Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Die am Fuß des Kreuzes liegenden menschlichen Gebeine verweisen nicht nur auf die Bedeutung Golgathas als Richtstätte (Schädelstätte), sondern deuten auch auf den ersten Menschen Adam, über dessen Grab Christus nach der Legende gekreuzigt wurde. Die stille Gefaßtheit des Bildes, betont noch durch den silbergeschmückten dunklen Rahmen, regt den Gläubigen an zu betrachtendem Sich-Versenken in die vielfältigen Beziehungen, die Tod und Erneuerung umfassen. OTTO WERNER Vor 150 Jahren drohte dem Unteren 1\irm der Abbruch Vom Umgang mit Baudenkmälern und einige Überlegungen dazu Den Unteren Türm ließ bekanntlich Graf Eitelfriedrich I. von Hohenzollern-Hechingen im Jahr 1579 erbauen. Davon zeugt die an der Nordseite angebrachte Inschrift: Mich hat erbaut Graf Eitel Fritz vom Grund bis oben an den Spitz 1579 Der Obere Turm und seine Umgebung Sein Zwillingsbruder, der Obere Turm, war, nachdem der südliche Stadtbering durch den Bau der Pfarrkirche St. Jakobus 1779/83 aufgebrochen worden war, deplaziert. Im Jahr 1780 erbaute Kaufmann Caspar Cany das spätere Pfarrhaus als Wohn- und Geschäftshaus. Er verwendete dazu Steine der ein Jahr zuvor abgebrochenen Kirche zu Unserer Lieben Frau und St. Jakob. Das Haus wechselte noch einigemal den Besitzer, bevor die katholische Kirchengemeinde 1865 das günstig am Kirchplatz gelegene Gebäude erwarb. Karl Friedrich Reinhard berichtete 1784 von der Arbeit an einem neuen Stadttor neben der (neuen) Kirche, das sammt der Kirche gegen die elende rauchigte Hüttchen rings herum und einen schwarzen steinernen Thurm, der einige Löcher statt der Fenster hat, den auffallendsten Kontrast macht. Am 10. April 1788 hieß es folglich: Da der obere Thum ganz baufälligste und nothwenig abgebrochen werden muß, auch der Plaz von der Kronen bis an das Thor ohnfehlbar überbaut wird (...) Der Abbruch erfolgte kurze Zeit später. Das neue obere Tor „erhielt zwei stattliche mit Kriegstrophäen geschmückte Pfeiler." Dieses neue Stadttor hatte nicht lange Bestand; es diente nicht einmal fünfjahrzehnte (bis 1835) als Sperre. Seine Bruchsteine verwendete man beim Bau des Brückenhäuschens an der Johannesbrücke. Das Stadttor wäre auch einige Jahrzehnte später beim Bau der Einmündung der Neustraße im Wege gestanden. Das Obertorhaus mußte zusammen mit dem 'alten' Pfarrhaus' endgültig dem (Ende 1974 fertiggestellten) Bau des katholischen Pfarr- und Gemeindehauses weichen. Heute erinnert nur noch die Bezeichnung Obertorplatz an die frühere obere (südliche) Eingangspforte zur Innenstadt. Der Untere Turm und seine Umgebung Die Umgebung des Unteren Turms unterlag mehrfach Veränderungen. Fürst Friedrich Ludwig von Hohenzollern-Hechingen (1735-1750) ließ 1737 den an etlichen Orthen sehr schadhaften Dachstuhl in der Fürstlichen Residenz repariren. Hechinger Fuhrleute leisteten dabei freiwillig Fuhrdienste. Johann Adam Kraus zitiert aus einem 1748 abgeschlossenen „summarischen Extract der auf das Schloß zu Burladingen und anderen fürstlichen Gebäude verwandten Baukosten": „Die Residenz zumal ist ein uraltes und ehender einem Kloster als einem fürstlichen Schloß gleichendes Gebäu, (...)" 58 Abb. 3: Albrecht Dürer, Vielfigurige Kreuzigungsgruppe, um 1497. Bildnachweis: Meder 120 Fürst joseph Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen (1750-1798) sah sich im Frühjahr 1751 gezwungen, mit der höchst benöthigten Haupt- Reparation dero Fürstlichen Residenz, der Friedrichsburg, zu beginnen, um weiteren und größeren Schaden an dem Renaissanceschloß vorzubeugen; u.a. sollte ein neuer Dachstuhl auf der einen Seite verfertigt werden. Auch die Hechinger Fuhrleute mußten Fuhrfronen leisten. Die Regierung erließ am 26. Oktober 1758 ein Dekret, wonach Fürst Joseph Wilhelm der Stadt (aus besonderer Gnade) erlaubt habe, den Schutt und Urbau, der beim Schloßhof hege, auf die Straße vor dem oberen Tor bis auf den neu gemachten Weg abführen zu lassen. Zwei Abgesandte aus Bisingen und Wessingen zogen im Juni 1760 vor das Reichkammergericht nach Wetzlar, um sich u.a. wider die ihnen aufgetragene schloß Frohnen zu beschweren. Sie traten dabei so auf, als seien sie auch von der Stadt Hechingen bevollmächtigt. Eine in die Fürstliche Hofratskanzlei berufene Deputation des Stadtgerichts verwunderte sich nicht wenig, indeme hievon nicht d. mindiste bekandt. Das Stadtgericht stellte formell klar, daß sie zu dergl(eich)en Schloss-Frohnen niemahlen wären angehalten worden. Unterdessen traf aus Wetzlar das (vorläufige) Urteil ein, daß... so wohl die Stadt alß Landt die quaest: Frohn-Fuhren zum Schloßbauw ohnverwaigerlich... gehorsambst vollzieh(en) sollen. Dies wurde einer Deputation des Stadtgerichts in der Fürstlichen Hofratskanzlei deuthl(Iich) eröffnet und abgelesen. Die städtischen Deputierten ließen sich dahin vernehmen, daß sie zwar wid(er) das gegenwerthig Ihnen abgelesene Kayserl (ich) e Cammer Gerichts urthel was d[as] Landt betreffe, lödiglich nichts dargeg(en) einzuwenden gedenckhen, hingege(en) aber, d(aß) auch die Stadt hierinnen, und darmit eingeflochten und unterschoben worden seye, wo man doch derentwillen, weder einige clag(en) selbsten geführet, eben so wenig jemandt anderen hier zu Gewaldt und Vollmacht gegeben, welches ihr

von sich gestelltes attestatum genugsam an Tag gebe, seye eine Sach, darwid(er) man genöthiget zu protestieren, (...). Es stellte sich aber heraus, daß ein Bürger der Stadt, nämlich der Hafner Johann Mutschier, auf der Liste der Bauern unterschrieben hatte. Auf Befragen gestand er vor dem Stadtgericht ein, daß dises sein Will und Meinung also gewesen, mit dem Vorwandt jedoch, (er) habe solches allein gethan, umb den alten p r o c e ß zu betreiben, nicht aber eine Klag räve deren dem Landt umgelegten Schloßfrohnen zuformiren, (...). Ihm wurde das Bürgerrecht aufgekündigt, und er mußte die Stadt innerhalb von acht Tagen mit Sack und Pack verlassen. Die Regierung sagte hierauf zu, daß der Stadt die anverlangte rechtliche Genugthuung uneingestellet verschafft werden solle. Dies alles zeigt deutlich, daß in jenen Jahren Umbauarbeiten am Schloß im Gange waren. Obwohl schriftliche Zeugnisse dafür bislang nicht aufgefunden wurden, dürfen wir davon ausgehen, daß zu jener Zeit der den Vorhof bildende Vorbau im Osten, den der Merianstich gut abbildet, bereits niedergelegt war. Im Kunstdenkmälerwerk ist zu lesen: „Auf Abbildungen nach 1723 ist der Vorhof nicht mehr vorhanden, es fehlen die Zwerchgiebel, und die Zwingertürme sind mit Zwiebelhauben gedeckt." In der Chronik der Stadt Hechingen heißt es: Unter Michel d'Ixnards Leitung begann 1764 „ein kostpieliger U m b a u des Stadtschlosses (1768)." - Und 1767: „Der 1764 begonnene Umbau des Schlosses wurde in diesem Jahre beendet; er kostete neben den Fronarbeiten 29 660 fl." Pierre Michel d'Ixnard erhielt vom 18. Mai 1764 bis 29. September 1766 eine Anstellung als „Bau Direktor", zur Neueinrichtung des Ostflügels des Hechinger Schlosses. Laut der Baurechnungen hatte er einige Innenräume neu einzuteilen und einzurichten. „Ein Voranschlag vom 7. August 1764 nennt fünf Zimmer im Ostflügel und das Tafelzimmer. Weitere Zimmer werden in den Rechnungen erwähnt. Fürst Joseph Wilhelm „scheint mit d'Ixnard zufrieden gewesen zu sein". Der Bauherr berief ihn rund ein Jahrzehnt später ja auch wieder als Architekt der Stifts- und Pfarrkirche St. Jakobus d. Ä. Die baulichen Eingriffe wirkten sich jedoch statisch verheerend aus, wie wir noch sehen werden. Gleich nach seinem Regierungsantritt hatte Fürst Joseph Wilhelm auch neue Brücken über die Starzel und den Mühlbach bauen lassen. Er ließ damit den bisherigen Übergang von der Unterstadt zur Oberstadt beim Spittel weiter nach Osten verlegen. Wann das 'Vorwerk' mit den beiden Türmchen, das auf dem Merianstich von 1662 zu sehen ist, abgebrochen wurde, wissen wir nicht genau. Die beiden Pfeiler des Tores neben dem Unteren Turm ließ Fürst Joseph Wilhelm 1775 „aus Hauwerk" erbauen. Das untere Tor gestaltete den Verkehr flüssiger, der sich vorher durch das Nadelöhr des Unteren Turmes zwängen mußte. Gegenüber dem Tor an der Staig stand das untere Torhaus; es diente als Wohnung des Torhüters. Neben dem unteren Tor stand das 'Kegeltörle'. Die Schauseite des Renaissanceschlosses im Osten war durch den „Umbau" nicht besonders gelungen. Beschreibungen aus jener Zeit besagen: „Das hochliegende Schloß ist regelmäßig gebauet." (Büsching, 1790) - „Das Schloß, das auf einem Hügel an den Grenzen der Stadt steht, ist im gothischen Geschmack gebaut, und besteht, wie die alten Schlösser jener Zeit, aus 4 zusammenstoßenden Flügeln. In der Nähe des Schlosses ist das Kanzleigebäude und Gymnasium." - „Die Residenz selbst ist weitschichtig, groß und hoch; sie steht etwas über der Stadt erhoben, aber sie ist halt dennoch ein altes Gemäuer, das in der Ferne mehr verspricht, als es in der Nähe selbst ist." (Hauntinger, 1799) - Andere erwähnen das einst hochgerühmte Schloß nicht einmal mehr. Zu Beginn des 19. Jahrhundert traten die Schäden am Schloß deutlich zutage. Interssant ist, was Ludwig Egler zum Jahr 1814 schreibt: "Vor 59 dem Flügel gegen die Schloßstraße erhob sich eine Terasse, wahrscheinlich auf den Grundmauern eines früheren einen Vorhof zum Schlosse bildenden Flügels. In dem Flügel gegen die Schloßstraße, welcher zum Theil eingestürzt war (s.o.), befand sich der große Saal mit dem Theater, aus welchem Fürst Hermann [1798-1810] gegen die entschiedenen Einwendungen seines Bau-Inspektors Falkner, der darauf hin pensioniert wurde, die steinernen Fensterkreuze nehmen ließ, wodurch die Mauer an Festigkeit verlor; (...). Im Jahr 1812 stürzte des Ostflügels des Renaissanceschlosses ein. Einsturz und Abbruch des vordem Schloßflügels betr. Am Samstag 28t. Novemb. 1812 Nachmittag fiel am vorderen Schloß- Hügel, der Facade gegen die Stadt herein machte, ein Pfeiler zwischen 2 Fenstern des im untersten Stokwerkes befindlichen Registratur ein. Dieser Pfeiler war schon seit langer Zeit in schlechtem Zustande, da er zu einem Kamin ausgehölt war. Einige Tage vor seinem Einsturz hatte man die daran befindlichen Risse überstrichen, um zu sehen ob sie sich in gleichem Stande erhalten, um dann das Mauerwerk noch ausbessern zu können, oder ob sie sich vergrössern würden. In dieser Zeit ward die sogenannte äussere Registratur ganz von Schriften, Kästen, Tischen p. ausgeleert, welche aber der Eile wegen noch grossentheils in das unmittelbar daran stossende innere Gewölb, das gegen den Schloßhof hineinsieht, gebracht wurden. Am Sonntag den 30t. Novemb. abends stürzte ein 36 Schuh hohes, und 27 Schuh breites Stück aus dieser nämlichen Wand vorn heraus, und riß 2 Fenster des grossen Saals mit sich auf die Terasse herab. Denn diser Riß reichte gerade bis an die obere Decke des grossen Saales. Man ersuchte den k. Würt. Landbaumeister v. Brukmann zu Rottenburg u. den Baucontrolleur Nieffer zu Bahngen hieher zu kommen, um die Sache einzusehen, u. ihr Gutachten zu geben, was mit diesem den fernem Einsturz drohenden Flügel anzufangen sey. Indessen wurden alle Meubles, Fenster, Thüren aus den vor einigen Jahren neu gebauten Appartements im obersten Stoke hinweggebracht, und zugleich unten an Aufräumung des Schuttes gearbeitet. Am Mittwoch den 2t. Dezember 1812 vormittag kamen die besagten Baumeister mit ihren Gehülfen; ein paar Stunden früher aber, morgens um 1/2 8 Uhr stürzte plözlich vom Dach an ein ganzes Stük des Flügels 43 Schuh breit zusammen, so daß davon nur die innere Mauer gegen den Schloßhof zu noch stehen blieb. Die Baumeister fanden dieses ganze Vorgebäude nach Maasgabe ihres schriftlichen Augenscheinsberichtes so äusserst schadhaft, und auch von Anbeginn so schlecht construirt, daß sie den Rath gaben, den ganzen Flügel vollends abzubrechen. Was noch an Fenstern, Laden, Thüren auf beiden Seiten, neben dem fast in der Mitte des Flügels herabgestürzten Stüke, noch weggebracht werden konnte, ward herausgenommen, und mit dem Abdeken des Daches auf beiden Seiten sogleich der anfang gemacht. Alle Zimmerleute und Maurer im ganzen Lande wurden aufgeboten, um bei dem Abbruche im Taglohn zu arbeiten, und so ging die Arbeit unter Direction des Oberst v. Hövel sehr schnell und unaufhaltsam vor sich, da man auch Sonn- u. Feyertags daran fortmachte, bis der ganze sehr schwere Dachstuhl, und der obere Stok samt dem Entresol zwischen diesem u. dem grossen Saale abgetragen u. der untere Theil des Gebäudes dadurch vollkommen erleichtert war. Neben dem grossen Saale, in dem kleinern worinn sich das Theater befand, an einem Fensterpfeiler gegen den Schloßhof zu, unten am Fusse des mit Stukaturarbeit, wie der ganze grosse Saal verzierten Pfeilers fand man die Buchstaben im Stein eingegraben WN 1583 wahrscheinlich der Name des Baumeisters oder des Stuccadors, mit der Jahrzahl 1583. Abbruch des Schlosses Der Abbruch des Schlosses wäre nicht notwendig gewesen. Wenn es dazu eines Nachweises bedarf, so ist dieser durch das Gutachten des

von sich gestelltes attestatum genugsam an Tag gebe, seye eine Sach,<br />

darwid(er) man genöthiget zu protestieren, (...). Es stellte sich aber<br />

heraus, daß ein Bürger der Stadt, nämlich der Hafner Johann<br />

Mutschier, auf der Liste der Bauern unterschrieben hatte. Auf Befragen<br />

gestand er vor dem Stadtgericht ein, daß dises sein Will und Meinung<br />

also gewesen, mit dem Vorwandt jedoch, (er) habe solches allein<br />

gethan, umb den alten p r o c e ß zu betreiben, nicht aber eine Klag<br />

räve deren dem Landt umgelegten Schloßfrohnen zuformiren, (...).<br />

Ihm wurde das Bürgerrecht aufgekündigt, und er mußte die Stadt innerhalb<br />

von acht Tagen mit Sack und Pack verlassen. Die Regierung<br />

sagte hierauf zu, daß der Stadt die anverlangte rechtliche Genugthuung<br />

uneingestellet verschafft werden solle. Dies alles zeigt deutlich, daß in<br />

jenen Jahren Umbauarbeiten am Schloß im Gange waren.<br />

Obwohl schriftliche Zeugnisse dafür bislang nicht aufgefunden wurden,<br />

dürfen wir davon ausgehen, daß zu jener Zeit der den Vorhof<br />

bildende Vorbau im Osten, den der Merianstich gut abbildet, bereits<br />

niedergelegt war. Im Kunstdenkmälerwerk ist zu lesen: „Auf Abbildungen<br />

nach 1723 ist der Vorhof nicht mehr vorhanden, es fehlen die<br />

Zwerchgiebel, und die Zwingertürme sind mit Zwiebelhauben gedeckt."<br />

In der Chronik der Stadt Hechingen heißt es: Unter Michel d'Ixnards<br />

Leitung begann 1764 „ein kostpieliger U m b a u des Stadtschlosses<br />

(1768)." - Und 1767: „Der 1764 begonnene Umbau des<br />

Schlosses wurde in diesem Jahre beendet; er kostete neben den<br />

Fronarbeiten 29 660 fl." Pierre Michel d'Ixnard erhielt vom 18. Mai<br />

1764 bis 29. September 1766 eine Anstellung als „Bau Direktor", zur<br />

Neueinrichtung des Ostflügels des Hechinger Schlosses. Laut der<br />

Baurechnungen hatte er einige Innenräume neu einzuteilen und<br />

einzurichten. „Ein Voranschlag vom 7. August 1764 nennt fünf Zimmer<br />

im Ostflügel und das Tafelzimmer. Weitere Zimmer werden in den<br />

Rechnungen erwähnt. Fürst Joseph Wilhelm „scheint mit d'Ixnard<br />

zufrieden gewesen zu sein". Der Bauherr berief ihn rund ein Jahrzehnt<br />

später ja auch wieder als Architekt der Stifts- und Pfarrkirche St.<br />

Jakobus d. Ä. Die baulichen Eingriffe wirkten sich jedoch statisch verheerend<br />

aus, wie wir noch sehen werden.<br />

Gleich nach seinem Regierungsantritt hatte Fürst Joseph Wilhelm auch<br />

neue Brücken über die Starzel und den Mühlbach bauen lassen. Er<br />

ließ damit den bisherigen Übergang von der Unterstadt zur Oberstadt<br />

beim Spittel weiter nach Osten verlegen. Wann das 'Vorwerk' mit den<br />

beiden Türmchen, das auf dem Merianstich von 1662 zu sehen ist,<br />

abgebrochen wurde, wissen wir nicht genau. Die beiden Pfeiler des<br />

Tores neben dem Unteren Turm ließ Fürst Joseph Wilhelm 1775 „aus<br />

Hauwerk" erbauen. Das untere Tor gestaltete den Verkehr flüssiger,<br />

der sich vorher durch das Nadelöhr des Unteren Turmes zwängen<br />

mußte. Gegenüber dem Tor an der Staig stand das untere Torhaus; es<br />

diente als Wohnung des Torhüters. Neben dem unteren Tor stand das<br />

'Kegeltörle'.<br />

Die Schauseite des Renaissanceschlosses im Osten war durch den<br />

„Umbau" nicht besonders gelungen. Beschreibungen aus jener Zeit<br />

besagen: „Das hochliegende Schloß ist regelmäßig gebauet." (Büsching,<br />

1790) - „Das Schloß, das auf einem Hügel an den Grenzen der<br />

Stadt steht, ist im gothischen Geschmack gebaut, und besteht, wie die<br />

alten Schlösser jener Zeit, aus 4 zusammenstoßenden Flügeln. In der<br />

Nähe des Schlosses ist das Kanzleigebäude und Gymnasium." - „Die<br />

Residenz selbst ist weitschichtig, groß und hoch; sie steht etwas über<br />

der Stadt erhoben, aber sie ist halt dennoch ein altes Gemäuer, das in<br />

der Ferne mehr verspricht, als es in der Nähe selbst ist." (Hauntinger,<br />

1799) - Andere erwähnen das einst hochgerühmte Schloß nicht einmal<br />

mehr.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhundert traten die Schäden am Schloß deutlich<br />

zutage. Interssant ist, was Ludwig Egler zum Jahr 1814 schreibt: "Vor<br />

59<br />

dem Flügel gegen die Schloßstraße erhob sich eine Terasse, wahrscheinlich<br />

auf den Grundmauern eines früheren einen Vorhof zum<br />

Schlosse bildenden Flügels. In dem Flügel gegen die Schloßstraße,<br />

welcher zum Theil eingestürzt war (s.o.), befand sich der große Saal<br />

mit dem Theater, aus welchem Fürst Hermann [1798-1810] gegen<br />

die entschiedenen Einwendungen seines Bau-Inspektors Falkner, der<br />

darauf hin pensioniert wurde, die steinernen Fensterkreuze nehmen<br />

ließ, wodurch die Mauer an Festigkeit verlor; (...). Im Jahr 1812<br />

stürzte des Ostflügels des Renaissanceschlosses ein.<br />

Einsturz und Abbruch des vordem Schloßflügels betr.<br />

Am Samstag 28t. Novemb. 1812 Nachmittag fiel am vorderen Schloß-<br />

Hügel, der Facade gegen die Stadt herein machte, ein Pfeiler zwischen<br />

2 Fenstern des im untersten Stokwerkes befindlichen Registratur ein.<br />

Dieser Pfeiler war schon seit langer Zeit in schlechtem Zustande, da er<br />

zu einem Kamin ausgehölt war. Einige Tage vor seinem Einsturz hatte<br />

man die daran befindlichen Risse überstrichen, um zu sehen ob sie<br />

sich in gleichem Stande erhalten, um dann das Mauerwerk noch ausbessern<br />

zu können, oder ob sie sich vergrössern würden. In dieser<br />

Zeit ward die sogenannte äussere Registratur ganz von Schriften, Kästen,<br />

Tischen p. ausgeleert, welche aber der Eile wegen noch grossentheils<br />

in das unmittelbar daran stossende innere Gewölb, das gegen<br />

den Schloßhof hineinsieht, gebracht wurden.<br />

Am Sonntag den 30t. Novemb. abends stürzte ein 36 Schuh hohes, und<br />

27 Schuh breites Stück aus dieser nämlichen Wand vorn heraus, und<br />

riß 2 Fenster des grossen Saals mit sich auf die Terasse herab. Denn<br />

diser Riß reichte gerade bis an die obere Decke des grossen Saales.<br />

Man ersuchte den k. Würt. Landbaumeister v. Brukmann zu Rottenburg<br />

u. den Baucontrolleur Nieffer zu Bahngen hieher zu kommen, um<br />

die Sache einzusehen, u. ihr Gutachten zu geben, was mit diesem den<br />

fernem Einsturz drohenden Flügel anzufangen sey. Indessen wurden<br />

alle Meubles, Fenster, Thüren aus den vor einigen Jahren neu gebauten<br />

Appartements im obersten Stoke hinweggebracht, und zugleich unten<br />

an Aufräumung des Schuttes gearbeitet. Am Mittwoch den 2t. Dezember<br />

1812 vormittag kamen die besagten Baumeister mit ihren Gehülfen;<br />

ein paar Stunden früher aber, morgens um 1/2 8 Uhr stürzte plözlich<br />

vom Dach an ein ganzes Stük des Flügels 43 Schuh breit zusammen,<br />

so daß davon nur die innere Mauer gegen den Schloßhof zu noch<br />

stehen blieb. Die Baumeister fanden dieses ganze Vorgebäude nach<br />

Maasgabe ihres schriftlichen Augenscheinsberichtes so äusserst<br />

schadhaft, und auch von Anbeginn so schlecht construirt, daß sie den<br />

Rath gaben, den ganzen Flügel vollends abzubrechen.<br />

Was noch an Fenstern, Laden, Thüren auf beiden Seiten, neben dem<br />

fast in der Mitte des Flügels herabgestürzten Stüke, noch weggebracht<br />

werden konnte, ward herausgenommen, und mit dem Abdeken des<br />

Daches auf beiden Seiten sogleich der anfang gemacht. Alle Zimmerleute<br />

und Maurer im ganzen Lande wurden aufgeboten, um bei dem<br />

Abbruche im Taglohn zu arbeiten, und so ging die Arbeit unter Direction<br />

des Oberst v. Hövel sehr schnell und unaufhaltsam vor sich, da<br />

man auch Sonn- u. Feyertags daran fortmachte, bis der ganze sehr<br />

schwere Dachstuhl, und der obere Stok samt dem Entresol zwischen<br />

diesem u. dem grossen Saale abgetragen u. der untere Theil des<br />

Gebäudes dadurch vollkommen erleichtert war.<br />

Neben dem grossen Saale, in dem kleinern worinn sich das Theater<br />

befand, an einem Fensterpfeiler gegen den Schloßhof zu, unten am<br />

Fusse des mit Stukaturarbeit, wie der ganze grosse Saal verzierten Pfeilers<br />

fand man die Buchstaben im Stein eingegraben WN 1583 wahrscheinlich<br />

der Name des Baumeisters oder des Stuccadors, mit der<br />

Jahrzahl 1583.<br />

Abbruch des Schlosses<br />

Der Abbruch des Schlosses wäre nicht notwendig gewesen. Wenn es<br />

dazu eines Nachweises bedarf, so ist dieser durch das Gutachten des

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