Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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lieh mitunter bei Anbruch der Polizeistunde in Gasthäuser in der nahegelegenen hohenzollerischen Exklave Igelswies auswichen, wo aufgrund der Entfernung zur Amtsstadt Sigmaringen keine Gendarmen-Kontrollen zu befürchten waren. Selbst im tiefen Winter spielten die Grenzverhältnisse eine wichtige Rolle, wenn noch in den 1960er Jahren auf dem südlichen Heuberg der von Buchheim kommende badische Schneepflug an der Gemarkungsgrenze der hohenzollerischen Exklave Thalheim die Schaufel anhob und erst dann wieder absenkte, wenn er wieder badischen Boden erreicht hatte. Es bedurfte einer hochoffiziellen Vereinbarung zwischen den Landratsämtern Stockach und Sigmaringen, damit auch Thalheims Straßen vom durchfahrenden badischen Schneepflug geräumt wurden. Im benachbarten Kreenheinstetten kollidieren wenige Jahre vor der Südweststaatsgründung über der Verpachtung der dörflichen Schafweide wirtschaftliche Erwägungen und badischer Landespatriotismus ganz massiv miteinander. Als die dortige Gemeinde nämlich mehrfach ihre Weide an einen vermutlich besser zahlenden Schäfer aus dem württembergischen Schussenried verpachtet, versuchen der badische Schäfereiverband und einzelne Schäfer in einem über mehrere Jahre gehenden Streit, mit Hilfe des Stockacher Landratsamtes und sogar der Freiburger Ministerialverwaltung die Kreenheinstetter von einer solchen Bevorzugung von württembergischen Ausländern auf badischem Boden wieder abzubringen. Bei einer Schilderung der vielfach skurrilen Grenzverhältnisse dürfen schließlich keinesfalls die sog. Kondominate, also die Ortschaften mit geteilter Landeszugehörigkeit unterschlagen werden. In Burgau bei Riedlingen setzt sich die auf eine Erbteilung der Herren von Hornstein im 14. Jahrhundert zurückgehende Spaltung des Dorfes auf zwei Herrschaften über alle Umbrüche der Geschichte nahtlos fort bis 1969, als im Gefolge des sog. Exklavenbereinigungsgesetzes die mittlerweile zum württembergischen Kreis Saulgau bzw. zum hohenzollerischen Kreis Sigmaringen gehörenden Ortshälften endlich wiedervereinigt werden. Im bereits erwähnten Weiler Mühlhausen sodann verläuft die Landesgrenze zwischen den in den 1920er Jahren drei badischen und zwei preußischen Bauernhöfen sogar entlang der Feldparzellen der einzelnen Güter, so dass sich der Pfullendorfer Oberamtmann bei einem Gemeindebesuch 1925 angesichts solch hanebüchener Grenzverhältnisse „an die schlimmsten Zeiten der deutschen Kleinstaaterei" erinnert fühlt. Die skurrile Teilung des Weilers findet nach vielen Jahrhunderten gleichfalls erst 1969 mit der Umgemeindung des hohenzollerischen Ortsteils von Selgetsweiler nach Herdwangen ein Ende. Napoleonische Grenzen wirken weiter fort Mit der Südweststaatsgründung 1952 lebt man dann zwar in einem gemeinsamen Bundesland, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts willkürlich gezogenen Grenzen bestehen indessen als Kreis- und Regierungsbezirksgrenzen weitere 20 Jahre fort. Erst die große Kreisreform von 1973 hebt nach fast 170 Jahren die napoleonischen Grenzziehungen endgültig auf und führt das hohenzollerische Oberland wie auch den badischen Bodenseeraum nach Oberschwaben zurück, zu dessen kleinterritorial, sakral und österreichisch geprägtem Kulturraum auch diese Gebiete bis zur Säkularisierung und Mediatisierung über viele Jahrhunderte stets gehört hatten. Der an der Nahtstelle der früheren Grenzen gelegene „Dreiländerkreis" Sigmaringen mit seinen zu etwa gleichen Teilen badischen, 52 hohenzollerischen und württembergischen Bestandteilen erscheint dabei in gewissem Sinne als Verkörperung des Südweststaates im kleinen. Gänzlich vollendet ist die Landesintegration indessen auch am 50. Geburtstag des Südweststaats noch nicht - weder auf der Ebene von Baden-Württemberg noch auf jener von Oberschwaben und des Landkreises Sigmaringen. Im kirchlichen Bereich etwa bestehen die Grenzen von 1810 weiterhin fort, wobei Hohenzollern auf katholischer Seite der badischen Erzdiözese Freiburg, auf evangelischer Seite dagegen der Evangelischen Landeskirche Württemberg zugehört. Noch nicht zusammengefunden haben gleichermaßen die Bauernverbände, die meisten Sportverbände und nicht zuletzt auch die Sparkassen, wo sich weiterhin die württembergischen Kreissparkassen und die badischen Bezirkssparkassen gegenüberstehen. Demgegenüber haben die Blasmusiker die alten Grenzen zwar noch nicht zur Gänze auf Landesebene, aber immerhin auf Kreisebene überwunden, wo man sich 1979 unter Ausschluss der weiterhin separatistischen Bläser aus Sentenhart - zu einem einheitlichen Kreisblasmusikverband Sigmaringen zusammengeschlossen hat. Der Kreisblasmusikverband Sigmaringen konnte deshalb beim großen Bläsertreffen zum Landesgeburtstag im Sommer 2002 in Stuttgart auch zu Recht die aus dem Jubiläumslogo des Landes entliehenen Wappentiere von Württemberg und Baden mit sich führen - und dazu noch den Sigmaringer Kreishirsch mit österreichisch rot-weiß gefärbtem Anzug und Hohenzollern-Fähnlein. Letzteres als kleine, freche Erinnerung daran, dass unser Bundesland neben Baden und Württemberg mit Hohenzollern noch einen häufig vergessenen dritten geschichtlichen Bestandteil besitzt. Kurzvortrag zur Eröffnung der Ausstellung „Gemeinsam sind wir unwiderstehlich - 50 Jahre Baden- Württemberg" des Hauses der Geschichte Baden- Württemberg am 17. Juli 2002 in der Hohenzollerischen Landesbank Kreissparkasse Sigmaringen. Quellen und Literatur: Schwäbische Zeitung, Ausgabe Sigmaringen 195 1. Südkurier, Ausgabe Stockach/Meßkirch 195 1. Hermann Bausinger: Die bessere Hälfte. Von Badenern und Württembergern. Stuttgart, München 2002. Fritz Kallenberg (Hg.): Hohenzollern. Stuttgart u.a. 1996. Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg 1/ 2002. Wilfried Setzier: 50 Jahre Baden-Württemberg - Vom Werden eines Bundeslandes. In: Schwäbische Heimat 2002/1, S. 22 - 32. Edwin Ernst Weber: „Grenz-Erfahrungen" im Dreiländereck auf dem südlichen Heuberg. In: Bernhard Maier und Werner Wohlhüter (Hgg.): „Grenzraum". Dokumentation zum Symposium vom 9- bis 16. August 1997. Tuttlingen 1997, S. 5 - 1 0. Edwin Ernst Weber: Von Samt-, Haupt- und Nebengemeinden. Zur Siedlungs- und Verwaltungsstruktur von Herdwangen und Großschönach bis zur Gemeindereform von 1924. In: Helga Schnabel- Schüle u. ders. (Red.): Herdwangen-Schönach. Heimatbuch zur Geschichte der Gemeinde. Herdwangen-Schönach 1994, S. 183 - 203. Edwin Ernst Weber: Vom Wallfahrtsdorf zum Industriestandort. Engelswies vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. In: Ders. (Bearb.): Zwischen Wallfahrt, Armut und Liberalismus. Die Ortsgeschichte von Engelswies in dörflichen Selbstzeugnissen. Sigmaringen 1994, S. 35 - 84.

Dem Andenken an Prof. Dr. Gregor Richter Prof. Dr. Gregor Richter (1027-2002) Am 19- Oktober 2002 starb in Stuttgart völlig unerwartet in seinem 76. Lebensjahr das Ehrenmitglied des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, Herr Präsident a.D. Prof. Dr. Gregor Richter. Seit 1973 Mitglied und seit 1974 Vorstandsmitglied des Geschichtsvereins wurde der Verstorbene im Spätherbst 1977 zu dessen Vorsitzenden gewählt und damit auch mit der Schriftleitung der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte betraut. Dr. Gregor Richter, seit Januar 1974 Leiter des Staatsarchivs Sigmaringen, hatte mit dem Vereinsvorsitz kein leichtes Amt übernommen, befand sich der Verein doch seit der Aufhebung des Hohenzollerischen Landeskommunalverbandes und der Aufteilung des Hohenzollernlandes auf neun Landkreise, sechs Regionen und drei Regierungsbezirke durch die Kreisreform 1973 in einer Krise. Infolge der anschließenden Kommunalreform hatte der Geschichtsverein überdies eine Reihe von korporativen Mitgliedern verloren. Mit viel Energie und Engagement konnte Dr. Richter, der aus Schlesien stammte, die von seinem Vorgänger eingeleitete Konsolidierung des Geschichtsvereins vorantreiben und schließlich auch zum Abschluss bringen. Dabei ist es dem neuen Vorsitzenden dank seiner Kontaktfreudigkeit und seines Einfallsreichtums vor allem auch gelungen, die Zahl der Mitglieder deutlich zu erhöhen. Als Dr. Gregor Richter im Dezember 1979 an die Landesarchivdirektion in Stuttgart berufen wurde, behielt er den Vereinsvorsitz bei. Die laufenden Schreibtischarbeiten und auch die Redaktion der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, die sich infolge des häufigen Mangels an geeigneten Beiträgen oft als recht schwierig erwies, erledigte Dr. Richter zumeist an den Wochenenden in Sigmaringen, wo er zunächst auch noch seinen Hauptwohnsitz hatte. 1981, nach OTTO H. BECKER Die Säkularisation in den Fürstentümern Hohenzollern vor 200 Jahren Im kommenden Jahr gedenkt Baden-Württemberg mit einer Landesausstellung und einer Vielzahl von Veranstaltungen und Publikationen der Aufhebung der Klöster und geistlichen Korporationen 1802/3 und 1806 und dem Einzug ihrer Besitzungen durch die weltlichen Staaten und Fürsten, also der Säkularisation. Im Vorgriff hierzu veranstaltete der hohenzollerische Geschichtsverein e.V. am 9. November 2002 im Kapitelsaal des ehemaligen Augustiner- 53 Ablauf der regulären Amtszeit, trat er den Vereinsvorsitz an seinen Nachfolger im Staatsarchiv Sigmaringen, Dr. Wilfried Schöntag, ab. Vornehmlich dank seiner intensiven Ausstellungstätigkeit, seiner zahlreichen Vortragsveranstaltungen, Exkursionen und Führungen, aber auch dank seiner Tätigkeit als Schriftleiter der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte hat Prof. Dr. Gregor Richter bei vielen Zeitgenossen Interesse an der Geschichte geweckt und Forscher zur Bearbeitung historischer und landeskundlicher Themen aus dem Bereich von Südwürttemberg und Hohenzollern angeregt. So brachte er 1982 zusammen mit dem damaligen Tübinger Regierungspräsidenten Dr. Max Gögler das Buch „Die Geschichte des Landes Württemberg-HohenzolIern 1945 - 1952. Darstellungen und Erinnerungen" heraus. Die unter der Mitarbeit zahlreicher Wissenschaftler, Politiker und höherer Beamter entstandene Publikation ist inzwischen zu einem Standardwerk der „großen Geschichte" des kleinen Bundeslandes Württemberg-Hohenzollern geworden. Auch nach der Verlegung seines Hauptwohnsitzes nach Stuttgart hat Prof. Dr. Richter die Verbindung zu Sigmaringen und dem Geschichtsverein weitergepflegt und sein Wissen und seine Erfahrungen in die Vereinsarbeit eingebracht. Selbst als Pensionär nahm er recht häufig an einzelnen Veranstaltungen und Mitgliederversammlungen des Geschichtsvereins teil. Im Rahmen des Vereinsprogramms hielt der Verstorbene am 30. Juni in Hechingen und am 27. Oktober 1998 in Sigmaringen den Vortrag „Hofkapellmeister Thomas Täglichsbeck - ein außergewöhnlicher Musiker in Hechingen und in Löwenberg in Schlesien". Gerne ist Prof. Richter der Einladung des Vereins zum Festakt am 30. September 2000 auf der Burg Hohenzollern aus Anlass des Anschlusses der Fürstentümer Hohenzollern an Preußen vor 150 Jahren gefolgt. Die Verdienste des Verstorbenen um die Geschichte und Landeskunde Hohenzollerns und um den Hohenzollerischen Geschichtsverein fanden große Anerkennung. Auf Vorschlag von Vorstand und Beirat wurde Prof. Dr. Gregor Richter bei der Mitgliederversammlung am 6. Oktober 1998 in Hechingen einstimmig zum Ehrenmitglied des Hohenzollerischen Geschichtsvereins gewählt. Der Hohenzollerische Geschichtsverein wird seinem verstorbenen Ehrenmitglied und früheren Vorsitzenden ein ehrendes Andenken bewahren. Dr Otto H. Becker chorfrauenstifts Inzigkofen ein Kolloquium, bestehend aus sieben Fachvorträgen, über die Säkularisation in den Fürstentümern Hohenzollern. Nach der Begrüßung der über 70 Teilnehmer durch den Vorsitzenden des Geschichtsvereins Dr. Otto Becker sprach der Bürgermeister Pius Widmer auch als zweiter Vorsitzender des Fördervereins Volkshochschulheim Inzigkofen und nunmehr auch als Eigentümer des Klostergebäudes Grußworte. Weitere Grußworte entbot Volkshochschulheimleiter Bernd Eck. Im ersten Vortrag schilderte der Sigmaringer Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber das religiöse Leben und den klösterlichen Alltag

lieh mitunter bei Anbruch der Polizeistunde in Gasthäuser in der nahegelegenen<br />

hohenzollerischen Exklave Igelswies auswichen, wo<br />

aufgrund der Entfernung zur Amtsstadt Sigmaringen keine Gendarmen-Kontrollen<br />

zu befürchten waren. Selbst im tiefen Winter spielten<br />

die Grenzverhältnisse eine wichtige Rolle, wenn noch in den<br />

1960er Jahren auf dem südlichen Heuberg der von Buchheim kommende<br />

badische Schneepflug an der Gemarkungsgrenze der hohenzollerischen<br />

Exklave Thalheim die Schaufel anhob und erst dann<br />

wieder absenkte, wenn er wieder badischen Boden erreicht hatte. Es<br />

bedurfte einer hochoffiziellen Vereinbarung zwischen den Landratsämtern<br />

Stockach und Sigmaringen, damit auch Thalheims Straßen<br />

vom durchfahrenden badischen Schneepflug geräumt wurden. Im<br />

benachbarten Kreenheinstetten kollidieren wenige Jahre vor der<br />

Südweststaatsgründung über der Verpachtung der dörflichen Schafweide<br />

wirtschaftliche Erwägungen und badischer Landespatriotismus<br />

ganz massiv miteinander. Als die dortige Gemeinde nämlich<br />

mehrfach ihre Weide an einen vermutlich besser zahlenden Schäfer<br />

aus dem württembergischen Schussenried verpachtet, versuchen der<br />

badische Schäfereiverband und einzelne Schäfer in einem über<br />

mehrere Jahre gehenden Streit, mit Hilfe des Stockacher Landratsamtes<br />

und sogar der Freiburger Ministerialverwaltung die Kreenheinstetter<br />

von einer solchen Bevorzugung von württembergischen<br />

Ausländern auf badischem Boden wieder abzubringen.<br />

Bei einer Schilderung der vielfach skurrilen Grenzverhältnisse dürfen<br />

schließlich keinesfalls die sog. Kondominate, also die Ortschaften<br />

mit geteilter Landeszugehörigkeit unterschlagen werden. In Burgau<br />

bei Riedlingen setzt sich die auf eine Erbteilung der Herren von<br />

Hornstein im 14. Jahrhundert zurückgehende Spaltung des Dorfes<br />

auf zwei Herrschaften über alle Umbrüche der Geschichte nahtlos<br />

fort bis 1969, als im Gefolge des sog. Exklavenbereinigungsgesetzes<br />

die mittlerweile zum württembergischen Kreis Saulgau bzw. zum hohenzollerischen<br />

Kreis Sigmaringen gehörenden Ortshälften endlich<br />

wiedervereinigt werden. Im bereits erwähnten Weiler Mühlhausen<br />

sodann verläuft die Landesgrenze zwischen den in den 1920er Jahren<br />

drei badischen und zwei preußischen Bauernhöfen sogar entlang der<br />

Feldparzellen der einzelnen Güter, so dass sich der Pfullendorfer<br />

Oberamtmann bei einem Gemeindebesuch 1925 angesichts solch<br />

hanebüchener Grenzverhältnisse „an die schlimmsten Zeiten der<br />

deutschen Kleinstaaterei" erinnert fühlt. Die skurrile Teilung des<br />

Weilers findet nach vielen Jahrhunderten gleichfalls erst 1969 mit<br />

der Umgemeindung des hohenzollerischen Ortsteils von Selgetsweiler<br />

nach Herdwangen ein Ende.<br />

Napoleonische Grenzen wirken weiter fort<br />

Mit der Südweststaatsgründung 1952 lebt man dann zwar in einem<br />

gemeinsamen Bundesland, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts willkürlich<br />

gezogenen Grenzen bestehen indessen als Kreis- und Regierungsbezirksgrenzen<br />

weitere 20 Jahre fort. Erst die große Kreisreform<br />

von 1973 hebt nach fast 170 Jahren die napoleonischen<br />

Grenzziehungen endgültig auf und führt das hohenzollerische Oberland<br />

wie auch den badischen Bodenseeraum nach Oberschwaben<br />

zurück, zu dessen kleinterritorial, sakral und österreichisch geprägtem<br />

Kulturraum auch diese Gebiete bis zur Säkularisierung und Mediatisierung<br />

über viele Jahrhunderte stets gehört hatten.<br />

Der an der Nahtstelle der früheren Grenzen gelegene „Dreiländerkreis"<br />

Sigmaringen mit seinen zu etwa gleichen Teilen badischen,<br />

52<br />

hohenzollerischen und württembergischen Bestandteilen erscheint<br />

dabei in gewissem Sinne als Verkörperung des Südweststaates im<br />

kleinen.<br />

Gänzlich vollendet ist die Landesintegration indessen auch am 50.<br />

Geburtstag des Südweststaats noch nicht - weder auf der Ebene von<br />

Baden-Württemberg noch auf jener von Oberschwaben und des<br />

Landkreises Sigmaringen. Im kirchlichen Bereich etwa bestehen die<br />

Grenzen von 1810 weiterhin fort, wobei Hohenzollern auf katholischer<br />

Seite der badischen Erzdiözese Freiburg, auf evangelischer Seite<br />

dagegen der Evangelischen Landeskirche Württemberg zugehört.<br />

Noch nicht zusammengefunden haben gleichermaßen die Bauernverbände,<br />

die meisten Sportverbände und nicht zuletzt auch die Sparkassen,<br />

wo sich weiterhin die württembergischen Kreissparkassen<br />

und die badischen Bezirkssparkassen gegenüberstehen. Demgegenüber<br />

haben die Blasmusiker die alten Grenzen zwar noch nicht zur<br />

Gänze auf Landesebene, aber immerhin auf Kreisebene überwunden,<br />

wo man sich 1979 unter Ausschluss der weiterhin separatistischen<br />

Bläser aus Sentenhart - zu einem einheitlichen Kreisblasmusikverband<br />

Sigmaringen zusammengeschlossen hat. Der Kreisblasmusikverband<br />

Sigmaringen konnte deshalb beim großen Bläsertreffen zum<br />

Landesgeburtstag im Sommer 2002 in Stuttgart auch zu Recht die aus<br />

dem Jubiläumslogo des Landes entliehenen Wappentiere von Württemberg<br />

und Baden mit sich führen - und dazu noch den Sigmaringer<br />

Kreishirsch mit österreichisch rot-weiß gefärbtem Anzug und Hohenzollern-Fähnlein.<br />

Letzteres als kleine, freche Erinnerung daran,<br />

dass unser Bundesland neben Baden und Württemberg mit Hohenzollern<br />

noch einen häufig vergessenen dritten geschichtlichen Bestandteil<br />

besitzt.<br />

Kurzvortrag zur Eröffnung der Ausstellung „Gemeinsam sind wir unwiderstehlich<br />

- 50 Jahre Baden- Württemberg" des Hauses der Geschichte<br />

Baden- Württemberg am 17. Juli 2002 in der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />

Landesbank Kreissparkasse Sigmaringen.<br />

Quellen und Literatur:<br />

Schwäbische Zeitung, Ausgabe Sigmaringen 195 1. Südkurier, Ausgabe<br />

Stockach/Meßkirch 195 1.<br />

Hermann Bausinger: Die bessere Hälfte. Von Badenern und Württembergern.<br />

Stuttgart, München 2002.<br />

Fritz Kallenberg (Hg.): Hohenzollern. Stuttgart u.a. 1996.<br />

Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg<br />

1/ 2002.<br />

Wilfried Setzier: 50 Jahre Baden-Württemberg - Vom Werden eines<br />

Bundeslandes. In: Schwäbische <strong>Heimat</strong> 2002/1, S. 22 - 32.<br />

Edwin Ernst Weber: „Grenz-Erfahrungen" im Dreiländereck auf dem<br />

südlichen Heuberg. In: Bernhard Maier und Werner Wohlhüter<br />

(Hgg.): „Grenzraum". Dokumentation zum Symposium vom 9- bis<br />

16. August 1997. Tuttlingen 1997, S. 5 - 1 0.<br />

Edwin Ernst Weber: Von Samt-, Haupt- und Nebengemeinden. Zur<br />

Siedlungs- und Verwaltungsstruktur von Herdwangen und Großschönach<br />

bis zur Gemeindereform von 1924. In: Helga Schnabel-<br />

Schüle u. ders. (Red.): Herdwangen-Schönach. <strong>Heimat</strong>buch zur Geschichte<br />

der Gemeinde. Herdwangen-Schönach 1994, S. 183 - 203.<br />

Edwin Ernst Weber: Vom Wallfahrtsdorf zum Industriestandort. Engelswies<br />

vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. In: Ders.<br />

(Bearb.): Zwischen Wallfahrt, Armut und Liberalismus. Die Ortsgeschichte<br />

von Engelswies in dörflichen Selbstzeugnissen. Sigmaringen<br />

1994, S. 35 - 84.

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