Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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EDWIN ERNST WEBER<br />
Zum Tod des <strong>Heimat</strong>forschers<br />
und langjährigen Kreispflegers<br />
Meinrad Häberle<br />
Im hohen Alter von 91 Jahren ist am 23. Oktober 2001 der Hei-<br />
matforscher und langjährige Sigmaringer Kreispfleger Meinrad<br />
Häberle gestorben. Als geschäftsleitender Verwaltungsbeamter des<br />
Kreisverbandes Sigmaringen von 1949 bis zu seinem Ruhestand<br />
1975 und sodann als Chronist seines <strong>Heimat</strong>kreises hat sich Hä-<br />
berle bleibende Verdienste erworben.<br />
Meinrad Häberle entstammt einem alteingesessenen Bauernge-<br />
schlecht in Sigmaringendorf, das sich mit seinem Anwesen an der<br />
Krauchenwieser Straße bis in das 17. Jahrhundert zurückverfol-<br />
gen lässt. Am 19- Januar 1910 wurde er hier als das erste Kind des<br />
Landwirts Meinrad Häberle senior (1879 - 1952) und seiner aus<br />
Scheer stammenden Ehefrau Theresia geb. Merk (1886 - 1955)<br />
geboren, zwei jüngere Geschwister, Paul und Wilhelmine, folgten<br />
nach. Meinrad Häberle senior spielte im "Dorfer" Gemeindeleben<br />
zwischen Kaiserreich und NS-Diktatur eine fuhrende Rolle und be-<br />
kleidete als Vorsitzender des Kriegervereins, der Ortsgruppe des<br />
katholischen Zentrums sowie als Gemeinderat herausragende Po-<br />
sitionen, die er mit Beginn des "Dritten Reiches" einbüßte.<br />
Nach der Volksschule seines <strong>Heimat</strong>ortes besucht der junge Mein-<br />
rad Häberle von 1922 bis 1928 bis zur Mittleren Reife die Real-<br />
schule im württembergischen Nachbarstädtchen Mengen. Am 1.<br />
April 1928 tritt er als Volontär in die Dienste beim damals noch<br />
preußischen Landratsamt Sigmaringen und lernt hier in der Folge<br />
als Staatsangestellter die ganze Bandbreite der staathchen Kreis-<br />
aufgaben von der Registratur über die damals noch junge Kfz-Ver-<br />
waltung bis zum Jagdwesen kennen. Der strebsame Verwaltungs-<br />
mann legt 1936 die Sekretär-Prüfung für den mittleren und 1938<br />
die Inspektoren-Prüfung für den gehobenen Verwaltungsdienst ab<br />
und wird zum Beamten in der Landkreis-Selbstverwaltung, dem<br />
Kreisverband.<br />
Vorübergehend eine andere Richtung erhält die Berufslaufbahn<br />
von Meinrad Häberle, als er Ende 1938, im Gefolge der Annexion<br />
Österreichs durch Nazi-Deutschland, in die "Ostmark" abgeordnet<br />
wird und in die Dienste der Bezirkshauptmannschaft Amstetten in<br />
Niederösterreich tritt. Zum 1. April 1940 wechselt er als Stadt-<br />
oberinspektor in den kommunalen Verwaltungsdienst der benach-<br />
barten Stadt Neunkirchen. Im Jahr darauf verheiratet er sich mit<br />
der aus Laiz stammenden Elisabeth Lutz, die mit dem im Mai 1941<br />
geborenen Sohn Werner in die neue <strong>Heimat</strong> nach Österreich nach-<br />
zieht. Zwei weitere Söhne, Rainer und Gerhard, werden dem Ehe-<br />
paar nach dem Zweiten Weltkrieg geschenkt.<br />
Zum 1. Januar 1942 wird Meinrad Häberle zum Kriegsdienst ein-<br />
berufen, der ihn in einem Artillerie-Regiment auf den Balkan und<br />
an die Ostfront fuhrt. Nachdem er bei Kriegsende in der Tschecho-<br />
slowakei in russische Kriegsgefangenschaft geraten war, muss er<br />
die folgenden zweieinhalb Jahre in einem Lager in der kriegszer-<br />
störten Stadt Woronesch südöstlich von Moskau verbringen. Bei<br />
seiner Entlassung Ende Oktober 1947 in die <strong>Heimat</strong> ist er gesund-<br />
t<br />
Mein rad Häberle (19.10-2001)<br />
Aufnahme 1997. Bildvorlage Kreisarchiv Sigmaringen<br />
heitlich stark angeschlagen und über drei Monate lang bis zu sei-<br />
ner Genesung krank geschrieben. Häberle trifft seine Familie in<br />
Laiz wieder, wo sich seine Frau mit ihrem kleinen Sohn kurz vor<br />
Kriegsende von Niederösterreich aus hinbegeben hatte. In der<br />
Schreinerei des Schwiegervaters Franz Lutz ist Meinrad Häberie im<br />
Frühjahr 1948 einige Monate lang als kaufmännischer Mitarbeiter<br />
tätig, ehe er von August bis Dezember 1948 als Aushilfs-Angestell-<br />
ter bei der <strong>Hohenzollerische</strong>n Landesbank Sigmaringen zur Ab-<br />
wicklung der damaligen Währungsreform eingesetzt wird.<br />
Nachdem er sich über Monate hinweg vergeblich bei hohenzolleri-<br />
schen und württembergischen Kreis- und Gemeindeverwaltungen<br />
um eine Wiedereinstellung als Beamter bemüht hatte, wird er im<br />
Dezember 1948, nach dem Abschluss seines Entnazifizierungsver-<br />
fahrens und der Einstufung als "Mitläufer", als Angestellter beim<br />
Kreisverband Sigmaringen beschäftigt. Bereits ein halbes Jahr spä-<br />
ter, im April 1949 übernimmt er bei der Selbstverwaltungskörper-<br />
schaft des Landkreises die Aufgaben als geschäftsleitender Beam-<br />
ter und Leiter der Haupt- und Finanzverwaltung (Kreispfleger).<br />
Die damit verbundene, umfangreiche Zuständigkeit für das Perso-<br />
nal- und Organisationswesen des Kreisverbandes, die Finanzver-<br />
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