Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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tember 1976 bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes zu<br />
rühmen wusste. Sein jahrzehntelanges Mühen habe dem Patienten<br />
als Mensch und nicht nur als Behandlungsfall gegolten. Seinem<br />
ärztlichen Beruf blieb Eisele auch noch im Alter verbunden, als er<br />
mehrfach für seinen Schwiegersohn Dr. Hausmanns in Wald die<br />
Praxisvertretung übernahm.<br />
Neben seiner aufreibenden ärztlichen Tätigkeit, die nach der Erinnerung<br />
der Kinder nur selten Freiraum für einen Familienurlaub<br />
gelassen habe, stellte sich Dr. Rudolf Eisele überdies im öffentlichen<br />
Bereich sowie in der Kulturpflege in den Dienst der Gemeinschaft.<br />
Bereits 1948 übernahm er den Vorsitz im Kreisverein der Ärzte. Im<br />
Herbst 1962 wurde das CDU-Mitglied in den Sigmaringer Gemeinderat<br />
gewählt und gehörte diesem Gremium in der Folge als einer<br />
der Meinungsführer in der Stadtpolitik bis 1970 an. An wichtiger<br />
Stelle engagierte sich Eisele weiterhin beim Aufbau der neuen Sigmaringer<br />
Kirchengemeinde St. Fidelis, in deren Pfarrgemeinderat er<br />
ebenso täüg war wie beim Aufbau der kirchlichen Altenarbeit. Auch<br />
bei der Begründung der Sigmaringer Sozialstation und sodann in<br />
deren Vorstand war Eisele in selbstloser Weise tätig.<br />
Neben diesen sozialen Aufgaben gehörte das große Interesse des<br />
Pensionärs indessen vor allem der Kultur. Er übernahm die ehrenamtliche<br />
Betreuung des städtischen <strong>Heimat</strong>museums im „Runden<br />
Türm" und kam dieser wichtigen Aufgabe trotz nachlassender Kräfte<br />
bis wenige Jahre vor seinem Tod nach. Zum Palmenbrauchtum und<br />
Kleindenkmalen, zumal Feldkreuzen in Hohenzollern und Oberschwaben<br />
erstellte Rudolf Eisele in Bildern und Texten eine umfangreiche<br />
Dokumentation, die er noch vor seinem Tod zusammen mit<br />
Unterlagen zur Geschichte des Fürst-Carl-Landeskrankenhauses<br />
dem Kreisarchiv Sigmaringen zur bleibenden Aufbewahrung übergab.<br />
Gerne war der Kunstkenner auch immer wieder bereit, sein<br />
profundes Wissen zur Geschichte und Kultur von Sigmaringen und<br />
der Nachbarschaft bei Vorträgen und Führungen einem interessierten<br />
Publikum mitzuteilen - so zuletzt 1999 und 2000 bei den<br />
Kreisexkursionen „auf den Spuren Vorderösterreichs im Landkreis<br />
Sigmaringen".<br />
Zu Dank verpflichtet ist der Landkreis Dr. Eisele überdies für die von<br />
ihm vermittelte Rückgabe zweier aus dem früheren Landeskrankenhaus<br />
entfremdeten barocker Tafelbilder Inzigkofer Provenienz,<br />
darunter die kunstgeschichtlich bedeutsam, 1746 von Meinrad von<br />
Au geschaffene Darstellung „Erbsünde - Erlösung - Dreifaltigkeit"<br />
mit einer Abbildung des Heiligen Geistes in Menschen-, vielleicht<br />
sogar in Frauengestalt.<br />
Für sein verdienstvolles berufliches und ehrenamtliches Wirken im<br />
Dienst der Gemeinschaft hat Dr. Rudolf Eisele zu Lebzeiten zwei<br />
hohe Auszeichnungen erfahren: 1976 wurde ihm das Bundesver-<br />
Berichtigung<br />
dienstkreuz verliehen, und 1985 wurde er zum Ehrenbürger der<br />
Stadt Sigmaringen ernannt, deren Entwicklung er in den letzten<br />
Jahrzehnten an wichtiger Stelle mitbestimmt hatte.<br />
Die Kraft und den Antrieb für dieses außergewöhnliche ärztliche,<br />
soziale und kulturelle Engagement fand Dr. Rudolf Eisele in einem<br />
tiefen Glauben und einer christlichen Lebenshaltung. Diese Gaben<br />
halfen ihm auch dabei, die Schicksalsschläge im Alter zu bestehen,<br />
so die Behinderung seiner Frau, die er über lange Jahre bis zu ihrem<br />
Tod 1996 aufopferungsvoll betreute und pflegte. Freude und Erholung<br />
fand er auch in seinen weitgespannten, von der Botanik über<br />
die Geologie bis zu Musik und Lyrik reichenden geistigen Interessen<br />
und nicht zuletzt seiner geheimen Leidenschaft, dem Sammeln und<br />
Reparieren alter Uhren.<br />
Seit 2000 lebte er in der Familie seiner jüngsten Tochter in Wald, in<br />
deren Obhut er nach schwerer Krankheit am 5. Mai 2002 verstorben<br />
ist. In einem Nachruf der „Kliniken Landkreis Sigmaringen<br />
GmbH" wurde der Verstorbene zu Recht als „eine außergewöhnliche<br />
Persönlichkeit" gewürdigt, „den eine große Liebe zu den Menschen<br />
ausgezeichnet hat". Sein Leben und Wirken verdienen der<br />
bleibenden Erinnerung.<br />
Quellen und Literatur:<br />
Kreisarchiv Sigmaringen<br />
Fürst-Carl-Landeskrankenhaus/Kreiskrankenhaus<br />
Sigmaringen.<br />
Kreisarchiv Sigmaringen V - 1998/1 Nr. 2: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />
etc. 1947ff.<br />
Kreisarchiv Sigmaringen XI/1 8: Nachlass Dr. Rudolf Eisele.<br />
Protokoll Zeitzeugengespräch mit Frau Ortrud Hausmanns geb.<br />
Eisele am 31-10.2002 in Wald (Kreisarchiv Sigmaringen).<br />
Artikel „Hohe Auszeichnung für einen Arzt, der sich stets um die Patienten<br />
als Menschen bemühte" (Schwäbische Zeitung Sigmaringen<br />
v. 22. 9. 1976).<br />
Artikel „Zum 75. Geburtstag von Dr. Eisele: Der qualifizierte Arzt<br />
operierte auch als Kommunalpolitiker geschickt" (Schwäbische<br />
Zeitung Sigmaringen v. 30.11.1985). Artikel „Vor 50 Jahren geheiratet:<br />
Dr. Rudolf und Helma Eisele feiern goldene Hochzeit"<br />
(Schwäbische Zeitung Sigmaringen v. 21.4.1990).<br />
Todesanzeige für Dr. med. Rudolf Eisele in der Schwäbischen<br />
Zeitung Sigmaringen v. 7.5.2002.<br />
Nachruf der Stadt Sigmaringen auf den Ehrenbürger Dr. Rudolf<br />
Eisele (Schwäbische Zeitung Sigmaringen v. 8. 5. 2002).<br />
Nachruf der Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH für den ehemaligen<br />
Chefarzt und Ärztlichen Direktor Dr. Rudolf Eisele (Schwäbische<br />
Zeitung Sigmaringen v. 10.5.2002).<br />
Im letzten Heft der „Hohenzollerlischen <strong>Heimat</strong>" 3 / 2002 ist ein Fehler unterlaufen. Auf der Seite 45 rechte Spalte endet der Beitrag<br />
von Dr. Herbert Rädle in der 27. Zeile von oben mit „... aus der Ulmer Weckmannwerkstatt kaum ein Zweifel bestehen kann."<br />
Der Nachfolgende Text stammt aus Heft 2 / 2002; wie der an diesen Platz kam, ist ungeklärt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.<br />
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