11.01.2013 Aufrufe

Nr. 2/2011, 54. Jahrgang - Kölner Zoo

Nr. 2/2011, 54. Jahrgang - Kölner Zoo

Nr. 2/2011, 54. Jahrgang - Kölner Zoo

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abb. 6: August Macke: Großer <strong>Zoo</strong>logischer Garten (Triptychon,) 1913, Mittelteil 129,5 x 100,5 cm, Seitenflügel: 129,5 x 65 cm,<br />

Museum am Ostwall, Dortmund<br />

Great <strong>Zoo</strong>logical Garden (triptych, 1913), center part 129,5 x 100,5 cm, outer parts 129,5 x 65 cm, Museum am Ostwall Dortmund<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat<br />

offenbar kaum jemand Anstoß an<br />

derartigen Haltungsformen genommen,<br />

zumal damals die „Ware“ Tier<br />

einen anderen Stellenwert hatte und<br />

auch Papageien zumindest für <strong>Zoo</strong>logische<br />

Gärten stets zu beschaffen<br />

waren. Damit entfiel für die meisten<br />

Einrichtungen auch die aufwändige<br />

und damals kaum praktizierte Notwendigkeit<br />

der Zucht dieser Vögel.<br />

Erst mit dem weltweiten Artensterben,<br />

der Dezimierung vieler Arten durch<br />

den kommerziellen Handel und dem<br />

Abschluss des Washingtoner Artenschutzübereinkommens<br />

änderte sich<br />

die Sichtweise in den Köpfen der Verantwortlichen.<br />

Und heute gehören<br />

viele Papageienarten, darunter auch<br />

alle Aras und Kakadus, zu den besonders<br />

geschützten Vogelarten, die weltweit<br />

in Erhaltungszuchtprojekte eingebunden<br />

sind. Bei manchen Arten steht<br />

ihr langfristiges Überleben dennoch in<br />

Frage (JUNIPER & PARR, 1998;<br />

FORSHAW, A 2006).<br />

Kunsthistorische Einordnung<br />

Mackes Arbeiten werden kunsthistorisch<br />

dem deutschen Expressionismus<br />

zugeordnet, wobei „Expressionismus“<br />

84<br />

ein in jeder Hinsicht vielschichtiger<br />

und kaum präzise zu definierender<br />

Begriff ist, der zwar in der Kunst am<br />

stärksten ausgeprägt ist, sich aber<br />

ebenso in der Literatur, in Schauspiel,<br />

Bühnenbild und Tanz, im Film und<br />

in der Architektur wiederfindet<br />

(VIETTA & KEMPER, 1975). Zeitlich<br />

ist sein Beginn mit dem Gründungsjahr<br />

der Künstlergemeinschaft<br />

,,Brücke“ 1905 in Dresden markiert,<br />

mit dem Ende der revolutionären<br />

Nachkriegsunruhen um 1920 geht<br />

auch die expressionistische Bewegung<br />

in Deutschland zu Ende (RONTE &<br />

FRANZ, 2001).<br />

Die expressionistische Bewegung in<br />

Deutschland war keineswegs von typischen,<br />

einheitlichen Merkmalen mit<br />

einem speziellen „expressionistischen“<br />

Stil bestimmt, sondern eher Ausdruck<br />

des Lebensgefühls der damaligen<br />

jungen Generation, die die herrschenden<br />

gesellschaftlichen und politischen<br />

Strukturen ablehnte und durch ihr<br />

künstlerisches Schaffen eine Art<br />

„Gegenwelt“ entwarf, deren Motive<br />

u.a. durch Industrialisierung und<br />

Arbeitswelt beeinflusst waren. Der<br />

Beginn des ersten Weltkrieges wurde<br />

für die expressionistische Bewegung<br />

zu einem einschneidenden Erlebnis<br />

und von vielen mit Begeisterung begrüßt<br />

und als Chance angesehen, eine<br />

neue, friedliche und harmonische Gesellschaftsordnung<br />

zu errichten. Viele<br />

später berühmt gewordene Maler wie<br />

Beckmann, Kirchner, Heckel, Macke,<br />

Marc, Kokoschka, Dix zogen als Freiwillige<br />

in den Krieg – Marc, Macke,<br />

Morgner und andere kehrten nicht<br />

mehr zurück.<br />

Mackes <strong>Zoo</strong>bilder sind sicherlich vor<br />

diesem biografischen Hintergrund zu<br />

bewerten. Sie zeigen in der Regel<br />

Menschen und Tiere (meist Rehe,<br />

Antilopen, Kraniche, Flamingos,<br />

Papageien) in harmonischem Miteinander<br />

unter sonnenbeschienenen<br />

Bäumen oder in gepflegten Parklandschaften.<br />

Die Kunsthistoriker sehen<br />

darin üblicherweise „Paradiesvisionen“<br />

mit der Darstellung einer harmonischen<br />

Beziehung zwischen Mensch,<br />

Tier und Natur: „Diese Beziehung des<br />

Menschen zur Natur wird als konfliktfreier<br />

Zustand geschildert. Es sind keine<br />

Löwen, Eisbären oder Nashörner,<br />

mit denen man eine Gefahr assoziieren<br />

könnte, sondern sanfte Rehe und<br />

farbige Papageien, die in vertrautem<br />

Einvernehmen mit den Menschen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!