1 DISKUSSIONSPAPIER DER AG Spiritualit
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Oerter beobachtet? 2 Um über die von (christlichen) Erwachsenen definierten Vorstellungen<br />
von Religion hinaus Informationen über die Religion Jugendlicher zu erhalten, wurde<br />
in den vergangenen Jahren immer wieder die jugendliche Lebenswelt nach ihrer religiösen<br />
Funktion untersucht. Die Beobachtung, dass Erlösergestalten den Kinos die<br />
Kassen füllen, dass grosse Konzerte fast jeglicher Stilrichtung eine alle Sinne ansprechende<br />
Liturgie darstellen, dass in Extremsportarten oder auf Raves Transzendenz gesucht<br />
wird, ist in der Tat bedenkenswert. Schliessen wir uns nun denen an, die angesichts<br />
jugendkultureller Phänomene aufatmend konstatieren, dass Jugend eben doch<br />
noch religiös ist? Oder jammern wir mit jenen, die bedauern, dass religiöse Sehnsucht<br />
an „heidnischen“ und kommerziellen Schauplätzen Erfüllung sucht?<br />
2.1.3. Die sozialwissenschaftliche Sicht von Religion<br />
In der Sozialwissenschaft existieren weder eine einheitliche Definition der Religion noch<br />
der religiösen Erfahrung. Bevor die angewandte Religionsdefinition unserer Fragebogenuntersuchung<br />
vorgestellt und auf mögliche Kritikpunkte an dieser Definition eingegangen<br />
wird, werden zuerst die beiden Grundkategorien der Religionsdefinitionen und<br />
drei Formen von religiöser Erfahrung beschrieben.<br />
2.1.3.1. Grundkategorien der Religionsdefinitionen: Inhaltliche gegenüber von<br />
funktionalen Definitionen<br />
Funktionale Definitionen beschreiben die Funktion, welche die Religion für das Individuum<br />
oder eine Gesellschaft erfüllt. Eine bekannte Kurzdefinition ist, dass alles Religion<br />
sei, was zur Kontingenzbewältigung dient. Kontingenz ist hier als etwas verstanden, was<br />
mir unerklärlich zustösst, zum Beispiel der Tod einer nahestehenden Person.<br />
Von inhaltlichen Definitionen spricht man, wenn der Definitionsgegenstand inhaltlich näher<br />
bestimmt wird. Beispiel einer inhaltlichen Kurzdefinition ist, dass Religiosität alle<br />
Einstellungen und Praktiken umfasst, welche sich bewusst auf eine Beziehung zu transzendenten<br />
Mächten ausrichten.<br />
Funktionale Definitionen können offener formuliert werden als inhaltliche. Funktionale<br />
Religionsvorstellungen müssen, wenn sie in der Praxis angewandt werden, in einem<br />
zweiten Schritt ebenfalls inhaltlich näher bestimmt werden. Funktionale und inhaltliche<br />
Definitionen nähern sich deshalb bei der praktischen Anwendung an.<br />
2.1.3.2. Drei Formen von religiöser Erfahrungen bei Jugendlichen.<br />
1. Form der religiösen Erfahrung: Ekstatische Erfahrungen oder Grenzerfahrungen in<br />
Actionsportarten und bei Risikoverhalten, die von aussen (Fremddeutung) als religiös<br />
bezeichnet werden können.<br />
Phänomene, wie sie bei Rockkonzerten zu beobachten sind (z.B. religiös anmutende<br />
Verehrung der MusikerInnen oder tranceähnliche Zustände der ZuhörerInnen), lassen<br />
sich mit dem Phänomen von religiösen Grossveranstaltungen vergleichen. Auf der<br />
2 Rolf Oerter, Ein handlungstheoretischer Zugang zur Religiosität, in: Fritz Oser/ Helmut K. Reich, Eingebettet<br />
ins Menschsein: Beispiel Religion. Aktuelle psychologische Studien zur Entwicklung von Religiosität,<br />
Lengerich 1996<br />
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