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1 DISKUSSIONSPAPIER DER AG Spiritualit

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3. URTEILEN – Postulate zu Glauben-lernen<br />

3.1. Glauben-lernen geschieht subjektorientiert und mystagogisch<br />

Glaubensvermittlung ist um der Menschen willen da. In den Fragen von <strong>Spiritualit</strong>ät und<br />

Religiosität im Rahmen kirchlicher Jugendarbeit geht es um die Jugendlichen als Subjekte.<br />

Es geht um ihr Leben, um ihre Fragen, Hoffnungen und Ängste, um ihr Heil. Sie<br />

stehen als AdressatInnen der christlichen Botschaft im Zentrum, ihr Leben ist Massstab<br />

für deren Verkündigung, in der Begegnung mit ihnen ereignet sich Gott. Es geht nicht<br />

um die „Weitergabe des Glaubens“ oder um die Selbsterhaltung von Kirche, sondern<br />

einzig und allein um die von Jesus Christus Berufenen.<br />

In einer individualisierten Gesellschaft sind die Menschen, insbesondere junge Menschen,<br />

in ihrer Sinnfindung und Glaubensorientierung auf sich selber zurückgeworfen.<br />

Ihre Suche kann sich nicht anders als an der Bedeutung religiöser Inhalte für ihr subjektives<br />

Orientierungsbedürfnis und für die sich darin eröffnenden Deutungsmöglichkeiten<br />

für die eigene Biografie orientieren. Religion ist „Religion in der Bedeutung für mich“,<br />

Glaube ist persönlicher Glaube und trägt den Charakter von Selbstvollzug und Selbstinszenierung.<br />

Kirchliche Jugendarbeit kommt nicht darum herum, die individualisierte Gesellschaft<br />

als Bedingungskontext für ihr Handeln ernst zu nehmen. Glaubensvermittlung,<br />

in welcher Gestalt auch immer, ist heute nicht anders als subjektorientiert möglich. Einen<br />

theologischen Zugang für einen subjektorientierten Vermittlungsprozess von Glaube<br />

eröffnet der transzendentale Ansatz in der Theologie Karl Rahners. Was immer ein<br />

Mensch glauben kann, ist in der Selbstmitteilung Gottes an jeden Menschen bereits angelegt.<br />

Jede religiöse Unterweisung muss als Mystagogie an dem anknüpfen, was für<br />

das Subjekt unmittelbar erfahrbar ist. 7<br />

3.2. Glauben-lernen braucht Beziehung<br />

Glaubensvermittlung als subjektorientiertes Geschehen ist immer auch ein soziales Geschehen.<br />

Jugendliche und Jugendverantwortliche in der Kirche bestätigen einhellig,<br />

dass die Beziehung zu erwachsenen Begleitpersonen und die Beziehungen in einer<br />

Gruppe die Erfahrbarkeit von Glaube erst möglich macht. In diesem Beziehungsgeschehen<br />

sind Inhalt und Sozialgestalt des Glaubens eng verbunden. Nur glaubwürdige<br />

Menschen können mit Jugendlichen einen Weg des Glauben-lernens gehen und nur in<br />

vertrauensvollen Beziehungen sind Religion, <strong>Spiritualit</strong>ät, Glaube thematisierbar. Religiöse<br />

Lernorte, die diesem Beziehungsaspekt nicht gerecht werden können, scheiden<br />

als Orte religiöser Vermittlung im Sinn von Glaubensaneignung aus. Dem Primat des<br />

personalen Angebotes, wie es in der Würzburger Synode 1975 formuliert wurde, ist<br />

mehr denn je Bedeutung zu schenken.<br />

7 s. Hubert Haslinger, Sich selbst entdecken – Gott erfahren. Für eine mystagogische Praxis kirchlicher Jugendarbeit,<br />

Mainz 1991<br />

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