung ein gutes Stück<br />

freier gcwordcn, als dies uiii die Ictzte Jahrhundertwende der Fall war. Das Problem<br />

der / ~ w , ~ / / ~ ~ Sexr/nlerziehrmg ~ ~ J ~ I z bcschaftigt alle Erzieher, und es ist noch nicht gelöst.<br />

Aiifkliriiiig allein peiiügt niinlich nicht, 01, sic von den Eltcrn erteilt werde, (der<br />

(wic in Aiiicrika und 111 gcwicsen Teilcri Deutschlands) von der Schule. Dcr jiigend-<br />

liche Mensch steht vor zwei «sexuellen» Aufgaben: erstens der, seine partiellen Triebe<br />

dem Primat des Genitalsystenis unterzuordnen - sonst bleibt er «pervers» - und<br />

zweitens die sinnlichcn (erotischen) Triebe und die tartlichen auf das gleiche Lirhcs-<br />

objekt tu vereinigen. Geschieht dies nicht, sucht cr zwei Partner: einen, an dein er<br />

sciiic rcin k~rperliclicn hiurfnisse befriedigt (und ihn und sich sclher vcr.ichtct).<br />

iind ciiieii, mi dein er scinc höliercn Lielxsaiispriiche absattigt, ihn nur verehrt, «liebt»,<br />

aber ihn nicht besitzeii will und besitzen kann, weil dies ihm als «Scliindiing» vorkiine.<br />

Der juiige Mann sucht einesteils die Dirne auf, aiidernteils schwirnit er íur eine<br />

idealisierte Frau. Wir iiiußten uns doch bewußt werden, daD etwas bei iinserer Sesii.d-<br />

crziehung nicht in Ordnung sein mufi, wenn uns die Statistiken snpen, daí3 die Hoiiio-<br />

sesualitit und andcre Abwcgipkeiten so tchr stark. bciiiigstipeiid, ziigenoiiiiiicii Ii.il~cn.<br />

Es ware nötig, daß die juiigeii Menschen ilterc Freuiiile finden, bei deiieii >IC 5icli<br />

frei über ihre persödirhen se.xrre//etz Nö/e aussprcchen und Rat finden köniiten. hlan<br />

wendet ein, die Sexualität sei cines jeden Menschen «Privatsache«; aber wie ist es<br />

denn, wenn er damit nicht fertig wird? Hat er in diesein Falle nicht einen Cicerone<br />

durch die eigene Hölle nötig?<br />

Wir sehen: Das Jugendlichenalter bringt dem Menschen eine Fullc zu lösender<br />

Probleme. Unsere Pflicht ist es, ihm bei der Lösung nach bestem Wissen iind Können<br />

ZU helfen.<br />

DIE PERSONLICHKEITSWERDUNG<br />

Dr. Phil. Dotis Merian, praktische Psychologin, Ziirich<br />

Der Mensch muß einen langen Weg gehen, uni vom hilflosen Neugeborenen zu<br />

einer Persönlichkeit heranzureifen, die selbständig und entschieden die Lebenssitua-<br />

tionen zu meistern und ZU verarbeiten versteht. Die Wegstrecke ist in einzelne Etappen<br />

unterteilt, wobei jeder eine ganz bestimmte Aufgabe zukommt, die erfüllt wcrdcn muB,<br />

soll dcr nächste Schritt gelingen. Endziel ist in unserem Kulturkreis jener Mensch, der<br />

als Persönlichkeit im Lehen steht, d. h. eigenc Meinunpcn hat, zu urteilen vcriiiag iind<br />

zu sciiicn Uberzcugungeii und GcfülilsiulJcruiigcn stclit, dabei glciclizeitig aiif scinc<br />

einmalige Weise an der geistigen und sittlichen Welt teil hat. Dieses Ziel bleibt oft<br />

ein ideales, weil dem einzelnen durch seine Anlage oder Umwelt Grenzen gesetzt sind.<br />

Selbst die heutige, westlich zivilisierte Gesellschaftsform erschwert mit ihrem Druck<br />

zur Anpassung und der Einschränkung von Lebeiisraum und persönlicher Verantwor-<br />

tung eine echte und gesunde Persönlichkeitsentwicklung, während sie andrerseits starke<br />

Persönlichkeiten nötiger hat denn je.<br />

Hier soll jedoch nicht auf die niöglichen Störfaktoren eingegangen werden, sondern<br />

es sollen Bild und Aufgabe jener Phase entworfen werden, in welcher die Persönlich-<br />

keitswerdung ihren entscheidenden Antrieb erhält: das Jugendlichenalter oder die<br />

Adoleszenz, welche beim Burschen ca. vom 16. bis 25. J.&r dauert, beim Mädchen in<br />

der Regel einige Jahre weniger beansprucht.<br />

Nach dem oben Gesagten ist es klar, daß die Persönlichkeitsentwicklung im weiteren<br />

Sinn bereits irn Siugliiigsalter anfangt. Schon die Art, wie einem bcstiniiiiteii Kind<br />

begegnet wird, wie die Iorderungen der Kultur an es herangetragen und von ihm,<br />

gemEß seiner Erbanlage, rückbeantwortet werden - in der Nahrungsverabreichung und


der Reirilichkeitserziehung u. a. - setzt grundlegende Bausteine zur späteren Persönlichkeit.<br />

Diese ist also immer ein Wachstumsprodukt verschiedener Faktoren: Konstitution,<br />

Temperament, Begabung und persönlicher Entwickiungstypus Verschmelzen<br />

sich mit den sozial-kulturellen Einwirkungen zu einer Einheit, deren Struktur sich<br />

1 on Stiife zii Stufe wandelt. Verläuft der Prozeß glücklich, bildet sich ein individuell<br />

~q>rigtcs Ordnungsgefüge, das eine gewisse Kontinuität und Einheitlichkeit im Verhalten<br />

erlauht und diu Bewußtsein verleiht, eine bestimmte und einmalige Person zu<br />

seiii (sog. Identitatsbewußtsein). Diese seelische Neuorganisation findet grundsätzlich<br />

in der Adoleszenz statt und entscheidet über die sittliche und weltanschauliche Orientierung<br />

in den nächsten Jahren, oft im Leben überhaupt.<br />

Die Schiilpflicht ist abgeschlossen, die stürmische Zeit der Pubertät ist vorbei, die<br />

negative Phase abgeklungen. Auch Körperformen und Ausdruck harmonisieren sich.<br />

Die Verneinung weicht der Bejahung. Der Jugendliche will die Welt erobern. Er ist<br />

voll von Erwartungen und Hoffnungen an das Leben, aber auch bereit, sich ihm tu<br />

öffnen iind selbst seinen Teil beizutragen. So beginnt sich die Kluft zwischen der Welt<br />

iiiid dein Ich zu schließen. Die Erwachsenen atmen auf, sagen der Jugendliche werde<br />

vernünftig und beginnen ihn ernst zu nehmen. Tatsachlich sind nun Denken und<br />

Wollen imstande, die Triebe und Affekte zu beherrschen - was einzelne Durchbruclisreaktionen<br />

nicht ausschließt. Das Gleichgewicht ist noch labil, dodi verfestigen<br />

ein ini Ganzen eher frohes Lebensgefühl, Erfolge im Beruf und das Erlebnis der<br />

ersten Liebe die Stellung zum eigcnen Selbst. Es wächst das Gefühl, jeinand zu sein,<br />

eine Identität zu haben. Dadurch lernt der junge Mensch auch seine Mitwelt besser<br />

einzuschätzen. Er gewinnt den Blick für das individuell Einmalige und das nur<br />

gcfühlsmaßig und intuitiv Faßbare. Die kritische und differenzierte Betrachtung deckt<br />

freilich auch die Mängel der geliebten Vorbilder auf. Die Erkenntnis, daß jeder<br />

Mensch seine Fehler hat, zwingt den Jugendlichen, seine Ideale von den Vorbildern<br />

ahzulöscn und sich abstrakten Werten zuzuwenden. «Ich richte mein Leben nicht nach<br />

Vorbildern, die es sowieso nicht gibt, sondern nach meinem eigenen Willen ein»<br />

( 171/2jähriger Postangestellter)'.<br />

Etwa werden auch Vorzüge verschiedener Personen zu einem Idealbild verschmolzen.<br />

In der Ablehnung von Vorbildern zeigt sich eine geistige Verselbständigung, die ZU<br />

einer persönlich aufgebauten Wertwelt führt. «Ich will ja ich selbst werden, und<br />

nieniaiid soll mir gleichen.)) Von dcn vielen Wcrtcn, welche die europäische Lebens-<br />

Torii1 aiibictct, ohm sic zu einem Wertganzen vcrcinigen tu können, mu0 der Jugendliche<br />

etwas auswählen und zur Leitlinie, zum Lebenspian machen. Meist erfolgt der<br />

1,3ii>t¡eg iii ciiic bcstiiniiitc Wcrtwclt über deii Bcruf. Die Ucrufswahl wird somit<br />

tatsächlich zur Lebenswahl. Beruflich arbeiten heißt auch sich einer bestimmten<br />

Berufsgruppe und ihrer Wertwelt eingliedern, die im Sozialgefüge und der staatlichen<br />

Ordnung einen umschriebenen Platz ausfullt. Außerdem beeinflußt die Berufsarbeit<br />

den Charakter. Nicht nur fördert sie die Selbstbeherrschung und einzelne Fähigkeiten,<br />

w9hrend sie andere ve,rnachlässigt, sondern sie enthält auch Gesetze, welche die<br />

Erlebnis- und Tätigkeitsweise des Arbeitenden prägen. So gestaltet sich z. B. der Holzarl>eitcr<br />

charakterlich und iiitellektuell anders als dcr Metallarbeiter. M. a. W. der<br />

Lrlebnisraun verengt sich beträchtlich, ohne daß gerade von einer «déformation<br />

~x~fe~sionnelle~ gesprochen werden nid.<br />

Dadurch, daß der Jugendliche seine Individualität mit der Eigengesetzlichkeit der<br />

Ueruíswelt in Einklang bringen inuß, lernt er, sich nicht niehr ausschließlich mit seiner<br />

Iiincii\vclt zu beschäftigen und zu verstehen, daß Ordnung und Gesetz nötig sind.<br />

Dic Zitate stammen aus: Fischer, Wolfgang «Der junge Mendi)), Larnbertus, Freiburg 58.<br />

e<br />

So bildet sich, in engem Zusammenhang mit der Berufsarbeit, eine bestimmte Lebens-<br />

form heraus, die der Jugendliche gerne mit anderen vergleichen möchte. Darum ist<br />

er nun bereit und faliig, fremde Lebensart zu verstehen und sich auf Reisen weiter-<br />

zubilden.<br />

Wo eine echte Bindung an den Beruf besteht, wird auch ein familiär entwurzelter<br />

Jugendlicher kaum den Halt verlieren. Erst wenn sich der junge Mensch weder in<br />

der Familie noch im Beruf zu verankern vermag, gleitet er leicht in Asozialität und<br />

Kriminalitat ab. Aber auch wo es nicht so weit kommt, muß der Jugendliche darum<br />

ringen, nicht mutlosen, ja verzweifelten Stimmungen zu erliegen. Denn, obwohl er<br />

gelernt hat, im realen Leben Entscheidungen zu treffen, meist vernünftig wirkt und<br />

seine Berufsarbeit gut und gerne macht, ist er seelisch noch nicht gefestigt. Die, wie<br />

noch zu zeigen ist, mehr innere Auseinandersebung mit der Umwelt führt zu Krisen,<br />

welche plötzliche Verhaltensanderungen bewirken. Mürrisches, unzugängliches, gleich-<br />

gültiges Verhalten scheint das bisher Erreichte wieder in Frage zu stellen. Beruf oder<br />

Scliule gelten als verfehlt. So wird der Jugendliche als launisch und empfindlich, oder<br />

als überheblich und leichtsinnig getadelt, und seine Ratlosigkeit zur Faulheit gestempelt.<br />

Ein Grund mehr, daß er sich unverstanden fühlt. Kann er sich doch nicht mit dem<br />

Erreichten begnügen. Wohl hat er in der Realität einen Standort gewonnen, die<br />

alltaglichen Belange einigermaßen geregelt, aber die Bewährung in Familie und Beruf<br />

genügt nicht, um dem Leben einen Sinn tu geben. Der junge Mensch beginnt sich<br />

ZU fragen, was das ganze Tun für einen Zweck hat, waruiii er sich überhaupt ent-<br />

scheiden muß und zweifelt an der Wahrheit und Verbindlichkeit der vorgelegten Maß-<br />

stäbe. Ein radikales Fragen nach den letzten Dingen und dem übernatürlichen setzt<br />

ein. Der Jugendliche stößt sich an den Schranken des Ichs überhaupt. Der Tod wird<br />

zum Problem. Die religiöse Problematik bricht auf. Nun wird nicht mehr an einzelnen<br />

Glaubenssätzen gezweifelt, sondern an der Zulänglichkeit einer bestimmten Religions-<br />

form überhaupt.<br />

«Leichtsinnig lebt die Welt dahin.<br />

Sie betäubt sich selbst in Rausch und Lust.<br />

Sie übertönt die Frage nach dem Sinn<br />

des Lebens und ergibt sich deni Genuß.))<br />

(i 9jähriger Verwaltungsangestellter.)<br />

Wer kein Gehör hat für dieses Fragen, es entsetzt von sich weist, oder mit vor-<br />

gegebenen Antwortcn schematisch erledigt, wird als Spießbiirger vcrurtcilt. Wcr in<br />

deii Alltngsproblenieii und der Existenzsiclierung aufgeht, wird bespöttelt oder ver-<br />

achtet, der Vagabund oder Künstler dagegen als wahrer Mensch bewundert. In der<br />

Liebe wird die vollkommene, ideale Du-Beziehung gesucht, einmalig und beispielhaft,<br />

dabei ist weniger eine bestimmte sympathische Person gemeint, als der Mensch<br />

Überhaupt.<br />

«Zu gerne möchte ich dir und mir beweisen, daß man aus seiner Selbstgefälligkeit,<br />

aus sciner Ichbezogenheit, aus seiner kleinen, schmutzigen Welt heraustreten kann,<br />

uni völlig selbstlos etwas zu tun, uni dem Guten zu dienen» (19jähriger Maurer an<br />

sein Mädchen).<br />

Oft ist es den beiden Partnern wichtiger, sich durch den anderen über die eigene<br />

Persönlichkeit und Identität klar zu werden, ais sich ZU umarmen. Die Sehnsucht gilt<br />

als höchstes Glück, nicht die Erfullung. Trotzdem drängt der Trieb nach Bcfriedi-<br />

gung. Aus dein Gegensatz zwischen idealem Wollen und geschlechtlichem Begehren<br />

erwächst eine echte Not. Aus dieser Spannung erklären sich die sexuellen Entglei-<br />

sungen. Aber auch der Geschlechtsverkehr bringt keine Befriedigung, die über den<br />

COT


I<br />

Augenblick hinausgeht. Enttäuschung und<br />

Ekel danach wcrden ironisiert oder geleugnet,<br />

sind aber nieist Anlaß dafür, da5<br />

die Freundschaft zerbricht. Denn selbst die<br />

Liebesbeziehung, sei sie nun schwärmerisch<br />

oder sinnlich erlebt, verinag nicht von der<br />

Einsamkeit zu erlösen.<br />

«Gibt es eine andere Form des Daseins<br />

als die Einsamkeit? Aile Liebelei und Liebe<br />

in Ehren, sie helfen uns sicher ein wenig<br />

weiter und angenelimer zu leben, sie machen<br />

uns vielleicht nur unsere Einsamkeit<br />

vergessen. (i9jähriger, der als sehr gesel-<br />

lig gilt).<br />

Wer im Alltag nur eine Tretmühle des<br />

Nichtigen sieht und sich als Gottsucher im<br />

weitesten Sinn dem Hintergründigen zu-<br />

wendet, lebt eben grundsätzlich einsam.<br />

Persönliche Anteilnahme eines verstehen-<br />

den Mitmenschen vermag diese phasentypi-<br />

sche Einsamkeit und Unverstandenheit<br />

nicht aufzuheben, hilft jedoch, diese leich-<br />

ter zu ertragen. Im Gegensatz zum Puber-<br />

tierenden fühlt sich der Jugendliche auch<br />

dann einsam, wenn er nicht allein ist. Eben<br />

noch erfüllt von lauter Geselligkeit, kommt<br />

ihm diese plötzlich schal und leer vor, was<br />

ihn freute, ekelt ihn an. So verbirgt sich<br />

oft hinter Flirts und ausgelassenen Festen<br />

ein Gefühl des Unbefriedigtseins. Aus dem<br />

Ungenügen am Vergänglichen erwächst<br />

die Sehnsucht, die unerfüllbar bleibt, weil<br />

sie eigentlich das Erfassen der letzten<br />

Wahrheit meint, selbst dort, wo sie sich<br />

auf scdiciiil>ar lirrcic Iiharcs ric.likt. So map<br />

sich der Jugcndliclic sehnen, deii Fessclii<br />

des Alltags zu entrinnen, Weltreisen tu<br />

unternehmen, oder fernab von jeder Zivi-<br />

lisation als Pionier zu leben. Dies ist nicht<br />

als geltungssüchtiges Tagträumen zu ver-<br />

stehen, sondern als Versuch, jene äu5eren<br />

Bedingungen einzufangen, die es gestat-<br />

ten wurden, frei und wahrhaftig ZU leben.<br />

«Ich möchte frei sein: Frei von Konven-<br />

tion und Tradition, allgemeiner Sitte,<br />

Knigges Lehren. Wenn ich auf der Straí3e<br />

einen Salto machen will, möchte ich es tun,<br />

ohne verhaftet zu werden. - Frei von Ban-<br />

den der Liebe: von Geliebten, Verwandten,<br />

Freunden, Bekannten. Wenn ich plötzlich<br />

gestorben bin, soil keiner weinen, soll es keiner bedauern, will ich verweht sein<br />

wie ein verschwindender Sonnenstrahl . . .» (18jahriger).<br />

Oft mündet die Sehnsucht in einen utopischen Zukunftsglauben. Jedenfalls eignet<br />

ihr Uegeisferungsf~hiFkeit und Opferbereitschaft. Diese aufs Gute zu lenken und nicht<br />

in laniitisiiius ausarten zu lassen, ist eine 1:ührungsaufgabc der Uinwelt. - Die Jugendlichen<br />

dieser Phse stehen also in einer eigenartigen Spannung zwischen Redisinus<br />

und Idealismus.<br />

«Das Leben ist schwer. In meinen Traumbildern sehe ich den Weg wohl aufgezeichnet,<br />

den ich einmal gehen möchte. Die Wirklichkeit ist aber anders. Die Arbeit<br />

ist niir iiii Augenblick ein großer Helfer und der Sinn meiner inneren Phantasie))<br />

(2ûjäliriger ~-landwerkslchrling).<br />

Die Wirklichkeit wird anerkannt, man richtet sich in ihr ein, ohne sich mit ihr zu<br />

begnügen, sie für das Letzte zu halten. Sie wird grundsiitzlich in Frage gestellt, zur<br />

Fassade, hinter der das Wahre zu suchen ist. Darum sind Einsamkeit und Sehnsucht<br />

charakteristisch für diese Zeit, die der Jugendliche selbst durchstehen inuß. Hilfe<br />

heií3t in diesem Fall, die Fragen zu ertragen lehren. Wo der Jugendliche mit ihnen<br />

nicht zu Rande kommt, begnügt er sich, seinen Individualismus im Augenblicksrausch<br />

und materieller Ichsucht zu leben, so daí3 Geltungs- und Besitzsucht die existentielle<br />

Ratlosigkeit verdecken mögen.<br />

Für das Mädchen liegt eine besondere Gcfährdung darin, daß sein Titigkeitswille<br />

leicht durch eigene Hemmungen oder den Widerstand der Umwelt blockiert wird.<br />

Dadurch nimmt das Phantaieleben übertriebene Formen an, und es kommt zu einem<br />

überspannten Gefühlsleben, welches das Mädchen entweder schüchtern und verkrampft<br />

oder abenteuerlustig und leichtsinnig macht. Grundsätzlich hat das Midchen<br />

in der Adoleszenz dieselben Aufgaben zu bewältigen wie der Jüngling. Allein, es<br />

neigt eher dazu, seine Fragen nicht radikal und extrem auszuweiten, und sie auf die<br />

sozial übliche und gebilligte Weise zu beantworten. So wird die Identität oft in der<br />

zukünftigen Rolle als Gattin und Mutter scheinbar gefunden. Da fehlt nicht viel, daß<br />

die eigentlichen Lehr- und Wanderjahre mit Warten und vorläufigen Beschifti iiiiI>


meistens die von ihren Erziehern festgehaltenen Traditionen entwerten wollen. Diese<br />

Traditionen, den Eltern oft unentbehrlich und heilig, wollen viele Jugendliche nicht<br />

anerkennen, wodurch Konflikte entstehen können. Einfache Alltagsprobleme - z. B.<br />

das Anhören von Jazzmusik - bis ZU den größten Differenzen religiöser, moralischer<br />

lind überhaupt aller erdenklichen Ansichten kann man auf das Generationenproblem<br />

zurückführen, indem man der Meinung ist, die Jungen anerkennen die Uberlieferun-<br />

gen riiclit mehr und erlauben sich Freiheiten, die dem Einzelnen wie auch der Ge-<br />

meinschaft schädlich sind.<br />

Diese Generationenprobleine scheint es immer gegeben zu haben. Die Literatur be-<br />

richtet genug darüber und manches Drama wird von dieser Problematik gespeist.<br />

Iinmcr hat es Jugendliche oder auch Erwachsene gegeben, die sich gegen die Oberlie-<br />

ferungen aufbäumten und in ihreni Tun und Lassen in Opposition standen gegen<br />

die Ccmeinschaft, gegen die drihere Generatioii)). So hat auch Goethe einmal ,$e-<br />

schrieben: «Ein junger Mensch, der auf eigenem Wege irre geht, ist mir lieber als<br />

einer, der auf fremden Wegen recht wandelt.)) Goethe meint damit wohl, nicht jede<br />

Opposition, nicht jeder Abweg vom Althergebrachten müsse falsch und verwerflich<br />

sein. Aber damit kommen wir zur Bewertung des Verhaltens der Jugendlichen und<br />

doch ist dies nicht der Sinn dieser Zeilen.<br />

Es scheint aber doch so zu sein, daß die Schwierigkeiten, die man zum Generationen-<br />

problem rechnet, heute zahlreicher und schwerwiegender sind als früher. Die Begriin-<br />

dung ist nicht schwer zu finden. Einerseits sind im 20. Jahrhundert, besonders durch<br />

die beiden Weltkriege die Traditionen weitgehend geschwunden. Die moralischen<br />

und auch die religiösen Uberlieferungen bieten dem Einzelnen nicht mehr den Halt<br />

wie früher. Die festen Gefüge der staatlichen, der religiösen, der familiären Ordnun-<br />

gen wurden gelockert. Sie bieten weder der Gemeinschaft noch dem Einzelnen die<br />

Sicherheit, die írülier Selbstverständlichkeit war. Anderseits ist durch Wissenschaft<br />

und Technik ein viel umfangreicherer und rascherer Wandel im Lebensgefüge aller<br />

Staaten, Völker und Familien zu verzeichnen, wodurch auch von hier die altherge-<br />

brachten Sitten und Bräuche erschüttert, wenn nicht aufgelöst wurden, ohne daß<br />

neue Richtpunkte erkennbar wären. So steht das Generationenproblem von allen Sei-<br />

ten im Brennpunkt des Geschehens, umsomehr, als vom Jugendlichen, wie vom Kind<br />

iiii(1 Erwachsenen, heute mehr Selbständigkeit gefordert wird als früher, um sich<br />

cinigerinaßen behaupten zu können. Und obendrein kennen wir das Problem der<br />

«Akzeleration», der früheren geistigen und körperlichen Reife des weißen Menschen<br />

in der wcstliclien Kultur, wodurch die Probleme zwischen jung und alt sicher nicht<br />

vermindert werden.<br />

Zweifellos wird unser Problem noch von einer Seite her verschärft, die besonders<br />

beachtet werden muß : dem veränderten Lebensstil ganz allgemein und der veränderten<br />

Beziehungen zwischen Erzieher und Zögling im besonderen. Wir heutigen Eltern oder<br />

gar Großeltern hätten nie für möglich gehalten, daß eine so freie Auseinandersetzung<br />

zwisclien Eltern und Kind möglich wäre, wie wir sie heute doch schon häufig - vor<br />

alleni in den Städten, und es brauchen keineswegs amerikanische zu sein - antreffen.<br />

Von der Seite des kritisierenden (oder nörgelnden), unzufriedenen Erwachsenen her<br />

gesehen ist es so, daß sich die Jungen viel zu viel erlauben können. Die Eltern<br />

sehen in der freien, manchmal vielleicht nicht sehr respektvollen, aber spontanen<br />

Ausdrucksweise der Jungen nur Unheil. Sie glauben, die alte Erziehung mit Zucht und<br />

harter Strenge halte den Menschen in Schranken, die notwendig seien zur Erhaltung<br />

des Giitcn und Richtigen (und sie vergessen dabei, wie diese Ideale im 19. Jahrhundert<br />

zwar aufrecht erhalten wurden, aber in der Auswirkung recht verheerend waren). Von<br />

Befürwortern der freien Auseinandersetzung kann man hören, Ehrfurcht sei begründet<br />

im Vertrauen, tu dem aber immer spontane - nicht hemmungslose, aber angstfreie -<br />

Auseinandersetzung gehöre. Die heutige Art der Beziehung zwischen Erzieher und<br />

Zögling erzeuge weniger Angst und schaffe daher größeres Vertrauen.<br />

Zu solchen Ansichten, die hier nur gestreift sind, hat zweifellos die Wissenschaft<br />

beigetragen. Die Psychologie lehrte uns manches Problem sehen, an deni man früher<br />

blind vorbei ging. Dazu gehört die seit Freud immer deutlicher gewordene Erkenntnis,<br />

daß die Pubertät, die Entwicklungsstufe zwischen dein i 3. bis 20. Altersjahr ungcfshr,<br />

zu den schwersten Zeiten des Menschen gehört. Sie ist ihreni Wesen nach die Ablösung<br />

einer Periode ruhigeren Wachstums durch neue Krisen. Um die Jugendlichen in dieser<br />

Phase zu verstehen, müssen wir uns ihnen vor allem von der Seite der krisenhaften<br />

Erscheinungen nähern. Das Anwachsen der innern und äu5ern Schwierigkeiten wäli-<br />

rend der Pubertät ist n1.r Norin, als «gesund» zu betrachten, während ein Gleichgewicht<br />

eine abnorme Erscheinung ist!<br />

Die üblichen Schwierigkeiten der Pubertierenden kennzeichnen sich durch ihre pha-<br />

senweise Heftigkeit. Besonders beim Jüngling (im «Flegelalter», wie man die Pubertät<br />

auch nennt) blüht der kindliche Trotz wieder auf. Die Entwertung der Eltern und<br />

aller Autoritäten kennt manchmal keine Grenzen. Die wachsende Kritik überbordet<br />

leicht und kann als Gegensatz zur kindlichen Uberschätzung der Autoritäten betrachtet<br />

werden. Andere Jugendliche schließen sich ab, isolieren sich, fordern die Eltern durch<br />

passiven Widerstand heraus. Bei Knaben und Mädchen gelten oft Ideale, die im<br />

Gegensatz ZU ihren Erziehern stehen. Die Verehrung, die den Eltern gegolten hatte,<br />

wird auf entfernt Verwandte und Bekannte, geschichtliche Figuren, Schauspieler oder<br />

Sportgrökn und «Helden» übertragen.<br />

Wir anerkennen die pubertären Krisen also als eine Gesetzmä/3igkeit im nornznlen<br />

Leben und so ist es notwendig, die Ursachen dieser Phase zu untersuchen. Es sind<br />

einmal die biologischen Veranderungen iiii alteren Schulkind (ab i i Jahren), die einen<br />

Zuwachs an Triebenergie bringen. Die sexuelle Qualität dieser Triebe ist ein neuer<br />

Faktor im kindlichen Erleben, der unbekannte Sensationen auslöst. Dann wird die<br />

Spielwelt des Kindes aufgegeben und ein «ungefährlicher» Ersatz ist noch nicht da.<br />

Oft blühen zwar Liebhabereien auf, aber sie sind vorübergehend, sei es, weil sie<br />

uninteressant werden, sei es ihrer beginnenden Gefihrlichkeit wegen (2. B. Freund-<br />

schaften odcr Schwirinereien). So fühlt sich der Jugendliche hin und her g+,scn und<br />

bringt auch in dieser Beziehung manche Erzieher zur Verzweiflung: nichts scheint<br />

ßcsthligkcit und Wert zu besitzen.<br />

Zur Hauptsache aber gilt die Pubcrtstsrevolte der Loslösung z'on derz Elleriz rind<br />

der Surhe mch )reuen Bindwizgen. Diese sind aber voller Gefahren, teils aus den<br />

erwihnten biologischen Veränderungen heraus, teils weil sie unbekannt, «unkind-<br />

lich)) und mit Verantwortung belastet sind. Der Ablösungsprozeß von den Eltern wie<br />

das Suchen nach neuen Bindungen ist somit mit Atzgsi besetzt. Und hier sehen wir<br />

das Kernproblem aller Probleme der Jugendlichen, auch wenn wir sie Generationen-<br />

probleme nennen: alle Verhaltensweisen der Pubertierenden werden durch diese<br />

Ängste und durch die Abwehr der Ängste gekennzeichnet. Abwehr heißt uribewußte<br />

Verneinung oder Umkehr der Angst, z. B. die Abwehr gegen die kindlichen Bindun-<br />

gen (an die Eltern) wird von vielen Jugendlichen dokumentiert durch ihre flucht-<br />

artige Ablösung von Eltern und allern, was ZU ihfer Familie gehört. An Steile eines<br />

langsamen (angstvollen) Prozesses wird die 1;lucht gewählt. Die allmäliliche Ablö-<br />

sung wird durch Angst unmöglich gemacht, die Flucht wird als Abwehr notwendig.<br />

Der Angstabwehr dienen dann auch andere, fast mehr zufällig gewählte Figuren,


wie literarische Helden und Leiter einer Jugendgruppe (sozialer oder asozialer<br />

Art). Ob der Abwehrkampf gegen die kindlichen Bindungen (im Verhalten aber<br />

eben gegen die Eltern-Generation), idealistische Scliwirmerei, Überschwengiiche Be-<br />

geisteruiig für einen Sportheiden oder asoziale bis kriminelle Formen annimmt, hängt<br />

von aufien gesehen von den neuen «Fuhrern», von den Ersatzeltern ab. Sie bestimmen<br />

scheinbar, ob die Abwehr mehr oder weniger gefahrliche Formen annimmt, denn von<br />

ifiiien werden die neuen ideale kritiklos und begeistert übernommen.<br />

Die Psychoanalytiker haben nie aufgehört sich zu fragen, ob die vielen Schwierig-<br />

keiten, die der Jugendliche hat und macht, wirklich notwendige und unvermeidliche<br />

Erscheinungen einer Phase sind, die offensichtlich durch Krisen gekennzeichnet ist.<br />

Das «Generntioncnproblenlu wurde dabei nicht vernachlässigt, aber die persönliche,<br />

seelische Entwicklung des Einzelnen scheint uns doch iniiner wieder ausschlaggebend<br />

zu sein. Die Krisen der Jugendlichen sind Hinweise auf innere Vorgange und Ver-<br />

iínderungen, die ihnen Konflikte aufbürden, die sie ohne Schwankungen nicht lösen<br />

können. Man kann einwenden, daß wir aile Kinder wáhrend und nach dem Puber-<br />

thdter kennen, die kaum ein Generationenproblem heraufbeschworen, bei denen<br />

keine Krisen erkennbar waren, die sich nach wie vor ins Familiengefüge einpassen und<br />

cbcii «brav» bleiben. So erfreulich dieser Zustand fiir Elterii sein mag, die Psyclioana-<br />

Iptilicr selieri in ilini oft eine Störung, eine Entwickllingsliemmung, die nicht leicht ge-<br />

nommen werden soll. In vielen solcher Falle erweist sich eine psycliotherapeutisclie<br />

Hilfe als angezeigt, oft dringlicher als bei Jugendlichen, deren Verhalten der Mitwelt<br />

goGe Schwierigkeiten bereitet.<br />

Ein Beispiel soll zeigen, wie sehr das Gcncrntioricnl~roblcm ein individuelles sein<br />

k~riri, wiilirciitl man es nicistciis als ein pcrsönlicli urrl>eeiriflußbarcs betracliten will.<br />

In ciner kleinen Gesellscliaft wurde heftig diskutiert und allgemein verurteilt, daß<br />

vin Vor;irbeiter mit Frau untl Kind erster Klasse in die Ferien reise. Eine 76jährige<br />

Uaine, die sich verscliiedciie Argumente angehört hatte und über die sich die Gesell-<br />

schaft einig xu sein schien, sagte unerwartet: «Ich verstehe Euch nicht! Ist es nicht<br />

grohrtig, da0 sich das heute eine scheinbar weniger bemittelte Familie leistet? Sind<br />

die großen sozialen unterschiede ein Glück fUr die Menschen? Ich finde es richtig,<br />

wenn die Unterschiede der sozialen Klassen und der Unterschied der Altersstufen<br />

vermindert und fast aufgehoben werden.»<br />

Atis tiriseren Ükrlcgurigcn gelit hervor, daB die Jugendlichen wjhrend und nach<br />

dcr J’ubcrtiit iii eiricr srhtvcreii Krise stehen, die wir als Erzieher erkennen müssen.<br />

Niir (hi ist es iikiglidi, &íJ wir iinscrer Jugciicl Jas notwendige Verstindnls und<br />

die richtige Hilfc entgegenbringen könncn. Das Ziel der Jungen, sich von den Eltern<br />

zu befreien, will mancher Erzieher nicht wahr haben. Es entsetzt ihn, wenn sein<br />

Kind autonom zu werden versucht und er will die oft abwegigen, aber notwendigen<br />

Schritte unterbinden. Dainit verliert er oft das Vertrauen ganz und verstärkt die schon<br />

bestchcnde Opposition und Konfliktsituation. Das Generationenproblem ist nidit<br />

wegzudenken in einer normalen, «gesunden» Entwicklung eines Jugendlichen; damit<br />

sind wir Erzieher gezwungen, uns damit auseinanderzusetzen, uns dem Kind umsomehr<br />

zuzuwenden und ihm durch Verständnis und Entgegenkommen zu eriiiögiidien, mit<br />

inöglichst wenigen Schadigungen aus dieser Krisenzeit heraus tu kommen.<br />

.OBLE M E IN DER BERUFSAUSBILDUNG<br />

Die Problcmc der Jugendlichen während der Berufsausbildung erwachsen aus den<br />

phyiisclicn und psychischen Eigenarten dieses Alters, insbesondere aus der Sexualität,<br />

IUS der familiiren Situation und aus den Besonderheiten des ergriffenen Berufes. Diese<br />

ahan immer gegebenen Problemquellen weisen heute alle gewisse Verschiebungen auf,<br />

die sich nur teilweise als Vor-, zum Teil aber auch als Nachteile auswirken. Erwachsene<br />

Heranwachsende müssen sich so gut als möglich an die durch die Technik laufend<br />

urnp-stalteten Lebensbedingungen anpassen, aus ihren Verbesserungen Nutzen ziehen<br />

und dic unvermeidlichen Nachteile auf ein erträgliches Maß einzuschränken versuchen.<br />

Dirsc Anpassung erfordert Zeit und hinkt zwangsläufig den Umweltveränderungen<br />

nach.<br />

Dic Jupendlichen, die keine Kinder, aber noch keine Erwachsene sind. muBten schon<br />

immcr durch die schwere Ubergangszeit der Reiftmg.ikri,rc hindutch. Körperlich krnnzciciiiict<br />

sich dieses Altet durcli seine besondere Neigung zu Kreislaufstöruiigen, Haltiingsscli&len,<br />

Wachstumsstörungen und rascherer Ermüdbarkeit. Auch psychisch ist<br />

fur diese Obergangszeit nur der Wechsel konstant. Die Stimmung schwankt zwischen<br />

himmcllioclijauchzend und zu Tode betrübt. Ungelöste Fragen beschäftigen die Jupndliclien,<br />

für die auch die Erwachsenen keine Antwort wissen: «Ein Geliein-inis<br />

ut das Leben und ein Ritscl ist der Tod)). Die Entwicklung zur Selbständigkeit Zufiert<br />

sich bci den Adoleszenten in Ablehnung, Trotz, Wiclerwillen und Auflelinung gegen<br />

jede Autoritiit, besonders die der gewohnten und engeren Umgebung welclw vielen<br />

Eltern, Lehrern und Vorgesetzten Schwierigkeiten bereiten. Besonders gro5 ist die Abneigung<br />

gegcnüber einer nur vorgetäuschten und keiner wirklichen Uberlegenlieit. Betont<br />

wird die Auflehnung oft dutch die iuBere Aufmachung, die saloppe Kleidung, die<br />

dilässige Frisur und dutch das unangepaßte Benehmen, das die Erwachsenen<br />

herausfordert. Aus der inneren Unsicherheit heraus sind die Adoleszenten auch leicht<br />

kinflußbar und neigen zur Nachahmung, sie begehren und tun etwas nicht aus eigenem<br />

Antrieb, sondern eiiifach, weil andere etwas bestimmtes besitzen oder tun. Bloße<br />

Nachdiiiiiing verleitet sie oft zu oberfl5chliclieii Vergnügen, zum Rauchen und zum<br />

Alkohol. Dic gleichen Jugendlichen, die einerstb sehr kritisch sein kiinnen und<br />

durch ihr rasciies untl siclicrcs Uiitcrsclicidiii\~:bvCrtiiO~cii iiberrasclicii, IXt aiiilcraci(s<br />

ihr Bctlürfiiis nach Bestatigung, Anerkennung und Zuneigung nicht so selten Objrkt<br />

unlauterer Absichten Erwachsener werden und treibt sie gewissenlosen Verfülircrn<br />

in die Arme, die diese Tatsache geschickt auszunützen verstehen. Es fällt nie<br />

Icicht, Jugendlichen eine gewisse Selbständigkeit und ein gewisses Bestimniungstecht<br />

zuzubilligen und sich dabei doch die nötige Kontrolle und Fiihrung zu sichern.<br />

Manche Schwierigkeiten der Reifungskrisen lassen sich durch ein verständnisvolles<br />

Vcrliaiten von Erziehern und Vorgesetzten besser beeiiiflußen. Eine Beratung, wann,<br />

wie, was, erweist sich oft wirkungsvoller als eine bloße Ablelinung, weil Jugendliche<br />

zuginplicher sind, wenn sie weniger im Befehístane angeherrscht, sondern mehr wie<br />

13rwaclisenc behandelt, wobei ihre Vernunft und Fähigkeiten angesprochen werden.<br />

Eine zweckmäßige Haltung der Erwachsenen gegenüber den Adoleszenten setzt sidi<br />

heute in immer weiteren Kreisen durch, dank der Erkehntnisse der Psycliohygicne.<br />

Diese Auswirkung ist umso notwendiger, weil die nachgewiesene disharmonische<br />

Entwicklung mit der Akzeleration des Wachstums, der Asthenifizierung und der kör-


perlichen Frühreife bei Nachhinken der seelischen Reife heute zweifellos die phy-<br />

sischen und psychischen Schwierigkeiten der Reifungskrisen vergrößert.<br />

In Bezug auf die Unric4 bedeutet für die Adoleszenten ein Nachteil, daß die<br />

Anpassung dcr Erwachseiien an die veranderten Lcbensbedingungen noch mangelhaft<br />

ist. Die elterliche Haltung erschöpft sich allzu oft in der Jagd nach materialistischen<br />

Vortcilcn und im Genuß derselben. Es ist ungerecht, einseitig den technischen Fort-<br />

schritt dafür aiizuscliuldigen, der Fehler liegt in der unzweckmäßigen Anwendung<br />

und in der Unfähigkeit, aus dem fast unbegrenzten Angebot individuell richtig und<br />

in zuträglichem MaBe auszuwählen, Z. B. in Bezug auf Radio, Kino und Fernsehen.<br />

Der ndillose Gebrauch führt zur Gewöhnung an akustische und optische Reize, zum<br />

überhören und Ubersehen des Gebotenen auch im Unterricht, zur Zerfahrenlieit, dem<br />

Konzcntrationsmangel und der Neigung zu reiner Passivität. In unserer Zeit der<br />

Urngcstaltung und Umwertung erlebt der Heranwachsende im Elternhause allzu oft<br />

nur das Streben nach möglichst hohem Lebensstandard, wobei aus Unfähigkeit oder<br />

Nachlässigkeit keine kulturellen Werte vermittelt werden. Fehlen jedoch Halt und<br />

Ziel, die nur in einer niensclilicli befriedigenden Aufgabe gefunden werden können,<br />

erfaßt die innere Leere auch die Jugendlichen. Der Berufsschule erwächst deshalb<br />

heute eiiie zusätzliche Aufgabe, auch sie darf nicht mehr nur Fachwissen- und -Kön-<br />

nen vermitteln, sondern muß zu selbständiger Urteilsfähigkeit in allgemein menschli-<br />

chen Belangen erziehen, zur Fähigkeit, zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem<br />

zu unterscheiden. Diese Aufgabe ist umso dringlicher, als eine geschickte Werbung,<br />

dic nielir und nielir auch den Teenager bearbeitet, den Drang nach Erfüllung vor<br />

ailciii rein materieller Wünsche fiirdert. Welche Jugendlichen sähen sich nicht gerne<br />

als bcwunderte Erfolgstypen, als erfahrene Kenner, und sind deshalb bereit, dies über-<br />

all und jederzeit mit einem äufiereii Merkmal z. B. der angepriesenen Zigaretten-<br />

niarke zu bekunden. Kann nian dcn Jungen vorwerfen, wenn sie dem Geschwindig-<br />

kcitsfimmel verfallen, mit dem Ziel, sich sobald als möglich als Herr eines Fahr-<br />

zeuges und der Straße zu fühlen, wenn sich das Streben der Erwachsenen darin er-<br />

schöpft? Die Hochkonjunktur verleitet dazu, den Jugendlichen auch unangemessene<br />

Wünsche zu erfüllen, wodurch das mühelos Erworbene entwertet und die Begehr-<br />

lichkeit ohne eigene Anstrengung geweckt wird. Dies führt t. B. dazu, daß sich eine<br />

Mtittcr wcinciid an tlcii Faclilclircr ihrcs Sohnes um Hilfe wendet, weil dcr Jungc mit<br />

Sclbstiiiord droht, wenn sie ihm kein Motorrad kaufe und diese Drohung auch wahr<br />

nisiclic, ~1.i sie ilini hislicr nllc Wunsche crfïillt Iiabc! Ahgcsclicri von der ganz allge-<br />

iiiciii gclockcrtcn Lliiiduiig ail dic Familie wirkt sich eine gestörte Familiensituation<br />

bcsoiiders ungiinstig aus und begünstigt das Auftreten von Hemmungen, Enthem-<br />

inungen, Beziehuiigsstöriingen, Fehlbindungen und Außenseitertum bci den Jugend-<br />

liclicii. Es ist deshalb kein Zufall, dafi es sich bei der überwiegenden Mehrzahl der<br />

lillc, (lie wegcn crzichcrischcr Schwierigkeiten zu Hause, in der Schule odcr an<br />

tlcii Lelirstellcii deii Schulärzten gemcldct werden, um Jugendiiclie aus gestörten<br />

I;ainilienverlialtiiissen handelt, sei es um Pflegekinder, Halbwaisen, Scheidungswaisen<br />

odcr Kinder, deren Eltern nur noch äu5erlich miteinander, innerlich jedoch neben-<br />

eiii(3ndcr leben. so suclit z. U. eine verwitwete und deshalb berufstätige Mutter, die<br />

iin l¿alimcn des Möglichen sich rechtschaffen um die Erziehung der Kinder bemüht,<br />

freiiide Hilfe, weil ilire Tochter droht, von zu Hause wegzulaufen, wenn die Mutter<br />

ihre Einwilligung zur Fcrienreise ins Ausland und zum Zelten mit dem gleichaltrigen<br />

I:reiiiid verweigere. So kann cs auch vorkommen, daß in äufierlich ganz geordneten<br />

Vcrliiltnisscn, in denen sich die Eltern jedoch auseinanderlebten, Vater und Mutter<br />

keine Ahnung haben, daß ihre noch schulpflichtige Tochter bereits seit 1 '/z Jahren<br />

&I intimes Verhältnis zu einem verheirateten Manne unterhält. Die zunehmende Be-<br />

mfstätigkeit von Müttern vor- und schulpflichtiger Kinder wirkt sich erzieherisch<br />

uhr oft nacliteilig aus auch noch beim Adoleszenten, bei welchem kaum mehr nach-<br />

ßcliolt wcrdcn kann, was vorher versaurnt wurde. Selbst wenn volkswirtschaftlicli diese<br />

Bcrufstätigkcit der Mütter auch in der Schweiz nicht mehr wegfallen kann, sollte<br />

rie wcnigstens viel nielir als bisher nur in Form von Teil- und Halbtagsbescliafti-<br />

eng vcrrichtct werden. Gestörte I:amilienverliältiiisse kommen aber nicht nur als<br />

Ursaclie erzieherischer Schwierigkeiten in Frage, sondern erweisen sich Iiäii fig auch<br />

als Hintcrgrund unbcstiiiimter körperlicher Beschwerden, für die keine organisclie<br />

Ursache gefunden werden kann.<br />

Der übcrtritt ins Bernfsleben, in die Welt der Erwachsenen, mit der Umstellung<br />

auf ungewohnte Verhältnisse und Tiitigkcit, bedeutet für die Jugeiidliclieii sehr oft<br />

eine erliebliche Belastung. Viele haben von untl zur Lehrstelle oder zur Berufsschule<br />

cincn weiten Wcg, ganz abgesehen vor] der großen Zahl von Bcrufsschülern iiiit ausu*irtigem<br />

Wohnsitz (an der Abteilung Frauenberufe ?/" der Schiilerinnen !), so da6<br />

sic früh aufstehen müssen und erst spät zu Bett kommen. Ein ausgeglichenes Velhältnis<br />

zwischen Anstrengung und Ruhepausen ist auf die Dauer nicht mehr gesichert.<br />

Oft stcckt deshalb bei Jugendliclien mit Kopfschmerzen, Schwindel, Appetitlosigkeit,<br />

Verdauungsheschwerden, Gereiztheit und Leistungsschwäche, die ron sich<br />

aus oder auf Veranlassung der Lehrer die scliulärztliclie Spreclistuiide aufsuclicri,<br />

&eine orpnische Ursache, soiidern ein Ermüduiigszustand. Obschon dcn Jt~geidliclicii<br />

licute durch das Fabrikgesetz und in manchen Kantonen auch durch K;iiitonnlcs<br />

Icricngcsctz cine besondere Stellurig uiid besondere Vorteile eingeriunit wurcleii,<br />

und sich das Arbeitsklima im eigentlichen und im übertragenen Sinne allgemein siclier<br />

I<br />

verksscrte, ist doch aus gesundheitlichen Gründen ein &rienansprucli von drei WO-)<br />

chen für alle Jugendlichen bis zum 20. Altersjahre zu befürworten. Es wirc deshalb'<br />

ein weiterer Fortschritt, wenn die entsprechenden Vorschlage bei der Vorlage für das<br />

in Vorbereitung befindliche neue Bundesgesetz für Arbeit in Industrie, Gewerbe und<br />

Handel nicht abgelehnt würden. Die Berufswahl selbst fällt heute sicher schwerer,<br />

weil die Anzahl der Berufe sich vergrößerte und heute gesamthaft mit über 330 an-<br />

Regchen wirtl, wobei die Jugendlichen weitaus die meisten Berufe aus eigciicr An-<br />

~li;iiiiiiig<br />

iiidit inclir kciiiicii. Die akaclcinisclicii Llcrufc niclit gcrcclinet, stclicii Iicutc<br />

auch dcn Midclien bereits ca. 150 gclerntc otlcr anlcrnbare Berufe und ncuc M~iglicli-<br />

kcitcri offcii. Gera& gtit


nicht immer ungefährlichen Bindungen zu. Wenige Jugendliche im Ausbildungsalter,<br />

jedenfalls bei den Lehrtöchtern, treiben regelmäßig und systematisch im Rahmen einer<br />

Sportorganisation Leibesübungen. Ganz abgesehen von gesundheitlichen Uberlegungen<br />

kaiin aber gerade der Sport in diesem Alter eine sehr wertvolle Möglichkeit zu<br />

tcmi-umk und zwischcnmensclili~lieri Beziehungen bieten, wo man lernt, mit Anstand<br />

zii gewinnen und init Würde zu verlieren. Gerade die Berufsschule sollte deshalb<br />

wahrend der Ausbildungszeit den Jugendlichen die Möglichkeiten zu systematischer<br />

sportlicher Betätigung bieten. Wegen der physischen Besonderheiten rnuß jedoch eine<br />

vermehrte sportärztliche Betreuung von Jugendlichen gefordert werden, urn gesund-<br />

Iieitliclie Schaden zu vermeiden. Jedenfalls muß aber auch die Berufsschule die Jugeii~lliclirn<br />

zii sinnvollcr Aiiweiidung der Freizeit anlcitcn, rnuß ihnen verschiedene<br />

híiiglirlikcitcii bictcii, wie Bciiiclic von I:reif5clicrii und Kiinstfiichern, miiB sie auf<br />

l~ereit~ I~cstclieiide I:rcizcitwcrkst;itieii iintl Jugcndorgnnisationen aufmerksam machen,<br />

z. B. auch auf das Jugend-Rotkrcuz.<br />

Wer in engem Kontakt mit Jugendlichen steht, weiß urn die Größe des sexzuden<br />

Prohlrirr r. welches für manche das Problem während ihrer Ausbildung wird. Zufällige,<br />

aber auch regelmäßige, sexuelle Beziehungen bestehen bei Jugendlichen im Ausbil-<br />

dungsalter wahrscheinlich häufiger als angenommen wird. Von den Berufsschülerin-<br />

ne11 pflegen während ihrer Lehrzeit ?/" bis % Prozent pro Schuljahr schwanger zu<br />

werden. In einzelnen Klassen wird auch immer wieder offen oder heimlich angedeu-<br />

tet, dcr oder dicsc verfüge über Mittel, die aus verdächtiger Quelle stammten oder<br />

lialx Uezichungeii zum «Milieu». Eine lebendige Schule kann an der Realität nicht<br />

vorbcisclien und mu5 sich deshalb auch mit der sexuellen Aufklärung auseinander-<br />

setzen. Die Notwendigkeit bestreitet wohl heute niemand, in biologischer Hin-<br />

sicht ist sie sicher notwendiger als je durch die Vorverlegung der sexuellen Reife<br />

um Ca. zwei Jahre bei Nachhinken der seelischen Reifung. Umstritten ist lediglich die<br />

Art und Weise, sowie der Zeitpunkt. Immer wieder werden Stimmen laut, welche<br />

diese heikle Aufgabe am liebsten der Schule allein aufbürden möchten. Das ist sicher<br />

falsch; denn es handelt sich in dieser Beziehung nicht einfach urn Vermittlung sach-<br />

lichen Wissens, sondern um eine erzieherische Aufgabe, die mit dem Kinde wächst,<br />

mit (Irni Ziel, allrnililicli eine bestimmte Haltung, ein mcnsclienwürdiges Ver-<br />

Iiallcii xu crrciclicn. Wie jede andere Erziehung bleibt auch die sexuelle deshalb vor<br />

allem eine Pflicht des Elternhauses. Anleitung, wie am besten vorgegangen wer-<br />

den soll, angepaßt an Alter, Verständnis und individuelle Entwicklung des Kindes<br />

ist bereits in reichem Maße zugänglich und brauchte nur benützt zu werden. Da<br />

es eine Eigenart des Adoleszenten-Alters ist, sich von der elterlichen Autorität<br />

abzuwenden, und sich gerade Über sexuelle Fragen und Probleme lieber bei einer<br />

«neutralen» Instanz zu orientieren, bei Personen, denen der Jugendliche vertraut, tu<br />

welchen er jedoch in keinem Abhängigkeitsverliältnis steht und vor allem auch keine<br />

«Betragensnote» zu befürchten hat, kann und soll die Berufsschule hier helfend ein-<br />

springen, z. B. durch ärztliche Vorträge. Die Erfahrung zeigt, daß Jugendliche sehr<br />

interessiert sind an einer klaren Darstellung von anatomie^ und Physiologie der. Ge-<br />

schlechtsorgane und an einer Aufklärung über Geschlechtskrankheiten. Am besten ge-<br />

schieht diese Orientierung in Form eines Vortrages-und-nicht inIeinerhpersönlichen-<br />

Form, so daB man z. B. irn Ausland Versuchemit Film oder Schallplatten alleinwieder_<br />

aufgab. Der persönliche Vortrag bietet den Vorteil, daß daran eine-?kgsion ange-<br />

sclilossen werden kann und alle möglichen Fragen allgemeiner und auch persönlicher<br />

Natur zur Sprache kommen können. Wenn auch eine sachlich-naturwissenschaftliche -<br />

Darstelkiig von den Jugendlichen selbst sehr gescliitzt $ri?, IiegtgroBer Vorteil<br />

d<br />

darin, als Anknüpfungspunkt die Ausgangslage und die Möglichkeit ZU schaffen,<br />

jungen Menschen in dieser Beziehung Verantwortung, Triebbeherrscliung und Ehr-<br />

furcht vor dem Leben ziim Bewußtsein zu bringen. Während des Vortrages uncl vor<br />

allem in der Diskussion lassen sich zwangslos auch andere, wichtige Dinge behandeln,<br />

die z. B. als einzelne Themen keine gro5e Anziehungskraft auf die Jugendlichen<br />

ausüben, wie Fragen der Ernährung, der Kleidung, Genußgifte, Rauchen, Alkohol,<br />

Freizeit und Sport, außerdem kann auf geeignete Literatur hingewiesen werden. Man<br />

ist immer wieder iibcrrasclit, wie aufgcschlosscn iintl zugänglich auch die Iiciitigcii<br />

Jugendlichen sich dabei zeigen. Solange in den Berufsschulen Hygiene als Untcrrichts-<br />

fach leider nicht berücksichtigt ist, verdient diese Gelegenheit, Prophylaxe zu trciben,<br />

ausgenützt zu werden.<br />

Jede Erziehung, einschließlich die sexuelle, ist und bleibt deshalb schwer, weil<br />

nicht Reden allein, sondern nur das lebende Beispiel und Vorbild überzeugt. Im<br />

Positiven, wie auch im Negativen, erweist sich in der Regel die formende Kraft der<br />

Atmosphäre im Elternhaus stärker als zufällige Erlebnisse. Darin liegt sowohl die<br />

Hilfe, als auch die Gefahr für die Jugendlichen, und aus dieser Tatsache erwächst<br />

für jeden Einzelnen die persönliche und stete Verpflichtung, in seiner eigenen Hal-<br />

tung gegen diese Gefahr anzukiimpfen.<br />

ERZIEHEN HEISST KRAFT WECKEN, NICHT KRÄFTE TÖTEN, DENN<br />

SONST REICHT DIE ERZIEHUNG NUR SO WEIT, WIE DER ZWANG<br />

REICHT. Ans «/ngetuilehre» zlon Friedrich W/jlbelrri I:ocrrit~r


PROBLEME IN DER BERUFSAUSBILDUNG<br />

Einen Beruf zu haben und auszuüben ist keine Naturgegebenheit. Der Höhlenbewohner,<br />

der Pfahlbauer, der Nomade und der seBhafte Ackerbauer in den sogenannten<br />

Entwicklungsländern, sie alle haben nicht einen Beruf in unserm Sinne. Sic ve’rsteiicn<br />

sich aufs Töpfern, Weben, Brotbacken, Fischen, Jagen und die vielen Tati$<br />

keitcn, womit sie ihr Leben fristen und mit denen ihr Tag ausgefüllt ist. Diese Tätigkeiten<br />

dienen ihnen aber ausschließlich zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse.<br />

Der Beruf in] eigentlichen Sinne taucht erst da in der Menscliheitsentwicklung auf,<br />

wo das wirtschaftliche Gefüge differenzierter wird, wo die Ansprüche an die Qualität<br />

7<br />

tlcs Produktes so gro0 werden, da0 nicht mehr jeder alles beschaffen kann.<br />

Wo sich genau der Sprung vom vollkommenen Selbstversorger zum Berufsmann<br />

vollzogcn hat, wissen wir nicht. Es wäre aber interessant, eiomal zu untersuchen, aus<br />

welt lien Gründen ein c


neigung gegen das Lernen (landläufig Dummheit genannt) hat ihre Ursache im<br />

Bestreben, den Besitzstand an Persönlichkeitsstruktur zu wahren, ihn keinem Risiko<br />

auszusetzen, allerdings um den Preis des Stillstehens.<br />

Wie wird sich der Lehrer in solchen Fällcn verhalten? An sich ist das Rezept ein-<br />

fach. Aber in der Anwendung doch wieder ziemlich schwierig. Es geht darum, dem<br />

jungen Menschen das Lernen möglichst attraktiv zu machen. Er muß erfahren, daß<br />

niit dem Leriien ein Lustgewinn verbunden ist. Oft ist das niir über den Umweg der<br />

Ausschaltung von Unlustgefühlen möglich, Man wird eine Leistung auch dann loben<br />

und prämiieren, wenn viele Vorbehalte angebracht werden könnten: die Leistung an<br />

sich sci lobenswert, das Resultat dürfte besser sein. Allerdings muß man dabei deut-<br />

lich untersrheiden zwischen der oben geschilderten Form von Dummheit und der<br />

ganz gewölinlichen Faulheit. Die Fatilheit hat ganz andere Wurzeln, die den Problem-<br />

kreis tler Uerufsausbildung nicht berüliren.<br />

Die spezifischen Probleme der Berufsausbildung sind dadurch gekennzeichnet, daß<br />

sie meist in Form von Fragen des Lehrlings auftauchen (abgesehen natürlich von den<br />

methodischen und didaktischen Problemen des beruflichen Unterrichts, die aber keine<br />

«I.ebensproblenie des Jugendlichen)) sind).<br />

Eine immer wieder auftauchende Frage geht aut’ die Dauer der Lehrzeit. «Warum<br />

niuß ich so lange lernen? Ich löse schon längst Aufgaben wie ein ausgelernter Arbeiter,<br />

iiur daß ich für ein Trinkgeld arbeiten murJ.» Diese unmutige Frage findet auch ihre<br />

Berechtigung in den Untersuchungen Prof. Camards über psycho-technische Anlern-<br />

inethoden. Versuche mit Flüchtlingen haben ergeben, dafl manche Berufe in einer bis<br />

auf einen Viertel reduzierten Lehrzeit bis zur Reife des Lelirabschlusses erlernt werden<br />

kijnnen, wenn die richtigen Methoden zur Anwendung kommen. Warum werden<br />

dann die Lehrzeiten nicht verkürzt? Warum müssen ganze Generationen von Lehr-<br />

lingen monatelang vorwiegend werkstätten aufräumen, Botengänge machen, Aschen-<br />

becher leeren, Maschinen reinigen (manchmal sogar die Kinder der Meistersfrau<br />

liciten) und dergleichen Hilfsarbciten mehr? Auf der einen Seite steht fest, daß unsere<br />

Berufsbildungsmethoden oft direkt vorsintflutlich anmuten. Vor allem fehlt die<br />

Elastizität, fehlt das Eingehen auf den Einzelfall. Es ware an der Zeit zu prüfen,<br />

ob die Lehrdauer nicht in vermehrtem Maße den Fortschritten des einzelnen Lehrlings<br />

aiigcpal’it werden könnte.<br />

Aiiclrcrscits darf inan nicht übersehen, daß nicht nur tler Lehrling. sondern auch der<br />

1.cliriiicister Anspriiclie anzumelden hat. Es ist fiir (Icn Meister kcin reines Ver-<br />

griugcii, eiiicn Lclirliiig ;iiiszul>iltlen. Material und Werkzeug gelit infolge unsncli-<br />

gemäßer Behandlung kaputt, die Seit für Erklärungen und Anweisungen kann nicht<br />

untcr produktiven Löhnen gebucht werden, ganz abgesehen von der Nervenbeanspru-<br />

cliung durch einen «herumstehenden Frager und Nichtstuer)). Da besteht sicher ein<br />

Icgitirner Anspruch des Meisters darauf, daß der Stift ein ganzes Jahr oder mehr<br />

als I~lligc Kraft vollwertige Arbeit leiste. Und schließlich darl man nicht vergessen,<br />

ilnll ein Beruf eben nicht nur aus der Beherrschung der Handgriffe besteht, sondern<br />

daß das ganze Drum und Drari, die Imponderabilien, die Atmosphiire, ebensoselir<br />

zum Berufsbild gehören.<br />

((Ich 1ial)c Krach mit nicinem Meister. Er will mir die Ferien nicht geben, wie es<br />

mir pßt. Was soll ich tun ?» Solclie und älinliche Fragen berüliren das Generationen-<br />

proMeni und das Problem der mitmenschlichen Beziehungen. Leider, leider kann der<br />

Lehrer an der Berufsschule in solchen Fällen herzlich wenig tun. Genießt er das<br />

Gliick, eineii vcrstätidigen Gewerbeinspektor hinter sich zu haben, kann manche der-<br />

artige Schwierigkeit behoben werden. Aber weder er noch der Lehrer verfügen über<br />

CI 4<br />

die nötige psychologische Schulung, um eine gründliche Abklärung herbeizuführen.<br />

Es wäre daher dringend nötig, an unsern Gewerbeschulen dem ausländischen Beispiel<br />

zu folgen und eine &lle für BeratunP des Lehrlings in Lebensfragen anzugliedern.<br />

«Meine Freundin erwartet ein Kind von mir. Soll ich heiraten?» «Ich muß den<br />

Beruf wechseln. Ich vertrage den Staub in der Werksiatt nicht.)) «Man hat mir eine<br />

gutbezahlte Stelle als Lastwagenchauffeur angeboten. Ich gebe jetzt die Lehre auf.»<br />

«Der Beruf ist mir zu dreckig, zu Iirmig, zu anstrengend. Ich möchte wechseln, weiß<br />

aber nicht auf welchen Beruf.» «Lehrling Y wird seine Lehre nicht fortsetzen. Er ist<br />

in Untersuchungsliaft.)) Lebeiisfragen, Fragen der Berufswahl, die sexuelle Frage, das<br />

Generationenproblem, diese iind viele andere Probleme spielen bei der Berufsausbil-<br />

dung mit hinein. Es ist ein geschlossener Problemkreis, innerhalb dessen Weichen<br />

fürs Leben gestellt werden. Die Berufsausbilduiig darf daher nicht gesondert für sicli<br />

betrachtet werden. Der Lehrling ist nicht nur ein zukiinftiger Wirtscliiiftsfaktor iiiid<br />

Standesvertreter, soiiderii ist jetzt und wird seili eiii lebendiger Mensch, der niir dai111<br />

seine Aufgabe als starkes Glied in der Kette wird erfüllen können, wenn er mit sich,<br />

niit seinem Beruf und seiner Umwelt im Frieden lebi. Das zu erreichen ist das wicii-<br />

tigste Problem in der Berufsausbildung.<br />

PROBLEME IN DER MITTELSCHULBILDUNG<br />

Br. Hediiiicq Síiehler, Rektorin der Töchíeircfir~le III, Ziiiich<br />

Der vorliegende Aufsatz kann auf die weitschicl~tigen Probleme der vieldiskutierten<br />

Mittelschulbildung nicht kritisch eingehen, sondern nur einige allgemeine überle-<br />

gungen im Zusammenhang mit praktischen Beobachtungen anstellen, die sich auf<br />

Grund der bestehenden Scliulverliältnisse und im Blick auf die Mittelscliülerinnen<br />

aufdrängen, wobei in erster Linie die Erfahrungen an den Zürcher Mädchenschulen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Mie bei den höhern Ausbildungsanstalteri für Knaben ist auch bei den Mittel-<br />

scliulen für Mädchen cine große und noch zuncliinendc Zahl von Scliuliypcii 211<br />

beolmliteii l. Schul fragen in Forin von übertrittsproblcrnen variieren naturgcriiiilj, je<br />

iiaclitlcm oh sich eiii Scliiilkiiitl ciiier iiffeiitliclien otler einer privaten Scliiilc zciwciidci,<br />

ob dicsc beih Gesclilcclitcrii offenstclic oller iiiclit uiid ob der I’riiiinrscliiil-Uiiicr-<br />

bau 4 Jahre (2. B. im Kanton Baselstadt), 5 bis 6 Jahre (z. B. im Kanton Schaffliau-<br />

sen) oder 6 bis 9 Jahre (2.B. im Kanton Zürich) betrage. Die Notwendigkeit der<br />

sehr frühen Entscheidung, iii einem Moment, wo noch wenig Kriterien für die Eig-<br />

nung vorlianden sind und wo höchstens auf eine besondere Lernfrcudigkeit iind<br />

Leriileiclitigkeit abgestellt werden kann, bringt für die Zehn- bis Zwölfjälirigeii<br />

besondere Schwierigkeiteii. Die kleinen Gyiiiriasiastiiineii der Töchterschule 1 in Zii-<br />

ridi werden nach sechs Jahren gemütvoller Primarschule unter der Leitung eines<br />

einzigen Lehrers oft aus Iihdliclier Umgebung unversehens in die kältere Atmosphäre<br />

einer Stadtschule versetzt, die mit ihrem Pachlelirersysteni, bei räumlichen Scliwie-<br />

rigkeiten der Dezentralisation, das Kind einem Dutzend von Erziehern in verschie-<br />

denen Schullokalitäten iiberläßt und seine kindgewolinte Einheit frühzeitig durcli-<br />

bricht. Latein als erste abstrakte Fremdsprache, die Umstellung auf den intellektuell<br />

Vgl. Archiv ftir d3s Stlitvcircrisclle ~Jiitrrriclitswrscn 1955: Die Schuiorganisationen tlcr<br />

cinzclncn Kantonc.


stufe niuß heute, wie wohl an allen Schulen, einen Kampf um den konzentrierten<br />

Einsatz seiner Schüler führen in einer Welt, dic durch ihr Uberangebot von Eindrük-<br />

ken, - durch Radio, Theater, Großstadt, Illustrierte, Film und Fernsehen, das ganze<br />

Bjl~lwesen überhaupt, - bei dem Jugendlichen von vorneherein, aus der Notwen-<br />

digkeit einer gesunden Selbstal>scliirmung heraus, eine Abwehr bewirkt, die zum<br />

Panzer der Gleichgültigkeit wird. Das Bedürfnis, etwas genau wahrzunehmen, sorg-<br />

fiiltig zuzuhören, aufmerksam hinzuschauen, bestimmte Anordnungen genau zu be-<br />

folgen, kann von Natur gar nicht mehr da sein. Diese bcdrohliche Abstumpfung steht<br />

iii geiiaueiii Gegensatz zu dem, was die gute Schule - auch bei der größern Freiheit<br />

auf den Obern Stufen - fordert: die Elemente, die genaue Walirnehmung, die Ver-<br />

tiefung anstelle flüchtiger und unverarbeiteter Eindrücke. Diese ständige Anforde-<br />

rung kann als Schikane wirken und ruft den Widerstand des Schülers heraus. Der<br />

Gpeiisitz zwischen deii Generationen versteift sich auch darin, da0 die Älteren<br />

iiirc Atisriciitiiiig auf die strciige Pfliclitcrfülluiig hatten, mit der Gefahr eincr gewis-<br />

WII Verhärtuiig und Vereiiisainung, - bäuerliclic und aristokratische Familienkultur<br />

ist in dieser Art noch lieute gesichert - während die große Masse der Jungen in indu-<br />

ttrialisierten-gelockerten Verhältnissen oberflächlicher, form- und sorgloser geworden<br />

ist, dafür aber auch vielfach spontaner, reicher, dem Spiel und den Kriften der eige-<br />

nen Phantasie gegenüber aufgeschlossener.<br />

Wo bei derart gewandelten Zeitumständen die gute Grundlage des Elternhauses<br />

crschuttert ist, bekommt es auch die Schule zu spüren. Man beobachtet fast durch-<br />

geiiciid, daß die schwierigen Erziehungskämpfe an den Töchterschulen - schwerere<br />

Diszipliiiatfälle sind bei den Mädchen nicht zahlreich - parallel gehen mit Krisen in<br />

den Familien; die Schülerin, von dem übermäßigen häuslichen Druck zermürbt, ver-<br />

sagt lcisturigsmäßig und kann sich in die größere Gemeinschaft mit ihren besondern<br />

Pflichten nicht mehr einordnen.<br />

Es ist das Große an der Mittelschule, daß sie mitten in den negativen Vorbedingun-<br />

gen der Zeit und in den schwierigen Jahren der Entwicklung von den Jugendlichen<br />

im Raume der Bildung etwas Rechtes, Schweres, Anstrengendes fordern darf und sie<br />

tladurcli vor vielen Abwegen und Versuchungen behütet. Jeder Schulleiter, der die<br />

iiiivcrglcichliclie Möglichkeit besitzt, in die zahlreichen Waben eines großen Schulbaus<br />

/[ir %cil UIIJ Uiizcit I~iiiciii~tiI~Ii~~r.ti, stclit imincr wicilcr vor dem Wunder, daß es<br />

clicset gibt: mitten im Urauseii der Welt solche Stunden, solche Inseln der Stille, dic<br />

gctliildige Hiiigcbuiig aii ciiicii slmchliclien Text, die Versenkung in die Gestalt<br />

cincr I’flaiize, das Iiiiigerissciie Lauschen auf cinc ltlee dcr Vergangeiilieit. Er sieht<br />

JAS Ucwalirtsciii zuin Saminclii von Kräften, den Mittclscliüler in der privilegierten<br />

Situation des jungen Melischen, der im Gegensatz tu vielen Altersgenossen, die schon<br />

in einem Arbeitsprozeß drin stehen, während Jahren noch nicht fertig sein muß,<br />

seiiien ReifeprozeB verzögern und an dem Wachstum seiner Person langsam bauen<br />

tlnrf, bis das Ziel erreicht wäre, daß der junge Mensch seine schöpferisch-individuellen<br />

KrXfte weit entfaltet hätte und doch schon die Bereitschaft und die wachsende Kraft<br />

,iiifbriiclite, dieselben alliniihlich zur Persönlichkeit abzurunden, die sich um Gottes<br />

w ~ der l Mitmenschen willen in die gesetzten Grenzen fügt, reif für Dienst und Einiir(liiung,<br />

ohne der Vermassung zu verfallcn.<br />

in den Jahren der Mittelschulbildung ist dem jiingen Menschen aufgetragen, körpcrlicli<br />

iiiid geistig mit deii Problemen seines werdeiideii Geschlechts fertig zu werden,<br />

xiirn Maiine und zur Frati Iieranziireifeii. Es stellt sich die Frage, ob es für die Mädclieii,<br />

aber auch für die Knaben, von Vorteil sei, auf der Mittelschulstufe in gemeinwn~eii<br />

Klassen unterrichtet ZU werden. Wo aus praktischen Gründen die Koedukation<br />

a<br />

eingeführt ist, scheint man positive Erfahrungen zu machen. Ein entspannterer, natür-<br />

licherer Verkehr zwischen Burschen und Mädchen kann zu guter Kameradschaft und<br />

Freundschaft führen - wobei sicfi allerdings auch manches Pärchen zu ftüh festlegt,<br />

bevor es das Leben kennt - oder aber auch den befürchteten erotischen Problemen viel<br />

von ihrem Zauber nehmen und für etwas gegenseitige Desillusionierung sorgen.<br />

Töchterschulen, die aus langer Tradition heraus mit reinen Mädchenklassen bestehen,<br />

haben den großen Vorteil, die Eigenart der weiblichen Psyche und den durchaus eigen-<br />

ständigen Rhythmus der Entwicklung der jungen Mädchen beachten zu können, und<br />

sind in der Lage, den Unterricht stofflich und methodisch daiiacli auszurichten. Vom<br />

Standpunkt des Unterricliteiis aus wären also aii der Mittelscliule eher dic getrennten<br />

Schulen ZU befürworten oder es sollte auf uiiverniischte Klassen Bedacht genommen<br />

werden; praktisch braucht man an den gegebenen Verhältnissen, wo sie die Koeduk-<br />

tion fordern, nicht ZU rütteln; die Vor- und Nachteile gehen in beiden Richtungen.<br />

Wolil die mcisten Mittelscliiileii für Midchcn weisen den Vorzug eines gemischten<br />

Lclircrkollcgiuiiis auf, wie es dcni natürliclieii Charakter eincr jedeii Txlmitgeiiieiii-<br />

scliaft angepaßt wäre, auch an Kiiabenschulen, die aber oft erst unter deni Druck<br />

von Lehrermangel ein paar Kolleginnen die Tore öffnen. Manches Mädchen findet<br />

in der Schule die Vaterschaft, die ei braucht, dann, wenn der eigene Vater nicht melit<br />

da ist oder, meist krisenhaft, wenn das Kind, dem sich der Vater in der Autorität<br />

oder in der Liebe versagt, nach einem Ersatz sucht. Die Verehrung für den Lehrer<br />

tritt auch heute noch da und dort als das ewig-junge Schwärmen auf und kann alle<br />

Stufen durchlaufen, von dem charmanten Werben der Jüngsten an, wenn die halbe<br />

Klasse an einem bestimmten Tag der Woche regelmäßig das Sonntagskleid anzieht,<br />

um dem geliebten Lehrer ZU gefallen, bis zu der individuellen kleinen Tragödie mit<br />

Abschiedsbrief und LeberisüberdruB. Es gibt umgekehrt auch Ablehnung, Angst vor<br />

einem Lehrer oder einer Lehrerin; aber es ist nicht von vornherein ausgemacht, ob es<br />

sich dabei um eine wirkliche Not oder um eine Verzeichnung dessen handelt, was an<br />

einer Schule geschieht; denn vielfach werden die Entwicklungsspannungen nach<br />

außen projiziert; es heißt dann, die Lehrer hätten keinen Kontakt mit den Schülerin-<br />

nen, sie übersähen einen, man werde durch die Schule zerdrückt. Notgedrungen ist<br />

die Mittelschule als ein großes Stück Lebenswirklichkeit Unvollkommenem und Ne-<br />

gativem nicht verschlossen; ihre Lebensfülle Iäßt auch in Bezug auf den Lehrer ver-<br />

scliicticiic Miigliclikcitcii (iffen. Hier riiliiiicii dic Scliiilcriiiiicii dic Ahwcclisliiii~ (ics<br />

Fachlelirersystems, weil, wenn einem ein Lehrer nicht so sehr sympathisch ist, iii der<br />

ii;ic-listcii Stiiiiclc ja sc Iioii wic(1er ciii aiitlcrcr koniint; clort trctcii Matiiran


'<br />

'<br />

j<br />

:n Kcflcrhölilen der Altstadt unter Ausschluß der Offentlichkeit: Auf alle Falle cha-<br />

iktcrisiert die Beziehungen der Jugendlichen in der Gegenwart eine Freimütigkeit<br />

ireinander und gegeneinander, die man sich, in der Erinnerung an die eigene Schul-<br />

eit, nie hatte tcäumen lassen; und der Wechsel der Generationen wird altern Erzie-<br />

lern vielleicht in nichts so bewuí3t wie im Wandel des Tanzes, der in seiner heutigen<br />

hythmisrhen Besessenheit dennoch erotisch merkwürdig iinbelastet erscheint.<br />

Schulleute und Eltern erschrecken immer wieder über die Behauptungen, die nian<br />

gclcgentlich in der Presse oder aus dem Munde von Ärzten hört, daß nämlich zahl-<br />

reiche Mittelschülerinnen schon sexuelle Erfahrungen hatten. Das sind Ubertreibungen<br />

lind grobe VcralIgesneinerungen. Das sexuell beanspruclite Mádchen kann sich an der,<br />

Mittelscliulc nicht halten; es hat kein Interesse mehr für die geistigen Anforderunged<br />

der Schule; es kann und will nicht mehr lernen und wird als Fremdkörper bald aus<br />

seiner Klasse ausscheiden; die beiden Welten vertragen sich einfach nicht auf die<br />

Dauer. Die Willigkeit einer rechten Mädchetiklasse ist das Zeugnis für viel Unverdor-<br />

benes. Gsnzlicli gefcit sind auch die Schulerinnen einer höhern Schule nicht gegen<br />

Versuchungen und Verirrungeti. Viele Madchenschulen lassen es sich angelegen sein,<br />

ihre Schüleriiinen im Fach «Gesundheitslehre» oder in Sonderkursen, erteilt von er-<br />

fahrenen Ärztinnen, über die geschlechtlichen Fragen aufzuklaren, und erfüllen damit<br />

einen sehr wichtigen Dienst. Doch ist damit nicht alles getan, es nIuB Hand in Hand<br />

darnit die sittliche Erziehung gehen, die in andern Fächern, t. B. in Muttersprache<br />

unù Fremdsprachen, Naturkunde und überhaupt überall da geleistet wird, wo von<br />

cinem Lehrer, dem die Klasse ihr Vertrauen schenkt, Fragen des menschlichen Zu-<br />

sammenlebens und der gegenseitigen Verantwortung, auch von Mann und Frau, be-<br />

sprochen werden. Unvergeßlich ist mir das Wort einer Schulerin, die der Mutter-<br />

schaft entgegenging und von ihrem Vormund aus der Schule genommen wurde; als<br />


glichen mit der weltanschaulichen Neutralität derselben, von vielen Richtungslosig-<br />

keit geheiíjen, bieten die privaten Schulen konfessionellen Gepräges das Beispiel von<br />

Lebensgemeinschaften, die den Erziehungskampf in der Kraft des christlichen Be-<br />

kenntnisses und in geschlossener Phalanx führen. Trotzdem weiß jeder, der als<br />

Schüler Jahr um Jahr und als Lehrer Jahrzehnt um Jahrzehnt an einer öffentlichen<br />

Mittelschule gelernt und gewirkt hat, was für eine Strahlungskraft auch von dieser<br />

vielgescholtenen geistigen Mutter ausgegangen ist und ausgeht. Wo es sich um eine<br />

Srliulgemeinscliaft handelt, ist es nicht anders möglich, als daß sich die Gesamtheit<br />

cines Lchrkörpers, zusammengesetzt aus einer Fülle kraftvoller Persönlichkeiten, jede<br />

vcm ihrem persönlichen Glauben und ihrer sittlichen Uberteugung getragen, unaus-<br />

gesprochen an die Grundsätze verantwortlicher Erziehung gebunden fühlt, sich be-<br />

jahend zur Jugend und zu der gemeinsamen Zusammenarbeit einstellt und sich ZU<br />

zuverlissiger Arbeit und der Erfüllung des Lehrauftrages verpflichtet weiß. In dem<br />

lebensvollen Gefüge einer Mittelschule macht man die Erfahrung, wie aus dem tagli-<br />

c.ticii uncrinüdliclien Einsatz der Lehrer, der Scliulleitung, des Sekretariats, der Schü-<br />

lerschaft und nicht zuletzt der Eltern und der Behörden, trotz allen menschlichen und<br />

technischen Schwierigkeiten und gelegentlichen Krisen, sich doch zuletzt auf rätsel-<br />

vollen Wegen ein f ruchbares Ganzes ergibt, von dem eine starke erzieherische Wir-<br />

kung auf die Jugend erhofft werden darf. Es mag ein besonderer Vorteil der Mäd-<br />

clienerziehung sein, daß Schülerinnen für alles Atmosphärische und Irrationale, das<br />

jede Scliulstätte und jede menschliche Gemeinschaft in irgend einer Art verkörpert,<br />

besonders ansprechbar sind; darum gehen schon allein von der Tatsache des sich<br />

dauernden Einordnens in eine überpersönliche Gesamtheit ordnende Kräfte aus. Das<br />

gilt auch von der guten Schulklasse und von allen gemeinsamen Veranstaltungen irn<br />

Fluß der regelmäßigen Arbeit: von Schulfeiern und Festen, Arbeitswochen im Berg<br />

schulheim, Reisen. Sie tragen Wesentliches zu dem bei, was eine Mädchenschde als<br />

guten und verpflichtenden Lebensstil pflegen möchte, und helfen mit, viele Probleme<br />

dcr Mittelscliulbildung innerhalb einer lebendigen und vertrauenden Gemeinschaft<br />

positiv zu Iösen.<br />

MITTELSCHULE UND MITTELSCHULER<br />

In den Familien unserer Mittelschüler und an den Mittelschulen selbst hat sich<br />

nianclics grundsätzlich geändert: Die Jungen werden frei erzogen. Eltern und Lehrer<br />

gehören für sie nicht mehr zu jener verehrens- oder hassenswerten Welt, in die man<br />

nicht sieht.<br />

Die freie Erziehung, die die Jungen genossen haben, verdanken sie zu einem guten<br />

Teil dem hohen Lebensstandard und einem latenten schlechten Gewissen der Er-<br />

wachsenen. Dem Lebensstandard, weil sich die freie Erziehung am ehesten verwirkli-<br />

chen IäHt, wenn Geld und ein Einfamilienhaus da sind; dem schlechten Gewissen,<br />

wcil sdi der Erwachsene bewußt ist, in was für eine bedrohte Welt der Junge hinein-<br />

wächst. Der Junge soll, so argumentiert man, möglichst früh sein Leben genießen; er<br />

wrJe es spiter schwer genug haben.<br />

Das Bild der Mittelscliülergeneration von heute wird deutlicher, wenn wir uns<br />

vergegenwärtigen, was sie mit allen Jugendlichen früherer Generationen gemeinsam<br />

v<br />

9<br />

e<br />

hat: Das Gefühl des Ungenügens. In ihrem Urteil den Mitmenschen gegenüber sind<br />

die Jungen unsicher. Sie sehen einzelne hervorstechende Eigenschaften, und diese<br />

Eigenschaften bestimmen für sie den Menschen. Genau gleich ergeht es ihnen, wenn<br />

sie sich mit sich selbst auseinandersetzen: Sie stolpern iiber eine ihrer Schwächen, und<br />

diese eine Schwäche wird ihnen zur Welt.<br />

In diesem Gefühl des Ungenügens aus mangelnder Umsicht steckt viel Kraft. Man<br />

wird dadurch klüger. Wer zehnmal über seine Vorurteile stolpert, wird zehnmal<br />

gezwungen, seinen Mitmenschen wach zu begegnen.<br />

Nun verfügen aber heute die Jungen Über weit mehr Mittel von auBen, un1 tlicses<br />

Gefühl des Ungenügens zu iibertölpeln, als frühere Generationen sie besessen liaben,<br />

gerade weil sie die Hochkonjunktur voll und unbeschwert genießen. Mehr als die<br />

Hälfte von ihnen besteht nach dem 18. Geburtstag die Fahrprüfung, und wenn sie<br />

nicht im Auto in die Schule fahren, SO haben sie doch den Roller und das Moped.<br />

Man vergegenwärtige sich, welches Gefühl der Uberlegenheit der Druck auf das<br />

Gaspedal vermittelt. Und wie elegant, salope und praktisch die Jungen gekleidet s iid<br />

Man erinnere sich der Strickerzeugnisse, die man uns vor zwanzig Jahren über den<br />

Kopf gezwängt hat, und vergleiche sie mit den kleidsamen Pullovers von heute. Man<br />

mache sich bewuBt, in welchem Maße heute die Skimode das Selbstbcwußtsein des<br />

Menschen zu stärken vermag, ganz abgesehen davon, daß viele Achtzehnjährige weiter<br />

und auf originellere Art gereist sind als viele von uns Erwachsenen.<br />

Diese handfesten Kompensationsmittel, die dem Jungen heute außerhalb der<br />

Schule zur Verfügung stehen, muß man vor allem beachten, wenn man von den Pro-<br />

blemen der Mittelscliulbildung spricht. Noch vor zehn Jahren kompensierten bedeu-<br />

tend mehr Mittelschüler als heute mit guten Leistungen in der Schule oder mit der<br />

Pflege irgendwelcher geistig beanspruchender Hobbies, die der Schule indirekt zugute<br />

kamen. Ich will damit nicht sagen, daß sie heute ihr Gleichgewicht nur noch in jener<br />

Welt finden, in der sich die meisten Erwachsenen so wohl fühlen. Aber die Tendenz<br />

dazu zeichnet sich sehr stark ab.<br />

Man mag diese Entwicklung bedauern. Aber man darf nicht dem Fehler verfallen,<br />

nur ihre bedenklichen Auswirkungen zu sehen.<br />

Der Jugendliche von heute ist - rein menschlich betrachtet - ein seht angenehmer<br />

Schüler. Der Mittelschullehrer wenigstens hat, wenn er es nicht gant dumm anstellt,<br />

keine disziplinarischen Schwierigkeiten, eben weil der Junge es nicht mehr nötig hat,<br />

das Gefühl des Ungenügens am Erwachsenen auszulassen. Es ist auch nicht so, daß<br />

er sich gcgeniiber allem, was ihm die Schule bietet, passiv oder ablehnend verliïlt.<br />

Eine Klassc wiilircnd der Scliulstuiide ist wic ein an sich intelligeiitcs, iiiclit gcrade<br />

begeisterungsfähiges Publikum an einem Abendvortrag. Man sitzt da, aus gesellschaft-<br />

lichen Gründen, und denkt an das Polster und an das Glas Wein zu Hause. Aber<br />

man mag den Redner gut leiden, und ihm zuliebe gibt man sich aufgeschlossen, ja<br />

man dankt sogar, wenn ihm sein Vortrag besonders gut gelungen isi.<br />

Aus dieser Haltung des Schülers hat der Lehrer seine Konsequenzen zu ziehen, und<br />

es ist ermutigend zu beobachten, wie sich die Schule im Verlauf der vergangenen<br />

Jahre unter dem Eindruck dieser Stimmung gewandelt hat, während man in denselben<br />

Jahren doch vergeblich darum gerungen hat, eine grundsätzliche Schulreform durch-<br />

zuführen. Die entscheidenden Impulse gehen eben immer von den wachen, vitalen<br />

Lehrern aus. Sie formen eine Schule und erfüllen sie mit Leben, mag das Programm,<br />

das man ja doch als Visitenkarte ansieht, als noch so überholt gelten.<br />

Mehr denn je braucht dcr Lehrer Zeit, viel Zeit. Er weiß genau, da6 er allein in<br />

der Schulstunde den Jungen zur Konzentration und zu einer sorgfaltigen Auseinan-<br />

dersetzung mit dem Stoff führen kann. Der Hausarbeit traut er immer weniger, es


*ci Jciiii. Jcr 5 Iiiilcr Ii.ibc griil3cre langfristige Arbeiten zu erledigen, durch die er<br />

gezwiisen wird. sich sorgfaltig mit einem Spezidlgebiet zu befassen. Und was für<br />

kruninic Vege geht nun, uni den Scliuler im Verlaufe einer Schulstunde auf das Stoff-<br />

cebiet einziistininien. Ini Gegensstz zu iriiher anerkennt m3n Jas und nimmt sich Zeit,<br />

So wirkt es eisentlith helustiirend. nenn man immer wieder in Zeitungen liest, die<br />

Filiuler niirden \on Stoff uberliiuft. Sicher - in einzelnen Fichera mag d3s noch der<br />

F.iII 'vin Bei den meisten Lehrern 3hr h~it sich die Erkenntnis durdi_eesetzt, daß es<br />

crr.ide heute. angexhts der Eieen.irt der lurisen Generation. nicht klug ist. unendlich<br />

;le1 \\.issen aufzupfropfen. So schafft die Schule den Ausgleich tu ill jenen ver-<br />

lockenden híöglichkeiten, ein bequemes Arrangement mit sich selbst zu treffen.<br />

Heute ist es für den Mittelschullehrer wohl noch schwieriger als früher, den Schüler<br />

einem Stoff zu verpflichten, der niclit gerade sichtbar nützlich ist. Allerdings sollten<br />

wir uns der Forderung gegenüber. der Bildunpstoff müsse nützlich sein, nicht einfach<br />

.il~lelinend verhalten. Engstirnig ist es. von der híittelscliule zu verlangen, sie solle<br />

sich auf die Vermittlung jenes Stoffes beschränken, der im praktischen Leben nütz-<br />

lich sei. Was ist diesem oder jenem Menschen später schon nützlich? Am ehesten die<br />

FremJsprachen, ein einigerma5en gutes Deutsch auch. Soll man aber den späteren<br />

Juristen oder Nationalökonomen an ein ((Handelswissenschaftliches Gymnasium»<br />

oder Jen Techniker an die Oberrealschule schicken? Ja, wenn man seine Begabung<br />

erkennen kann. Man frage jedoch Gymnasiasten kurz vor der Matura, welchen Beruf<br />

sie ergreifen wollen, und man weil3 Bescheid darüber. wie gut es ist, dai) sich diffe-<br />

renzierte junge Menschen für ihre berufliche Entscheidung Zeit lassen können. Das<br />

IieiBt nicht, da0 man den besonderen Begabungen, wenn sie rechtzeitig sichtbar wer-<br />

den, nicht entgegenkommen soll, indem man möglichst verschiedene Mittelschultypen<br />

schafft. Nur sollte es zum Beispiel einem Handelsschüler auf Grund seines Maturi-<br />

tätszeugnisses möglich sein, Medizin zu studieren. Er ist nämlich dazu so befähigt<br />

wie der Gymnasiast. Jede Mittelschulabteilung ist heute eine Bastion, in der die Be-<br />

weglichkeit des Geistes geübt und der Horizont erweitert wird. Welche Fächer dazu<br />

am geeignetsten seien, diese Frage wird die KUpfe immer beschaftigen. Aber sie ist<br />

\on untergeordnetcr Bedeutung. Wenn ein Volkswirtscliaftslehrer sein Fach wirk-<br />

lich beherrscht, wenn er dcn Stoff deutlich zu machen versteht und wenn er den Mut<br />

fiat, cinc strenge Stoffauswahl zu treffen und für dic Behandlung einzelner typischer<br />

Probleme Zeit. viel Zeit zu brauchen. so wird er grnau so wertvolle Bildungsarheit<br />

lci\tcii \I ic Jcr i..itciii- cdcr Dcutsdilclirer.<br />

li.; gibt .ilso cine Forderung nach nützlicher Scliulbildung. die sehr ernst genommen<br />

werden muß: Sie gilt jener Bildung, die der Veranlagung und dem Aufnahmever-<br />

mopen des Schülers gema5 ist. Der Schüler im Alter von i6 bis 20 Jahren hat nrohl<br />

Einsicht in begrenzte. isolierte Bereiche seiner Erfalirungswelt. Aber es fehlt ihm die<br />

htogliclikeit, diese Bereiche miteinander in Beziehung zu bringen, sie im richtigen<br />

híafi zu sehen, und eine ~íittelscliulbildung, die dem Drang des Jungeii, Uberblick<br />

und L;nisicht zu erhalten, niclit entgegenkommt, ~ersagt.<br />

D.iriiber hinaus mu13 der Lehrer dem Schüler natürlicli Gebiete erschlieBen, die ihm<br />

\dlig fremd sind und die er danim gerne als unnutz betrachtet. Um dies an einem<br />

Beispiel aus dem Literaturunterricht zu zeigen: Der Schüler hat nicht viel gegen die<br />

Lektüre der Klassiker und gar nichts gegen die Lektüre der Realisten des 19. Jahr-<br />

hunderts einzuwenden. Er Iiat es hier mit uherblickb.iren Problemen und menschlichen<br />


alle mit dem Prädikat, das Beste, das Schönste, das Notwendigste zu sein, ausgestattet<br />

sind. In dieser Fülle des «unumgänglich Notwendigen» unserer Zeit, angefangen<br />

beim primitiven Verkaufsgegenstand über Freizeitvergnügungen bis zur Weltan-<br />

schauung und Religion, finden wir uns Erwachsene oft kaum mehr zurecht, geschweige<br />

denn der junge Mensch, der eben daran ist, sich ein persönliches Weltbild, persönliche<br />

Riclitlinien der Lebensgestaltung aufzubauen. - Dazu kommt ein durchgreifender<br />

Perfektionismus. Alles und jedes ist heute durch Normen, Statuten, Gesetze, Regle-<br />

mente geordnet und geregelt. Wir sind als Erwachsene oft stolz auf diese Ordnung<br />

und vergessen dabei, da5 in die5em beinahe undurchdringlichen Netz von Reglemen-<br />

ten aller Art kein Platz mehr ist für Abenteuer, für Romantik, für den ungebändigten<br />

Tatendrang der Jugendlichen. - Und schließlich ist auch der junge Mensch der Nach-<br />

Pubertät genau wie das Kind der Reizüberflutung durch Film, Fernsehen, Radio,<br />

Reklame, Verkehr, Illustrierte und Schundliteratur ausgesetzt.<br />

Im Beirieb gelten für den Jugendlichen gant andere Bedingungen als in der eben<br />

verlassenen Schule. Die langen Ferien bestehen nicht mehr. An Stelle eines sinnvollen<br />

Arbeitsrhythrnus, bei dem immer wieder andere psychische Funktionen engagiert<br />

wurden, treten die unbedingbaren Forderungen des stundenlangen Durchhaltens bei<br />

oft eintönigen, langweiligen Arbeitsvorgängen. Der junge Mensch wird in anonyme<br />

Sachgesetzlichkeiten fast unvermittelt hineingesto5en. Es gelten nicht mehr die metho-<br />

disch-pidagogischen Bedingungen, die ganz ausgerichtet sind auf die seelische Situa-<br />

tion und das geistige Fassungsvermögen des Schülers, sondern die Gesetzlichkeiten<br />

des Produktionsverlaufs und der auf Prosperität ausgerichteten Betriebsorganisation.<br />

Die natürliche Spontaneität des jungen Menschen wird notwendigerweise eingepreßt<br />

in viele sacligebundene Dingautoritäten, die kaum Rücksicht mehr nehmen können<br />

auf psychische Individualstnikturen. - Im durchorganisierten Betrieb steht zudem der<br />

Spezialist im Zentrum. Er gibt den Ton an und bestimmt. Der Jugendliche, der noch<br />

nichts kann, gilt nicht. Daraus resultieren oft - wenn auch kaum eingestanden -<br />

Insuffizienzgefühle, die nicht selten ihre unangenehme Kompensation in «HalbStar-<br />

ken-Allüren» finden.<br />

Ist es vielleicht bei den Studenten der Mit/elrrhnlen anders? Hier gelten keine Ge-<br />

setze des Produktionsverlaufs und der Betriebsorganisation, hier muBte doch der<br />

jung' Mensch mit seinen Problemen im Zentrum stehen. An Stelle von aktuellen<br />

Lebciisproblemen aber bewegt sich die Mittelschule oft noch in einem dürren Kultur-<br />

Iiuiiiniiimiis, tler etwa dariii zum Ausdruck kommt, rlaß heute noch gelegentlich der<br />

Gcsctiic lits- untl Litcraturuntcrriclit 1111 cliroiiologisclicii Aufbau riiclit iibcr clas 19.<br />

Jahrhundert hinauskommt. Dort wo der Lehrer es wagt, fur aktuelle Zeitprobleme,<br />

für Jiigendfragen, für Filmkunde, für Fragestunden, sich Zeit zu nehmen, da tut<br />

er es unter dem Druck der bevorstehenden Abschlußprüfungen meist mit einem<br />

leicht schlechten Gewissen.<br />

2. NACHWIRKUNGEN DES ENTWICKLUNGSWANDELS<br />

Die Phasen und der Rhythmus der Entwicklung sind heute unter dem EinfluB der<br />

Urbanisicrung, der überreizung des Nervensystems und des endokrinen Systems ver-<br />

schoben. Die Jugendlichen sind bedeutend größer als frühere Generationen. Die<br />

körperliche Reife setzt ein bis zwei Jahrc früher ein, so daB die junge Generation<br />

ZU früh von der Sexualität überfallen wird, in einer Zeit, in der sie die Tiefe und<br />

den Ernst des Gesclileclitlictien noch nicht zu erfassen vermag. Weil die geistig-<br />

seelischc Reife eher retardiert, wird die Pubertät heute uiii einige Jahre verlängert.<br />

Es entsteht immer mehr eine Diskrepanz twi-<br />

schen der körperlichen Entwicklung und der<br />

charakterlich-geistigen Reife. Es gibt heute die<br />

Pubertät nicht mehr. Die Pubertät vollzieht sich<br />

in verschiedenen Schüben. Sehr häufig lassen<br />

sich drei solche Schübe erkennen. Der eine beim<br />

Eintritt der Sexualreife, die Flegelkrise, und<br />

zwei sogenannte Jugendkrisen, eine zwischen<br />

dem 15. und 16., und noch einmal eine zwi-<br />

schen dem 17. und 18. Altersjahr. Diese Ju-<br />

gendkrisen bereiten dem Erzieher und dem Ju-<br />

gendlichen selber meist mehr Sorgen und<br />

Schwierigkeiten als die Flegelkrise. Ein typi-<br />

sches Merkmal der Entwicklungsveränderungen<br />

ist die Tatsache, daß die Zusammenrottung zur<br />

Bande und zur Clique, die entwicklungspsycho-<br />

logisch typisch ist für die Frühpubertät, sich<br />

heute bis weit über das 20. Altersjahr hinaus-<br />

zieht, was in den Banden der Halbstarken zum<br />

Ausdruck kommt. Wir dürfen ohne übertrei-<br />

bung sagen, da5 die junge Generation eine pro-<br />

blematischere und schwerere Reifezeit durch-<br />

niaclit als friihere Generationen.<br />

II. NOTWENDIGKEIT UND SINN DER<br />

FREIZEIT<br />

Aus der Einsicht in die seelische Situation<br />

des jungen Menschen drängt sich die Notwen-<br />

digkeit der Frcizcit aiif. Der Jugendliche ist hart<br />

eingespannt in das Funktionalitätsgefüge der<br />

üffciitliclikcit i iid des Iktrichs. Iii cIcr oft sclioii<br />

bald spezialisierten Uerufslchre werden iiur-<br />

mehr Teile seiner Fähigkeiten engagiert, psychi-<br />

sche und physische Funktionen liegen brach.<br />

Interessen können nicht befriedigt werden, pu-<br />

bcrtätsbedingte Aggressionen und Oppositions-<br />

tendenzen werden gestaut und finden keinen<br />

natürlichen Abfluß. Der natürliche und normale<br />

antibürgerliche Lebensstil dieser Entwicklungs-<br />

phase drängt in gesellschaftlich unliebsamen<br />

Formen nach Ausdruck, etwa in den Keller-<br />

klubs, den Tanz- und Jazzorgien. Die Freizeit<br />

hat darum zwei wesentlich pädagogische Funk-<br />

tionen zu erfüllen: Ausgleich und Sinnerfül-<br />

lung.


FREIZEIT ALS AUSGLEICH iiIoiiiiii.ii (SIN~II, 1:iliii II\\\,.) iiiicI «i1.1\ I’riiiir<br />

tlcr criiciii(cri Iii~livitlualisierur~~~~l~~i~~ce<br />

Jcr Person)) (I‘entleriz zur iirivcrbiiidli-<br />

&m. Imkcrcn Geselligkeit gegenüber der Intimität der Jugendfreundscliaft und der<br />

œpniricrtcn Verbinde). Die junge Generation sei im allgemeinen zufrieden mit<br />

ihrer Frcizeit und mit den fiiinnziellen Mitteln, die ihr dazu zur Verfügiing steilen.<br />

Fortbiltlung während der Freizeit sei nielir Eigenheit dcr maiinliclien als der wcibli-<br />


diese Tatsache kommt auch in der<br />

!I gun des Lehrlings»zllm Ausdru<br />

marbeit WD. Rudin «Die Freizeítbexhäftider<br />

juiige Mensch von heute cire or-e<br />

i ti Fr$itbetätigung ablehnt und sich einem «Kraft-durch-Freude-Rummel)), wie sich<br />

I \ ein Rekrut a;sd&kte, entgegensetzt. Rudin schreibt, dafi die meisten Lehrlinge ihre<br />

Freizeit gut ausnützen und sie vielseitig tu gestalten versuchen. Eigene, jahrelange<br />

Beobachtungen haben mir gezeigt, daß diese Bemerkung in vollem Umfang auch für<br />

die Schüler unserer Mittelschulen gilt. Es ist nicht wahr - Ausnahmen bestätigen auch<br />

hier die Regel - daB unsere junge Generation ein Roboterdasein führt. Und wenn<br />

wir bedenken, daß jährlich Hunderte von jungen Leuten ihre Ferien in freiwilligen<br />

Bauhruderschaften und Ferienlagern der Abb&Pierre-Bewegung verbringen, daD, um<br />

ein weiteies Beispiel anzuführen, die StraBe nach Isleten von jungen Leuten ohne Ent-<br />

srhiidigiiiig gebaut worden ist und dai3 die Jugend häufig ihre Freizeit, ihre initiative<br />

iiid Kraft fur soziale Sammelaktionen zur Verfügung stellt, dann darf wohl gesagt<br />

sein, dxí!~ unscre junge Geiieration im großen ganzen mit iliter Freizeit etwas anzw Y<br />

fangen weiB.<br />

Unter den Nachwirkungen des Entwicklungswandels und unter den gesellschaftlithen<br />

Bedingungen unserer Zeit bekommen aber die Bemühungen um die Freizeit eine<br />

besondere Bedeutung. Darum sollen aus den bisherigen Ausführungen einige Konsequenzen<br />

gezogen werden. die nur programmatisch aufgeführt seien:<br />

Es mufi sich die Cifferl/lii.bkeif mehr fiir die Freizeit der jungen Generation kümiiiern.<br />

Nicht, wie die Befragungen deutlich zeigen, durch vermehrte Organisationen,<br />

nicht dutch neue Statuten und Reglemente. Der Bau von Jugendliäusern zum Beispiel<br />

ist ein dringendes Postulat. Hier können die Jungen tanzen, spielen, es stehen ihnen<br />

Freizeitwerkstatten zur Verfügung, sie können in kleineren Zirkeln diskutieren, Das<br />

Bedürfnis zu diskutieren über Film, über Weltanschauung, über politische Zeitfragen<br />

ist profj. Deutschland hat in bestehenden Jugendhäusern gute Erfahrungen gemacht.<br />

Es wire hier auch an die Forderung nach dem «Stadion mit der offenen Tiire» zu<br />

clenken. Es gibt nicht wenige Jugendliche, die darum keinen Sport betreiben, weil sie<br />

den organisierten Vereinsbetrieb mit Kommissionen und Jahreshauptversammlungen,<br />

mit Rechnungsablage und Protokollverlesung scheuen. Es wird darauf ankommen,<br />

fiir diese Stadions Sportlehrer und für die lugendhäuser Leiter zu finden, die genügciitl<br />

iniicrc Großzügigkeit, facliliches Kuniien und vor allem menschliche Reife<br />

bc.SitZCI1.<br />

1% wird eine Aufgabe der ScAtde sein, angesichis der 5-Tage-Woche und der päda-<br />

go~;ixlicii Bedeutung dcr sinrivollcn Freizeitgestaltung, auch in ihren Gciiiarkungen<br />

clas Problem der Freizeit zu durchdenken und den Schüler charakterlich, geistig und<br />

tecliniscli vorzubereiten für die Freizeit. Ob niclit ein neues «Fach», Freizeitbetä-<br />

tigung, in deni man praktische Gelegenheiten aufzeijit und durchführt, aber auch über<br />

'Ins Problcm der Freizeit selber diskutiert, notwendig sein wird ? In den Mittelschulen<br />

niiisscii vcrnichrte Möglichkeiten zur freien Diskuss.oii geschaffen werden. Wir den-<br />

ken 317 Scminarien über Film, über Jazz, über moclcrnc Kunst, über Religion.<br />

Aurh wenn soziologische Befragungeii die effektive Einwirkungsmöglichkeit der<br />

I;,iii~;l;e in der Freizeitgestaltung der Jugendlichen für gering halten - soziologische<br />

I:rgchnissc sind nie gleichzeitig auch pädagogische Richtlinien -, SO mu8 doch das<br />

1;rcizciti:robiem von den Eltern sorgfaltig diirchclnclit werden. Die Eltern dürfen die<br />

Koritrolle über die Art, wie ihre Jungen die Freizeit verbringen, nicht verlieren;<br />

Kontrolle nicht in kleiiiliclier und pedantischer Aufsicht, sondern «an der langen<br />

Leine». - AuDer tler Kontrolle gilt es, eine gewisse Großzügigkeit walten zu lassen.<br />

Cinnerfuilung und Ausgleich durch Freizeit zeigen von Generation zu Generation<br />

niitlere Zügc, Dic Eltern niussen sich darüber klar sein, da0 gewisse Freizeitformen der<br />

jungen Generation doch den pädagogischen Sinn der Freizeit erfüllen können, aucl<br />

wenn diese Formen nicht mehr den «Kultur-Konventionen» der alteren Generatior<br />

entsprechen. - Ein wichtiges pädagogisches Postulat für die Familie ist, daC, die Eltern<br />

an der Freizeitgestaltung, an den Hobbies der Jungen Anteil nehmen, sich dafiir<br />

interessieren, mit ihnen ins Gespräch darüber kommen. Der Vater, der FuBhaIí für<br />

tabu erkliirt, wird seinem fußballbegeisierten Sohn in diesem Bereich nicht mehr<br />

Richtlinie sein kiinnen, und dort wo man in der Familie nur Über den Film lamen-<br />

tiert, da wird die Tochter ihre Filminteressen eben außer Hause diskutieren. Wenn die<br />

Eltern aber Anteil nelinieii am «Freizeitgeschick», da werden die Jungen im Gespräch<br />

und durch das Vorbild bereit sein, RatschlBge entgegenzunehmen und langsaln -<br />

wenn auch iiicht eingestanden - den «Freiteitstil» der Eltern, nicht iinbediiigt deren<br />

Freizeitforrnen, Übernehmcn.<br />

Bericht Über die pidagogischen ñekrutenprüfungen 1959<br />

v. Rudin, Die Freizeitbeschäftigung des Lehrlings: Diplomarbeit an der Schule für soziale Arbeit,<br />

- -^ . . .<br />

ZUrich.<br />

__ -------__ .<br />

1.-<br />

Paul hfaor: Heilpädagogische Psychologie, Verlang Hans Huber, Bern. Band I 1960, 2. Auflage;<br />

Band 2 1758.<br />

H. Schelsky: Die skeptische Criwation, Dietrichs Verlag, Düsseldorf, 19J7.<br />

K Widmrr: Erzicliung heute - Erziehung für morgen. Rotapfrl-Verlag, Zürich, 1910.<br />

DIE PUBERTAT IM JUGENDLICHENALTER<br />

Di.. vwd. Aftrrin Biihrer, Bitrgdo,;f<br />

Der Beginn der Pubertät signalisiert sich in den biologisch-physiologischen Verindenmgen:<br />

alímBhlich entwickeln sich die sekundären Geschlechtsmerkmalc, und<br />

wenn beim mZnniichen Jugendlichen die ersten Pollutionen, beim Madchen die Menstruellen<br />

Blutungen auftreten, nennen wir die Heranwachsenden «geschIcchtsreif».<br />

hfii Erinng~iiig dcr Gesclilcchtsrcifc ist clic PuLcrtat aber keiiiesfalls al>gesrIiIosseii;<br />

ini Gegenteil: der grofle Urnschichtunpsprozeß, die eigentliche \Vachstumsknse, die<br />

sich über Jahre hin erstreckt, iiiehr oder weniger stìirinisch vcrlniifend, hcl>t cstst nil.<br />

Diese I~eststclltiiig scheint pima vista fast überflüssig, weil jeder aus seiner eigctieil<br />

Erfahrung und aus Beobachtungen nn und Erlebnissen mit Jugendlichen zur Genüire<br />

we¡& daß die typischen Schwierigkeiten der sogenannten Entwicklungs- oder Puhertatsphase<br />

gerade iiiit deni noch unbewdtigten Potential der TrieMynamik zusaii~nienhangen.<br />

Dcnnoch sei hier narhdrücklich an das IhgstgewuBte erinnert: dai3 naiiilicti<br />

Geschlechtsreife und rcrsöiilichkcitsreife zeitlich nicht zusaminenfallen. Diese Diskrepinz<br />

allein \wwcist uns schoii auf die Notwendigkeit, die menschliche Sexualrtiit<br />

in ciet Einheit mit dein personalen Wesen deb kfcnsclien zu begreifen und niclit, wie<br />

dies leider nudi heute noch häufig geschieht, d;is menschliche Gesthlechtslcl~en unter<br />

cineni x~isschlieBlich biologisclien Gesichtspunkt ZU brtrachien und zu bewerten.<br />

Die Problematik der menschJirhen Pubertat ergibt sich aus der Spanriung zwihchen<br />

Schon und Noch-nicht. Die geschlechtliche Dynamik ist mit der Geschlechtsreife schon<br />

gegeben, als iiotwendigc pythische Antriebskraft glcichsm angeboten, sie bedarf<br />

jedoch noch der Aneignunp, der In-bcsitznahme durch die geistige Persnn ,.I- '<br />

Integration. Eine leidlose, konfliktfreie Pubcrtat ice .-- "


I<br />

I<br />

uriigten, aufgebrochenen ïnnern, dem Erlebnis der<br />

., fingst. der Ungesiciiertheit usw. ist ebenso unausweichlich wie die<br />

Auseinandersetzung mit der Umwelt. Triebverdränpngen gefährden, erschweren bis<br />

verunmöglichen die Persönlichkeitsreifurig gleichermaßen wie die sexuelle Enthemmung.<br />

- Die Problematik des Jugendlichen wird allzuoft nur als ein Tríebkonflikt<br />

interpretiert, wahrend es in Wahrheit um existentielle Fragen geht. Was der junge<br />

Mensch erleidet ist keine bloße Triebnot, sondern eine existentielle Not, die er gerade<br />

darin erfahrt, daLi er seiner veränderten Lebenssituation nicht gewachsen ist. Das<br />

Filt nicht nur für die ihn etwa einmal übermächtigende Wucht des geschlechtlichen<br />

Verlangens (nach Entspannung in einem lustbetonten Befriedipngsakt), sondern<br />

ebenso in vielen andern Bezügen, z. B. im Verhaltnis zu den Mitmenschen, zu Aufgaben<br />

ucw.<br />

Es ist in Rahmen einer kurzen Darstellung unmöglich, auf die Vielsrhichtigkeit der<br />

innerlich zusammengehörigen Probleme einzugehen, die sich dem jungen Menschen<br />

in jener Lebensphase stellen, da er mit dem Durchbruch des Geschlechtstriebes seiner<br />

selbst ais geschlechtskstimmtes Wesen, seiner Eigenart inne wird und damit sich vom<br />

~iidersgeschIechtIichen Menschen getrennt, unterschieden, gleichzeitig aber auch angezogen<br />

erlebt. Tin folgenden sollen einige Besonderheiten der Pubertätskrise beim<br />

Madchcn aufgezeigt werden unter Berücksichtigung jener Faktoren, die gerade in<br />

tinsern gegenwartigen Lebensverhäitnissen die Persöniichkeitsent-a.icklunfi des Aladchcns<br />

gefahrden.<br />

In der Pubertät treten die Reschlechtsspezifischen Kennmale deutlicher in Erscheinung<br />

ais ¡in Kindesalter, und zwar nicht nur die leibfichen Verschiedenheiten werden<br />

offcnkuritligcr, sondern auch die seelisch-gcistigcii Unterschiede zwischen dem niannlichen<br />

und weiblichen Menschen, Aber für das Selbst-Verständnis des Menschen als<br />

Mann und Frau ist es von grundlegender Bedeutung, dalS die Erziehung von allem<br />

Anfang an der geschlechtlichen Eigenart eines Kindes Rechnung trägt und sie zur Entfaltung<br />

bringt. So wenig es angeht, unsere Kinder nach deni Modell unserer eigenen<br />

Wünsche und Erwartungen zu formen, sie auf unser Konzept hin zu verpflichten, statt<br />

ihnen die Selbstfindung tu ermöglichen und ihnen zu gewiihren, das zu werden, was<br />

sie und wie sie in ihrer individuellen Einzigartigkeit sind, ebensowenig ist die Ignoranz<br />

der geschlechtlichen Eigenart mit echter Erziehung vereinbar, die sich ja immer nur<br />

;ils ciii 4rlioi~ferisch-ettätsschwierigkeiten,’ als<br />

eine der maßgebiichsten Ursachen der Fehlentwicklung die Mißachtung, resp. die<br />

Iporanz ihrer fraulichen Wesenszüge seitens der Erzieher, insbesondere der eigenen<br />

131tern an. Aus dem breiten Spektnini der elterlichen Hehleinstellung zur Tochter seien<br />

hier nur einige erwähnt: das Kind wird als asexuelles, als geschlechtsindifferentes<br />

Wesen behandelt; die Eltern können sich mit ihrer Enttauschung, keinen Sohn ZU<br />

hAen, nicht abfinden, die Tochter soiIte eigentlich doch ein Bub sein, das Maddien<br />

erlebt von früh auf sein weibliches So-sein 31s einen Mangel; die Mutter impft dem<br />

Mädchen ihr eigenes Ressentiment gegen das Frau-sein ein, z. B. in Form chronischer<br />

Klagen über die soziale Schlcchterstellung der Frau, über die Beschwerden der<br />

Schwangcrschaft, die Last der Mutterschaft, die materielle Abhängigkeit der verheirateten<br />

Frau, die keinem außerhZuslichen Erwerb nachgeht und nur unbezahlte Magd<br />

im Haus ist usw.<br />

Fur die wesensgemäBe Entfaltung des Mädchens ist die Einstellung der Mut<br />

ihrem jieschieciitsgIeicIieti Kind wie zu ihrer eigenen Fraulichkeit von größter B<br />

tutig. Doch diirfen die Auswirkungen der vatetlichen Haftung nicht untersc<br />

werden: wie sich der Vater als Mann zur Frau und als Vater zur Tochter verhaí<br />

Fir die heile oder verfehlte Entwicklung keinesfalls belanglos, weil das Mädchei<br />

den Wort- und VerhdtensRuBerungen des Vaters erfährt, was die Frau irn Leben<br />

im ‘IJtteil des Mannes bedeutet.<br />

Die Pubertat bringt die geschlechtliclie Eigenart des Menschen voli zur Erscheinui<br />

sagten wir eingnngs. In der Pubertät kommt aber auch zur Erscheinung und tut W<br />

kung, was unter den gestaltenden oder entstellenden, verstümmelten Einflussen d<br />

Eltern aus der kindlichen Persöniichkeii geworden ist, ob, inwiefern und in welche4<br />

MaBe das Kind auf Ganzheitlichkeit erzogen und ZU seiner eigenen Wahrheit geführi<br />

die Sdxtfindong ilitn errnögiicht (sich selbst kann ds Kind nur in der bejahenden<br />

dxi Iii,qciitlirlic seines Person-Seim an- und lirrausmfenden Elterrlliche finden !) rrnrl<br />

es auf (lie Obernahme seines Lebens in wachsender Selbstverantwortung vorbereitet<br />

wurde. Ein Midchen, in deni die geschlechtsspezifischc Eigenart undífferenziert, vernachliissigt,<br />

unentwickelt oder gar unterdrückt, vergewaltigt wurde, gerät unvermeidlich<br />

in schwerste Konflikte wahrend der Pubertat, denn nun mu5 es unabweisbar zur<br />

Kenntnis nehmen, da6 es weder ein geschlechtsloses Wesen, noch ein Mann ist. ilie<br />

Foderiiitg, sith setber atminchmen als dm, was und wie man ist, erhebt sich ici vielen<br />

Lcbenssituationen und verlangt immer neu die Entscheidung dm Menscheri zu seiner<br />

eigenen Wirklichkeit. Vielleicht ist es aber niemals so schwer, sich selber anzunehmen,<br />

wic ppide in der Puberrai und zuinal dann, wenn die erzieherische vorkrcitericíc t-Iilfe<br />

nicht gewährt wurde.<br />

Bisher standen jene die weibliche Pubertät koniplitierenden EntwickIungshemmungen<br />

zur Diskussion, die in einer der Madchenpersöniichkeit nicht entsprechenden<br />

Erziehung wurzeln. Ein weiteres Erschwernis für das pubertäre Mädchen, sich in seiner<br />

mit dem Durchbruch der Geschlechtlichkeit vcranderten Situation des Ubcrgangsalters<br />

zurechtzufinden, ergibt sich aus einer Fehlerziehung, die nur auf Leistuiigs- und<br />

Erfolptuchtigkeit ausgerichtet ist. je nachdem, was im Werturteil der Eltern ais<br />

Höchstwert erscheint (Geld, Besitz, Macht, Leistungshrillianz, Karriere) wird entweder<br />

in Richtung der Leibïergöttunp, oder der Verstandesbildung einseitig und clamit<br />

chi fehlerzogen, in jcdcrii F;dI blcibt die Char,&tcrbildurig vcrnachlsssigt. Die rlerii<br />

Hcranwaclisci.i


Gruppe und audi der Muse Widerstand zu leisten. Denn von den Erwachsenen Wei0<br />

sich jeder junge Mensch getrennt und in der Einsamkeit des Pubertierenden den<br />

Gleichaltrigen ani nichsten. Unter seinesgleiclien sucht er Verstandnis, Zugehörigkeit<br />

u w Es ist daher zav3fellos ein gutes Mafi an clinrakterlicher Eigeiisttandigkcit erfor-<br />

clerlith, auch innerhalb der Gruppe die Jsolierung in Kauf zu nehinen. noch einmal<br />

d i r in das Alleinsein verwiesen zu sein, weil man die sexuellen Spielereien und<br />

A\ cntiircn nicht niitniacht lii diescrn Zusaiiinienhang sei daraiif hingewiesen, daU,<br />

iiii Unterschied zum puhert5ren Krinhcn, die Midcheti viel seltener aus eincm über.<br />

iiiichti


i<br />

Am auffälligsten ist die Veränderung in der Wandlung der Gestalt. Die durch-<br />

schnittliche Größe der Stellungspflichtigen im Kanton Bern betrug in den Jahren<br />

18SS/90 = i62,9 cm, ini Jahre 1957 dagegen = 172,l cm. Auch das Durchschnittsge-<br />

wicht Iiat zugenommen. Das Längenwachstum ist zudem früher beendet (mit 20 statt<br />

mit 23/25 Jahren). Parallel dazu zeigt sich ein deutlicher Haltungszerfall.<br />

Daß die geschlechtliche Reifung früher einsetzt, ist bekannt. An der Hyspa stohd<br />

2u lesen: «Kinder werden vom Sauus überfallen)). Wie das zu verstehen ist, zeigt der<br />

Entwicklungsstand der stadtbernischen Schuljugend. Anfangs der Zwanzigerjahre wa-<br />

ren bci Schulaustritt kaum 35 Prozent der Knaben geschlechtlich entwickelt, Ende<br />

der 1:iinfzigerjalire dagegen uber 70 Prozent. Daß sich auch die saxuelle Aktivitat der<br />

jungereri Gcncration gesteigert hat, haben Untersiichungeri in Amerika und Schweden<br />

bests t igt.<br />

Wenn wir diese Erscheinungen zu deuten versuchen, unter Berücksichtigung be-<br />

sonders yon Muchows Ieststellurigcti, so heißt das wohl nichts anderes, als daß der<br />

Jugendliche von heute ein anderer Mensch ist als derjenige früherer Generationen,<br />

ein Mensch mit erhöhter Vitalität, häufig mit mehr Kraft und Millen zum Erleben.<br />

Positiver Ausdruck hiervon ist z. B. die Betätigung als aktiver Sportler, fehlSeleitet<br />

Lonimt dies zum Ausdruck im Halbstarkentum. - An und für sich ist eine erhöhte<br />

Vitalität eine erfreuliche Erscheinung. Andererseits birgt sie für den Jugendlichen die<br />

Gefahr, daß er vorzugsweise das Körpererlebnis als begehrenswert einschätzt, dai3<br />

also die Erlebensgehalte nicht im Geistigen, sondern irn körperlich-vitalen Bereich<br />

gesucht werden. Einfach gesagt: An die Stelle der Verinnerlichung tritt Veräußerli-<br />

chiiiig. Damit ergeben sich 3us der Akzeleration viele scliwer oder noch nicht lösbare<br />

Probleme für den Jugendlichen.<br />

Iin Endergebnis hat dieses frühere Erwachsensein zur Folge, daß die Jugendzeit<br />

verkünt und der Erwerb wichtiger Kulturgüter beeinträchtigt wird. Damit steuern<br />

wir auf einen Zustand zu, wo der Besitzstand an geistigen Werten reduziert erscheint<br />

zugunsten der vitalen Sphäre.<br />

Die unumgangliche Auseinandersetzung mit dem Leben und der Kultur wird durch<br />

einen andern Umstand nochmals erschwert: diese so erwachsen scheinenden Burschen<br />

sind es nur äuBerlich. Ihr inneres hat mit der Beschleunigung nicht Schritt gehalten.<br />

WoIiI ist nidi Iiicr ciri Windel fcïtstcllbnr, nbcr in gcradc cntgcgengesetztem Sinne.<br />

Seelisch-geistig ist die Entwicklung verzögert. Verglichen mit der Generation der Väter<br />

siiitl clic Jugendlirhcn innerlich bedeutend im Rückstand. Akzeleration und gleich-<br />

zeitig Retardation in der Entwicklung - das führt zu einer disharmonischen Persönlich-<br />

keitsentfaltung und bereitet dem einzelnen vielerlei Lebensschwierigkeiten und führt<br />

ihn in Krisen.<br />

Wie SuBert sich nun dieser innerliche Wandel? Mit der Streitfrage, ob infolgedessen<br />

die Iiitelligenz abgenommen habe, wollen wir uns nicht weiter befassen. Es handelt sich<br />

ni. E. weniger um einen Schwund der Intelligenz an sich, als vielmehr um eine Ver-<br />

Ingcning der Intelligenzleistungen, vor alleni auf dem Gebiete der praktischen Intelli-<br />

gcnz (wie etwa Steuern eines Motorrads oder Autos). Was von den Praktikern (in<br />

Schulc und Lehre) aber immer wieder beobachtet wird, ist geringere Merkfahigkeit,<br />

Cickic Iitnisschwiche, Konzentrationsstöniiijicn, Zerfahrenheit usw. Das Aneignen von<br />

Wissen geschieht im allgemeinen oberflächlich, desgleichen das Erkennen von Zu-<br />

s.uiiiiienhäiigen. (Wieviele Konflikte mit Lehrern und Lehrmeistern entstehen hieraus !)<br />

Zu Besorgnis gibt auch Anlaß die Beobachtung, daß das Denken, das Wollen und<br />

die Kontrolle des Triebhaften in ihren Funktionen geschwächt sind. Dadurch wird die<br />

Aufgediiosscnheit für Ideale und Werte und das Ringen um eine sinnvolle Lebens-<br />

< 16<br />

gestaltung beeinträchtigt. Verbunden mit einer erhöhten Labilität kann dies zu einer<br />

gefahrlichen Haltschwäche führen.<br />

Können diese Erscheinungen durch irgendwelche Ursachen erklärt werden ? Man<br />

hat einen wichtigen -für diesen Reaktions- und Funktionswandel in der Vcrstädterung<br />

erblickt. Sie ist jugendpsycholopisch zu einem ganz zentralen Problem geworden.<br />

«Als Ursache der progredienten Longitudiniemng und Entwidclungs- Akze-<br />

Ierierung des Menschen der letzten Jahrzehnic ist . . , die progrediente ,Verstad-’<br />

unserer Welt zu erkennen)), schreibt Gauger, und in Übereinstimmung -.-- mit Portmann<br />

stellt er fest, daß sidi die Gestalt des Stadtnienschen gewandelt hat. Es ist der ieptoiiiorphe<br />

(sclil~ankn,üchsijie), sensible Mensch, der zunehmend das Bild der Städle<br />

beherrscht. Der. «psychÖsomatischeii Bedenking der Großstadt)) und der »Reizüberflutung<br />

clurcli Verstiidterung» kann hier nicht weiter nachgegangen werden, Gauger<br />

Ii:it ihre Wichtigkeit eindrücklich nacligewiescn. Fest steht, daß ein gewandelter<br />

Menscheiityp heranwachst, und auch aus jedeni uni die Erziehung besorgten Eltcriihaus<br />

«. . . tritt das Großstadtkind auf ,die Straße’, die mit ihren massiven und beständig<br />

wechselnden Sinnesreizen und ihren emotionalen, lustvolle kindliche Neugier ebenso<br />

wie Angst und Schrecken tausendfältig auslösenden Erregungen ständig zunehmend<br />

die traditionellen Erziehungsfaktoren entmachtet hat» (Gauger).<br />

In der GroBstadt ist schon das Kind gezwungen, ständig auf die Anforderungen des<br />

Augenblicks zu reagieren. Es lebt ja «in einer Welt der Reize und Signale». Schon das<br />

Kind und der Jugendliche müssen hier wendig und anpassungsfähig sein. Für geruhsames<br />

Verweilen ist keine Zeit, wohl aber ist ständiges Schalten und Umschalten nötig.<br />

«Ihr Lebens- und Erlebenshorizont ist mannigfaltiger, aber auch relief-ärmer geworden;<br />

ihr Kennen und Können ist vielseitiger, aber auch oberflächlicher geworden))<br />

(Muchow).<br />

Bedeutende Wandlungen bewirken auch die Massenkommunikationsmittel wie<br />

Radio, Kino, Fernsehen, Presse (Bildinflation !), die Motorisiemng des täglichen<br />

Lebens, der Massensport usw. Eine wichtige gemeinsame Eigenheit dieser Institutionen<br />

ist der Umstand, daG sie im allgemeinen eine automatische Unterhaltung bieten, die<br />

keine eigene, persönliche Anstrengung verlangt. Der Geist wird nicht beansprucht, und<br />

so nehmen die schöpferischen Kräfte der Seele ab, es zeigen sich Verarmungserscheinungen.<br />

Ihr Iiiiibruch dcr Tccliiiik ins tiglichc Leben ist um allen zum Schicksal gcworclcii.<br />

Die «perfektionierte Technik» hat die Welt des Kindes und Jugendlichen


I<br />

stammt ja_gar,nicht von einem Halbstarken (was für den aufmerksamen Kenne? längst<br />

feststand), sondern nachgewiesenernlaßeii von einer 42jährigen Prau Cl.lsemann.<br />

Die Jugend der Großvater verlief in einer Zeit der burgerlichen-und wirtschaftlichen<br />

Sicherheit, die Zwischengeneration der Väter wuchs im Gegensatz dazu in einer Zeit<br />

der Unsicherheit und der Krisen auf, erlebte in entscheidenden Jahren zwei Weltkriege<br />

und verlor dabei weitgehend feste Leitbilder. ist es ihr Fehler, wenn sie solche<br />

nicht mehr an die nächste Generation weitergeben konnte, weil ihre eigene Weltanschauung<br />

erschüttert, sie selber unsicher und enttauscht war? Wir sollten versuchen,<br />

ein grölkm gegenseitiges Verstandnis anzubahnen und besonders der jungen Generation,<br />

die trotz allem weiterhin der Lenkung bedarf, ZU helfen.<br />

Helfen, aber wie?<br />

Wenn wir als das Verhängnis der jungen Generation eine disharmonische Ent-<br />

wicklung erkannt haben, so müssen wir versuchen, die Akzeleration in Richtung eines<br />

harmonisdien Verlaufs zu lenken. Das ist sicher schwierig, lohnt aber die Anstrengung.<br />

Wichtig ist ZU erkennen, daß die Jugend auch heute noch für ganz konkrete Aufgaben<br />

begeistemngsfähig ist und sich fiir positive Leislungen einsetzt. (S. 2. B. Aktion Isen-<br />

fluh, Freunde des Abbé Pierre, Viertagemarsch von Nijmwegen u. a.). Die heutige<br />

Jugend ist auch bereit, Verantwortung ZU übernehmen, sobald ihr Gelegenheit dazu<br />

geboten wird. Dein wirkt allerdings die moderne Erziehung mit ihrer Tendenz, dem<br />

Kind und Jugendlichen alle Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, wieder ent-<br />

gegen. - Eine weitere Hilfe ist Anleimg zu eigenem schöpferischem Tun an Stelle<br />

des passiven GenieBens oder der Langeweile. Damit verbunden ist das Erlebnis einer<br />

echten persönlichen Leistung, die an Stelle des Bluffens und Angebens zu treten hat.<br />

Ferner mÜCte die Jugend vermehrt echter und tiefer Erlebnisse in der Naîur und Kultur<br />

teilhaftig werden. Dazu braucht es aber Stille und Muße zum Schauen und Staunen<br />

an Stelle der modernen Betriebsamkeit. Besonders wichtig ist auch eine neue Ein-<br />

stellung 2um Mitmenschen, die weniger egozentrisch (ichbezogen), dafür viel selbst-<br />

loser und rücksichtsvoller werden miiote.<br />

Gewiß stehen diesen Zielen niaditige, oft alltumächtige Zeitumsthde entgegen.<br />

Abcr: diese erkennen und die Lage der heutigen Jugend aus der Gegenwart heraus<br />

vcrdicii,


Ein Bergbauer, nicht der ärmsten einer, aber immerhin ein streng arbeitender Land-<br />

wirt, der seinen Betrieb als Insel zwischen Hotels und Ferienhäusern bewirtschaftet,<br />

sagte mir, er hatte für sein Gut annähernd eine Million Franken bekommen können!<br />

Der Zinsertrag wXre um ein Mehrfaches höher gewesen als das, was er mit seiner<br />

Hande Arbeit daraus zieht. Er hat den Boden nicht verkauft, aber machte sich doch<br />

Gewissensbisse, ob nicht die Kinder ihm dereinst mit Vorwürfcn entgegentreten wer-<br />

den, eine solche Chance verpaßt zu haben.<br />

So sehr man meinen möchte, der Weg des Bauernbuben, der Bauer werden möchte,<br />

sei ein einfacher, ist es doch nicht imner so leicht, beim Entschluß ZU bleiben, vor<br />

allem dann nicht, wenn die Geschwisterzahl die Anwartschaft fraglich macht. In<br />

gewissen Gegenden wird das Land teurer, weil die Leute aus der Stadt es kaufen,<br />

sodaß dcr junge Bauer sdiwerverschuldet eine Existenz aufbauen müßte. Im Berg<br />

gebiet ist iiian entweder Bauer oder Knecht. Interessante Anfiestelltenfunktionen wie<br />

¡ni Großbetrieb des Flachlandes gibt es kaum. Dann bleibt oft nichts anderes übrig,<br />

als das Bauernhandwerk im Blick auf eine Anstellung in einem Großbetrieb oder die<br />

tiberiiahrne einer Pacht in der unteren Schweiz zu erlernen.<br />

Früher absolvierte der Jugendliche aus dem Bergebiet selten eine Berufslehre. Wer<br />

nicht Bauer wurde oder - in seltenen Fallen - eine Mittelschule besuchte, suchte<br />

Beschäftigung als Waldarbeiter oder Alpknecht. Berufsberatung und Ausbau des Sti-<br />

Ixndienwesens förderten die Tendenz nach der beruflichen Ausbildung derart, da0<br />

heute bereits ein akuter Mangel an Forstpersonal und Alppersonal besteht, indem<br />

zdhlreiche Jugendliche der einheimischen Volkswirtschaft durch auswärtige Berufs-<br />

lehren entzogen werden. Das ist ein sehr heikles Problem, weil in so und so vielen<br />

Fillen schon aus Gründen der Berufscrziehung eine Lehre vorzuziehen ist, auch wenn<br />

init Rücksicht auf die regionalen volkswirtschaftlichen Interessen der Obertritt in<br />

eine un- oder angelernte Tätigkeit im Forst- oder Alpfach Vorteilhafter wäre. ES ist<br />

nicht bloß die Aussicht auf den besseren Lohn, dcr viele Jugendliche aus dem Berg<br />

ins Unterland in eine Berufslehre zieht. Die berufliche Entfaltungs- und Enhick-<br />

Iiingsrnöglichkeit, die Tatsache der systematischen und gründlichen Schulung sind<br />

wesentliche Gründe dafür, daß Eltern die oft groBen finanziellen Opfer der Aus-<br />

w8rtsplazierung auf sich nehmen.<br />

Wenn ein Zürcher oder Stadtberner seinen Sohn oder seine Tochter bis zur Matura<br />

praiitisrli oline Kosten ausbilden lasscn kann und für ihn auch das Universitätsstudium<br />

c'iiicii hcsthci


Betriebe leichter den Obergang vom Kindsein zum Erwachsenen findet, bildet der<br />

Jugendliche in der großen Masse der Stadtmenschen ein winzig kleines Teilchen. Dabei<br />

will cr doch etwas sein, etwas gelten. Die auffallende Kleidung und ein oft fast provo-<br />

zierend wirkendes Verhalten soll ihn - seiner Meinung nach - aus dieser ungeformten<br />

Masse herausheben. Aber nicht die Kleidung, d. h. sein Äußeres geben uns Aufschluß<br />

über seinen Wert oder Unwert, sondern sein Verhalten, das in unserem Falle sicher<br />

korrekt war. Fritz ist trotz seiner äußeren Aufmachung ein angenehmer Schüler und er<br />

wird, einmal Über die Zwischenstufe, in der er momentan lebt, hinausgewachsen, ein<br />

gutcr Berufsmann werden.<br />

Aber noch eine zweite Besonderheit zeigt uns Fritz in seinem Aufsatz auf, die mit<br />

der ersten in Zusammenhang steht: die Beziehungslosigkeit zwischen den Menschen in<br />

dei Stadf. Es ist ja bekannt, daß die Menschen umso einsamer sind, je größer das Ge-<br />

meinwesen ist, in dem sie leben. Die Frau, die den von Fritz angebotenen Platz nicht<br />

vcrtlankte, war sicher mit ihren Problemen so beschäftigt, daß sie die freundliche Geste<br />

ulxmali. Die persönlichen Erlebnisse, der mangelnde Kontakt, die Unpersönlichkeit<br />

fulirtcn zur ungewollten Unhöflichkeit. Wird Fritz nun nicht ein anderes Mal im Tram<br />

sitzen bleiben und dann berechtigten Anlaß zu einer Reklamation geben? Wird er nun<br />

nicht auch zuerst für sich schauen und den Weg zum älteren Menschen immer weniger<br />

finden? Hoffen wir nicht.<br />

Die Bezichungslosigkeit zwischen den Menschen in der Stadt wird besonders auch<br />

durch die Unterkunftsverhältnisse verschärft. So haben nach einer Umfrage in einer<br />

kleineren Schweizer Stadt 41 o/o Prozent der Lehrlinge ein eigenes Zimmer zum<br />

Arbeiten und Schlafen, 27 O/O nur zum Schlafen, 23 O/O der Lehrlinge schlafen im glei-<br />

clicn Raum wie Brüder oder der Vater und 3 o/o mit Arbeitern des Vaters zusammen.<br />

Lehrlings- und Jugendheime zu schaffen, wäre eine dringende Aufgabe, denn aus der<br />

Beziehungslosigkeit, dem nirgends «Daheim-Sein», erwächst die Einsamkeit, die ISO-<br />

I iertlieit, unter der sehr viele Lehrlinge leiden, besonders die große Masse derjenigen,<br />

clic nullerlialb des elterliclien Heimes leben.<br />

DER ERSCHWERTE ZUGANG ZUR STAATLICHEN GEMEINSCHAFT<br />

iii Gr:iiibiinden giht cs clic Institution dcr Knabcnscliaftcii mit streng geregelten<br />

ì3r~i~tcIict1. Alle ledigen Burschen von cinem bestimmten Alter an gehören ihr an. AUS<br />

dicscr Knabengemeinschaft erwächst ein Zusammengehörigkeitsgefühl, und da die<br />

Knnbenscliaftcii bereits bestimmte Funktionen in der Gemeinde ausüben, bilden sie eine<br />

itlc;iIc Vorccliule für das Binlcbcn in die staatliche Gemeinschaft.<br />

Der Jugendliche in der Stadt entbehrt dieser Gemeinschaftsschule. Staat und Gemein-<br />

.ic/vi/t siiirl /ir ihn abslr~kle Gebilde. Die Beziehungen zum Staat erschöpfen sich für<br />

iliii oft in einem Urnengange, bei welchem er über eine Materie, die nicht selten selbst<br />

h i Fnchkundigen Probleme aufgibt, einen Entscheid fällen soll. Wohl gibt es an<br />

vcrscliiedeiicn Orten die Einrichtung des ]f~/gennpnrl~lnret~fes. Auch Gruppenbildungen,<br />

wic Konfirmandenvereinigungen, Sport- und Filmklubs usw. geben einen losen Zusamiiienlianc.<br />

Kann sich in der Volks- und Mittelschule eine Art Klassengemeinschaft<br />

hililcn, so vermag die weiterbildende Schule des angehenden Berufsmannes, des Lehrlings<br />

iii einer Stadt, wenig gegen die Isoliertheit auszurichten. Die Schüler einer Iänd-<br />

Iiclieii ~crufsschule sind viel enger miteinander verbunden, als die eines so grolJen<br />

(;cl~ltlcs wic z. B. die Gcwerbcscliule der Stadt Zürich mit ihren 10 O00 Schülern, die<br />

sich iiii Klassciiverbaiide einnial in dcr Woche einen Iialben Tag treffen. Hier wäre<br />

5 42<br />

ein breites Feld von Aufgaben zu beackern, 2. B. durch gemeinsame Feierstunden<br />

(Dichtervorlesungen, Konzerte, Sporttage usw.) und Freizeitklubs (Filmklubs, Schachklubs<br />

usw.) das Gemeinschaftserlebnis ZU pflegen, wie wir es bereits in der Zeitschrift<br />

PRO JUVENTUTE, «Psychohygiene», Juni/Juli 1961, S. 524, anregten. Skilager<br />

in einem Bergdorfe könnten lebendigen staatsbürgerlichen Unterricht bilden, wenn<br />

der Gemeindepräsident und der Förster von ihren Aufgaben berichten. Kunsthistorische<br />

Exkursionen und Wanderwochen würden neben der Allgemeinbildung auch<br />

das Leben in der Gemeinschaft übe und zu einem sinnerfüllten Freizeiterlebnis<br />

hinführen. Durch Preifacher (z. B. fi usik, bildende Kunst, Filmkunde, Literatur,<br />

Naturwissenschaft, Sozialwissenschaft) könnte die Berufsschule einen wichtigen<br />

Beitrag zur Pflege der kulturellen und ethischen Werte und zur Allgemeinbildung leisten.<br />

(Siehe unseren Beitrag im Sonderheft PRO JUVENTUTE, Juni/Juli 1961, S. 524).<br />

FREIZEIT, GOLDENE ZEIT?<br />

Der Lehrlingslohn ist meist mager, aber an Anreiz, das Leben zu genießen, fehlt es<br />

in einer Stadt nicht. Pausenlos fahren Autos durch die StraBen, überall locken Tea-<br />

rooms, Vergnügungsstätten, Kinos und zeigen dem jungen Menschen das Bild eines<br />

leichten Lebens. Sport und Motorisierung feiern ihre Triumphe. Sollte der junge<br />

Mensch da nicht auch versuchen, möglichst viel Geld tu verdienen, um so leben ZU<br />

können, wie es ihm viele Erwachsene vormachen? Da ist es sicher schon ein gutes<br />

Zeichen, wenn er den Verlockungen nicht erliegt und eine Lehre mit einem kleinen<br />

Stiftenlohn und Kurse für seine berufliche Weiterbildung - die viel besucht werden -<br />

dem Bummel und Betrieb in der Stadt vorzieht.<br />

Wer zeigt dem jungen Menschen, wie er seine Freizeit sinnvoll verbringen könnte?<br />

Zu jedem Waschautomaten erhält die Hausfrau eine Anweisung zum rechten Gebrauch.<br />

Wer lehrt den Jugendlichen, die technischen Mittel des Fernsehens und des Radios<br />

richtig zu gebrauchen? Wer bereitet ihn auf sein Leben in der immer mehr verlängerten<br />

Freizeit vor? In den Freizeitzentren der Stiftung Pro Juventute in den verschiedenen<br />

Quartieren von Zürich und im Zürcher Jugendhaus werden Kurse und Veranstaltungen<br />

durchgeführt. Auch in anderen Städten entstehen Gemeinschaftszentren, in denen eine<br />

wichtige Arbeit für den jungen Menschen geleistet wird. Diese Anstrengungen sollten<br />

crfiinzt werden durch Schulung des Menschen zu einem rcchtcn Gebrauch scincr Frei-<br />

zeit. Neben der Berufsausbildung ist eine solche Schulung zu einer dringenden Not-<br />

wendigkeit geworden.<br />

Die Lebensfrugeti des jrrngen Menschen in einer 9ndt spielen im Grenzland der zwi-<br />

schenmenschlichen Beziehungen, auf dem Gebiete det Gemeinscliaftsbildung und des<br />

Hineinwachsens in das gröBere Gefüge der Gemeinde und des Staates. Neben der<br />

Berufsbildung wird die Erziehung des Menschen ZU einem sinnvollen Gebrauch der<br />

Freizeit immer bedeutender. Daß hier mehr getan wird, ist eine Aufgabe aller Men-<br />

schen und auch des Staates.<br />

543


JLJGENIIERZIEHUNG IM INDUSTRIELLEN GROSSBETRIEB<br />

&Lin Iweichnete es als syniptoiiiatisch, dall vor Jahren die Bewegung des sog. «Hall>st.irkeiitiims»<br />

nicht etwa iii Iiiidliclien Gebieten aufzutreten. sondern sich erst in IwchiiiiI1i~tri:iIi~iertcii<br />

Regionen RuBlands, Eiiglaiids uiid Skaiitliiiaviens auszubreiten be-<br />

,piii. Der Geclaiike lag n&, tiiesc I%cIicinung stclie in engster Dezieliuiig zii (Ici11<br />

ILi


seit Jahrzehnten eine eigene Gewerbeschule für ihre (gegenwärtig über iO00) Lehr-<br />

linge fuhren - sowohl im theoretischen Unterricht als auch in der praktischen Grund-<br />

ausbildung bewußt Klassen von nicht mehr als i 5 Lelirlirigcn schafft, dann zeugt das<br />

davon, daB man schon den Lehrling individuell anpacken und formen will, während<br />

anderseits in der Volksschule die Klassen im Schatten des Lehrermangels zwei-, ja oft<br />

dreimal so groi3 sind.<br />

Wenn die Rede davon ist, die heutige junge Generation werde zunehmend gleich-<br />

gültiger, weil ihr durch die Oberalterung der Gesellschaft der Zutritt zu verantwor-<br />

tungsvolìen Aufgaben erst in späteren Lebensjahren ermöglicht werde, und bis dahin<br />

lebe sie in der verantwortungsfreien Anonymität, dann trifft diese Erklärung zumindest<br />

für die im GroBbetrieb lernenden Jugendlichen nicht zu. Hier findet der Jüngling<br />

weit früher als anderswo die Anerkennung seiner Eigenpersönlichkeit - sofern diese<br />

Inclivicliialität auch leistuiigsmäßig und nicht nur in einem Bartwuchs à la Saint-Ger-<br />

main-des-Prés oder in Blue-Jeans à la Wyoming sich ausdrückt.<br />

F~RDLRLJNG DER SCHULLEISTUNG<br />

Es wird heute als allgemein mühsam bezeichnet, den Volksschüler zu besseren Schul-<br />

leistungen anzuspornen, wo dieser Ansporn nicht energisch vom Elternhaus betrieben<br />

wird. Gerade in dieser Beziehung hat sich bei Gebrüder Sulzer eine fruchtbare Art der<br />

Zusammenarbeit zwischen Großindustrie und Lehrerschaft abgezeichnet. Die genannte<br />

Firma bespricht mit einem künftigen Lehrling schon zu Beginn seines letzten Schul:<br />

jalires, zusammen mit seinen Eltern, die Berufspläne, macht Eignungsprüfungen, prüft<br />

die Scliulhefte und Zeichnungen und Zeugnisse des vorangehenden Schuljahres, macht<br />

mit diesem Schüler Werkrundgänge zur Orientierung Über die verschiedenen Berufs-<br />

richtungcn und hilft bei der Wahl des Lehrberufes. Dann wird ein Lelirvertrag vorbe-<br />

reitet, dem Schüler aber klar gemacht, daß dies erst ein Provisorium sei und daß ein<br />

Antritt der Lehre erst dann möglich sei, wenn aus den künftigen Zeugnissen des letzten<br />

Schuljahres eine deutliche Leistungsverbesserung hervorgehen werde. Dabei werden<br />

gcnau jene Facher bezeichnet, wo eine Leistungsverbesserung wünschbar ist. Davon<br />

wird dem Lehrer Mitteilung gemacht. Es wird auch von der Lehrerschaft bestätigt, da13<br />

auf diese Weise ganz beträchtliche und sogar verblüffende Leistungssteigemngen im<br />

letzten Schuljahr beobachtet werden können. Diese Erscheinung zeigt, daß der Volks-<br />

sdiiiicr mehr leisten will, wenn er pail weiß und handgreiflich sieht, fiir wlis eine<br />

I.c.i\iiiiiKsstteigcrung iiotwcidig ist.<br />

FASZINATION DER LEISTUNG<br />

Es gibt Pädagogen, die tolerieren selbst starkes Uberborden Jugendlicher auf sport-<br />

licliem Gebiet mit der Begründung, ¿er Sport sei heute noch fast einziges legales Ventil<br />

der Jungen, um zu einer Anerkennung ihrer Leistung zu gelangen. Gewiß, der Ju-<br />

gendliche braucht Anerkennung, handgreifliche Anerkennung, und er gewinnt sie nur<br />

dort, wo er sich auszeichnen Ranrz. Möglichkeiten, sich auszuzeichnen gibt es zwar auch<br />

in der Schule und im Elternhaus. Aber sie sind für einen Jungen nicht attraktiv genug.<br />

Zwar kann auch ein Schulzeugnis der Volksschule eine Auszeichnung sein; zwar kann<br />

man sich daheim auch bei der Mithilfe im Haushalt auszeichnen. Wenn den Jungen<br />

aber solcfie Einsatzmöglichkeiten äußerst kühl lassen, dann deshalb, weil er sich stets<br />

fragt: Was nützt mir das später. Und da er ja bekanntlich nur tu gerne geneigt ist, bei<br />

allein iiim Unangenehmen zu behaupten, das nütze ihm später nichts, setzt er sich auch<br />

nicht ein.<br />

C A 6<br />

i)<br />

9<br />

In der Berufslehre, mit der das «Später» ja bereits begonnen hat, gibt es im indu-<br />

striellen Großbetrieb nichts, was dem Lehrling später nichts nützen könnte Wie bei<br />

Gebriirkr Sulzer ganz offen etklärt wurde, sind die Zeiten langst dahin, als der Lelir-<br />

ling noch eine beträchtliche Spanne sciner Lehrzeit für bloße Handreicliungen, Aiis-<br />

läufcrdienste, Verpflegungsbotengärige usw. zu opfern hatte. Der Ausbildungs-Zeit-<br />

plan, welcher für jeden Lehrling besteht, ist derart befrachtet wegen den stets höher<br />

werdenden Anforderungen an die Berufsleute, daß der Lehrling stündlich und ein-<br />

leuchtend vor Augen hat, da5 er wirklich nur das tut, was ihm spiiter «nützt».<br />

Wenn in der genannten Firma Lehrlinge handwerklicher Berufe schon im zweiten<br />

Lehrjalir, oft sogar schon nach Absolvierung der praktischen Grundschulung zu pro-<br />

duktiver Arbeit eingesetzt werden, bei der auf Hunderstelmillimeter genau gearbeitet<br />

werden mu5, wenn überdies der Lehrling wei5, daß sein Arbeitsstück z. B. ein ganz<br />

bestimmter wichtiger Teil einer der modernsten Webmaschinen ist, nach denen in aller<br />

Weit Bedarf herrscht, dann ist das für ihn ein ganz unerhörter, aber auch ein viillig<br />

neuer Leistiingsstimuians, und die dabei hervorgebrachte Arbeit verdient Anerkennung,<br />

die der Lehrling bei Gebrüder Sulzer übrigens nicht nur in Worten, sondern auch in<br />

Form von Barprämien erhält. Da ein Lohnteil in Lehrlingsdepositen abgezweigt wird,<br />

ist damit auch dem SparwiJJen ein kräftiger Auftrieb geleistet.<br />

VIELSEITIGKEIT<br />

Es ist nicht ZU bestreiten, daß unsere Wirtschaft mehr und mehr von der Erscheinung<br />

des Spezialisten dominiert wird. Es ist aber unrichtig anzunehmen, die Industrie<br />

domestiziere zu früh den natürlichen Hang des Jungen nach Vielseitigkeit und dränge<br />

ihn damit auf illegale Seitenwege. Das Produktionsprogramm von Gebrüder Sulzer<br />

umfaßt z. B. die Herstellung von Dieselmotoren für Schiffe, stationäre Anlagen und<br />

Lokomotiven, von Dampf- und Gasturbinen, Düsentriebwerken, Kolben- und Turbo-<br />

verdiclitern, Zentrifugal- und Axialpumpen, Darnpferzeugungsanlagen, Wärmerück-<br />

gewinnungsanlagen, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, Kalteanlageri, verfah-<br />

renstechnische Anlagen, Reaktoranlagen für Kernenergie-Kraftwerke, Druckleitungen,<br />

Webmaschinen, Armaturen, Gießereierzeugnissen und von Produkten auf dem Gebiete<br />

des Behälterbaus. Der dazu notwendige Maschinenpark ist ebenso vielfaltig wie die<br />

Arbeitsmethoden. Man vergißt zu oft, da5 in der industriellen Fertigung erst jener sich<br />

spezialisieren kann, der in der fundamentalen Berufsausbildung, wozu noch Jahre der<br />

Praxis kommen, sich über seine Vielseitigkeit erfolgreich ausgewiesen hat.<br />

Diese Miiglirlikcit, einen juiiKcn Mciisclicri ¡in I.aiifc scincr nwlirjiihrigc~i~ I.rlirzcit<br />

iii ciiicin Uctricb init vielseitigslcni I’roduktioiisprogranim und mit znlilloscii hlitarbeitern<br />

und mit den mannigfaltigsten Einrichtungen vertraut zu machen, führt bei<br />

richtiger Führung dazu, daß einem Lehrling dabei auch die Augen geöffnet werden für<br />

das Zusammenspiel der menschlichen Kräfte und darüber hinaus dafür, da5 für asoziales<br />

Mildwestturn in unserer Gesellschaft aus augenfälligpraktischen und daher verständlichen<br />

Gründen und nicht aus spießiger «Kleinbürgerlichkeit» kein Platz ist.<br />

AUTORITÄT<br />

Wenn unter Autorität jene Kraft zu verstehen ist, welche dem Jugendlichen die<br />

fehlende Vernunft ersetzt und ihm helfen soll, in organisch wachsendem Maße den<br />

gesamten personalen und sozialen Pflichtenkreis mit eigener Verantwortung zu füllen,<br />

dann leuchtet ein, daß irn Industriebetrieb für normale Autoritätsbeziehungen günstige<br />

Voraussetzungen herrschen. Nur der kann Anerkennung seiner Autorität fordern, ùer<br />

selber Über Autorität verfügt.<br />

$ A7


Die heute so haufig beklagte Autoritätskrise in der Jugenderziehung kann, wenn<br />

ZIY iaisiiclilicli vorhanden ist. wohl nur darin liegen, dai3 die Erzieher nicht über Auto-<br />

rität verfügen, da5 mancher mit Erziehung Beauftragte daraus, daß er - wie t. B. der<br />

Vater - auf natürliche Weise oder - wie t. B. der Lehrer - dank seiner Berufswahl in<br />

cinc autoritare Slellring gclaiigt ist, ableitet, er könne mit Recht die Anerkennung<br />

sc‘iiier Autorität fordern.<br />

Im Industriebetrieb verfügt der direkte Vorgesetzte des Lehrlings weit mehr Über<br />

I i,iJic~nie Autorität. Zwar auf einem Spezial- nämlich auf beruflichem Gebiet. Aber<br />

,ceracle ini Rcrufe ist der Anfänger geneigt, seinem Lehrmeister, seinem Instruktor<br />

lwrcit\viliiger zuzugestehen, daß er «es besser kann», daB er Könner ist: berufliches<br />

I’otMJ. Und damit sei eiii anderer Gemeinplatz ins rechte Licht gerückt: die junge<br />

(;eneration sei heute ohne Vorbilder. Man vergiBt dabei, daß die ganz großen Vorbil-<br />

der, nimlich jene, die in ihrem gesamtmemchfichen Wirken vorbildlich waren (und<br />

wir Älteren sehen vor allem in ihnen die Vorbilder), daB sie tatsächlich immer dünner<br />

gesät sind. Die zunehmende Vielgestaltigkeit des Lebens hat die Vorbilder in Teil-<br />

gebiete verdfangt. Im Berufe aber lebt das meisterliche Vorbild noch heute wie je.<br />

Wenn wir bei Gebrüder Sulzer, in der neuen Lehrwerkstatt und in der erweiterten<br />

Werkschule, die Beobachtung machen konnten, daß hier Instruktionsmeister ihr Dut-<br />

zend Lehrlinge nicht nur in der praktischen Grundschule unterweisen, sondern sie auch<br />

im Unterrichtszimmer theoretisch lehren, daß der Lehrer nicht nur in berufs-, sondern<br />

auch in lebenskundlichen Fächern unterrichtet, dai3 er mit den Shiilern reist und oft<br />

sogm die Ferien verbringt, dann erweitert sich die Ausstrahlung dieses Vorbildes über<br />

clas rein Berufliche hinaus, dann wird die Berufsautorität auch menschliche Autorität<br />

oder hat doch die Möglichkeit, es zu werden. Aber auch wo diese Autorität nur auf das<br />

Uerufliclie beschränkt bleibt, da wird doch wenigstens eine Autorität anerkannt, was<br />

deshalb wichtig ist, weil sie nur zu oft die einzige ist.<br />

Aber Autoritiitsbesitz hat nicht nur das Vorbild zum Inhalt, sondern setzt auch Ver-<br />

trauen voraus, das in rein menschlichen Bezirken gründet. Die Pflege der persönlich-<br />

Lcitsbildenden Beziehungen, wie sie ¡in patriarchalisch geführten Kleinbetrieb zwischen<br />

Patron und Lehrling herrschten (beim Versagen des Patrons aber auch ebenso oft<br />

iiiiiiiiiglk li waren), ist ein Aiilicgcn, (lem lici Gcbrüder Sulzer große Beachtung ge-<br />

scliciikt wird. Unter den Scliulfichcrn der Werkschule finden wir nicht nur die Aus-<br />

c.iiian


DER JUGENDLICHE UND DIE UMWELT V<br />

psw HOHYWENE IM JUGENDLICHEN ALTER<br />

Piof. Di. med. A. Frredetiiaiiii, Biel<br />

Der Begriff des Jugendlichen ist eindeutig im Deutschen Jugendgerichtsgesetz, an<br />

dessen Ausarbeitung einer der Pioniere der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Werner<br />

Villinger, ma5gebend beteiligt war, festgelegt, es handelt sich um das Alter zwischen<br />

14 und i8 Jahren. Wir rechnen es im allgemeinen etwas länger und rechnen den<br />

Hcranwaclisenden bis zum 20. Lebensjahr mit hinzu. Mit dem Begriff der Umwelt<br />

hat sich ein anderer Pionier der Jugendpsychiatrie, Moritz Tramer, auseinandergesetzt,<br />

der an die Darstellung von Homburger anschlie5t.<br />

Die Umwelt der Jugendlichen ergibt sich aus der Zusammensetzung der Familie,<br />

ihrer wirtschaftlichen Lage, der Lebensführung, ihren Vorbildern und ihrer seelischen<br />

Struktur. Zu diesen Gegebenheiten treten außerfamiliäre Verhältnisse: Wohnort,<br />

soziale und persönliche Einflüsse der Nachbarschaft, Schule und Berufslehre, Arbeit-<br />

geberfamilie und Angestelltenkreise, Kameradschaft, Freundschaft, gesellschaftliche<br />

Lebensformen, politische Gemeinschaften, Kino, Radio, Lektüre, Sport, Vergnü-<br />

gungsindustrie. Als bestimmende Faktoren wirken noch allgemeine kulturelle Wert-<br />

begriffe, insbesondere die Wertsetzung von Arbeit, Beruf und GenuB und schlie5lich<br />

noch die allgemeine Lage (Krisen, Kriege, soziale Umstrukturierung).<br />

Eine Beurteilung des Menschen im allgemeinen und des Jugendlichen im beson-<br />

deren ist ohne Berücksichtigung der Umweltfaktoren unmöglich. Wie weit alle diese<br />

Faktoren die Entwicklung des Menschen beeinflussen, fiat Heinrich Meng in seinem<br />

Lebenswerk in aller Deutlichkeit dargestellt.<br />

Das Problem des Jugendliclien in seiner Umwelt, stellt sich besonders deshalb, weil<br />

nicht nur der jugendliche Mensch sich ständig verändert, sondern weil der sich<br />

ständig ändernde Mensch sich auch immer wieder mit seiner Umwelt auseinander-<br />

setzen mu5. Diese Umwelt ist aber in den oben dargestellten Umweltfaktoren weit-<br />

gehend unbeständig.<br />

Wilircnd sirli das Kind und vor allem das Kleinkind nur entwickeln kann, wenn<br />

cine bestandige Umwelt ihm die nötige Sicherheit gibt, fühlt sich der Jugendliche<br />

fi"riz IwsoiiJcrs uiisiclier cladurcli, daB er inncrlicli wie äliBerlich clas Besthligc suclien<br />

iiiii11, wiiiireiid alles unbestiindig wird in uiibcständiger Umwelt, da er sich verändert.<br />

Wir kennen die alten Generationenkonflikte, die sich aus dieser inneren Unsicher-<br />

heit ergeben. Dem Werdenden wird alles neu, er drängt aus dem Vertrauten hinaus<br />

in eine unvertraute Umwelt. Die Umstrukturierung der Familie, die wir seit zwei<br />

Gcrierationen erleben, Iï8t dem Jugendlichen nicht mehr die Möglichkeit, so wie<br />

früher den sichernden Hafen altvertrauter Umgebung aufzusuchen, sobald die Gefähr-<br />

dung durch die Umwelt allzu bedrohlich wird. Dabei haben die Generationenkon-<br />

flikte gegen früher nichts an ihrer Schärfe eingebü5t. Die Spannungen zwischen<br />

alten Familienbindungen und der Aufnahme neuer Bindungen besteht fort. Die Locke-<br />

rung der Verwurzelung, die vermehrte Neigung, aus Schwierigkeiten in unkontrollierte<br />

Wanderbewegungen auszuweichen, und mit eigenen und fremden Motoren das Weite<br />

zu suchen, der Verlust der Behausung und die Vermehrung der «Bezeltung» erschwe-<br />

ren es dem Jugendlichen, die Auswirkungen seines Erlebnisdranges auf die Gemein-<br />

schaftsbildung zu kontrollieren, seine Persönlichkeit zu entwickeln und harmonisch<br />

durch den Massenbetrieb zu steuern.<br />

c (0<br />

Unsere gegenwärtige soziale Struktur befindet sich nun ebenso im Unibau wie die<br />

Familie. So ändert sich die Umwelt für den Jugendlichen oft rascher, als er es mit<br />

seinen Reifungsmöglichkeiten verarbeiten kann. Noch in der Zeit der Entwicklung<br />

erhält der Jugendliche nicht nur ein Oberangebot aii Reizen, deren Verarbeitung kaum<br />

möglich ist, es besteht auch eine unter früheren Verhältnissen ungeahnte Möglichkeit<br />

cler Selbst-Verwölinung mit mehr oder weniger sinnvollen Genüssen. Dabei stehen<br />

deni noch unmündigen Jugendlichen Mittel zur Verfügung, von denen man sich<br />

f rülier nichts hätte träumen lassen, Mittel die ihrerseits eine Industrie wuchern lassen,<br />

die wohl geschäftstüclitig, aber nicht immer verantwortungsvoll, Bedürfnisse für<br />

Unreife schafft, für welche die Anglo-Sachsen den Begriff der Teen-Ager gepfagt<br />

haben.<br />

So erfreulich viele Seiten der heutigen Vollbeschäftigung sich auswirken, so ge-<br />

fährlich ist es, da5 nicht mehr Arbeit und Leistung besonders wertbesetzt sind, son-<br />

dern vielmehr der Arbeitsertrag. Er wird aber nicht mehr sinnvoll verwendet, son-<br />

dern oft recht sinnlos verpufft.<br />

Die Hast der modernen Betriebsamkeit nimmt vielen Jugendlichen die Möglich-<br />

keit zur Besinnung.<br />

Die Verwandlung der Umweltbedingungen mag ein Phänomen erkliiren, das vor<br />

allem von Bennholdt-Thomsen und seiner Scliule als Akzeleration (Beschleunigung<br />

der Entwicklung) bezeichnet worden ist. A. Portmann .spricht unter Hinblick auf das<br />

vermehrte Längenwachstum unserer Jugendlichen von einem «jener Risse» iii einem<br />

festgefügten Ganzen, durch die etwas vom Verborgenen aus der Tiefe heraufscheint,<br />

und die wir wegen der Möglichkeit des Einblicks in ein komplexes Gefüge sorgsam<br />

beobachten.<br />

Trugen früher die Jugendlichen die ausgetretenen Schuhe der Erwachsenen aus, so<br />

sind jetzt die Erwachsenen, die Eltern oft buchst&lich gezwungen, die Kinderscliuhe<br />

der jungen Generation auszutragen. In tragischem übertragenen Sinne hat dieses Bild<br />

seine tiefe Bedeutung in solchen Familien, in denen die Eltern glauben, sie mü5ten<br />

sich Ansprüchen von Kindern unterordnen, die keine Verpflichtungen den Eltern<br />

gegenüber mehr anerkennen, weil die Väter im Verhältnis weniger verdienen als<br />

der Nachwuchs.<br />

Jürgen Fret/td/ konnte feststellen, daß der Etitwicklungswandel einen iimfassen-<br />

den Proteß der Anpassung an gewandelte Urnweltbedindungen darstellt. Das vege-<br />

i;itivc Ncrvciisysiciii wird zii gcsicigcricr Fiiiiktioii niiKcrcgt. lis I~csclilciiiiigi sciiicr-<br />

seits Wachstum und Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen. So waiidelt sich<br />

nicht nur der jugendliche in Gestalt, Funktion und geistig-seelischer Eigenart, auch<br />

der Erwachsene wandelt sich. Seine Reifung ist nicht nur beschleunigt, seine Sexualität<br />

wird früher aktiviert, die Dauer der Fortpflanzungsphase wird eindeutig verlängert.<br />

Der «akzelerierte» Jugendliche tritt mit seiner Entwicklungsbeschleunigung - die<br />

bekanntlich nicht immer harmonisch verläuft, sondern mit teilweisem Zurückbleiben<br />

einzelner körperlicher, seelischer und geistiger Teilfunktionen verbunden sein kann -<br />

in eine Umweltspirale hinein, deren räumliche Ausdehnung sich immer mehr er-<br />

we¡ tert.<br />

Wenn wir uns vorstellen, daß ein einfachcr Druck auf den Knopf einer entspre-<br />

chenden Anlage genügt, um uns mit Uniweltereignissen auf dem ganten Erdenrund<br />

in Verbindung zu bringen, so wird es deutlich, welcher Belastung wir uns aus Wis-<br />

sensdurst oder Reizhunger aussetzen. Dir Auswirkungen kultureller und technischer<br />

Errungenschaften haben oft unerwartete Folgen. Ohne die Entdeckung beweglicher


Lettern hätte die Buchdruckerkunst kaum weite Kreise erreichen können. Die kultu-<br />

rellen Auseinandersetzungen im 16. Jalirliuiidert wären nicht möglich gewesen und<br />

ihre politischen Folgen ini i i. Jahrliundert undenkbar.<br />

Unsere Intelligenz wird wohl mit den Ansprüchen von Technik und Zivilisation<br />

leicht fertig, die menscliliche Seele aber braucht Zeit und Muße um sich zu ent-<br />

falten. So neigen wir alle mehr und mehr dazu, geistig ZU Industriemagnaten und<br />

Großgrundbesitzern zu werden. Technisch gelingt uns wolil die Bewältigung des Rau-<br />

mes, seelisch droht uns die Armengenössigkeit. Auch die uns zugemessene Lebenszeit<br />

hat sich verlängern lassen. Die erlebnismäßige Verarbeitung des Raumcs und seiner<br />

hföglichkeiten muß aber noch reifen. Sie kann indessen nur reifen, wenn wir uns<br />

unserer Verantwortung für uns selbst und für den Mitmenschen bewußt sind; sie kann<br />

nur reifen, wenn aus dem Bewußtsein dieser Veranwortung auch unsere Menschlich-<br />

keit und unsere Mitmenschlichkeit den neuen Lebensmöglichkeiten angepaßt und ent-<br />

sprechend gestaltet werden können.<br />

Wir haben eingangs die Schwierigkeiten gezeigt, die sich für den Jugendlichen in<br />

einer sich wandelnden Umwelt ergeben. Nun zeigt es sich, daß zahlreiche Störungs-<br />

zeihen deutlich werden, die vielen als alarmicrend erscheinen. Es ist kein Gruqd vor-<br />

liariclen, sich durch solche Störungszeichen entmutigen zu lassen, selbst wenn sie als<br />

charakterliche Anornalien, als Veränderungen der Gestalt oder gar als Gefihrdung der<br />

Gesellscliaf: aufzutreten scheinen.<br />

So wie das Kind nach dem Verlust der ursprünglichen Einheit niit der Mutter zur<br />

iiciien Einheit mit neuen Menschen heranwächst, so sind auch die Spaltungszeichen,<br />


hinten in Asien und tief in Afrika. Den deutschen Kaiser Wiihelm den Zweiten br<br />

zeichnete man als «Friedenskaiser» und seine schlagkräftige Armee als einen Garanten<br />

für den Frieden. Man vertraute den Worten der Politiker in allen westliclien Iandern.<br />

Nahm der Deutsche Kaiser als Zuschauer an den Manövern unserer Armee teil (171 2.<br />

Haiiensteinmanöver), oder kam das französische Staatsoberhaupt, die hollindischc Königin<br />

oder weiligottwer auf Besuch, ehrte sie unser Volk auf herzlichste Weise, liorchic<br />

gliubig ihren Worten, verehrte sie ohne jeden Zweifel, betrachtete sie als Halbgötter.<br />

IJnd dann kam 1914 der erste bedeutsame Einbruch in den allgemeinen Autoritiisglauben.<br />

Der «Friedenskaiser» brach sein Wort, und die internationalen Vertrage wurden<br />

von der deutschen Regierung als «Papicrfetzcn» bezeichnet iind abgetan: der Ente<br />

Weltkrieg begann - ùie Sozialisten - ((Arbeiter aller Länder, vereinigt eucli !» war bis.<br />

lang ihre Dcvise gewesen - wurden von einem Tag auf den anderen Iieißc Nationalisten<br />

untl marschiertcn als begeisterte Soldaten singerid in die Schützengräben und schossen<br />

auf clic Kariieradcn, dic jcnscits der Drahtverhaue auf sie schossen, «um das Vatcrland<br />

zii vcrtcidigen». Alle Ideale unci Werte wurden umgestürzt.<br />

Auch wir waren damals junge Soldaten, standen im Jura und irn Tessin auf der<br />

Wacht, willens uns bis zum letzten Blutstropfen zu wehren, wenn jemand uns angreifen<br />

sollte. Wir miBtrautcn allen und waren darüber erschüttert, was wir mit eigenen Aup sehen oder in den Zeitungen lesen konnten. Was war aus den hohen Versprechungen<br />

der ausländischen Staatsmänner geworden ? Leere, hochtönende Worte, weiter nichts.<br />

Wo blieb der «frischfrd~liche Krieg», von dem man zuerst wähnte, er dauere ein p311<br />

Tage, wie man uns versichert hatte! Und mußten wir nicht jede Sekunde erwarten, d d<br />

nian uns trotz der Vertrage und Versicherungen iiberfiel ?<br />

111 einer solchen Atmosphäre des Mißtrauens gegenüber der Autoritäten lebte cinc<br />

pinze Gcncration wilircnd vier langen Jahren. Wir waren uns nicht bewußt, was in UIU<br />

vorging: daß sich in uns ein Autoritätcnsturz ereignete, wie et sich bislang noch nie<br />

vollzogen hatte.<br />

Er ergriff nicht allein nur die männliche Jugend und nicht nur die in unserem<br />

Lande - wahrscheinlich die in den Nachbarländern noch stärker.<br />

ijberlegen wir uns: aus dieser Generation, so weit sie überlebte, wurden Viter und<br />

Mütter. Nach dem Kriege erlebten sie die Revolutionen, in unserer Gegend den Genc.<br />

ralstrcik. Ist anzunclimen, dal3 all dies spurlos in unserem Seelischen vorübergchrn<br />

koiintr.? Gab es da in uns nicht irreparable Scli&len? Haken wir daniit nicht auch<br />

unsere Kinder infisziert?<br />

Ud niiifltcn clicse Kinder nicht noch vid Sc.lirccklicheres erleben als wir einst im<br />

Jugentllichenalter, als die Blicke aller Welt 311f das «tausendjälitige Reicli» rhd seine<br />

Ideologie, auf die Schcußlichkciten des Zweiten Weltkrieges, auf die Greuel der Juden.<br />

Verfolgung gerichtet waren ? Wo blieb das christliche Ideal der Menschenliebe? IGm<br />

ihm noch autoritärer Wert zu? Wurden nicht auch die uns folgenden Generationen in<br />

hexup auf den Autoritatsglauben verdorben? Müssen sie nicht Zweifel an der GUltigkcit<br />

der Ideale unti Autoritlten bekommen, wenn sie den gegenwärtigen ideologischen<br />

Kampf grundverschiedener Weltanschauungen miterleben?<br />

Diirfcn wir uns über die Autorititskrise innerhalb unserer Jungmannschaft wundern.<br />

wenn wir einsehen, daû sie schon bei uns angcfangcn hat?<br />

Müssen wir uns nicht an die eigene Hrust schlagen, wenn wir einsehen, daß die<br />

Autaritätskrise bei niir anfing?<br />

Sollen wir uns darüber beklagen, sollen wir uns übcr die Jugendlictien beschweren.<br />

nützt es etwas, ihnen mangelnden Idealismus vorzuwerfen, wie das heute SO oft UC-<br />

..,<br />

inen Sinn, nach strafferer Führung der Jungen zu ruten, naLi. .--<br />

nen) Zuchtmitteln Ausschau zu halten, die Gewalt anzuwenden, um der<br />

&orkit Nachachtung zu verschaffen, wie es hüben und drüben des Atlantik von<br />

Pi


verzichten kann und in Annahme des Autoritativen als Eigengesetz allmählich anerkennt,<br />

um sich danach zu richten.<br />

Der Trotzperiode folgt dann eine andere, da sich Zweifel an der Allmacht des Vaters<br />

und an seiner Unfehlbarkeit geltend machen - immer stärkere. Es werden am Vater<br />

Fehler entdeckt. Und schon sucht das Kind andere Vorbilder und Autoritäten als Ergänzung<br />

der ersten. Plötzlich ist das, was die Lehrerin, der Lehrer sagen und fordern,<br />

fiir clas Kind bedeutungsvoller als was die Eltern sagen und fordern (und oft werden,<br />

(Iiiiiinicrweise, die Eltern auf Lehrerin und Lehrer eifersüchtig und suchen deren Beilciitiiiig<br />

fiir clas Kiiitl vor tlciii Kiiiil init al~scli5tzeii


und ait voneinander scheidet. Die Folge ist, daß wir die Führung gantlich verlieren.<br />

Besser ist, wenn wir mehr cine Zuschauerhaltung einnehmen und zuwarten, bis sich die<br />

I 4<br />

I !<br />

I<br />

Ersatzperson) und recht bald auch an einen Vater «binden» kann, dem wird verun-<br />

m¿igiicht, sich später an andere Pcrsorien und ebenso an Dinge zu «binden>), erst rrclit<br />

nicht an Ideale und an Autoritäten. Er bleibt irn Triebhaften stecken, in seinen primi-<br />

tiven, unverfeinerten Instinkten, und er wehrt sich gegen alles, was der unmittelbaren<br />

Triebbefriedigung entgegensteht. Er will genießen, gleichviel wie er zu seinen Gründen<br />

kommt. Da13 es «höhere» Genüsse gibt, erfaßt er nicht, weil ihm hierzu das Organ fehlt,<br />

hat er doch nie etwas wahrhaft lieben gelernt und liebt darum nur sich selber in seinen<br />

animalischen Bedürfnissen, selbst wenn er intelligent ist und aus gehobeneren Kreisen


Eine richjig gefiihrte Fumilie ist das Erdreich, in welchem der Autoritätsglaube und<br />

das Vertrauen in eine Autorität keimt und wächst. Hiervon läßt sich nichts abmarkten.<br />

Deshalb kann die Familie durch nichts anderes ersetzt werden. Wenn wir nicht riskie-<br />

ren wollen, daß die aufkommenden Generationen trotz aller unserer technischen und<br />

zivilisatorischen Fortschritte in ihrer rein menschlichen Kultur zugrunde gehen, müs-<br />

sen wir dafür sorgen, der Familie wiederum ihren erzieherischen Inhalt tu geben. Dies<br />

ZU fordern, gilt für viele Zeitgenossen als «veraltet» - und vielleicht werden wir nur<br />

gestützt auf schlimme Erfahrungen dazu kommen, einzusehen, da5 alle die Mahner, die<br />

pro familia sprechen, doch Recht behalten haben. Denn: «Was hülfe es dem Menschen,<br />

wenn er die ganze Welt gewänne, und nähme doch Schaden an seiner Seele!))<br />

Die «Halbstarken» und ihre Problematik zeigen denen, die sie untersuchen und<br />

darum tiefcr sehen, regelmäßig die Folgen des Zerfalles der Familie 1. Der Staat und<br />

auch die private Wirtschaft haben für ihre Weiterexistent das gröl3te interesse daran,<br />

Zustände zu schaffen, um die Familie tu retten; das «Kollektiv» kann sie nicht er-<br />

setzen, weil es psychologisch auf ganz andersartigen zwischenmenschlichen Relationen<br />

aufgebaut ist.<br />

V.<br />

Anlori1d strahlen wir aus, wenn wir in unserem menschlichen Bereiche dem Kinde<br />

überlegen sind und es durch unsere menschliche Haltung zur Bewunderung reizen; die<br />

Ideale, die wir vertreten, möchte es unter solchen Bedingungen auch erreichen. So werden<br />

wir zum Mittler der Ideale und zum Führer des Kindes - nicht durch Gewaltanwendung,<br />

Machtentfaltung.<br />

Der Anforiiülsglurde gelit ursprünglich über die Liebe des Kindes tu seinen allerersten<br />

Autoritäten, den Eltern, hauptsächlich dem Vater. Die entsprechenden Gefühle,<br />

dit. es ihm als Autorität zuwendet, überträgt es in seinem späteren Leben auf das<br />

Autori täre.<br />

Arrtoritütsschert entsteht, wenn die Autoritätsansprüche an das Kind im Vorschulalter,<br />

da sich die «Haltungen» für sein gantes Leben vorprägen, Uberforderungen sind.<br />

Deshalb müssen wir als Eltern die Autoritätsansprüche weise dosieren.<br />

Aus der Autoritätsscheu kann entweder hioritütsangst, oder Ablehnrrng jeglicher<br />

Atctoritd wachsen. An der Wurzel beider Entwicklungen steht der Zweifel, das Mi5traiicn<br />

gcgenüber der Autoritit. Die h/oritd.rkri-re beruht auf der Verzweiflung an der<br />

GLiltigkeit der Vaterrnin~o, dem individuellen ((Bild» des Vaters, des Väterlichen, einem<br />

scrlisclicn Gebilde, das dem Menschen nur teilweise bewußt, zum grö5eren Teile unbe-<br />

wuíit ist. Wir wisscn lieutc, daß das Unbcwulltc miclitiger auf das Individuum ein-<br />

wirkt, als das Bewußte.<br />

Der richtige Autorititsglaube beruht auf Ehrfurcht und auf dem Imfentifiku-<br />

tioii.tirwnsch niil dem Antoritativen.<br />

Wenn wir uni diese psychologischen Zusamn~enliänge wissen, dürfte es uns gelin-<br />

gen, uns selber tu prüfen und die praktischen Mittel ZU finden, um unsere Kinder SO<br />

zu erziehen, da13 die kommenden Generationen iiicht wie die unsrige an einer «allge-<br />

meinen Autoritätskrise)) leiden müssen.<br />

Vor allem gilt für uns, danach zu ringen, nicht nur Konsumenten unserer zivilisato-<br />

rischen Errungenschaften zu sein und wieder die Kultivicrung unserer eigenen Persön-<br />

lichkeit zu pflegen, ausgerichtet an dem, was wir als höchste Ideale erkannt haben.<br />

Ihnen müssen wir dienen, um die Kinder hinzureiBen, es ebenso tu tun.<br />

1 Es ist dits keine «Konstruktion vom grünen Tische» aus, vielmehr eine wissenschaftlich be-<br />

weisbarc und eine Erfahrungstatsache.<br />

t<br />

I<br />

i<br />

E<br />

i<br />

i<br />

i'<br />

WIR DANKEN DEM SCHWEIZERISCHEN BUNDESFEIERKOMITEE<br />

Mit groBer Freude und Dankbarkeit konnten wir im letzten Frühjahr vom Bescliluß<br />

des Schweizerischen Bundesfeierkomitees Kenntnis nehmen, uns aus dem Erlös der<br />

Bundesfeierspeiide 1960 wieder einen Betrag von Fr. 1 430 000.- zu treucn Handen zu<br />

ubergeben. Damit fließen der Stiftung Pro Juventute aus diesem segensreichen Werk<br />

zum vierteii Mal bedeutende Mittel zu, die wir für die berufliche Förderung der<br />

Schweizer Jugend einsetzen dürfen. Wir danken den Mitgliedern des Schweizerischen<br />

Bundesfeierkomitees recht herzlich für das Vertrauen, das sie uns erneut bekundet<br />

haben.<br />

Pro Juventiite<br />

Der Zcii t r;ilsekretir:<br />

Dr. A. Lcderniann<br />

BERICHT DES ZENTRALSEKRETARIATES PRO JIJVENïUTE UBER<br />

DIE BUNDESFEIERSPENDE FUR BERUFLICHE AUSBILDLJNG<br />

Bcriclitsperiode: 1. April 1960 bis 31. Mirz 1961<br />

Unser diesjihriger Rechenschaftsbericht steht ganz im Zeichen der allgemeinen Sti-<br />

pendiendiskussion, die sich in den letzten Monaten in der schweizerisclien Ciffentlich-<br />

keit angebahnt hat. Wir freuen uns, in dieser Debatte ein Stück weit mitwirken zu<br />

können, nicht nur mit Worten, sondern mit tatkräftiger Hilfe für unsere 863 Siipeii-<br />

rliateii, die im Berichtsjahr die Bundesfeierspende in Anspruch genommen haben.<br />

Wir fühlen uns aber auch dem Schweiz. Bundesfeierkomitee zu ganz besonderem<br />

Dank verpflichtet. Es hat bereits vor 17 Jahren mit lobenswertem Weitblick das realisierl,<br />

was erst in jüngster Zeit zum Allgcniciiigiit scliweizerischen Stipeiitliendeiikciis<br />

zu werden scheint: nämlich eine Stipendieneinrichtung mit ganzschwcizerisclicm Geltiingslxxeicli.<br />

Noch heute ist die Bundesfcicrspencle fiir berufliciic Aiisl>iltliiiic~ r ( l' ic cin-<br />

zig' Stipciidicnquelle unseres Landes, clic es crlniibt, rlns entsrbeitleiide íllunic~tit uucr<br />

Las/eiiarírgleichs zici.rrhen stipendieii.~rhrr~~~rhe~~ md .tiipendienstnrkct~ Kmfarieii in<br />

eineni gewissen Maße zu berücksichtigen. Im täglichen Umgang mit den Stipendiengesuchen<br />

aus unseren ((Entwicklungsgebieten)), vor allem aus den Bergkantonen, wird<br />

uns immer wieder bewußt, wie wichtig es ist, daß eine solche überkantonale Hilfsquelle<br />

besteht. Daneben sind wir aber froh um jede Möglichkeit, durch den subsidiären Einsatz<br />

von Mitteln aus der Bundesfeierspende nnder.e Stif>e~idienilisiiri/,jonerz mr pla11z'olletz<br />

rMi/tcit.knnR hernnziehen zu können, sodaß vielfach aus bescheidenen Startbciträgen<br />

unserer Bezirksmitarbeiter und des Zentralsekretariates Pro Juventute schließlich<br />

doch ansehnliche Summen resultieren.<br />

Bis heute konnten dank der Bundesfeierspende an Über 16 000 Ingeridlicbe Betnfr-<br />

~lif>enr/ien iri~ Gesnnithetrti~ i'on rmrf 3 hfillioneiz FrariRe~i nf/.rheznhll werdcri. Aus<br />

dem Erlös der Uuntlesfeierspende 1960 fließen uns gemiß Beschluß des Bunclesfeierkomitees<br />

abermals FI.. I 430 000.- zu, die wir für die berufliche Förderung der Schweizer<br />

Jugend einsetzen diirfen. Hoffen wir, daß dieser eindrückliche Beweis privater


Initiative unsere Bundesbehörden veranlassen wird, ihrerseits in Balde für einen ge-<br />

samtschweizerischen Stipendienausgleich besorgt zu sein.<br />

Für die Vordringlichkeit eines solchen Ausgleiches sprechen heute konkrete Erfah-<br />

rungen ! Es sind die Erfahrungen, die seit Jahrzehnten von der Stiftung Pro Juventute<br />

und vom Schweiz. Verband für Berufsberatung und Lehrlingsfürsorge gesammelt<br />

werden. Die Vergleiche, die sich aus der Praxis dieser beiden Institutionen über die<br />

Stipendienkapazität der einzelnen Kantone ziehen lassen, zeigen die Notwendigkeit<br />

cincs Ausgleiches mit zwingender Scharfe. Oft scheint es, als würde die Freiheit der<br />

Ueir/jswnhl nicht überall genügend ernst genommen. Zuviele Jugendliche müssen ja<br />

nach entschiedener Berufswahl noch den andern Entscheid abwarten: darüber nämlich,<br />

ob sich ihre Berufswahl überhaupt verwirklichen Iäßt. Einer der eifrigsten Berufs-<br />

berater eines Bergkantons z. B. vermochte im vergangenen Jahr mit groaer Mühe den<br />

Betrag von Fr. 75 000.- für seine 130 Stipendiaten zusammenzubringen. Das er&bt<br />

1x0 Gcsuchsteller ein durchschnittliches Stipendium von Fr. 570.- für die ganze Aus-<br />

bildungszeit. Demgegenüber wollen wir anhand einiger Beispiele aus der Pro Juven-<br />

tute-Praxis die Kosten aufführen, die tatsächlich zu tragen sind, wenn der gleiche Be-<br />

rufsberater seine Schützlinge in auswärtige Lehren plazieren mua:<br />

Beispiel A: Als Sohn einer Bergbauernfamilie muß A. B. seine Wagnerlehre aus-<br />

warts absolvieren, kann jedoch Kost und Logis unentgeltlich beim Lehrmeister be-<br />

ziehen. Die Lehrkosten betragen: Fr. 200.- für Lehrgeld, Fr. 450.- für Schulgeld und<br />

Schulmaterialien, Fr. i 600.- für Kleider, Berufskleider, Schuhe und Wasche während<br />

der ganzen Lehrzeit, Fr. 500.- für Bahn- und Autospesen, Fr. 250.- für Versicherung<br />

und Krankenkasse, sowie Fr. 720.- für Taschengeld, was Fr. 20.- monatlich entspricht.<br />

hiutma5liche Totalausgaben also FY. 3720.-. Unter Einnahmen stehen Fr. 850.- aus<br />

dem Lehrlingslohn und Fr. 2000.- aus finanziellen Leistungen der Eltern und Ver-<br />

wandten. Fehlbetrng = Stipendienbedarf FY. 870.-.<br />

Beispiel B: P. E. macht eine auswärtige Lehre als Schreibmaschinenmechaniker. Kost<br />

und Logis können bei Bekannten gefunden werden, jedoch zu einem bescheidenen<br />

l’rcis. Die Lchrkosten bctragcn für P. E.: Fr. 7400.- für Kost und Logis während der<br />

vicrjilirigen Lehrzeit, Fr. 400.- für Schulgeld und Schulmaterial, Fr. i 500.- für Klei-<br />

(lu, lkriifskleider, Schuhe und Wäsche, Fr. 400.- für Falirspesen, Fr. -00.- für Ver-<br />

siclierung und Krankenkasse, sowie Fr. 960.- für Taschengeld. Totalausgaben also<br />

Fr. io 960.-. Unter Einnahmen stehen Fr. 4320.- Lehrlingslohn sowie Fr. 3330.- aus<br />

finanziellen Leistungen der Eltern und Verwandten. Fehlbetrag = Stipetzdienbedurf<br />

Fr. 33ï0.-.<br />

Beispiel C: A. B. wird in einem Lehrerseminar zum Lehrer ausgebildet. Er gelangt<br />

an uns, nachdem er bereits das erste Seminarjahr abgeschlossen hat. Die weiteren Aus-<br />

hildungskosten betragen: Fr. 5200.- für Pension auswärts, Fr. 550.- für Schulgeld und<br />

Schulmaterialien, Fr. 1300.- für Kleider, Schuhe und Wäsche, Fr. 300.- für Kranken-<br />

kasse und Versicherung, Fr. 200.- für Fahrspesen, Fr. 720.- für Taschengeld, sowie<br />

Fr. 300.- für den Besuch spezieller Kurse. Totalausgaben also Fr. 8570.-. Unter Ein-<br />

ii;iliiiicii stehen Pr. 2000.- als Beitrag der Eltern sowie Fr. 1200.-, die A. B. durch<br />

Icricnarbeit in der Landwirtschaft verdienen wird. Fehlbeh~g = Stipettúienbedarf<br />

Fi.. 5.370.-.<br />

562<br />

AufschluBreich sind in diesem Zusammenhang die mittleren Kostenansätze für ver-<br />

schiedene Ausbildungswege, die von der öffentlichen Berufsberatungsstelle des Kan-<br />

tons Glarus zur Orientierung der Eltern veröffentlicht wurden:<br />

Kosten für eine auswärtige Lehre mit Kost und Logis im Lehrlitigsheim Fr. 3600.-<br />

nach Abzug der Löhne;<br />

Kosten für eine vierjährige auswärtige Lehre mi/ Kost rrnd Logis arrswürts Fr. 7500.-<br />

nach Abzug der Löhne;<br />

Kosten für eine Uhrmnrherlehre, Kost rind Logis auswzrts während vier Jahren<br />

Fr. i3 900.- nach Abzug der Löhne;<br />

Kosten für ein dreijhiges Techttikrinrsstrtdir¿r?z mit Kost und Logis ariswürts<br />

Fr. 10 800.-;<br />

Kosten für den 3IItjährigen Besuch einer Kantonsschrrle mit Xotzvikt Fr. 12 GOO.-;<br />

Kosten für ein jjijhriges Hochschrdstirdinnz tilit Kost rind Logis auswärts Fr. 23 500.-<br />

Solche Zahlen zeigen doch deutlich, was für Anforderungen heute an ein leistungs-<br />

fähiges Stipendienwesen gestellt werden müssen und wie wenig mit dem Iierkömmli-<br />

chen Stipendienbegriff von 200 oder 300 «Ermunterungs-Franken» für die Berufsbil-<br />

dung unserer Jugend wirklich getan ist. Es erfüllt uns daher mit großer Genugtuung,<br />

daß gerade in den letzten zwei bis drei Jahren etliche Kantone ihr Stipendienwesen in<br />

bemerkenswerter Weise ausgebaut haben, sodaB im Jahre 1960 allein die kantonalen<br />

Stipendienbeiträge für Berufslehren, Mittelschul- und Hochschulstudien die Summe<br />

von rund Fr. 7,5 Millionen erreichten. Diese erstaunlich hohe Zahl darf uns allerdings<br />

nicht über die cnornien Leislrtrigsúiffererzzerz Iiiriwegtausclien, welche die gegenwartige<br />

Stipendienpraxis der einzelnen Kantone kennzeiclinen.<br />

Es sei im folgenden nur verglichen zwischen den Stipendienbeiträgen, die ini Jahre<br />

1960 aus Rantonalerr Mitteln geleistet wurden. Dieser Vergleich dürfte insofern stich-<br />

haltig sein, als die im betreffenden Kanton anderweitig verfügbaren Stipendien in der<br />

Kegel proportionale GröBen darstellen, d. h. den allgemeinen wirtschaftlichen Status<br />

des Kantons widerspiegeln. Der Vergleich nach Pro-Kopf-Ziffern dürfte sogar opti-<br />

mistisch ausfallen, da er den relativen Anteil der Jugendlichen, die als Stipendiaten in<br />

Frage kommen, an der Gesamtbevölkerung nivelliert, während in Wirklichkeit dieser<br />

Anteil in den kinderreichen Bergkantonen höher liegt als in den stipendienstarken<br />

Kantonen des Unterlandes. Der Pro-Kopf-Vergleich ist aber auch so noch aufschluß-<br />

rcicli genug, wie aus folgendcr Ubersicht hervorgeht:<br />

KANTON<br />

Zurich<br />

Bern<br />

Luzern<br />

Uri<br />

Schwyz<br />

Obwalden<br />

Nidwalden<br />

Glarus<br />

Zug<br />

Freiburg<br />

Solotliurn<br />

Basel-Stad t<br />

Basel-Land<br />

PRO KOPF DER BEV~LKERUNG<br />

Fr. 1.95<br />

Fr. 1.03<br />

Fr. 0.40<br />

Fr. 0.87<br />

Fr. 0.26<br />

Fr. 1.69<br />

Fr. 0.72<br />

Fr. 1.45<br />

Fr. 0.79<br />

Fr. 0.35<br />

Pr. 0.52<br />

Fr. 2.52<br />

Fr. 5.17<br />

KANTON PRO KOPF DER BEVOLKERUNG<br />

Schaffhausen<br />

Appenzell A.€&.<br />

Fr. 1.67<br />

Fr. 0.67<br />

Appenzell I. Rh. Fr. 0.62<br />

St. Gallen Fr. 0.67<br />

Graubünden<br />

Aargau<br />

Fr. 1.15<br />

Fr. 0.23<br />

Thurgau<br />

Tessin (inkl. Studien-<br />

Fr. 0.52<br />

darlehen) Fr. 1.65<br />

Waadt Fr. 0.66<br />

Wallis Fr. 0.19<br />

Neuen burg<br />

Fr. 1.62<br />

Genf Fr. 4.41<br />

t61


Diese Ubersicht wäre unvollständig ohne den Hinweis, da8 im laufenden oder im<br />

kommenden Jahr weitere Kantone großzügigere Stipendienkredite zu erlassen geden-<br />

ken, Dies betrifft namentlich die Kantone Bern, Luzern, Schwyz, St. Gallen, Graubün-<br />

tlrn und Thurpau. Es wire aber ein Irrtum anzunehmen, daß damit die bestehenden<br />

i)ifierciizcii im kantonalen Stipendienvollzug ausgelöscht würden. Wir werden dariiiii<br />

auch iiiskünftig froh sein, mit den Mitteln der Bundesfeiersperide von Pall ZU FaIl<br />

einen gewissen ((Fiiiaiizausgleic h» vornehmen zu können.<br />

Nationalrat E. Frei, Prasideiit<br />

Dr. Ch. Blanc, Vize-Präsident<br />

A. Ehrsam<br />

1:. Falkiier<br />

A. Perret<br />

E. Tondeur. Gesctiäftsfütircr<br />

SCHijNER ERIOLG EINES QUARTIER-k’REIZElTWERKES<br />

Als das Pro Juventute-Freizeitzentrum Zurich-Buchegg vor einiger Zeit einen altcn<br />

Zirkiiswapen mit einer herrlichen Orgel günstig kaufen konnte, beschloß man<br />

kurzerhand, einen Zirkus zu gründen. Kinder, Schulentlassene und Erwachsene gest;ilteteii<br />

in ihrer Freizeit ein Zirkusprogramm, das anfangs August seine erfolgreiche<br />

IJraiiffulirung erlebte. Für die Kindcr wurde daraus sogar eine neuartige Ferieiiko-<br />

Ionic. wilirencl 14 Tagen fuhren sie init ihrem Wagen im Zürcher Oberland herum.<br />

An drei Tagen pro Woche erfreuten sie viele Zuschauer mit ihrem Programm; die<br />

ubrige Zeit verbrachten sie mit Spielen und Ausflügen. Das ganze Quartier ist nun<br />

niaciitig stolz auf seinen Zirkus, wodurcli sich der Kontakt zu seinem Freizeitzcntrum<br />

noch eriger gestaltete.<br />

Lf<br />

LITERATLJRVERSEICHNIS<br />

Luin Si~iidcrlicft «Lcbcnsproblcnic ‘Irr Jugcndlichcn», zusamiiiengestellt von Hedy Funk aiiliáiid<br />

7, H4 S.<br />

A 5551<br />

/i~~,,/;o/u, Frmz, und Jvifi, Aldo. Start rwischen 16 und 20 Zürich, Flamberg<br />

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Arriri~e zum Jugerxdsrbwfz. Der junge hlensch in der modernen Arbeitswelt.<br />

C 56/58/1i<br />

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Hlrirh, f,’i,cxo. Frei7cit in rlcr industriellen Gesellschaft. D.irgestellt an der<br />

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Oornrtmnn, Ernst. Jugendprobleiiie unserer Zcit. Giittingen, Hogrefc, 1958,<br />

30 s. br 257 zn<br />

Brew, J. IV. Youth and Youth Groups. London. Faber and Faber, 1957, 296 p. A 5588<br />

Biirbi, Frriz. Bericlit über dir pidagogitcben Rckrutenprhfiingcn 1959. Die E,..<br />

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I _ I . ‘<br />

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br 266 o<br />

Jiigcnd und Arhcit. -<br />

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Keil/~~~~~rr, Mi. Pddagogische Orienticriing ini Zeitalter clcr Technik. Stiitt-<br />

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Lauener, Paul. Körper und Geist der schulentlassenen Jugend. In: Berufliche<br />

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Alontalta, Eduard. Jugend in unsercr Zeit. SA aus: Der Fürsorger, Nr. 3-41<br />

1959, 20 s.<br />

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Jcr heutigen Jugend. Schicswig, Bernaerts, 2. Aufl. 1955, 47 S.<br />

Neidhmt, Paul. Jugendpsychologie. Eine Einführung für Jugendleiter, Erzieher<br />

und Fürsorger. Zürich, Zwingli-Verlag, 1958, 187 S.<br />

Nolle, ErUitJ (Hrsg). Pubertit. Weinheim-Berlin, Beltz, 1956, 112 S.<br />

Prohasha, Leopold (Hrsg ) . Kind und Jugendlicher der Gegenwart. Wien,<br />

Ocsterr. Bundesverlag für Unterricht.. . 1956, 224 S.<br />

Pro Jiiiwi/ir/e: Sondcrnuinmcr: Prcizeitcinriclitungcn für jung und alt. Ziiricli<br />

Nr ~-91i959.<br />

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- Freizeithilfe. Nr. 1-2/1961.<br />

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Riidin, Dora. Die Freizeitbeschäftigung des Lehrlings. Diplomarbeit der Schule<br />

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Schelrby, Helmut (Hrsg.). hbeiterjugend gestern und heute. Heidelberg,<br />

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Srbiilre, H. u. a. Daseinsformen und Nöte des Heranwachsenden. Bremen,<br />

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It”ö/her, Ifans-Ono. Religion oline Entscheidung. Volkskirche am Beispiel der<br />

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Ziiritli. Schweiz. Gcmeinnüt7ige Gesellschaft, 1961, 32 S.<br />

Liiic/i/. ih rR


L’enfant, encore très dépendant de la famille et de l’école qui assurent son éducation,<br />

nous fait paraître la tâche plus délimitée. Nous savons mieux où il y a lieu d’intervenir.<br />

Nnus pouvons vouer notre attention presque exclusivement à l’nide 2 ld famille, sachant<br />

qu’ainsi il est possible de venir en aide à l’enfant le plus efficacement. Lorsqu’une<br />

famille présente des lacunes au point de vue nioral, intellectuel ou économique, nous<br />

intervenons par des conseils éducatifs et la formation des parents, par un service d’aides<br />

familiales et par une assistance familiale, par l’Aide complémentaire aux survivants, par<br />

l’Aide de stagiaires, par des subsides destinés à des traitements hospitaliers ou à des<br />

séjours de convalescence des enfants, par le recrutement de places de vacances, par des<br />

dons (IC vêtements, de fruits, etc. Nous tentons d’offrir à l’enfant sans famille une<br />

compensation d’égale valeur; nous nous inspirons essentiellement de la famille naturelle<br />

pour choisir entre le home, la famille hospitalière et la famille adoptive. Ce n’est pas<br />

non ldiis un problème d’n//eri/dre /’enfui?/, si des mesures s’imposent pour la sauvegarde<br />

de sa snntb, les soins dentaires, l’encouragement de tout son bien-être physique et moral.<br />

I.’L:colc est avec nous, elle travaille avec nous. Bref: l’école et la famille sont nos alliées<br />

lorsque l’aide au petit enfant et à l’écolier se trouve au premier plan.<br />

Mais, lorsque l’enfant a atteint 14 ou 15 ans, il n‘est pas seulement libéré de l’école,<br />

ii est iiitégré i de nouveaux groupements sociaux qui ne sont pas sans autre nos alliés.<br />

Le inonde du travail, I’écoíe professionnelle, les loisirs sous toutes leurs formes, la<br />

politique, la vie sociale ne sont plus une a préparation à la vie »; ils sont la vie même.<br />

Ainsi leur efficience n’est plus marquée par des considérations éducatives et sociales<br />

relatives à la jeunesse. La tâche de l’*ide à l’adolescence cousisle à donner une valeur<br />

édi~c~ilit~e à ces tioriveaux dotnaines vilaiix, ce qui signifie s’opposer à des exigences<br />

exagérées, à des déviations et à des erreurs d’orientation résultant d’un contact prérndturé<br />

des jeunes avec le monde des adultes.<br />

EST-CE QUE NOUS RENDONS LA VIE TROP FACILE AUX JEUNES?<br />

Vous demandez, cher collaborateur, si l’aide à l’adolescence n’est pas superflue à bien<br />

des fgards. Elle n’est pas désirée par les jeunes et ne contribue pas non plus à les<br />

accoutumer i la persévérance et à l’endurance nécessaires à la lutte pour la vie. Votre<br />

c ritiicii i l ii,giic<br />

d’innombrables rtvcs dont on fait une vision professionnelle imaginaire, alors que des<br />

centaines d’autres métiers passent inaperçus, au détriment des jeunes et de la camniu-<br />

iiauté. Citons ici une pensée qui prend probablement une importance toujours g rdis-<br />

sante: étant donné que la destinée individuelle se mêle actuellement à la vie sociale,<br />

les crii2res de l’idli/é per~onnelle et de Id communairlé app~ni~setil pifis ideniiqries.<br />

Si des jeunes gens exercent une profession qui leur demeure étrangère intérieurement<br />

et où ils nc peuvent donc pas donner leur plein rendement, ils ne nuisent pas seulement<br />

à eux-mêmes, mais aussi i la communauté. En un temps où la main-d’cuvre fait défaut<br />

dans tous les métiers, nous constatons quotidiennement à quel point la communauté<br />

a besoin du a right man in the right place ».<br />

Lors du choix professionnel, on sait que tres souvent, à côté des difficultés psyctiologiques,<br />

des obstacles fiizaticiers jouent un rôle. La realisation du choix professionnel<br />

exige que les parents puissent assumer les sacrifices financiers qui lui sont afférents. Cela<br />

paraît encore possible quand la formation a lieu dans la localité où résident les parents,<br />

lorsqu’elle ne dure pas trop longtemps et pour autant qu’il n’y ait pas en même temps<br />

plusieurs enfants qui sont en apprentissage. &is le rotilrnire es! Ir6s roiiimt le C~IS.


De plus, dans mainte région de notre pays, il est très difficile de trouver une place<br />

d’apprentissage convenable et encore plus de décider les parents à envoyer assez tôt<br />

un fils à une école moyenne de la localité la plus proche, c‘est-i-dire à une demi-journée<br />

de voyage. Si de tels plans ne peuvent être réalisés, le fils d’un ouvrier de Viège<br />

Jeviendra ouvrier lui-même au lieu d’être ingénieur ou instituteur, quels que soient<br />

ses dons et les besoins du marché professionnel. Ce n’est peut-être pas un malheur,<br />

pciit-on rétorquer, si l’on se place au point de vue du garGon. Mais pourrons-nous à<br />

l’avenir nous en tirer en embellissant ainsi tzotre politigrre urriérie de recrutement pro-<br />

/cr r/oiiiieI? Finalement le besoin croissant de main-d’ceuvre qualifiée ne peut être<br />

écart6 du monde dans lequel nous vivons. I1 ne se limite pas seulement à des physi-<br />

ciens iiucléaires et i des ingénieurs. Depuis la fin de la guerre, le développement fré-<br />

ni-tique de la teclinique pose i l’homme, dans toutes les professions, des exigences qui<br />

dépassent largement le niveau des années 30. Citons comme exemple le fait que le<br />

technicien actuel accomplit ce qu’on exigeait préc6demment d’un ingénieur. La même<br />

~~/~p~e/z/atioiz des exigences se manifeste dans les professions commerciales, dans<br />

I’administration, la médecine, le travail social, ì’ensëignement, mais aussi dans l’agriculture.<br />

Les principes de la vie sont devenus plus compliqués, la conipétition - et pas<br />

en dernier lieu sur le terrain de la politique internationale - est devenue si dure que<br />

nous avons toujours plus besoin d’intellectuels et toujours moins de manuels.<br />

Cela ne signifie pas que l’on devrait faire à tout prix des savants lorsque les jeunes<br />

gens que 1’011 veut orienter vers ces disciplines ne sont pas doués pour embrasser de<br />

tellcs carricres. Toutefois, nous ne pouvons plus nous offrir le luxe de plvarder des<br />

/doi/r, par exemple de laisser un jeune devenir ouvrier lorsque ses aptitudes et inclinatioiis<br />

le rendent capable de devenir éducateur. Le choix projessionnel doir se baser<br />

hit) tírs rrrlèier ~naxinin e/ non pas tiziiiiiìin! il doit tenir compte tant des besoins de la<br />

communauté que de l‘individu, selon leur urgence.<br />

H. TA(.HES I X PRO JuvI3“U’rE<br />

0RIi:NrATioN PROFESSIONNELLE GEN~RALE: au cours des dernières années, le dévelo~ipciiient<br />

tlc I’oriciit;itioii profcssionnclle a fait de remarquables progres tant au point<br />

tlc vuc qiialitatif que quantitatif. En outre, les ticlies de la préparation ait choix profes-<br />

I/,)//!/( I vini hi niiiliiplcs CI urgviitcs qii’cllcs tic pclivciit iiiillcincnt Ctrc assii~iil.cs par<br />

It$ ~ctilcs<br />

iiistitutioiis clc I’oriciitation professioiiiicllc. Pariiii les collaboratcurs de Pro<br />

Jiiveiitute re sont .riIrloi/! les ji~s/líirie~rrs qui devraient œuvrer main dans la main avec<br />

les conseillers de profession dans le sens d’une préparation directe de leurs élèves au<br />

choix professionnel. Des entretiens spécialisés, des visites d’entreprises, des renseignements<br />

stir Irs professions grice à du matériel, des entretiens de classe avec le conseiller<br />

Je profession ou avec des représentants de divers groupes professionnels, des soirées<br />

dc parents, etc. contribuent notablement à la maturité au choix professionnel et prépnreiit<br />

progressivement Je sol à une orientation professionnelle individuelle vraiment<br />

fr~ictueiise. Une attention sptciale doit être vouée i I’eticor~rugemen/ mélhodique des<br />

L:/(;I,PS ~~~/rf///ièi.e7/~eii~ Joiiës, cela en contact avec leurs parents et l’office d’orientation<br />

I>rofrssioniiclle compétent. Le choix professionnel des jeunes filles exige aussi qu’on<br />

liil accorde une plus grande attention; très souvent c’est le maître plus que le conscillcr<br />

Je profession qui peut renseigner, puisqu’il jouit de plus grands délais. Pour la<br />

striicture didactique de la préparation scolaire au choix professionnel nous disposons<br />

de précieuses expériences, notamment celles tirées de l’activité des classes de choix<br />

professionnel. En outre, 1’Associaíion snisse pour l’orientuiion professionnelle et la<br />

protection des apprentis publiera prochainement un pide énumérant les possibilités<br />

du niaître pour la préparation au choix professionnel dans Ics rlnsscs de fin de<br />

scolarité. Des monographies professionnelles ainsi que des fiches d’orientation<br />

professionnelle peuvent aussi être demandées et rendre de bons services au niaitre lors<br />

de la préparation au choix professionnel. (Une liste de ces publications se trouve dans<br />

le numéro de mars/avril i961 de la revue Pro Juventute.)<br />

ORIENTATION PROFESSIONNEI.LE INDIVIrNJEi 1.15: jcs cantons offrent des possibilités<br />

trCs diverses dans ce domaine. Nous n’avons pas la pr6tention d’établir des directives<br />

générales, mais nous consicléroiis toutefois comme une tLhe possiblc des organes<br />

locaux de Pro Jiiventute la faciilté d’intervenir pour le détdoppenre~t de i‘oiientalion<br />

~~ioje.r.rion~ie//e lorde (i. plus de conseillers de profession travaillant à plein temps,<br />

2. différenciation de l’orientation professionnelle masculine, féminine et universitaire).<br />

Ceci exige d’une part des démarches directes aupres des autorités cantonales, d’autre<br />

part Ja diffusion constante de postulats dans la presse et le public, ainsi que, s’il y a<br />

lieu, des su6.ride.r d’initiative d71 disirict Pro ]ziijentr(ie. N’oublions pas qu’il faut<br />

toujours une (( impulsi~n d’en bas D pour réaliser certaines institutions dont la valeur<br />

n’apparaît au premier abord qu’à un petit nombre. La conviction qu’une aide bien<br />

fondée au choix professionnel ne rend pas seulement la jeunesse capable de gagner<br />

son pain, mais de faire dans la vie un départ décisif, oblige à prendre des mesures servant<br />

l’intensification de cette aide.<br />

BOURSES: b côté du développement cle l’orientation professionnelle, celui des I>ourses<br />

est actuellenient au premier plan des préoccupations. Différents cantons ont récemment<br />

édicté de nouveaux règlements qui ont nettement favorisé les bourses publiques.<br />

D’autres cantons ne peuvent augmenter dans la même mesure les crédits publics, de<br />

.roi-le q/ie de canlon à canton les diffërenres dans re dorndine sont phr grandes pie<br />

janmis. C’est ainsi qu’en 1960 l’offre de bourses publiques par habitant a varié selon les<br />

cantons entre io ct. et 5 francs. C‘est pourquoi il est indispensable qu’un crédit cotapeìt.rdz/oire<br />

jf:dérn/ des 6onrse.r soit constitué, si nous voulons éviter que des milliers<br />

de jeunes, notamment des régions moiitagneiises, n’entrent dans la vie professionnelle<br />

en hattant tie l’aile.<br />

I Jiic ticlie qui incombe aux collaborateurs locaux de Pro Juventute, c’est la siniplificntioii<br />


ourses ne se base plus sur les principes de l’assistance, mais sur les exigences d’une<br />

politiquc de formation adaptée à notre temps.<br />

La solution du problème des bourses aboutit souvent a u questions encore plus<br />

importantes du logis et de la suri:eil/aizce lors d’me fornialion accomplie an-dehors.<br />

Nous avons d6jà tenté précédemment de montrer (voir revue Pro Juventute mars/avril<br />

1961) combien il est difficile de procurer le logis nécessaire à des jeunes vivant seuls.<br />

Mais c’est sails aucun doute une vraie tâche de Pro Juvcntute de prendre des initiatives<br />

en faveur de la création de homes pour jeunes et, s’il y a lieu, de contribuer par un<br />

subside de la caisse de district i leur encouragement. Des possibilités inépuisables sont<br />

offertes par le servire s’occfrpant de procurer des logis ndéqrrats chez des particrrliers.<br />

Un échange entre les secrétariats de district Pro Juventute est recommandable, afin que<br />

par exemple les jeunes qui viennent de la campagne à la ville pour apprendre un métier<br />

trouvent, s’il y 3 lieu, peiisioii et logis par l‘entremise du secrétariat Pro Juventute de la<br />

localité. La réciproque n’est pas moins vraie. il est indiqué d’établir des contacts<br />

analogues avec les sections de l’Union suisse des amies de la jeune fille ainsi qu’ave? les<br />

collaborateurs de confiance de l’Association suisse des amis du jeune homme. La section<br />

dc l’adolescence du secrétariat général de Pro Juventute est toute disposée à réunir +ns<br />

un Lidletin périodiqtre les communications des districts relatives aux possibilités de<br />

logis offertes et demandées et i le transmettre à ses collaborateurs.<br />

2. LIEU DE TRAVAIL<br />

A. DIIWCULTES<br />

Jusqu’ici on parlait d’inexpérience et de dépendance financière du jeune en ce qui<br />

concerne son choix professionnel. L’inexpérience est encore plus grande quant au<br />

trdtwil dans la commanarité professionnelle. On réalise aujourd’hui toujours davantage<br />

cc que représente pour le fils d‘une petite famille le fait d‘être, d’un jour à l’autre, au<br />

milieu (les tourments de la puberté, placé dans In collectivité adulte du travail. Li<br />

/j(:ilri,qo,qic rf’exploiiation n’exagère guère lorsqu’elle considère la première expérience<br />

cornmuriautaire du jeune exerqant une profession au moins aussi décisive pour son<br />

tlCvcloppcmcnt ultérieur qu’un choix professionnel acl hoc. La mentalité dn lien de<br />

/inimI en ce qui concerne la signification du travail, du salaire, des loisirs, les rapports<br />

avec les supérieurs, etc. est pour Je jeune, qui au sein de sa famille ne possède pas<br />

encore un esprit de maturité communautaire, une expérience d’une intensité capitale.<br />

L’actualité du probltnie apparaît notamment dans le fait que d’année en année un nom-<br />

bre grandissant de jeunes changent de profession après avoir terminé leur apprentissage,<br />

certes, disons-le, youssés aussi par d’autres motifs. Pour les mi- et les non qualifiés le<br />

prnbltme de I‘cxpérience du lieu de travail se pose de manière brûlante. En ce qui les<br />

concerne, un éventuel vide sur le plan humain dans l’entreprise n’est pas compensé par<br />

I’inti-rFt qu‘ils portent au travail ou pnr un but professionnel défini. La statistique du<br />

vagnhoridagc et dc la criminalité juvénile révèle une forte majorité de jeunes manœuvres.<br />

Ceux-ci voudraient se créer pendant les loisirs des satisfactions que leur profession leur<br />

refuse totalement le plus souvent. Ils possèdent aussi l’argent leur permettant de<br />

s’accorder des satisfactions de conipensai~oiz. Ces considérations montrent une fois de<br />

plus combien le développement des jeunes de i 5 à 20 ans est influencé par l’expérience<br />

professionnelle.<br />

B. TACHES PRO JUVENTUTE<br />

La législation de la protection du travail de la jeunesse est largement réalisée en<br />

Suisse et sera étendue aux non qualifiés dans la nouvelle loi dzi travail. Ce qui ne peut<br />

pas :tre atteint légalement, c’est ce qui, au point de vue purement pédagogique, compte<br />

presque encore davantage que la protection du travail au sens étroit du mot: i’attitude<br />

moralc et spirituelle du lieu cle travail i l’égard du jeune. Il nous paraît que l’on pourrait<br />

obtenir beaucoup dans le cadre de mesures touchant la pédagogie d’exploitation. La<br />

rationalisation et le prosaïsme grandissants du processus de travail nous obligent à<br />

arriver par d’autres moyens i une hitmanisatio,t de l’expérience professionnelle. C‘est<br />

dans ce sens que tendent l’assistance des entreprises, l’orientation psychologique de ces<br />

derniCres, l’introduction de conseils d’entreprises avec la participation des jeunes,<br />

l’examen des propositions et la remise réfléchie de responsabilités .i de jeunes travail-<br />

leurs. Des entreprises occupant de nombreux mincurs vont jusqu’à engager des chefs<br />

de groupe se vouant exclusivement aux problèmes humains. Certes, c‘est à chaque<br />

entreprise qu’il incombe de choisir la forme de pédagogie la plus appropriée à ses<br />

conditions. Nous nous demandons pourtant si le Secrétariat local de Pro Jirueizlrrte<br />

pourrait ojjrir ici et /ri sa collaboration lors de la solrifion de problèmes de péda


ses succédanés cornmcrciaux. Les mythes à la niode des rêves, de l'amour, des iles, de la<br />

iner, du bonheur, de la nuit, des étoiles, des guitares et des vents du sud deviennent une<br />

sorte de philosophie dc la vie diterminant I'étliique de larges milieux, même si c'est de<br />

maiiiCre inconsciente.<br />

C'est pourquoi il nous semble alarmant de constater combien les nziliexx conztnerci~x.<br />

dans notre pays égaiement, développent leur marché porrr ndolescenls sur tous<br />

les fronts de la consommation. Nous ne doutons pas évidemment que l'on peut ainsi<br />

augmenter soli chiffre d'affaires. Car, s'il est un des privilèges des jeunes de poursuivre<br />

des chinii.res, ils ont la faiblesse de ne pas savoir dis/iizgrier le réel du chimérique.<br />

il n'est pas question ici de se demander si l'on veut souhaiter ou non aux jeunes le droit<br />

de se distraire. II s'agit de ce qu'orz devrail surtarit ieirr. sonhailer: /a chmzce de se<br />

/~o/ircr c/ix-nhtieJ et de fairc de leurs forces vitales en éveil quelque chose de conscient<br />

et de positif.<br />

u. 'rh


I~orc cadre. Nous, adultes sommes peut-être habitués i la contrainte quotidienne. Mais<br />

IC jeune constate avec une grande réceptivité que son besoin d’nclivilé, son idéalisme<br />

naturel et sa soif d’engagement se heurtent à des centaines de soi-disant réalités - qui<br />

ne sont souvent que des velléités. II le constate même lorsque 1’Etat lui décerne officiellement<br />

le a bâton de maréchal )> 3. la fête des jeunes citoyens. La discordance entre<br />

IC pi.o~r~7~~771e idédirle de la démocratie et la réalité rnnlkrjaliste de notre société semble<br />

insurniontable. Si le jeune se laisse entrainer par le courant, il s’accoutume rapidement<br />

:i la perte de sa personnalité. L’industrie de la consommation lui offre immédiatement<br />

uiie jqde, par exemple une voiture rapide ou un liabit dernier cri.<br />

Mais, fort heureusement, quelques jeunes se révoltent encore et ce ne sont pas uniquement<br />

les blousons noirs. Leur probltme consiste en la maniere de surmonter leur<br />

opposition et de trouver un pomt de coiitaci ronstrrtctif pour leur ef8cacité sociale. Il<br />

parait ici particulièrerncnt difficile d’arriver 3 une vie communautaire capable en somme<br />

cic justifier cette contribution. II s’agit de maîtriser de nouveaux conceps comviuiinii-<br />

/JIICI qui 3. nous adultes ne sont pas encore plus familiers. Les petites cellules de la vie<br />

commune sont toujours plus menacées de désagrégation. Les nouvelles formes urbaines<br />

de la vie en commun doivent subir l’épreuve du feu pour devenir de vraies communautés.<br />

Et les grandes silhouettes de la vie en conimiin deviennent toujours plus réeues,<br />

pliis frappantes et plus grandes encore. Au cours des 20 dernières années, la technique<br />

et Ici politique ont créé un monde qui est loin de constituer un bloc cohérent. Ce n’est<br />

pJus simple facteur de l’enseignement géographique. II s’agit ici d’une actualité brûlante<br />

qui s’exprime chaque jour dans les nouvelles. C‘est f’état du monde en tant gtre<br />

ronin/r/nririté nyant niz deslin. Comment le jeune doit-il se comporter à ce sujet? Peat-il<br />

vraiment trouver une liaison avec un monde qui embrasse tant de choses aujourd’hui?<br />

13. TALHES PRO JUVENTUTE<br />

Dans un Etat démocratique les relations entre les autorités et les citoyens obéissent<br />

,111 priiic 11’‘ (ICs V;ISCS coiiiiiiiiiiicants. La conscience que chacun a d’être responsable de<br />

1.1 th \tiiiïc conmutic inarrpe l’esprit clans lequel agit une vie vraiment démocratique.<br />

I )‘iiii(- iti.iiii;,ic KCtiCr;iIc, (III ~ $ 1<br />

(I’;ivis que ce sciitiiiiciit ‘le responsabilité personnelle<br />

I .iiip1~ii81’1iiii ICI i ii~lciii~ii~ iiwii,i( 6. M;ik coiiilicii r,ircs siiiit les nicsitrcs prises polir<br />

Iii~~ci cuiiirc I’itidlíí&ct\cc politique et soci& gi.iihiisi.c! Que hit-on par exeiiiple<br />

pour stimuler les tendrinces positives du jeune hominc en faveur de tâches servant la<br />

coiiirnuiiauti-? Peut-être sommes-nous trop vite prêts à bllimer l’indifférence politique<br />

(les jeunes, au lieu de faire l’essai par l’exemple de propositions concrètes.<br />

I.es tentatives faites jusqu’ici pour intégrer positivement la jeunesse hostile à I’organisntion<br />

sont symptomatiques à cet égard. Nous rappelons ici le camp de travail d’lsenf/nh/BE<br />

où pour la troisième fois déjà des jeuiies accomplissent en faveur de leurs<br />

concl toyeiis un service de corvéc volontaire. Dans le Cenlozulli également, cette année<br />

pour la Jeiixième fois, plus de 100 jeunes gens et jeunes filles offrent leurs vacances<br />

ct leurs forces pour réaliser une route de montagne projetée depuis longtemps. Des<br />

prilicipes analogues sont fructueusement menés à chef dans le diaconui; celui-ci recrute<br />

(1c.s nitles 1,;ni.voIcs pour ICs ticlies les plus diverses servant les intérêts de la commulinilte.<br />

N’uuldioiis pas l’Aille JL‘ .r/nAidires de Pro Juvcntute qui depuis plus de 20 ans<br />

procure des auxiliaires benévoles i des familles paysannes dans la gêne.<br />

1,’icole primaire et l’école professionnelle peuvent certainement beaucoup favoriser<br />

1.1 pr+aration de Ja jeunesse à la collaboration au sein de la communauté. L’expérience<br />

I,iniiym el iii possibilité de rollriboier nctivenzent sont encore pltis importdnies. Peu<br />

iiiiporte que Ics parlements de jeunesse aient trouvé jusqu’ici moins d’écho que les cam-<br />

pagnes en commun telles que le service agricole, le service civil, l’aide aux pays en voie<br />

de développement et autres entreprises analogues. Peut-être nos parlements de jeunesse<br />

n‘ont-ils pas encore trouvé la forme vivante d’une véritable activité politique (au lieu<br />

de simples débats dans le style des comme on<br />

dit ici.


Pas de place non plus entre les maisons de cet ensemble locatif: du béton avec un<br />

rappel de verdure ... Pour mémoire, il y avait là, voici quelques années, des pentes<br />

douces recouvertes de vergers; des chemins secrets s'enfoncaient et disparaissaient dans<br />

les replis du terrain.<br />

II y a quelques mois, je présentais aux parents de ce quartier le film retraçant<br />

l'histoire des > quand il en est encore temps.<br />

Tout près de la vieille maison où nous implanterons bientôt notre premier club<br />

d'enfants, je retrouve Pierre. II me regarde avec de grands yeux; candide, naïf ou<br />

malin? je ne sais:<br />

- Vois-tu, ma pliilosophie est très simple, rien ne vaut la peine de rien, alors tous les<br />

coups sont permis,,.<br />

En regardant les barreaux du parloir de la prison où se déroule cet entretien, je<br />

pense à Sartre. Huis clos. Toute une jeunesse tourne en rond, emprisonnée dans sa<br />

Fausse liberté. Elle essaie désespérément d'établir le dialogue avec le monde des<br />

aúultes ... ?<br />

En attendant, à la périphérie du grand ensemble locatif, le groupe des petits, la<br />

bande de, pré-adolescents i peine dangereuse, a pris tout à coup un aspect inquiétant:<br />

vélos-moteurs et scooters pétaradent. Destination: le coin de la rue et le bar à café<br />

proche. Des destinées sont suspendues i la phrase-clé que prononcera peut-être un<br />

copiin:<br />

- Si on faisait ...<br />

Mq quelques mots qui suivent dépendent tant de choses ...<br />

,/<br />

f<br />

.#<br />

CE DIALOGUE DIFFICILE<br />

Dans le cadre d'un cycle de conférences?, je (( joue» un père en face d'enfants<br />

terribles ... Cette famille de rencontre, créée pour les besoins d'un psycho-drame, aboutit<br />

une fois de plus à cette rupture du dialogue parents-enfants. Comme dans les vraies<br />

familles ...<br />

Dans les entretiens personnels qui s'engagent ensuite, un père avoue:<br />

- Nous perdons le contact avec nos grands enfants. Nous ne parlons pas le même<br />

langage. Nos conceptions et nos centres d'intérét diffèrent.<br />

Les hasards (heureux) du psycho-drame ont amené ce sujet: le cinéma. Je pose une<br />

question :<br />

- Savez-vous ce qu'est un travelling, une séquence, une contre-plongée? J'aucais pu<br />

ajouter bien d'autres mots de cette terminologie 8.<br />

- C'est des trucs de cinénia, me répond un père. Mon garçon en parIe parfois, niais<br />

nous n'y comprenons pas grand-chose.<br />

- Alorc ". 7<br />

- Quand il part là-dessus, nous arrCtons la discussion. Nous aimons bien le cinéma,<br />

niais ...<br />

C'est un exemple de rupture de dialogue. Cette rupture existe dans le théâtre, la<br />

littérature, la chanson, la musique, la conception de la vie, de l'amour, de la profes-<br />

sion, de l'argent, des plaisirs ...<br />

L)EI:INITIONS, METHODES ET EMPIRISME<br />

II faut parfois quitter le terrain des opérations, pénétrer le nionde des idées, con-<br />

fronter des expériences, apprendre. L'animateur de jeunesse est un éternel étudiant,<br />

mieux: une sorte d'artisan toujours à la recherche d'un (( tour de mains D mieux adapte<br />

aux besoins nouveaux. Quelques centaines de kilomètres m'ont précipité au centre<br />

d'une assemblée de spécialistes 4.<br />

C'est une conférence internationale très sérieuse qui tient ses assises dans un déli-<br />

cieux chateau d'Ile-deFrance. Casques d'écoute de la traduction simultan6e plaques<br />

aux oreilles, des éducateurs des quatre coins du monde essaient de définir la notion<br />

du loisir. Un des délCgués rappelle I'une d'elles:<br />

- Le loisir est un ensemble d'occupations auxquelles l'individu peut s'adonner clc<br />

plein gré, soit pour se reposer, soit pour se divertir, soit pour développer son infor-<br />

mation ou sa formation désintéressées, sa participation sociale volontaire aprts s'etre<br />

iibéré de ses obligations professionnelles, familiales et sociales fi.<br />

A mes côtés, un ami aurait bien du mal à donner une définition aussi précise que<br />

celle-ci. C'est un empirique qui ne s'embarrasse pas de formules. L'animateur.ty pe...<br />

Nous en reparlons au rythme de nos pas, le long d'une allée dessinant une courbe<br />

mesurse.<br />

- Ce que nous pourrions faire de pire, me dit-il, ce serait de faire notre travail au<br />

nom de la prévention de la délinquance juvénile.<br />

Je hasarde:<br />

- Pourtant, c'est bien elle qui nous a fait découvrir l'importance du temps des loisirs<br />

dans I'adolescence !<br />

Ecole des Parents.<br />

3 Nous avons eu l'occasion d'initier plusieurs groupes de parents au cinéma i I'expositioii<br />

' Colloque international des Educateurs d'action locale.<br />

5 Joffre Dumazedier - Revue u Esprit n - Juin 1959.<br />

u Parents enfants », à I'APEF et dans des groupes d'anciens unionistes.


- Ce qui me gene, continue-t-il, ce sont nos mobiles faussés par cette perspective.<br />

Nous agissons comme si chaque adolescent était un délinquant en puissance. Le<br />

11’ Knock disait: c tout bien portant est un nialade qui s’ignore )> ... n’agissons pas<br />

de même!<br />

L’allée s’avance dans un petit bois alors que iioiis pénétrons au cœur du problème.<br />

Ce que cet animateur me révèle, c’est un coup de barre clonné B notre conception des<br />

loisirs de l‘adolescence:<br />

~ Si<br />

iious devons faire de la prévention. ce sera un peu comme Monsieur Jourdain<br />

faisait dc la prosc, c’est-.i-dire sans le savoir. L’essentiel est que nous nous trouvions<br />

alxolumeiit neufs et confiants devant chaque gars qui nous est donné. C’est une


UNE IDEE-FORCE TOUJOURS VALABLE: SERVIR ...<br />

joindre des camps de travail, 11s ont payé pouf rendre service au monde ...<br />

Ce sont quelques exemples. Malraux dit Le monde commence aux autres )>. II se<br />

peut, en ce qui concerne les adolescents, que les loisirs actifs soient justement ceux<br />

où les autres sont inclus ...<br />

.#<br />

EN CONCLUSION: AIMER<br />

Ce n’est donc, in‘a dit cet officiel, qu’une question d’animateurs ...<br />

- Pas si vite, Monsieur! Si la formation des animateurs de loisirs pour adolescents<br />

est prioritaire, cette formation ne peut faire l’économie de l‘équipement. 11 faut des<br />

maisons, des terrains, du matériel. des moyens financiers. Ceux-ci représentent<br />

d‘ailleurs un utile et fructueux investissenient de prévention ...<br />

Je n’ai certes pas oulilié la Iccon qui m’a ?ti-


manque de main-d’œuvre. Les Iiorlogers produisent des modèles sans cesse inédits avec<br />

des machines régulièrement améliorées. Une soif de gagner plus, de vivre mieux<br />

s’empare de chacun. Une exaspération de l’i-goïsme naît et s’étend. Ces bouillonnements<br />

se font du dedans d’une région, sortent de ses propres conditions de vie, jaillissent des<br />

aspirations collectives des habitants. Dans les villes et dans les campagnes s’installe le<br />

modernisme et progresse l’industrialisation. Et la jeunesse devrait échapper à ce phéno-<br />

mene général ? Et la nouvelle génération devrait traverser notre époque tumultueuse et<br />

passionnée avec les yeux, l’indifférence et la quiétude d’autrefois ? Et la jeunesse<br />

d‘aujourd’hui devrait se soustraire à l’emprise d’une atmosphère désaxée et démoralisée<br />

qii’clle n’a pas créée? Alors que le mauvais exemple vient de partout et surtout de haut,<br />

qu’on detruit le respect de la vie, qu’on bafoue les traditions et la culture, qu’on piétine<br />

la morale naturelle, on voudrait des adolescents stables, épanouis et surévolués ? Allons<br />

donc: ces jeunes se sentent particulièrement ballottés dans un monde incertain. Ils tuent<br />

une sorte de peur instinctive par une agressivité asset logique. Et nous appelons ces<br />

réactions !<br />

IL FAUT QUE JEUNESSE SE PASSE. . .<br />

Autrefois, la jeunesse formait une classe sociale assez compacte, une masse en<br />

attente. . . De temps à autre quelques personnalités sortaient du lot et s’affirmaient<br />

avant I’ige. Parfois, quelques farfelus commettaient des fredaines irraisonnées, qu’on<br />

excusait vite par un (( il faut bien que jeunesse se passe. . . ».<br />

Aujourd’hui, la jeunesse n’est plus aussi uniforme, aussi bien amalgamée. Elle aussi<br />

a explosé en tendances multiples, sous l’effet de la technique, du modernisme, des<br />

moyens audio-visuels tout particulièrement.<br />

A Paris, les blousons noirs ne se portent plus depuis des mois, les coiffures BB ont<br />

fait place à une nouvelle vague moins bardolâtre. Et pourtant, les jeunes n’ont jamais<br />

autant porté Je blouson de cuir dans nos campagnes qu’actuellement, les jeunes filles<br />

n’ont jamais autant plagié BB que maintenant . . . Certes, il y a un décalage entre I’appa-<br />

rition des phénomènes dans une grande ville comme Paris, Genève ou Lausanne, et leur<br />

pri-sence clans les milieux ruraux, Si la niarge de temps est réduite, l’intensité et la<br />

hi-e (ILI phénomène sont par contre plus importants. Une mode, aussi aberrante soit-<br />

elk. tient davantage i la canipagne si elle rencontre un terrain propice.<br />

Les faibles, les mal-aimés, les mal-éduqués se laissent volontiers séduire par I’appa-<br />

riticin d’idées neuves et vagabondes. Disons que l’aile négative de la jeunesse est plus<br />

nbgative qu’autrefois. Mais à l’autre extrémité de l’éventail, la jeunesse active et<br />

militante est plus solide aussi. Cet ensemble des adolescents comprend deux pôles<br />

extremes intensément vivants et dynamiques. Entre eux, une masse beaucoup moins<br />

iniportante que jadis, une masse flottante au gré des milieux, des conditions de vie,<br />

des rencontres, de l’éducation, etc.<br />

I>ES FAITS. . .<br />

Quelques exemples montreroiit comment les jeunes de 1961 réagissent en milieu<br />

canipagnard, non encore prét ,i maîtriser ce qu’offre l’époque contemporaine. Deux<br />

cxciiiplcs n6gatiís tout d’abord.<br />

a) Une jeune fille de 14 ans est partie dans une petite ville de Suisse romande. Elle<br />

y a rencontré des garçons de son ige. Elle a flirté abondamment. Elle rentre à la maison.<br />

Sa mère, affolée et désemparée, vient me confier:<br />

$<br />

- Ma fille dit que je suis vieux jeu, qu’aujourd’hui les jeunes filles de 14 ans peuvent<br />

ciiilmsscr les gnrçons de leur âge sans danger, que cela se fait couramiiieiit, qu’on<br />

peut IC voir tous les jours au cinéma ou i la télévision. Elle m‘affirrnc qu’elle con-<br />

tinuera à fréquenter ainsi les garçons puisqu’elle ne fait pas de mal. Qu’en pensez-vous?<br />

b) Cet été, des garcons de la campagne étaient en camp dans les montagnes valaisan-<br />

nes. Leurs chefs avaient la possibilité de mieux les analyser pendant dix jours de vie com-<br />

munautaire. Or, ils furent abasourdis par les réactions de quelques-uns d’entre eux,<br />

férus de télévision. Ils n’avaient que les mots Attendez! Un garcon de<br />

13 ans, subjugué par le jeu du couteau et du revolver, avait la journée durant la main<br />

au poignard et gesticulait avec une inconscience inattendue. I1 parlait à tout instant de<br />

(( zigouiller quelqu’un. Et quand un de ses monitciirs, entre quatrc yeux, lui hiantla<br />

s’il était prêt i mettre ses menaces íì exi.cution, m&ne sur un de ses camarades, le jeiiiie<br />

r6pondi t :<br />

- Peuh! Ca ne me ferait rien! Pourquoi pas?<br />

c) Une équipe d’adolescents décide d’aider un ménage de deux vieillards, dont la<br />

femme est infirme. Ils s’entendent pour passer le samedi, puis une partie de lems vacan-<br />

ces pour faire la fenaison avec ces braves vieux, polir nettoyer la maison, la tapisser, Ja<br />

remettre en ordre. Des filles font la lessive, le ménage.<br />

d) Un jeune de vingt ans a dix jours de congé. Volontairement, il les donne pour<br />

organiser, mener et animer un camp de plus jeunes en montagne, dans un hut Cdiicatif.<br />

(2UiXQUES LIGNES DE FORCE<br />

Dans le phénomène général que nous avons analysé plus haut, quelques lignes Je<br />

force se distinguent sur le plan de la personnc ou drs personnes, dans tine region (IC<br />

iiioiilagncs comme 1;i nôtre.<br />

a) Les parents, soumis à l’évolution de la vie, ne l‘ont pas digérée. Ils demeurent dans<br />

l’insécurité. Leur affection, leur éducation, leur attitude vis-.i-vis des jeuncs devient<br />

variable, hésitante, maladroite.


i) HappCs par le besoin de vivre intensément, ils ont tendance à se débarrasser de<br />

leurs jeunes en les envoyant au cinéma, au match, chez leurs copains, en leur donnant<br />

de l’argent de poche, pour avoir ia paix.<br />

:) Les parents ne comprennent pas toute i3 force de la publicité. Elle crée des envies<br />

extraordinaires! La presse, ICs affiches, le cinéma et la télévision exaltent la violenfe,<br />

I’A-otisrne, le j’m‘en foutisme. Si les parents ne sont pas des compagnons de route,<br />

les jeuries culbutent.<br />

CI) Malgté [‘argent, l’habillerncnt convenable et la nourriture abondante, l’adolescent<br />

se sent seul. 11 n’a pas d’amis, mais seulement des copains. Il souffre désespérément<br />

tie J’inconiniiinicabilité des êtres.<br />

c) 1.c iiiotrur reste un des pi’jles d’attraction les plus violents. A 5 ans, l’enfant sait<br />

d+i toutes les inarques de voitures par cœur. A 12 ans, il reproche à son père de<br />

n’avoir qu‘une 2 CV. A 15 ans, il veut avoir son vélomoteur, A 18 ans, il veut<br />

sentir sous sun postérietir le fauteuil d’uiie voiture. Celle-ci semble apparaître<br />

coninic le test titi bonheur et cIe fa situation sociale corivenable. A l’égard de l’autre<br />

scxc, l’wtoinubile est l’arme de séduction la plus efficace, et parfois la chambre<br />

d’amour fugitive. Elle demeure aussi le moyen d’épancher la griserie de la vitesse,<br />

la fuite hors de soi, vers l’inconnu.<br />

f) Le sens moral prend parfois I’aspect d’un épouvantail et d’un barrage pour les<br />

jeunes. La religion de pratique ne satisfait plus. Ou bien les jeunes s’engagent<br />

incrveillcusernent dans une religion vivante, vitaliséc par une foi personnelle et<br />

oitrcteiiue, et appliquée dans un engagement social inconditionnel; ou bien ils<br />

glissent dans la zone de I’intliffirence, avec quelques pratiques pour respecter le<br />

contexte social. ici encore, les extrêmes sont accusés.<br />

Au-dessus de ces lignes de force expliquant Ia complexité du comportement des<br />

jeunes dans ses apparences gén6ralement négatives, je voudrais placer cette vague de<br />

fond qui secoue l‘ensemble de la jeunesse, lui révèle l’efficacité de la franchise, du<br />

&vouement, de la pureté. Je crois, personnellement, notre jeunesse plus valable que<br />

celle qui l’a précédée. Elfe a besoin d‘affection et de compréhension pour réaliser cette<br />

criivre úc rénovation qu‘elle entreprend confusément. Et elle la lance dans tous les<br />

cloniaiiics: connaissance du monde, relations avec les parents, prise en charge des<br />

lciisirs, découverte de la chance de vivrc i nntrc époque . . .<br />

f,’.ippiii cloit venir cles parents et ties éducateurs. Or, actuellement, la vertu essentielle<br />

Jrvr,iit eirc. I’équilihre, lit il niaiiquc coiisidi.rabiement i tous les responsables Je la<br />

jc‘tiiicsw. Corihicn de parents ct d‘i-ducateurs se trouvent dépassés, désemparés, dhisifs<br />

ont perdu la foi en leur mission, pour ne pas dire la foi tout court. Une<br />

sioi~n~iiit~!<br />

paix intériciire ne reviendra les écíairer, les soutenir et les fortifier qu‘à la condition<br />

qu’ils se remettent en harmonie avec les puissances mystkrieuses de l‘univers, avec ce<br />

Dicii qui seul pcut combler le vide rongeur et désespérant des cœurs.<br />

Pour rntcr tine ccuvre d’é,ir yiII;igcs. pur discuter Ics problèmes qui leur sont communs,<br />

y trouver resolument des solutions adaptées au JJC~, --<br />

foyers assurent une bonne santé i la jeunesse intéresséc.<br />

Pourquoi humilier ou sous-estimer les jeunes? A la campagne comme en ville, i¡s<br />

sont soumis aux mêmes forces de désintégration. Ils y résistent dans b niesurc OU les<br />

parents et la société orgniiis6e y résistent. ils s’oublient et se dbpassent dans la rncsure<br />

c)Ù on leur eri donne l’occasion. Malgré tout. Cldel avait raison en écrivant: <br />

LA MENTALITE ET LE COMPORTEMENT DES ADOLESCENTS DANS<br />

LES CENTRES URBAINS<br />

On IIOLIS a ùemandé de dire de quelle f;i(oii nous caractérisons la me[italitC et le coin-<br />

portcmcnt cies adolescents vivant dans les rentres urbains. Nous le ferons, de notre<br />

mieux, en examinant les causes des carences éducatives observées. Nous tiendrons<br />

compte, pour ce faire, de trois facteurs essentiels dont dépend l’évolution des milieux<br />

urbains: i. l’évolution des moyens techniques, 2. I’i.vo1ution des conditions écono-<br />

miques, 3. I’évc>lution Je la structure de la famille.<br />

Nous ne tenons pas i opposer les défauts de la civilisation actuelle aux quaIit6s sup-<br />

posées des époques révolues. Nous ne souhaitons certainement pas revenir au temps<br />

où la mortalité infantile était très élevée, pour des raisons évidentes.<br />

Nous ne voulons pas nori plus opposer les inconv6nients de la vie urbaine aux<br />

qualités éventuelles de la vie rurale, Il ne s’agit pas de souhaiter Ie retour à des situa-<br />

tions impossibles & réaliser, mais bien de mieux comprendre le milieu urbain pour<br />

en atttnuer les inconvénients.<br />

A&)lJ(ons IC crith suivm~t, po~ir juger (IC la vdcur d’un milieu i.diic.iiif: l’&pi-<br />

notiissement de l’enfant et- de I’ariolescent dfpencl de la qualite et du nornhre des<br />

cxl+ricci


SNOiSíl’I3NO’J


Nous chercherons, dans les limites de ce bref article, à faire un tour d'horizon<br />

tles possibilitts professionnelles qui s'offrent aux jeunes filles de notre époque. Les<br />

années que nous vivons correspondent sans doute à une période d'évolution technique<br />

c.t socinlc la guerre puis la halite conjoncture auront favorisée; cela entraîne, dans<br />

le ilniiiniiic tlc la main-d'oeuvre, de profondes modifications qui affectent non seule-<br />

iiiciit Ir travail des Iinnimcs, niais niissi celiii des femmes.<br />

i>~ii(l;iiit 1;i giicrrc, ci1 effet, fuite clc main-d'cruvrc iiiasculiiic, il íallut faire appcl<br />

:nix services des femmes qui, d'une manière générale, parvinrent à se tirer d'affaire<br />

nussi hicn que les hommes qu'elles remplacaient. L'attitude traditionnelle de méfiance<br />

des miploycurs de certains milieux diminua peu à peu et l'on ne craignit plus de<br />

rctoiirir i la main-d'cciivrc fimininc souvent moins coûteuse que la main-d'œuvre<br />

ii1;iscul ille.<br />

Clirz la feminc, le sciitiniciit clc pouvoir G gagner sa vie D aussi bien que l'homme,<br />

crki ,111 sriitiiiicnt de valorisation ct d'indépendance. Ce phénomène, contrairement à<br />

ce qu'on aurait pu attendre, toucha non seulement la ville mais aussi la campagne et<br />

In iiiontagiic, ceri i la faveur d'industries, créées un peu partout avec une idée de<br />

dttentralisation. Remarquons cepenchnt que les jeunes filles clioisissant des profes-<br />

sions iitcessitant unc formation universitaire étaient pour les 9/1@r~, en France du<br />

iiiiiiiis, d'origine urbaine et elles appartenaient toutes à la moyenne ou à la grande<br />

bourgeoisie. C'est dire quc le facteur


fcssioii de bibliothécaire susceptible d’être exercée aussi bien dans les bibliothèques<br />

publiques que dans les services de documentation des grandes entreprises industrielles.<br />

Les professions commerciales offrent des possibilités de travail très variées et per-<br />

mettent nihe à des jeunes fillcs relativement peu douées, de trouver un emploi (par<br />

csemple perforeuse IBM, mécanographe, copy-typist, etc.). Cependant, ces professions<br />

sont souvent jugées trop sédentaires et trop par les jeunes filles de<br />

ici ails qui s’intéressent avant tout aux contacts avec le public. Ces dernières pourraient<br />

se consacrer i la vente - sous ses diverses formes - mais plus particulièrement dans<br />

le secteur des articles féminins, dans le cadre des grands magasins, des librairies et<br />

paI.clcrieï. Certaines travaillerorit cn qualiti- de caissières (libre service, cinémas),<br />

Jans I2 nieSiIre oii elles fcront preuve tlu sens des responsabilités et d’un bon<br />

*i~IlO-~ onIrde.<br />

Les iiii.ines qualiti-s nous paraissent ni-ccssaires, avec dcs exigences intellectuelles<br />

plus graiides, pour assurer IC service de guichet (PTT, agences de voyages, banques).<br />

Mentionnons encore deux professions assez valorisantes, soit celle de pharmacienne<br />

(nioyciinant les hdes universitaires complètes), soit celle d’aide-pharmacienne ou<br />

dc drogiiiste.<br />

Les activités de sccri-tarint et de vente présentent un grand avantage: elles permettent<br />

i celles qui les ont exercées, de travailler après leur mariage i temps partiel si cela<br />

s’avère nécessaire.<br />

Parmi les activités rle type déji plus G manuel », on enregistre une forte demande<br />

de main-d’ocuvre dans Ja coiffure, d’autant plus sensible que les salons pour messieurs<br />

sont actuellement accessibles aux coiffeuses, Cette activité requiert cependant une<br />

bonne coiistitution des membres inférieurs ainsi qu’une bonne résistance aux dermatoses<br />

(i cause de l’emploi de certains colorants).<br />

Par contre, aujourd’hui, il y a trop d’esthéticiennes et de manucures. Souvent ces<br />

nicticrs sont choisis en fonction J’iiii certain désir de briller comme aussi l’activité de<br />

4<br />

mannequin qui attire bien des jeunes filles s’iniaginant déji ou


~<br />

1<br />

L'éventail des professions ouvertes aux jeunes filles est large, mais i1 est indispen-<br />

dde d'opérer une sélection judicieuse, non pas essentiellement en fonction d'un<br />

gain ;levé ou d'un attrait superficiel, mais au contraire en tenant compte d'autres fac-<br />

teurs qui, i In longue, apparaîtront plus déterminants.<br />

C'est dans la recherche d'une activité en Iinrmonie avec les aptitudes, les goûts<br />

ct Ics iritérets, que le psycliologue ou I'orietiteur professionnei pourra utilement guider<br />

et consciller les jeunes filles dans le choix du inbtier qui leur convient le mieux.<br />

JOL'Rh~L: DL LA FAIM<br />

Pour In quaranticme fois, le hlouvement de la Jeunesse Suisse Romande invite la population de<br />

iic~trc pays i obscrvcr la Journée de la faim.<br />

On connait l'activité dc cette muvre d'entraide animée par des jeunes en faveur de l'enfance<br />

~ICsliiritCe. L'an dernier, elle a dépensé plus de 157 000 francs pour lui venir en aide.<br />

Cette annCe, le hi. J. S. R. a pcrniis i 750 enfants de bénéficier de séjours au grand air dans ser<br />

iiilonics de vacanccs en Suisse ou dans le cadre de ses échanges Mer-Montagne avec la France, dont<br />

il a ;ti. le promoteur dans notre pays. En ce moment, une vingtaine d'adolescents tunisiens<br />

sElrwriicnt nus Dihlcrcts UÙ ils apprennent i connaitre la Suisse et où leur sont offertes dcs<br />

ciiiiclitiiins rlc VIC moins difficiles que celles qui leur sont faites dans une patrie encore en proie A de<br />

11~~1i11~rcux problCmes.<br />

hl.iis cctte aide dispeiisk par le M. J. S. R. se nianifcste tout au long de l'année. De nombreux<br />

gmiipcs


PROBLEMI DELL’ADOLESCENZA<br />

Attorno ai 15 anni l’adolescente viene a trovarsi in un ambiente completamente nuovo.<br />

Ha infatti principio la fase essenziale della formazione della personalità e il distacco<br />

dalla casa paterna; la preparazione professionale e gli studi gli pongono per via del<br />

cctntatto con persone assai diverse, molti nuovi problemi; il tempo libero diventa un<br />

fattore importante nell’evoluzionc del proprio io, la pubertà entra in un altro stadio!<br />

I’ariibicntc esterno guadagna maggior influsso, nientre in considerazione dei rapido<br />

niutaiiicnto cicile abitudini di vita, i rapporti in generale Colla generazione anziana song.<br />

soggetti ad una crisi più sentita che nel passato. Lo sviluppo dell’adolescente assume<br />

spesso forme spiacevoli agli occhi dell’adulto; doppiamente importante è quindi che in<br />

questo niomento esso si ricordi dei suoi anni giovanili, e dei suoi problemi d’allora e<br />

gr;nic all’esperienza acquisita nel corso degli anni, cerchi di porsi al disopra delle cose.<br />

Speck qunnclo sopravvengono clivergenzc tli opinioni in casa, nella preparazione profch<br />

sioiide o in quella scolastica, è necessario trattare il giovane cordialmente e sopratutto<br />

prcnderlo sul serio. Riuscire in tale senso, significa aver posto un’importante premessa<br />

per una fruttuosa convivenza, in famiglia, nella professione, nella scuola. Spontanea-<br />

mente si stabiliranno sul piano della fiducia reciproca ottimi rapporti che varranno ad<br />

agevolare la soluzione di tutte le questioni.<br />

La foridazione Pro Juventute non appoggia i giovani solo materialmente, bensì mira<br />

aiiilic ad aiutarli a risolvere i loro problemi. Pa d’uopo dunque conoscere e comprendere<br />

i bisogni e le difficoltà della gioventù, e i vari articoli di questo numero tendono<br />

appunto allo scopo. Le aspirazioni Pro Juventute per l’aiuto agli adolescenti sono con-<br />

tenute nell‘esposizione di Edmond Tondeur


I. Difficoltà relative alla scelta della professione<br />

2. Difficoltà relative al posto di lavoro<br />

3. Difficoltà relative allo schema di vita personale<br />

4. Difficoltà relative alle relazioni colla società<br />

Naturalmente questi quattro punti formano un tutto unico, ma per maggior chiarezza<br />

li svolgi,uno singolarmente. Per tirannia di spazio, quelli 3 e 4 figurano solo nell’ori-<br />

ginale tedesco.<br />

I, RELAï‘lVE ALLA SCELTA DELLA PROFESSIONE<br />

A. DIFFICOLTA’<br />

11 mondo moderno del lavoro colle sue molteplici possibilità, pone l’adolescente<br />

jirecocenierite dinanzi all’alternativa di una scelta. Anche solo il fatto di poter decidere<br />

a piacimento, ha qualcosa di opprimente per colui che non ha nessun metro a cui<br />

attcnersi. Una norma sarebbe p. es. l’opinione pcrsonale su un dato mestiere che si<br />

coiiosce; infatti ci sono sempre più figlioli, completamente all’oscuro dell’attivild pio-<br />

/LIiu)zn del proprio bnbbo. Invece altre regole prendono il sopravvento: p. es. la popo-<br />

larità di talune professioni e il loro rango sociale, ai quale sono sensibili i giovani e<br />

specie i genitori. Oppure si accarezzano molti sogni, facendosi un quadro illusorio di<br />

un dato mestiere, trascurandone ad occhi bendati mille altri, a svantaggio della gio-<br />

ventù stessa e della collettiviti. AI riguardo esprimiamo un pensiero al quale probabil-<br />

iiicnte spetterà sempre maggiore importanza: nell’attuale intreccio in cui si trovano<br />

mcscolati sorte indivitluale e vita sociale, i criteri dell’in!eres.re personale e dell’inte-<br />

w.rre pirbblico appaiono chiaramente identici. Quando i giovani abbracciano pro-<br />

íessioni estranee al loro animo e nell’ambito delle quali non rendono perciò come<br />

dovrebbero, il danno derivante non è solo personale, bensì di tutta la società. In una<br />

epoca di carenza di mano d’opera in ogni settore, costatiamo quotidianamente sino<br />

a che punto la comunità deve fare assegn‘amento sulla persona idonea al posto idoneo.<br />

Nella scelta della professione, accanto alle difficoltà psicologiche, rivestono impor-<br />

tmta anche quelle di carattere fiizmzinrio. Premessa per realizzare una buona scelta<br />

delLi professione è che i genitori siano in grado di assumersi il relativo sacrificio<br />

finanziario. Ciò appare ancora possibile se la preparazione verrà assolta ai domicilio<br />

dei genitori, se di non troppo lunp durata e se non vi siano contemporaneamente<br />

~nrecclii figlioli a tirocinio. Spesso però .ri z>eri/ica proprio il contrario. In talune<br />

regioni del nostro paese inoltre è difficile trovare un posto di tirocinio adeguato,<br />

senza parlare della possibilità di mandare il figlio nella più vicina scuola media -<br />

vale a dire raggiungibile dopo mezza giornata di viaggio. La mancata realizzazione<br />

di tali progetti, significa die il figliolo di un artigiano a Visp diventerà artigiano a<br />

sua volta, invece di ingegnere o maestro - nonostante l’inclinazione e malgrado la<br />

richiesta di taie categoria di professionisti. Si può obiettare che ciò non è poi un gran<br />

innie, anzi giudicando dal punto di vista del giovanotto si tratterebbe forse addirittura<br />

dcl suo buon diritto. Ma in avvenire ce la caveremo, sciisando in Id modo il mstro<br />

ritnido in Inle campo? infatti il sempre più sentito bisogno di giovani generazioni<br />

qualificate è un imperativo di tutto il mondo e non si estende solo ai fisici nucleari<br />

e agli ingegneri. Dal gigantesco sviluppo della tecnica, dalla fine della guerra in<br />

poi, ne è conseguita attualmente l’esigenza, in tutti i campi professionali, di presta-<br />

zioni di tutt’altro livello di quelle di trent’anni fa. Per esempio al tecnico d’oggi si<br />

zliie~lc, ci0 che prima si esigeva da un ingegnere. Lo stesso dicasi per le professioni<br />

commerciali, amministrative, sanitarie, nel campo del lavoro sociale e dell’insegna-<br />

mento, nonché delïagricoltura. L‘esistenza si fa sempre più complicata, la concorrenza<br />

della produzione - non da ultimo sul piano politico internazionale - è diventata<br />

addirittura spietata, tanto da richiedere maggior sforzo mentale e minor impegno<br />

manuale. Ciò non significa che dobbiamo incitare i giovani a volgersi verso le scienze<br />

se non ne hanno la vocazione. D’altro lato però il lusso di sprecare reali tnlenii non<br />

possiamo più permettercelo; p. es. quello di lasciare che un adolescente diventi arti-<br />

giano quando le sue predisposizioni ne farebbero un ottimo docente. La scelta della<br />

professione deve avvenire con larghi criteri. Essa deve considerare i bisogni della comu-<br />

nità secondo la loro urgenza, altrettanto quanto quelli del singolo.<br />

B. COMPITI PRO JUVENTUTE<br />

ORIENTAMENTO PROFESSIONALE DI CARATTERE GENERALE L’orientamento profcssionale<br />

ha registrato negli ultimi anni progressi considerevoli, sia dal lato qualitativo<br />

sia da quello quantitativo. Frattanto i compiti relativi alla scelta della professione si<br />

son fatti cosi complessi e urgenti che è escluso possano venir sopportati dal solo ente<br />

competente. In collaborazione coi consuleiiti professionali, JoprMiitlo i docetili fra<br />

i collaboratori Pro Juventute, dovrebbero pure svolgere un’attività diretta fra i propri<br />

allievi, cioè prepararli alla scelta della professione. Discussioni su tale problema,<br />

integrate aile materie, visite di aziende, informazioni sui mestieri in base a materiale<br />

illustrativo, scambi di vedute in classe col consulente professionale o con rappresentanti<br />

di singoli gruppi profcssionali, serate per i genitori ecc. contribuiscoiio a far<br />

maturare la decisione circa la professione e preparano passo passo il terreno per un fruttiioso<br />

orientamento professionale individuale. Spericile nitemione nreritn l’jticnrnggmmeirto<br />

di scolari pnrticolarinenIe dolali verso una determinata meta. Anche alla scelta<br />

della professione delle fanciulle spetta maggior considerazione e il maestro ha spesso<br />

migliori possibilità di dare consigli e spiegaazioni avendo maggior tempo davanti a sè,<br />

che non la orientatrice. Per la configurazione didattica della preparazione in tale campo<br />

esistono preziose esperienze, specie attingendo all’attività delle Sciiole per la preparazione<br />

professionale. Inoltre l’Associazione stlizzer~i pcr ïorientnruetz:o profes~ionale<br />

e In profezintie degli upprenrlisri pubblicherà prossimamente una piu’n. illiistrante<br />

le possibiliti a disposizione dell’insegiiante per prelmare i propri allievi delle ultime<br />

classi, alla scelta della professione. Buoni servigi rendono pure fotografie inerenti ai<br />

vari inestieri e direttive in tale campo, da cliiedere al suddetto ente. (il numero marzo<br />

/aprile 1961 della Rivista Pro Juventute contiene un dettagliato elenco di tali pubblicazioni<br />

.)<br />

L’ORIENTAMENTO PROFESSIONALE INDIVIDUALE, varia da cantone a cantone. Non<br />

pretendiamo di esporre allo scopo direttive generali, riteniamo però che gli organi<br />

locali Pro Juventute possano assumersi il compito di dare i#pfdSO nlïorietztanzen~o<br />

j‘wofessionnle piibblico. (I. maggior numero di consulenti in carica fissa, 2. consu-<br />

lenza professionale differenziale muchile, femminile e accademica.) Ciò richiede da<br />

un canto pratiche dirette colle autorità cantonal¡, dall’altro di far conoscere al publdico<br />

tramite la stampa, relativi postulati, nonché, se necessario, di concedere rotttribziti<br />

juizinli da pnrk della cmsa dislre1wnle Pro liiiwz/rite. Non dimentichiamo che per<br />

nitiinre determiiznte iizizintiue, il cui valore è riconosciuto dapprima solo da una ristretta<br />

cerchia, l’impulso deve sempre venire dall’esterno. L’adeguata scelta professionale<br />

garantisce il pane non solo, bensì è un fattore decisivo per dare un buon inizio alla<br />

esistenza: il riconoscerlo impegna a intraprendere misure e passi atti a intensificare<br />

tale niuto.


i\onse 1~ TIROCINIO E DI STUDIO, In primo piano, a iato deli’incrernento dell’orienf.iiiiuito<br />

j~rofcssiiotiaic, troviaino attualmente I’evoltizione dell’apparato delle borse<br />

di tirrrinio e di studio. Vati cantoni hanno emanato in questi ultimi tempi nuovi<br />


la base morale del posto di lavoro nei confronti del giovane, esula invece dal campo<br />

legale. Ci sembra che moltissimo si potrebbe fare al riguardo ncll’ambito dei prowc<br />

dinienti j)‘dn&oLSico-aziendali. Anche la razionalizzazione del processo lavorativo<br />

seiiipre in aUIilent0, ci costringe a scegliere altre vie per wmanizzare la vita professio-<br />

nale: per esempio l’mistenza in seno alla ditta, la consulenza psicologica, l’introdu-<br />

zione di consigli aziendali con la partecipazione dei giovani, la possibilità di fare delle<br />

proporte personali e di affidare delle responsabilità al giovane lavoratore. Talune ditte<br />

(-tic occiipano un nuinero assai elevato di minorenni, tendono nd asiumere capi-gruppo<br />

.LI uiti I’iiitnrico di dedicarsi escliisiv,aniente a tutto quanto si riferisce al iato umano.<br />

Spctt:i :id opni azienda di scegliere la forma a pedagogica )) più adeguata aile proprie<br />

condizioni. Ci chiediamo tuttavia se talvolta il segretarinio locale Pro /wenlute fiou<br />

poft7 I.TC of fiire /fi stla ro//dkrllordziotie izeikfi ricerca d’rriia sohzioize ndatta a pesti pro-<br />

h/mi. Solo il fatto di palesare il nostro interesse potrebbe far nascere iniziative e<br />

stabilire utili contatti. II sepretariato generale Pro Juventute allestirà prossimamente<br />

Jcllc iinriiie relative a importanti principi fondamentali della configurazione peda-<br />

gogica dei posto di lavoro.<br />

Edmond Tondeur, Pro Juventute Segretariato Generale, Zurigo<br />

PROBLEMI ATTUALI DELL’ADOLESCENZA<br />

1ï’dfer Sdrgeifíi, Mhzwio<br />

INTRODUZIONE<br />

Ogni ientativo di classificare la materia vivente deve ritenersi puramente didattico.<br />

Tuttavia, nella distinzione delle età della vita, riscontriamo, normalmente, uno sviluppo<br />

graduale di funzioni psichiche da funzioni inferiori. Si potrebbe così fissare la fine di<br />

un’età e l’inizio della prossima, il momento in cui, una funzione psichica inferiore,<br />

dato origine a una superiore, perde il suo valore dominante per concederlo alla nuova.<br />

Ma, nei complesso delle funzioni psichiche umane, ciò non porterebbe a chiarezza per<br />

cui si ricorre, nelle determinazione delle età della vita, a elementi centrali, dimenticando,<br />

iiiollo .\])CSSO, cluelli tnargiiiali. Quando incomincia dunque l’adolescenza? Preciso 5, a<br />

questo proposito, il Codice Penale che fa cominciare l’adolescenza con il compimento<br />

Jc-1 clii“tlor‘liccsiiii0 aiinci di cta. Sott’iiitcso ai qiiindicesimo aiiiio di ctA, comiiici:i<br />

I’ahlcsccnza per la legge sul lavoro.<br />

Nella psicologia, invece, questa epoca della vita che s’introduce con la pubertà, si<br />

fissa - alle nostre latitudini e per la nostra gente - verso il tredicesimo anno, per ie<br />

ragazze, e verso il quattordicesimo, per i ragazzi, ritenuto che uno spostamento di questi<br />

limiti di uno o due anni in più o in meno sia ancora nella norma. E finisce? Con l’età<br />

matura, considerata, nella prassi, il ventesimo anno. In realtà questo termine - che per<br />

I nostri codici i- uguale per femmine e maschi non tien conto della realtà psichica. Infatti,<br />

se per l’uomo I’eti può essere il ventesimo anno, per la donne è, invece, anteriore (nella<br />

norma). Vi sono degli autori che prolungano questa scadenza ben oltre il ventesimo<br />

aniio.<br />

Cc )NI;¡ c I RAZIONE PSICHICA DELL’ADOLESCENTE<br />

La situazione interiore dell’adolescente è una delle più complesse e pone psicologi e<br />

educatori davanti a sempre nuovi problemi. Non solo riguardo alla problematica<br />

psichica dell’adolescente come tale, ma anche a quella che sorge costantemente dalle<br />

,<br />

j)<br />

modificazioni sociali, economiche, spirituali e morali della società. In quanto, se e in<br />

quest’eta che vengono a rielaborarsi e a sintetizzarsi le situazioni personali degli anni<br />

precedenti (infanzia), a maggior ragione, è in questo momento di intensa attiviti<br />

psichica (spesso non controllabile dall’ individuo stesso) che risalteranno gli atteggia-<br />

menti contingenti della società in genere. Per esemplificare - e, nello stesso tempo, mi<br />

si scusi l‘estrema semplificazione - possiamo percepire l’inizio di questa epoca umana,<br />

quando il ragazzo o la ragazza, gentili e educati si trasformano, quasi iniprovvisamente,<br />

in moiielli maleducati, rozzi, stravaganti e pigri. (Attenzione nella scuola !)<br />

AI suo inizio, l’adolescente i- posto, per la sua struttura intellettuale, nella contlizione<br />

di dover affrontare una serie di problemi nuovi con un pensiero scucito, impoverito da<br />

una quantità di interessi, che gli si impongono e sconosciuti prima d‘allora. («La<br />

pubertà - dice Mounier - è di nuovo sommersa dall’immaginazione e la ricchezza e<br />

l’intensità degli stati affettivi ne alimentano il fervore; il nuovo sguardo gettato sul<br />

mondo, le procura una eccesiva quantità di temi nuovi e strani )> [Traité du caractère)).<br />

Solo a puberti superata 11 pensiero diventerà logico, coerente, analitico. Come fa<br />

quindi - in un primo momento - se un’educazione familiare non l’ha già abituato<br />

ad aspettare, a circoscrivere, a dirigere il sorgere e lo svilupparsi di impulsi (istinti),<br />

in parte, nuovi ? Impulsi le cui manifestazioni possono essere assai violente: special-<br />

mente nei ragazzi i quali mostrano tendenze tipicamente agressive con uno sfondo parti-<br />

colare di volontà di dominio; mentre la vanità - portata qualche volta agli estremi -<br />

diretta spesso verso le stravaganze - è caratteristica delle ragazze.<br />

Certo che all’apparire di questi nuovi impulsi - dei quali, in parte, l’adolescente non<br />

sa dare una specificazione a se stesso - la vita affettiva dei giovane subisce delle forti<br />

oscillazioni e le espressioni di essa sono, spesso, esplosive senza apparenti motivi che le<br />

possano rendere comprensive. Queste esplosioni, consumando tutta l’energia psichica e<br />

il più delle volte senza soddisfazioni, lasciano uno strascico di abbattimento che può<br />

giungere fino alla disperazione. Ne consegue un generale malessere, sempre latente,<br />

vago, senza oggetto; una specie di wertherismo. Questo stato d’animo diffuso fa sorgere<br />

nell’adolescente un’inquietudine interiore, una irritabilità accessiva e una sensibilità<br />

quasi patologica che può rendere la psiche dei giovane facilmente vulnerabile. L’adole-<br />

scente nasconde, generalmente, questa sua deficienza interiore con un esteriore<br />

(( ationismo », dirigendo la sua volontà secondo dei


.<br />

Io spinge alla ricerca del confidente, dell’amico - che, in questo periodo, cambierà<br />

spesso - ma anche di un capo; poiché il giovane, pur distruggendo ogni autorità<br />

anteriore, si accorgerà di non essere in grado, da solo, di risolvere i problemi che il suo<br />

stato psichico fa sorgere e quelli che, naturalmente, gli si presentano nella necessiti<br />

quotidiana di vivere.<br />

Cerca quindi una guida (un nuovo superego), che riconosce ideale e nella quale egli<br />

si identifica: questa può essere un personaggio, uno scrittore, un maestro.<br />

Verso la fine della pubertà, superati i conflitti con l’autorità, sorge finalmente la<br />

coscienza della responsabilità e del dovere, ma in modo talmente razionalista e assoluto<br />

clic, spesso, ci6 lo pone nuovamente in conflitto con la religione e con la società che<br />

scopre meno morale di quanto.gli fu insegnato.<br />

(( II passaggio dell’adolescenza, con le sue rivolte, il SUO anarchismo, la turbolenza<br />

insaziabile dei suoi desideri, all’età matura che richiede all’individuo di adattarsi a delle<br />

situazioni cli fatto, di inserirsi in certe continuità, di rinunciare alla molteplicità per un<br />

numero ristretto, non fa altro che rinforzare la crisi precedente )> (Mounier, o. c.).<br />

SCORCIO DELLA SITUAZIONE ATTUALE DELLA SOCIETA’<br />

Dire che la superficialità è una delle caratteristiche della nostra società, non è una<br />

critica: è una constatazione. La profondità richiede sensibilità, l’approfondimento<br />

ric-liic& teinpo. La scnsibilità è un dono del silenzio, dell’imparare a udirsi e a udire,<br />

clclla parsimonia delle impressioni. I1 tempo è un dono prezioso degli dei; ma quando<br />

si i. troppo saturi, come io si è oggi, si riconoscono le cose preziose, non dai loro valore<br />

intrinseco, ma solo dal loro valore commerciale e, oggi, il tempo non è più un lusso,<br />

un concetto quasi estetico, ma solo e unicamente un concetto economico, una cosa venale,<br />

per cui per fatti importanti, ma che non hanno nulla a che fare con reddito, interessi,<br />

speculazioni, come i problemi spirituali della famiglia, dei figli, della società, questo<br />

marica; i- merce ritirata dal mercato perché di nessun reddito. E, di conseguenza, la<br />

superficialiti si estende a tutti i campi, anche in quelli in cui essa nuoce e arrischia di<br />

c-onipromettere delle generazioni future.<br />

Ritmo i- l’espressione dell’epoca nostra, quello dei jazz che si traspone in tutti i campi<br />


datore di lavoro). Domina, nella società attuale, per dirla con Mounier, >, dovuta al fatto che l’appartenenza all’ambiente degli oggetti predomina<br />

sulla padronanza sull’ambiente degli oggetti.<br />

Inoltre, tutto il sistema di vivere attuale - col movimento, coi rumori, con la luce,<br />

l’automazione, ecc. - anticipa la pubertà fisica, vitale, così che si forma una discrepanza<br />

iiell’individuo stesso che si troverà ad avere più impulsi vitali, emozionali che possibiliti<br />

di assimilazione di contenuti spirituali. (Parla di più e dice di meno!) Inoltre: !a<br />

stampa, la radio, la televisione, il cinema, forniscono dei dati esteriori così immediati<br />

per cui non è più necessaria nessuna rielaboratione: questa attività psichica, importantissima<br />

per la sintesi e la critica, vien messa fuori uso, si atrofizza e l’adolescente - e<br />

non solo l’adolescente - si impoverisce interiormente. La prima formazione di ideali,<br />

guidata da impulsi vitali, si attua secondo esempi esteriori, vitali (corridori, calciapi,<br />

posscisori d’automobili fuori serie ecc.). E ciò non sarebbe proprio un che di negativo<br />

poichC in fase di maturazione questi ideali sono facilrnente sostituibili con nuovi più<br />

elevati, ma. . .<br />

I1 ma è la famiglia, la quale è, a mala pena, un luogo di recapito comune - e non<br />

sempre per tutti i suoi membri - un comune luogo per i pasti, durante i quali si<br />

sostituisce la cordiale e avvicinante conversazione che favorisce la vicendevole conosccnza,<br />

con le notizie radio. (E la radio e la televisione si interporrà, anche dopo i pasti,<br />

tra i membri della comunità familiare: la famiglia diventa un gruppo di persone che<br />

Iinnrio un unico interesse in comune: i pasti e la televisione. . . dove sono i tempi dei<br />

racconti del babbo D e dei


L’adulto deve essere quindi in grado, senza risentimenti, di accettare che l’adolescente<br />

metta in dicussione la sua (dell’adulto) persona. Se era facile - ma sconsigliabile -<br />

nascondere al fanciullo compromessi e vie storte - proclamare ideali senza seguirli ciò<br />

non e più comodo - anzi, pericoloso - con l’adolescente. Come si vede, l’adolescente<br />

cessa di essere (( oggetto )) di educazione per diventare coadiuvatore e giungere a vedere<br />

nell’adulto il compagno. E’ tra adolescente e adulto, in una forma (mi si<br />

permetta) di amore che pensa. Questo incontro necessita di una preparazione nell’epoca<br />

precedente, affinché superi il momento critico. Per poter prendere sul serio l’adolescente,<br />

l’adulto deve aver preso sul serio il fanciullo, essere stato con lui nel suo mondo, essersi<br />

inchinato sui suoi cubetti, aver mangiato al tavolo delle bambole, aver imbrattato le mani<br />

con io stcsso fango con cui egli costruiva i suoi castelli e non essere stato di quegli<br />

ndiilti clic: nc comprennent jamais rien toutes seules, et c’est fatigant, pour les enfants,<br />

(IC. toiij(.)iirs ct toujours Icur donner des explications D (De Saint-Exupéry).<br />

Noii lin paura dell’adolescente - e tanto meno delle sue crisi - quell’adulto che gli<br />

sa mettere una mano sulla spalla e dirgli: , o dirgli: Aiutami, ho bisogno di te! D,<br />

oppure: llRCII DIE BtRUTSB~RATUh’(iSSTtLLtN<br />

Nach den Erhebungen des Schweizerischen Verbandes für Berufsberatung und Lehrlingsfur5orge<br />

verniittelten im verpangenen Jahre die Berufsberatungsstellen unseres Landes an 8160 Stipendiaten<br />

11 636 öffentliche und private Stipendien irn Gesamtbetrag von 3,l Millionen Franken. Im Ver-<br />

gleich zur ersten Erhebung im Jahre 1950 hat sich die Zahl der vermittelten Stipendien annaliernd<br />

verdoppelt und der Gesamtbetrag mehr als verdreifacht. Die vom genannten Verband bearbeitete<br />

4. Auflage des Schweizerischen Stipendienverzeicliriisses befindet sich im Druck und wird als 350<br />

Seiten umfassendes Handbuch demnächst auch im Buchhandel erhältlich sein. Das auf den<br />

neuesten Stand nachgeführte Tabellenwerk enthält detaillierte Angaben Über rund 1200 öffentliche<br />

und private Institutionen, welche Beiträge an die berufliche Aus- und Weiterbildung ausrichten,<br />

sowie Textheitrage namhafter Autoren über aktuelle Fragen des schweizerischen Stipcndienwcsens


datore di lavoro). Domina, nella società attuale, per dirla con Mounier, a un’impersonaliti<br />

psichica », dovuta al fatto che l’appartenenza all’ambiente degli oggetti predomina<br />

sulla padronanza sull’ambiente degli oggetti.<br />

Irioltre, tutto il sistema di vivere attuale - col movimento, coi rumori, con la luce,<br />

l‘automazione, ecc. - anticipa la pubertà fisica, vitale, così che si forma una discrepanza<br />

iiell’individuo stesso che si troverà ad avere più impulsi vitali, emozionali che possibiliti<br />

di assimilazione di contenuti spirituali. (Parla di più e dice di meno!) inoltre: la<br />

stampa, la radio, la televisione, il cinema, forniscono dei dati esteriori così immediati<br />

per c tii non è più necessaria nessuna rielaboratione: questa attività psichica, importantissima<br />

per la sintesi e la critica, vien messa fuori uso, si atrofizza e l’adolescente - e<br />

noii solo l’adolescente - si impoverisce interiormente. La prima formazione di ideali,<br />

pi(1ata (la impulsi vitali, si attua secondo esempi esteriori, vitali (corridori, calciatori,<br />

posscwri d’automobili fuori serie ecc.). E ciò non sarebbe proprio un che di negativo<br />

poiche in fase di maturazione questi ideali sono facilmente sostituibili con nuovi più<br />

clevati, ma. . .<br />

II ma 6 la famiglia, la quale è, a mala pena, un luogo di recapito comune - e non<br />

sempre per tutti i suoi membri - un comune luogo per i pasti, durante i quali si<br />

sostituisce la cordiale e avvicinante conversazione che favorisce la vicendevole conoscenza,<br />

con le notizie radio. (E la radio e la televisione si interporri, anche dopo i pasti,<br />

tra i membri della comunità familiare: la famiglia diventa un gruppo di persone che<br />

Iianno un unico interesse in comune: i pasti e la televisione. . . dove sono i tempi dei<br />

(( racconti del babbo D e dei G racconti della nonna »).<br />

Nella maggior parte delle famiglie, inoltre (comprese in quelle socialmente distinte)<br />

si confonde cultura superficiale, formata dalla lettura di qualche libro e di molti<br />

giornali illustrati a sensazione e quella periodica del Selezione D (di tutti i generi),<br />

la cultura dei cinematografi, delle sale di concerti e di conferenze, con quella vera che<br />

è il tentativo di realizzare, nel modo di vivere, una concezione spirituale il che necessita<br />

di . (Vi è, almeno nella scuola cultura vera?!) La famiglia quindi non<br />

può considerarsi depositaria di vera cultura e quindi non può fornire ideali. La sua<br />

concezione utilitaria favorisce la mediocrità, quella mediocrità che proprio all’ado-<br />

Icscerite non piace c alla quale si rivolta, fincliè, a sua volta, vi si adagia e così la società<br />

SI JivcII:i, si ammassa, la democrazia si appiattisce (cosa vogliamo opporre ancora al<br />

coiniinigmo?) e il giovane si rivolta contro questa democrazia: si disinteressa della vita<br />

pubblica.<br />

1.a società attuale è agiata e persino ricca, procura all’adolescente un ambiente sociale<br />

variato - esteriore - (vacanze, cinema, viaggi, ecc.) con esperienze multiple che<br />

favoriscono lo sviluppo precoce di cui si parlava sopra. Tuttavia, rendendo rare Je<br />

rinuritc, soddisfacendo con regolarità troppo automatica le esigenze dell’istinto, la<br />

rkciiczta favorisce considerevolmente l’egoismo e I‘ipertrofia dei sentimenti di possesso,<br />

cliiniiiiiciido nel giovane le tensioni psicliiche.<br />

Anclie la situazione attuale del lavoro non è molto propizia a dare al giovane quanto<br />

vurrehbc. I padri - e non parliamo delle madri - non sono più affascinati dalla loro<br />

profc~ssione, perché manca loro la possibilità di avere, in essa, tutta la responsabilità:<br />

doiio quindi nel loro lavoro unicamente una fonte necessaria di guadagno. Questa<br />

rmcgiinzione agisce in modo negativo siill’adolescente al quale si renderà difficile,<br />

proprio ilcl niomeiito in cui egli deve decidersi, la scelta di una professione.<br />

Non solo la societi e la faniiglia, ma disgraziatamente anche la scuola non fornisce<br />

all’ndolescente quegli ideali che si nspetta. Non tanto forse la scuola elementare e<br />

iii;t.) In questa situazione si provoca nell’adolescente - e spesso e disgraziatainente<br />

in quello sensibile e magari meglio dotato - una crisi di sfiducia verso la scuola, verso Id<br />

formazione scolastica in genere: volta le spalle ai contenuti spirituali della vita e si<br />

dirige verso cose concrete come: la professione quale fonte di lucro (anche se in seguito<br />

ne sari disgustato), i guadagni in genere (che, modernamente, vengono spesso<br />

realizzati dai giovani nelle cerchie di omosessuali), io sport (con spirito esibizionistico) .<br />

Gli ideali spirituali gli appaiono come fantasmi, come frasi e persino come delle<br />

trappole.<br />

La rettorica non gli fa impressione.<br />

L’ADOLESCENTE E L’EDUCATORE<br />

La critica che precede è per dimostrare che non possiamo condannare certe forme tipi-<br />

che della gioventù moderna, senza condannare noi stessi:


~<br />

’adulto deve essere quindi in grado, senza risentimenti, di accettare che l’adolescente<br />

ta in dicussione la sua (dell’adulto) persona. Se era facile - ma sconsigliabile -<br />

midere ai fanciullo compromessi e vie storte - proclamare ideali senza seguirli ciò<br />

I e piU comodo - anzi, pericoloso - con l’adolescente. Come si vede, l’adolescente<br />

sa di essere u oggetto >> di educazione per diventare coadiuvatorc e giungere a vedere<br />

Il’adulto il compagno. E’


KURSE UND VERANSTALTUNGEN<br />

PRO JUVENTUTE-MITARBEITERKONFER~E;ZEN<br />

IM HERBST i961<br />

Im kommenden Herbst werden in traditioneller Weise regionale Mitarbeiterkonferenzen zur<br />

gemeinsamen Erörterung von Stiftungsaufgaben veranstaltet. Es sind folgende Tagungen vor-<br />

gesehen:<br />

I SamstaR, den 30. Septeniber 1961, rn Genf, um 10.30 Uhr, für die Bezirke der Kantone Genf,<br />

Ncuenburg und Waadt sowie die franzosischspracliigen Bezirke des Berner Jura und der<br />

Kantone Freiburg und Wallis.<br />

i Aitiiuorh, den 4. Oktoúer 1961, in IYeesen, um 10.30 Uhr, für die Bezirke der Kantone<br />

Appenzcll AR und IR, Glarus, Graubünden, St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau und Zürich.<br />

3 hn>iag, den 7. Oktober 19G1, in Brel, um 10.30 Uhr, für die Bezirke der Kantone Aargau,<br />

Haselland, Basel-Stadt, Bern und Solothurn sowie die deutschsprachigen Bezirke der Kantone<br />

Irciburg und Wallis.<br />

.I hlrijtwrh, den 11. Oktober 1961, in Küsnarbt a. R., um 10.30 Uhr, für die Bezirke der Kantone<br />

Luzern, Nidwalden, Obwaldeii, Schwyz, Uri und Zug.<br />

5. Samsfag den 14. Oktober 1961, rn Ponte Tresa, um 10 30 Uhr, für die Bezirke des Kantons<br />

Tessin sowie die italienischsprachigen Bezirke des Kantons Graubunden.<br />

STC~DIFSTAGUSG ZUR SOZIALARBEIT UND CARITAS DER UNIVERSITAT FREIBURG,<br />

H~iLi~~ri>AGOGiSC~lES INSTITUT<br />

Am Samstag/Sonntag, 14/15, Oktober 1961 findet im Auditorium der Universität Freiburg<br />

eine Studientagung zur Sozialarbeit und Caritas statt. Das Programm umfaOt folgende Vortrage:<br />

Caritas und Garitaswrrsensrhafr. HH. Prof. Dr. Karl Deuringer, Dozent für Caritaswissenschaft<br />

an der Universität Freiburg i. Br. ínfrodurtion au Caservorh e/ la Supervision.<br />

Mme. Polla Lorz, Lausanne, Professorin an der Schule für Sozialarbeit, Genua. la formation<br />

du Irui,dler social sur le plan internationai. Prof. Dr. Georges Hahn, Präsident der Internationalen<br />

Katholischen Vercinigung für soziale Arbeit, Toulouse. Der Stund der Ausbildung der<br />

Sozdarbeiters in der Schwerz. Fraulein Dr. Carmen Duft, Leiterin der Schule für Sozialarbeit in<br />

I.uzcrn, und die Arubildrrn~ des Sozialarbeiters an der UnrrwJitJt Frerburg. Prof. Dr. E. Montalta,<br />

Leiter des Heilpädagogischen Instituts der Universität Freiburg. Die Vorträge werden in der<br />

Sprache iluer Ankündigung gehalten. Anmeldung an: Heilpadagogisches Institut der Universität,<br />

Place du Collège 21, Freiburg (Schweiz), Tel. 03712 91 21, bis spätestens i. Oktober 1961. Für<br />

Unterkunft und Verpflegung sorgen die Teilnehmer selbst. Verkehrsbüro: Pérolles 3, Freiburg.<br />

Scii WLIZLR WAtiDER- URD LAGERLEITERKURS<br />

wanstaltct vom Schweizerischen Bund für Jugendherbergen in der Eidgenössischen Turn- und<br />

Spcirtxlrdc in Mnfifiiinßcn voni 9.--11. Oktohcr 1961.<br />

I:iii Aiifeiiilinlt in der Eidgenössischen,Turn- und Sportschule ist der Wunschtraum vieler junger<br />

Scliwizcr. Es ist dem Schweizerischen Bund für Jugendherbergen gelungen, für den Wanderleiter-<br />

kurt in Jcn Hcrbstferien eine Anzahl Pliitze reserviercii ZU kiiniicn. Der lehrreiche Kurs in der<br />

reimollcIi Juralandschaft wird für viele eihe Dereichcrung der Herbstferien bedeuten. Jüngere und<br />

.iltcrc Jugcndgruppen- und Ferienkolonieleiter werden hier manchen nützlichen Hinweis für die<br />

i agcrorpanisation und die Gestaltung des Programms empfangen und auch Gelegenheit erhalten,<br />

Jeii bcwihrtcn Referenten im Laufe der Diskussionen ihre persönlichen Probleme im Zusammen-<br />

liaiig mit dcm Gruppenieben zu unterbreiten.<br />

iiitcressenten wollen das Programm bitte raschmöglichst auf dem Kurssekretariat SJH, See-<br />

feldstr. 8, Zürich 22 verlangen.<br />

sí IIWI IZLRISCHL SISG- UhD SPIELVOCHE<br />

Die 29. Scbweizerisrhe Sing- und Spielruorbe, geleitet von Alfred und Klara Stern (Zürich 44,<br />

Nigclistr. 12) wird vom 9. bis 15. Oktober in der Reformierten Heirnsiütie Boldern ob Mannedorf<br />

durchgeführt. Das Programm umfaßt in mannigfachen Sing und Spielformen Volkslied, Kanon<br />

unil Choral, sowie Motetten und kleine Kantaten alter und neuer Meister. Das Zusammenspiel von<br />

Streich- und Holzbl.isinstrumcnten (auch Klavier, Spinett, Hausorgel) wic das Blockflötenspiel<br />

(Lciii Anfingcr-Kurs) wird bcsonders gefördert Die tägliche Volkstanzstunde dient der rhythmi-<br />

xlicii Scliulung dcr Entspannuiig und Geselligkeit. Kinder könncii mitgebracht werden und<br />

c rlialtcii hesondew Retrcuurig (Spiele, Hasteln, Musizieren). Auskunft und Anmeldung bei der<br />

I.utunK<br />

610<br />

FÜRSORCER-ABE~~DSCI~ULE LUZERX<br />

Irn Spatherbst i9Gi eröffnet die «Fürsorger-Abendschule Luzerni) ihren Betrieb. Wie die<br />

Abendschule in Bern ist sie vor allem für Personen gedacht, denen der Beruf den Besuch einer<br />

Tagesschule nicht erlaubt.<br />

Die theoretische Ausbildung dauert drei Jahre; ein weiteres Jahr ist dem beruflichen Praktikum<br />

mit abschlieknder Diplomarbeit gewidmet. Die Voraussetzungen bilden charakterliche Eignung,<br />

AbschluO einer Berufslehre, wenn möglich bürolistische Kenntnisse. Uber die Aufnahme entscheidet<br />

der Schulausschuß.<br />

Der Lehrplan bringt strukturell im ersten Jahr die Fächer. welche den Menschen als Einzelwesen<br />

betrachten (Medizin und Hygiene, Psychologie, Pidagogik, Heilpädagogik, individunlethik).<br />

Im zweiten Jahr folgt die Gruppe der Fächer, welche den Menschen in der Gemeinschaft betrachten<br />

(Soziologie, Sozialethik, Rechtslehre, Volkswirtschaft). Nach diesen Basisfäihern werden im<br />

dritten Jahr die methodischen Ficher behandelt, d. h. dic wissenschaftliche Sozialarbeit (psycholo-<br />

Risch vertieftc Einzelfiirsorge, Gruppenarbeit, Jugcnd- und Erwachsenen-Fürsorgereclit, ange-<br />

wandte Sozialarbeit).<br />

Den - -.. llnterricht erteilen bestausgewiesene Fachkrafte.<br />

Die Kursgebühren belaufen sicl; auf Fr. 300.- im Jahr.<br />

Als Träger der Schule zeichnet der «Verein Bildungsstätte für soziale Arbeit Luzern» Sein<br />

Präsident ist Anton Vonwyl, Großrat, Littau, der Vizepräsident Albert Studer-Auer, Direktor der<br />

Caritas-Zentrale, Luzern.<br />

Alle näheren Auskünfte erteilt das Sekretariat. Büro Lic. ¡ur. Josi Meier, Rechtsanudtin,<br />

Luzern.<br />

PRO JUVENTUTE-CHRONIK<br />

NACHRUF t<br />

FRAULEIN BETTINA VON JECKLIN t.<br />

In Chur ist Fraulein Belfina con Jerklin am 5. August 1961 einer Blutkrankheit erlegen. In<br />

Fräulein von Jecklin hat Pro Juventute eine überaus treue und einsatzfreudige Mitarbeitenn verloren.<br />

Wahrend verschiedener Jahre, von 1939 bis 1946, betreute sie das Bezirkssektetariat Pro<br />

Juventute Chur, später gehörte sie der Bezirkskommission und deren ArbeitsausschuD an. Sie hat<br />

mit pllcr Hingahe, Sachkcnntniq und fciiiem Umgang ihrc Amtcr verwaltet. Ihr Hinschied \:ilk<br />

eine schmer7liche Lücke zurück In Licbe und gro5er Verehrung wird man ihrer gedenken. Auch<br />

unser Zentralsekretariat wird dcr Verstorbener1 stets ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren.<br />

Ihren Angrhiirigeii spretlicn wir an dicwr Stelle iinrh rinmal unser herzliclicc l3cilciil 3115.<br />

Dr. Alfred Ledernrtrnn<br />

BIBLIOGRAPHIE<br />

* FRANZ<br />

BAWANN 1 ALIN Jorrr: Start ziuisrben<br />

16 utid 20. Flamberg-Verlag Zürich/<br />

Stuttgart 1961, 115 Seiten mit 20 ganzseitigen<br />

scliwarz/weiß-Photos. Fr. 17.80.<br />

Ubcr die 20 großformatigen, ausdrucksvollen<br />

Photographien auf Kunstdruckpapier von Aldo<br />

Jotti gibt cs sicher nur eine Wertung: hervorragend,<br />

aus dem Lrbrii gegriffen und das Leben<br />

zwischen i6 und 20 darstellend. «Ein freund-<br />

schaftlichcs Gespräch mit einem lungcn Men-<br />

schcn, in dem Anregungen geboten, Fragen<br />

aufgcwirfcii, auf mögliche Antworteii Iiiiigc.<br />

wiesen und Gedanken in Erwiguiig gczogen<br />

werden», will nach dem Nacliaort der Kom-<br />

mentar voii Franz Baumanii zu jedcm Bilde<br />

sein.


1 I<br />

I<br />

Der junge Mensch erwartet unter dem Titel<br />

«Start zwischen i6 und 20)) Beispiele, wie man<br />

das {.eben gestalten soll und nicht ein Gespräch<br />

uber die Frage «Ist die heutige Jugend wirklich<br />

ehrlich?)) Außerdem ist der Preis zu hoch, als<br />

daU das Buch wirklich in die Hande vieler<br />

Jugendlicher kame, wie es doch zu wunschen<br />

ware. Dcm Erwachsenen, der mit der Jugend<br />

durch hruf oder Familie verbunden ist, sagt<br />

Jrr Tr'cxt nicht viel uiid er scheint ihm oft ein<br />

Wunschbild darzustellen, aie sicli der Verfasser<br />

die heutige Jugeiid denkt. Dr. H. Chr.<br />

* SChir'PiZeriSChe Sozinlgeseizgebrrrrg<br />

Lt'grsiaiion socinle de la Silisse<br />

Hcrnusgcgeben vom Bundesamt fbr Industrie,<br />

GLwcrbr und Arbeit in Verbindung niit dem<br />

13undcsamt fur Sozialversicherung.<br />

Publie par l'office fédéral de l'industrie, des<br />

art5 et nittiers et du travail.<br />

Zurich Polygraphischer Verlag AG, 1961.<br />

Kirt. 233 S., Preis Fr. 18.80.<br />

Mit der Schweizerischen Sozialgesetzgebung<br />

i960 ist wieder ein Werk erschienen, auf das<br />

man in Rechts- und Fürsorgekreisen nicht mehr<br />

verzichten rnbchte.<br />

Wer in irgend einer Weise in der Soziai-<br />

arhcit steht und gezwungen ist, seine Maßnah-<br />

nicn auf gesetzliche Bestimmungeri zu stützen,<br />

kanie iii Verlegenheit, wenn er sich nicht lau-<br />

fend uher die neuen Erlasse orientieren konnte.<br />

Dns Rucli hrlft ihm. auf der Höhe seiner Zeit<br />

und wines Ikrufes zu bleiben. Die neue Aus-<br />

gabe 196O gleicht mit wenig Ausnahmen den<br />

fiulieren Banden. Das wertvolle Werk, das<br />

mcli stindigcr Weiterführung verlangt, wenn<br />

das bisher Geschaffene einen Sinn haben soll,<br />

orientiert diesmal über alle Gesetze und Ver-<br />

mliiuiiprn auf ilcm Gebiete des Sozialrrclitcs,<br />

Oic IIII .J.iIii(. 1901) vim 1)uiid uiiJ den Kanto-<br />

nen erlasscn wurden. In diesen spiegeln sich die<br />

jwiLkn 5oï.inlcn Fortschritte, dnc Gesetz mull<br />

iiiit iliiirn Schritt halten. Wir weiseii nur Iiiii<br />

niif die stindigen Bestrebungen, die Arbeitszeit<br />

zu vrrliiirzcn. auf die Bemüliungen, die Arbeitv<br />

1 erhiltnisse in der Landwirtschaft und andern<br />

Beriifrn zu verbessern und zu regrln, auf die<br />

grollen Vrcinderungen, welrhe dic Einführung<br />

Jer Eidgeiiossischeri Invalideiiversichcrun~ mit<br />

sich gcbraclit hat. auf die Anstrengungen zur<br />

bessern Berufsausbildung in allen Berufen und<br />

aiif die der Stützung der Familie dienenden<br />

Iktticbun,cen. Neben der sachlichen Orientie-<br />

rung in der Flut der Gesetze findet der Be-<br />

niitrcr iles Wrrkes auch den geistigen Gehalt<br />

dcr stli\rcizc.rischen Gesetzgrbiing. Sie ist auf<br />

~7iaIc Gerechtigkeit und Menschlichkeit ausn<br />

iisgerirlitet. Dr. E. Brn.<br />

Der Verfasser hatte in erster Auflage auf<br />

Grund eines Pre-Tests mit wenigen jungen<br />

Menschen bereits festgestellt, daB es um die<br />

Aufklirung in sexuellen Dingen bei den Jungen<br />

sehr schlecht bestellt ist. In dieser zweiten Auf-<br />

lage können nun die dortigen Erkenntnisse<br />

durch ein Zahlenmaterial von rund 1000 Erhe-<br />

bungen, die nach neuesten wissenschaftlichen<br />

Methoden statistisch ausgewertet wurden, ge-<br />

stützt werden. Danach kann man nur mit Er-<br />

staunen und Beunruhigung feststellen, daß wir<br />

es noch heute, im Freud'schen Zeitalter, mit<br />

einer Jugend zu tun haben, die gar nicht, falsch<br />

oder zumindest unzulänglich aufgeklärt und<br />

somit den Gefahren der Umwelt wehrlos aus-<br />

geliefert ist.<br />

Hunger gelit mit schonungsloser Offenheit<br />

den Ursachen des pädagogischen Versagens irn<br />

Elternhaus, in Schule und Kirche nach und<br />

fordert dringlirhe Maßnahmen, in erster Linie<br />

durch die Schule, in der allein die psychologi-<br />

schen und pädagogischen Voraussetzungen für<br />

eine zuverlissige Aufklärungsarbeit geschaffen<br />

werden kdnnten. Diese müBte den gleichen<br />

Prinzipien folgen, welchen der allgemeine bio-<br />

logische Unterricht unterworfen ist, WOZU noch<br />

die Integration in eine ganzheitlich-anthropolo-<br />

gische Erziehung zur Ehe, ethisch-religiöse<br />

Grundlagen mit-eingeschlossen, kommt.<br />

Das Buch enthält mehr als der Titel ver-<br />

spricht. Es ist zu hoffen, daB CS Eltern, Scliul-<br />

Iwte und die Kirchen aufrütteln und ZU ent-<br />

sprechendeii Konsequenzen drängen werde.<br />

Dr. B. 11.<br />

* K. NITSCII; PROF. DR. und K. HARTIING,<br />

DR., PRIV.-DO7.: k'liniahuren bei Kindern<br />

zur Behnsrllriri~ mir Knnsti/r~~i~n~srhu~acben.<br />

Indikation, Planung und Durchführung.<br />

Georg l'liicnie Verlaa. Stuttgart, 176i. Kart.,<br />

1%) Seitcn I:r. 16.80.<br />

Dieses wissenschaftliche Werk hat einen<br />

praktischen Zweck. Es soll einerseits den Kin-<br />

derärzten dienen und ihnen helfen. die Frage<br />

abzuklaren, unter welchen Umständen und bei<br />

welchen Krankheits- oder Schwächezuständen<br />

bei Kindern ein Klimawechsel -bei uns würde<br />

man von Luftveränderung sprechen - angezeigt<br />

ist. Das Buch richtet sich aber auch an jene<br />

Kreise, welche die Kindertransporte organisie-<br />

ren und für die gesundheitsfördernde Betreuung<br />

der Kinder - es handelt sich um deutsche Ver-<br />

haltnisse - verantwortlich sind. Beide Autoren<br />

bejahen grundsätzlich den Wert einer Luftver-<br />

änderung fir Groûstadtkinder, doch möchten sie<br />

mit ihrem Buch auch dahin wirken, daß ver-<br />

scliiedenc Verknöclicrungen, die sich in der<br />

Hancfhabung der Durchführung eingeschlichen<br />

haben, zum Vcrsctiwinden gebracht werden<br />

kimnten. Dr. E. Rrn.<br />

I$<br />

.<br />

.<br />

HANS HARTMANN, Freiherr t'on Schlotheim,<br />

Oberamtsrichter:<br />

HAM ULRICH: lugendfiirrorger:<br />

HBLLMUT MLK, EeuGhrrmgshelfer:<br />

Praktische Jugendgerichtshilfe. Eine Arbeits-<br />

liilfc aus juristischer und fürsorgerischer<br />

Sicht für die sozialpädagogische Ausbildung<br />

und Praxis.<br />

Jugend im<br />

für Jugcnderziehung, Jugendpflege und Ju-<br />

gendschutz, für lugendfürsorge und lugend-<br />

kriminalrecht.<br />

Hermann Luchterhand Verlag G. m. b. H.,<br />

1961. Geb., 208 Seiten. DM 12.50.<br />

Junge Menschen, schuldig geworden, stehen<br />

vor Gericht. Doch nicht darum gelit es, sie einfach<br />

zu strafen, sondern ihnen zu helfen, den<br />

guten Weg innerhalb der menschlichen Gesellschaft<br />

zu finden, die Integration zu verwirklichen.<br />

Dem jungen Menschen wird das Recht<br />

auf Erziehung und Nachertiehung zugestanden.<br />

Diese Haltung ihm gegenuber bringt das tiefe<br />

Wissen zum Ausdruck, da0 es sich - wenigstens<br />

in sehr vielen FHllen -bei seinem Vergehen um<br />

eine soziale Schuld handelt. Der Jugendliche<br />

hat in dcr ihn umgebenden Umwelt nicht jenen<br />

Nährboden gefunden, der für ein gerades<br />

Wachstum notwendig gewesen wäre. Er ist<br />

nicht allein schuld. Er braucht erzieherische,<br />

fürsorgerische und soziale Unterstutzung. Das<br />

Gericht - es handelt sich um die deutschen Gesetze.<br />

ist jedoch nicht in der Lage, ihm von<br />

I I<br />

sich aus diese Hilfe angedeihen zu lassen. ES<br />

ist auf die Zusamnieriarbeit mit Fürsorgern und<br />

Sozialarbeitern angewiesen, die ihm helfen, die<br />

tieferen Hintergrunde der Verfehlung zu er-<br />

kennen und die er2ielierisclien und sozialen Ge-<br />

sichtspunkte in das Urteil einzubeziehen. Damit<br />

tritt das rncnschliche Recht gegenüber dem absoluten<br />

Recht in den Vordergrund. Die Gerichtspraxis<br />

vermenschlicht sich dadurch. Wie<br />

dieses große, schöne Ziel praktisch zu erreichen<br />

versucht wird, muß leden Richter, jeden Sozialarbeiter,<br />

aber auch jeden Menschen, der in der<br />

.~~~ Arbeit an aefährdeten .~ Jugendlichen stelit, brrii-<br />

Eine Schriftenreihe nend ilinen iiiteresieren.<br />

grundliclie. klare Das vorliegende Antworten und Duch leistet gibt<br />

itinen dadurch einen wertvollen Dienst.<br />

Dr. E. Brn.<br />

Neueingänge von Büchern<br />

(Besprechung votbehalten)<br />

Schweiz. Ulindenfrerrnd Kalender 1962. XL J.<br />

Jahrgang. Herausgegeben vom Schweizerischen<br />

Blindenverband (Vereinigung erwachsener<br />

Blinder der ganzen Schweiz), Bern.<br />

i30 S. Preis Fr. 2.-.<br />

Kdetrder fir Tanbsiunimenhilfe 1962. 27.<br />

Jahrgang. Herausgegeben für den Schweiz.<br />

Verband für Taubstummen- und Gehörlo-<br />

senhilfe. Bern. 130 S. Preis Fr. 2.-.<br />

Schujeizer Rorkretdz Kalender 1962. Jahrbuch<br />

zur Belehrung und Unterhaltung für das<br />

Schweizervolk. Herausgegeben vom Schwei-<br />

zerischen Roten Kreuz. 164 S. Preis Fr. 2.-.<br />

* Die mit diesem Zcichen versehenen Ducher wer-<br />

den in der Bibliothek des Zentralsekretiriates. Seefcld-<br />

strane 8. Postfach Zurich 22. gegen Vrrguturig der<br />

Portospesen leihweise abgegeben.<br />

BIBLIOTHEK PRO JUVGNTVTE<br />

a ZENTRALSEKRETARIAT PRO JUVENTUTE, SEEFELDSTR. 8, ZURICH 8<br />

Neueingängc Mai-August 1961<br />

DuIletin Nr. 39<br />

Die Schriften werden gratis gegen Vcrgütung der Portospesen ausgeliehen; die Leihfrist betragt<br />

einen Monat. AusirGrfigen Interessenten wird bei Angabe des Sachgebietes und des Zwecks gerne<br />

passende Literatur zusaniniengestellt (Ausleihe nur innerhalb der Schweiz).<br />

1. Aliteiliing: Bücher und Broschüren<br />

AIbrerhr, Heinrich. Uber das Gemüt. Stuttgart, Enke, 1961, 77 S.<br />

Borhinann, Rosa. Seelische Auswirkungen von längerem Kur- oder Spitalaufenthalt<br />

bei Kinderii. DA Bern, 1960, 26 S.<br />

ßdtlg, /(r,rh. Hilfe zur Selbsthilfe fur Klient und Sozialarbeiter. Basel, E. Reiniiardt.<br />

1760, 168 s.<br />

Katulog-Nr<br />

A 6327<br />

A 6289<br />

A 6303


Baiimnnn, Frunz, und loffi, Aldo. Start zwischen i6 und 20. Zurich, Flamberg<br />

Verlag, 1961, 115 Text- und Bildseiten.<br />

Buimunn, Friedegurú. Der Helfer im Jugendschutz. Hamm/Westf. Hoheneck- A 6262<br />

Verlag, Ca. 1961, 16 S.<br />

fhrirr~oir, Simone de. Das andere Geschlecht. Eine Deutung der Frau. Reinbr<br />

268 zb<br />

bck/Hamburg, Rowohlt, 1960, 158 S.<br />

Bersnrd, Aíurgirerite. La tutelle de malades mentaux exercée par des personnes<br />

privées dans le canton de Vaud. TD Ecole d’Etudes sociales Genève, 1961,<br />

A 6318<br />

67 p.<br />

Eiitc I’. Iï’iihelm (Hrsg.). Zur Rettung des Menschlichen in unserer Zeit. Ein<br />

A 6255<br />

Tagungsbericht. Stuttgart, Klett, 1961, 324 S.<br />

Ifeilpd~i~ogische Eldtter; Grenzen der Erziehbarkeit. Hannover, Sept, 1950,<br />

32 s<br />

Eltidid. 11hit-h. Der gegenwärtige Stand der Lese- und Schreibschwäche-For-<br />

A 6300<br />

br 268 f<br />

sthung. In. Schule und Psychologie (München) Nr. 3/1960.<br />

Il/i/in, E. Zur Psychologie des Alters und des Alterns. In: Der Psychologe<br />

(Sciiwarzcnburg) Nr. 10/1960.<br />

/hlmc~r, Jourhim. Der Mensch ohne ich. Basel, Herder, 3. Aufl. 1960, 138 S.<br />

Bodenmlrnn, Elirlrbeth. Dcr Samithlausbesuch im Heim. DA Zürich, 1961, 32 S.<br />

Brtinu’, Alire. Die Wohlfahrtskasse des Zollpersonals. DA Bern, 1960, 53 S.<br />

Bland!. G~(I~UV. Erziehungsberatungsstelle und Schule. in: Schule und Psychobr<br />

267 g<br />

br 268 zd<br />

A 6321<br />

A 6263<br />

A 6290<br />

logie (Basel) Nr. 5/1955.<br />

Cohen, Alberi K. Kriminelle Jugend. Zur Soziologie jugendlichen Bandenbr<br />

267 j<br />

wescns RcinbeklHamburn. -. Rowohlt. , 1961. 154 S ~. ,<br />

A 6314<br />

Prcnzier Congres inrernufionul du jouet. Erster internationaler Spielwarenkon-<br />

greß. Bruxelles, Exposition universelle et internationale, 1958, 277 p.<br />

I)n/nIer, Pierre. Wenn die Seele deines Kindes erwacht.. . Eine praktische<br />

Errichungskunde für junge Mutter. Luzern, Rex-Verlag, 1961, 215 S.<br />

ErkmRes: L‘esclavage de la femme. Paris, No 43/1959, 40 p.<br />

Esser, Bertha. Der «Verein für das Alter» - ein Glied in der Altersfürsorge<br />

der Stadt Bern. DA Bern, 1961, 50 S.<br />

Firchr, Iren. Körperliche Krankheit als Reaktion auf Trennungserlebnisse bei<br />

Hcimkindern. DA Zürich, 1961, 33 S.<br />

Fisrher. Riidolf. Masse und Vermassung. Zürich, Polygraphischer Verlag, 1961,<br />

107 S.<br />

Fbrsfcr, Friedrich Wilhelm. Jugendlehre. Mainz, Matthias-Grünewald-Verlag,<br />

1959, XIV, 200 S.<br />

A/lge?ueiner FiirsorReerziehf~ng~r~g (Hrsg.). Erziehungsheime in Wort und<br />

Ihld. Finr Auswahl von Ncu-, Um- und Erwciterungsbautcn aus dcn Jahren<br />

A 6322<br />

1051 bis 1961. Hannover-Klecfeld, 1961, 4 O, 128 S. ill.<br />

rnub. Sili,in. Altersversicherung dcr Hcimerzicher im Kanton Zürich. DA Zü-<br />

A 6306<br />

riOi, i


S d , E. A. A propos d’une solution au problPme de l’hospitalisme: l’adoption.<br />

Dans: Acta Paediatrica Belgica (Bruxelles) Vol. 12/1958, Fasc. 1.<br />

Srhncrer, Manique. Das Tlieaterspieien als Erziehungsmittei im Heim für<br />

Jugendliche. DA Zürich, 1961, 37 S.<br />

Schnub, Monda. Welche erzieherischen Möglichkeiten kann das Volkstanzen<br />

dem geistesschwachen Heimkinde bieten? DA Zürich, 1961, 20 S.<br />

Srheidegger, Alice. Die Gastfreundschaft im Heim, DA Zürich, 1961, 41 S.<br />

Schelsky, Helmirf. Wandlungen der Deutschen Familie in der Gegenwart. Stuttgrt,<br />

Enke, 4. Aufl. 1960, 418 S.<br />

Si hewer, SSJI. Die Hauspflege in den Gemeinden des Kantons Bern. DA Bern,<br />

1961, 40 S.<br />

~ ~ ~ J / J I ~ / J i+. ~ / Rv.; z , Ullrirh, Hms; Meng, Helmrrf. Praktische Jugendgerichts-<br />

Iiilfc. Ikrlin-Spandau, Luchterhand, 1961, 209 S.<br />

Sthnrrdiv, IIridr. Das fischgesprach im Heim. DA Zürich, 1961, 35 S.<br />

SC[ hehayc, 121 -A. Die symbolische Wunscherfiillung. Darstellung einer neuen<br />

psy Jiotlicrapcutisclien Methode und Tagebuch der Kranken. Bern, Huber,<br />

1955, i96 S.<br />

SwlrecPe-C;ese, Ewmarie. Das Familien- und Lebensbild weiblicher Straftater.<br />

Stuttgart, Enke, 1960, XVI, 222 S.<br />

Siprr, ,Y/&. Die Aufgaben die soziale Bedeutung und Organisation der Kinderhorte<br />

untcr besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Bern. DA Bern,<br />

1961, 63 s.<br />

Simonet, Nil. Die Zwangseinbütgerungen der Heimatlosen vor i00 bis i 50<br />

Jahren. Chur, Buchdruckerei AG, Bündner Tagblatt, 44 S.<br />

So6rietus: Sonderheft Jugendschutz. HammlWestf. Hoheneck-Verlag, Nr.<br />

i11961. 35 s.<br />

S/ieger, Adoif. Jugendstreiche im Heim. DA Zürich, 1961, 51 S.<br />

Sroboda, il06er;. Unsere Krankenhaus-Büchereien. Gesichtspunkte, Grundsitze<br />

und Erfahrungen. In: Die Krankenseelsorge, (Freiburg i. Br.) Nr.<br />

4/1960.<br />

T,ri,l/.r/iirr~nten-Pfarra~f der Kantons Ziirich (Hrsg.). Taubstumrnengerneinde.<br />

Zurich, 1961, 318 S. ill.<br />

Tt~ji~r, Etigcne /. (éd.). Rehabilitation and World peace. Proceedings of the<br />

eighth World Congress of the Internat. Society for the welfare of cripples<br />

held in New York 1960. New York 1960, 433 p.<br />

Tcrrvcn, Aitz. Dokumente zur Geschichte der Schulfilmbewegung in Deutschland.<br />

EmsdettenlWestf. Lechte, 1959, X, 259 S.<br />

Thornef, Werner. Das Konkordat über die wohnörtliche Untcrstützung vom<br />

I (r lk/ciiil)cr is>60. Einfiilirung und Erliiutcrung. Ucrn, Schwciz. ArmenpilcgerAonfcrcnz,<br />

1961, 11.5 S.<br />

Tr.rpp. 1’crc.r. Schiilfrngen im SpicRcl des Elternhauses. Eine Umfrage der<br />

.%liwci/. Verciriigung Scliulc und ~ltcrnltaiis. Scliwarzcnburg, Gerber- Buch-<br />

(Ircick, CA 1960, 110 S.<br />

Silr,ia. Die Frage dcr Anlclire bci erziehcrisch schwierigen Jugendlitlien<br />

DA Bern, 1960, 54 S.<br />

[ { I ~ ~ I I / C ~ ,<br />

[‘u, (io inJ/itirt der Jr~ggend. Bericht Über das Expertentreffen ((Bereiche der<br />

I‘rci~cithlscli~fti~unjien der Jugend und ihre Abgrenzungenn 1. Teil. -<br />

i)( ri1 lit iihcr das Expcrtcntrcffcn ((Auffllligc Verhaltensweisen von Jugendliilii~ii<br />

liciitc» 2. Tcil, Gauting/München, Juni 1958, Nr. 2, 83 S.<br />

I’qi. KJ//v Vom Tasclicngcld dcs Hcimkindes. DA Zürich, 1961, 37 S.<br />

11 tilJcr, /oh~i/u /,rbob. Das grofic Hcimfcst. DA Zürich, 1961, 35 S.<br />

II .c c h. I~LJI U/JMd. Ehe und Recht. Einc unifasscnde Darlegung sämtlicher die<br />

l‘fic I)ctreffcn. Entstehung, Struktur und Behandlunpsmög-<br />

Iitlikcit iicr Komplizcngrnieinschaft Jugendlicher. Wien, Springer-Verlag,<br />

i1)59, GO S.<br />

br 268 ze<br />

A 6275 .<br />

A 6276 *<br />

A 6277 ‘I<br />

A 6323<br />

A 6295<br />

A 6287<br />

A 6218<br />

A 6260<br />

A 6326<br />

A 6296<br />

br 268 z<br />

br 268 i<br />

A 6279<br />

br 267 n<br />

A 6286<br />

A 6311<br />

A 6308<br />

A 6323<br />

A 6312<br />

A 6297<br />

br V1 b<br />

A 6280<br />

A 6281<br />

A 6320<br />

A 6282<br />

A 6258<br />

A 6259<br />

1l”irz. Marnrif. Der Hund im Erzichungsheim für Kinder und Jugendliche.<br />

DA Ziiriyh, 1961, 27 S.<br />

ZirrhPr, Daniel. Arbeitsscheue in der Offenen Fürsorge. DA Bern, 1960, 102 S.<br />

Ztllliger, Zfrins. Kinderfeliler im Frühalter. Zurich, Classcn, 1961, 125 S.<br />

IV. Abteiliing:<br />

Frci~cithüclier - Livrcs de loisirs.<br />

Dercriditrgcr, Gertrrcd. Kunstgewerbliche hletallarbciteii. Burgdorf, RIA-Vcrlag,<br />

2. Aufl. ca. 1961, 71 S. ill.<br />

Kelber, Mn~da. Mcine Gruppc. Eine Gruppcnpldngogik urd -Methodik. Dusscltlorf,<br />

Vcrlng Haus AltcnhcrF, 1960, 37 S.<br />

Keller, Tlwtrtr. Dcr inusiknlisclic Bir. Vier Kaspcrstiickc mit Anlcitungcn iind<br />

Iiinweiscn fir dic Spiclcr. ncrii, Haupt, 1960, 36 S. ill.<br />

1.nrker. .. AlnnlrcJ. Wic fulire ich cinc JugcnJgruppc ’ 13ulil-Badcii, Verlag<br />

Konkordia, ca. 1961, 116 S.<br />

Sfiff, Gi,>itt,r. Das groOe Fahrt- unil Lagerhandhucli. hfÜnstcr/Westf. Dcutschcr-Jugcnd-Verlag:,<br />

3. Aufl. 1959, 512 S. ill.<br />

Anmerkungen:<br />

DA Zürich = Diplomarbeit der Schule für Soziale Arbeit<br />

Zürich<br />

DA Bern = Diplomarbeit der Fürsorgerschule der Bildungsstätte<br />

füt Soziale Arbeit Bern<br />

TD = Travail de diplômc<br />

I N T E R N TT I O N A I. ES’ KOM IT E E Y O M<br />

ROTEN KREUZ KOLLEKTE 1961<br />

A 6283<br />

A 6298<br />

A 6319<br />

Die von Pro Juventute all-<br />

monatlich herausgegebene<br />

illustrierte Jugendzeitschrift<br />

Schweizer Kamerad<br />

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Buben und Madchen von<br />

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Zeitschrift Schweizer Kamerad,<br />

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