4 Funktionen und Gleichungen - CeVis
4 Funktionen und Gleichungen - CeVis
4 Funktionen und Gleichungen - CeVis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 66<br />
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong><br />
<strong>Funktionen</strong> sind ganz gr<strong>und</strong>legende Objekte der Mathematik <strong>und</strong><br />
nehmen daher auch im Schulunterricht einen breiten Raum ein.<br />
Normalerweise wird bei <strong>Funktionen</strong> der Zuordnungsaspekt herausgestellt,<br />
dass also gewissen mathematischen Objekten (meistens<br />
Zahlen) andere mathematische Objekte zugeordnet werden. In den<br />
vorhergehenden Kapiteln haben wir mit den geometrischen<br />
Abbildungen ebenfalls <strong>Funktionen</strong> kennen gelernt. Hier waren die<br />
mathematischen Objekte Punkte (Kapitel 2) bzw. Vektoren (Kapitel 3).<br />
4.1 Gr<strong>und</strong>begriffe<br />
In diesem Abschnitt soll, sozusagen in einem kleinen Schlenker abseits<br />
von unserer Hauptstraße, aufgezeigt werden, was in der Mathematik<br />
recht abstrakt unter einer Funktion verstanden wird. Einerseits werden<br />
wir diesen abstrakten Weg nicht weiter verfolgen, dennoch öffnet er<br />
den Blick auf manche Gr<strong>und</strong>begriffe <strong>und</strong> –probleme.<br />
Um eine Funktion zu definieren brauchen wir zwei Mengen, A <strong>und</strong> B.<br />
Als Beispiel nehmen wir für A die Menge der ersten 10 Buchstaben<br />
des lateinischen Alphabets, also A = {a, b, c, d, e, f, g, h, i, j} <strong>und</strong> für B<br />
die Menge der Ziffern, also B = {0, 1, 2, ... , 9}. Zu diesen beiden<br />
Mengen bilden wir das Kreuzprodukt, was einfach nur bedeutet, dass<br />
Paare gebildet werden. Dabei wird die erste Position mit Elementen<br />
der ersten Menge A belegt, im Beispiel also die Buchstaben, <strong>und</strong> die<br />
zweite Position mit den Elementen der zweiten Menge B, im Beispiel<br />
die Ziffern.<br />
Definition 4.1 (kartesisches Produkt)<br />
Gegeben sind zwei Mengen A <strong>und</strong> B. Dann versteht man unter dem<br />
kartesischen Produkt (nach René Descartes) die Menge aller<br />
geordneten Paare (a,b) mit a aus A <strong>und</strong> b aus B.<br />
Formal: A × B = (a,b) | a ∈ A <strong>und</strong> b ∈B<br />
{ }<br />
Wenn man, wie im obigen Beispiel endliche, nicht zu große Mengen<br />
hat, so kann man das kartesische Produkt sehr anschaulich <strong>und</strong><br />
übersichtlich aufschreiben<br />
A × B = { (a,0) (b,0) (c,0) (d,0) (e,0) (f,0) (g,0) (h,0) (i,0) (j,0)<br />
(a,1) (b,1) (c,1) (d,1) (e,1) (f,1) (g,1) (h,1) (i,1) (j,1)<br />
(a,2) (b,2) (c,2) (d,2) (e,2) (f,2) (g,2) (h,2) (i,2) (j,2)<br />
...<br />
(a,9) (b,9) (c,9) (d,9) (e,9) (f,9) (g,9) (h,9) (i,9) (j,9)}
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 67<br />
Wichtig ist in dieser Anordnung, dass die Paare in einer Spalte<br />
dasselbe Element aus A an der ersten Position haben <strong>und</strong> die Paare in<br />
einer Zeile dasselbe Element aus B an der zweiten Position.<br />
Trifft man nun irgend eine Auswahl aus dem kartesischen Produkt, so<br />
spricht man von einer Relation. Für die Auswahl gibt es keine<br />
Bedingung, sie kann beliebig sein (was dann die Relation letztlich<br />
auch vollkommen abstrakt <strong>und</strong> ohne tieferen Sinn macht).<br />
Definition 4.2 (Relation)<br />
Gegeben sind zwei Mengen A <strong>und</strong> B. Dann versteht man unter einer<br />
Relation r zwischen den Mengen A <strong>und</strong> B eine (beliebige) Teilmenge<br />
des kartesischen Produktes A × B .<br />
Formal: r ⊆ A × B<br />
So könnte eine Relation r zwischen den Mengen A <strong>und</strong> B unseres<br />
Beispiels sein:<br />
r = { (a,0) (a,1) (b,9) (c,5) (h,7) (h,0) (w,5) (x,8) (x,2) (x,7) (z,0) }<br />
Dieser Aufzählung können wir dann z.B. entnehmen, dass h in<br />
Relation zu 7 ist, aber e nicht in Relation zu irgend einer Ziffer ist.<br />
Eine bekannte, sinnvolle Relation ist z.B. die Kleinerrelation auf der<br />
Menge der Zahlen. Für ein endliches Beispiel nehmen wir die Menge<br />
A = {1, 2, 3, 4, 5} <strong>und</strong> B = A. Dann ist das kartesische Produkt,<br />
übersichtlich geschrieben,<br />
A × A = { (1,1) (2,1) (3,1) (4,1) (5,1)<br />
(1,2) (2,2) (3,2) (4,2) (5,2)<br />
(1,3) (2,3) (3,3) (4,3) (5,3)<br />
(1,4) (2,4) (3,4) (4,4) (5,4)<br />
(1,5) (2,5) (3,5) (4,5) (5,5)}<br />
Die Kleinerrelation k ist dann die Teilmenge von A × A , in der das<br />
erste Element kleiner ist als das zweite, also<br />
k = {(1,2) (1,3) (2,3) (1,4) (2,4) (3,4) (1,5) (2,5) (3,5) (4,5)}.<br />
Eine Funktion ist nun eine spezielle Relation – speziell in dem Sinn,<br />
dass bei der Auswahl der Paare eine Bedingung zu beachten ist.<br />
Definition 4.3 (Funktion)<br />
Gegeben sind zwei Mengen A <strong>und</strong> B. Dann versteht man unter einer<br />
Funktion f zwischen den Mengen A <strong>und</strong> B eine Teilmenge des<br />
kartesischen Produktes A × B , die für die Zuordnung des zweiten<br />
Elementes aus B eindeutig ist.<br />
Formal: f ⊆ A × B <strong>und</strong> (a,b 1 ) ∈ f <strong>und</strong> (a,b 2 ) ∈ f ⇒ b 1 = b 2<br />
Diese Eindeutigkeitsforderung nennt man rechtseindeutig. Sie macht<br />
die übliche Schreibweise f(a) = b sinnvoll, die aussagt, dass a,b<br />
( ) ∈ f
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 68<br />
Diese Eindeutigkeit ist leicht zu überprüfen. Die oben gegebene<br />
Relation r ist keine Funktion, da es z.B. zwei verschiedene Elemente<br />
aus r gibt, die als erstes Symbol ein h haben, nämlich (h,7) <strong>und</strong> (h,0).<br />
Das Symbol h steht also sowohl zur 7 als auch zur 0 in Relation, was<br />
die Bedingung für eine Funktion verletzt.<br />
f = { (a,0) (c,1) (e,9) (g,5) (i,1) } ist dagegen eine Funktion zwischen A<br />
<strong>und</strong> B, denn den ausgewählten Buchstaben wird eindeutig eine Ziffer<br />
zugeordnet.<br />
Eine zweite, noch leichtere Überprüfung der Funktionseigenschaft<br />
erhält man, wenn das kartesische Produkt in der oben dargestellten,<br />
übersichtlichen Form aufgeschrieben ist. Eine Funktion kann man<br />
dann dadurch definieren, dass man die Elemente, die zu f gehören, in<br />
dem rechteckig aufgeschriebenen kartesischen Produkt A × B<br />
markiert. Die Funktionseigenschaft zeigt sich dadurch, dass maximal<br />
ein Element in jeder Spalte markiert ist.<br />
A × B = { (a,0) (b,0) (c,0) (d,0) (e,0) (f,0) (g,0) (h,0) (i,0) (j,0)<br />
(a,1) (b,1) (c,1) (d,1) (e,1) (f,1) (g,1) (h,1) (i,1) (j,1)<br />
(a,2) (b,2) (c,2) (d,2) (e,2) (f,2) (g,2) (h,2) (i,2) (j,2)<br />
(a,3) (b,3) (c,3) (d,3) (e,3) (f,3) (g,3) (h,3) (i,3) (j,3)<br />
(a,4) (b,4) (c,4) (d,4) (e,4) (f,4) (g,4) (h,4) (i,4) (j,4)<br />
(a,5) (b,5) (c,5) (d,5) (e,5) (f,5) (g,5) (h,5) (i,5) (j,5)<br />
(a,6) (b,6) (c,6) (d,6) (e,6) (f,6) (g,6) (h,6) (i,6) (j,6)<br />
(a,7) (b,7) (c,7) (d,7) (e,7) (f,7) (g,7) (h,7) (i,7) (j,7)<br />
(a,8) (b,8) (c,8) (d,8) (e,8) (f,8) (g,8) (h,8) (i,8) (j,8)<br />
(a,9) (b,9) (c,9) (d,9) (e,9) (f,9) (g,9) (h,9) (i,9) (j,9)}<br />
Die Definition 4.3 einer Funktion lässt zu, dass nicht jedem Element<br />
von A ein Element aus B zugeordnet wird. Diese Teilmenge von A, die<br />
die Elemente enthält, die bei der Definition von f als erste Elemente<br />
der geordneten Paare auftauchen, heißt Definitionsmenge der<br />
Funktion.<br />
Definition 4.4 (Definitionsmenge)<br />
Gegeben sind zwei Mengen A <strong>und</strong> B <strong>und</strong> eine Funktion f durch<br />
Aufzählung der Elemente aus A × B . Dann heißt die Menge aller<br />
Elemente aus A, die als erstes Element in den geordneten Paaren von f<br />
auftauchen, die Definitionsmenge D der Funktion f.<br />
Entsprechend gilt:<br />
Definition 4.5 (Wertemenge)<br />
Gegeben sind zwei Mengen A <strong>und</strong> B <strong>und</strong> eine Funktion f durch<br />
Aufzählung der Elemente aus A × B . Dann heißt die Menge aller<br />
Elemente aus B, die als zweites Element in den geordneten Paaren von<br />
f auftauchen, die Wertemenge W der Funktion f.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 69<br />
f = { (a,0) (c,1) (e,9) (g,5) (i,1) }<br />
D = {a, c, e, g, i} W = {0, 1, 5, 9}<br />
Abb. 4.1: Die Aufzählung der Elemente von f legt D <strong>und</strong> W fest<br />
Eine Funktion zwischen den Mengen A <strong>und</strong> B ist also eine Menge von<br />
geordneten Paaren, die rechtseindeutig ist. Sie ist dann definiert, wenn<br />
für jedes geordnete Paar aus A × B genau entschieden werden kann, ob<br />
es zu f gehört oder nicht.<br />
Wie wir oben gesehen haben, ist eine Möglichkeit, diese Festlegung zu<br />
treffen, die explizite Aufzählung der Paare, die zu f gehören.<br />
Diese vollständige Aufzählung kann auch in anderer Art geschehen,<br />
z.B. in einer Tabelle oder einem Mengendiagramm.<br />
Abb. 4.2: Beispiel eines Mengendiagramms einer Funktion<br />
Um die geforderte Eindeutigkeit zu erfüllen, darf jeder Person nur ein<br />
Haustier zugeordnet werden. Hätte eine Person mehrere Haustiere,<br />
wäre die Zuordnung keine Funktion.<br />
Ist diese Menge aber sehr groß oder gar unendlich, so kann die<br />
Definition einer Funktion nicht über die explizite Aufzählung<br />
geschehen. In diesem Fall beschreibt man dann eine Funktion über die<br />
Definitionsmenge <strong>und</strong> eine Beziehung, die angibt, wie man zu dem<br />
ersten Element des Paares das zweite findet.<br />
Beispiel: q sei die Funktion, die jeder Zahl von 1 bis 100 die<br />
Quadratzahl zuordnet.<br />
⎧⎪<br />
{ 1,2,3,...,100}<br />
→ �<br />
Formal schreibt man das auf durch<br />
q :<br />
n � n 2 ⎨<br />
⎩⎪<br />
Beide Definitionen, die durch Text <strong>und</strong> die formale, lassen die<br />
eindeutige Entscheidung zu, ob ein Paar zur Funktion gehört oder<br />
nicht. Dabei ist die Funktion weiterhin eine Menge von Paaren.<br />
Das Paar (25, 625) gehört zu q, dagegen ist (60, 600) kein Element von<br />
q, da 600 nicht die Quadratzahl von 60 ist. Das Paar (150, 22500)<br />
gehört auch nicht zu q. Zwar ist 22500 = 150 2 , aber 150 liegt nicht in<br />
der oben angegebenen Definitionsmenge.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 70<br />
Betrachtet man nun eine zweite Funktion p, die definiert ist durch<br />
{ 1,2,3,...,200}<br />
→ �<br />
p :<br />
n � n 2<br />
⎧⎪<br />
⎨<br />
, so unterscheidet sich p von q nur durch die<br />
⎩⎪<br />
Definitionsmenge. Beide <strong>Funktionen</strong> sind verschieden, denn das Paar<br />
(150, 22500) gehört nicht zu q, wohl aber zu p. In der Bedeutung als<br />
Menge von Paaren sind also die <strong>Funktionen</strong> p <strong>und</strong> q verschieden,<br />
obwohl die Zuordnungsvorschrift n � n2 in beiden Fällen dieselbe<br />
ist.<br />
Nach dieser Betrachtung zu <strong>Funktionen</strong> können wir das (kartesische!)<br />
Koordinatensystem, die Punkte im Koordinatensystem <strong>und</strong> den Graph<br />
einer Funktion in einem neuen Licht sehen.<br />
Jeder Punkt im Koordinatensystem<br />
stellt ein Zahlenpaar dar, ein Element<br />
aus � × � . Die gesamte<br />
Ebene der Koordinatensystems ist<br />
also die grafische Veranschaulichung<br />
von � × � oder das, was<br />
wir oben als die „übersichtliche“<br />
Notation des kartesischen Produkts<br />
bezeichnet haben.<br />
Abb. 4.3: Ein Punkt im Koordinatensystem<br />
Der Graph einer Funktion ist<br />
nun die Menge aller Punkte, zu<br />
denen die Koordinatenpaare<br />
gerade die Funktion ausmachen.<br />
Die Abbildung zeigt den Graph<br />
(zumindest einen Ausschnitt)<br />
zur Funktion<br />
� → �<br />
f :<br />
x � x 2<br />
⎧<br />
⎨ .<br />
⎩⎪<br />
Jeder Punkt des Graphen<br />
repräsentiert ein Zahlenpaar der<br />
Funktion. Der Punkt A stellt<br />
kein solches Zahlenpaar dar,<br />
denn 2,56 ist nicht 1,3 2 . Das<br />
Abb. 4.4: Ein Funktionsgraph<br />
kann man deutlich daran<br />
erkennen, dass A nicht auf dem Funktionsgraphen von f liegt.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 71<br />
Fassen wir zusammen:<br />
Eine Funktion kann angegeben werden, indem die Zuordnungspaare<br />
vollständig aufgezählt werden. Definitions- <strong>und</strong> Wertemenge können<br />
dann ermittelt werden.<br />
Oder es wird die Definitionsmenge <strong>und</strong> eine Zuordnungsvorschrift<br />
angegeben, die beschreibt, wie man zu jedem Element aus der<br />
Definitionsmenge das zugeordnete Element ermittelt.<br />
So weit die allgemeine, etwas theoretische Erläuterung zu <strong>Funktionen</strong>.<br />
In den nachfolgenden Betrachtungen wollen wir unsere Betrachtung<br />
stark einschränken. Unsere beiden Mengen A <strong>und</strong> B werden die reellen<br />
Zahlen � sein. Folglich ist eine vollständige Aufzählung aller Zuordnungspaare<br />
nicht möglich, <strong>und</strong> wir geben die Zuordnungsvorschrift an.<br />
Auf die Angabe der Definitionsmenge verzichten wir auch, diese soll<br />
sich immer aus der maximalen Teilmenge von � ergeben, für die<br />
sinnvollerweise Werte eingesetzt werden können.<br />
Beispiel:<br />
Ist die Zuordnungsvorschrift<br />
nitionsmenge<br />
D = � \ 0<br />
f : x � 1<br />
gegeben, so ist die Defi-<br />
2<br />
x<br />
{ } , da der Term für 0 nicht definiert ist. Die<br />
Wertemenge der so gegebenen Funktion ist W = � + , denn nur positive<br />
Zahlen tauchen als Ergebnis der Rechnung auf.<br />
In diesem Zusammenhang werden folgende Begriffe verwendet:<br />
Für das erste Element eines Für das zweite Element eines<br />
Zuordnungspaares<br />
Zuordnungspaares<br />
Eingangsgröße Ausgangsgröße<br />
unabhängige Variable abhängige Variable<br />
x-Wert y-Wert<br />
Stelle Wert<br />
In Anlehnung an die grafische Darstellung im Koordinatensystem mit<br />
einer x- <strong>und</strong> einer y-Achse, sind folgende Sprech- <strong>und</strong> Schreibweisen<br />
üblich:<br />
„y ist das Element, das x durch f zugeordnet wird“ oder auch „x wird<br />
abgebildet auf y “, geschrieben als y = f (x) .<br />
Definition 4.6 (Umkehrfunktion)<br />
Die Umkehrung einer Funktion f ist die Menge aller Zuordnungspaare,<br />
bei denen erstes <strong>und</strong> zweites Element vertauscht sind.<br />
Formal: u ist die Umkehrung von f ⇔ u = ( y,x) | (x, y) ∈ f<br />
Def<br />
{ }
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 72<br />
Ist diese Umkehrung u wieder eine Funktion, d.h. auch in der<br />
Umkehrung ist die Zuordnung eindeutig, so spricht man von der<br />
Umkehrfunktion zur Funktion f <strong>und</strong> bezeichnet sie mit f −1 .<br />
Beispiel<br />
⎧�<br />
→ �<br />
Die Funktion f sei gegeben durch f : ⎨<br />
⎩x<br />
� 3x − 2<br />
Sie hat die Umkehrfunktion f −1 � → �<br />
:<br />
y � 1<br />
⎧<br />
⎪<br />
⎨ 2<br />
⎪ y −<br />
⎩ 3 3<br />
Um die Zuordnungsvorschrift für die Umkehrfunktion zu bestimmen,<br />
lösen wir die Gleichung y = f (x) nach x auf.<br />
Nicht jede Funktion ist umkehrbar, denn die Umkehrung ist nur dann<br />
eine Funktion, wenn jedem y-Wert genau ein x-Wert zugeordnet wird.<br />
Daher kann eine Funktion nur dann umgekehrt werden, wenn keiner<br />
der Funktionswerte mehrmals auftaucht. Nur dann existiert zu jedem y<br />
auch nur ein x-Wert.<br />
Ist die Umkehrbarkeit einer Funktion nicht gegeben, so kann sie in<br />
manchen Fällen durch eine Einschränkung der Definitionsmenge<br />
hergestellt werden. Schränken wir bei der quadratischen Funktion<br />
x � x2 die Definitionsmenge D auf die Menge der positiven, reellen<br />
Zahlen ein, kurz D = � + , so ist die Funktion umkehrbar, da jedem<br />
Element des Wertebereichs W auch nur ein Element des<br />
Definitionsbereichs D zugeordnet wird.<br />
4.1.1 Graph einer Funktion im Koordinatensystem<br />
Ist die Definitionsmenge � oder eine Teilmenge von � , dann bietet<br />
sich die schon oben erwähnte grafische Darstellung im Koordinatensystem<br />
an. Sie ist sehr anschaulich <strong>und</strong> beinhaltet Informationen, die<br />
aus der algebraischen Zuordnungsvorschrift weniger gut ersichtlich<br />
sind.<br />
Abbildung 4.5 zeigt den (Ausschnitt eines) Graphen einer Funktion f.<br />
Die Punkte des Graphen sind die Veranschaulichung aller Zuordnungsbeispiele.<br />
Liegt ein Punkt auf dem Graph, so sind die Koordinaten ein<br />
Zuordnungspaar für die Funktion.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 73<br />
Abb. 4.5: Graph einer Funktion f<br />
Am Graph kann man sehr gut ablesen, ob die Funktionseigenschaft<br />
erfüllt ist, ob also jedem x-Wert genau ein y-Wert zugeordnet wird.<br />
Jede Parallele zur Ordinate muss den Graphen dabei genau einmal<br />
schneiden.<br />
Abbildung 4.6 zeigt einen Kreis als Beispiel für den Graphen einer<br />
Relation, die keine Funktion ist. Hier gibt es x-Werte, denen zwei y-<br />
Werte zugeordnet werden.<br />
Abb. 4.6: Kein Graph einer Funktion<br />
4.1.2 Darstellung mit zwei parallelen Skalen<br />
Eine weitere Möglichkeit ist gegeben, wenn zwei Skalen (eine<br />
Definitionsmengen-Skala <strong>und</strong> eine Wertemenge-Skala) parallel<br />
zueinander aufzeichnen werden. Mit Pfeilen werden den Elementen<br />
(oder ausgewählten Beispielelementen) der Definitionsmenge die<br />
Elemente der Wertemenge zugeordnet.<br />
Ein Beispiel zeigt Abbildung 4.7.<br />
Abb. 4.7: Darstellung einer Zuordnung mit Hilfe zweier Skalen
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 74<br />
Eine besondere Stärke zeigt diese Darstellung in Verbindung mit<br />
dynamischer Geometriesoftware. Wir können einen Pfeil dabei<br />
bewegen, um somit besondere Eigenschaften von Zuordnungsvorschriften<br />
zu beobachten. Dazu bewegen wir einen Punkt auf der<br />
Definitionsmengen-Skala so, dass sich der zugehörige Punkt mit dem<br />
Pfeil auf der Wertemengen-Skala bewegt.<br />
Abb. 4.8: Darstellung der Funktion f (x) = 0,5x2 − x + 1,2 mit Hilfe<br />
von zwei Skalen<br />
4.2 Gr<strong>und</strong>aufgaben<br />
Für das Arbeiten mit den in der Schule üblichen <strong>Funktionen</strong> (siehe<br />
Abschnitte 4.3 <strong>und</strong> 4.4) sind vier Gr<strong>und</strong>aufgaben herauszuheben, die<br />
den Umgang mit <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> ihren Graphen im Koordinatensystem<br />
festigen.<br />
4.2.1 Berechnen eines Funktionswertes<br />
Gegeben ist eine Funktion über ihre Zuordnungsvorschrift <strong>und</strong> eine<br />
Stelle x im Definitionsbereich. Gesucht ist die zugeordnete Zahl y.<br />
Um einen Funktionswert zu berechnen, setzen wir den gegebenen Wert<br />
für x in die Funktionsgleichung ein <strong>und</strong> erhalten den Wert y. Wichtig<br />
ist an dieser Stelle, zu verstehen, was die Schreibweise f(x) bedeutet.<br />
Der Funktionswert f(x) ergibt sich, indem man in die Funktionsgleichung<br />
den gewünschten x-Wert einsetzt. Man erhält so ein<br />
Zahlenpaar, das ein Zuordnungspaar für die Funktion ist. Grafisch<br />
gedeutet ist es ein Punkt, der auf dem Graph dieser Funktion liegt.<br />
Allgemein wird der Punkt auf dem Graph von f geschrieben als<br />
P(x/f(x)) oder P(x,y), wobei sich der y-Wert durch den Funktionswert<br />
f(x) ergibt.<br />
Beispiel<br />
1) Berechne den Funktionswert an der Stelle x = 4 der Funktion<br />
f (x) = 0,5x2 − 3.<br />
Lösung: Wir berechnen f(4), indem wir 4 für x in den Term einsetzen:<br />
f (4) = 0,5⋅ 42 − 3 = 5.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 75<br />
Der Funktionswert der Funktion f an der Stelle x = 4 ist f (4) = 5.<br />
Zeichnen wir zur Funktion den Graph, wissen wir, dass der Punkt<br />
P(4;5) auf dem Graph liegt.<br />
Die grafische Lösung besteht darin, dass<br />
man von x = 4 senkrecht nach oben bis<br />
zum Funktionsgraph geht. Zu diesem<br />
Punkt auf dem Funktionsgraph liest man<br />
waagerecht auf der y-Achse den<br />
Funktionswert ab.<br />
2) Wir haben folgende <strong>Funktionen</strong>:<br />
g(x) = 2x + 4<br />
h(x) = x 2 − 5<br />
Berechne g(h(x)) an der Stelle x = −2 .<br />
Lösung: Wir berechnen<br />
g(h(−2)) = g((−2)2 − 5) = g(−1) = 2 ⋅ (−1) + 4 = 2<br />
4.2.2 Berechnen eines x-Wertes<br />
Andersherum gibt es Aufgaben, bei denen zu einer gegebenen<br />
Funktion der Funktionswert gegeben ist. Der zugehörige x-Wert ist<br />
gesucht bzw. die zugehörigen x-Werte, denn es kann sein, dass bei<br />
dieser umgekehrten Fragestellung mehrere Ausgangswerte auf einen<br />
Wert abgebildet werden.<br />
Beispiel<br />
Berechnen Sie zur Funktion f mit<br />
f (x) = 2x − 6 die Stelle x, für die<br />
f (x) = 2 gilt.<br />
Lösung: Wir stellen eine Gleichung<br />
auf, in der der gegebene Funktionsterm<br />
mit dem gegebenen Funktionswert<br />
gleich gesetzt wird.<br />
f (x) = 2x − 6 = 2 +6<br />
⇔ 2x = 8 : 2<br />
⇔ x = 4<br />
Die Lösungen der Gleichung sind die<br />
gesuchten Stellen.<br />
Die grafische Lösung besteht darin,<br />
dass man auf der senkrechten Achse beim gegebenen Wert startet <strong>und</strong><br />
waagerecht Schnittpunkte mit dem Funktionsgraph sucht. Zu diesen<br />
liest man die x-Koordinate ab, d.h. man läuft von den Punkten<br />
senkrecht nach unten/oben zur x-Achse.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 76<br />
Eine besondere Aufgabe dieser Art ist das Suchen von Nullstellen.<br />
Dabei werden genau die Stellen auf der x-Achse gesucht, an denen der<br />
Graph der Funktion f(x) die x-Achse berührt oder sie schneidet.<br />
Definition 4.7 (Nullstelle)<br />
Ein Element x der Definitionsmenge D einer Funktion f heißt<br />
Nullstelle von f, wenn f (x) = 0 gilt.<br />
Bei der Suche nach Nullstellen berechnen wir also die x-Werte der<br />
Funktion, für die f (x) = 0 gilt. Nullstellen sind genau die x-Koor-<br />
dinaten der Schnittpunkte des Graphen mit der x-Achse.<br />
Beispiel<br />
Bestimme die Nullstellen der Funktion f (x) = x2 − 4 .<br />
Lösung: Wir berechnen die Stellen, für die f (x) = 0 gilt:<br />
f (x) = x 2 − 4 = 0<br />
⇔ x 2 = 4<br />
⇔ x = 2 ∧ x = −2<br />
Die Funktion f (x) = x2 − 4 hat also die Nullstellen x = 2 <strong>und</strong> x = −2 .<br />
Der Funktionsgraph schneidet die x-Achse an den Stellen 2 <strong>und</strong> –2.<br />
Demnach liegen die Punkte P1(2/0) <strong>und</strong> P2(-2/0) auf dem Graph der<br />
Funktion.<br />
4.2.3 Prüfen eines Zuordnungsbeispiels<br />
Die dritte Gr<strong>und</strong>aufgabe begegnet einem oft in der grafischen<br />
Formulierung: liegt ein Punkt auf dem Graph einer Funktion oder<br />
verläuft ein Graph durch einen Punkt? Analytisch bedeutet die Frage,<br />
ob ein Zuordnungspaar Element einer gegebenen Funktion ist.<br />
Beispiel<br />
Liegt der Punkt Q(3/2) auf dem Graph<br />
der Funktion f (x) = −2x + 8 ?<br />
Um dies zu prüfen, setzen wir den x-<br />
Wert in die Funktionsgleichung ein<br />
<strong>und</strong> überprüfen, ob der gegebene<br />
Zuordnungswert mit dem berechneten<br />
Zuordnungswert übereinstimmt:<br />
f (3) = −2 ⋅ 3+ 8 = 2<br />
Wir können also sehen, dass f (3) = 2 gilt <strong>und</strong> haben damit gezeigt,<br />
dass der Punkt Q(3/2) auf dem Funktionsgraph liegt.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 77<br />
Liegt ein zu überprüfender Punkt nicht auf dem Funktionsgraph,<br />
können wir schnell entscheiden, ob dieser Punkt über oder unter dem<br />
Graph liegt.<br />
Beispiel<br />
Liegt der Punkt R(2/1) auf dem Graph der Funktion f (x) = 0,5x2 − 4 ?<br />
Zunächst setzen wir wieder den x-Wert in die Funktionsgleichung ein<br />
<strong>und</strong> erhalten:<br />
f (2) = 0,5·2 2 − 4<br />
= 2 − 4 = −2<br />
Der Punkt R(2/1) liegt<br />
also nicht auf dem Graph<br />
der Funktion. Da der<br />
durch die Rechnung erhaltene<br />
Funktionswert<br />
kleiner ist als die y-Koordinate<br />
des Punktes R,<br />
liegt der Punkt R über<br />
dem Graph der Funktion.<br />
4.2.4 Berechnen der Schnittpunkte für zwei<br />
Funktionsgraphen<br />
Die vierte Gr<strong>und</strong>aufgabe beschäftigt sich mit der Frage, in welchen<br />
Punkten sich die Graphen zweier <strong>Funktionen</strong> schneiden, d.h. welche<br />
Punkte die beiden Funktionsgraphen gemeinsam haben. Diese<br />
geometrisch formulierte Aufgabe bedeutet analytisch, die Zuordnungsbeispiele<br />
(x,y) zu finden, die gleichzeitig Elemente von beiden<br />
<strong>Funktionen</strong> sind.<br />
Dazu lösen wir die beiden <strong>Gleichungen</strong> wie ein normales Gleichungssystem<br />
mit zwei <strong>Gleichungen</strong> <strong>und</strong> zwei Variablen x <strong>und</strong> y auf. Es<br />
bietet sich das Gleichsetzungsverfahren an.<br />
Beispiel<br />
In welchem Punkt schneiden sich die Funktionsgraphen der <strong>Funktionen</strong><br />
f <strong>und</strong> g mit f (x) = 2x − 4 <strong>und</strong> g(x) = −0,5x + 6?<br />
Da beide Funktionswerte f(x) <strong>und</strong> g(x) gleich sein sollen, führt das<br />
direkt zur Gleichung 2x − 4 = −0,5x + 6 . Diese lösen wir nach x auf<br />
<strong>und</strong> erhalten die x-Koordinate des gemeinsamen Punktes. Die y-<br />
Koordinate bestimmen wir, indem wir die berechnete x-Koordinate in<br />
wenigstens einen Funktionsterm einsetzten. Zur Probe bietet es sich<br />
an, x auch noch in den anderen Term einzusetzen.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 78<br />
2x − 4 = −0,5x + 6 +0,5x<br />
⇔ 2,5x − 4 = 6 +4<br />
⇔ 2,5x = 10 : 2,5<br />
⇔ x = 4<br />
Einsetzen in f ergibt<br />
f (4) = 2 ⋅ 4 − 4 = 4 .<br />
Überprüfung: g(4) = −0,5⋅ 4 + 6 = 4 .<br />
Der Punkt P(4/4) ist also der Schnittpunkt<br />
der beiden Funktionsgraphen.<br />
In diesem Lösungsverfahren gehen<br />
natürlich die grafische Darstellung <strong>und</strong><br />
die analytische Rechnung Hand in Hand.<br />
So führen quadratische <strong>Funktionen</strong> auf quadratische <strong>Gleichungen</strong>, bei<br />
denen zwei, eine oder keine Lösung auftreten können. Das<br />
korrespondiert mit der Zeichnung, in der dann zwei, ein oder kein<br />
Schnittpunkt vorhanden sind.<br />
In den nachfolgenden Abschnitten wollen wir uns mit speziellen<br />
<strong>Funktionen</strong> beschäftigen, die insbesondere für die Schule wichtig sind.<br />
4.3 Lineare <strong>Funktionen</strong><br />
Bei linearen <strong>Funktionen</strong> kommt in der Funktionsgleichung die<br />
Variable x in der ersten Potenz vor. Die Graphen von linearen<br />
<strong>Funktionen</strong> sind Geraden.<br />
Definition 4.8 (Lineare Funktion)<br />
Unter einer linearen Funktion versteht man eine Funktion f mit dem<br />
Definitionsbereich D = � , deren Funktionsgleichung sich auf die<br />
Form<br />
f (x) = mx + b<br />
bringen lässt; dabei heißt der Parameter m die Steigung der Geraden<br />
<strong>und</strong> der Parameter b der y-Achsenabschnitt. Man spricht hier auch<br />
von der y-Achsenabschnittsform.<br />
Bemerkung<br />
Unter einem Parameter versteht man eine Variable, die bei einer<br />
konkreten Anwendung als fest gewählt angesehen wird. Die Variable x<br />
stellt ein beliebiges Element aus der Definitionsmenge D dar. Um die<br />
zugeordnete Zahl y zu berechnen, sind m <strong>und</strong> b für diese Betrachtung<br />
konstant. Weiterhin kann man aber fragen, wie sich eine Veränderung
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 79<br />
von m oder b auf den Funktionsgraph auswirkt. Hat man diese<br />
Abhängigkeiten im Blick, spricht man bei f (x) = mx + b von einer<br />
<strong>Funktionen</strong>schar mit den beiden Scharparametern m <strong>und</strong> b.<br />
4.3.1 Verschiedene Formen der linearen Funktion<br />
Die y-Achsenabschnittsform der Geraden ist in Abb. 4.7 a) skizziert.<br />
Die Steigung m erhält man mittels eines Steigungsdreiecks als<br />
Δy<br />
m =<br />
Δx ,<br />
wobei Δx der Abstand zweier x-Werte <strong>und</strong> Δy der Abstand der<br />
zugehörigen Funktionswerte ist.<br />
Weitere Formen<br />
Neben der häufig anzutreffenden y-Achsenabschnittsform kann man<br />
die Gleichung einer linearen Funktion auch anders parametrisieren<br />
(Abb. 4.7 b)-d)). Wir unterscheiden die folgenden Formen:<br />
a) b)<br />
y-Achsenabschnittsform x-Achsenabschnittsform<br />
c) d)<br />
Achsenabschnittsform Zwei-Punkte-Form
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 80<br />
e)<br />
Punkt-Steigungsform<br />
Abb. 4.7: Fünf Formen der Geradengleichung <strong>und</strong> die dabei<br />
auftretenden Parameter.<br />
• x-Achsenabschnittsform (Abb. 4.7 b)): Gegeben sind die<br />
Steigung m der Geraden <strong>und</strong> der Schnittpunkt a mit der x-Achse.<br />
Dann ist die Gleichung der zugehörigen linearen Funktion<br />
y = m(x − a) .<br />
• Achsenabschnittsform (Abb. 4.7 c)): Gegeben sind die beiden<br />
Achsenabschnitte a <strong>und</strong> b. Dann ist die Gleichung der<br />
zugehörigen linearen Funktion<br />
x y<br />
+ = 1.<br />
a b<br />
Die Achsenabschnittsform kann nur zur Beschreibung<br />
herangezogen werden, falls die Gerade nicht durch den Ursprung<br />
verläuft <strong>und</strong> nicht parallel zur x-Achse.<br />
• Zwei-Punkteform (Abb. 4.7 d)): Sind P(p1,p2) <strong>und</strong> Q(q1,q2) zwei<br />
nicht identische Punkte der Geraden, so lässt sich die lineare<br />
Funktion durch<br />
y − p 2 = q 2 − p 2<br />
q 1 − p 1<br />
(x − p 1 )<br />
q − p 2 2<br />
beschreiben. Der Bruch ist die Berechnung der Steigung<br />
q − p 1 1<br />
über den Differenzenquotienten.<br />
• Punkt-Steigungsform (Abb. 4.7 e)): Liegt der Punkt P(p1,p2) auf<br />
einer Geraden mit der Steigung m, so lässt sich die Funktionsgleichung<br />
wie folgt bestimmen:<br />
y − p 2 = m(x − p 1 )
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 81<br />
4.3.2 Lineare <strong>Gleichungen</strong><br />
Eine Gleichung in einer Variablen, die nur in der ersten Potenz<br />
auftaucht, heißt lineare <strong>Gleichungen</strong>. Probleme im Zusammenhang mit<br />
linearen <strong>Funktionen</strong> führen in der Regel auf eine lineare Gleichung<br />
(vgl. die Gr<strong>und</strong>aufgaben im Abschnitt 4.2).<br />
Beispiel<br />
4x − 2 + x − 7 = 3− 3x + 12<br />
⇔ 5x − 9 = 15 − 3x +3x<br />
⇔ 8x = 24 +9<br />
⇔ x = 3 :8<br />
Lineare <strong>Gleichungen</strong> kann man als Suche nach der Ausgangsgröße x<br />
bei gegebenen Funktionswert y auffassen. Ist die Steigung ungleich<br />
Null, so besitzt die Gleichung immer eine Lösung. Dies können wir<br />
uns überlegen, wenn wir den Funktionsgraph linearer <strong>Funktionen</strong><br />
betrachten. Bei einer Geraden tritt jedes Element des Wertebereiches<br />
genau einmal auf <strong>und</strong> hat somit auch genau einen zugehörigen x-Wert.<br />
4.4 Quadratische <strong>Funktionen</strong><br />
Funktionsgleichungen quadratischer <strong>Funktionen</strong> enthalten die Variable<br />
x höchstens in der zweiten Potenz. Die Graphen von quadratischen<br />
<strong>Funktionen</strong> sind Parabeln, die verschoben, gespiegelt <strong>und</strong> gestreckt<br />
sein können.<br />
Definition 4.9 (Quadratische Funktion)<br />
Unter einer quadratischen Funktion versteht man eine Funktion f mit<br />
dem Definitionsbereich D = � , deren Funktionsgleichung sich auf die<br />
Normalform<br />
f (x) = ax2 + bx + c<br />
bringen lässt; dabei sind a, b <strong>und</strong> c reelle Parameter, a ≠ 0 , damit der<br />
quadratische Anteil nicht verschwindet.<br />
Definition 4.10 (Normalparabel)<br />
Der Graph der Funktion f mit f (x) = x2 heißt Normalparabel.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 82<br />
Abb. 4.8: Die Normalparabel<br />
Scheitelpunktform<br />
Neben der Normalform gibt es die sog. Scheitelpunktform der Parabel,<br />
an der man insbesondere die Koordinaten des Scheitelpunktes leicht<br />
ablesen kann.<br />
Definition 4.11 (Scheitelpunktform)<br />
Die Scheitelpunktform der Parabel ist die Gleichung einer quadratischen<br />
Funktion f, die durch<br />
f (x) = a(x − x s )2 + y s<br />
gegeben ist; dabei ist a ein reeller Parameter <strong>und</strong> xs <strong>und</strong> ys die x- bzw.<br />
y-Koordinate des Scheitelpunktes S.<br />
Abb. 4.9: Funktionsgraphen quadratischer <strong>Funktionen</strong> mit dem<br />
Scheitelpunkt S(xs/ys) <strong>und</strong> einer Veränderung des Parameters a.<br />
Für 0 < a < 1 wird die Normalparabel gestaucht, für a > 1 wird<br />
sie gestreckt.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 83<br />
Ist der Parameter a negativ, so ist die Parabel nach unten geöffnet.<br />
Nullstellenform<br />
Außerdem gibt es die Nullstellenform einer quadratischen Funktion.<br />
Dabei können wir die Funktionsgleichung mit Hilfe der Nullstellen<br />
ermitteln.<br />
Definition 4.12 (Nullstellenform)<br />
Die Nullstellenform der Parabel ist die Gleichung einer quadratischen<br />
Funktion f, die durch<br />
f (x) = a(x − x 1 )(x − x 2 )<br />
gegeben ist; dabei ist a ein reeller Parameter <strong>und</strong> x1 <strong>und</strong> x2 sind die<br />
Stellen, an denen der Funktionsgraph die x-Achse schneidet<br />
(Nullstellen).<br />
Beispiel<br />
Eine quadratische Funktion mit den Nullstellen x1 = −1 <strong>und</strong> x = 3,5 2<br />
hat die Funktionsgleichung<br />
f (x) = a(x + 1)(x − 3,5) = a(x2 − 2,5x − 3,5) .<br />
Quadratische <strong>Funktionen</strong> können keine, eine oder zwei Nullstellen<br />
besitzen (siehe Abb. 4.10).<br />
Abb. 4.10: Graphen quadratischer <strong>Funktionen</strong> mit<br />
keiner (grün), einer (rot) <strong>und</strong> zwei (blau) Nullstellen
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 84<br />
4.4.1 Lösen quadratischer <strong>Gleichungen</strong><br />
Für das Lösen von <strong>Gleichungen</strong>, in der die gesuchte Variable<br />
quadratisch vorkommt, sind zwei Verfahren üblich.<br />
Quadratische Ergänzung<br />
Die Quadratische Ergänzung ist eine Termumformung, so dass ein<br />
vollständiges, quadratisches Binom entsteht. Allgemein basiert das<br />
Verfahren auf folgender Überlegung:<br />
x 2 + 2ax = x 2 + 2ax + a 2<br />
��� ����<br />
− a2<br />
( x+ a) 2<br />
Beispiel<br />
x 2 − 6x = 16 (quadratische Ergänzung)<br />
⇔ x 2 − 6x + 9 = 16 + 9<br />
⇔ (x − 3) 2 = 25<br />
⇔ x − 3 = 5 ∨ x − 3 = −5<br />
{ }<br />
⇔ x = 8 ∨ x = −2 L = −2;8<br />
Quadratische <strong>Gleichungen</strong> können<br />
keine, eine oder zwei Lösungen<br />
haben. Betrachten wir als Beispiel<br />
die Normalparabel als Graph einer<br />
quadratischen Funktion, so sehen<br />
wir, dass es Parallelen zur x-Achse<br />
gibt, die den Graphen zwei Mal<br />
aber auch kein Mal schneiden. Am<br />
Scheitelpunkt wird der Graph genau<br />
einmal geschnitten.<br />
Beispiel<br />
y = 2x 2 ! 12x + 13<br />
" y = 2(x 2 ! 6x) + 13<br />
" y = 2(x 2 ! 6x + 9 ! 9) + 13<br />
" y = 2((x ! 3) 2 ! 9) + 13<br />
" y = 2(x ! 3) 2 ! 18 + 13<br />
" y = 2(x ! 3) 2 ! 5 # S(3 / !5)<br />
Mit Hilfe der Quadratischen Ergänzung können wir auch von der<br />
Normalform y = ax2 + bx + c der quadratischen Funktion zur Scheitel-<br />
punktsform y = a(x − x s )2 + y s kommen, so dass wir die Koordinaten<br />
des Scheitelpunktes ablesen können.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 85<br />
Hierzu klammern wir zunächst den Koeffizienten a aus<br />
y = a(x2 + b<br />
x) + c<br />
a<br />
führen in der Klammer eine quadratische Ergänzung durch<br />
y = a x 2 + b<br />
2<br />
2<br />
⎛ ⎛ b ⎞ ⎛ b ⎞ ⎞<br />
⎜ x +<br />
a ⎝<br />
⎜ 2a ⎠<br />
⎟ −<br />
⎝<br />
⎜ 2a ⎠<br />
⎟ ⎟ + c ,<br />
⎝<br />
⎜<br />
⎠<br />
⎟<br />
um nach Bildung des Quadrats <strong>und</strong> Ausmultiplizieren auf die<br />
gewünschte Gleichung zu kommen.<br />
y = a x + b ⎛ ⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2a ⎠<br />
⎟<br />
2<br />
+ c − b2<br />
4a<br />
Wir erhalten somit als Ergebnis, dass die Parabel zur Normalform<br />
y = ax2 + bx + c einen Scheitelpunkt mit den Koordinaten<br />
S − b ⎛ b2 ⎞<br />
⎜ ;c −<br />
⎝ 2a 4a<br />
⎟<br />
⎠<br />
hat.<br />
p-q-Formel<br />
Dazu wird eine quadratische Gleichung in die Form x2 + px + q = 0<br />
umgeformt. Dann können wir sie mit Hilfe der vorgefertigten<br />
Lösungsformel „p-q-Formel“ lösen. Es gilt<br />
x = − p<br />
2 ±<br />
⎛ p⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2 ⎠<br />
⎟<br />
2<br />
− q .<br />
Ist der Radikand > 0, so ergeben sich für x zwei reelle Lösungen.<br />
Ist der Radikand = 0, so gibt es nur eine Lösung für x ( x = − p<br />
2 ).<br />
Ist der Radikand < 0, ergibt sich keine reelle Lösung für x.<br />
Beispiel<br />
1) 2x 2 − 12x = 32<br />
⇔ x 2 − 6x − 16 = 0 ( p = −6, q = −16)<br />
⇔ x = 6<br />
2 ±<br />
⎛ 6⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟<br />
= 3 ± 25<br />
= 3 ± 5<br />
2<br />
+ 16<br />
{ }<br />
⇒ x = 8 ∧ x = −2 L = −2;8
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 86<br />
2) x 2 + 4x + 4 = 0 ( p = 4, q = 4)<br />
x 1,2 = − 4<br />
2 ±<br />
= −2 ± 0<br />
⎛ 4⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟<br />
2<br />
− 4<br />
{ }<br />
⇒ x = −2 L = −2<br />
4.5 Potenzfunktionen <strong>und</strong> Wurzeln<br />
Eine Funktion der Form f (x) = axn mit n ∈�* , a ∈� ist eine<br />
Potenzfunktion (n-ten Grades), d.h. eine Funktion, deren<br />
Termdarstellung eine Potenz der unabhängigen Variablen ist. Der<br />
Exponent n bestimmt den Grad der Potenzfunktion <strong>und</strong> der Faktor a<br />
die Form des Graphen.<br />
Beispiele<br />
Abb. 4.11: Beispiele für Potenzfunktionen: f (x) = x3 ,<br />
g(x) = x −2 = 1<br />
<strong>und</strong> h(x) = 0,2x3<br />
2<br />
x<br />
4.5.1 Lösen kubischer <strong>Gleichungen</strong><br />
Die allgemeine Funktion dritten Grades hat die Form:<br />
f (x) = Ax3 + Bx 2 + Cx + D mit A, B,C, D ∈�, A ≠ 0.<br />
Um eine Gleichung dritten Grades zu lösen (um zum Beispiel<br />
Nullstellen zu bestimmen), können wir uns der Cardanoschen<br />
Formel bedienen.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 87<br />
Genau genommen dient die Cardanosche Formel zur Lösung<br />
reduzierter <strong>Gleichungen</strong> dritten Grades. Darunter versteht man<br />
<strong>Gleichungen</strong> der Form x3 + px + q = 0 . Eine allgemeine kubische<br />
Gleichung der Form Ax 3 + Bx 2 + Cx + D = 0 kann durch einige<br />
Umformungsschritte in die reduzierte Form gebracht werden.<br />
Division durch A liefert die Normalform: x 3 + ax 2 + bx + c = 0<br />
a<br />
Durch die Substitution x = z − erhält man eine kubische<br />
3<br />
Gleichung mit der Unbekannten z, bei der aber (im Unterschied<br />
zur Originalgleichung) das quadratische Glied fehlt:<br />
z − a ⎛ ⎞<br />
⎝<br />
⎜ 3⎠<br />
⎟<br />
3<br />
+ a z − a ⎛ ⎞<br />
⎝<br />
⎜ 3⎠<br />
⎟<br />
⇔ z 3 + pz − q = 0<br />
mit p = b − a2<br />
3<br />
2<br />
<strong>und</strong> q = ab<br />
3<br />
+ b z − a ⎛ ⎞<br />
⎝<br />
⎜ 3⎠<br />
⎟ + c = 0<br />
− 2<br />
27 a3 − c.<br />
Graphisch bedeutet das, dass der Wendepunkt des Funktionsgraphen<br />
auf die Ordinate verschoben wird (siehe Abb. 4.12).<br />
Abb. 4.12: Verschiebung des Wendepunktes<br />
durch Eliminierung des quadratischen Glieds.<br />
Diese reduzierte Form der kubischen Gleichung kann nun mit der<br />
cardanoschen Lösungsformel gelöst werden:<br />
z = q<br />
2 +<br />
⎛ q⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟ + p3<br />
3 +<br />
27<br />
q<br />
2 − 3<br />
2<br />
⎛ q⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟<br />
2<br />
+ p3<br />
27
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 88<br />
a<br />
Durch Rücksubstitution erhalten wir x mit x = z −<br />
3 .<br />
Die so ermittelte Lösung für z ist nur richtig, wenn unter der inneren<br />
Quadratwurzel eine positive Zahl steht, also<br />
⎛ q⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟<br />
2<br />
+ p3<br />
27<br />
⎛ q⎞<br />
=<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟<br />
2<br />
+ p ⎛ ⎞<br />
⎝<br />
⎜ 3 ⎠<br />
⎟<br />
3<br />
> 0<br />
Dann hat die Gleichung jedoch nur eine Lösung, nämlich die hier<br />
angegebene.<br />
Ist<br />
⎛ q⎞<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟<br />
2<br />
+ p3<br />
27<br />
⎛ q⎞<br />
=<br />
⎝<br />
⎜ 2⎠<br />
⎟<br />
2<br />
+ p ⎛ ⎞<br />
⎝<br />
⎜ 3 ⎠<br />
⎟<br />
3<br />
= 0 , so ist die Lösung für z offenbar<br />
z = 2 q 3 . Dann existiert eine weitere, doppelte Nullstelle mit<br />
2<br />
z = − q 3 . Den Fall, dass eine kubische Gleichung drei verschiedene,<br />
2<br />
reelle Nullstellen hat, war für Cardano <strong>und</strong> die Mathematiker des 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts nicht lösbar („casus irreducibilis“), da man in den<br />
Zwischenrechnungen mit komplexen Zahlen rechnen muss.<br />
Beispiel<br />
Wir wollen die Gleichung x 3 + 9x 2 + 31x + 19 = 0 lösen.<br />
Nun Substituieren wir ( x = z − 9<br />
= z − 3) <strong>und</strong> erhalten die Gleichung<br />
3 z3 + pz + q = 0 mit<br />
92<br />
p = 31−<br />
3<br />
= 31− 27 = 4<br />
<strong>und</strong> q = 31⋅9 2<br />
−<br />
3 27 ⋅ 93 − 19 = 93− 54 − 19 = 20 .<br />
Einsetzen in die Gleichung ergibt:<br />
z = 20 202 43<br />
3 + + +<br />
2 4 27<br />
20 3<br />
2<br />
3 3<br />
≈ 10 + 10,12 + 10 − 10,12<br />
3 3<br />
= 20,12 + −0,12<br />
≈ 2,23<br />
Rücksubstitution:<br />
− 202<br />
4<br />
a<br />
9<br />
x = z − ⇒ x = 2,23 − = −0,77<br />
3 3<br />
+ 43<br />
27
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 89<br />
Die Graphen von <strong>Funktionen</strong> dritten Grades haben mindestens<br />
eine <strong>und</strong> höchstens drei Nullstellen (siehe die nachfolgenden<br />
Beispiele in Abbildung 4.13).<br />
Abb. 4.13: Graphen <strong>Funktionen</strong> 3. Grades mit einer (blau), zwei<br />
(rot) <strong>und</strong> drei (grün) Nullstellen<br />
4.5.2 Lösen von <strong>Gleichungen</strong> vierten Grades<br />
Für eine Funktion vierten Grades ergibt sich folgende allgemeine<br />
Funktionsgleichung:<br />
f (x) = Ax4 + Bx 3 + Cx 2 + Dx + E .<br />
Im obigen Stil gibt es auch für <strong>Gleichungen</strong> vierten Grades ein<br />
Verfahren, das aus den gegebenen Koeffizienten der Gleichung nach<br />
vielen Schritten die exakte Lösung bestimmt. Diese sogenannte<br />
Formel von Ferrari liefert die genauen Lösungen, ist aber sehr<br />
langwierig <strong>und</strong> soll deshalb hier nicht weiter behandelt werden.<br />
Wir sollten uns nur bewusst sein, dass <strong>Gleichungen</strong> vierten Grades<br />
noch exakt lösbar sind, während es eine allgemeine Lösungsformel,<br />
die nur mit den Gr<strong>und</strong>rechenarten <strong>und</strong> dem Wurzelziehen auskommt,<br />
für <strong>Gleichungen</strong> höheren Grades ( n > 4 ) nicht gibt.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 90<br />
4.5.3 Wurzelfunktionen<br />
Kehren wir Potenzfunktionen um, so erhalten wir die allgemeinen<br />
Wurzelfunktionen.<br />
Beispiel<br />
1) Eine Funktion<br />
� → �<br />
f :<br />
x � x 3<br />
⎧<br />
⎨<br />
⎩⎪<br />
hat die Umkehrfunktion<br />
denn<br />
3 3<br />
y = x<br />
3 y = x<br />
� → �<br />
2) Eine Funktion f :<br />
x � 2x 3 ⎧<br />
⎨<br />
⎩⎪ − 2<br />
hat die Umkehrfunktion<br />
f −1 � → �<br />
:<br />
y � 1<br />
⎧<br />
⎪<br />
⎨<br />
3<br />
⎪ y + 1<br />
⎩ 2<br />
f −1 ⎧⎪<br />
� → �<br />
: ⎨ 3<br />
⎩⎪ y � x<br />
y = 2x 3 − 2 +2<br />
y + 2 = 2x 3 : 2<br />
1<br />
3<br />
y + 1 = x3<br />
2<br />
1 3 y + 1 = x<br />
2<br />
3<br />
Abbildung 4.14 zeigt den Graphen der Funktion f (x) = x<br />
ungradzahligen Wurzeln ergeben einen ähnlichen Verlauf.<br />
1<br />
3 = x . Alle
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 91<br />
Abb. 4.14: Graph der Funktion<br />
3<br />
f (x) = x<br />
Bei der Darstellung von geradzahligen Wurzeln müssen wir spezielle<br />
Eigenarten beachten. Zum einen sind geradzahlige Wurzelfunktionen<br />
für negative x-Werte nicht definiert <strong>und</strong> zum anderen muss man die<br />
Definitionsmenge einschränken, um die Ausgangsfunktion umkehrbar<br />
zu machen.<br />
Das erreicht man üblicherweise dadurch, dass der Definitionsbereich<br />
auf die positiven, reellen Zahlen eingeschränkt wird.<br />
Beispiel<br />
f : � ⎧⎪<br />
0<br />
⎨<br />
⎩⎪ x � x<br />
+ +<br />
→ � 0<br />
Abb. 4.15: Graph der Funktion<br />
f (x) = x<br />
4.6 Exponentialfunktionen <strong>und</strong> Logarithmen<br />
Exponentialfunktionen sind <strong>Funktionen</strong> bei denen die Variable x im<br />
Exponenten steht. Ein einfaches Beispiel ist die Funktion f (x) = 2x<br />
(siehe Abb. 4.16).<br />
.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 92<br />
Abb. 4.16: Graph der Funktion<br />
f (x) = 2x<br />
Definition 4.13 (Exponentialfunktionen)<br />
<strong>Funktionen</strong> f mit f (x) = c ⋅ ax , c ∈�,<br />
nentialfunktionen zur Basis a.<br />
a > 0, x ∈� nennt man Expo-<br />
Ein Vorgang, der durch eine Exponentialfunktion beschrieben werden<br />
kann, wird exponentielles Wachstum (für a > 1) bzw. exponentieller<br />
Zerfall (für a < 1) genannt.<br />
Eigenschaften von Exponentialfunktionen<br />
- Für c > 0 ist f(x) > 0 für alle x ∈� ; die Graphen verlaufen<br />
stets oberhalb der Abszisse.<br />
- Die Graphen haben keine Minima, keine Maxima <strong>und</strong> keine<br />
Nullstellen. Sie weisen auch keine Symmetrieeigenschaften<br />
auf.<br />
- Für a < 1 nähert sich der Funktionsgraph der Abszisse an,<br />
wenn x → ∞ strebt; für x → −∞ wachsen die Funktionswerte<br />
ins Unendliche ( f (x) → ∞ ). Für a > 1 ist es umgekehrt.<br />
Da jeder Funktionswert bei der Exponentialfunktion genau einmal<br />
vorkommt, können wir auch diese Funktion umkehren. Wir<br />
vertauschen die Variablen <strong>und</strong> wollen wieder nach y auflösen:<br />
x = c ⋅ a y<br />
Um den Ausdruck nach y aufzulösen, müssen wir eine neue Funktion<br />
definieren, die Logarithmusfunktion.<br />
Wir schreiben im einfachsten Fall für c = 1<br />
x = a y ⇔ log a (x) = y<br />
<strong>und</strong> sprechen „Logarithmus von x zur Basis a“.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 93<br />
Dann ergibt sich für unsere ursprüngliche Gleichung<br />
x = c ⋅ a y |: c<br />
x<br />
c = a y | log<br />
x<br />
log = y a<br />
c<br />
Die nach unten gesetzte Zahl<br />
(Basis) gibt an, zu welcher<br />
Exponentialfunktion der jeweilige<br />
Logarithmus die Umkehrfunktion<br />
ist.<br />
Abbildung 4.17 zeigt zur Funktion<br />
f (x) = ex den Graphen der Um-<br />
kehrfunktion: f −1 (x) = ln x .<br />
Einen Logarithmus y = log (x) erklärt man sich am besten durch die<br />
a<br />
Frage: a hoch wie viel ist gleich x, also a y = x . Will man nun den<br />
Logarithmus numerisch berechnen, so muss man auf die mit dem<br />
Taschenrechner vorgegebenen Logarithmen zurückgreifen. Das sind<br />
der Logarithmus zur Basis 10, abgekürzt durch „lg“ oder „log“ ohne<br />
Index, <strong>und</strong> zur Basis e, abgekürzt durch „ln“.<br />
4.6.1 Lösen von Exponentialfunktions-<strong>Gleichungen</strong><br />
Einige <strong>Gleichungen</strong>, bei denen die gesuchte Unbekannte im<br />
Exponenten steht, kann man bei glatten Ergebnissen (<strong>und</strong> Kenntnis<br />
von diversen Potenzen) im Kopf lösen.<br />
Beispiel<br />
3 x = 243 Wenn man weiß, dass 243 = 3 5 ist, so ist die Lösung x = 5<br />
kein Problem.<br />
Im Allgemeinen können wir mit Hilfe einiger Logarithmus-Regeln<br />
<strong>Gleichungen</strong> lösen, die die Variable im Exponenten haben.<br />
Beispiel<br />
3 = 0,5x ⇔ x = log 0,5 3<br />
Abb. 4.17: Graph der Funktion<br />
f (x) = ln x<br />
Da der Taschenrechner nur den Logarithmus einer Zahl zur Basis 10<br />
(oder zur Basis e) rechnen kann, können wir die Ausgangsgleichung<br />
mit dem 10er-Logarithmus logarithmieren <strong>und</strong> anschließend weiter<br />
umformen:
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 94<br />
3 = 0,5 x logarithmieren<br />
⇔ log3 = log0,5 x | Logarithmusgesetz log a b = b·log a<br />
⇔ log3 = x ⋅ log0,5 : log0,5<br />
⇔ x = log3<br />
≈ −1,58<br />
log0,5<br />
4.7 Übungen<br />
1. Gegeben sind die Mengen A = {a, b, c} <strong>und</strong> B = {1, 2, 3, 4}<br />
a. Schreiben Sie A × B in der übersichtlichen Form auf. Wie<br />
groß ist A × B ?<br />
b. Wie viele Relationen kann man zu den Mengen A <strong>und</strong> B<br />
bilden? Schreiben Sie drei verschiedene Beispiele von<br />
Relationen auf, indem Sie explizit die Elemente der Relation<br />
aufzählen.<br />
c. Wie viele nichtleere Mengen kann man als Definitionsmenge<br />
für eine Funktion aus A auswählen?<br />
d. Wie viele <strong>Funktionen</strong> kann man aus A × B auswählen?<br />
Geben Sie zwei verschiedene Beispiele für <strong>Funktionen</strong> an, die<br />
A als Definitionsmenge haben.<br />
2. Gegeben sind die <strong>Funktionen</strong> q(x) = 0,5x2 − 4x + 7 <strong>und</strong><br />
g(x) = x − 1<br />
a. Berechnen Sie q(3) <strong>und</strong> g(5,2).<br />
b. Berechnen Sie q(g(7)).<br />
c. Berechnen Sie die Stellen x, für die gilt: g(x) = 4,8.<br />
d. Berechnen Sie die Stellen x, für die gilt: q(x) = 2.<br />
e. Ermitteln Sie durch quadratische Ergänzung den Scheitelpunkt<br />
von q.<br />
f. Zeichnen Sie auf der Basis der vorangegangenen Berechnungen<br />
die Graphen von q <strong>und</strong> g.<br />
g. Liegt der Punkt A(7 ; 3,5) auf dem Graphen von q ?<br />
h. Berechnen Sie die Schnittpunkte der Graphen von q <strong>und</strong> g.<br />
3. Eine Gerade verläuft durch den Punkt P(3;1) <strong>und</strong> hat die Steigung<br />
1<br />
m = − . Zeichnen Sie die Gerade in ein Achsenkreuz auf der Basis<br />
3<br />
der unmittelbar gegebenen Informationen. Berechnen Sie den<br />
Funktionsterm der Geraden in y-Achsenabschnittsform <strong>und</strong><br />
überprüfen Sie das mit Ihrer Zeichnung.
4 <strong>Funktionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Gleichungen</strong> 95<br />
4. Eine Gerade verläuft durch die Punkte A(1;-2) <strong>und</strong> B(7;1).<br />
Zeichnen Sie die Gerade in ein Achsenkreuz auf der Basis der<br />
unmittelbar gegebenen Informationen. Berechnen Sie den<br />
Funktionsterm der Geraden in y-Achsenabschnittsform <strong>und</strong><br />
überprüfen Sie das mit Ihrer Zeichnung.<br />
5. Eine Gerade hat den x-Achsenabschnitt a = 6 <strong>und</strong> den y-Achsenabschnitt<br />
b = 2. Zeichnen Sie die Gerade in ein Achsenkreuz auf der<br />
Basis der unmittelbar gegebenen Informationen. Berechnen Sie den<br />
Funktionsterm der Geraden in y-Achsenabschnittsform <strong>und</strong><br />
überprüfen Sie das mit Ihrer Zeichnung.<br />
6. Finden Sie zur Funktion k(x) = x3 − x 2 + 2x − 8 die Nullstelle mit<br />
der Cardanoschen Formel.