Schweizerdeutsch - Kantonsschule Enge
Schweizerdeutsch - Kantonsschule Enge
Schweizerdeutsch - Kantonsschule Enge
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
editoriAl<br />
Das kenzeichen hat ein neues Kleid bekommen, das handörgeli-Format hat ausgedient.<br />
Zu diesem Schritt bewogen hat uns vor allem der Wunsch, den starren Rahmen<br />
von acht Seiten aufzubrechen und Berichte und Fotos nicht mehr zuerst mit<br />
der typografischen Presse herzurichten. Und gewiss ein bisschen Eitelkeit. Denn<br />
spätestens nach der Lektüre von Gottfried Kellers novelle Kleider machen Leute wissen<br />
wir, wie wichtig eine angemessene Aufmachung ist.<br />
Dass wir Sie, liebe Leserin und lieber Leser, allerdings an der nase herumführen wie<br />
Wenzel Strapinski, befürchten wir jedoch nicht. Denn Texte – unsere hauptcharaktere<br />
– sind ehrliche naturen. Sie können Unwahrheiten vor einem kritischen Auge<br />
nicht lange verbergen und sie sind schlechte Verstellungskünstler. Immer haftet ihnen<br />
etwas von unseren Gemütszuständen an, in denen sie entstanden sind. Etwas,<br />
das sich mit keinem Werkzeug aus den Worten herausschälen lässt und grundehrlich<br />
ist. haben wir einen starken Mitteilungsdrang, so können die Sätze wie gemästete<br />
Würgeschlangen auf dem Blatt liegen. Stecken wir in einem Tief, so pfeift die Logik<br />
gelegentlich verloren zwischen Verb und Subjekt hervor und stehen die Kommas,<br />
wenn sie nicht ganz vergessen gehen, wie Stolpersteine in der Textlandschaft.<br />
Sprühen wir aber vor Lebensfreude, mögen die Metaphern Purzelbäume schlagen,<br />
dass es dem Leser recht schwindlig werden kann.<br />
Sollten die Auswüchse allerdings grassieren, schreitet der Redaktor ein. Er streicht<br />
an, streicht durch und formuliert neu. Selbstverständlich stets bemüht, einem Text<br />
die natur nicht zu nehmen und ihn als das zu belassen, was er im Grunde ist: ein<br />
Fingerabdruck der Seele in der Zeit. Das, was unter anderem den Reiz eines Textes<br />
ausmacht, sprachlichen Reichtum beschert und uns in einsamen Stunden Gesellschaft<br />
leistet.<br />
Auf dem hintergrund dieser Überlegungen erhält der Begriff «Sprachenvielfalt» –<br />
das Leitthema dieser Ausgabe – eine zusätzliche Dimension. Vielfältig sind nicht<br />
nur die Fremdsprachen, die an einer Schule wie der KEn täglich gebraucht werden,<br />
vielfältig sind auch die unzähligen Produktionen innerhalb der Muttersprache – seien<br />
dies Reden, Vorträge, Aufsätze und andere Äusserungen. Sie alle atmen die Seele<br />
ihrer Schöpfer und sind somit unverwechselbarer Ausdruck von Persönlichkeit.<br />
Ich hoffe, Sie mit diesen Gedanken ein wenig gluschtig auf die «hauptcharaktere»<br />
dieser nummer gemacht zu haben, und wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.<br />
Urs Bigler<br />
3