Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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fercht. Unter schrecklichen Umständen wurden sie zur Arbeit in<br />
den Ölschieferbrüchen und Verschwelanlagen gezwungen. Mehr<br />
als 3500 Menschen kamen dabei ums Leben. Nach langen Recher-<br />
chen hat Michael Grandt das erste Buch zu diesem bisher wenig<br />
beachteten Kapitel nationalsozialistischer Terrorherrschaft ver-<br />
fasst. Er beschreibt die Vorgeschichte des Programms, die einzel-<br />
nen Werke und Lager, die Rekrutierung der Häftlinge, die "Todes-<br />
märsche" nach der Evakuierung und das Verhalten der Bevölke-<br />
rung, auch die Rache der Befreiten. Er schüdert die Exhumierung<br />
der Leichen und die Fortführung des Ölschieferprojekts unter fran-<br />
zösischer Besatzung. Er behandelt die Kriegsverbrecherprozesse<br />
in der Region, weil sie etwas von der Psychologie der Täter verra-<br />
ten, und bietet einen Überblick über die heutigen Gedenkstätten.<br />
Historische und aktuelle Fotos runden den Band ab, der weit mehr<br />
ist als eine Untersuchung von begrenzt regionalgeschichtlichem<br />
Wert. Ein Buch das von der Geschichte des Erinnerns handelt und<br />
den Opfern des Nazi-Terrors eine Stimme verleiht. Der Autor<br />
Michael Grandt, geb. 1963, arbeitet als freier Journalist, Referent,<br />
Fachberater und erfolgreicher Buch- und Drehbuchautor.<br />
Michael Grandt:<br />
Unternehmen "Wüste" - Hitlers letzte Hoffnung.<br />
Das NS-Ölschieferprogramm auf der Schwäbischen Alb. 224 Sei-<br />
HERBERT RÄDLE<br />
Die Laizer Anna Selbdritt - ein Werk der<br />
Ulmer Weckmann-Werkstatt<br />
Die Reichsstadt Ulm, im Spätmittelalter eines der wichtigsten Kulturzentren<br />
Süddeutschlands, bot vielen Bildhauern und Malern reiche<br />
Arbeitsmöglichkeiten.<br />
Unter den Bildschnitzern war Nikiaus Weckmann (Schaffenszeit<br />
1481-1528) der bedeutendste. Seine gut organisierte Werkstatt<br />
lieferte in den Jahrzehnten um 1500 zahlreiche Bildwerke auch für<br />
das Gebiet des Raumes Sigmaringen, darunter die Figuren des Bingener<br />
und des Ennetacher Altars.<br />
Die Bedeutung der Weckmann-Werkstatt für die schwäbische Plastik<br />
in der Zeit zwischen 1500 und 1530 kann kaum überschätzt<br />
werden. Bei den Vorarbeiten zu der Weckmann-Ausstellung, die<br />
im Sommer 1993 in Stuttgart stattfand, wurden über 6oo Bildwerke<br />
aus dieser Werkstatt und ihrem Umfeld gezählt. Nur ein geringer<br />
Teil davon konnte ausgestellt werden. Aber auch der umfangreiche<br />
Katalog (1), der zur Ausstellung herausgebracht wurde,<br />
mußte unvollständig bleiben.<br />
Im Katalog nicht aufgeführt, aber dennoch herkunftsmäßig zur<br />
Weckmann-Werkstatt gehörig, ist eine Anna Selbdritt in der Pfarrkirche<br />
St. Peter und Paul in Laiz bei Sigmaringen (Abb. 1). Manfred<br />
Hermann (Kunst im Landkreis Sigmaringen, 1986, S. 122)<br />
ordnet die Laizer Anna Selbdritt treffend in ihren kunst- und geistesgeschichtlichen<br />
Zusammenhang ein und beschreibt sie wie<br />
folgt: "Am Ausgang des Mittelalters war die hl. Anna als Schutzherrin<br />
der Mütter neben ihrer Tochter Maria die meistverehrte<br />
Heilige. Freilich ist sie kaum einmal allein dargestellt, vielmehr zusammen<br />
mit der Gottesmutter, wobei beide sich dem spielenden,<br />
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ten, 37 Abbüdungen, kartoniert:, Euro 18,90. ISBN 3-87407-508-<br />
7. Erschienen im Silberburg-Verlag, Tübingen.<br />
Helmut Eberhard Pfitzer:<br />
Verschtand ond Gfühl,<br />
Gedichte, Skizzen, Chansons<br />
Der Stuttgarter Autor Pfitzer hat auch in unserer Region auf sich<br />
aufmerksam gemacht: als Mundart-Kabarettist und durch Aultritte<br />
der von ihm mitgegründeten Gruppe "Liederleut", die weit über<br />
den schwäbischen Raum hinaus Anerkennung fand.<br />
Im Büchlein "Verschtand ond Gfühl" (94 Seiten, Silberburg-Verlag,<br />
Tübingen, ISBN 3-87407-520-6) spürt der Autor den Eigenheiten<br />
der Menschen allgemein und der Schwaben im Besonderen nach:<br />
mal im Dialekt, mal Hochdeutsch, mal in Versen und mal unge-<br />
reimt. Er vergleicht die Schwaben mit den Berlinern, er sinniert<br />
über menschhche Beziehungen, er philosophiert und übt Zeitkri-<br />
tik, er offenbart Liebe zur Natur und Umwelt, er zeigt Verbunden-<br />
heit zum Ländle und seinen Bewohnern. Seine Texte sind eine ge-<br />
sunde Mischung, die sowohl Nachdenklichkeit als auch Humor<br />
ausstrahlt. ba<br />
Abb.2:<br />
Anna Selbdritt. Achstetten Kreis Biberach. Kath. Pfarramt.<br />
Lindenholz, hinten ausgeholt. Fassung aus dem 20. Jahrhundert.<br />
Höhe94 cm, Ulm, Beckmann-Werkstatt, um 1520.<br />
Bildnachweis: Austeilungskatalog, wieAnm. 1, S. 468