Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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drängte damit das Kloster Kreuzlingen aus dem Herrschaftsraum. In<br />
dieser Stadt stiftete er wohl auch ein Karmeliterkloster (um 1276).<br />
Ansonsten trat er mehrfach als Wohltäter umhegender Klöster auf.<br />
Schließlich geht Quarthai auf Graf Albrecht als Minnesänger ein.<br />
Insgesamt erhalten wir eine neue, auf dem aktuellen Forschungs-<br />
stand beruhende Biographie Albrechts, die ihn als einen Mann er-<br />
fasst, der noch ganz dem Denken der mittelalterlichen Feudalwelt<br />
sowie einem ritterlichen Ehrenkodex als Norm verhaftet war.<br />
Nicht minder faszinierend ist die siegelkundliche Untersuchung<br />
Prof. Dr. Wilfried Schöntags, Präsident der Landesarchivdirektion<br />
Baden-Württemberg, mit dem Titel „Rechtsstellung und Selbstver-<br />
ständnis der Grafen von Hohenberg im Spiegel ihrer Reitersiegel".<br />
Schöntag bezieht dabei nicht nur die Siegel, sondern auch die<br />
Grabplatten als Zeugnisse des Selbstverständnisses dieses Hocha-<br />
delsgeschlechts in die Betrachtung ein. Mit der Untersuchung wird<br />
der Blickwinkel auf die Gesamtgeschichte des Hauses Hohenberg<br />
erweitert. Dem Verfasser verdanken wir bereits grundlegende,<br />
neue Erkenntnisse über die Entstehung der Linie der Grafen von<br />
Hohenberg, die sich als ältere Linie von den Zollern abspaltete. Da-<br />
bei konnte die ideologisch vorbelastete Geschichtsschreibung des<br />
19- Jahrhunderts, die im Dienste des preußischen Königs- bzw.<br />
Kaiserhauses stand und die bis ins 20. Jahrhundert hinein wirkte,<br />
revidiert werden. Anhand der Reitersiegel und Grabmäler kann<br />
Schöntag zahlreiche Erkenntnisse zur Vorstellungswelt und zur<br />
verfassungsrechtlichen Stellung der Hohenberger im 13- und 14.<br />
Jahrhundert gewinnen. Sehr differenziert wird beispielsweise der<br />
hohe verfassungsmäßige Rang der Hohenberger innerhalb des<br />
Adels, der knapp unterhalb des Reichsfürstenstandes anzusiedeln<br />
ist, und die Veränderungen innerhalb dieser Rangfolge herausge-<br />
arbeitet. Zugleich legen die Grabmäler Zeugnisse ab von der Ver-<br />
haftung des Geschlechts innerhalb des ritterlichen Ideals, das nie-<br />
deren und hohen Adel umspannte. Die zur gleichen Zeit entstan-<br />
denen Grabmäler der Grafen von Württemberg etwa dokumentie-<br />
ren dagegen den Willen dieser Grafen zur Repräsentation und da-<br />
mit ihren Anspruch auf Zugehörigkeit zum hohen Adel.<br />
Mit dem Selbstverständnis der Hohenberger befasst sich auch der<br />
Historiker Dr. Casimir Bumiller in seinem Aufsatz über „Die Ho-<br />
henberger in der Tradition der Grafen von Haigerloch-Wiesneck".<br />
Diese Grafen von Haigerloch-Wiesneck waren die älteren Grafen<br />
von Haigerloch, die von den Hohenbergern beerbt wurden. Bumil-<br />
ler formuliert in seinem Aufsatz zum einen beachtenswerte Hypo-<br />
thesen zur Geschichte der Besitzvorgänger der Hohenberger, den<br />
Grafen von Haigerloch-Wiesneck, einem der großen Adelsge-<br />
schlechter des 11. Jahrhunderts. Diese Grafen hatten einen um-<br />
fangreichen Besitzkomplex, wozu u.a. die namengebende Burg<br />
Wiesneck im Dreisamtal gehörte; weiterhin besaßen sie eine reich-<br />
haltige Tradition, beispielsweise zählten der Gründer des Klosters<br />
St. Märgen und der Reichskanzler Adelbert zu diesem Geschlecht.<br />
Ferner verfügten die Wiesnecker über eine Geschichte, die sich -<br />
zumindest in der Sage - bis in ottonische Zeit zurückverfolgen ließ.<br />
Dies waren ideale Voraussetzungen für die Grafen von Hohenberg,<br />
sich die Tradition ihrer Vorgänger anzueignen. Die Hohenberger<br />
sahen sich nämlich nach ihrer Abspaltung von den Zollern<br />
genötigt, sich eine neue Tradition zu verschaffen. Die zollerischen<br />
10<br />
Vettern hatten sich als treulos gegenüber dem Kaiser erwiesen, des-<br />
halb wollten sich die Hohenberger von derartigen Vettern distan-<br />
zieren. So legten sie die zollerische Tradition ab und übernahmen<br />
diejenige der Grafen von Haigerloch-Wiesneck, welche ebenfalls<br />
prestigeträchtig war. Es ging sogar so weit, dass die Hohenberger<br />
den Vorgängern ihre eigene, hohenbergische Geschichte über-<br />
stülpten und zwar derart erfolgreich, dass sogar moderne Histori-<br />
ker Hohenberger und Wiesnecker gleichsetzten.<br />
Der letzte Aufsatz im Band aus der Feder des Historikers Hans Pe-<br />
ter Müllers trägt den Titel „Genealogia Hohenbergica - Die Linien<br />
Wildberg und Nagold". Diese Abhandlung eines profunden Ken-<br />
ners der archivalischen Quellen wurde nachträglich in den Band<br />
aufgenommen. Die Genealogie der Hohenberger in den Linien Na-<br />
gold und Wildberg wird dabei einer Revision unterzogen. Durch<br />
den Aufsatz Hans Peter Müllers erhalten wir mithin eine auf dem<br />
neuesten Forschungsbestand beruhende, in Teilen korrigierte Ge-<br />
schichte der Wüdberger und Nagolder Linie der Hohenberger.<br />
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der vorzustellende Auf-<br />
satzband eine Fülle neuer Erkenntnisse zur Geschichte der Grafen<br />
von Hohenberg im hohen und späten Mittelalter bietet. Die ältere<br />
Forschung wurde revidiert und gegebenenfalls berichtigt. Das Buch<br />
beinhaltet nicht allein Ausführungen zu Graf Albrecht II. selbst, son-<br />
dern zur Geschichte der Hohenberger überhaupt. Die landesge-<br />
schichtliche Forschung wird damit ein gutes Stück weiter gebracht.<br />
Im, wie es Bernhard Rüth formulierte, „südwestschwäbischen"<br />
Kulturraum wird man sich wieder der gemeinsamen historischen<br />
Wurzeln der Regionen zwischen Schwarzwald und Schwäbischer<br />
Alb bewusst. Dieser Aufsatzband steht am Anfang einer Folge lan-<br />
desgeschichtlicher Publikationen, die aus Vortragsveranstaltungen<br />
von überregionaler Tragweite hervorgegangen sind. Als organisa-<br />
torische Basis der historischen Büdungsarbeit bewährt sich das<br />
Netzwerk der Kreisarchive und der <strong>Geschichtsverein</strong>e. Anzukündi-<br />
gen sind in diesem Zusammenhang gleich die nächsten Bücher: am<br />
28. April 2002 wird der Öffentlichkeit das Buch „Vorderösterreich<br />
an oberem Neckar und oberer Donau" präsentiert und zwar dann<br />
im Landratsamt in Bahngen. Dieser Band geht auf eine entspre-<br />
chende Vortragsveranstaltung des Jahres 1999 zurück. Auf eine<br />
noch weiter zurückliegende Tagung geht das Buch „Adel zwischen<br />
Schwarzwald und Schwäbischer Alb" zurück, das ebenfalls in na-<br />
her Zukunft vorgestellt wird.<br />
Finanziell getragen wurde das Buch durch den Landkreis Rottweil,<br />
und den Zollernalbkreis, die als Herausgeber des Bandes fungie-<br />
ren. Gedruckt wurde das Buch mit Unterstützung der Oberschwä-<br />
bischen Elektrizitätswerke (OEW).<br />
Bibliographie<br />
Graf Albrecht II. und die Grafschaft Hohenberg. Herausgegeben<br />
von Bernhard Rüth und Andreas Zekorn im Auftrag des Landkrei-<br />
ses Rottweü und des Zollernalbkreises. Bibliotheca academica<br />
Verag Tübingen, 124 Seiten, 2 Farbtafeln, 13 Abbildungen, 2<br />
Stammtafeln, 1 Karte ISBN 3-928471-44-9- Ladenpreis 17,00 Euro.<br />
Zu beziehen über jede Buchhandlung.