1 DISKUSSIONSPAPIER DER AG Spiritualit
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se Hinwendung Jesu zu den Menschen, in der die Hinwendung Gottes zum Menschen<br />
endgültig sichtbar geworden ist. Darum muss Jugendarbeit der Christen selbstloser<br />
Dienst an den jungen Menschen und an der Gestaltung einer Gesellschaft sein, die von<br />
den Heranwachsenden als sinnvoll und menschenwürdig erfahren werden kann. Ihr Ziel<br />
ist nicht Rekrutierung, sondern Motivation und Befähigung, das Leben am Weg Jesu zu<br />
orientieren.“ 4<br />
Im Spannungsfeld zwischen der Orientierung an der konkreten Lebensrealität einerseits<br />
und dem Verkündigungsauftrag andererseits entscheidet sich bereits die Würzburger<br />
Synode für einen am Individuum und seiner Lebenswelt orientierten Ansatz in der Jugendarbeit,<br />
wie er heute beispielsweise von Friedrich Schweitzer gefordert wird (s.o.):<br />
„Der Mensch verfolgt das Ziel, sich selbst zu verwirklichen. Er nennt dieses Ziel Glück,<br />
Liebe, Friede, Freude, Heil – und selbst im Scheitern lässt er nicht von diesem Ziel. Die<br />
Suche nach diesem Ziel prägt sich beim jungen Menschen besonders darin, dass er<br />
nach Herkunft, Ziel und Sinn seines Lebens fragt, sein persönliches, unverwechselbares<br />
Selbst, seine Identität sucht, sich nach Glück sehnt und von seinen Mitmenschen angenommen<br />
sein möchte. Hier muss eine kirchliche Jugendarbeit ansetzen.“ 5 Kirchliche<br />
Verkündigung orientiert sich primär am Subjekt und am konkreten Heilsbedürfnis dieses<br />
Subjektes.<br />
2.2.3. „Heute hier, morgen dort“ 6 : kirchliches Leben vollzieht sich in unterschiedlichen<br />
Ereignisfeldern<br />
Mit dem Bericht „Heute hier, morgen dort... Perspektiven für die kirchliche Kinder- und<br />
Jugendarbeit“ haben die JugendseelsorgerInnen der Deutschschweiz zwanzig Jahre<br />
später nach einer jugendpastoralen Orientierung gesucht. Subjektwerdung steht dabei<br />
als ein wichtiges Stichwort im Zentrum der Zielsetzungen einer Jugendpastoral der Zukunft.<br />
Der gesellschaftliche Wandel in Richtung Individualisierung ist in diesen zwanzig<br />
Jahren so weit fortgeschritten, dass Kirchlichkeit für die meisten ChristInnen keinen<br />
umfassenden Identitätsrahmen mehr bereitstellt. Im Rahmen von Kirche suchen Menschen<br />
vielmehr aus unterschiedlichen Motiven heraus ihre religiösen und sozialen Bedürfnisse<br />
zu leben. Im Bericht „Heute hier, morgen dort...“ werden das Bedürfnis nach<br />
Kult und Kultur, das Bedürfnis nach Solidarität und das Bedürfnis nach Begegnung und<br />
Bewegung voneinander unterschieden. Aus dieser Unterscheidung von Bedürfnissen<br />
entstehen unterschiedliche Ereignisfelder, die von glaubenden und suchenden Menschen<br />
als kirchliche aufgesucht werden. Dieses Kirchenbild würdigt alle Ereignisfelder<br />
als Orte der Begegnung von Menschen mit Gott und untereinander. Die Pluriformität des<br />
kirchlichen Lebens als Chance gewertet und nicht als „Auswahlchristentum“. Jugendarbeit<br />
kann demnach im Bereich Begegnung und Bewegung stattfinden, im Bereich Kult<br />
und Kultur oder im Bereich Solidarität, ohne dass unterschiedliche Formen als mehr<br />
oder weniger kirchlich gegeneinander ausgespielt werden müssen.<br />
4 Beschluss der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, Ziele und Aufgaben kirchlicher<br />
Jugendarbeit., zit. nach Heftreihe Synodenbeschlüsse Nr. 8, S. 9<br />
5 ebd.<br />
6 Verein deutschschweizerischer JugendseelsorgerInnen (Hrsg.), Heute hier morgen dort. Neue Perspektiven für die<br />
kirchliche Jugendarbeit, Zürich 1995<br />
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