Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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hervorging, und im Gebäude Schwabstraße 1, aber auch vom 1826 abgebrochenen Rathaus sind Fundamente mit einer Breite von 1,80 in bekannt 10). Der kleine Vergleich zeigt uns, daß die Stadtmauer zumindest zu jener Zeit in den angesprochenen Bereichen keine einheitliche Stärke besaß, daß aber auch Gebäude, die weit ab der Stadtmauer standen Substruktionen in ähnlich starker Dimension aufwiesen wie sie bei den Untergeschoßmauern entlang der Stadtmauer zu finden sind. Diese Informationen werfen mehr Fragen auf, als daß sie ohne weitere Bauforschungen schlüssige Antworten zulassen. Doch könnten die unterschiedlichen Mauerbreiten darauf hindeuten, daß die Stadtmauer in den genannten Bereichen nicht gleichzeitig, sondern abschnittsweise errichtet bzw. ausgewechselt worden war. Und vermutlich wurden die Außenwände derjenigen Gebäude, die dem Stadtgraben zugewandt waren, beim Neubau im Vergleich zu den übrigen Außenwänden stärker dimensioniert, so dass sie die Aufgabe einer Stadtmauer erfüllten. Das sog. "Thorstüble" entstand gut ein Jahrzehnt nach dem Aufbau des im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannten östlichen Teils des fürstlichen Schlosses und des Rathauses, in einer Zeit, in der zahlreiche Hofstellen neu aufgebaut wurden 11). Auch die Form der Torpfeiler fügt sich in die Formensprache der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, so daß der Gedanke nahe hegt, Tor und Torhaus gehören derselben Erbauungszeit an. Das Pendant des Laizer Tors im Osten, das Mühltor, ist uns nur aus einer einzigen Abbildung und dazu nur in einer Teilansicht bekannt. Auf einem Ölbild aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das Schloss, Mühlenvorstadt und östlichen TeÜ der Altstadt vom Mühlberg aus zeigt (Abb. 4), ist auf der nördlichen Seite des Ow'schen Hauses (Schwabstraße 1) das Mühltor zu sehen. Erkennbar sind vom fiirm: oberstes Geschoß, Satteldach, östlicher Fachwerkgiebel und Dachreiter mit eingehängter Glocke . Reichte die Traufe des Torturmes über jene des Ow'schen Gebäudes hinaus, so blieb sein First doch deutlich unter der Höhe jenes Hauses zurück. Im Gegensatz zum Laizer Tor war das Mühltor überbaut. Doch war, wie sich aus dem Ölbüd schließen lässt, der vermutlich dreigeschossige Torturm von eher bescheidener Gestalt. Beide ANMERKUNGEN 1) Ein weiterer Durchlaß, jedoch mit geringerer Höhe, existiert heute noch im so- genannten Wilhelmsbau des Schlosses, kleine Pforten in der Mauer mit einer Breite zwischen 1,5 und 2 Metern befanden sich auf der Südseite und auf der Westseite der Stadt. Das sogenannte Milchtörle, stellte über die heutige Weingasse eine kurze Ver- bindung zum herrschaftlichen Sennhaus im Süden her, das ungefähr dort lag, wo heute die Alte Schule steht. Auf der Westseite konnte man über die heutige Fidelis- straße auf kurzem Wege in den Stadtgraben gelangen, der wohl gärtnerisch genutzt war und im westlichen Teil auch zur Straße hin durch eine Mauer abgegrenzt wurde. Vgl. hierzu Abb. 2 sowie den Stadtplan "Sigmaringen im Jahr 1823", beige- legt: 900 Jahre Sigmaringen 1077-1977. Herausgegeben von der Stadt Sigmarin- gen. Sigmaringen 1977. 2) Zu den Namen der beiden Tore vgl. Alex Frick, Entstehung und Entwicklung des Stadtbildes von Sigmaringen. In: 900 Jahre Sigmaringen 1077-1977. Herausgegeben von der Stadt Sigmaringen. Sigmaringen 1977, S. 69-76 3) Die Rekonstruktion des Laizer Tors von Albert Deutschmann, vgl. hierzu die Ab- bildung bei Maren Kuhn-Rehfus, Werner Kuhn, Sigmaringen in alten Ansichten. 24 Tore waren zumindest im 18. Jahrhundert und bis zu ihrem Abbruch im ersten Drittel des darauf folgenden Jahrhunderts für die Maler und Zeichner der Stadtansichten nicht dokumentationswürdig. Ob daraus auf eine bescheidene Gestalt beider Stadteingänge geschlossen werden kann? Auch für das Laizer Tor sind uns jetzt die Dimensionen bekannt, so daß sich die Frage beantworten läßt. Die zollerischen Schwesterstädte und ehemaligen Residenzen Haigerloch und Hechingen, diejenigen der Fürstenberger und Waldburger - Meßkirch, Trochtelfingen und Scheer - und ebenso die südlich und östlich von Sigmaringen gelegenen sogenannten Donaustädte Mengen, Riedlingen und Saulgau und nicht zuletzt die Freie Reichsstadt Pfullendorf wiesen beachtliche, das Stadtbild prägende Toranlagen auf, die teüweise noch erhalten sind. Im direkten Vergleich blieben diejenigen der Stadt Sigmaringen, was Größe und Gestalt betraf, eindeutig hinter jenen zurück. Und zugleich blieben sie - im Gegensatz zu den genannten Städten - für das Stadtbild bedeutungslos. Genauso gering wie die Gestalt der Tore war das Steueraufkommen des Zwergstädtchens von Anbeginn, und ebenso bedeutungslos blieben sie, wie die Rolle, die das Städtchen als Marktort für die Region spielte 12). Zudem spiegelt sich hier möglicherweise der rechtliche Status wider, der seit der Herrschaft der Zollern über die Stadt bis zum Ende des Alten Reichs bestimmend war und dem Sigmaringer Magistrat weitestgehende Autonomie in der kommunalen Selbstverwaltung sicherte - die Zollern besaßen die Stadt nicht als Eigen, sondern nur als Lehen von den Habsburgern. Dieser rechtliche Status, der zu stetigen Auseinandersetzungen zwischen Bürgerschaft und dem zollerischen Stadtherrn führte, veranlasste den Autor des 1802 herausgegebenen Geographisch Statistisch-Topographischen Lexikon von Schwaben zu der bezeichnenden Aussage über die städtische Selbstverwaltung Sigmaringens: "Es (Sigmaringen) hat seinen eigenen Magistrat und ist durch Verträge befugt, seine eigene Unordnung zu erhalten 13) " Die Burg- und spätere Schloßanlage mit ihrer überwältigenden Dimension, ihrer imposanten doppeltürmigen Torbastion, ihrer homogenen Dachlandschaft und den in diese integrierten Türmen war und blieb zusammen mit dem l\irm der katholischen Pfarrkirche beherrschendes Signum der Stadt. Für dominante Toranlagen fehlten dem Zwergstädtchen zumindest die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen. Sigmaringen 1995, Abb. 94, S. 90, ist sicher ohne Detailkenntnis über den Stadt- grundriß in der Zeit vor dem Abbruch der Toranlagen entstanden und ist frei dar- gestellt. 4) 1987 wurden das Gebäude Fürst-Wilhelm-Str. 38, das 1874 umgebaut worden war, sowie die nördlich anschließenden Häuser abgerissen und durch Neubauten ersetzt; vgl. Bauakten im Bauordnungsamt der Stadt Sigmaringen. 5) Der Plan ist beigelegt Franz Xaver Mezler, Versuch einer medizinischen Topo- graphie der Stadt Sigmaringen. Freiburg 1822, abgebildet u.a. bei Franz-Severin Gäßler, Carlsplatz und Carlsstraße in Sigmaringen - Stadterweiterungen in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil 1. In: ZHG 29, 1993, S. 165-197, Abb. 1, S. 186. Zur Datierung des Mühltorabbruchs vgl. Maren Kuhn-Refus, Sigmaringen 1077- 1977. Ein Abriß seiner Geschichte. In: 900 Jahre Sigmaringen 1077-1977. Hrsg. Von der Stadt Sigmaringen. Sigmaringen 1977, S. 11-66, bes. S. 47; zur Datierung der Gebäude entlang der Antonstraße (Nr. 19, 21, 23, 25) vgl. Alex Frick, Häuser- buch von Sigmaringen, Bd. 1, 1973 (mschr.). 6) Zum Abbruch des Laizer Tores vgl. Franz-Severin Gäßler, Carls-platz und Carls- straße in Sigmaringen -Stadterweiterungen in der 1. Hälfte des 19- Jahrhunderts, Teil 2. In: ZHG 30/31,1994/1995, S. 308 7) Alex Frick, Hänserbuch von Sigmaringen, maschschr. Exemplar im Staatsarchiv

Sigmaringen. Wolf Herrenburger errichtete und plante vermutlich auch zusammen mit Hans Simon aus dem benachbarten Laiz 1656 bis 1658 das 1827 abgebrochene Rathaus in Sigmaringen. Vgl. hierzu Alexander Frick, Die Geschichte des alten Rat- hauses. In: Festschrift anläßlich der Einweihung des Rathauses zu Sigmaringen am 9. Januar 1927. Sigmaringen 1927, S. 27-36. 8) Vgl. STAS, Dep. 1, Bd. 3, Akten Nr. 1 1 84. 9) Wie Anm. 8. 10) Im nordöstlichen Teil des Wilhelmsbaus beträgt die Stärke der Außenmauer im Vorkeller ungefähr 2 m und im darüber liegenden Erdgeschoß noch 1,7 m, im süd- lich angrenzenden Teil immerhin noch 1,4 m im Keller und 1,1 m im Erdgeschoß; vgl. hierzu die Bauakten der Fürstl. Hofökonomieverwaltung zum Umbau des Kavalierge- bäudes (Karl-Anton-Platz 2) im Jahr 1906 im Bauordnungsamt der Stadt Sigmarin- gen. Zum Vergleich beträgt beim Gebäude Schwabstraße 1 die Mauerstärke im Erd- geschoß ca. 1,35 m und im darunter liegenden Keller ca. 1,7 m; vgl. hierzu die Bau- akten im Bauordnungsamt der Stadt Sigmaringen. Zur Dimension der Rathausfunda- mente vgl. die Grabungsaufnahme des späteren Stadtbaumeisters Heck vom 1. Sep- tember 1926, STAS, Dep. 1, T3, Akten Nr. 1195 11) Zur Datierung des Schlosses vgl. Walter Kaufhold, Schloß Sigmaringen. Die Geschichte der Burg und der Schlossherren, München/Zürich 3. Aufl. 1965 (Kleine Kunstführer; 580), S. 14; zum Rathausbau vgl. Anm. 7. 12) Zur Bedeutung Sigmaringens als Marktort vgl. Theo Hornberger, Die hohenzolle- rischen Städte. Diss. Uni Tübingen. Hechingen 1935. 13) Zitat bei Maren Kuhn-Relus, Sigmaringen 1077-1977, hrsg. von der Stadt Sigma- ringen, Sigmaringen 1977, S. 11-66, S. 45. Zum rechtlichen Status vgl. Andreas Ze- korn, Zwischen Habsburg und Hohenzollern. Verfassungs- und Sozialgeschichte der Stadt Sigmaringen im 17. und 18. Jahrhundert. Sigmaringen 1996 . i ; cni ii IM' tt* Abb.l: Lageplan der Stadt Sigmaringen um 1823 (oben) mit der Donauschleife, dem von Alexander Frick vermuteten hochmittelalterlichen Stadtumgriff (punktiert), dem spätmittelalterlichen Stadtmauerverlauf, dem Grabenbereich, den beiden Stadteinfahrten im Osten und Westen /Laizer Tor und Mühltor), der Hauptgasse, den drei weiteren Pforten sowie dem Höhenprofil (unten) vom Rathaus aus nach Westen und nach Nordosten, jeweils zu den Donaubrücken hin. Vorlage: Plansammlung Gäßler/Zeichnung: F.-S. Gäßler). 25 Abb.2: Links: Lageplan über, den westlichen Altstadtbereich im jähr 1823 im Bereich des Laizer Tors, des Stadtgrabens und der Hauptgasse, Ausschnitt aus Abb. 1. Umzeichnung eines Ausschnitts aus dem Stadtplan "Sigmaringen im Jahre 1823". Gebäude mit Gebäude-Nm.; fürstl. Gebäude mit kräftiger Schrajfur, kirchl. Gebäude mit Kreuzschraffur städt. Gebäude (Torstüble, Gebäude-Nr.46) mit Schraffur nach links oben. Rechts: Lageplan über den westlichen Altstadtbereich im jähr 2002; Ausschnitt wie nebenstehender Lageplan; Gebäude mit Haus-Nrn.; Gebäude der fürstl. Hoßammer mit kräftiger Schraffur kirchl. Gebäude mit Kreuzschraffur; Grundstücksgrenzen, Gestrichelte Linien, Grundlage: Katasterkarte, Vorlage: Plansammlung Gäßler (Zeichnungen: F.-S. Gäßler) 5L z •1 «ft/liGf* HOFIMATfl^ 5 HEl/Tiöt* CAffr *C»QN M111 f Flfcl Abb.3: Grundriß und Aufrisse des sog, "Thorstübles" an Laizer Tor in Sigmaringen, sowie Rekonstruktion des daran anschließenden ehemaligen Laizer Tors und dessen Umgebung (links oben Westfassade, rechts oben Südfassade, darunter Grundriss des Torhauses (mit Kreuzschraffur), Kellergeschoßgrundriss des 1988. abgebrochenen nordöstlich davon stehenden Gebäudes Fürst-Wilhelm-Str. 38, und umriß des Gebäudes Fürst-Wilhelm-Str. 40, nordt westlich des "Thorstübles"gelegen. Vorlage: Plansammlung Gäßler (Zeichnung: F.-S. Gäßler). Quelle: SIAS, Dep. 1, Bd. 3, Akten Nr 1184; sowie Akten des Bauordnungsamts der Stadt Sigmaringen.

hervorging, und im Gebäude Schwabstraße 1, aber auch vom 1826<br />

abgebrochenen Rathaus sind Fundamente mit einer Breite von<br />

1,80 in bekannt 10). Der kleine Vergleich zeigt uns, daß die Stadtmauer<br />

zumindest zu jener Zeit in den angesprochenen Bereichen<br />

keine einheitliche Stärke besaß, daß aber auch Gebäude, die weit<br />

ab der Stadtmauer standen Substruktionen in ähnlich starker Dimension<br />

aufwiesen wie sie bei den Untergeschoßmauern entlang<br />

der Stadtmauer zu finden sind. Diese Informationen werfen mehr<br />

Fragen auf, als daß sie ohne weitere Bauforschungen schlüssige<br />

Antworten zulassen. Doch könnten die unterschiedlichen Mauerbreiten<br />

darauf hindeuten, daß die Stadtmauer in den genannten<br />

Bereichen nicht gleichzeitig, sondern abschnittsweise errichtet<br />

bzw. ausgewechselt worden war. Und vermutlich wurden die<br />

Außenwände derjenigen Gebäude, die dem Stadtgraben zugewandt<br />

waren, beim Neubau im Vergleich zu den übrigen Außenwänden<br />

stärker dimensioniert, so dass sie die Aufgabe einer Stadtmauer erfüllten.<br />

Das sog. "Thorstüble" entstand gut ein Jahrzehnt nach dem Aufbau<br />

des im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannten östlichen Teils des<br />

fürstlichen Schlosses und des Rathauses, in einer Zeit, in der zahlreiche<br />

Hofstellen neu aufgebaut wurden 11). Auch die Form der<br />

Torpfeiler fügt sich in die Formensprache der zweiten Hälfte des<br />

17. Jahrhunderts, so daß der Gedanke nahe hegt, Tor und Torhaus<br />

gehören derselben Erbauungszeit an.<br />

Das Pendant des Laizer Tors im Osten, das Mühltor, ist uns nur aus<br />

einer einzigen Abbildung und dazu nur in einer Teilansicht bekannt.<br />

Auf einem Ölbild aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />

das Schloss, Mühlenvorstadt und östlichen TeÜ der Altstadt<br />

vom Mühlberg aus zeigt (Abb. 4), ist auf der nördlichen Seite des<br />

Ow'schen Hauses (Schwabstraße 1) das Mühltor zu sehen. Erkennbar<br />

sind vom fiirm: oberstes Geschoß, Satteldach, östlicher<br />

Fachwerkgiebel und Dachreiter mit eingehängter Glocke . Reichte<br />

die Traufe des Torturmes über jene des Ow'schen Gebäudes hinaus,<br />

so blieb sein First doch deutlich unter der Höhe jenes Hauses<br />

zurück. Im Gegensatz zum Laizer Tor war das Mühltor überbaut.<br />

Doch war, wie sich aus dem Ölbüd schließen lässt, der vermutlich<br />

dreigeschossige Torturm von eher bescheidener Gestalt. Beide<br />

ANMERKUNGEN<br />

1) Ein weiterer Durchlaß, jedoch mit geringerer Höhe, existiert heute noch im so-<br />

genannten Wilhelmsbau des Schlosses, kleine Pforten in der Mauer mit einer Breite<br />

zwischen 1,5 und 2 Metern befanden sich auf der Südseite und auf der Westseite der<br />

Stadt. Das sogenannte Milchtörle, stellte über die heutige Weingasse eine kurze Ver-<br />

bindung zum herrschaftlichen Sennhaus im Süden her, das ungefähr dort lag, wo<br />

heute die Alte Schule steht. Auf der Westseite konnte man über die heutige Fidelis-<br />

straße auf kurzem Wege in den Stadtgraben gelangen, der wohl gärtnerisch genutzt<br />

war und im westlichen Teil auch zur Straße hin durch eine Mauer abgegrenzt<br />

wurde. Vgl. hierzu Abb. 2 sowie den Stadtplan "Sigmaringen im Jahr 1823", beige-<br />

legt: 900 Jahre Sigmaringen 1077-1977. Herausgegeben von der Stadt Sigmarin-<br />

gen. Sigmaringen 1977.<br />

2) Zu den Namen der beiden Tore vgl. Alex Frick, Entstehung und Entwicklung des<br />

Stadtbildes von Sigmaringen.<br />

In: 900 Jahre Sigmaringen 1077-1977. Herausgegeben von der Stadt Sigmaringen.<br />

Sigmaringen 1977, S. 69-76<br />

3) Die Rekonstruktion des Laizer Tors von Albert Deutschmann, vgl. hierzu die Ab-<br />

bildung bei Maren Kuhn-Rehfus, Werner Kuhn, Sigmaringen in alten Ansichten.<br />

24<br />

Tore waren zumindest im 18. Jahrhundert und bis zu ihrem Abbruch<br />

im ersten Drittel des darauf folgenden Jahrhunderts für die<br />

Maler und Zeichner der Stadtansichten nicht dokumentationswürdig.<br />

Ob daraus auf eine bescheidene Gestalt beider Stadteingänge<br />

geschlossen werden kann? Auch für das Laizer Tor sind uns jetzt<br />

die Dimensionen bekannt, so daß sich die Frage beantworten läßt.<br />

Die zollerischen Schwesterstädte und ehemaligen Residenzen Haigerloch<br />

und Hechingen, diejenigen der Fürstenberger und Waldburger<br />

- Meßkirch, Trochtelfingen und Scheer - und ebenso die<br />

südlich und östlich von Sigmaringen gelegenen sogenannten Donaustädte<br />

Mengen, Riedlingen und Saulgau und nicht zuletzt die<br />

Freie Reichsstadt Pfullendorf wiesen beachtliche, das Stadtbild<br />

prägende Toranlagen auf, die teüweise noch erhalten sind. Im direkten<br />

Vergleich blieben diejenigen der Stadt Sigmaringen, was<br />

Größe und Gestalt betraf, eindeutig hinter jenen zurück. Und zugleich<br />

blieben sie - im Gegensatz zu den genannten Städten - für das<br />

Stadtbild bedeutungslos. Genauso gering wie die Gestalt der Tore<br />

war das Steueraufkommen des Zwergstädtchens von Anbeginn,<br />

und ebenso bedeutungslos blieben sie, wie die Rolle, die das Städtchen<br />

als Marktort für die Region spielte 12). Zudem spiegelt sich<br />

hier möglicherweise der rechtliche Status wider, der seit der Herrschaft<br />

der Zollern über die Stadt bis zum Ende des Alten Reichs<br />

bestimmend war und dem Sigmaringer Magistrat weitestgehende<br />

Autonomie in der kommunalen Selbstverwaltung sicherte - die Zollern<br />

besaßen die Stadt nicht als Eigen, sondern nur als Lehen von<br />

den Habsburgern. Dieser rechtliche Status, der zu stetigen Auseinandersetzungen<br />

zwischen Bürgerschaft und dem zollerischen<br />

Stadtherrn führte, veranlasste den Autor des 1802 herausgegebenen<br />

Geographisch Statistisch-Topographischen Lexikon von<br />

Schwaben zu der bezeichnenden Aussage über die städtische<br />

Selbstverwaltung Sigmaringens: "Es (Sigmaringen) hat seinen eigenen<br />

Magistrat und ist durch Verträge befugt, seine eigene Unordnung<br />

zu erhalten 13) " Die Burg- und spätere Schloßanlage mit<br />

ihrer überwältigenden Dimension, ihrer imposanten doppeltürmigen<br />

Torbastion, ihrer homogenen Dachlandschaft und den in diese<br />

integrierten Türmen war und blieb zusammen mit dem l\irm der<br />

katholischen Pfarrkirche beherrschendes Signum der Stadt. Für<br />

dominante Toranlagen fehlten dem Zwergstädtchen zumindest die<br />

wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen.<br />

Sigmaringen 1995, Abb. 94, S. 90, ist sicher ohne Detailkenntnis über den Stadt-<br />

grundriß in der Zeit vor dem Abbruch der Toranlagen entstanden und ist frei dar-<br />

gestellt.<br />

4) 1987 wurden das Gebäude Fürst-Wilhelm-Str. 38, das 1874 umgebaut worden<br />

war, sowie die nördlich anschließenden Häuser abgerissen und durch Neubauten<br />

ersetzt; vgl. Bauakten im Bauordnungsamt der Stadt Sigmaringen.<br />

5) Der Plan ist beigelegt Franz Xaver Mezler, Versuch einer medizinischen Topo-<br />

graphie der Stadt Sigmaringen. Freiburg 1822, abgebildet u.a. bei Franz-Severin<br />

Gäßler, Carlsplatz und Carlsstraße in Sigmaringen - Stadterweiterungen in der 1.<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil 1. In: ZHG 29, 1993, S. 165-197, Abb. 1, S. 186.<br />

Zur Datierung des Mühltorabbruchs vgl. Maren Kuhn-Refus, Sigmaringen 1077-<br />

1977. Ein Abriß seiner Geschichte. In: 900 Jahre Sigmaringen 1077-1977. Hrsg.<br />

Von der Stadt Sigmaringen. Sigmaringen 1977, S. 11-66, bes. S. 47; zur Datierung<br />

der Gebäude entlang der Antonstraße (Nr. 19, 21, 23, 25) vgl. Alex Frick, Häuser-<br />

buch von Sigmaringen, Bd. 1, 1973 (mschr.).<br />

6) Zum Abbruch des Laizer Tores vgl. Franz-Severin Gäßler, Carls-platz und Carls-<br />

straße in Sigmaringen -Stadterweiterungen in der 1. Hälfte des 19- Jahrhunderts,<br />

Teil 2. In: ZHG 30/31,1994/1995, S. 308<br />

7) Alex Frick, Hänserbuch von Sigmaringen, maschschr. Exemplar im Staatsarchiv

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