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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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waltung, die Geschäfts- und Protokollführung für Kreistag und<br />

Kreisrat sowie die Einrichtungen des Kreises wie Kreisaltersheim,<br />

Kreisautobetrieb und seit 1963, mit dem Übergang der Stiftungs-<br />

verwaltung für das Sigmaringer Fürst-Carl-Landeskrankenhaus auf<br />

den Landkreis, auch noch das Krankenhauswesen behält Häberle<br />

bis zur Kreisreform von 1972/73. Wichtige Projekte des Landkrei-<br />

ses Sigmaringen in der Nachkriegszeit wie der Neubau des Kreis-<br />

hauses in der Karlstrasse 1955, die Errichtung des neuen Berufs-<br />

schulzentrums in der Talwiese 1958/61 und der Baubeginn für das<br />

neue Kreiskrankenhaus auf dem Dettinger Berg 1974 sind un-<br />

trennbar mit dem Wirken von Häberle verbunden.<br />

Daneben setzt sich der Verwaltungsmann für eine kulturgeschicht-<br />

liche Profilierung "seines" Landkreises ein - durch die Annahme<br />

eines Kreiswappens 1954, die Herausgabe eines Wappenbuches<br />

zum Landkreis und seinen Gemeinden 1958 und die Veröffentli-<br />

chung eines "Kreisbuches" in der Reihe "<strong>Heimat</strong> und Arbeit" des<br />

Theiss-Verlags 1963. Eine letzte große Herausforderung bringt die<br />

Kreisreform von 1973, die an die Stelle des 1925 gebildeten ho-<br />

henzollerischen Kreises Sigmaringen einen nahezu doppelt so<br />

großen "Dreüänderkreis" mit badischen, württembergischen und<br />

hohenzollerischen Gebietsanteüen treten lässt. Die damit verbun-<br />

denen Verwaltungsaufgaben und Vermögensauseinandersetzungen<br />

beschäftigen den 1973 zum Kämmerer des "neuen" Landkreises<br />

Sigmaringen bestellten Häberle noch ein ganzes halbes Jahr über<br />

seinen regulären Ruhestandsbeginn hinaus bis in den Sommer<br />

1975. In Erinnerung gebheben ist der Verwaltungsbeamte Meinrad<br />

Häberle vielen früheren Mitarbeitern wie auch zahlreichen Bür-<br />

gern durch sein ausgeprägtes Pflichtgefühl, seine Zuverlässigkeit,<br />

die Sorgfalt und Korrektheit seines Arbeitsstils und seiner Aufga-<br />

benerfüllung. Die andere Seite dieser von Häberle geradezu verin-<br />

nerlichten preußischen Beamtentugenden waren allerdings eine<br />

gewisse Pedanterie und ein ausgeprägtes Kontroll- und Sicher-<br />

heitsbedürfnis. Zu erkennen ist diese Neigung des langjährigen<br />

Kreispflegers bis heute an den von Häberle akkurat geführten<br />

Kreistagsprotokollen, die allerdings nicht nur in einer Fassung,<br />

sondern zudem noch in mitunter drei bis vier weiteren Kopien vor-<br />

liegen, sowie in einer überbordenden Flut handschriftlicher Ak-<br />

tenvermerke zu allen nur denkbaren Verwaltungsgegenständen.<br />

Die von Häberle bestimmte Ära gehört zur Freude des Archivars auf<br />

jeden Fall zu den am besten dokumentierten Perioden der Land-<br />

kreisgeschichte.<br />

Meinrad Häberle identifizierte sich mit "seinem" Landkreis weit<br />

über seine aktive Berufstätigkeit hinaus. Zu seinem Abschied in<br />

den Ruhestand holte er sich 1975 das Einverständnis des Kreisrats<br />

zu seinem Vorhaben, fortan als Pensionär gegen Stundenvergütung<br />

die Altakten der Landkreisverwaltung zu sichten und zu ordnen<br />

und langfristig eine Darstellung zur Kreisgeschichte zu erarbeiten.<br />

Am Ende dieser Erforschung der Vergangenheit des Landkreises<br />

stand 1985, nach zehnjähriger akribischer Arbeit, die Veröffentli-<br />

chung einer umfangreichen Verwaltungsgeschichte zum "alten"<br />

hohenzollerischen Kreis Sigmaringen von 1925 bis 1972. Das dem<br />

Vorwort zufolge "aus Verbundenheit mit meinem <strong>Heimat</strong>kreis" ver-<br />

fasste Buch trägt den Charakter eines Nachschlagewerks, das kom-<br />

petent und minutiös, mit zahlreichen Fakten, Statistiken und Ge-<br />

setzesverweisen die Geschichte, die Organe und das breite Aufga-<br />

benspektrum der Landkreisselbstverwaltung auffächert.<br />

12<br />

Bereits in hohem Alter widmet Meinrad Häberle sodann noch ein<br />

weiteres Buch seinem <strong>Heimat</strong>ort Sigmaringendorf. Um "die orts-<br />

geschichtlichen Fakten und Begebenheiten zu erhalten, bevor<br />

diese mit der älteren Generation verschwinden und verloren ge-<br />

hen", erstellt er in wiederum zeitaufwendiger Quellen- und Fleiß-<br />

arbeit eine Zusammenstellung der Bei- und Hausnamen von Sig-<br />

maringendorf, die nichts weniger als ein Panoptikum der alten<br />

"Dorfer" Geschlechter bietet und auch so manches Original der<br />

Vergessenheit entreißt. Dabei wird Häberle auch zum Chronist sei-<br />

ner eigenen bäuerlichen Famihe, die nach dem Tod seines als Hof-<br />

nachfolger bestimmten Bruders Paul im Zweiten Weltkrieg und<br />

später auch der kinderlos gebliebenen Schwester Wilhelmine mit-<br />

tlerweüe in Sigmaringendorf nicht mehr fortbesteht. Am jahrhun-<br />

dertelangen Standort des Häberleschen Bauernhofes befindet sich<br />

heute ein Wohn- und Geschäftshaus, das zunächst als Apotheke<br />

und sodann als Bankfiliale genutzt wurde.<br />

Verdient gemacht hat sich Meinrad Häberle weiterhin durch ein<br />

ausgeprägtes soziales Engagement: Vor allem für ältere Menschen<br />

übernahm er Pflegschaften, Testamentsvollstreckungen und vielfa-<br />

che Betreuungsaufgaben, als sachkundiger Ansprechpartner war<br />

er bei Kontakten und der Wahrnehmung von Rechten gegenüber<br />

Behörden, Verbänden und Versicherungen behilflich. In jüngeren<br />

Jahren hatte sich Häberles öffentliches Engagement überdies auf<br />

den Sport erstreckt: Neben einer aktiven Laufbahn seit 1924 als Ju-<br />

gendturner, Leichtathlet und Fußballer im Turnverein seiner Hei-<br />

matgemeinde hatte er als Schriftführer zunächst bei den Hirnern in<br />

Sigmaringendorf und sodann, nach dem Zweiten Weltkrieg, auch<br />

noch beim wiedergegründeten Turnerbund an seinem neuen<br />

Wohnort in der Kreisstadt Sigmaringen fungiert. Seinen Lebens-<br />

abend verbrachte Meinrad Häberle zusammen mit seiner Ehefrau<br />

in dem 1952 von der Famihe bezogenen Haus in Hedingen, in un-<br />

mittelbarer Nähe des "Prinzengartens", den er bis kurz vor seinem<br />

Tod für seine Spaziergänge nutzte.<br />

Quellen und Literatur;<br />

Kreisarchiv Sigmaringen V - 1990/1 Nr. H.<br />

Schwäbische Zeitung Sigmaringen v. 19. 1. 1990: "Auf vielen Ge-<br />

bieten verdienstvoll gewirkt - Zum 80. Geburtstag von Kreiskäm-<br />

merer a.D. Meinrad Häberle"<br />

Südkurier Sigmaringen v. 19.1.1990: "Sein Bestes für die <strong>Heimat</strong><br />

getan -Kreiskämmerer a.D. Meinrad Häberle feiert heute seinen<br />

80. Geburtstag"<br />

Schwäbische Zeitung Sigmaringen v. 24. 10. 2001 mit Todesan-<br />

zeige für Meinrad Häberle<br />

Protokoll der Zeitzeugenbefragung von Elisabeth Häberle durch<br />

Kreisarchivar Dr. E. Weberam 15.1. u. 5- 2.2002 (Kreisarchiv Sig-<br />

maringen)<br />

Meinrad Häberle: Tabellarischer Lebenslauf mit Daten von 1928 -<br />

1971, o.D., masch.-schr. (Kopie Kreisarchiv Sigmaringen)<br />

Meinrad Häberle: Der Landkreis Sigmaringen 1925 - 1972. Ein<br />

Beitrag zu seiner Geschichte. Sigmaringen 1985.<br />

Meinrad Häberle: Bei- und Hausnamen in Sigmaringendorf. Ein<br />

Beitrag zur Geschichte der Gemeinde. Sigmaringen 1996.

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