Valeo mittendrin | November 2011
Valeo mittendrin | November 2011
Valeo mittendrin | November 2011
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Bünde. Es ist ein seltenes Bild. Zwei<br />
Chefärzte unterschiedlicher Kliniken<br />
sitzen nebeneinander und berichten<br />
davon, dass sie froh sind, den anderen<br />
an ihrer Seite zu haben. Dass sie<br />
sich Patienten teilen, dass die Verantwortung<br />
mal bei dem einen, mal bei<br />
dem anderen liegt.<br />
Dabei herrscht keineswegs Willkür. „Natürlich<br />
gibt es auch weiterhin eine Kernverantwortlichkeit,<br />
ist jeder Patient entweder der<br />
Allgemeinchirurgie oder Medizinischen Klinik<br />
I zugeordnet“, so Dr. Steffen Krummbein,<br />
der für die Chirurgie verantwortlich zeichnet.<br />
Aber geht es um das Thema Interdisziplinäre<br />
Bauchstation, dann ist auch der versierte<br />
Chirurg froh, dass er gemeinsam mit seinem<br />
Kollegen Dr. Bernd Wejda die Visiten abhält,<br />
sich beratschlagen kann. „Die Bauchregion<br />
ist für uns immer noch eine Art Black Box.<br />
Von außen lässt sich nur schwer exakt erkennen,<br />
was innen los ist“, so Dr. Steffen Krummbein.<br />
Nutzt der meist das Skalpell oder minimal-invasives<br />
Besteck, um sich dem Bauchinneren<br />
zu nähern, so wählt Dr. Wejda das Endoskop,<br />
um über natürliche Öffnungen des<br />
menschlichen Körpers zum Bauchinneren<br />
zu gelangen. Die Kombination aus beidem,<br />
die Umgestaltung der Station 2A, vor allem<br />
aber das engere Zusammenrücken der beiden<br />
Chefärzte und der beiden Kliniken mündet<br />
jetzt in der Eröffnung der Interdisziplinären<br />
Bauchstation.<br />
Verzahnung auf allen Ebenen<br />
In Anspruch genommen werden die 39 Betten<br />
dieser neuen Station immer dann, wenn<br />
akute oder unklare Bauchbeschwerden beim<br />
Patienten vorherrschen, wenn sich gut- oder<br />
bösartige Tumoren im Magen-Darm-Trakt<br />
befinden, wenn die Leber erkrankt ist, chronisch-endzündliche<br />
Darmerkrankungen vorliegen,<br />
die Gallenblase oder deren Wege erkrankt<br />
oder von Tumoren befallen sind,<br />
Divertikulitis vorliegt, Blutungen im Magen-Darm-Trakt<br />
aufgetreten sind oder Geschwüre,<br />
akute und chronische Entzündungen<br />
vorliegen.<br />
Früher wanderten Patienten mit solchen Beschwerden<br />
in die Klinik, auf die der Eingelieferte<br />
als erstes traf. Dann kam es vor, dass<br />
die Kompetenzen hin und her wanderten,<br />
am Ende dann doch operiert werden musste<br />
– dies aber hätte schon deutlich früher entschieden<br />
werden können. Nun wird das Miteinander<br />
gelebt. Was nicht nur an dem Schaffen<br />
der neuen Station, sondern vor allem an<br />
der engen beruflichen wie freundschaftlichen<br />
Verbundenheit der beiden Chefärz-<br />
te liegt. Die wünschen sich gar, dass irgendwann<br />
dieses Miteinander, dieses Sich-gemeinsam-um-die-Patienten-Kümmern<br />
auch<br />
ökonomisch zu fassen ist. Ist das noch Zukunftsmusik,<br />
so profitiert heute vor allem einer:<br />
der Patient. Interdisziplinär betreut kann<br />
er sicher sein, immer einem ausgewiesenen<br />
Fachmann gegenüber zu stehen. Wissend,<br />
dass er ganzheitlich betrachtet, seine Bauchgegend<br />
nicht lange eine undurchdringbare<br />
Black Box bleiben wird. Auch der Internist<br />
genießt bei dieser Neustrukturierung die Si-<br />
Aus den VALEO Häusern<br />
In Bünde entstand durch die Kooperation von Chirurgen und Internisten ein Bauchzentrum<br />
Gemeinsam die Black Box entschlüsseln<br />
Die gemeinsame Visite hilft den Patienten.<br />
29<br />
cherheit. „Es ist beruhigend zu wissen, dass<br />
der Chirurg quasi hinter einem steht, dass<br />
sofort operativ eingegriffen werden kann,<br />
wenn wir erkennen, dass hier nur chirurgische<br />
Mittel weiterhelfen“, so Dr. Bernd Wejda<br />
ganz offen. Meist ist es aber der Internist,<br />
der einmal schaut, der die Mittel der Gastroenterologie<br />
nutzt, um sich ein Bild vom Patienten<br />
und dessen Inneren zu machen. „Beim<br />
Bauchbereich lässt sich nach den Schmerzschilderungen<br />
auch vom Fachmann meist<br />
nur erahnen, wo der dumpfe Schmerz liegt<br />
und woher er rührt“, so Dr. Krummbein.<br />
Ist die Lage also unklar, könnte sie gar bedrohlich<br />
werden, dann sind innerhalb von sechs<br />
Stunden alle Behandlungs- und Diagnostik-<br />
methoden eingesetzt, um eben auf beiden<br />
Wegen schauen und reagieren zu können. Es<br />
wird also Zeit gespart – und gleichzeitig die<br />
Patientenversorgung durch die Verzahnung<br />
beider Kliniken deutlich verbessert. Dabei bezieht<br />
sich diese Verzahnung nicht nur auf das<br />
ärztliche Personal. „Auch die Pflegekräfte leben<br />
auf der neuen Bauchstation dieses Miteinander,<br />
sind aufeinander eingestellt, ergänzen<br />
sich gegenseitig“, unterstreicht Dr. Stefan<br />
Kerst, Vorstand des Lukas-Krankenhauses.<br />
<strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> | <strong>November</strong> <strong>2011</strong>