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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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nicht dargestellt sind 5). Auf diesem Plan wird die Situation am<br />

westlichen Stadteingang ebenfalls, jedoch nur schematisch aufgezeigt.<br />

Dort ist im Straßenraum kein Gebäude zusehen; doch sind<br />

nördlich der Toreinfahrt gleichfalls vier Gebäude gezeichnet. Einerseits<br />

besticht dieser Plan durch seinen hohen Informationswert,<br />

andererseits gibt er den Grundriß der Stadt nur verzerrt und<br />

unmaßstäblich wieder. Prägnantes wurde überzeichnet und weniger<br />

Prägnantes weggelassen. Die weiter unten vorgetragenen Informationen<br />

lassen den Schluß zu, daß auf Mezlers Plan der Bereich<br />

um das sog. Laizer Tor nicht realitätsgetreu wiedergegeben<br />

wurde, so daß für uns der Plan von 1823 maßgebend bleibt.<br />

Das Torstüble<br />

Auf den späteren Lageplänen und Katasterkarten ist das kleine,<br />

schmale Gebäude nicht mehr zu finden. 1831 war es abgetragen<br />

worden 6). Im Original jenes Lageplans von 1823 ist dieses Gebäude<br />

mit der Ziffer 46 gekennzeichnet. Aus dem Sigmaringer<br />

Häuserbuch, das Dr. Alex Frick 1973 abgeschlossen hat, erfahren<br />

wir u.a., dass die Stadt 1671 dieses Gebäude vom Zimmermeister<br />

Wolf Herburger errichten ließ, es über Jahrzehnte hinweg als Wohnung<br />

für sozial Schwache nutzte und daß 1820 der Bau von der<br />

fürstlichen Hofkammer der Stadt abgekauft wurde 7). Im gleichen<br />

Jahr hatte die Stadt nämlich beabsichtigt, erhebliche Mittel in das<br />

Gebäude zu investieren, es umzubauen und aufzustocken. Das Gesuch<br />

reichte sie bei der fürstlichen Regierung ein, die mit es mit<br />

Schreiben vom 17. August 1820 ablehnte. Drei Gründe teilte sie<br />

mit: Erstens verenge die Aufstockung des Torgebäudes die Stadteinfahrt<br />

noch mehr, zweitens sei im Brandfalle der Zugang zum<br />

nördlich angrenzenden Haus blockiert und drittens sei keine für<br />

eine Familie ausreichend dimensionierte Wohnung zu erhalten.<br />

Doch erklärt sich der Kauf vermutlich primär mit dem Ziel des Fürsten,<br />

das Gebäude ersatzlos abzubrechen, um die Engstelle zu beseitigen<br />

und die Stadteinfahrt zu öffnen 8).<br />

Glücklicherweise ist von jenem städtischen Vorhaben der Plan<br />

überliefert, der das Gebäude sowohl im Grundriß zeigt als auch<br />

dessen drei einsehbaren Fassaden (vgl. Abb. 3). Vom damaligen<br />

Stadtbaumeister Schwander ist der Plan unterschrieben und vermutlich<br />

auch gezeichnet. Das Gebäude ist darauf als "Thorstüble"<br />

bezeichnet, Bestand und Aufstockung des Gebäudes sind im Maßstab<br />

1:75 widergegeben 9)- Das eingeschossige Gebäude schloß<br />

mit einem Walmdach ab. Das Straßengefälle nach Westen, der Donau<br />

zu, glich ein Sockel aus. Aus dem Plan lässt sich eine Gebäudelänge<br />

von 10,35 in erschließen, eine Breite von 4,20 in, eine<br />

Wandhöhe ab Oberkante Sockel von 2,65 in und eine Dachhöhe<br />

von 2,45 in. Schmale Wände unterteüten das Innere in vier Kammern<br />

von unterschiedlicher Größe. Die größte Kammer, auf der<br />

westlichen Seite gelegen, maß gerade einmal 13,5 m2 in der<br />

Fläche. Sie wies jedoch drei große Fenster auf, zwei nach Süden<br />

ausgerichtet und eines nach Westen. Einen GroßteU der mittleren<br />

Kammer beanspruchte die Podesttreppe, die ins Dach führte. Belichtet<br />

war dieser Raum nur über ein kleines, in der Südwand stehendes<br />

Fenster. Die beiden kleinen Kammern auf der Ostseite besaßen<br />

jeweils eine kleine Fensteröffnung. Zugänglich war das Gebäude<br />

durch eine Tür, die innerhalb der Stadt, an der südöstlichen<br />

Gebäudekante lag. Völlig geschlossen war die nördliche Außenwand.<br />

Das Gebäude besaß zwei Feuerstellen, so daß alle vier Kammern<br />

beheizbar waren. Die Stärke der Außenwände sind mit einem<br />

Maß zwischen 50 und 60 cm gezeichnet. Ob das Gebäude unterkellert<br />

war, ist nicht nachvollziehbar.<br />

23<br />

Das Tor<br />

Auf dem Plan Schwanders ist sowohl im Grundriß als auch im Aufriß<br />

der nördliche Torpfeüer dargestellt (vgl. Abb. 3). Der gegliederte<br />

Torpfeiler bestand demnach aus einem Basisstein mit darüber<br />

liegendem Wulst und einem zweigeteUten Schaft, dessen oberes<br />

Fünftel durch eine Platte abgeteUt war. Eine weit ausladende<br />

Gesimsplatte begrenzte den Schaft nach oben hin und trug eine<br />

Halbkugel, die auf einer vermutlich quadratisch ausgebildeten<br />

Platte lag. Der Basisstein maß ca. 1 mal 0.65 in, die Breitseite des<br />

Schaftes noch ca. 85 cm. Bis zur Oberkante der Gesimsplatte erreichte<br />

der Pfeiler in der Mitte der Südseite gemessen eine Höhe<br />

von ca. 3,05 in, bis zur Oberkante der Halbkugel ungefähr 3,55 in.<br />

Ob am Torpfeüer ein Torflügel angebracht war, ist nicht auszumachen,<br />

da auf Schwanders Plan hierzu keinerlei Informationen ablesbar<br />

sind. Einzig die Lage von Pfeiler und Eingangstür, die an der<br />

Gebäudekante sitzt, könnte darauf hinweisen, dass der Durchlaß<br />

ehemals mit zwei Torflügeln verschließbar war. Denn zwischen<br />

Torpfeiler und Eingang ins Torstüble befand sich genügend Raum,<br />

um einen Torflügel aufzunehmen. Seit wann der Torpfeüer in dieser<br />

Form bestand, ist bislang unbekannt. Doch weist er mit seiner<br />

Form, seinem oberen Abschluss darauf hin, dass das Tor zu jener<br />

Zeit nicht überbaut war. Die Breite der Tordurchfahrt läßt sich nur<br />

aus dem Stadtplan von 1823 erschließen. Da dieser nicht genau<br />

mit dem heutigen Katasterplan übereinstimmt, kann nur ein ungefähres<br />

Maß genannt werden. Im Bereich des Schaftes könnte dies<br />

zwischen 2,9 und 3,5 in betragen. Aufgrund dieser geringen Dimension<br />

war der Durchlass immer nur für ein Fuhrwerk passierbar<br />

und damit hervorragend zu kontrollieren.<br />

Die Stadtmauer<br />

Im Westen der Stadt zog sich die Stadtmauer, eingebunden in die<br />

Wohnhäuser, unterhalb des fürstlichen Marstalls in geringem Abstand<br />

östlich des heutigen Hoftheaters verlaufend bis zur heutigen<br />

Fürst-Wilhelm-Straße (Abb. 1 und 2). Von dort aus führte sie in<br />

südöstlicher Richtung weiter, wie auf dem Stadtgrundriss zu sehen<br />

ist, nach wenigen Metern abknickend, und an einem Gebäude endend,<br />

in dem heute die Metzgerei Häberle Fleisch- und Wurstwaren<br />

anpreist. Wahrscheinlich lief die Mauer in diesem Abschnitt<br />

ursprünglich wie mit der Schnur gezogen gegen Süden, so wie es<br />

heute noch der Grenzverlauf zwischen den Grundstücken Häberle,<br />

Knäpple, Burkart, Götz einerseits und Schön, Langenbach, Schön<br />

andererseits andeutet. Geschickt war in diesem Bereich zudem die<br />

Topographie ausgenutzt, denn das Gelände fiel dort mit deutlichem<br />

Gefälle nach Westen, hin zur Donau ab.<br />

Ob die Stadtmauer an dieser Stelle die ursprüngliche war und<br />

ebenso das Tor, ist nicht überliefert, aufgrund der Gestalt des Tores<br />

jedoch eher unwahrscheinlich. Denn Tor und Mauer hatten zumindest<br />

in den letzten Jahrzehnten ihres Bestehens eher die Aufgabe<br />

der rechtlichen und steuerlichen Abgrenzung und der Kontrolle<br />

über Zugang und Aufenthalt in der Stadt als fortifikatorischen<br />

Nutzen. Einer Belagerung Stand zu halten, waren Tor und Mauer<br />

aufgrund der Konstruktion und der Abmessung wohl kaum in der<br />

Lage. Von jenem Gebäude, das ehemals nördlich des Torstübles<br />

stand und das Ende der Achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />

abgerissen wurde, ist uns auf Plänen noch der Kellergeschoßgrundriss<br />

überliefert. Dieser zeigt auf der Westseite des Gebäudes gewaltige<br />

Substruktionen (Abb. 2). Fundamentmauern ähnlicher Dimension<br />

finden wir auf der Ostseite der Altstadt wieder, im heutigen<br />

Wilhelmsbau des Schlosses, der aus zwei getrennten Gebäuden

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