Buch (12) - ANADIPLOSIS
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LGG, Latein LK <strong>12</strong>.2 [Kd], Augusteische Dichtung Tani Lautenschläger (Juni 2009)<br />
AENEIS / BUCH <strong>12</strong> (952 V.)<br />
Turnus ut infractos…<br />
� 1-9 Turnus Zorn<br />
� 10-80 Latinus und Amatas Friedensbitte<br />
� 81-237 Aufbruch der Latiner und Junos List (Sendung der Juturna)<br />
� 238-382 Auftakt der Schlacht (Verwundung des Aeneas)<br />
� 383-613 Turnus flieht mithilfe Juturnas vor Aeneas<br />
� 792-844 Juppiter befiehlt Junos Rückzug<br />
� 614-791/ Zweikampf und Turnus Tod<br />
845-952<br />
Inhaltsparaphrase: Das zwölfte <strong>Buch</strong> setzt mit einer Ausführung über den flammenden Zorn des TURNUS ein.<br />
Wutentbrannt begibt dieser sich zum König LATINUS und dessen Frau AMATA, denen er ankündigt, dass er mit den<br />
Latiner in den Kampf gegen die Troer ziehen wird. Vergeblich versuchen Latinus und Amata ihn zu beschwichtigen.<br />
Während Turnus mit seinem Heer vorrückt, sieht JUNO eine List vor. Sie entsendet die Quellnymphe JUTURNA, die<br />
Schwester des Turnus, vorerst in Gestalt eines Soldaten, um das zögernde Heer gegen die Punier aufzuhetzen und so ein<br />
Bündnis auszuschließen. Weiterhin schickt die Schwester ein trügerisches Zeichen der Götter, mit dem die Begünstigung<br />
der Rutuler bekräftigt werden soll.<br />
Damit beginnt die Schlacht von Seiten der Latiner (Text 1). Chancenlos bemüht sich AENEAS um Schlichtung, wird<br />
jedoch derweil von einem Pfeil verwundet. Mit Hilfe von VENUS genest der Sohn und sucht inmitten des Schlachtfelds<br />
Turnus auf. Dieser allerdings flieht durch die Unterstützung Juturnas, die in der Figur des Wagenlenkers zur Rettung<br />
kommt. Unterdessen stürmen die Troer die Stadt. Amata entleibt sich im Bewusstsein der Niederlage und Latinus ergeht<br />
in Verzweiflung.<br />
Ein Reiter stürmt zu Turnus und ruft ihn zur Hilfe. Gestärkt mit neuem Mut macht er sich auf, stoppt das Blutvergießen<br />
und fordert Aeneas zum Zweikampf auf (Text 2). Turnus verliert im Schlag das Schwert und eine länger währende<br />
Hetzjagd nimmt ihren Lauf. Parallel dazu ermahnt JUPPITER Juno, Turnus nicht weiter zu beschützen und das<br />
Schicksal, welches auf Seiten Aeneas steht, wirken zu lassen. Seinem Feind somit ausgeliefert, wird Turnus von einem<br />
Speer getroffen. Flehend bittet er um Gnade. Doch nach einem kurzen Innehalten erblickt Aeneas das Wehrgehenk des<br />
getöteten PALLAS an Turnus Hüfte (T. wird damit als furor impius dargestellt, da er einen unfairen Kampf gegen einen<br />
Jugendlichen führte und diesen verhöhnt) und ersticht ihn (Text 3). (�Ende der Aeneis; siehe Bild: Luca Giordano,<br />
Enea vince Turno [17.Jh])<br />
Literaturgeschichtliche Motive:<br />
• direkter Bezug zu Hektor aus Homers Ilias (Jagd um die Stadtmauern, Vorbild für Ascanius �Text 2)<br />
• Aeneas wird durch seine Hingabe des fatum und seine Friedensbemühungen als Idealbild des römischen princeps<br />
dargestellt; der „Neue Held“<br />
• Im Sinne des fatums ist Turnus Tod unausweichlich (�Anzweiflung über Aeneas Frömmigkeit [pietas] bezüglich<br />
des Mordes eines Wehrlosen)<br />
• Sieg der iustitia, die durch das fatum verlangt wird (Glaube an höhere Gerechtigkeit)<br />
• Aeneas als Ahn der Römer wird pater aeneas (V.166) genannt<br />
Literatur:<br />
Schröder, Rudolf Alexander, Vergil. Bucolica, Georgica, Aeneis, München, 1952<br />
Seel, Otto, Weltdichtung Roms. Zwischen Hellas und Gegenwart, Berlin, 1965<br />
Büchner, Karl, Römische Literaturgeschichte, Stuttgart, 5 1980<br />
http://en.wikipedia.org/wiki/Lacrimae_rerum am 5.5.09<br />
http://www.gottwein.de/Lat/verg/aen<strong>12</strong>la.php am 5.5.09<br />
http://www.clas.ufl.edu/users/marksj/epic/epic_images/images8-9_aeneid/Aeneas_and_Turnus.jpg am 5.5.09
LGG, Latein LK <strong>12</strong>.2 [Kd], Augusteische Dichtung Tani Lautenschläger (Juni 2009)<br />
sunt lacrimae rerum…<br />
Vorgeschichte: Nach der Rettung der Trojaner an der Küste Lybiens besichtigt Aeneas den Tempel der Juno,<br />
der auf einem Hügel innerhalb der karthagischen Burg gelegen ist.<br />
Hier aber war’s: im Hain, im heiligen, trifft ihn ein Anblick<br />
Unversehn: hier fasst er Mut, wagt wieder zu hoffen,<br />
Schwichtet die Sorgen und schöpft Vertraun zum wankenden Glücke.<br />
Dort erblickt er ein Wandbild, auf dem die Geschehnisse des Untergangs Trojas abgebildet sind…<br />
constitit et lacrimans "quis iam locus," inquit, "Achate,<br />
quae regio in terris nostri non plena laboris?<br />
en Priamus. sunt hic etiam sua praemia laudi,<br />
Aeneas erkennt das Wesen<br />
sunt lacrimae rerum et mentem mortalia tangunt. menschlichen Erlebens -<br />
der Ablauf der Dinge erzeugt<br />
menschliches Empfinden<br />
solve metus; feret haec aliquam tibi fama salutem."<br />
(aus Vergils Aeneis, <strong>Buch</strong> 1, V 450-452, 458-463)<br />
� umgesetzt in Werken mit dem Titel Sunt lacrimae rerum:<br />
Literatur (z.B. von Ute Ringhandt), Musik (Daniel Glaus) und Film (Eduard Garlic)<br />
Textauszüge aus dem zwölften <strong>Buch</strong>:<br />
Text 1: Verse 293-297 (Beispiel für Schlachtfeldszenarien)<br />
At fervidus advolat hasta Messapus stürmt mit gezückter<br />
Messapus teloque orantem multa trabali Lanze heran, schnellt steil empor und stößt sie dem Manne,<br />
desuper altus equo graviter ferit atque ita fatur: der ihn noch anfleht, tief ins Herz und höhnt ihn mit Worten:<br />
„hoc habet, haec melior magnis data victima divis." „Der hat’s weg! Nun deckt ein gemäßeres Opfer den Altar!“<br />
concurrunt Itali spoliantque calentia membra. Italer kommen, man raubt vom erkalteten Leib die Waffen.<br />
Text 2: Verse 435-440 (Aeneas Abschied von Ascanius)<br />
"disce, puer, virtutem ex me verumque laborem, “Lerne von mir, o Sohn, was Mannheit fruchtet und Mühsal,<br />
fortunam ex aliis. nunc te mea dextera bello Lern von andern das Glück.<br />
defensum dabit et magna inter praemia ducet. […]<br />
tu facito, mox cum matura adoleverit aetas,<br />
sis memor et te animo repetentem exempla tuorum Bleib es gedenk, lass stets den Geist, den deinen, das Vorbild<br />
et pater Aeneas et avunculus excitet Hector." Beider, des Vaters Aeneas, des Oheims Hector gemahnen.“<br />
Text 3: Verse 947-952 (Ende)<br />
"tune hinc spoliis indute meorum „Du hier, am Leib die Beute der Meinen, willst<br />
eripiare mihi? Pallas te hoc vulnere, Pallas mir entgehn? Ah nein! Dem Schwertschlag opfert dich Pallas,<br />
immolat et poenam scelerato ex sanguine sumit." Pallas fordert und nimmt am Blut des Mörders die Sühne!“<br />
hoc dicens ferrum adverso sub pectore condit Ruft es und birgt bis an das Heft den Stahl in des Turnus<br />
fervidus; ast illi solvuntur frigore membra Offener Brust. Dem löst der Tod erkaltete Glieder,<br />
vitaque cum gemitu fugit indignata sub umbras. Und verröchelnd entflieht der zornige Geist zu den Schatten.