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1 DISKUSSIONSPAPIER DER AG Spiritualit

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3.5. Die christliche Botschaft als inhaltlicher Bezug des Glauben-lernens<br />

3.5.1. Die christliche Botschaft als Angebot<br />

Die Situationsanalyse zeigt, dass die meisten Jugendlichen mit Gott rechnen. Auch<br />

wenn im Alltag der Bezug zu einem Glauben wenig aufscheint, können intensive Erfahrungen,<br />

mögen sie besonders beglückend oder besonders leidvoll sein, oftmals ein<br />

Auslöser sein, sich intensiver mit der Gottesfrage zu beschäftigen und für die „irgendwie“<br />

erlebte Transzendenz inhaltliche Deutungen zu suchen. Der kirchlichen Jugendarbeit<br />

und dem Religionsunterricht kommt die Aufgabe zu, verstehbare Deutungsmöglichkeiten<br />

vor dem Hintergrund der christlichen Botschaft anzubieten, im Feiern und in Gesprächen.<br />

Die Jugendlichen werden dabei wissen wollen, was diese Deutung für den<br />

oder die JugendverantwortlicheN bedeutet und was der Bezug zu ihrem eigenen Leben<br />

sein könnte. Um eine subjektive Zustimmung zur christlichen Botschaft zu ermöglichen,<br />

ist die Freiheit des Deutungsangebotes von grosser Bedeutung. Unterschwelliger<br />

Zwang als auch unterschwellige Abwertung schränken Jugendliche ein, Glauben in diesem<br />

inhaltlichen Sinne zu lernen.<br />

Nicht immer werden bei der Glaubenssuche Jugendlicher mögliche Deutungsinhalte im<br />

Vordergrund stehen. Jugendliche sind damit beschäftigt, ob und wie man überhaupt<br />

glauben kann. Dieses inhaltlich offene Fragen zuzulassen und zu begleiten ist von entscheidender<br />

Bedeutung in einer Zeit, in der Religion zum Tabu geworden ist. Auch<br />

wenn die christliche Botschaft inhaltlich (noch) nicht ankommt, wird sie in der Erfahrung<br />

des Angenommen-Seins und Ernst-genommen-Werdens im Glauben-lernen unmittelbar<br />

präsent . Von dieser grundlegenden Erfahrung wird auch die Möglichkeit der Zustimmung<br />

zu einem inhaltlichen Angebot abhängig sein.<br />

3.5. 2. Christliche Inhalte treffen auf unterschiedliche religiöse Entwicklungsstufen<br />

Die Art und Weise des Glauben-lernens ist abhängig von der Phase der religiösen Entwicklung<br />

eines Kindes oder Jugendlichen. 8 Während für kleine Kinder Gott als eine dem<br />

Menschen gegenüberstehende, absolute Macht erscheint (Stufe 1), wird es im Lauf des<br />

ersten Lebensjahrzehnts ein Gottesbild entwickeln, das mit der Beeinflussbarkeit Gottes<br />

durch den Menschen rechnet (Stufe 2: auf dieser Stufe kann beispielsweise durch Gebet<br />

oder gute Taten Gottes Hilfe erwirkt werden). Auf einer nächsten Stufe steht die<br />

Vorstellung im Zentrum, dass der Einflussbereich Gottes und die Verantwortung des<br />

Menschen nicht zusammenhängen (Stufe 3). In einer weiteren Stufe der Entwicklung,<br />

die (wie auch Stufe 3) nicht von allen Menschen erreicht wird, können der Einflussbereich<br />

Gottes und der des Menschen als Aspekte eines umfassenden Heilsplanes wieder<br />

zusammen gedacht werden (Stufe 4). Auf einer bestimmtem Stufe der religiösen Entwicklung<br />

zu stehen bedeutet, dass Gott immer entsprechend der jeweils vorherrschenden<br />

Vorstellung wahrgenommen wird.<br />

Jugendlich müssen religiös also so angesprochen werden, dass sie Inhalte in ihre religiöse<br />

Grundstruktur einbauen können. Sie können nicht mit Argumenten erreicht werden,<br />

die sie aufgrund ihres Gottesbildes nicht verstehen. Das bedeutet beispielsweise,<br />

dass auf Stufe 3 der religiösen Entwicklung, in der eine Gottesbeziehung äusserst<br />

8 Oser/Gmünder, Der Mensch. Stufen seiner religiösen Entwicklung. Ein strukturgenetischer Ansatz, Gütersloh 4 1996<br />

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