Zukunft für Familie - Deutscher Städte- und Gemeindebund
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4.6 Zeitpolitik <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>n<br />
Gute Zeit <strong>für</strong><br />
<strong>Familie</strong>n –<br />
gute Zeit <strong>für</strong><br />
Arbeit<br />
Untersuchungen haben belegt, dass sich generell das<br />
Sozialverhalten der Kinder in Ganztagsschulen verbessert. 50<br />
Dadurch würden Eltern in ihren Erziehungsaufgaben unterstützt<br />
<strong>und</strong> der Staat seiner Verantwortung <strong>für</strong> die Trias Bildung,<br />
Betreuung <strong>und</strong> Erziehung stärker gerecht werden, wie dies etwa<br />
im zwölften Kinder- <strong>und</strong> Jugendbericht gefordert wurde. Auch bei<br />
den Lehrern zeigen sich positive Effekte durch eine stärkere<br />
Schülerorientierung <strong>und</strong> gesteigerte Motivation. Es wird deutlich,<br />
dass die Ausweitung des Ganztagsschulangebots <strong>für</strong> alle<br />
Schulformen aus vielen Perspektiven förderlich wäre.<br />
Eine Studie des IW empfiehlt einen Ausbau der Gr<strong>und</strong>schulen auf<br />
ein Ganztagsangebot, wodurch auch die gezielte Förderung<br />
schwächerer Schüler verbessert werden könnte.<br />
Der Siebte <strong>Familie</strong>nbericht hat nachdrücklich dazu aufgefordert,<br />
gesellschaftliche Zeitsysteme <strong>und</strong> kommunale Zeitstrukturen zu<br />
einem relevanten Gestaltungsgegenstand von <strong>Familie</strong>npolitik zu<br />
machen. Obwohl Zeitinstitutionen wie Erwerbsarbeits- <strong>und</strong> Bildungs-<br />
bzw. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungseinheiten, der arbeitsfreie<br />
Samstag, Feiertage oder der Jahresurlaub immer schon auf die<br />
familiale Lebensführung ganz erheblichen Einfluss genommen<br />
haben, wird erst angesichts von vermehrt artikulierter Zeitknappheit<br />
<strong>und</strong> von verstärkt sichtbar werdenden Symptomen von Zeitstress<br />
deutlich, dass individuelle Zeitarrangements <strong>und</strong> –strategien<br />
in einer zunehmend fluiden Wissens- <strong>und</strong> Dienstleistungsgesellschaft<br />
offensichtlich auf Grenzen stoßen.<br />
Eine Auswahl von Ergebnissen repräsentativer Umfragen illustriert<br />
das Problem: 51<br />
� WSI-Elternbefragung (2003): Wünsche <strong>und</strong> Wirklichkeit klaffen<br />
bei erwerbstätigen Eltern weit auseinander.<br />
� Emnid-Umfrage bei Lehrern (2006): „58 Prozent sagen, dass<br />
die Eltern sich zu wenig Zeit <strong>für</strong> ihre Kinder nehmen“.<br />
50 Aktionsrat Bildung, Bildungsgerechtigkeit, Jahresgutachten 2007, Wiesbaden 2007; Wissenschaftlicher<br />
Kooperationsverb<strong>und</strong>, Die offene Ganztagsschule im Primarbereich in Nordrhein-Westfalen: Erste Ergebnisse der<br />
Hauptphase, Dortm<strong>und</strong> u. a. O. 2006.<br />
51 Klenner/Pfahl, Jenseits von Zeitnot <strong>und</strong> Karriereverzicht – Wege aus dem Arbeitszeitdilemma. Analyse der Arbeitszeiten<br />
von Mütter, Vätern <strong>und</strong> Pflegenden <strong>und</strong> Umrisse eines Konzeptes, WSI-Diskussionspapier Nr. 158, Düsseldorf 2008;<br />
World Vision: Kinder in Deutschland 2007, Frankfurt 2007; Institut <strong>für</strong> Demoskopie Allensbach, Einstellungen junger<br />
Männer zu Elternzeit, Elterngeld <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>lichkeit im Betrieb. Kurzuntersuchung im Auftrag des BMFSFJ,<br />
unveröffentlicht. August 2005; Emnid-Studie im Auftrag der Reader’s Digest, Lehrer kritisieren: „Eltern haben zu wenig<br />
Zeit <strong>für</strong> ihre Kinder“, Reader’s Digest, 27.12.2005; Allensbach-Umfrage im Auftrag, „Eltern wollen mehr Zeit <strong>für</strong> ihre<br />
Kinder. Betreuungsangebote entlasten vom Gefühl des Zeitmangels“, Pressmitteilung des Forums „<strong>Familie</strong> stark<br />
machen“, 28.02.2007.<br />
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