1 DISKUSSIONSPAPIER DER AG Spiritualit
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Ebene der Phänomene werden, je nach AutorIn, solche ekstatischen Erfahrungen<br />
und Grenzerfahrungen in Actionsportarten als (quasi-) religiös bezeichnet. Befragt<br />
man aber die Jugendlichen, ob diese Erfahrungen für sie selbst einen religiösen Charakter<br />
haben, verneinen dies die Allermeisten entschieden.<br />
2. Form der religiösen Erfahrung: Erfahrungen, die im Rahmen einer individuellen Religiosität<br />
gedeutet werden<br />
Darunter sind Erfahrungen und Überlegungen zu verstehen, welche Jugendliche selber<br />
als religiös bezeichnen und mit einem individuellen Religionssystem deuten. Der<br />
Ausgangspunkt solcher Überlegungen ist oft die persönliche Verarbeitung von kritischen<br />
Lebensereignissen (z.B. ernsthafte Erkrankungen oder der Tod naher Menschen,<br />
Unfälle, Scheidung der Eltern). Abhängig vom Entwicklungsstand werden solche<br />
belastenden, aber auch positiven existentiellen Erfahrungen unterschiedlich als<br />
religiös gedeutet.<br />
Der Prozesse der Individualisierung, der Tabuisierung des Religiösen und der Rückgang<br />
von gemeinsamer Religionsausübung macht diese Form von religiöser Erfahrung<br />
zur Hauptform der Religiosität Jugendlicher.<br />
3. Form der religiösen Erfahrung: Erfahrungen, welche mit einem überindividuellen Religionssystem<br />
gedeutet werden<br />
In Unterscheidung zur zweiten Form wird bei der Deutung von Erlebnissen auf ein<br />
überindividuelles Religionssystem zurückgegriffen. Kritische Lebensereignisse werden<br />
vom Individuum beispielweise auf Grund einer bestimmten christlichen Tradition<br />
interpretiert.<br />
Erfahrungen in religiösen Gruppen werden meist mit den speziellen Ausdrucksformen,<br />
Motiven und Begriffen der betreffenden Gruppe geschildert und interpretiert.<br />
2.1.4. Die in der Untersuchung angewandte Definition von Religion und von religiöser<br />
Erfahrung.<br />
In der Fragebogenuntersuchung der <strong>AG</strong> <strong>Spiritualit</strong>ät interessiert in erster Linie das<br />
Selbsterleben und die Selbstdefinitionen der Jugendlichen, nur in zweiter Linie der Grad<br />
der Zustimmung oder Ablehnung zu dogmatischen Aussagen. Dieses Forschungsinteresse<br />
verlangt eine funktionale Religionsdefinition mit einer Präzisierung der religiösen<br />
Erfahrungen.<br />
Wir bezeichnen deshalb alle Praktiken und Einstellen als religiös, wenn sie helfen, Kontingenz<br />
zu bewältigen und von den Jugendlichen selbst als religiös bezeichnet werden<br />
(Formen 2 und 3 der religiösen Erfahrung).<br />
2.1.5. Mögliche Kritik an der angewandten Religionsdefinition<br />
Von zwei Seiten ist Kritik zu erwarten. Einerseits kann ein phänomenologisches, funktionales<br />
oder ein theologisch vorbestimmtes, inhaltliches Vorgehen verlangt werden.<br />
Das heisst, dass man entweder die erste Form religiöser Erfahrung ebenfalls einbezieht<br />
(phänomenologisches Vorgehen) oder ausschliesslich die dritte Form der religiösen Erfahrung<br />
betrachtet (theologisch vorbestimmtes, inhaltliches Vorgehen).<br />
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