Nr. 2/2011, 54. Jahrgang - Kölner Zoo
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Abb. 13: Die Haut der Graumulle ist eine<br />
„Konfektionsgröße“ zu groß und da die<br />
Unterhaut fehlt oder nur schwach entwickelt<br />
ist, ist sie leicht verschiebbar. Dies<br />
ermöglicht den Tieren in ihren unterirdischen<br />
Gängen eine größere Wendigkeit.<br />
Die Tiere scheint es nicht zu stören, wenn<br />
man sie an der Haut haltend hoch hebt.<br />
The mole-rats' skin is "two sizes too big"<br />
and since the hypodermis is lacking the<br />
skin is relatively loose enhancing the<br />
moving flexibility of the animals in their<br />
tunnels. The animals do not seem to be<br />
bothered when being lifted up by their skin.<br />
(Foto: Prof. Dr. Hynek Burda)<br />
Regel denselben Durchmesser aufweisen<br />
wie der Körperumfang des entsprechenden<br />
Bewohners. Ansell- und<br />
Kafue-Graumull gehören mit durchschnittlich<br />
90 g zu den kleineren Sandgräber-Arten<br />
(BURDA, 1989), Riesengraumulle<br />
mit durchschnittlich 350 g<br />
Abb. 14: Die einzeln lebenden Silbermulle (Heliophobius argenteocinereus)<br />
besitzen ein sehr dichtes Fell und neigen (besonders<br />
in Gefangenschaft) dazu, Fett anzusetzen. Hier im Bild ist ein<br />
Silbermull-Weibchen mit seinem Jungtier zu sehen.<br />
The solitary silvery mole-rats possess rather thick fur and tend to<br />
deposit fat (especially in captivity). This picture shows a female<br />
silvery mole-rat with a pup.<br />
(Foto: Dr. Sabine Begall)<br />
zu den größeren (SCHARFF et al.,<br />
1998). Bei allen drei Arten liegt ein<br />
Sexualdimorphismus vor, wobei die<br />
Weibchen durchschnittlich 30 g (Ansellund<br />
Kafue-Graumulle) bzw. 250 g<br />
(Riesengraumulle) leichter sind als die<br />
Männchen.<br />
Ansell-, Kafue- und Riesengraumulle<br />
haben ein kurzes Fell, das keinen eindeutigen<br />
Strich aufweist. Das Bindegewebe<br />
der Haut ist relativ locker und<br />
leicht zu verschieben, wodurch ein<br />
schnelles Wenden auch in engen Tunneln<br />
möglich wird. Der Name Graumull<br />
leitet sich übrigens nicht von der<br />
Fellfarbe der Tiere ab, sondern geht auf<br />
Gray, den Entdecker der Gattung<br />
Cryptomys, zurück (die englische<br />
Bezeichnung „Gray‘s mole-rat“ ist also<br />
falsch ins Deutsche übersetzt worden).<br />
Die Fellfarbe der Graumulle variiert<br />
zwischen dunkelgrau nach der Geburt<br />
über dunkelbraun bei subadulten Tieren<br />
bis hin zu ockerfarben. Eine eindeutige<br />
Altersbestimmung anhand der Fellfarbe<br />
ist jedoch nicht möglich. Das Fell<br />
der solitären Silbermulle ist deutlich<br />
dichter und lässt die Tiere rundlich erscheinen.<br />
Hinzu kommt, dass die Tiere<br />
in der Lage sind, hinreichend Fettreserven<br />
anzulegen.<br />
Anpassungen an die unterirdische<br />
Lebensweise betreffen nicht nur die<br />
Morphologie, sondern u.a. auch die<br />
Physiologie, Verhaltensbiologie und<br />
Sinnesbiologie. Die hohen Kosten für<br />
die energieaufwändige Nahrungssuche<br />
werden durch einen deutlich geringeren<br />
Ruhestoffwechsel kompensiert<br />
(MARHOLD & NAGEL, 1995;<br />
SEDLÁČEK, 2007). Bei Cryptomys<br />
hottentotus pretoriae wurde kürzlich<br />
nachgewiesen, dass das Hämoglobin<br />
eine erhöhte Sauerstoffaffinität besitzt<br />
(VAN V AARDT et al., 2007). Die Ther-<br />
moregulation stellt die unterirdischen<br />
Bewohner insbesondere in den warmen,<br />
oberflächennahen Tunneln vor eine<br />
große Herausforderung, da Evaporation<br />
durch Verdunstung in dem feuchten<br />
Milieu kaum möglich ist. Die Tiere<br />
können jedoch durch das Aufsuchen<br />
tieferer Horizonte in kühlere Abschnitte<br />
des Tunnels gelangen. Vor andere<br />
Probleme sind die nur spärlich<br />
behaarten Nacktmulle gestellt: Sie sind<br />
nicht in der Lage, bei kälteren Umgebungstemperaturen<br />
ihre Körpertemperatur<br />
endogen (von innen heraus)<br />
aufrecht zu halten und gelten daher als<br />
einzige poikilotherme Säugetiere<br />
(BUFFENSTEIN & YAHAV Y V, 1991).<br />
Das gemeinsame Kuscheln im Nest<br />
(huddling), das wir auch bei den anderen<br />
sozial lebenden Arten vorfinden,<br />
dient der sozialen Thermoregulation:<br />
Offensichtlich wird ausreichend<br />
Wärme auf diese Weise produziert.<br />
Sinnesbiologie der Graumulle<br />
Hinweise und Signale, die der räumlichen<br />
Orientierung dienen könnten,<br />
sind in den unterirdischen Gängen rar.<br />
Optische Landmarken dürften in der<br />
konstanten Dunkelheit keine Rolle<br />
Abb. 15: Ansell-Graumulle verbringen etwa 80-90 % ihrer Zeit<br />
ruhend, wobei die Tiere (zumindest bei Temperaturen, wie sie in<br />
unserer Tierhaltung an der Universität Duisburg-Essen vorherrschen:<br />
Umgebungstemperatur um 25°C) dazu neigen, gemeinsam<br />
und übereinander in einem Nest zu liegen (huddling).<br />
Ansell’s mole-rats spend 80-90 % of their time resting. At temperatures<br />
around 25°C (prevailing in our animal facilities at the<br />
University of Duisburg-Essen) the animals tend to huddle.<br />
(Foto: Arbeitsgruppe Burda)<br />
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