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Valeo mittendrin | November 2011

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8 Zur Diskussion gestellt<br />

Die Akademisierung<br />

der Pflege und ihre<br />

Folgen<br />

Das deutsche Gesundheitswesen befindet<br />

sich in einem rapiden Wandlungsprozess.<br />

Die Akademisierung<br />

in diesem Bereich hat in den letzten<br />

Jahren auch verstärkt die Pflegekraft<br />

im Blick. Einerseits soll so die Frage<br />

nach dem Fachkräftemangel beantwortet<br />

werden, andererseits wird<br />

aber auch diskutiert, ob die Akademisierung<br />

für eine „Flucht“ aus der grauen<br />

Realität des Pflegealltags sorgt.<br />

Hier stellt sich allerdings eine weitere<br />

wichtige Frage: Ist das eine gute<br />

Sache oder nur ein Schnellschuss<br />

gegen mögliche Berufsmüdigkeit?<br />

Die Pflege braucht die Akademisierung, das<br />

steht außer Frage, denn wenn ein hoher Qualitätsanspruch<br />

sicher in den Krankenhäusern<br />

vorgehalten werden soll, so führt kein Weg an<br />

der Akademisierung im Pflegedienst vorbei.<br />

Die akademischen Kollegen/innen müssten<br />

dann aber auch vor Ort in den Prozess eingebunden<br />

sein und das am Patientenbett. Demzufolge<br />

scheint eine Flucht aus dem grauen<br />

Pflegealltag unmöglich – die Fachkompetenz<br />

soll ja vor Ort eingesetzt werden.<br />

Ca. 50 pflegewissenschaftliche Studiengänge,<br />

die Gründung von pflegewissenschaftlichen<br />

Forschungsinstituten und Forschungsverbünden<br />

sowie strukturelle und inhaltliche Reformen<br />

in der Ausbildung sind ein deutliches<br />

Zeichen für den voranschreitenden Wandel.<br />

Für eine Vielzahl an Problemen werden so Lösungsmöglichkeiten<br />

geboten. Die hochqualifizierten,<br />

studierten Pflegekräfte, sogenannte<br />

Advanced-Nurse-Practitioner (ANP), können<br />

vermehrt Aufgaben des Arztes übernehmen<br />

und so die Versorgungslücke schließen. Dennoch<br />

lässt sich weiterhin konstatieren, dass<br />

die Professionalisierung noch lange nicht in<br />

<strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> | <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />

Büffeln für den Beruf. Die Ansprüche steigen.<br />

der grundständigen Versorgung am Bett angekommen<br />

ist. Noch immer gilt die Pflege als<br />

ärztlicher Assistenzberuf mit nur geringen autonomen<br />

Handlungsspielräumen und vorwissenschaftlich<br />

begründeten Entscheidungen.<br />

Im Rahmen von Modellvorhaben sieht<br />

das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz jedoch<br />

erstmals eine Ausübung der Heilkunde auch<br />

durch Pflegekräfte vor. Für international etablierte<br />

Berufsbilder wie den ANP liegt der Aufgabenbereich<br />

bereits eher in Bereichen der medizinischen<br />

Versorgung. Zukünftig muss also<br />

auch Deutschland nachziehen: Nur wie lässt<br />

sich gewährleisten, dass die Fachkräfte in den<br />

Prozess am Patientenbett eingebunden werden?<br />

Zum einen gilt es, die Prozesssteuerung<br />

im Sinne der Wertschöpfung zu verstehen<br />

und zu gestalten. Hierzu zählen die Organisation<br />

des patientenbezogenen Behandlungs-,<br />

Pflege- und Überleitungsprozesses sowie die<br />

Übertragung der Steuerungsfunktion auf jeweils<br />

eine zuständige Person der Pflege. So<br />

können zwei organisatorische Modelle der<br />

professionellen Pflege in eine Funktion integriert<br />

werden: Zum einen ist die Pflegeperson<br />

zuständige Ansprechpartnerin für den Patienten<br />

im Sinne des Primary Nursings, zum anderen<br />

erfüllt sie die Funktion der Case-Managerin<br />

als Begleitung der ihr zugeordneten Patienten<br />

durch das Versorgungssystem. Im Intensivbe-<br />

reich kann der Bachelor of Science in Nursing<br />

bzw. der Bachelor „Intensiv Care Practitioner“<br />

diese Funktion übernehmen. Die Qualifikationskaskade<br />

sähe dementsprechend wie folgt<br />

aus: Akademiker (Pflege), Gesundheits- und<br />

Krankenpflegekräfte sowie Komplementärqualifikationen<br />

(z. B. Codierkräfte, medizinische<br />

Fachangestellte, Dokumentationsassistenten).<br />

Nur wenn es uns gelingt, die Akademisierung<br />

der Pflege erfolgreich umzusetzen<br />

und die Kollegen auch unter adäquaten Rahmenbedingungen<br />

in den Versorgungsprozess<br />

des Patienten einzubinden, also auch die<br />

höheren Kosten hierfür zu tragen, werden wir<br />

die zukünftigen Anforderungen bewältigen<br />

können. Qualität und eine optimale Prozesssteuerung<br />

werden zu Markenzeichen im Gesundheitswesen<br />

und die Patienten werden im<br />

Zeitalter der Kommunikation und grenzenlosenInformation<br />

dies als Ents<br />

c h e i d u n g s -<br />

grundlage zur<br />

Wahl des Versorgersmachen.<br />

Frank Schaan,<br />

EK Unna,<br />

Pflegedirektor<br />

© Yuri Arcurs - Fotolia.com

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