Nr. 2/2011, 54. Jahrgang - Kölner Zoo
Nr. 2/2011, 54. Jahrgang - Kölner Zoo
Nr. 2/2011, 54. Jahrgang - Kölner Zoo
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
in einer Warmzeit innerhalb des Eiszeitalters.<br />
Die Mammutsteppe wird<br />
zunächst von der Birke (Betula), dann<br />
der Kiefer (Picea) besiedelt. Andere<br />
Bäume wie die Eiche (Quercus) und die<br />
Ulme (Ulmus) kommen hinzu. Das<br />
Vorhandensein zahlreicher Gräser und<br />
Kräuter zeigt, dass die Wälder durchsetzt<br />
waren von großen offenen<br />
Flächen, was mit den Ergebnissen<br />
der Analyse der Mollusken-Fauna<br />
korrespondiert.<br />
Es folgt eine lange Zeit, in welcher der<br />
Hasel (Corylus) die Vegetation dominiert.<br />
Das Klimaoptimum ist mit dem<br />
Auftreten von Hainbuche (Carpinus)<br />
und der Tanne (Abies) erreicht. Die<br />
Wälder werden in dieser Zeit deutlich<br />
dichter und dunkler. Dies hat auch<br />
Auswirkungen auf die Großsäuger-<br />
Fauna: Die Funde zum Beispiel von<br />
Elefanten gehen in dieser Phase zurück,<br />
während genau in diesen Abschnitt<br />
eine Häufung von Damhirschen fällt.<br />
Danach kippt das Klima relativ schnell.<br />
Nachdem zunächst die Birke die Landschaft<br />
zurück erobert, breitet sich mit<br />
dem Beginn der nächsten Kaltzeit<br />
wieder die Steppe aus.<br />
Viele der in Neumark-Nord gefundenen<br />
Pflanzenarten kommen auch heute<br />
noch in unseren Breiten vor. Viele der<br />
im Seesediment gefundenen Pflanzen<br />
allerdings sind heute nicht mehr bei<br />
uns zuhause. Ihr Verbreitungsgebiet<br />
Abb. 7: Die Anwesenheit des frühen Neandertalers an den Ufern des Sees von Neumark-<br />
Nord ist vor allem durch die von ihm verlorenen Werkzeuge belegt.<br />
The presence of early neandertal men is mainly evidenced by lost tools.<br />
(Foto: Juraj Lipták, © LDA Sachsen-Anhalt)<br />
liegt heute im Südosten Europas. Der<br />
Tatarenahorn (Acer tataricum) zum<br />
Beispiel gehört zu diesen Gewächsen.<br />
Gemeinsam belegen diese Florenelemente<br />
ebenso wie die Mollusken,<br />
dass das Klima damals deutlich<br />
trockener gewesen sein muss, als<br />
es dies heute durchschnittlich in<br />
Deutschland ist. Doch ist die Gegend<br />
rund um Halle auch heute durch<br />
niedrige Niederschlagsraten geprägt.<br />
Gemeinsam mit den damals höheren<br />
Temperaturen entstand so ein eher<br />
kontinentales Klima, das sich vom<br />
atlantischen Klima unserer Tage deutlich<br />
unterscheidet.<br />
Dass das Wasser des Sees immer<br />
wieder einen erhöhten Salzgehalt<br />
hatte, zeigt wieder nicht nur die<br />
Fauna. Halophyten, Salz liebende<br />
Pflanzen also, sind immer wieder in<br />
der Florengemeinschaft direkt am See<br />
zu finden.<br />
Feuer, Werkzeuge und Schlachtabfälle<br />
– die Spuren des Menschen<br />
Auch der Mensch kam immer wieder<br />
an die Ufer des Sees von Neumark-<br />
Nord. Es handelte sich um frühe Vertreter<br />
des Neandertalers. Menschliche<br />
Knochen wurden zwar keine gefunden.<br />
Die Anwesenheit des Menschen ist<br />
jedoch durch die Reste seiner Lager<br />
und die Spuren seiner Jagd belegt. An<br />
zahlreichen Stellen befinden sich Ansammlungen<br />
von aufgeschlagenen<br />
Knochen. Dies waren die Jagdlager<br />
der Menschen, die sie bei ihren kurzen<br />
Ausflügen an die Ufer des Sees aufschlugen.<br />
Reste von Holzkohle belegen,<br />
dass die Menschen zum Schutz vor der<br />
Kälte der Nacht und vor anderen Beutegreifern,<br />
aber auch zum Zubereiten der<br />
Nahrung Feuer machten.<br />
Immer wieder ging auch einmal ein<br />
Werkzeug verloren. Dabei handelte es<br />
sich ausschließlich um Geräte, die zum<br />
Zerteilen der Beute dienten oder um<br />
solche, deren Form auf die Nutzung<br />
als Schnitzmesser zur Bearbeitung<br />
hölzerner Speere beziehungsweise<br />
Lanzen hindeutet.<br />
Dies alles zeigt, dass die Menschen am<br />
Ufer des Sees von Neumark-Nord<br />
nicht dauerhaft siedelten, wohl um<br />
die Jagdbeute nicht zu verschrecken.<br />
Zudem dürfte der Boden am Seeufer<br />
ständig feucht gewesen sein – was wohl<br />
auch den Menschen damals schon nicht<br />
sehr angenehm war.<br />
111