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Dirk Burghardt, Sabine Timpf Raumaneignung in Parks

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Geographisches Institut der Universität Zürich, SS 2004<br />

GIS-Projektsem<strong>in</strong>ar<br />

<strong>Dirk</strong> <strong>Burghardt</strong>, <strong>Sab<strong>in</strong>e</strong> <strong>Timpf</strong><br />

<strong>Raumaneignung</strong> <strong>in</strong> <strong>Parks</strong><br />

Am Beispiel des Louis-Häfliger-Park<br />

im Raum Zürich Nord<br />

Projektbetreuung: <strong>Sab<strong>in</strong>e</strong> <strong>Timpf</strong> und Elisabeth Bühler<br />

Veronika Killer<br />

Hegibachstrasse 51<br />

8032 Zürich<br />

vkiller@geo.unizh.ch<br />

Françoise Schmit<br />

Uetlibergstrasse 30<br />

8045 Zürich<br />

francois@geo.unizh.ch


Zusammenfassung..................................................................................................................- 3 -<br />

1. Louis-Häfliger-Park ...........................................................................................................- 3 -<br />

1.1 Die Konzepte Platz und Park .......................................................................................- 4 -<br />

1.2 Funktionen von Freiräumen und <strong>Parks</strong> ........................................................................- 4 -<br />

1.3 AkteurInnen,Nutzungen und Aktivitäten im Louis-Häfliger-Park ..............................- 5 -<br />

2. Raumgreifen und <strong>Raumaneignung</strong>.....................................................................................- 7 -<br />

2.1 Gender – Unterschiede im „Raumgreifen“ zwischen Frauen und Männern / Mädchen<br />

und Jungen: Ergebnisse aus der Literatur ..........................................................................- 7 -<br />

2.2 Fragestellung - <strong>Raumaneignung</strong> durch verschiedene Gruppen von AkteurenInnen....- 8 -<br />

3. Datenerhebung und Datendarstellung <strong>in</strong> GIS.....................................................................- 8 -<br />

3.1 Feldbeobachtungen.......................................................................................................- 8 -<br />

3.2 Datenpräsentation <strong>in</strong> GIS .............................................................................................- 9 -<br />

4. Visuelle Analyse ..............................................................................................................- 11 -<br />

5. Analysemethoden für Punktdaten <strong>in</strong> GIS.........................................................................- 13 -<br />

5.1 Track<strong>in</strong>g Analyst........................................................................................................- 14 -<br />

5.1.1 Methode...............................................................................................................- 14 -<br />

5.1.2 Vorgehen .............................................................................................................- 14 -<br />

5.1.3 Resultate..............................................................................................................- 15 -<br />

5.2 Animal Movement......................................................................................................- 16 -<br />

5.2.2 Resultate..............................................................................................................- 17 -<br />

6. Fazit..................................................................................................................................- 19 -<br />

Literatur................................................................................................................................- 19 -<br />

Anhang .................................................................................................................................- 21 -<br />

- 2 -


Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit werden die geschlechts- und alterspezifischen Unterschiede <strong>in</strong> der <strong>Raumaneignung</strong> am Beispiel<br />

des Louis-Häfliger-<strong>Parks</strong> untersucht. Der Park ist <strong>in</strong> fünf verschiedene Felder unterteilt. Diese werden daraufh<strong>in</strong><br />

untersucht, welche Aneignungsmuster und Aktivitäten von ihnen ausgelöst werden und ob sie von beiden<br />

Geschlechtern gleichberechtigt genutzt werden. In der Genderforschung ist belegt, dass Männer und Jungen im<br />

Gegensatz zu Frauen und Mädchen <strong>in</strong>sgesamt mehr Raum beanspruchen, sich verstärkt im Zentrum aufhalten<br />

und es ihnen leichter gel<strong>in</strong>gt, andere Gruppen zu verdrängen und ihre Nutzung durchzusetzen. Um die<br />

Aneignung der Geschlechter und der Altergruppen sowie Aktivitätsmuster im Louis-Häfliger-Park zu<br />

visualisieren, werden statische und dynamische Punktkarten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em GIS hergestellt. Insbesondere werden<br />

zeitliche Daten mit dem Track<strong>in</strong>g Analyst und dem Animal Movement Tool dargestellt. Der Track<strong>in</strong>g Analyst<br />

ermöglicht es dem Bewegungsablauf der Individuen anhand e<strong>in</strong>er Spur zu folgen und kle<strong>in</strong>e Filme zu<br />

generieren. Mit dem Animal Movement Tool kann die Ausdehnung von Aktivitäten oder Gruppen aufgezeigt<br />

werden. Die Resultate unserer Untersuchung belegen, dass die e<strong>in</strong>zelnen Parkfelder von unterschiedlichen<br />

Gruppen unterschiedlich genutzt werden. Von niemandem genutzt wurde das Kiesfeld. Die Annahme e<strong>in</strong>es<br />

grösseren Raumkonsums und e<strong>in</strong>es dom<strong>in</strong>ierenden Verhaltens der (männlichen) Benutzer konnte <strong>in</strong> dieser -<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht repräsentativen - Untersuchung nicht bestätigt werden.<br />

1. Louis-Häfliger-Park<br />

Der Raum Zürich Nord bef<strong>in</strong>det sich seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> Umwandlung. Altes Industriegebiet wird saniert und<br />

e<strong>in</strong> neues Quartier entsteht. Im Nordwesten Oerlikons s<strong>in</strong>d vier neue <strong>Parks</strong> entstanden, unter ihnen der Louis-<br />

Häfliger-Park, der im Jahr 2001 eröffnet wurde. Mit e<strong>in</strong>er Grösse von 0,5 ha ist er der kle<strong>in</strong>ste der neuen <strong>Parks</strong>.<br />

Das landschaftsarchitektonische Gestaltungskonzept stammt von den Landschaftsarchitekten Kuhn Trun<strong>in</strong>ger<br />

aus Zürich. Betrieben und unterhalten wird die Parkanlage von der „Grün Stadt Zürich“<br />

(http://www3.stzh.ch/<strong>in</strong>ternet/gsz/home.html).<br />

Der Louis-Häfliger-Park ist vornehmlich e<strong>in</strong> Nachbarschaftspark, wo sich Menschen, die im Reg<strong>in</strong>a-Kägi-Hof<br />

arbeiten oder wohnen, erholen und begegnen können. Ihm ist e<strong>in</strong>e multifunktionale Nutzungsweise zugedacht<br />

(Wieser 2003:26). Dies drückt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Konzept aus: Aufhebung der Grenzen zwischen Park, Industrie<br />

und Wohnareal, unterschiedliche Felder generieren e<strong>in</strong>en vielfältigen Raum, vielfältiger Raum soll vielfältigen<br />

Nutzungsansprüchen genügen. Zu diesem Zweck liegt dem Park e<strong>in</strong>e spezielle Raumaufteilung zugrunde. Er<br />

setzt sich aus fünf verschiedenen Feldern zusammen: dem Kiesfeld, dem Rasenfeld, dem Baumfeld, dem<br />

Spielband und dem Spielfeld (Abbildung 1).<br />

- 3 -


Abbildung 1: Louis-Häfliger-Park. Graphik: V. Killer 2004.<br />

1.1 Die Konzepte Platz und Park<br />

Kiesfeld<br />

Baumfeld<br />

Rasenfeld<br />

Spielband<br />

Spielfeld<br />

Plätze und <strong>Parks</strong> gehören zum öffentlichen Raum und zeichnen sich durch ihre freie Zugänglichkeit aus. E<strong>in</strong><br />

Platz versteht sich als „freie Stelle <strong>in</strong>nerhalb (…) e<strong>in</strong>er Stadt, meist an der Kreuzung mehrerer Strassen<br />

(Marktplatz) (…)“ (www.wissen.de, Zugriff: Mai 2004). Plätze s<strong>in</strong>d „Ziel-Orte“ und „Aufenthaltsräume“.<br />

Dagegen werden <strong>Parks</strong> fast immer mit grünen Wiesen und Naturraum <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Nicht nur im<br />

Aussehen, sondern auch im Zweck unterscheiden sich beide Gebilde. Der Platz fungiert vornehmlich als<br />

Treffpunkt, <strong>Parks</strong> h<strong>in</strong>gegen werden vor allem mit Erholung und Freizeit <strong>in</strong> Zusammenhang gebracht. Während<br />

früher beide Konzepte demnach scharf trennbar waren, s<strong>in</strong>d heute e<strong>in</strong>e ganze Anzahl neu erschlossener Anlagen<br />

durch e<strong>in</strong>e Hybridisierung beider Ideen gekennzeichnet. Park und Platz verschmelzen und bilden e<strong>in</strong>e neue Art<br />

Freiraum <strong>in</strong> der Stadt (Wieser 2003:26). Bei Paravic<strong>in</strong>i (2001:180) wird diese neue Typologie als „plaza-jard<strong>in</strong>“<br />

(= Platz-Garten) bezeichnet. „Bei diesen wird angestrebt, das Spannungsverhältnis zwischen ste<strong>in</strong>ernen<br />

Aktionsräumen und landschaftlich gestalteten Rückzugsräumen zu gestalten“ (Paravic<strong>in</strong>i 2001:180). Die vier<br />

Anlagen im Zentrum Zürich Nord folgen dieser Idee und können weder e<strong>in</strong>deutig der e<strong>in</strong>en noch der anderen<br />

Kategorie zugezählt werden. Dafür sollen sie die Vorteile beider Kategorien verb<strong>in</strong>den.<br />

1.2 Funktionen von Freiräumen und <strong>Parks</strong><br />

Freiräume s<strong>in</strong>d Orte der Begegnung und sozialer Kontakte. Sie ermöglichen Kommunikation, als<br />

„Verständigung zwischen den Menschen“ (Wahrig Deutsches Wörterbuch), und Interaktion, die „jede Form von<br />

wechselseitiger Bezugnahme von zwei oder mehreren Personen (auch Gruppen) beschreibt“ (Wahrig Deutsches<br />

Wörterbuch). In diesem Zusammenhang entstehen durch Geschlecht, Alter und weitere Merkmale sozialer<br />

Differenz geprägte markante Routen oder Hauptbewegungsströme sowie bestimmte Interaktionsformen und<br />

Aneignungsformen. Auch entstehen Liebl<strong>in</strong>gsorte und Treffpunkte. Freiräume sollen alle Nutzungsgruppen<br />

- 4 -


e<strong>in</strong>beziehen und <strong>in</strong>sbesondere die spezifischen Anforderungen von Frauen und Männern, von älteren und<br />

jüngeren Menschen berücksichtigen. Sie sollen allen TeilnehmerInnen e<strong>in</strong>e gleichberechtigte Nutzung anbieten<br />

(Paravic<strong>in</strong>i 2001:16f).<br />

1.3 AkteurInnen, Nutzungen und Aktivitäten im Louis-Häfliger-Park<br />

Die AkteurInnen beschränken sich <strong>in</strong> dieser Arbeit auf BenutzerInnen und AnwohnerInnen, wobei beide<br />

Gruppen zu e<strong>in</strong>em Grossteil mite<strong>in</strong>ander verschmelzen. Sie setzen sich aktiv mit dem Nutzungsraum<br />

ause<strong>in</strong>ander, <strong>in</strong>dem sie von den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten Gebrauch machen.<br />

Der Louis-Häfliger-Park dient als Quartiertreffpunkt, als K<strong>in</strong>derspielplatz, als Erholungs- und Freizeitzone. Für<br />

die im Reg<strong>in</strong>a-Kägi-Hof wohnenden K<strong>in</strong>der und Jugendlichen ist er Spiel- und Sportplatz, zudem e<strong>in</strong> Treffpunkt<br />

mit Altersgenossen und Spielgefährt<strong>in</strong>nen. Hier können sich Menschen begegnen, erholen und ihre Freizeit<br />

gestalten. Der Louis-Häfliger-Park besteht aus fünf Feldern (Abbildung 1). Verschiedene Felder, wie Spielfeld<br />

und Spielband, s<strong>in</strong>d für bestimmte Nutzungsformen erstellt, müssen aber nicht zw<strong>in</strong>gend so genutzt werden.<br />

Andere Felder bieten e<strong>in</strong>en Freiraum für verschiedenste Arten von Beschäftigungen. Das Kiesfeld bietet mit<br />

se<strong>in</strong>en Bänken e<strong>in</strong>en Raum zum Verweilen, zum Ausruhen und zum Gespräch. Da der Boden mit Kies bedeckt<br />

und von Büschen durchsetzt ist, lädt das Feld kaum zum Spielen und Herumtoben e<strong>in</strong>. Das Rasenfeld ist e<strong>in</strong>e<br />

grossflächige Wiese, besetzt mit acht abgeschnittenen Pyramiden, die Erwachsene und K<strong>in</strong>der gleichermassen<br />

anspricht. Die Wiese gibt Raum für unterschiedliche Aktivitäten: Ballspiele und Frisbee, Umherlaufen, Fangen<br />

spielen und Anderes. Die Pyramiden s<strong>in</strong>d Aussichtspunkte, geeignet um sich niederzulassen, die Menschen zu<br />

beobachten und sich zu unterhalten. Das Baumfeld ist e<strong>in</strong>e leicht gewellte Asphaltfläche, für K<strong>in</strong>der ideal zum<br />

Fahrradfahren und für andere Aktivitäten, welche auf die asphaltierte Unterlage angewiesen s<strong>in</strong>d. Zudem<br />

bef<strong>in</strong>det sich hier e<strong>in</strong> Brunnen. E<strong>in</strong> weiteres Extra des Baumfeldes s<strong>in</strong>d die mobilen Bänke, die e<strong>in</strong>erseits Platz<br />

zum Ruhen, Lesen, Beobachten s<strong>in</strong>d, andererseits zu e<strong>in</strong>em Versteck 1 für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der umfunktioniert werden<br />

können. Das Spielband im Zentrum der Anlage ist mit Spielgeräten bestückt und hat e<strong>in</strong>en weichen roten<br />

Kunststoffbodenbelag. Hier bef<strong>in</strong>den sich vier Schaukeln, zwei Rutschbahnen und mehrere Klettergerüste für die<br />

K<strong>in</strong>der. Das Spielfeld ist mit se<strong>in</strong>er Käfigform für Ballspiele im sportlichen S<strong>in</strong>n geschaffen und für die<br />

„raumgreifende(n) und laute(n) Spiele der Jungen“ (Paravic<strong>in</strong>i 2001:179) gedacht. Hier können Basketball,<br />

Fussball oder sonstige Sportarten ausgeübt werden, ohne jedoch anderen Personen oder Aktivitäten <strong>in</strong> die Quere<br />

zu kommen. Der Belag ist ebenfalls weich und ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em leuchtenden Blau (Abbildungen 2 bis 6).<br />

Natürlich können alle Felder auch ganz anders genutzt werden, die Entscheidung liegt bei den BesucherInnen.<br />

Und natürlich gibt es auch Beschäftigungen, die nicht an e<strong>in</strong> bestimmtes Feld gebunden s<strong>in</strong>d, aufzuzählen wären<br />

auf K<strong>in</strong>der aufpassen, lesen, die Sonne geniessen und vieles Andere mehr.<br />

1 Bei unseren Besuchen bildeten die Bänke fast immer e<strong>in</strong>en Tunnel, an dem vor allem die Vier- bis<br />

Sechsjährigen ihre helle Freude hatten.<br />

- 5 -


Abbildung 2: das Kiesfeld mit Bank<br />

und Sträuchern. Foto: F. Schmit<br />

2004.<br />

Abbildung 3: die mobilen Bänke auf<br />

dem Baumfeld. Foto: F. Schmit 2004.<br />

Abbildung 4: das Rasenfeld mit den acht abgeschnittenen<br />

Pyramiden. Foto: F. Schmit 2004.<br />

Abbidlung 5: das Spielband mit den Spielgeräten. Abbidlung 6: das Spielfeld.<br />

Foto: F. Schmit 2004. Foto: F. Schmit 2004.<br />

- 6 -


2. Raumgreifen und <strong>Raumaneignung</strong><br />

2.1 Gender – Unterschiede im „Raumgreifen“ zwischen Frauen und Männern /<br />

Mädchen und Jungen: Ergebnisse aus der Literatur<br />

Öffentliche Räume s<strong>in</strong>d nicht geschlechtsneutral. Nach List „s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die sozialen und öffentlichen<br />

Räume Frauen nicht im gleichen Umfang wie Männern zugänglich“ (List 1993:148, zit. <strong>in</strong>: Nissen 1998:139).<br />

Zudem haben die Geschlechter unterschiedliche Ansprüche an den Raum (Paravic<strong>in</strong>i 2001:184).<br />

Die Raumansprüche, <strong>in</strong> Bezug auf Ausdehnung oder Gestaltung, s<strong>in</strong>d zwischen den Geschlechtern verschieden.<br />

Männer beanspruchen im Gegensatz zu Frauen <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>en grösseren Raum, sie s<strong>in</strong>d „raumgreifender“<br />

(Paravic<strong>in</strong>i 2001:184) bei Freizeitaktivitäten und benötigen deswegen mehr Platz. „Die <strong>in</strong> der<br />

Geschlechterhierarchie dom<strong>in</strong>ierenden Männer beanspruchen mit ihren Körpern, Besitztümern und Symbolen<br />

mehr Raum als Frauen“ (Nissen 1998:138). Insbesondere Knaben und Jugendliche entwickeln <strong>in</strong><br />

nutzungsoffenen Räumen raumgreifende, bewegungs<strong>in</strong>tensive Handlungsmuster, wie Ballspiele, Skateboard<br />

fahren und Anderes. Sie legen e<strong>in</strong> raumgreifenderes Verhalten an den Tag und zeigen zudem meist mehr Präsenz<br />

<strong>in</strong> öffentlichen Räumen als dies Mädchen tun (Nissen 1998:183). „Auch erwachsene Männer und Senioren<br />

halten sich mit grösster Selbstverständlichkeit mitten auf e<strong>in</strong>em zentralen, den Blicken ausgesetzten Bereich auf,<br />

um mite<strong>in</strong>ander zu diskutieren oder andere Menschen zu beobachten“ (Paravic<strong>in</strong>i 2001:184).<br />

In der Literatur wird immer wieder darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass es <strong>in</strong>sbesondere für Frauen wichtig sei, dass der<br />

Raum Sicherheit vermittelt. 2 So sollte zum Beispiel die Beleuchtung nachts ke<strong>in</strong>e dunklen Ecken lassen. „Sie<br />

(die Frauen, Anm. F.S. und V.K.) verweilen vorzugsweise <strong>in</strong> ruhigen, eher zurückgezogenen Positionen mit<br />

Rückendeckung, von wo aus sie e<strong>in</strong>en guten Überblick über das Geschehen im öffentlichen Raum haben. Im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d ihre Handlungs- und Aneignungsmuster nicht nur weniger raumgreifend als diejenigen von<br />

Männern, sie s<strong>in</strong>d sehr oft ruhiger und weniger bewegungs<strong>in</strong>tensiv. Die Spiele von Mädchen (z.B. Seilspr<strong>in</strong>gen)<br />

s<strong>in</strong>d zwar oft mit Bewegung verbunden, räumlich aber e<strong>in</strong>gegrenzter als diejenigen von Knaben (Paravic<strong>in</strong>i<br />

2001:184).<br />

Paravic<strong>in</strong>i weist aber auch darauf h<strong>in</strong>, dass der öffentliche Raum gleichzeitig auch sehr wichtig ist für die<br />

Emanzipation der Frauen. So nutzen diese ihn <strong>in</strong> letzter Zeit verstärkt, bietet er doch im positiven S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e neue<br />

Möglichkeit der Selbstdarstellung und Kommunikation. Damit ermöglicht er den Frauen als Gruppe an<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong>, Eigenständigkeit und Handlungsfähigkeit zu gew<strong>in</strong>nen. Allerd<strong>in</strong>gs ist ebenfalls belegt, dass<br />

die besonderen Bedürfnisse und Erwartungen von Frauen und Mädchen zumeist wenig Berücksichtigung<br />

erfahren (Paravic<strong>in</strong>i 2001:10ff) „(…) (N)utzungsoffene wie nutzungsgebundene Aktionsräume unterstützen<br />

(somit hauptsächlich) die Aneignungsmuster von männlichen Nutzern“ (Paravic<strong>in</strong>i 2001:185).<br />

2 Dieser hegemoniale Angstraumdiskurs muss grundsätzlich sehr vorsichtig <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />

- 7 -


2.2 Fragestellung - <strong>Raumaneignung</strong> durch verschiedene Gruppen von<br />

AkteurenInnen<br />

Wir stellen die Frage, welche Nutzungsgruppen sich <strong>in</strong> welchem Raum bewegen. Wir wollen herausf<strong>in</strong>den, ob es<br />

<strong>in</strong> der Parkanlage Felder und Räume gibt, die sich besonders für Frauen/Männer, Mädchen/Jungen oder<br />

K<strong>in</strong>der/Erwachsene eignen, und <strong>in</strong> der Folge sehr <strong>in</strong>tensiv von e<strong>in</strong>er bestimmten Gruppe genutzt werden.<br />

Besonders <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d dabei die geschlechtsspezifischen Unterschiede <strong>in</strong> Nutzung und <strong>Raumaneignung</strong>.<br />

Da die Felder verschieden genutzt werden, können durchaus Nutzungskonflikte entstehen. Im „Spannungsfeld<br />

zwischen Aktions-, Bewegungs- und Rückzugsräumen“ (Paravic<strong>in</strong>i 2001:183) ist es möglich, dass e<strong>in</strong>ige<br />

Gruppen anderen ihre Aktivität aufzwängen oder diese sogar vertreiben. Demnach stellt sich die Frage ob e<strong>in</strong>e<br />

gleichberechtigte Nutzung für alle Gruppen möglich ist oder ob sich das Ungleichgewicht zugunsten e<strong>in</strong>er oder<br />

mehrerer Gruppen verschiebt.<br />

Zudem stellt sich die Frage wie sich die Anwesenheit der NutzerInnen im Laufe des Tages oder im Laufe der<br />

Woche ändert. Gibt es Perioden <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e der Gruppen besonders häufig ersche<strong>in</strong>t oder gibt es Gruppen die<br />

durchwegs starke Präsenz zeigen? Auch <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d die Unterschiede <strong>in</strong> der Nutzung <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Tagesverlauf, Sonn- und Werktage sowie die „Vielfalt an nache<strong>in</strong>ander (und nebene<strong>in</strong>ander) stattf<strong>in</strong>denden<br />

Aneignungsmustern“ (Paravic<strong>in</strong>i 2001:13). Zu diesem Zweck wird hauptsächliche die Anzahl der anwesenden<br />

Personen im Laufe der Zeit untersucht. Es geht aber „nicht nur um die Frage, welche Benutzer welchen<br />

Geschlechts sich wie häufig <strong>in</strong> öffentlichen Räumen aufhalten, sondern auch darum was sie dort tun“ (Nissen<br />

1998:180).<br />

Ebenfalls untersuchen wollen wir, ob unsere Beobachtungen mit den bisherigen Forschungsergebnissen der<br />

Genderforschung übere<strong>in</strong>stimmen (vgl. Punkt 2.1). Wir analysieren, ob im Louis-Häfliger-Park die (männlichen)<br />

Benutzer mehr Raum beanspruchen, ob sie im Vergleich zu den Benutzer<strong>in</strong>nen häufiger im öffentlichen Raum<br />

präsent s<strong>in</strong>d und ob sie ihre Ansprüche wirklich besser durchsetzen können.<br />

3. Datenerhebung und Datendarstellung <strong>in</strong> GIS<br />

Das Projekt beruht auf e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation sozialwissenschaftlicher und technischer Wissenschaften. Die<br />

Problematik siedelt sich im Gebiet der Genderforschung an. Bei den Feldbeobachtungen ist die Arbeit von<br />

Paravic<strong>in</strong>i et al. (2001) wegleitend. Darstellung sowie Analyse der Beobachtungsdaten erfolgen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

geographischen Informationssystem (GIS).<br />

3.1 Feldbeobachtungen<br />

Die Feldbeobachtungen sollen die ParkbenutzerInnen mit ihrem Standort, Bewegungsradius, statistischen<br />

Informationen wie Alter und Geschlecht sowie qualitativen Merkmalen – Nutzungsaktivität, Gruppe, Interaktion<br />

und Kommunikation mit anderen – erfassen. Den AkteurInnen werden verschiedene Kategorien zugewiesen,<br />

wobei Unterscheidungen anhand von Alter und Geschlecht gemacht werden. Daraus entstehen zwölf<br />

verschiedene Kategorien (siehe Tabelle 1). Unsere Hypothese sagt aus, dass die verschiedenen Gruppen sich <strong>in</strong><br />

- 8 -


ihrem Freizeitverhalten unterscheiden und damit unterschiedliche Bedürfnisse im Umgang mit dem Raum haben<br />

(vgl. Punkt 2.1). Gewisse Ähnlichkeiten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Alterklasse oder <strong>in</strong>nerhalb des weiblichen/männlichen<br />

Geschlechts s<strong>in</strong>d aber vorauszusehen.<br />

m: 0 bis 6 Jahre m: 7 bis 12 J. m: 13 bis 17 J. m: 18 bis 35 J. m: 36 bis 65 J. m: über 65 J.<br />

w: 0 bis 6 Jahre w: 7 bis 12 J. w: 13 bis 17 J. w: 18 bis 35 J. w: 36 bis 65 J. w: über 65 J.<br />

Tabelle 1: Gruppen nach Alter und Geschlecht, (m = männlich, w = weiblich).<br />

Die Beobachtungen erfolgen vor Ort zu verschiedenen Tageszeiten, wobei wir Mittag, Nachmittag und Abend<br />

unterscheiden. Zusätzlich werden die Woche <strong>in</strong> zwei Kategorien unterteilt: Werktage (fünf Wochentage) und<br />

Sonntage (Samstag, Sonntag). Daraus ergeben sich sechs Zeitperioden (siehe Tabelle 2). Die Beobachtungen<br />

erfolgen vor Ort, während e<strong>in</strong>er Dauer von 30 bis 40 M<strong>in</strong>uten. Dabei werden alle AkteurInnen mit ihren<br />

Positionen schriftlich auf e<strong>in</strong>em Grundriss der Parkanlage erfasst, zusammen mit Alter und Geschlecht sowie<br />

Nutzungsaktivität. Ebenfalls erfasst werden ihre Bewegungen im Raum und zusätzliche Positionen, falls sie<br />

diese im Laufe der Beobachtung wechseln. Die Beobachtungen erfolgten Ende April 2004, jedoch<br />

ausschliesslich bei sonnigem Wetter. Wir s<strong>in</strong>d nicht über die Aufteilung Wochentage/Sonntage h<strong>in</strong>ausgegangen.<br />

Daher liegen ke<strong>in</strong>e Vergleiche zwischen Monaten oder Jahreszeiten vor.<br />

Werktag Mittag Werktag Nachmittag Werktag Abend<br />

zwischen 11h und 13h zwischen 15h und 17h zwischen 18h und 20h<br />

Sonntag Mittag Sonntag Nachmittag Sonntag Abend<br />

zwischen 11h und 13h zwischen 15h und 17h zwischen 18h und 20h<br />

Tabelle 2: Die sechs Zeitperioden<br />

Wir haben <strong>in</strong>sgesamt an fünfzehn Term<strong>in</strong>en Beobachtungen durchgeführt – an Wochentagen für jeden<br />

Zeitabschnitt drei Beobachtungen (neun <strong>in</strong>sgesamt) und an jedem Wochenendtag deren zwei pro Zeitabschnitt<br />

(sechs <strong>in</strong>sgesamt). Für die Darstellung <strong>in</strong> ArcView haben wir für jeden dieser sechs Zeitabschnitte e<strong>in</strong>e der drei<br />

bzw. zwei Beobachtungen ausgewählt und zwar diejenige mit den meisten Leuten und den vielfältigsten<br />

Beschäftigungen, um so e<strong>in</strong>e möglichst <strong>in</strong>teressante Darstellung zu generieren. Dabei muss festgehalten werden,<br />

dass die Stichprobenanzahl ungenügend ist und die Resultate nicht repräsentativ s<strong>in</strong>d. Die Statistik der<br />

Beobachtungsdaten aller fünfzehn Zeitperioden ist im Anhang 1 zusammengestellt.<br />

3.2 Datenpräsentation <strong>in</strong> GIS<br />

In e<strong>in</strong>em nächsten Schritt werden die Beobachtungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Geographisches Informationssystem (ArcView von<br />

ESRI) überführt. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt muss der Grundriss des <strong>Parks</strong> als H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>gelesen werden<br />

(Abbildung 1). Dafür haben wir ihn mit e<strong>in</strong>em Messband abgemessen und immer auf Meter gerundet, da für<br />

unsere Zwecke ke<strong>in</strong>e grössere Genauigkeit erforderlich ist. Der Plan ist im Adobe Illustrator gezeichnet und als<br />

JPEG - l_häfliger.jpg - abgespeichert. Die Parkanlage ist <strong>in</strong> die bereits erwähnten fünf Felder (Kiesfeld,<br />

- 9 -


Rasenfeld, Baumfeld, Spielband und Spielfeld) unterteilt. Dabei bildet jedes Feld e<strong>in</strong> Polygon (Shapefile:<br />

parkfeld.shp, Legende: felder.avl).<br />

Für die sechs Zeitperioden werden sechs Views – Kartenansichten – erstellt (siehe Tabelle 4). Jede View enthält<br />

die Parkfelder als Grundriss. Dar<strong>in</strong> werden die BenutzerInnen e<strong>in</strong>getragen, die sich während der Beobachtung <strong>in</strong><br />

der Anlage befunden haben. Dabei wird der Zeitpunkt t0 dargestellt, das heisst die BenutzerInnen werden mit<br />

ihren jeweiligen Positionen am Beobachtungsbeg<strong>in</strong>n festgehalten. Daraus entstehen die statischen Karten<br />

(Abbildungen 7 und 8).<br />

Werktag Mittag Werktag Nachmittag Werktag Abend<br />

21. April 2004 16. April 2004 20. April 2004<br />

Sonntag Mittag Sonntag Nachmittag Sonntag Abend<br />

17. April 2004 18. April 2004 18. April 2004<br />

Tabelle 3: Ausgewählte Beobachtungen, die als View dargestellt werden.<br />

Jedem/r BenutzerIn werden drei Attribute zugewiesen: Alter (Klassen von 1 bis 6), Geschlecht (10 für Frauen<br />

und 20 für Männer) und Beschäftigung. Für die Beschäftigungen gilt folgende Auflistung: 100 – Basketball,<br />

Fussball und andere Aktivitäten im sportlichen S<strong>in</strong>n, 200 – Ballspiele, Frisbee, Badm<strong>in</strong>ton und ähnliche<br />

Spielerische Aktivitäten, 300 – Velo, Dreirad, Rollerblades und Ähnliches. 400 – Spielgeräte, 500 –<br />

K<strong>in</strong>derspiele wie Verstecken, Fangen, Phantasiespiele und Ähnliches, 600 – Erholung (lesen, <strong>in</strong> der Sonne<br />

liegen, andere NutzerInnen beobachten und Anderes), 700 – Interaktion und Kommunikation (Unterhaltung,<br />

soziale Kontakte und Ähnliches), 800 – auf K<strong>in</strong>d aufpassen (oder bei K<strong>in</strong>dern von 0 bis 3 Jahren, die nicht selbst<br />

e<strong>in</strong>er Aktivität nachgehen, sondern von Mutter/Vater gehütet werden) und 900 – verschiedene Beschäftigungen<br />

auf e<strong>in</strong>mal. Mit dieser E<strong>in</strong>teilung können alle drei Attribute zusammen dargestellt werden. Oft werden aber nur<br />

die zwei ersten komb<strong>in</strong>iert, wodurch die zwölf „Altergeschlechtsklassen“ entstehen.<br />

Aus diesen Informationen entstehen Punktkarten der BenutzerInnen des Louis-Häfliger-<strong>Parks</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Zeitabschnitt. Anhand von verschiedenen Legenden können unterschiedliche Schwerpunkte bei der<br />

Darstellung gewählt werden. Die Legende geschl.avl zeigt nur das Geschlecht der Benutzenden an und<br />

ermöglicht damit auf e<strong>in</strong>en Blick festzustellen, ob mehr Frauen oder Männer anwesend s<strong>in</strong>d, ob Frauen und<br />

Männer sich <strong>in</strong> bestimmten Feldern aufhalten und ob Gruppen diesbezüglich homogen oder heterogen s<strong>in</strong>d.<br />

Männer s<strong>in</strong>d mit blauen Kreisen, Frauen mit roten Dreiecken dargestellt (siehe Abbildung 7). Die Legende<br />

klass_id.avl enthält die zwei Informationen Alter und Geschlecht und bildet so zwölf verschiedene Klassen. Um<br />

dies darzustellen haben wir für das Alter e<strong>in</strong>e Farbstufung von hellblau (Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der) bis dunkelblau<br />

(SeniorInnen) gewählt und für das Geschlecht werden Männer mit e<strong>in</strong>em Kreis dargestellt, Frauen mit e<strong>in</strong>em<br />

Dreieck. Die gleiche Farbskala ermöglicht es auf den ersten Blick Altersklassen beider Geschlechter zu<br />

identifizieren. Daraus ist ersichtlich, welche Gruppen ähnliches Verhalten zeigen, welche Gruppen <strong>in</strong> welchen<br />

Feldern dom<strong>in</strong>ant s<strong>in</strong>d und welche Gruppen den Park hauptsächlich nutzen (Abbildung 8).<br />

- 10 -


4. Visuelle Analyse<br />

Die visuelle Analyse bezieht sich auf die Nutzungsmuster aus den statischen Karten (Views <strong>in</strong> GIS). Die Felder<br />

werden auf bestimmte Alters- und Geschlechtsgruppen sowie Beschäftigungen h<strong>in</strong> untersucht. Im Folgenden<br />

werden die Nutzungsmuster beschrieben, welche wir bei den verschiedenen Gruppen unterscheiden können.<br />

Die Nutzung des Louis-Häfliger-<strong>Parks</strong> nimmt sowohl an Werk- als auch an Wochenendtagen am Abend leicht<br />

zu. An Wochentagen ist die Anzahl der BenutzerInnen höher als an Wochenenden, dies vielleicht aus dem<br />

Grund, dass die Leute am Wochenende mehr Freizeit haben und so aus dem Quartier (aus der Stadt) raus<br />

können.<br />

Die dom<strong>in</strong>anten Gruppen im Louis-Häfliger-Park s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen. Die Anlage wird<br />

hauptsächlich von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern und K<strong>in</strong>dern genutzt, Jugendliche s<strong>in</strong>d bereits etwas weniger anzutreffen.<br />

Erwachsene Besucher s<strong>in</strong>d selten anzutreffen. Sie treten meist als Aufsichtspersonen für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der und K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Ältere Erwachsene und Senioren waren selten zu den Beobachtungszeitpunkten anwesend.<br />

Gründe für diese Altersstruktur s<strong>in</strong>d sicher, dass der Reg<strong>in</strong>a-Kägi-Hof e<strong>in</strong> junges und familienfreundliches<br />

Quartier ist und dass Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der und K<strong>in</strong>der sehr viel stärker an die direkte Umgebung ihres Wohnortes<br />

gebunden s<strong>in</strong>d. Die Parkanlage ist als Spiel- und Sportplatz vor allem für junge BewohnerInnen <strong>in</strong>teressant<br />

(Abbildung 8).<br />

Zu den meisten Zeitpunkten s<strong>in</strong>d mehr Benutzer als Benutzer<strong>in</strong>nen anwesend (Abbildung 7 und 8). Die Überzahl<br />

des männlichen Geschlechts kommt durch die grossen Gruppen männlicher Jugendlicher zu Stande, die das<br />

Spielfeld (<strong>in</strong> blau) <strong>in</strong> Besitz genommen haben und hier Basketball spielen (Shapefiles: wo_nami.shp, wo_ab.shp,<br />

wk_mi.shp, wk_nami.shp, siehe Abbildung 7). In e<strong>in</strong>em der Fälle s<strong>in</strong>d noch Mädchen auf dem Spielfeld<br />

anwesend (siehe wo_mi.shp). Sie beteiligen sich allerd<strong>in</strong>gs nicht am Spiel, sondern führen untere<strong>in</strong>ander<br />

Gespräche und schauen den Jungen zu. Den sportlichen Aktivitäten liegt e<strong>in</strong>e feste Gruppenbildung zugrunde.<br />

Diese lässt kaum Raum für Interaktionen mit Personen ausserhalb der Gruppe zu. Es kommt durchaus vor, dass<br />

zwei Altersgruppen auf dem Spielfeld anwesend s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Durchmischung f<strong>in</strong>det allerd<strong>in</strong>gs nicht statt. Das<br />

Spielfeld ist also e<strong>in</strong>deutig im Besitz der männlichen Jungendlichen und der Aktivität Sport. Die Käfigform lässt<br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Übergreifen auf andere Raumfelder nicht zu. Bei den jungen Erwachsenen s<strong>in</strong>d Frauen und<br />

Männer etwa gleich oft anwesend, bei den älteren Erwachsenen und SeniorInnen dom<strong>in</strong>iert das weibliche<br />

Geschlecht. Dies deutet darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> den älteren Generationen das K<strong>in</strong>derhüten hauptsächlich <strong>in</strong> den<br />

Aufgabenbereich des weiblichen Geschlechts fällt.<br />

Auf dem Spielband (<strong>in</strong> rosa) geht es h<strong>in</strong>gegen ruhiger zu. Es zieht vermehrt Benutzer<strong>in</strong>nen an. Mädchen<br />

schaukeln gerne und können sich hier ungestört unterhalten. Junge Mütter setzen sich teilweise hierh<strong>in</strong>, um den<br />

Nachwuchs an den Spielgeräten zu beaufsichtigen. Junge Väter gehen eher herum (wo_mi.shp) oder bleiben bei<br />

ihrem Nachwuchs stehen (wo_ab.shp: Auf dem Baumfeld besteht die männliche Gruppe aus drei gleichaltrigen<br />

Jungen und dem Vater mit Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d). Baumfeld (<strong>in</strong> grau) und Rasenfeld (<strong>in</strong> grün) werden von BenutzerInnen<br />

beider Geschlechter und jeden Alters genutzt. Die Aktivitäten gehen von bewegungs<strong>in</strong>tensiven (Bsp. Frisbee)<br />

h<strong>in</strong> zu bewegungsarmen (Bsp. auf der Pyramide sitzen und plaudern). E<strong>in</strong> wichtiger Anziehungspunkt s<strong>in</strong>d die<br />

mobilen Bänke. Meist stehen sie auf dem Baumfeld und ziehen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der an, die hierauf Piratenschiff oder<br />

- 11 -


Räuberburg spielen. Auch Erwachsene nutzen diese Bänke zum Verweilen. Das Kiesfeld (<strong>in</strong> gelb) bleibt <strong>in</strong> jeder<br />

Beobachtungsperiode ungenutzt. Selbstverständlich bleiben die Personen wenn sie e<strong>in</strong>er Beschäftigung<br />

nachgehen nicht e<strong>in</strong>em bestimmten Feld verpflichtet. Viele beanspruchen den Park als Ganzes für ihre<br />

Bedürfnisse.<br />

- 12 -


5. Analysemethoden für Punktdaten <strong>in</strong> GIS<br />

Erfahrungen auf dem Gebiet der Kartierung von Individuen e<strong>in</strong>er Art im Gelände und der Überführung <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

GIS s<strong>in</strong>d bisher vor allem aus der Biologie bekannt. Auf dieser Basis s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Extensions – im S<strong>in</strong>n von<br />

Zusatzprogrammen, die an die bestehende Software angefügt werden - für ArcView 3.3 (ESRI) und ArcGIS 8.3<br />

(ESRI) entstanden. Dies s<strong>in</strong>d unter anderen der Po<strong>in</strong>t Analyst und der Animal Movement SA v 2.04 beta <strong>in</strong><br />

ArcView 3.3 und der der Track<strong>in</strong>g Analyst <strong>in</strong> ArcGIS 8.3.<br />

- 13 -


5.1 Track<strong>in</strong>g Analyst<br />

5.1.1 Methode<br />

Der Track<strong>in</strong>g Analyst zeigt die Positionen von Individuen im Laufe der Zeit an. Er wurde von ESRI für ArcGIS<br />

8.3 entwickelt und basiert auf W<strong>in</strong>dows. Diese Extension bietet die Möglichkeit kont<strong>in</strong>uierliche und diskrete<br />

zeitliche Daten darzustellen. Diese Daten verfügen über Zeit- und Datumsangaben, die sich auf e<strong>in</strong>en<br />

geographischen Ort beziehen. Sie werden <strong>in</strong> Echtzeit (real-time) oder Falschzeit (fixed-time) wiedergegeben. Bei<br />

der vorliegenden Aufgabenstellung ist der genaue Bezug auf Koord<strong>in</strong>aten irrelevant, der ungefähre Standort<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Parkanlage reicht aus. Damit können Aussagen über die Ausdehnung der Beschäftigungen und das<br />

Raumgreifen der Gruppen gemacht werden. Auch zeitlich s<strong>in</strong>d die Daten aufgrund der Erhebungsmethode<br />

ungenau aufgelöst. Frauen und Männer oder die verschiedenen Altersgruppen werden durch verschiedenfarbige<br />

Punktsymbole unterschieden. Zusätzlich bietet der Track<strong>in</strong>g Analyst e<strong>in</strong>en Track (Spur), der die zurückgelegte<br />

Strecke anzeigt. Diese L<strong>in</strong>ie kann je nach Geschlecht, Alter oder Beschäftigung mit unterschiedlichen Farben<br />

dargestellt werden. Der Playback Manager spielt die zeitlichen Daten ab. Mit dem Animation Wizard können<br />

Filme generiert werden. Diese werden als BMP frames oder im AVI Video Format abgespeichert (ESRI<br />

2002:67).<br />

5.1.2 Vorgehen<br />

In dieser Untersuchung wird mit fixed-time Daten gearbeitet. Die fixed-time Daten können als Shapefiles<br />

importiert werden. ArcMap Trak<strong>in</strong>g Analyst Wizard erkennt sie automatisch.<br />

Ausgangspunkt s<strong>in</strong>d die Shapefiles mit dem Zeitpunkt t0, dem Anfangszeitpunkt des Untersuchungs<strong>in</strong>tervalls.<br />

Jedem Individuum wird e<strong>in</strong>e ID zugewiesen (Field: ID), um e<strong>in</strong>deutig identifizierbar zu se<strong>in</strong>. Weiter werden den<br />

BenutzerInnen zeitlich unterschiedliche Positionen zugewiesen. Je nach Geschw<strong>in</strong>digkeit ihrer Bewegung tritt<br />

e<strong>in</strong>e Person, respektiv ihre ID, mit unterschiedlicher Häufigkeit im Datensatz auf. Standortänderungen werden<br />

mit e<strong>in</strong>er zeitlichen Auflösung von maximal zwei M<strong>in</strong>uten dargestellt. Der erweiterte Datensatz hat e<strong>in</strong>e simple<br />

event Datenstruktur, d.h. das e<strong>in</strong>zige sich ändernde Attribut ist die Zeit. Das Attribut Zeit hat e<strong>in</strong>e klar def<strong>in</strong>ierte<br />

Struktur (DD/MM/YYhh/mm/ss PM oder AM) und wird vom Track<strong>in</strong>g Analyst Wizard automatisch erkannt.<br />

Mit dem Playback Manager werden Start- und Schlusszeit def<strong>in</strong>iert. Die Ablaufgeschw<strong>in</strong>digkeit kann nach<br />

Belieben e<strong>in</strong>gestellt werden. Da unsere Daten e<strong>in</strong>e niedrige zeitliche Auflösung haben, wird die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

hoch angesetzt. Um nach Geschlecht und Alter zu unterscheiden, werden die Farbabstufungen von hell- bis<br />

dunkelblau für die Altersklassen beibehalten. Unterschiede zwischen männlich und weiblich werden mit<br />

unterschiedlichen Formen (Kreis und Dreieck) symbolisiert. Zusätzlich haben die Tracks je nach Geschlecht e<strong>in</strong>e<br />

andere Farbe (weiblich = rot, männlich = blau).<br />

- 14 -


Abbildung 9: Erstellen e<strong>in</strong>er dynamischen Karte <strong>in</strong> ArcView (Werktag, Mittag). Der Playback Manager stellt<br />

die Laufzeit des Filmes dar. Hier Current: 11:45, Start: 11:40h und End: 12.10h.<br />

5.1.3 Resultate<br />

Anhand der Filme können Aussagen zum Raumverhalten der Individuen gemacht werden. In Abbildung 10 ist<br />

das zeitliche Verhalten der Gruppen für Werktag Mittag und Nachmittag dargestellt.<br />

Gruppe 1: Das Spielfeld (<strong>in</strong> blau) ist mit männlichen Jugendlichen (rechts) und e<strong>in</strong>er gemischten K<strong>in</strong>dergruppe<br />

(l<strong>in</strong>ks) besetzt. Sie vermischen sich nicht beim Spiel, wahrsche<strong>in</strong>lich aufgrund der<br />

Altersunterschiede.<br />

Gruppe 2: Mädchengruppen dom<strong>in</strong>ieren das Grasfeld. Sie spazieren umher oder sitzen auf den Pyramiden.<br />

Gruppe 3: Je zwei Mädchen und zwei Knaben fahren Fahrrad auf dem Baumfeld. Sie h<strong>in</strong>terlassen e<strong>in</strong>e wirre<br />

Spur und nehmen e<strong>in</strong>en grossen Raum <strong>in</strong> Anspruch.<br />

Gruppe 4: Drei Mädchen überqueren den ganzen Platz. Auf der statischen Darstellung können ke<strong>in</strong>e Aussagen<br />

gemacht werden, wann sie den Park betreten, wann sie ihn verlassen und ob sie irgendwo länger<br />

verweilen.<br />

Gruppe 5: Zwei Knaben spielen Basketball beim Basketballkorb am Rand des <strong>Parks</strong>. Sie zeigen e<strong>in</strong>e sehr<br />

kle<strong>in</strong>räumige Spur mit vielen Änderungen <strong>in</strong> der Bewegungsrichtung.<br />

- 15 -


Gruppe 6: E<strong>in</strong>e Gruppe von Knaben betritt zielstrebig den Platz. Sie versammeln sich um e<strong>in</strong> Motorrad und<br />

3<br />

5<br />

verlassen den Park kurze Zeit später.<br />

Abbildung 10: Nutzungsverhalten mit Spuren (Werktag, Mittag (rechts) und Nachmittag (l<strong>in</strong>ks)).<br />

Mittags s<strong>in</strong>d weniger Leute im Park und die Gruppen halten sich nicht sehr lange dort auf. Sie verweilen kurz<br />

auf den mobilen Sitzgelegenheiten oder drehen e<strong>in</strong>e Runde über die Grünfläche. E<strong>in</strong>ige verlassen den Park<br />

gänzlich, andere kommen nach e<strong>in</strong>iger gewissen Zeit zurück (Gruppe 6).<br />

5.2 Animal Movement<br />

4<br />

5.2.1 Methode und Vorgehen<br />

Das Animal Movement Tool ist e<strong>in</strong>e ArcView Extension, um die Bewegung, <strong>in</strong>sbesondere Habitatsnutzungen<br />

oder -veränderungen von Punktdaten (Tieren) zu untersuchen. Hierbei werden verschiedene Homerange<br />

Berechnungen durchgeführt (Hooge 1997:2).<br />

2<br />

1<br />

Die Homerange wurde ursprünglich dazu verwendet, um die Lebensräume von Tieren darzustellen. Wir wollen<br />

damit <strong>in</strong> unserer Studie die <strong>Raumaneignung</strong> e<strong>in</strong>zelner Aktivitätsgruppen, <strong>in</strong>sbesondere die<br />

geschlechterspezifischen Unterschiede <strong>in</strong> der Raumbeanspruchung, sichtbar machen. Es gibt unterschiedliche<br />

Funktionen für die Homerange Berechnung: Kernel Home Range, M<strong>in</strong>imum Convex Polygon Home Range oder<br />

Harmonic Mean Home Range. Auf Grund der e<strong>in</strong>fachen Berechnungsweise haben wir die M<strong>in</strong>imum Convex<br />

Polygon Home Range zur Bearbeitung der <strong>Raumaneignung</strong> gewählt (Hooge 1997:7).<br />

6<br />

- 16 -


Die <strong>Raumaneignung</strong> der e<strong>in</strong>zelnen Aktivitätsgruppen wird mit den zeitlich aufgelösten Shapefiles dargestellt.<br />

Mit dem Attribut Aktivität <strong>in</strong> unserer Datentabelle werden die Individuen e<strong>in</strong>er Aktiviätsgruppe zugeortnet,<br />

wobei nur bewegungsstarke Aktivitäten berücksichtigt werden. Das M<strong>in</strong>imum Convex Polygon verknüpft die<br />

äusseren Positionen zu e<strong>in</strong>em Polygon. Somit wird das von e<strong>in</strong>er Aktivitätsgruppe beanspruchte Gebiet durch<br />

e<strong>in</strong> Polygon abgegrenzt. Die Polygone werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er View dargestellt und zeigen den Raumanspruch der<br />

Gruppen bzw. Aktivität. Die unterschiedlichen Ausdehnungen können so verglichen werden. Zusätzlich werden<br />

die Polygone mit der Methode Intersekt verschnitten, um das Überlappen der Aktivitätsräume aufzuzeigen.<br />

Diese mehrfach genutzten Zonen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> grauer Farbe dargestellt (Abbildung 11). Um geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede hervorzuheben, werden die Aktivitätsgruppen nach Geschlecht getrennt. Daraus entsteht e<strong>in</strong>e<br />

grössere Anzahl von Gruppen und Aktivitätsräumen (Abbildung 12).<br />

5.2.2 Resultate<br />

Mit dieser Darstellung werden Aussagen zu Bewegungsmustern und Raumkonsum gemacht. Die<br />

Ausdehnung im Raum ist stark von der Aktivität abhängig (Abbildung 11).<br />

Abbildung 11: Raumbewegungs- und Aktivitätsmuster (Wochenende Mittag (l<strong>in</strong>ks) und Wochenende Abend<br />

(rechts)).<br />

Zwei Aktivitäten s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong> bestimmtes Raumfeld gebunden. Dies s<strong>in</strong>d die Sportspiele (rot) auf dem Spielfeld<br />

und das Benutzen der Spielgeräte (braun) auf dem Spielband (dort bef<strong>in</strong>den sich die Geräte). Beide zeigen e<strong>in</strong>e<br />

ger<strong>in</strong>ge Raumausdehnung. Für ersteres lässt sich e<strong>in</strong> räumlich stark abgegrenztes Bewegungsmuster und e<strong>in</strong>e<br />

- 17 -<br />

Interaktionsräume<br />

Fussball, Basketball<br />

Frisbee, allgeme<strong>in</strong>e Ballspiele<br />

Fahrad, Trott<strong>in</strong>et, Rollschuhe<br />

Spielgeräte<br />

Allgeme<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derspiele


e<strong>in</strong>deutig dom<strong>in</strong>ierende Aktivität erkennen. Bei Letzterem f<strong>in</strong>den auch andere Aktivitäten im gleichen Raum<br />

statt.<br />

E<strong>in</strong>ige Aktivitäten erstrecken sich über mehrere Raumfelder. Es s<strong>in</strong>d die Aktivitäten Fahrradfahren oder<br />

Rollschuhfahren (gelb) oder allgeme<strong>in</strong>e Ballspiele (orange) die besonders viel Platz beanspruchen. Die ersten<br />

zwei Aktivitäten beschränken sich meist auf das Baumfeld oder das Spielband, diese haben e<strong>in</strong>en Untergrund,<br />

der sich dazu eignet, befahren zu werden. H<strong>in</strong>gegen werden „Plausch“ Sportarten, wie Frisbee auf dem<br />

Rasenfeld ausgeführt. Die Aktivität K<strong>in</strong>derspiele (grün) hat e<strong>in</strong>e grosse Ausdehnung. Für Beschäftigungen wie<br />

Versteckenspielen ist der gesamte Park geeignet.<br />

Aktivitätsüberschneidungen und Interaktionen: Das Spielband ist durch die meisten Aktivitätsüberlappungen<br />

geprägt. Es eignet sich wegen se<strong>in</strong>er weichen doch flachen Unterlage für verschieden Aktivitäten. Auch e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss hat sicherlich die zentrale Lage. In dieser Zone s<strong>in</strong>d häufig Eltern mit ihren K<strong>in</strong>dern anzutreffen. Häufig<br />

f<strong>in</strong>den auch Gespräche mit anderen Elternteilen oder <strong>in</strong> Mädchencliquen statt. Und K<strong>in</strong>der beg<strong>in</strong>nen<br />

gruppenübergreifende Spiele. Daher herrscht e<strong>in</strong>e starke Interaktion unter den ParkbenutzerInnen.<br />

Fussball, Basketball<br />

Frisbee, allgeme<strong>in</strong>e Ballspiele<br />

(hell: Weiblich, dunkel: Männlich)<br />

Fahradfahren Trott<strong>in</strong>et<br />

(hell: Weiblich, dunkel: Männlich)<br />

Geräte<br />

Abbildung 12: Geschlechterspezifische Raumaneigung (Wochenende Mittag).<br />

Geschlechterspezifische Unterschiede konnten nicht verdeutlicht werden. Die Annahme, dass Parkbenutzer mehr<br />

Raum <strong>in</strong> Anspruch nehmen als Parkbenutzer<strong>in</strong>nen konnten wir <strong>in</strong> unserer – allerd<strong>in</strong>gs nicht repräsentativen -<br />

Analyse nicht bestätigen. Abbildung 12 zeigt, dass auf dem Baumfeld die Benutzer<strong>in</strong>nen mehr Platz<br />

beanspruchen. E<strong>in</strong> gegensätzliches Bild zeigt sich auf dem Rasenfeld, wo die männliche Raumausdehnung<br />

überwiegt. Auf dem männlich dom<strong>in</strong>ierten Spielfeld s<strong>in</strong>d die AkteurInnen <strong>in</strong> ihrer Bewegungsausdehnung durch<br />

- 18 -


den Gitterkäfig e<strong>in</strong>geschränkt und haben e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>räumiges Raummuster. Die unterschiedliche Raumausdehnung<br />

hängt allerd<strong>in</strong>gs nicht von e<strong>in</strong>zelnen Individuen, sondern von der Grösse der jeweiligen Gruppe ab.<br />

6. Fazit<br />

Der Louis-Häfliger-Park wird hauptsächlich als Nachbarschaftspark genutzt. Vor allem K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

haben sich die Parkanlage angeeignet und nutzen sie als Quartierspielplatz und als Treffpunkt mit<br />

AltersgenossInnen. Erwachsene s<strong>in</strong>d meist nur anwesend, um den Nachwuchs zu beaufsichtigen. SeniorInnen<br />

s<strong>in</strong>d selten gesehene Gäste.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Raumfelder zeigen e<strong>in</strong>e unterschiedliche Nutzungsart. Sehr augenfällig ist die Dom<strong>in</strong>anz<br />

männlicher Jugendlicher auf dem Spielfeld. Diese Gruppe beansprucht das gesamte Feld für das Basketballspiel.<br />

Sie bleiben aufgrund der Käfigform auf diesen kle<strong>in</strong>en räumlichen Ausschnitt des <strong>Parks</strong> beschränkt. Somit<br />

bleiben sie <strong>in</strong> ihrem „Raumgreifen“ e<strong>in</strong>geschränkt. Allerd<strong>in</strong>gs gel<strong>in</strong>gt es ihnen, andere Gruppen wie jüngere<br />

K<strong>in</strong>der und Mädchen vom Zugang zum Spielfeld auszuschliessen. Dies könnte e<strong>in</strong>erseits auf mangelndes<br />

Interesse und andererseits auf die e<strong>in</strong>schüchternde Wirkung der zumeist älteren männlichen Jugendlichen<br />

zurückzuführen se<strong>in</strong>. Das Spielband h<strong>in</strong>gegen zeigt e<strong>in</strong>e leichte weibliche Dom<strong>in</strong>anz. Spielgeräte bieten<br />

Sitzgelegenheiten für Unterhaltungen oder die Beaufsichtigung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern. Auf Grund der<br />

unzureichenden Datengrundlage, wollen wir diese Ergebnisse aber nicht überbewerten. Alle anderen Felder s<strong>in</strong>d<br />

von beiden Geschlechtern geprägt. E<strong>in</strong>deutig ersichtlich ist, dass das Kiesfeld ungenutzt bleibt.<br />

Die Hypothese aus der Genderforschung (vgl. Punkt 2.1) - männliche Akteure beanspruchen mehr Raum als<br />

weibliche Akteur<strong>in</strong>nen - konnte mit dieser Datengrundlage nicht bestätigt werden.<br />

Literatur<br />

BURDEWICK, I. (2000): Schulhofgestaltung und geschlechts-sezifische <strong>Raumaneignung</strong>.<br />

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Betrachtung aus der Sicht von Eltern mit K<strong>in</strong>dern. Diplomarbeit an Geographischen Institut der Universität<br />

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NISSEN, U. (1998). K<strong>in</strong>dheit, Geschlecht und Raum. Sozialisationstheoretische<br />

Zusammenhänge geschlechtsspezifischer <strong>Raumaneignung</strong>. Juventa: We<strong>in</strong>heim<br />

- 19 -


PARAVICINI, U. et al. (2001):Neukonzeption öffentlicher Räume. In: Wissenschaftliche Reihe NFFG,<br />

Band 3, Niedersachsen.<br />

PETERSON, M. P. (1995): Interactive and animated cartography. Prentice Hall: New Jersey.<br />

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WIESER, C. (2003): Von <strong>Parks</strong> und Plätzen im Zentrum Zürich Nord. In: Werk, bauen + wohnen, Nr 5, 2003 S.<br />

18-29.<br />

- 20 -


Anhang<br />

Anhang 1: Statistik<br />

Werktag gesamt Weiblich weiblich % Männlich (Anz. männlich % 18 jähr.<br />

(Anz.Pers.)<br />

Pers.)<br />

15.4 – mittag 24 13 54.2 11 45.8 20 4<br />

21.4 – mittag 27 9 33.3 18 66.7 24 3<br />

22.4 – mittag 27 16 59.3 11 40.7 23 4<br />

16.4 – nachm 28 15 53.6 13 46.4 26 2<br />

22.4 – nachm 14 1 7.1 13 92.9 14 0<br />

21.4 – nachm 12 7 58.3 5 41.7 8 4<br />

20.4 – abend 24 15 62.5 9 37.5 21 3<br />

16.4 – abend 20 5 25.0 15 75.0 19 1<br />

20.4 – abend 41 14 34.1 27 65.9 37 4<br />

Wochenende 0<br />

17.4 – mittag 19 10 52.6 9 47.4 13 6<br />

25.4 – mittag 7 1 14.3 6 85.7 6 1<br />

18.4 – nachm 30 12 40.0 18 60.0 25 5<br />

17.4 – nachm 16 0 0.0 16 100.0 16 0<br />

25.4 – abend 10 3 30.0 7 70.0 8 2<br />

18.4 – abend 31 18 58.1 13 41.9 24 7<br />

Werktag 0-6 weiblich 0-6 männlich 7-12 w 7-12 m 13-18 w 13-18 m 19-35 w<br />

15.4 – mittag 10 8 0 2 0 0 0<br />

21.4 – mittag 3 9 1 3 3 5 1<br />

22.4 – mittag 1 2 4 14 1 1 1<br />

16.4 – nachm 1 0 5 6 7 7 2<br />

22.4 – nachm 0 2 1 11 0 0 0<br />

21.4 – nachm 1 0 3 4 0 0 3<br />

20.4 – abend 6 5 4 4 2 0 3<br />

16.4 – abend 3 11 2 3 0 0 0<br />

20.4 – abend 3 6 5 5 6 12 0<br />

Wochenende<br />

17.4 – mittag 6 4 0 3 0 0 4<br />

25.4 – mittag 0 2 0 2 0 2 0<br />

18.4 – nachm 1 3 4 6 5 6 1<br />

17.4 – nachm 0 1 0 12 0 3 0<br />

25.4 – abend 1 0 2 2 0 3 0<br />

18.4 – abend 5 7 6 2 4 0 2<br />

Werktag 19 -35 m 36 -60 w 36-60 m >60 w >60m<br />

15.4 – mittag 4 0 0 1 0<br />

21.4 – mittag 1 1 0 0 0<br />

22.4 – mittag 1 0 1 1 0<br />

16.4 – nachm 0 0 0 0 0<br />

22.4 – nachm 0 0 0 0 0<br />

21.4 – nachm 1 0 0 0 0<br />

20.4 – abend 0 0 0 0 0<br />

16.4 – abend 1 0 0 0 0<br />

20.4 – abend 4 0 0 0 0<br />

Wochenende<br />

17.4 – mittag 2 0 0 0 0<br />

25.4 – mittag 0 0 1 0 0<br />

18.4 – nachm 2 1 1 0 0<br />

- 21 -<br />

0


17.4 – nachm 0 0 0 0 0<br />

25.4 – abend 2 0 0 0 0<br />

18.4 – abend 3 1 1 0 0<br />

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