Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Glasfenster der Klosterkirche Stetten im Gnadental, heute im<br />
Kernerhaus in Weinsberg.<br />
Herkunft der Äbtissin Gräfin Adelheid von Zollern<br />
Stammsitz des Grafengeschlechtes, das sich von Zollern, später von<br />
Hohenzollern nannte, war die Burg Zollern bei der von ihnen<br />
gegründeten Stadt Hechingen mit dem benachbarten Kloster Stetten<br />
im Gnadental als Grablege. Nach 1190 entstanden durch den<br />
Erwerb der Burggrafschaft Nürnberg zwei Linien: die fränkische<br />
Linie der Hohenzollern, die Hohenzollern, die über Brandenburg<br />
und Preußen im 18. Jahrhundert zur Königs-, und schließlich<br />
1871 zur Kaiserkrone gelangt ist. Die Entwicklung der zweiten, der<br />
schwäbischen Linie verlief bescheidener und unrühmlicher.<br />
Durch mehrfache Teilungen und Veräußerungen wurde die Linie<br />
wiederholt geschwächt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war die<br />
Grafschaft Zollern auf ein kleines Gebiet um die Burg und die Stadt<br />
Hechingen zusammengeschmolzen. 1401 starb Graf Friedrich der<br />
Ältere (Fritz) von Zollern - er ist der Großvater von Äbtissin Adelheid<br />
- und nach seinem Willen sollten die beiden ältesten Söhne,<br />
Friedrich der Öttinger und Eitel Friedrich - Vater der Äbtissin -<br />
Burg und Herrschaft gemeinsam besitzen und regieren. Doch entstanden<br />
zwischen ihnen Feindseligkeiten, die über 20 Jahre hinweg<br />
andauerten. In deren Verlauf wurde 1423 die Burg, deren Festigkeit<br />
alle Zeitgenossen gerühmt hatten, völlig zerstört.<br />
Eitel Friedrich I., dem es in diesem Kampf gelungen war, sich gegen<br />
seinen Bruder zu behaupten, versuchte sich durch Teilverkauf<br />
seiner Gebiete wirtschaftlich zu erholen, geriet dadurch jedoch in<br />
Abhängigkeit von Württemberg. Diese Beziehungen spielten vielleicht<br />
bei der späteren Ernennung seiner Tochter Adelheid zur<br />
Äbtissin im Stift Oberstenfeld eine Rolle. Um zu vermeiden, dass die<br />
Grafschaft Zollern an Württemberg fiel, heiratete Eitel Friedrich in<br />
39<br />
fortgeschrittenem Alter - mit etwa 48 Jahren - die erheblich jüngere<br />
Ursula, die begüterte Tochter des Freiherrn von Rhäzüns in<br />
Graubünden.<br />
Dass die Ehe zwischen den beiden durch den großen Altersunterschied<br />
getrennten Partnern glücklich war, wird vom Verfasser der<br />
Zimmerischen Chronik bezweifelt: "Aber das ich widerumb kom uf<br />
graf Friderrichen von Zollerr und sein hausfraw, die von Ratzüns,<br />
so hat die selbig, wie die gar alten in meiner jugendt noch wol<br />
haben künden darvon sagen, nit sonders vil frewd oder gueter zeit<br />
bei irem herren gehapt; schafft alles das groß eifern, dessen er sich<br />
nit enthalten kunt, sonder ain solche Übermaß damit getriben, dass<br />
in aller gegene ein groß sagen von im gewest." Dann wird weiter<br />
geschildert, welche Merkwürdigkeiten der Zoller in der Ehe an den<br />
Tag gelegt und dass später deshalb die junge Witwe ihrem verstorbenen<br />
Gemahl kaum das Totengeleit gegeben habe: "Da ist sie<br />
widerumb zurückgegangen, sprechendt: ,Wolhin mit im zur erden<br />
in aller teufel namen, er soll mich hinfür mit ruwen und zufrieden<br />
lassen!' Kurzlichen darnach, dieweil ir der erst heirat mit Zollern<br />
nit war nach irem gefallen gerathen, do wagte sie's mit grafe Sigmundten<br />
von Hochenberg, mit dem vermehlt sie sich." - Einem<br />
abschriftlich erhaltenen Brief Ursulas an ihre Schwester Clementa<br />
ist jedoch zu entnehmen, dass sie offenbar eine zufriedene Ehefrau<br />
war, vielleicht trotz aller Grillen ihres nicht mehr jungen Gemahls<br />
Eitel Friedrich I.<br />
Aus dieser Ehe stammte: a) Jos Nikiaus I. (geb. 1433), der das<br />
Geschlecht weiterführte (wäre er kinderlos gestorben, wäre die<br />
Grafschaft Zollern an die Grafen von Württemberg gefallen) und<br />
1453 von Kaiser Friedrich III. (1440-1493) die Erlaubnis erhielt,<br />
die Burg wiederherzustellen. Er baute sie mit Hilfe des kurfürstlichen<br />
Hauses Brandenburg neu auf. Im Jahre 1488 starb er<br />
auf Burg Hohenzollern, wurde im Kloster Stetten bei Hechingen<br />
beigesetzt und 1804 in die Stadtpfarrkirche (ehemalige Stiftskirche)<br />
umgebettet, b) Als nächster Sohn folgte Heinrich, der<br />
Domherr zu Straßburg wurde und nach seinem Tode um 1458<br />
seine Ruhestätte ebenfalls im Kloster Stetten fand, 1804 umgebettet.<br />
c) Als jüngstes Kind kam Tochter Adelheid zur Welt, die 1502<br />
in Oberstenfeld starb und deren Epitaph in der Turmkrypta der<br />
Stiftskirche Oberstenfeld steht. Es ist der älteste von mehreren<br />
noch erhaltenen Gedenksteinen einer Äbtissin des Stiftes.<br />
Es soll noch einmal kurz auf die Herkunft der Ehefrau Graf Eitel<br />
Friedrichs I., Ursula Freiin von Rhäzüns, also der Mutter Adelheids<br />
und ihrer Brüder, eingegangen werden. Ihre <strong>Heimat</strong> Rhäzüns hegt<br />
unweit von Chur in der Schweiz am Zusammenfluss von Vorderund<br />
Hinterrhein; die Familie hatte reichen Besitz: die Burg und<br />
einige mit kostbaren Fresken ausgestattete Kirchen ihrer einstigen<br />
Herrschaft machen dies noch heute deutlich. Die durch ihre Ehe<br />
mit Eitel Friedrich eingebrachte Herrschaft Rhäzüns - der Zoller<br />
musste sich allerdings sehr mit der neuen Verwandtschaft<br />
herumstreiten - war wertvolle "Manövriermasse" für die Zollern:<br />
Eitel Friedrich II., der Sohn von Adelheids Bruder, tauschte 1497<br />
das ihm zugefallene Erbe gegen das zur Abrundung seines Territoriums<br />
wichtige Haigerloch ein, das uralter zollerischer Besitz<br />
gewesen und 1381 an Österreich verloren gegangen war.<br />
Eitel Friedrich I., der Gemahl Ursulas geb. von Rhäzün, starb schon<br />
früh (1439). Die Witwe heiratete um 1459 ein zweites Mal und<br />
zwar, wie bereits erwähnt, Graf Sigmund von Zollern-Hohenberg.