Valeo mittendrin | November 2011
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Valeo mittendrin | November 2011
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24 Aus den VALEO Häusern<br />
Chefarzt Dr. Bernd Wejda präsentiert die Kapsel im Größenvergleich. Bilder aus dem Körperinneren<br />
Neues Diagnose-Werkzeug liefert 60.000 Bilder aus dem Inneren des Menschen<br />
Kleine Kapsel auf großer Reise<br />
Bünde. Das Ding wirkt wie aus einem<br />
Science-Fiction-Film der 80er Jahre.<br />
Es ist etwas größer als eine ordentliche<br />
Tablette, versteckt sich in einer<br />
Plexiglas-Verpackung, die, einmal<br />
aufgerissen, die Kapsel aktiviert<br />
und sie so zwölf Stunden per Batteriestrom<br />
am Leben erhält.<br />
Das Ding – das ist eine winzige Kamera mit<br />
Sendeeinheit, SB2-Kapsel im medizinischen<br />
Fachjargon genannt und dazu gedacht,<br />
60.000 Bilder auf der Fahrt durch den Dünndarm<br />
zu schießen. „Für den Patienten bedeutet<br />
diese Kapsel eine Diagnose ohne Belastung.<br />
Er schluckt die Kapsel, legt sich den<br />
Gürtel mit dem Aufnahmegerät um und das<br />
war es eigentlich schon“, erläutert Dr. Bernd<br />
Wejda. Der kann ab diesem Sommer diese<br />
technisch aufwändige Diagnoseart seinen<br />
Patienten anbieten. Die kommen zu ihm, weil<br />
bei ihnen eine Blutung festgestellt wurde,<br />
der Ort aber ungewiss ist. „Blutungen können<br />
im Dickdarm, im Magen auftreten – und<br />
sind dann mit den herkömmlichen diagnostischen<br />
Mitteln schnell auffindbar. Bei Blutungen<br />
im Dünndarm sieht das aber ganz anders<br />
aus – und genau da setzt die Kapselendoskopie<br />
an“, so Dr. Wejda.<br />
Eingesetzt wird im Lukas-Krankenhaus die<br />
<strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> | <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />
neueste, die modernste Variante dieser kapselförmigen<br />
Kamera. Mal braucht sie zwei,<br />
mal acht Stunden, um nach dem normalen<br />
Runterschlucken den Dünndarm zu durchwandern.<br />
Kontinuierlich nimmt sie dabei Fotos<br />
auf, sendet diese an den Recorder und<br />
sorgt dafür, dass der Arzt am Ende ein umfassendes<br />
Bild des Darminneren erhält. Die Qualität<br />
der Bilder ist außergewöhnlich gut: Farbig,<br />
gestochen scharf und in einer Auflösung,<br />
Vergrößerung und Detailtreue, die eine perfekte<br />
Basis für die Diagnosearbeit bietet. „Wir<br />
können mit diesen Daten insbesondere den<br />
Verdacht auf eine durch andere Endoskopien<br />
nicht auffindbare Blutungsquelle, die Suche<br />
nach unklaren Entzündungen im Darm, den<br />
Ausschluss von Tumoren oder Polypen diagnostizieren“,<br />
so der Chefarzt der Medizinischen<br />
Klinik I im Lukas-Krankenhaus.<br />
Ein teures Wunderwerk der Technik<br />
Rund vier Patienten pro Woche schlucken<br />
schon im hiesigen Endoskopiezentrum,<br />
das jährlich mehr als 5.000 Untersuchungen<br />
durchführt, diese kleinen Kapseln. Wirtschaftlich<br />
gewinnbringend ist dies für das<br />
Krankenhaus nicht, wird doch jede einzelne<br />
dieser „Wunderpillen“ mit 610 Euro vom<br />
Hersteller berechnet. „Für unsere Patienten<br />
aber bedeutet der Einsatz der SB2-Kapseln<br />
einen Gewinn an Behandlungsqualität und<br />
Sicherheit, den wir über die wirtschaftlichen<br />
Erwägungen stellen“, so Dr. Wejda zu diesem<br />
Teil der Diagnostik, der ab sofort im stationären<br />
Bereich der Klinik angeboten wird.<br />
Bald auch Kapseln für Eingriffe<br />
Fahren jetzt also winzige Kameras mit Lichtund<br />
Sendeeinheit durch den Körper der Patienten,<br />
so steht schon die nunmehr dritte<br />
Generation dieser Endoskopie-Kapseln in<br />
den Startlöchern der Testphase. „Man darf<br />
wohl davon ausgehen, dass das Können<br />
dieser winzigen Kapseln immer weiter gesteigert<br />
wird und sie nicht nur zur Diagnostik,<br />
sondern auch zum Eingriff taugen werden“,<br />
sagt Dr. Bernd Wejda. Schon in der nahen<br />
Zukunft sollte das Entnehmen von Proben<br />
und das Abtragen von Polypen mit Hilfe<br />
solcher Kapseln möglich sein. Das aber ist<br />
nun wirklich Zukunftsmusik. „Jetzt sind wir<br />
erst einmal froh, dass wir das über 30.000<br />
Euro teure Gerät zur Auslesung der durch<br />
die Kapseln gesammelten Daten erwerben<br />
konnten und einsetzen“, freut sich der Chefarzt,<br />
der seinen Patienten so nur noch eine<br />
Kapsel verabreichen und warten muss, ehe<br />
die Bilder gestochen scharf und in Fotoqualität<br />
zur Auswertung auf seinem Bildschirm<br />
erscheinen.