Von Österreich an den Osterdeich - spektrum nord
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Foto: GEPA pictures<br />
Foto: picture-alli<strong>an</strong>ce<br />
Siegertyp Andreas<br />
Herzog war bisher<br />
der erfolgreichste<br />
<strong>Österreich</strong>er beim<br />
SV Werder, holte<br />
1993 <strong>den</strong> deutschen<br />
Meistertitel.<br />
Grün-weiße Tradition Zlatko Junuzovic,<br />
Sebasti<strong>an</strong> Prödl und Marko Arnautovic<br />
(v. li.) sind Werders <strong>Österreich</strong>er sechs,<br />
sieben und acht in der Bundesliga-<br />
Geschichte.<br />
Foto: picture-alli<strong>an</strong>ce Foto: imago<br />
Tr<strong>an</strong>sfercoup Willi Lemke, Bruno Pezzey und<br />
Otto Rehhagel (v. li.).<br />
Werders Neue 1996 Trainer ‚Dixie‘ Dörner (2. v. li.) mit Andreas<br />
Herzog, Heimo Pfeifenberger und Jens Todt (v. li.).<br />
Fotos: Witters<br />
<strong>Von</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>an</strong><br />
<strong>den</strong> <strong>Osterdeich</strong><br />
Immer wieder fin<strong>den</strong> österreichische<br />
Spitzenfußballer <strong>den</strong> Weg<br />
zum SV Werder. Der erste kam<br />
bereits Ende der 70er Jahre. In dieser<br />
Saison stehen erstmals gleich<br />
drei Spieler aus der Alpenrepublik<br />
im Bundesliga-Team.<br />
Bruno Pezzey, Andreas Herzog,<br />
Sebasti<strong>an</strong> Prödl – kl<strong>an</strong>gvolle Namen,<br />
die eng mit dem Bundesliga-<br />
Fußball bei <strong>den</strong> Grün-Weißen<br />
verknüpft sind. Den charismatischen Defensivkünstler<br />
der 80er Jahre, <strong>den</strong> Spielmacher<br />
der 90er und <strong>den</strong> aktuellen Innenverteidiger<br />
eint aber nicht nur die Tatsache, dass sie alle<br />
im grün-weißen Dress spielen oder gespielt<br />
haben, sondern auch, woher sie kommen –<br />
aus <strong>Österreich</strong>. Sie reihen sich damit ein in<br />
die l<strong>an</strong>ge Liste ausländischer Profis, die seit<br />
der Bundesliga-Gründung im Jahr 1963 für<br />
Werder aufgelaufen sind. <strong>Österreich</strong>er sind<br />
mit acht Einträgen auffallend oft vertreten.<br />
Lediglich brasili<strong>an</strong>ische Spieler (elf) fin<strong>den</strong><br />
sich häufiger.<br />
Der erste <strong>Österreich</strong>er, der <strong>den</strong> Weg <strong>an</strong> die<br />
Weser f<strong>an</strong>d, war Gerhard Steinkogler. Der<br />
Torjäger wechselte im Herbst 1979 vom Grazer<br />
AK in die deutsche Bundesliga. Mit Werder<br />
lief es d<strong>an</strong>n allerdings nicht g<strong>an</strong>z so, wie<br />
es sich beide Seiten vorgestellt hatten. Am<br />
Gesichter verschie<strong>den</strong>er Werder-Epochen<br />
Bruno Pezzey prägte in <strong>den</strong> 80er Jahren<br />
das Werder-Spiel, Heimo Pfeifenberger<br />
spielte in <strong>den</strong> 90er Jahren <strong>an</strong> der Weser<br />
(Fotos v. re.).<br />
histOry<br />
Ende der Saison stiegen Steinkogler und seine<br />
M<strong>an</strong>nschaftskamera<strong>den</strong>, darunter Jonny<br />
Otten, Dieter Bur<strong>den</strong>ski und Kalli Kamp, ab.<br />
Infolgedessen und aufgrund eines sehr guten<br />
Angebots von Austria Wien kehrte Steinkogler<br />
bereits nach wenigen Monaten wieder in<br />
die österreichische Bundesliga zurück. Ein<br />
Schritt, <strong>den</strong> er <strong>an</strong>gesichts von Werders direktem<br />
Wiederaufstieg und <strong>den</strong> sich <strong>an</strong>schließen<strong>den</strong><br />
‚gol<strong>den</strong>en‘ Jahren nach eigenen Worten<br />
noch oft bereut hat.<br />
Im Sommer 1983 sorgte d<strong>an</strong>n der Tr<strong>an</strong>sfer<br />
des zweiten <strong>Österreich</strong>ers zu Werder für<br />
Aufsehen. Mit der Verpflichtung von Bruno<br />
Pezzey l<strong>an</strong>deten Trainer Otto Rehhagel und<br />
M<strong>an</strong>ager Willi Lemke einen ihrer größten<br />
Coups. Es gel<strong>an</strong>g ihnen, <strong>den</strong> international<br />
erfahrenen Abwehrchef mit der mark<strong>an</strong>ten<br />
Lockenfrisur von Eintracht Fr<strong>an</strong>kfurt loszueisen.<br />
„Er war vom ersten Tag <strong>an</strong> Führungsspieler<br />
bei uns, nicht nur auf dem Platz“,<br />
erinnert sich Lemke gerne <strong>an</strong> <strong>den</strong> 1994 <strong>an</strong><br />
einem plötzlichen Herztod verstorbenen <strong>Österreich</strong>er.<br />
Und noch etwas fällt Lemke ein,<br />
wenn er <strong>den</strong> Namen Bruno Pezzey hört: „Er<br />
hat gar nicht erst versucht, auf Hochdeutsch<br />
mit uns zu re<strong>den</strong>.“ Mit seinem Dialekt und<br />
<strong>den</strong> in Norddeutschl<strong>an</strong>d gänzlich unbek<strong>an</strong>nten<br />
Ausdrücken habe er seine Mitspieler immer<br />
wieder zum Lachen gebracht.<br />
WERDER MAGAZIN 290 77<br />
s
FuSSball-GloSSar<br />
ÖSterreichiSch-DeutSch<br />
aufgeigen groß aufspielen<br />
Ballsch<strong>an</strong>i Balljunge<br />
Corner Eckstoß<br />
Eisenbahner Ein Trick: Spieler spielt<br />
Ball am Gegner vorbei,<br />
läuft selbst auf der <strong>an</strong>deren<br />
Seite vorbei<br />
Ferserl Hackentrick<br />
Fett‘n Effet<br />
Gaberln <strong>den</strong> Ball hochhalten<br />
Gurkerl Beinschuss<br />
Haut, Frucht,<br />
Laberl, Wuchtel<br />
Ball<br />
Hösche Ein Spiel zum Aufwärmen:<br />
Spieler passen sich<br />
<strong>den</strong> Ball im Kreis zu, ein<br />
Spieler muss versuchen,<br />
<strong>den</strong> Ball zu erwischen<br />
Hundstruppe schwache M<strong>an</strong>nschaft<br />
Köpfler Kopfball<br />
Lattenpendler Ball prallt von der Latte<br />
nach unten und von der<br />
Torlinie wieder ins Spielfeld<br />
zurück<br />
Outwachler Linienrichter<br />
Pfosten untalentierter,<br />
ungelenker Spieler<br />
Sauspitz Schuss mit der Schuhspitze<br />
Schenkerl,<br />
Tschakkabuff<br />
St<strong>an</strong>ge Pfosten<br />
Tritt mit dem Knie gegen<br />
<strong>den</strong> Oberschenkel<br />
St<strong>an</strong>gerlpass Pass entl<strong>an</strong>g der Grundlinie<br />
vor das Tor<br />
Stehgeiger,<br />
Zauberer<br />
Steirergoalie,<br />
Eiergoalie<br />
technisch versierter,<br />
jedoch eher lauffauler<br />
Spieler<br />
Tollpatschiger Torhüter<br />
wuzzeln Tischfußball spielen<br />
ÖSterreicher beiM<br />
SV WerDer<br />
• Gerhard Steinkogler (1979 – 1980)<br />
• Bruno Pezzey (1983 – 1987)<br />
• Andreas Herzog (1992 – 1995, 1996 – 2001)<br />
• Heimo Pfeifenberger (1996 – 1998)<br />
• Martin Harnik (2007 – 2009)<br />
• Sebasti<strong>an</strong> Prödl (seit 2008)<br />
• Marko Arnautovic (seit 2010)<br />
• Zlatko Junuzovic (seit 2012)<br />
Erfolgsgar<strong>an</strong>t 1994 und<br />
1999 feierte Andreas<br />
Herzog mit <strong>den</strong> Grün-<br />
Weißen <strong>den</strong> Gewinn des<br />
DFB-Pokals.<br />
Dass <strong>Österreich</strong>er das Vokabular <strong>an</strong> der<br />
Weser mitunter auch mit wenig österreichisch<br />
klingen<strong>den</strong> Begriffen geprägt haben,<br />
verdeutlicht das Beispiel von Andi Herzog.<br />
Der ‚Alpen-Maradona‘, wie ihn der Boulevard<br />
unter <strong>an</strong>derem taufte, erzielte in seinen<br />
236 Bundesliga-Partien für <strong>den</strong> SV Werder<br />
nicht nur 58 Tore und bereitete Dutzende<br />
weitere vor, sondern vergab einen der wohl<br />
bek<strong>an</strong>ntesten Spieler-Spitznamen in Bremen.<br />
Es war Andi Herzog, der <strong>den</strong> noch jungen<br />
Torsten Frings Ende der 1990er Jahre zum<br />
‚Lutscher‘ machte.<br />
s<br />
Herzog verkörperte mit seiner Spielweise <strong>den</strong><br />
Typus des technisch brill<strong>an</strong>ten Spielgestalters,<br />
dessen Stärke der ‚tödliche‘ Pass war. In<br />
<strong>Österreich</strong> haben sie für diese Art Fußballer<br />
einen trefflichen Begriff, wie Zlatko Junuzovic<br />
aus der heutigen Generation der Hochgeschwindigkeits-Fußballer<br />
erzählt: „Bei uns<br />
wer<strong>den</strong> solche Spieler ‚Zauberer‘ gen<strong>an</strong>nt.“<br />
Sowohl Zlatko Junuzovic als auch Marko Arnautovic<br />
und Sebasti<strong>an</strong> Prödl haben die Bilder<br />
aus der Bremer Zeit von Andi Herzog, die<br />
sie regelmäßig durch die österreichischen<br />
Medien zu sehen bekamen, noch lebhaft<br />
vor Augen. Der Wiener Mittelfeldstratege<br />
habe großen Anteil dar<strong>an</strong>, dass Werder bei<br />
Foto: GEPA pictures<br />
österreichischen Fußball-F<strong>an</strong>s sehr populär<br />
ist, sind sie überzeugt. 2001 lief Andi Herzog<br />
zum letzten Mal in einem Pflichtspiel für<br />
Werder auf. Mittlerweile trainiert er <strong>an</strong> der<br />
Seite von Jürgen Klinsm<strong>an</strong>n die Nationalm<strong>an</strong>nschaft<br />
der USA. Spätestens seit seiner<br />
Bremer Zeit und vielleicht auch wegen ihr,<br />
kamen und kommen immer wieder weitere<br />
seiner L<strong>an</strong>dsleute in die H<strong>an</strong>sestadt. Heimo<br />
Pfeifenberger spielte zwischen 1996 und<br />
1998 im Weser-Stadion. Martin Harnik, der<br />
inzwischen beim VfB Stuttgart unter Vertrag<br />
steht, erzielte 2007 sein erstes Bundesliga-<br />
Tor für Werder. Seit der Verpflichtung von<br />
Zlatko Junuzovic Anf<strong>an</strong>g des Jahres sind es<br />
nun erstmals gleich drei <strong>Österreich</strong>er, die<br />
Werder und der deutschen Bundesliga daheim<br />
in <strong>Österreich</strong> ein Gesicht geben.<br />
Gordon Päschel, Georg Pitschm<strong>an</strong>n<br />
Foto: picture-alli<strong>an</strong>ce<br />
Starke I<strong>den</strong>tifikation Zlatko Junuzovic,<br />
Marko Arnautovic und Sebasti<strong>an</strong> Prödl<br />
(v. li.) <strong>an</strong> <strong>den</strong> Bremer Stadtmusik<strong>an</strong>ten.<br />
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