Zukunft für Familie - Deutscher Städte- und Gemeindebund
Zukunft für Familie - Deutscher Städte- und Gemeindebund
Zukunft für Familie - Deutscher Städte- und Gemeindebund
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
einer Kasse aus verwaltungsökonomischer Sicht nicht zu nennenswerten<br />
Synergien führt. Unterschiedliche Leistungsvoraussetzungen<br />
<strong>und</strong> Prüfkriterien dimensionieren den Aufwand <strong>für</strong> die<br />
Verwaltung <strong>und</strong> auch die Nutzer der Leistung.<br />
Nach dem französischen oder auch österreichischem Vorbild wird<br />
gelegentlich auch <strong>für</strong> Deutschland eine <strong>Familie</strong>nkasse als Parafiskus<br />
in die Diskussion gebracht. Eine <strong>Familie</strong>nkasse dieser Art<br />
wäre eine unabhängige Körperschaft öffentlichen Rechts mit eigener<br />
Rechtspersönlichkeit, vergleichbar mit den öffentlichen R<strong>und</strong>funkanstalten.<br />
Vorteile werden darin gesehen, dass alle familienbezogenen<br />
Leistungen gemeinsam verwaltet <strong>und</strong> ausbezahlt werden<br />
könnten, <strong>und</strong> dass die <strong>Familie</strong>nkasse über eine eigenständige,<br />
von nationalen Budgetentscheidungen relativ unabhängige Finanzierung<br />
entweder aus Beiträgen oder aus Mitteln der öffentlichen<br />
Haushalte verfügen würde.<br />
Nachteile der Einrichtung eines Parafiskus werden in einem hohen<br />
Verwaltungsaufwand <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en Kosten gesehen. Es<br />
müsste eine zusätzliche Institution mit regionaler bzw. lokaler<br />
Handlungsfähigkeit eingerichtet werden. Dies schließt die Koalitionsvereinbarung<br />
ausdrücklich aus. Hinsichtlich der Erfordernisse<br />
einer stärkeren Bündelung von <strong>Familie</strong>nleistungen, mehr Transparenz<br />
<strong>und</strong> Bürgernähe ist eine Organisationsform Parafiskus nicht<br />
notwendig. Ob die bloße Konzentration <strong>und</strong> Zusammenführung<br />
familienpolitischer Leistungen in einer „<strong>Familie</strong>nkasse“ mehr<br />
Übersichtlichkeit oder andere positive Effekte <strong>für</strong> den „K<strong>und</strong>en“<br />
schafft ist aufgr<strong>und</strong> unserer Erkenntnisse fraglich. Vorangehen<br />
müssten jedenfalls detaillierte <strong>und</strong> mit vielen Sonderinteressen<br />
behaftete Klärungs- <strong>und</strong> Verständigungsgespräche zwischen den<br />
föderalen Ebenen.<br />
Keine Kasse im Sinne einer Zahlstelle ist eine <strong>Familie</strong>nkasse verstanden<br />
als <strong>Familie</strong>n- oder Bürgerbüro. Die Servicefunktion eines<br />
<strong>Familie</strong>nbüros läge darin, Leistungsanträge entgegenzunehmen,<br />
Beratung durchzuführen <strong>und</strong> die jeweils spezialisierten Verwaltungen<br />
mit der Leistungsberechnung <strong>und</strong> -zahlung zu beauftragen.<br />
Das Modell des <strong>Familie</strong>nbüros folgt dem Gedanken des „one<br />
window shopping“: die <strong>Familie</strong>n richten sich mit ihren Anliegen<br />
zeitsparend an eine einzige Stelle. Das kann je nach örtlicher<br />
Gegebenheit z.B. um kommunale <strong>Familie</strong>nhilfen etc. erweitert<br />
werden.<br />
Das Sozialministerium des Landes Schleswig Holstein hat im Jahr<br />
2006 ein Pilotprojekt „<strong>Familie</strong>nbüro“ gestartet, dem zwei weitere<br />
regionale Projekte folgen sollen. Gemeinsam mit weiteren Partnern,<br />
der Regionalverwaltung des Kreises Nordfriesland, der<br />
B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit <strong>und</strong> dem Landesamt <strong>für</strong> soziale Dienste<br />
wurde das <strong>Familie</strong>nbüro in Niebüll (170.000 Einwohner) im Juli<br />
2006 eröffnet. Die Funktion des <strong>Familie</strong>nbüros ist die einer Anlaufstelle<br />
<strong>für</strong> <strong>Familie</strong>n nicht nur <strong>für</strong> familienbezogene monetäre Leis-<br />
16