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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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neuchener Haus Kloster Kirchberg übernahmen das Kreisarchiv des<br />

Zollernalbkreises und das Archiv- und Kulturamt des Landkreises<br />

Rottweil die Vorbereitung einer Tagung mit historischen Vorträgen.<br />

Mitveranstalter war der <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Geschichtsverein</strong>. Es gelang,<br />

exzellente Kenner der hohenbergischen Geschichte als Referenten<br />

zu gewinnen: Dr. Casimir Bumiller, Prof. Dr. Franz Quarthai<br />

und Prof. Dr. Wilfried Schöntag. Die Tagung stieß auf ein äußerst reges<br />

Publikumsinteresse, das die Erwartungen der Veranstalter übertraf.<br />

An die 200 Geschichtsfreunde konnten in den stimmungsvollen<br />

Räumen des ehemaligen Dominikanerinnen-Klosters als Teilnehmer<br />

begrüßt werden. Die Nachmittagsveranstaltung fand im Konventssaal<br />

statt, der die Zuhörerschaft kaum zu fassen vermochte.<br />

Besonders eindrucksvoll war anschließend die Abendveranstaltung<br />

in der Klosterkirche. Jedem der damals Anwesenden, wird die<br />

dichte Atmosphäre, hervorgerufen durch den musikalischen Vortrag<br />

des Minnelieds Graf Albrechts durch Herrn Vinskis und den<br />

Lichtbildervortrag von Prof. Dr. Franz Quarthai am Ort der Grablege<br />

Graf Albrechts, in bester Erinnerung sein.<br />

Im November 2001 konnten die Erträge dieser Tagung in Form eines<br />

Aufsatzbandes vom Archiv- und Kulturamt des Landkreises<br />

Rottweil und vom Kreisarchiv des Zollernalbkreises vorgelegt werden.<br />

Hinzuzufügen ist, dass die letzten Beiträge erst im Sommer<br />

2001 eingingen.<br />

Die Bedeutung des Geschlechts der Hohenberger für die Geschichte<br />

unseres Raumes ist groß. Hervorgegangen ist es als ältere<br />

Linie der Grafen von Zollern um das Jahr 1179 unter dem neuen<br />

Namen Hohenberg. In teils heftigen Auseinandersetzungen mit den<br />

Zollern büdeten die Hohenberger ein umfangreiches Territorium<br />

ausgehend von der namensgebenden Burg Oberhohenberg bei<br />

Schömberg-Schörzingen, über Haigerloch bis nach Rottenburg. Im<br />

13- Jahrhundert wurden in der hohenbergischen Ära Burg und<br />

Stadt Haigerloch um- und ausgebaut. Graf Burkhard III. gründete<br />

das Kloster Kirchberg im Jahre 1237 als Hauskloster der Hohenberger.<br />

Dieses Kloster diente auch als Grablege des Geschlechts, wo der<br />

Klostergründer (f 1253 vom Blitz erschlagen) selbst und Graf Albrecht<br />

sowie seine Ehefrau Margareta (t 1296) bestattet sind. Um<br />

1280 gründete Graf Albrecht die "neue Stadt" Rottenburg, als<br />

neuen Mittelpunkt des Gesamtterritoriums. Auch nach dem Ruin<br />

der Grafen von Hohenberg und dem Verkauf der Grafschaft an<br />

Habsburg im Jahre 1381, ist die weitere Entwicklung des Herrschaftsgebiets<br />

von maßgeblicher Bedeutung für die Geschichte unserer<br />

Region. Ein Teil der Grafschaft, die Herrschaft Haigerloch,<br />

kam nach zahlreichen Verpfändungen an die Zollern. Andere Teile<br />

blieben bis 1806 österreichisch oder als österreichische Lehen in<br />

den Händen von Angehörigen des niederen Adels.<br />

Graf Albrecht von Hohenberg selbst war ein bedeutender Staatsmann<br />

mit besten verwandtschaftlichen Beziehungen. Seine Schwester<br />

Gertrud heiratete Rudolf von Habsburg, der 1273 zum König<br />

gewählt wurde. Albrecht war ein enger Weggefährte und Vertrauter<br />

des Königs. So nahm er beispielsweise an mehreren Feldzügen König<br />

Rudolfs teil und besuchte häufig die Reichstage. Albrecht er-<br />

hielt die neu geschaffene Landvogtei Niederschwaben zur Verwaltung<br />

des - verbliebenen - Reichsguts übertragen, ebenso wurde er<br />

zum Landvogt von Achalm bestellt. Wichtig war die Revindikation<br />

und Reorganisation des Reichsguts als Basis für das Wiedererstarken<br />

des Königtums. Mit der Übernahme solcher Verpflichtungen<br />

für König und Reich begann allerdings bereits der spätere Ruin der<br />

Hohenberger. Und schließlich setzte Albrecht für das Haus Habsburg<br />

gar sein Leben ein. Er unterstützte seinen Neffen, Herzog Albrecht<br />

von Österreich, im Kampf gegen König Adolf von Nassau um<br />

den Königsthron. Herzog Otto von Niederbayern war im Frühjahr<br />

1298 unterwegs, um König Adolf im Breisgau zu Hilfe zu eilen. Als<br />

er in unserer Gegend anlangte, griff ihn Graf Albrecht von Hohenberg<br />

an. Doch der Überraschungsangriff misslang, und Graf Albrecht<br />

fiel in der Schlacht, die sich am 17. April 1298 zwischen<br />

Oberndorf und Leinstetten zutrug, nachdem ihn angeblich die meisten<br />

seiner Ritter verlassen hatten. Matthias von Neuenburg, Prokurator<br />

des geistlichen Gerichts des Bischofs von Straßburg,<br />

zürnte mit folgenden Worten darüber: "Wären doch blutgierige<br />

Wölfe gekommen und hätten die Feiglinge gefressen."<br />

Mit seiner staatsmännischen und kriegerischen Tätigkeit ist eine<br />

Seite Albrechts erfasst. Die andere Seite ist die des Literaturfreundes<br />

und Minnesängers. Obwohl Albrecht nur mit einem Gedicht in<br />

der Manessischen Liederhandschrift vertreten ist, wird ihm dort<br />

wegen seines hohen ständischen Ranges ein hervorragender Platz<br />

eingeräumt. Sein letzter Kampf ist in der Liederhandschrift in der<br />

bekannten, eindrucksvollen, aber auch blutrünstigen Darstellung<br />

festgehalten, die selbstverständlich auch im Buch wiedergegeben<br />

ist. Ein Zeichen seiner Wertschätzung ist, dass sein Tod mehrfach<br />

literarisch verarbeitet wurde.<br />

Entsprechend seiner Bedeutung ist der erste Beitrag des Buches<br />

aus der Feder Prof. Dr. Franz Quarthals, Historisches Seminar der<br />

Universität Stuttgart, Abt. Landesgeschichte, der „Hauptperson"<br />

Graf Albrecht gewidmet. Die Abhandlung trägt den Titel „Graf Albrecht<br />

II. als Territorial- und Reichspolitiker zur Zeit der Könige Rudolf<br />

und Albrecht von Habsburg". Im Mittelpunkt der breit angelegten<br />

biographischen Abhandlung steht Albrechts Anteil an der<br />

„großen Politik". Quarthai würdigt sein reichs- und territorialpolitisches<br />

Engagement differenziert. Einen großen Teil seines Lebens<br />

widmete Rudolf, wie bemerkt, dem Verwaltungsdienst sowie politischen<br />

und militärischen Missionen König Rudolfs von Habsburg.<br />

Dabei stellte Albrecht die Interessen seines eigenen Hauses gegenüber<br />

denjenigen des Reiches und des Hauses Habsburg hintan.<br />

Am Ende des Beitrags werden ausführlich die politischen Umstände<br />

der Schlacht bei Oberndorf/Leinstetten sowie das Kampfgeschehen<br />

selbst, bei dem Albrecht den Tod fand, dargestellt.<br />

Aber der Beitrag Franz Quarthals geht weit darüber hinaus: wir erhalten<br />

Auskunft über das Herkommen der Hohenberger und ihren<br />

Herrschaftsraum; aufgezeigt werden die Heiratsverbindungen des<br />

Geschlechts als wichtigstem Indikator für dessen sozialen Rang.<br />

Und die Hohenberger - so das Fazit - bewegten sich in den besten<br />

Kreisen. Als Territorialpolitiker hingegen gelangen Albrecht keine<br />

großen Herrschaftszugewinne, allerdings gründete er an einer topographisch<br />

wichtigen Stelle die neue Stadt Rottenburg und ver-<br />

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