Valeo mittendrin | November 2011
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14 Titelthema<br />
Von der Uni in Innsbruck zur Weiterbildung nach Hamm: Dr. Peter Dich im Interview<br />
Preußisch, aber aufgeschlossen<br />
Hamm. Von der Uni in Innsbruck zur<br />
Facharzt-Ausbildung in Deutschland.<br />
Der österreichische Mediziner Peter<br />
Alexander Dich fand den VALEO-<br />
Auftritt bei der Jobmesse im Nachbarland<br />
so überzeugend, dass er seit<br />
einigen Wochen in der Klinik für Kinder-<br />
und Jugendmedizin des Evangelischen<br />
Krankenhauses Hamm<br />
bei Chefarzt Dr. Wolfgang Kamin arbeitet.<br />
Mit dem 26-jährigen Mediziner<br />
sprach Redaktionsmitglied Julia<br />
Scharte über seine Beweggründe, Erwartungen<br />
und Ziele.<br />
Herr Dr. Dich, Sie heißen Peter Alexander,<br />
Ihre Frisur erinnert an die Lockenpracht<br />
des jungen Mozart und in Ihrer Jugend haben<br />
Sie als Skilehrer gearbeitet – die Fakten<br />
zeichnen ein Klischee, wie es österreichischer<br />
kaum sein könnte. Was ist dran?<br />
Dr. Peter Alexander Dich: (lacht) Wie so oft<br />
gar nichts! Zu meinem Namen: Meine Eltern<br />
konnten sich nicht zwischen Peter und Alexander<br />
entscheiden, also habe ich beide Namen<br />
bekommen. Der Rufname ist übrigens<br />
Peter. Zu meiner Frisur: Ich mag zwar Locken<br />
wie Mozart haben, beherrsche aber weder<br />
Klavier noch sonst ein Musikinstrument.<br />
Zu meinem Nebenjob als Skilehrer: Ich habe<br />
neun Jahre Skiunterricht gegeben – an Kinder!<br />
Privat bin ich kaum Ski gefahren.<br />
Das hätten wir also aufgelöst. Fragen blei-<br />
ben dennoch offen, zum Beispiel, was Sie<br />
aus Vorarlberg, wo Sie gebürtig herkommen,<br />
nach Deutschland, genauer gesagt<br />
nach Hamm in die Klinik für Kinder- und<br />
Jugendmedizin des EVK verschlagen hat?<br />
Mein sechsjähriges Medizinstudium in Innsbruck<br />
hatte ich im März beendet und danach<br />
ohnehin den Plan, noch für ein bis zwei<br />
Jahre ins Ausland zu gehen. Die Jobmesse<br />
an der Uni, bei der auch der <strong>Valeo</strong>-Verbund<br />
für sich geworben hat, kam deshalb wie ge-<br />
<strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> | <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />
Dr. Peter Alexander Dich<br />
rufen für mich. Und da die Kollegin aus dem<br />
EVK Hamm so überzeugend war, habe ich<br />
mich recht schnell entschieden.<br />
Sehr schnell, wenn man bedenkt, dass zwi-<br />
schen der Jobmesse Ende Mai und Ihrem<br />
ersten Arbeitstag gerade mal fünf Wochen<br />
lagen. Was macht die Ausbildung in einem<br />
deutschen Krankenhaus für einen österreichischen<br />
Mediziner so attraktiv? Liegt<br />
es nur daran, dass das österreichische System<br />
erst eine fünfjährige allgemeinmedizinische<br />
Ausbildung vorsieht, bevor sich<br />
der Mediziner in seinem gewünschten<br />
Fachbereich ausbilden lassen kann?<br />
Nein, daran liegt es nicht nur, zumal die allgemeinmedizinische<br />
Ausbildung mittlerweile<br />
zwar von Vorteil, aber nicht mehr verpflichtend<br />
ist. Auch in Österreich ist der drohende<br />
Ärztemangel ein großes Thema! Für<br />
mich stand die Auslandserfahrung im Vordergrund<br />
und die deutschen Krankenhäuser<br />
bieten nun mal gute Möglichkeiten der<br />
Fort- und Weiterbildung, also bin ich hergekommen.<br />
Dass diese Fort- und Weiterbildungen<br />
hier auch vom Arbeitgeber finanziert<br />
werden, ist natürlich ein weiterer Vor-<br />
teil, denn in Österreich ist das nicht der Fall.<br />
Ist die Bezahlung in Deutschland besser?<br />
Nur geringfügig.<br />
Was macht uns in Deutschland bzw. in den<br />
deutschen Krankenhäusern denn dann<br />
aus? Schließlich sind Sie vorher ja auch<br />
noch nie hier gewesen.<br />
Grundsätzlich finde ich die Deutschen sehr<br />
aufgeschlossen. Zumindest habe ich das<br />
bisher so erlebt. Im Krankenhaus geht es bei<br />
weitem nicht so hierarchisch zu wie bei uns<br />
in Österreich. Gerade in der Kinderklinik erlebe<br />
ich ein tolles Team, das mich nett aufgenommen<br />
hat, gut zusammenarbeitet und<br />
ziemlich diplomatisch reagiert, wenn mal<br />
was schief geht… Die Organisation und die<br />
Abläufe sind gut, eben „preußisch“! (lacht)<br />
Womit wir ein weiteres Klischee hätten, das<br />
ich in diesem Fall allerdings bestätigt sehe.<br />
Jaja, die Deutschen und ihre Tugenden…<br />
Werden Sie uns so ins Herz schließen, dass<br />
Sie für länger bleiben? Wie sehen Ihre Pläne<br />
für die Zukunft aus?<br />
Erstmal bin ich hier und das auf jeden Fall für<br />
die nächsten zwei Jahre. Die Aus- und Weiterbildungschancen,<br />
die ich hier habe und die<br />
Möglichkeit, auch in anderen Häusern des<br />
Verbundes tätig zu sein, will ich natürlich nutzen.<br />
Wenn die zwei Jahre um sind, dann werde<br />
ich weitersehen. Zum einen, ob es bei der<br />
Pädiatrie als Fachgebiet bleibt und zum anderen,<br />
ob ich noch ein bisschen bleibe oder<br />
wieder zurück nach Österreich gehe.<br />
Das ein oder andere wird Ihnen in Hamm<br />
ja sicherlich fehlen – ich denke da an die<br />
Berge…<br />
Ja, die vermisse ich tatsächlich, schließlich<br />
sind wir in Vorarlberg von drei Seiten davon<br />
eingeschlossen! Aber ich habe gehört, dass<br />
man hier ganz gut Motorradfahren kann,<br />
also werde ich der Landschaft hier auch eine<br />
Chance geben.