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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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der Augustinerchorfrauen in lnzigkofen am Vorabend der Säkularisation.<br />

Die Lebensgestaltung der Klosterfrauen schwankte, wie der<br />

Referent vor allem aufgrund der vorhegenden Klosterchronik und<br />

der Visitationsprotokolle lebendig darlegte, zwischen sehr hohen<br />

religiösen Ansprüchen, einer „Hochleistungsfrömmigkeit", auf der<br />

einen und moderaten Formen der Religiosität und durchaus auch<br />

weltlichen Freuden auf der anderen Seite.<br />

Anschließend referierte Dr. Andreas Zekorn, Kreisarchivar des<br />

Zollernalbkreises, über die Säkularisaüon Kaiser Josefs II. im<br />

Jahre 1782, der Vorstufe zur großen Säkularisaüon zu Beginn des<br />

19. Jahrhunderts, der die beiden Terziarinnenklöster Gorheim und<br />

Laiz zum Opfer fielen. Dr. Zekorn machte deutlich, dass Österreich<br />

als Lehnherr der gef'ürsteten Grafschaft Sigmaringen dabei ohne<br />

Rücksichtnahme auf Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen<br />

vorging. Der Fürst ersteigerte die beiden Klostergebäude mit<br />

einzelnen Besitzungen schließlich für 31 000 Gulden, die vom<br />

Österreichischen Religionsfonds vereinnahmt wurden.<br />

Der stellvertretende Vorsitzende des <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Geschichtsverein</strong>s,<br />

Rektor a.D. Otto Werner aus Hechingen, steuerte<br />

zum Kolloquium zwei Vorträge bei, nämlich über die Säkularisation<br />

des Klosters St. Luzen und des Kollegiatstifts St. Jakob in<br />

Hechingen sowie über die Säkularisation der Dominikanerinnenklöster<br />

Stetten im Gnadental und Rangendingen. Der Referent ging<br />

dabei sehr intensiv auf die oft bitteren Schicksale der einzelnen<br />

Klosterinsassen ein.<br />

Der Haigerlocher Grund- und Hauptschullehrer Robert Frank behandelte<br />

die Säkularisation des Frauenklosters Gruol, in dem die<br />

Schwestern mit dem Beistand des Ortspfarrers Wilhelm Mercy<br />

1803 eine Mädchenschule einrichteten, die aber nie die Huld des<br />

Fürsten fand und schließlich 1827 aufgegeben werden musste.<br />

Auch im säkularisierten Dominikanerinnenkloster Habsthal, das<br />

1806 an Hohenzollern-Sigmaringen fiel, versuchten die Kloster-<br />

EDWIN ERNST WEBER<br />

Ein menschlicher Arzt und ein kunst-<br />

sinniger Mensch:<br />

Zum Tod von Dr. Rudolf Eisele (1910 - 2002)<br />

Im hohen Alter von 91 Jahren ist am 5. Mai 2002 in Wald der Arzt<br />

Dr. Rudolf Eisele verstorben, der sich über mehr als ein halbes<br />

Jahrhundert mit seinem herausragenden medizinischen und öffentlichen<br />

Engagement bleibende Verdienste in Stadt und Landkreis<br />

Sigmaringen erworben hat.<br />

Rudolf Eisele wurde am 30. November 1910 als drittes von zehn<br />

Kindern des Schultheißen Felix Eisele und seiner Ehefrau Auguste<br />

geb. Ruf in Erüngen im damaligen württembergischen Oberamt<br />

Riedlingen geboren. Seine Kindheit und Jugend waren zumal in der<br />

Zeit des Ersten Weltkriegs und den folgenden Krisenjahren nicht frei<br />

von Not und Entbehrung, da das Einkommen der vielköpfigen Familie<br />

neben dem Verdienst des Vaters stark vom Ertrag einer kleinen<br />

Landwirtschaft abhing. Nach dem Besuch der Volksschule in seinem<br />

54<br />

frauen 1807 eine Mädchenschule einzurichten. Doch, obwohl die<br />

Dominikanerinnen dabei von dem berühmten Geheimen Medizinalrat<br />

Franz Xaver Mezler unterstützt wurden, musste die Schule,<br />

in der vor allem hauswirtschaftliche Fähigkeiten vermittelt wurden,<br />

wie die Referenün Doris Muth M.A. ausführte, infolge der Verweigerung<br />

staatlicher Zuschüsse bereits zwei Jahre nach ihrer<br />

Gründung wieder geschlossen werden.<br />

Im letzten Vortrag referierte Dr. Otto Becker über das Schicksal der<br />

Archive und Bibliotheken der von Hohenzollern-Sigmaringen säkularisierten<br />

Klöster. Danach stellen die heute vor allem im Staatsarchiv<br />

Sigmaringen und im Depositum Fürstl. Hohenz. Haus- und<br />

Domänenarchiv verwahrten Klosterarchivalien nur noch Überreste<br />

dar. Den Archiven blieb jedoch die Tragödie der Bibliotheken erspart.<br />

So sind von der einmal mindestens 20.000 Bände umfassenden<br />

Bibliothek des Augustinerchorherrenstifts Beuron nur rund 900<br />

Bücher in die Hofbibliothek bzw. in die Kapitelsbibliothek in Sigmaringen<br />

gelangt. Der Großteil der Bücher wurde bei einer Versteigerung<br />

1824 in Beuron meistbietend an den Mann gebracht.<br />

Die Säkularisation, das zeigten die Vorträge, aber auch die rege<br />

Aussprache darüber, bewirkten den Verlust bedeutsamer Ordensniederlassungen<br />

und Stifte und erniedrigte vor allem die Klosterfrauen<br />

zu Rentenbeziehern. Versuche von Schwestern, ihre Fähigkeiten<br />

in Schulen zum Nutzen der Allgemeinheit einzubringen,<br />

stießen bei den zuständigen Stellen auf Ablehnung und mussten deshalb<br />

scheitern. Die Patres und Kanoniker wurden demgegenüber<br />

zumeist auf Pfarrstellen versetzt<br />

Der Umgang mit der kulturellen und religiösen Verlassenschaft der<br />

Klöster und Stifte artete nicht selten in puren Vandalismus aus. Auf<br />

der anderen Seite freilich bildete die Säkularisation, wie Dr.<br />

Becker in der Begrüßung feststellte, den Einstieg in den hohenzollerischen<br />

Sonderweg, der erst in der Kreisreform 1973 sein<br />

endgültiges Ende fand.<br />

<strong>Heimat</strong>ort und sodann von 1921 bis 1927 des Progymnasiums im<br />

benachbarten Riedlingen nahm der begabte Schultheißensohn 1927<br />

die Ausbildung am Lehrerseminar in Saulgau auf. Sein Vorhaben,<br />

den Lehrerberuf zu ergreifen und damit in die Fußstapfen seiner<br />

Großvaters mütterlicherseits, des Oberlehrers Felix Ruf (1.840 -<br />

1.922), zu treten, musste er 1929 nach einer schweren Tuberculose-Erkrankung<br />

aber aufgeben. Inmitten dieser schwierigen Zeit<br />

verstarb im Juli 1930 im Alter von erst 55 Jahren der Vater, und der<br />

Mutter oblag mit Unterstützung der älteren Kindern allein die Versorgung<br />

der großen Familie.<br />

Nach seiner Genesung setzte Rudolf Eisele 1931 am Realgymnasium<br />

Ulm, der „Blauschule", seine schulische Ausbildung fort und legte<br />

dort 1932 das Abitur ab. Em Medizinstudium in Tübingen, Breslau<br />

und schließlich in Düsseldorf schloss sich an, im November 1937<br />

legte er das Staatsexamen ab, bis April 1939 folgte an der Medizinischen<br />

Akademie Düsseldorf die Promoüon. Noch während des<br />

Studiums bekam er während einer dreimonatigen Famulatur im<br />

Sommer und Herbst 1936 erstmals Kontakt mit dem Sigmaringer<br />

Fürst-Carl-Landeskrankenhaus und lernte dabei die Laborantin<br />

Helma Keller kennen, die spätere Ehefrau. Zum 30. Dezember 1937

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