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Schweizerdeutsch - Kantonsschule Enge

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<strong>Schweizerdeutsch</strong><br />

– zu herzig für<br />

Gangster-Rap?<br />

Der Schweizer Rap hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt.<br />

Er hinkt zwar immer noch seinem grossen Bruder, dem deutschen<br />

Rap, hinterher, geniesst aber immer mehr Aufmerksamkeit in den<br />

hiesigen Medien. Thematisch schlägt er meist einen ganz anderen<br />

Weg ein als der deutsche Rap. In der Schweiz hat der Rap-Stil<br />

Erfolg, der überall als Studenten-Rap verschrien ist. Sein Markenzeichen:<br />

Selbstironie. In Deutschland hingegen wird das Rap-<br />

Business zurzeit noch von Gangster-Rappern aus dem Ghetto und<br />

unantastbaren Supermännern regiert.<br />

20 Minuten schreibt, dass sich der deutsche Gangster-Rapper Bushido<br />

mit seinem Album «7» auf Platz 2 der Schweizer Musikcharts<br />

habe platzieren können. Die Frage drängt sich auf, ob sein Stil auch<br />

in der Schweiz Erfolg haben könnte. Dafür spricht, dass dies auch<br />

ohne typischen Ghetto-hintergrund möglich wäre, schliesslich sind<br />

Ghettos in Deutschland auch nur in den Grossstädten zu finden und<br />

auch dort sind sie in keiner Weise mit denen in den USA zu vergleichen.<br />

Dagegen spricht: der Sprachunterschied.<br />

Der Laie wird hier wohl denken, dass es gar keinen grossen Unterschied<br />

gebe zwischen dem Texten auf hochdeutsch und jenem auf<br />

<strong>Schweizerdeutsch</strong>, aber aus eigener Erfahrung als Rapper kann ich<br />

sagen, dass dieser Unterschied frappant ist. Der Klang des hochdeutschen<br />

ist natürlich ganz anders, es gibt auch viel mehr Wörter<br />

im deutschen Sprachgebrauch als im schweizerdeutschen. Als Rapper<br />

fällt einem auch schnell mal auf, dass das <strong>Schweizerdeutsch</strong>e<br />

mit seinen vielen «äs», «ös» und «üs» reimtechnisch viel geringeren<br />

Variantenreichtum bietet . Auch werden die Wörter weicher ausgesprochen,<br />

mit weniger Ecken und Kanten. In diesem Fall kommt das<br />

Zürichdeutsche dem hochdeutschen noch am nächsten, die Berner<br />

hingegen haben eine sehr weiche Sprache sowie auch die Bündner.<br />

Diese weiche Sprache könnte man auch als «herzig» auffassen - und<br />

welcher Gangster-Rapper will schon «herzig» oder süss sein. Dies<br />

wirkt dann schnell einmal lächerlich, was auch nicht das Ziel eines<br />

Gangster-Rappers sein kann. So beginnen sich die meisten Schweizer<br />

Rapper mit einer gewissen Selbstironie darzustellen, um darüber<br />

hinwegzutäuschen , dass man mit einer weichen Sprache schwer<br />

über harte Dinge sprechen kann. Es verwundert daher nicht, dass die<br />

Schweiz nur wenige Künstler kennt, die sich im Gangster-Rap einen<br />

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