augsburg erinnert an rudolf diesel. - Rudolf-Diesel-Gymnasium
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1<br />
AUGSBURG ERINNERT AN RUDOLF DIESEL.<br />
Eine Arbeit der Schülergruppe Stadt- und Regionalgeschichte des <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s.<br />
Mitglieder: Christopher Kienle, Alex<strong>an</strong>der Mayr, Matthias Reiser, Valentin Schatz, Julius Weißenberg.<br />
Leitung: Oliver Killgus.
Inhaltsverzeichnis<br />
2<br />
Augsburg <strong>erinnert</strong> <strong>an</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>.................................................................................................................3<br />
<strong>Diesel</strong>straße und <strong>Diesel</strong>brücke...........................................................................................................................3<br />
MAN-Museum und <strong>Diesel</strong>-Gedenktafel..........................................................................................................5<br />
Der <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Gedächtnishain...................................................................................................................5<br />
Idee zur Errichtung eines Denkmals für <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>...........................................................................5<br />
Verschiedene Vorstellungen..........................................................................................................................6<br />
Vorbereitung zur Eröffnung des Gedächtnishains im August des Jahres 1957..................................7<br />
Fertigstellung des <strong>Diesel</strong>gedächtnishains....................................................................................................8<br />
Die Festlichkeiten...........................................................................................................................................8<br />
Schulen mit dem Namen <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s.........................................................................................................9
Augsburg <strong>erinnert</strong> <strong>an</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong><br />
3<br />
Wir erinnern uns, indem wir versuchen Verg<strong>an</strong>genes zu vergegenwärtigen. Und aus einer gemeinsamen<br />
Erinnerung k<strong>an</strong>n sich eine gemeinsame Identität entwickeln. Der Ingenieur <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> steht für Innovation<br />
und Fortschritt. Das sind zwei Ideen, zwei moderne Mythen, auf die m<strong>an</strong> sich gerne beruft,<br />
wenn m<strong>an</strong> kollektive Identität im Sinn hat. Fast jede öffentliche Erinnerung <strong>an</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> beginnt<br />
oder endet mit der Idee von Innovation und Fortschritt.<br />
<strong>Diesel</strong>straße und <strong>Diesel</strong>brücke<br />
Am 20.4.1951 erschien im Amtsblatt der Stadt Augsburg der Artikel „Augsburgs Straßen – Zeugen<br />
großer Zeit“. Darin wird neben der Agnes-Bernauer-Straße, der Heinrich-von-Buz-Straße und der<br />
Schaezlerstraße auch die <strong>Diesel</strong>straße gen<strong>an</strong>nt. Alle historischen Persönlichkeiten hätten sich besondere<br />
Verdienste auch um Augsburg erworben. Die Leitung der Firma MAN in Person von Heinrich von<br />
Buz, so konnte m<strong>an</strong> lesen, spreche <strong>Diesel</strong> zu, dass dieser „deren Weltruf [...] begründete durch die Herstellung<br />
von Druckpressen und <strong>Diesel</strong>motoren, sowie Dampf- und Kältemaschinen“. 1<br />
Rund 30 Jahre früher war die Straße im Stadtteil Oberhausen gebaut worden. Im Jahr 1919 beschloss<br />
die Stadt eine Verbindungsstraße zwischen Weidenstraße und Kaltenhoferstraße herzustellen. Kalkuliert<br />
wurden insgesamt 91000 M, von denen nach Zuschüssen durch Reich und Freistaat die Stadt noch<br />
54835 M aufzubringen hätte, also etwas mehr als die Hälfte. 2 Zwar erhöhte sich der Geldbedarf ständig<br />
3 und auch Rechtsstreitigkeiten mit Grundstückseignern blieben nicht aus 4 , aber die Straße wurde gebaut,<br />
selbst wenn sie in der Endabrechnung d<strong>an</strong>n rund das Doppelte kostete wie gepl<strong>an</strong>t. 5<br />
Als die Gesamtabrechnung vorgelegt wurde, meinte in einer öffentlichen Aussprache ein Kritiker unter<br />
den Stadträten gar, dass die Abrechnung verfrüht und die Straße noch nicht fertig sei. Sie werde täglich<br />
von 3000 bis 4000 Arbeitern benutzt, sei in schlechtem Zust<strong>an</strong>d und z.B. nach Gewittern knöcheltief<br />
überschwemmt, so dass m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong> den Zäunen entl<strong>an</strong>g h<strong>an</strong>geln müsse, um nicht nass zu werden. 6<br />
Monate zuvor hatte das Straßenbaubüro schon <strong>an</strong>gefragt, welchen Namen die neue Verbindungsstraße<br />
tragen solle, denn schließlich müsse m<strong>an</strong> l<strong>an</strong>gsam mal die Schilder <strong>an</strong>bringen. 7 Daraufhin schlug das<br />
Stadtbauamt vor, dass der neue Name „<strong>Diesel</strong>straße“ lauten soll, weil sie in der Nähe der <strong>Diesel</strong>moto-<br />
1 Vgl. Amtsblatt 16 (20.4.1951), S. 66.<br />
2 Der Pl<strong>an</strong> zum Bau der Straße muss schon länger best<strong>an</strong>den haben, denn schon 1905 wurde ein Antrag auf Verlegung eines<br />
Steges über den Hettenbach abgelehnt, da die zugehörige Straße noch nicht gebaut sei und folglich ein nur geringer Bedarf<br />
für den Steg bestehe. Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441, Bauakt von 1919 – 1920 am 27. Juni 1905. Das Vorhaben darf<br />
als finaziert gelten, als das Ministerium für Soziale Fürsorge den Bau bezuschusst; die Bauzeit sei <strong>an</strong>rechenbar bis zum<br />
31.12.1919, die Höhe des Zuschusses belaufe sich auf 16000 M. Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441, Erster Bescheid des Ministeriums<br />
für Soziale Fürsorge über einen Zuschuss des Staates Bayern am 10.9.1919<br />
3 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441, Bescheid des Ministeriums für Soziale Fürsorge über Verlängerung der Bauzeit und<br />
Neufestsetzung des Staatszuschusses am 25.4.1919: Das Ministerium für Soziale Fürsorge gibt bek<strong>an</strong>nt, dass die Bauzeit bis<br />
zum 30.6.1920 verlängert wird und korrigiert den Staatszuschuss auf 20000 Mark. Vgl. auch StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441,<br />
Endabrechnung des Ministeriums für Soziale Fürsorge am 30.8.1920: In der Endabrechnung des Ministeriums für Soziale<br />
Fürsorge werden als Zuschüsse gen<strong>an</strong>nt ein Reichszuschuss von 30000 M und ein Staatszuschuss von 20000 M.<br />
4 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441 am 28.1.1920: Der Gutsbesitzer Holl<strong>an</strong>d ist einverst<strong>an</strong>den einen Teil seines Grundstückes,<br />
das zum Bau der Straße nötig ist, abzutreten. Vgl. auch StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441 am 28.2.1921. Probleme entstehen,<br />
weil das Holl<strong>an</strong>dsche Grundstück <strong>an</strong> der neuen <strong>Diesel</strong>straße zwischen Hettenbach und Donauwörther Straße noch<br />
nicht eingezäunt ist; vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441 am 21.3.1921. Als m<strong>an</strong> schließlich einig geworden ist, findet am 5.<br />
April 1921 in Gegenwart des Notars Karl Eggerking der Tausch zwischen dem Oberstaatsekretär H<strong>an</strong>s Ruf und dem Brauerei<br />
und Gutsbesitzer Ludwig Holl<strong>an</strong>d aus Oberhausen statt. Ludwig Holl<strong>an</strong>d erhält im Ausgleich ein <strong>an</strong>deres Grundstück.<br />
Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441 Beglaubigte Abschrift des Tauschvertrages am 19.5.1921.<br />
5 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441 Endabrechnung der Stadt Augsburg zur <strong>Diesel</strong>straße am 29.8.1921: Die Stadt Augsburg<br />
berechnet insgesamt 171566,78 M. Davon tragen Reich und Staat die vereinbarten 50000,- M. Der Kommune bleiben die<br />
Restkosten von 121566,78 M. D.h. die Stadt zahlt nun alleine fast 30% mehr als ursprünglich gepl<strong>an</strong>t waren, und damals<br />
hatte m<strong>an</strong> noch mit den Zuschüssen gerechnet.<br />
6 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441 Niederschrift über öffentliche Aussprache wegen Herstellung der <strong>Diesel</strong>straße am<br />
1.9.1921. Der Kritiker ist Stadtrat Walter. Ihm entgegnet Baurat Samtscheck, die Überschwemmungen müsse m<strong>an</strong> in Kauf<br />
nehmen, sol<strong>an</strong>ge die zugehörige K<strong>an</strong>alisation noch nicht gebaut sei.<br />
7 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 630, Anfrage des Straßenbaubüros vom 13.7.1920.
4<br />
renfabrik liege und m<strong>an</strong> die Verdienste des Ingenieurs <strong>Diesel</strong>s um die Erfindung der <strong>Diesel</strong>motoren ehren<br />
wolle. 8 So beschloss der Bau- und Fin<strong>an</strong>zsenat der Stadt Augsburg am 16. August 1920, dass die<br />
Verbindungsstraße zwischen Kaltenhoferstraße und Weidenstraße „<strong>Diesel</strong>straße“ heißt. 9<br />
Der Bau der <strong>Diesel</strong>brücke wurde am selben Tag genehmigt wie der Bau der <strong>Diesel</strong>straße. Zwar lag bereits<br />
im September 1913 ein erster Baupl<strong>an</strong> für eine Steinbrücke über die Wertach in der Weidenstraße<br />
vor. 10 Aber eine Verwirklichung der Idee wurde erst im Dezember 1918 mit der Herausgabe eines Baupl<strong>an</strong>s<br />
für eine Stahlbrücke mit Unterstützung der MAN realistisch. Am 25.02.1919 erfolgte die Genehmigung<br />
dieses Bauprojektes durch die Augsburger Behörden. Von den ver<strong>an</strong>schlagten Kosten von<br />
140000 deutschen Reichsmark übernahm das deutsche Reich fast die Hälfte. 11 Der Bau verlief abgesehen<br />
von einem kleineren Rechtsstreit mit einem Anwohner ohne nennenswerte Zwischenfälle 12 , doch<br />
in der Endabrechnung überstiegen die Kosten bei weitem das ver<strong>an</strong>schlagte Budget und beliefen sich<br />
nach Bauabschluss 1922 allein für die Stadt schon auf fast 140000 Mark, welche die Stadt mit Anleihen<br />
begleichen musste. 13<br />
Anders als bei der <strong>Diesel</strong>straße bürgerte sich der Name der „<strong>Diesel</strong>brücke“ für die Brücke über die<br />
Wertach erst im Laufe der Jahre ein. Als im Jahr 1928 die Brücke äußerlich erneuert und neu <strong>an</strong>gestrichen<br />
wird, spricht das Tiefbauamt der Stadt beim Einholen eines Kostenvor<strong>an</strong>schlags einmal von der<br />
„Brücke über die Wertach <strong>an</strong> der <strong>Diesel</strong>straße“ und d<strong>an</strong>n von der „<strong>Diesel</strong>brücke“. 14 Ähnliche Beobachtungen<br />
lassen sich im gesamten Briefwechsel aus dem Jahr 1928 wiederholen. 15 Es scheint daher so, als<br />
ob sich der Name der Brücke über die Wertach eher aus ihrer Lage <strong>an</strong> der <strong>Diesel</strong>straße ergeben habe<br />
und daraus, dass beide Bauvorhaben etwa zur selben Zeit begonnen wurden.<br />
Offenbar waren Brücke und Straße jedoch sehr viel stärkerem Verkehr – unter <strong>an</strong>derem wohl durch<br />
zahllose Lkws mit ihren <strong>Diesel</strong>motoren - ausgesetzt, als m<strong>an</strong> ursprünglich gepl<strong>an</strong>t hatte. Bereits 1925<br />
wurde die <strong>Diesel</strong>straße in halber Breite mit Gr<strong>an</strong>itgroßsteinen aus der Bahnhofstraße gepflastert. 16 Gegen<br />
Ende des Krieges wurde die Brücke bei den starken Luft<strong>an</strong>griffen auf Augsburg 1944 zerstört. 17<br />
Mitte der 50-er Jahre, zum 100-jährigen Geburtstag <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s wurde in einer Besprechung mit<br />
dem Augsburger Oberbürgermeister Dr. Müller festgehalten, dass ein großzügigerer Ausbau der <strong>Diesel</strong>straße<br />
1958 abgeschlossen sein werde. 18 Dadurch wurde im Laufe der Zeit wiederum die alte Brücke<br />
zum Nadelöhr. Die nach dem Krieg wiederhergestellte Brücke wurde in jüngster Zeit komplett erneuert.<br />
Fast könnte m<strong>an</strong> meinen, es sei nun doch noch der alte Pl<strong>an</strong> der Steinbrücke aus der Kaiserzeit verwirklicht<br />
worden.<br />
8 StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 630, Antwort Stadtbauamt am 13.7.1920. Diese Namensgebung wird Anf<strong>an</strong>g August von verschiedenen<br />
<strong>an</strong>deren Stellen zur Kenntnis genommen.<br />
9 StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 630, Beschluss des Bau- und Fin<strong>an</strong>zsenats am 16. August 1920.<br />
10 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 250.<br />
11 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 250, Gesamtbeschluss vom 25.2.1919. Am 16.6.1919 wird ein erster Bericht über das Bauvorhaben<br />
<strong>an</strong> die Regierung von Schwaben und Neuburg übers<strong>an</strong>dt, in dem die Bauabsicht mit Plänen dokumentiert wird.<br />
Zum Nachweis des Baubedarfs wird auf einen Bericht des Stadtbauamtes vom 10.2.1919 verwiesen.<br />
12 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 250, Schadensersatzforderung von Joh<strong>an</strong>n Bröll am 7.5.1920: Ein Zaun musste wegen der<br />
Bauarbeiten um 5 m versetzt werden, das kostete 84,05 M. Stadtbauamt lehnte es ab für die Kosten aufzukommen, da die<br />
Anwohner rechtzeitig benachrichtigt worden seien und insofern kein Verschulden der Stadt vorliege.<br />
13 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 250; die Kosten laut Stadtbauamt, Abt. f. Tiefbau am 3.2.1922 beliefen sich auf 292466,72<br />
M gesamt, davon zahlte die Stadt 135156,39 M. Im Gesamtbeschluss vom 24.2.1922 werden die zusätzlichen Kosten der<br />
Brücke über die Wertach begründet mit Lohnerhöhungen, Preissteigerung für Materialien, notwendige Änderungen in der<br />
Ausführung, Arbeitsverzögerung durch M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Baustoffen und verzögerten Tr<strong>an</strong>sport der Eisenkonstruktion.<br />
14 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 250, Abteilung Tiefbau des Stadtbauamtes vom 16.7.1928; in der Aufforderung zu einem<br />
Kostenvor<strong>an</strong>schlag <strong>an</strong> Ludwig Eberle, Malermeister geht es einmal um den „Anstrich der Brücke über die Wertach <strong>an</strong> der<br />
<strong>Diesel</strong>straße“ (Seite 1), und d<strong>an</strong>n um „die Fläche der Konstruktion bei der <strong>Diesel</strong>brücke“ (Seite 2).<br />
15Vgl. die Belege aus StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 250 im Einzelnen, wie sie folgen. Donat Damm: „Anstrich und Erneuerung<br />
der <strong>Diesel</strong>brücke“ (am 18.7.1928 und am 20.7.1928); Stef<strong>an</strong> Maier: „Reinigung und Streichen der Wertachbrücke <strong>an</strong> der<br />
<strong>Diesel</strong>straße“; H<strong>an</strong>s Hofm<strong>an</strong>n: „<strong>Diesel</strong>brücke“ über die Wertach; ein Vergleich der Angebote vom 23.7.1928 spricht zweimal<br />
von der <strong>Diesel</strong>brücke; Genehmigung des Neu<strong>an</strong>strichs der „<strong>Diesel</strong>brücke“, Auftrag <strong>an</strong> Leo Poth am 24.7.1928; Akkordvertrag<br />
mit Leo Poth über „Neu<strong>an</strong>strich der Brücke über die Wertach <strong>an</strong> der <strong>Diesel</strong>straße“ am 1.8.1928.<br />
16 StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 441 am 15.5.1925. Die Bahnhofstraße wurde im selben Zug asphaltiert.<br />
17 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 45, Nr. 251.<br />
18 StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101/II, aus einer Besprechung im Arbeitszimmmer des OB Müller am am 4.4.1957.
MAN-Museum und <strong>Diesel</strong>-Gedenktafel<br />
5<br />
Bereits im Anschluss <strong>an</strong> eine MAN-Gedenkfeier zum 40-jährigen Geburtstag des ersten <strong>Diesel</strong>motors<br />
am 04.10.1937 19 und zum 80. Geburtstag <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s im Jahr 1938, gibt es Pl<strong>an</strong>ungen zu einer Dauerausstellung<br />
bei der MAN, die l<strong>an</strong>gfristig zum MAN-Werksmuseum geführt haben. 20 Das Museum<br />
wurde von einem Arbeitskreis unter der Leitung von Georg Strössner aufgebaut und zeigt in zwei<br />
großen Abteilungen Exponate des Print- und des <strong>Diesel</strong>motoren-Bereichs. Darunter zählt auch der berühmte<br />
Versuchsmotor <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s aus den Jahren 1893 bis 1895. 21<br />
In einem doppelten Festakt wurde am 23.4.1953, dem 40. Todestag <strong>Diesel</strong>s, nach Ansprachen des<br />
Augsburger OB Dr. Müller und Eugen <strong>Diesel</strong>s zunächst eine Gedenktafel am Haus Springergässchen<br />
Nr. 6 enthüllt, in dem sich <strong>Diesel</strong> aufgehalten hatte. Anschließend wurde von Generaldirektor Dr.-Ing.<br />
h.c. Otto Meyer das MAN-Werksmuseum eingeweiht. 22 Bei der Eröffnung des Museums unterschied<br />
Dr. Eugen <strong>Diesel</strong> zwei Geisteshaltungen, als er sagte: „Zu unser aller Glück sind diese Industrien heute<br />
längst nicht mehr vom sogen<strong>an</strong>nten Geiste des Industrialismus erfüllt, sondern vom Geist einer um<br />
neue Lebensformen in einer neuentstehenden Welt gemeinsam ringenden Gemeinschaft.“ 23 Damit betonte<br />
er die Idee von Innovation und Fortschritt in einem positiven, sozialen Sinn.<br />
Der <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Gedächtnishain<br />
Idee zur Errichtung eines Denkmals für <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong><br />
Nach einem Besuch bei der MAN am 1. und 2. April 1953 hatte der jap<strong>an</strong>ische Großindustrielle Magokichi<br />
Yamaoka, Begründer von Y<strong>an</strong>mar <strong>Diesel</strong> Engine, im Hotel die Idee, ein Monument zu Ehren <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Diesel</strong>s errichten zu lassen. Bevor er jedoch weitere Schritte unternehmen konnte, musste er sich<br />
erst die Genehmigung des Projekts bei der jap<strong>an</strong>ischen Regierung einholen. war von <strong>Diesel</strong> und dessen<br />
Vermächtnis so begeistert, dass er die Kosten zur Ausführung des Projekts selbst übernehmen wollte.<br />
Ende April desselben Jahres waren zwar noch keine Einzelheiten über die Ausgestaltung bek<strong>an</strong>nt, jedoch<br />
wurde die Errichtung zum 100 . Geburtstag <strong>Diesel</strong>s bereits ins Auge gefasst. M<strong>an</strong> schlug einen<br />
vorläufigen Betrag von etwa 50.000 bis 100.000 Mark vor, damit Yamaoka der jap<strong>an</strong>ischen Regierung<br />
seine Idee vortragen und damit die Genehmigung zum Bau und zur Gründung einer entsprechenden<br />
Stiftung erl<strong>an</strong>gen konnte. 24 Idee stieß aber nicht nur in seiner eigenen Heimat, sondern auch in <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Diesel</strong>s Heimatstadt Augsburg auf große Zustimmung. 25<br />
Bereits im Oktober beg<strong>an</strong>nen in Jap<strong>an</strong> die Pl<strong>an</strong>ungen, deren Durchführung Yamaoka als seine Lebensaufgabe<br />
sah. Dabei entst<strong>an</strong>d auch der Ged<strong>an</strong>ke der gesamten Herstellung in Jap<strong>an</strong>, wobei Deutschl<strong>an</strong>ds<br />
Aufgabe sich um die Bereitstellung und Herrichtung eines geeigneten Platzes reduzieren würde. Besonders<br />
dem <strong>Diesel</strong>verehrer Yamaoka lag die Sorgfältigkeit und Gründlichkeit der Pl<strong>an</strong>ungen am Herzen.<br />
Er bat zum Beispiel um Fotografien <strong>Diesel</strong>s um dessen Haltung und Kleidung studieren zu können. 26<br />
entschied sich schließlich für ein 50 Millionen Yen (600.000 Mark) teures Bronze-St<strong>an</strong>dbild, das in 6m<br />
Höhe auf einem 4m hohen Sockel befestigt werden sollte. sorgte das Denkmal auch in Jap<strong>an</strong> für größeres<br />
Aufsehen, es wurde sogar der Bruder des damaligen jap<strong>an</strong>ischen , Prinz Takamatsu, zum Schirm-<br />
19 Vgl. Stadt AA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101/I.<br />
20 Vgl. Josef Wittm<strong>an</strong>n, Vorbildliche Technik – 40 Jahre MAN Museum, <strong>Diesel</strong> intern 2 (1993), S.6. Vgl. auch Augsburger<br />
Allgemeine vom 23.4.2003. Vgl. Klaus Luther, Das Werkmuseum der MAN in Augsburg, in: Archiv und Wirtschaft 4<br />
(1980), S.97.<br />
21 Vgl. D<strong>an</strong>iel Dietzfelbinger, Neues Ambiente. Das MAN-Museum in Augsburg nach Umbau und Erweiterung, MAN<br />
FORUM 2(2002), S.45.<br />
22 Vgl. StadtAA, 49/101/1 und StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung 94 (24.4.1953). Vgl. auch Süddeutsche<br />
Zeitung 25./26. April 1953.<br />
23 Süddeutsche Zeitung 25./26. April 1953.<br />
24 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von Joh<strong>an</strong>nes Kölln <strong>an</strong> Georg Strössner vom 28.5.53. Kölln gehört zur Firma<br />
E. RUST & CO.-Hamburg.<br />
25 Vgl. Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Antwort vom 11.6.53.<br />
26 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von Joh<strong>an</strong>nes Kölln <strong>an</strong> Georg Strössner vom 9.8.53.
6<br />
herr ern<strong>an</strong>nt. 27 Deutschl<strong>an</strong>d liefen inzwischen <strong>an</strong>dere Überlegungen <strong>an</strong>. Es wurde erwogen, das Denkmal<br />
<strong>an</strong> der Südfl<strong>an</strong>ke des Wittelsbacher Parks zu erbauen, womit auch neue Fragen zur grundsätzlichen<br />
Gestaltung aufkamen. Von Augsburgs Seite wurde deshalb das Her<strong>an</strong>ziehen von deutschen Künstlern<br />
erwünscht. 28<br />
Verschiedene Vorstellungen<br />
Im Laufe der Pl<strong>an</strong>ung kam es zu Missverständnissen zwischen Yamaoka, der deutsch-jap<strong>an</strong>ischen Botschaft<br />
und Augsburgs Bauverwaltung. Über die genaue Ausführung war m<strong>an</strong> sich in Augsburg zwar immer<br />
noch nicht im Klaren. Jedoch war m<strong>an</strong> sich einig, große Bronzestatue aufzustellen, da eine solche<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d nicht mehr in Mode sei. Es schien zunächst kein Problem zu sein, Yamaoka von einer<br />
neuen Gestaltung zu überzeugen, obwohl dieser von seiner ursprünglichen Vorstellung sehr <strong>an</strong>get<strong>an</strong><br />
war. 29 Die deutsch-jap<strong>an</strong>ische Gesellschaft in Tokio brachte als neuen Vorschlag die Aufstellung eines<br />
mit einem <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Relief und deutsch-jap<strong>an</strong>ischer Beschriftung versehenen Natursteins einer geeigneten<br />
Rasenfläche ein. 30 Anscheinend wurde Yamaoka darüber nicht ausreichend informiert, denn<br />
vier Tage nach der Änderung des alten Pl<strong>an</strong>s erreichte Deutschl<strong>an</strong>d eine Zusammenfassung von Yamaoka,<br />
in der er nach wie vor auf einer Fuß hohen Statue mit einem zwölf bis dreizehn Fuß hohen<br />
Steinsockel best<strong>an</strong>d. Außerdem dachte er über das Anbringen eines modernen <strong>Diesel</strong>motors rechts der<br />
Figur nach. All das wollte er per Schiff aus Jap<strong>an</strong> direkt nach Deutschl<strong>an</strong>d verfrachten. 31<br />
Die städtische Bauverwaltung hatte hierfür Erklärungsmöglichkeiten. Entweder wurde Yamaoka von<br />
der deutsch-jap<strong>an</strong>ischen Gesellschaft nicht über die Änderungen im Pl<strong>an</strong> unterrichtet oder Yamaoka<br />
wollte seinen eigenen Pl<strong>an</strong> verfolgen. ützte die städtische Bauverwaltung die Idee der deutsch-jap<strong>an</strong>ischen<br />
Gesellschaft. 32 Interess<strong>an</strong>terweise die Lösung des Problem jedoch auf keinen der bisher Beteiligten<br />
zurückzuführen. jap<strong>an</strong>ischen Konteradmiral a.D. Kochima hatte <strong>an</strong>geblich die Idee zur Errichtung<br />
eines Hains, die er schließlich nahelegte. 33 Auch die Ver<strong>an</strong>twortlichen in Augsburg begrüßten diese<br />
Möglichkeit eines Denkmals für <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>. Um die gute Beziehung zwischen Deutschl<strong>an</strong>d und Jap<strong>an</strong><br />
darzustellen sollte der jap<strong>an</strong>ische Hain dem deutschen Formgefühl <strong>an</strong>geglichen werden. 34<br />
Über die Gestalt des Denkmals war m<strong>an</strong> sich schon ziemlich einig, als der Oberbürgermeister der Stadt<br />
Augsburg die Firma v<strong>an</strong> Ommeren von der Absicht Yamaokas unterrichtete, in Augsburg ein Denkmal<br />
für <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> zu errichten. 35<br />
Der Stadtrat beschloss die Schenkung nach den vorgelegten Plänen <strong>an</strong>zunehmen und den Wittelsbacher<br />
Park für die Errichtung des Gedächtnishains zur Verfügung zu stellen. Die Stadt Augsburg sicherte<br />
nach der Fertigstellung die Pflege und Unterhaltung des Hains zu. Die Begründung war, dass der<br />
Hain eine Ehrung <strong>Diesel</strong>s durch das jap<strong>an</strong>isch Volk sei, sorgfältigen Pläne eine schöne, gut eingefügte<br />
Anlage versprächen und die jap<strong>an</strong>ische Seite die nötigen Aufwendungen trage. Außerdem müsse die<br />
27 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von Yamaoka <strong>an</strong> Georg Strössner vom 20.8.53.<br />
28 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Treffen in den Räumen des O.B.s am 5.9.53: O.B., Stadtrechtsrat Fink, Oberbauräte<br />
Heichele und Eisinger, Kölln.<br />
29 Vgl. Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von Kölln <strong>an</strong> Ruf am 19.9.53.<br />
30 Vgl. Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Deutsch-jap<strong>an</strong>ische Gesellschaft in Tokio <strong>an</strong> OB am 21.9.53.<br />
31 Vgl. Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Yamaoka <strong>an</strong> OB am 25.9.53.<br />
32 Vgl. Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Stellungnahme der städtischen Bauverwaltung am 17.10.53.<br />
33 Vgl. Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Zeitungsartikel vom 21.8.67. Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 50, Nr. 128/II.<br />
34 Vgl. Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, OB am 13.2.54.<br />
35 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von OB Dr. Klaus Müller <strong>an</strong> Fa. Phs. V<strong>an</strong> Ommeren Hamburg-GmbH am<br />
1.1.1956. Der Kontakt ist für den jap<strong>an</strong>ischen Industriellen Yamaoka sehr wichtig. Wahrscheinlich will er einen positiven<br />
Eindruck machen und verspricht daher der Augsburger Bevölkerung und den mit der Aufstellung des Denkmals betrauten<br />
Herren 300 Plastikhaarbürsten zu schenken. In einem Brief <strong>an</strong> Yamaoka versucht der Augsburger Oberbürgermeister diesen<br />
positiven Kontakt zu erhalten und kommt dabei auf einige Gemeinsamkeiten zwischen dem jap<strong>an</strong>ischen und dem deutschen<br />
Volk, die er persönlich sieht: „[...] Auch in militärischer Hinsicht best<strong>an</strong>d eine gewisse Ähnlichkeit.[...] Jap<strong>an</strong> ist ein Insell<strong>an</strong>d,<br />
ist überbevölkert, desgleichen ist Deutschl<strong>an</strong>d zu eng besiedelt. [...] Mit Schmerzen sehen beide Völker, dass weite<br />
fruchtbare Gefilde der Erde von Völkern bewohnt sind, die nicht wie das jap<strong>an</strong>ische und das deutsche Volk Fleiß und<br />
Gründlichkeit aufwenden, um den Boden entsprechend zu nutzen. [...]“ StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von OB Dr.<br />
Klaus Müller <strong>an</strong> Magokichi Yamaoka.
7<br />
Stadt Augsburg lediglich das Gelände räumen. 36 Auf Anfrage des Oberbürgermeisters schlug Dr. Eugen<br />
<strong>Diesel</strong> ein Zitat seines Vaters für die Plakette des Hains vor: „Der Große lebt nicht für sich, sondern<br />
für Alle“. 37<br />
Vorbereitung zur Eröffnung des Gedächtnishains im August des Jahres 1957<br />
Während die Bauarbeiten <strong>an</strong>liefen, wurde gepl<strong>an</strong>t, <strong>an</strong>lässlich der 60-Jahr-Feier 1957 des <strong>Diesel</strong>motors<br />
den Hain in einem großen Festakt unter Anwesenheit des Bundespräsidenten und des Bundeswirtschaftsministers<br />
einzuweihen. Außerdem sollte 1958 eine große Industrieausstellung in Augsburg org<strong>an</strong>isiert<br />
werden, in deren Mittelpunkt die Entwicklung des <strong>Diesel</strong>motors stehen sollte, um den 100. Geburtstag<br />
<strong>Diesel</strong>s <strong>an</strong>gemessen zu feiern. Weiterhin wurde beabsichtigt den Deutschen Industrie- und<br />
H<strong>an</strong>delstag sowie den Deutschen H<strong>an</strong>delskammertag in Augsburg abzuhalten. 38<br />
Die Pl<strong>an</strong>ungen mit St<strong>an</strong>d vom August 1957 sahen das folgende offizielles Programm vor 39 :<br />
Samstag, 5. Oktober:<br />
18.00 Uhr: Empf<strong>an</strong>g im Foyer des Stadttheaters<br />
19.30 Uhr: Aufführung von Beethovens Oper „Fidelio“<br />
Sonntag, 6. Oktober:<br />
11.15 Uhr: Festakt im Ludwigsbau mit Ansprachen des OB Müllers und Hr. Yamaokas<br />
12.15 Uhr: Zug durch den Stadtgarten und Wittelsbacher Park in Richtung des Hains<br />
12.30 Uhr: Feierliche Übergabe des Hains durch den Stifter <strong>an</strong> die Stadt<br />
19.30 Uhr: Feuerwerk im Rosenaustadion 40<br />
Rund 600 offizielle Einladungen <strong>an</strong> wichtige Personen wurden verschickt, darunter Dr. Eugen <strong>Diesel</strong><br />
mit 15 weiteren Bek<strong>an</strong>nten und Verw<strong>an</strong>dten der Familie <strong>Diesel</strong>, der jap<strong>an</strong>ische Botschafter, aber auch<br />
der Staatsminister für Unterricht und Kultus oder Vertreter der Presse. Weitere Einladungen gingen <strong>an</strong><br />
die deutsch-jap<strong>an</strong>ischen Gesellschaften in Berlin, Hamburg und Fr<strong>an</strong>kfurt. 41<br />
Die jap<strong>an</strong>ische Botschaft in Bonn wurde darüber informiert, dass die beglaubigten Einladungen am<br />
10.08.57 per Luftpost <strong>an</strong> Herrn Yamaoka senior, dessen Frau, Sohn und Schwiegertochter gingen. 42<br />
Das Deutsche Museum erhielt die Mitteilung, dass Herr Yamaoka Senior die am 5.8. verschickte Einladung<br />
nach München für den 3.10. <strong>an</strong>genommen hat. 43<br />
Außerdem versuchte m<strong>an</strong> verschiedene Ehrungen für den jap<strong>an</strong>ischen Gast zu org<strong>an</strong>isieren. In ekurzen<br />
Schreiben <strong>an</strong> den Bayerischen Ministerpräsidenten Högner kündigte der Augsburger Oberbürgermeister<br />
<strong>an</strong>: „Die Stadt Augsburg wird Herrn Präsidenten Yamaoka durch die Verleihung eines eigens dafür<br />
geschaffenen Ehrenrings mit dem Wappen und in den Farben der Stadt Augsburg ehren.“ 44 Da Yamaoka<br />
von sich aus um ein Treffen mit dem Bundespräsidenten in Bonn bittet 45 , wurden auch erste<br />
Vorbereitungen zur Verleihung des „Sterns zum Großkreuz des Ordens der Deutschen Bundesrepublik“<br />
durch den Bundespräsidenten Heuss getroffen, um diesem Wunsch entsprechend begegnen zu<br />
können. 46<br />
36 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Beschluss des Stadtrates am 11.1.1956.<br />
37 StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von Dr. Eugen <strong>Diesel</strong> <strong>an</strong> den Oberbürgermeister am 20.2.1956.<br />
38 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Pl<strong>an</strong>ungen zum <strong>Diesel</strong>-Gedächtnisjahr.<br />
39 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Erster Pl<strong>an</strong> des offiziellen Ablaufes für den Aufenthalt der jap<strong>an</strong>ischen Gäste in<br />
Augsburg am 5. und 6. Oktober, St<strong>an</strong>d 28.8.1957.<br />
40 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief des OB Müller <strong>an</strong> MAN Vorst<strong>an</strong>d Hr. Neum<strong>an</strong>n vom 13.8.1957. Sponsor des<br />
Feuerwerks ist die MAN.<br />
41 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, ausgewählte Einladungen zur Eröffnung aus dem Monat August des Jahres 1957.<br />
42 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief des OB Müllers <strong>an</strong> die jap<strong>an</strong>ische Botschaft in Bonn vom 12.8.1957.<br />
43 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief des OB Müllers <strong>an</strong> den Vorst<strong>an</strong>dsvorsitzenden des Deutschen Museums,<br />
Herrn Otto Meyer, vom 22.8.1957.<br />
44 StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief des OB Müller <strong>an</strong> den Bayerischen Ministerpräsidenten Högner vom 1.8.57.<br />
45 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von Magokichi Yamaoka <strong>an</strong> OB Müller vom 27.08.1957.<br />
46 Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101,Akte vom 12.09.1957.
Fertigstellung des <strong>Diesel</strong>gedächtnishains<br />
8<br />
Viele regionale wie auch überregionale Zeitungen feierten die Anlieferung der Steine nach Augsburg<br />
zum Bau des <strong>Diesel</strong>gedächtnishains als eine regelrechte Sensation. 47 D<strong>an</strong>ach beg<strong>an</strong>nen unter der Leitung<br />
des jap<strong>an</strong>ischen Architekten Junzo Sakakura die äußerst präzisen Arbeiten am Hain und zogen<br />
sich vom Frühjahr bis zum Sommer 1957 hin. Ein Zeitzeuge: „ ... so wurde Stein um Stein versetzt und<br />
von dem jap<strong>an</strong>ischen Architekten und seinem Assistenten immer wieder korrigiert, ein Vorg<strong>an</strong>g, der<br />
unsere Arbeiter mitunter auf eine nicht leichte Geduldsprobe stellte.“ 48 Ende August und Anf<strong>an</strong>g September<br />
1957 f<strong>an</strong>den sich zahlreiche Zeitungsberichte, die unter Titeln wie „Ein Garten reist um die halbe<br />
Welt“ oder „Ein Garten kam übers Meer“ auf die Gründlichkeit der Ausführung und die Kostbarkeit<br />
des Gedächtnishains verweisen. 49 Die Vorbereitungen wurden auch im Amtsblatt der Stadt Augsburg<br />
mit Bildern vom Bau 50 dokumentiert.<br />
Ende September wurde der Festakt zur Einweihung des Hains <strong>an</strong>gekündigt und zahlreiche kleine Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
wie ein Kurs zu jap<strong>an</strong>ischen Gärten 51 oder eine Ausstellung „Kunst und Kultur Asiens“ in<br />
der städtischen Volksbücherei wurden <strong>an</strong>geboten, die das Thema Ostasien im öffentlichen Bewusstsein<br />
hielten. 52 Schließlich druckte die Stadt eine gesonderte Einladungsbroschüre mit Bildern vom Hain zu<br />
dessen Einweihung. 53<br />
Das Bild des Hains in der Presse war auch für den Augsburger Oberbürgermeister sehr wichtig. Kurz<br />
vor der Einweihung finden sich in einem Artikel der ZEIT vom 03.10.1957 einige eigenhändige Hervorhebungen.<br />
Der <strong>Diesel</strong>gedächtnishain sei „eine exotische Sehenswürdigkeit von besonderem Reiz“<br />
bestehend aus „3500 Zentnern Steinen“, „meistens Porphyr“. Erwähnenswert war für Dr. Müller auch<br />
die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Y<strong>an</strong>mar. So unterstrich er, dass „täglich 400 <strong>Diesel</strong>motoren<br />
von Yamaokas Werkstätten“ nach Europa überführt werden. Zuletzt hob Müller noch einige „Hinweise<br />
zum Samstag“, <strong>an</strong> dem die Übergabe des Hains stattfinden soll, heraus: Der <strong>Diesel</strong>gedächtnishain sei<br />
„ein Geschenk des jap<strong>an</strong>ischen Volkes <strong>an</strong> das deutsche Volk, ein Geschenk von Yamaoka <strong>an</strong> <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Diesel</strong>“. 54<br />
Die Festlichkeiten<br />
Anf<strong>an</strong>g Oktober 1957 reiste die Familie Yamaoka <strong>an</strong>. Nach einem damals spektakulären Flug über den<br />
Nordpol l<strong>an</strong>dete sie in Hamburg und reiste über H<strong>an</strong>nover, Bonn und Wien nach München weiter. 55<br />
Yamaoka lobte bei seinem Besuch im Deutschen Museum in München die Gastfreundschaft der Deutschen.<br />
Er sei mit der „Herzlichkeit einer Familienfeier“ in Deutschl<strong>an</strong>d empf<strong>an</strong>gen worden. Der jap<strong>an</strong>ische<br />
Gast beendete seinen Aufenthalt im Deutschen Museum „mit der Hoffnung auf eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen der deutschen und der jap<strong>an</strong>ischen Nation zum Wohle der gesamten<br />
Menschheit.“ 56 Inzwischen wurde in Augsburg nochmals der Festakts zur Übergabe am Sonntag, dem<br />
6. Oktober <strong>an</strong>gekündigt und das Programm für Samstag und Sonntag veröffentlicht. 57<br />
Die gesamten Feierlichkeiten wurden von der Stadtbildstelle im Film dokumentiert. 58 Selbst die<br />
47 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Sammlung von Zeitungsartikeln aus dem Frühjahr 1957, z.B. Münstersche Zeitung, Rheinische<br />
Post, General-Anzeiger Bonn, Festschrift Düsseldorf, Memminger Zeitung, Schweinfurter Tagblatt.<br />
48 Vgl. Kurt R. Schmidt, <strong>Rudolf</strong>-Gedächtnishain. Ein jap<strong>an</strong>ischer Trockenl<strong>an</strong>dschaftsgarten, in: Das Gartenamt 34 (1985),<br />
S.379 – 384, hier S. 382.<br />
49 StadtAA DOK 754 A, Fr<strong>an</strong>kfurter Rundschau vom 02.09.1957 und Badische Zeitung vom 31.08.1957.<br />
50 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Amtsblatt der Stadt Augsburg 38 (27.09.1957).<br />
51 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Amtsblatt der Stadt Augsburg 37 (20.09.1957).<br />
52 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 27.09.1957.<br />
53 Vgl. StadtAA DOK 754 A, gedruckte Einladung vom Sept. 1957.<br />
54 StadtAA DOK 754 A, Die Zeit vom 03.10.1957.<br />
55 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 8.10.1957.<br />
56 StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 04.10.1957.<br />
57 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 5.10.1957.<br />
58 Der Sohn von Magokichi Yamaoka hatte selbst um die filmische Aufzeichnung des gesamten Aufenthalts in Augsburg<br />
gebeten. Vgl. StadtAA Best<strong>an</strong>d 49, Nr. 101, Brief von Yamaoka junior vom 12.8.57. Von Magokichi Yamaoka gibt es<br />
Aufnahmen von einem letzten Besuch <strong>an</strong> einem <strong>Diesel</strong>-Gedächtnishain in Jap<strong>an</strong> aus dem Jahr 1963. Die Aufnahmen<br />
verleihen dem Besuch auch durch die Art des Schnitts und der Perspektive einen fast rituellen Charakter. Alle Filmauf-
9<br />
überregional und international reputierte Süddeutsche Zeitung meint, die Feierlichkeiten zur<br />
Einweihung seien ein „gl<strong>an</strong>zvolles gesellschaftliches Ereignis“ 59 gewesen. Aber schon vor der<br />
Einweihung zeigte sich Augsburg in seinem besten Licht. Bei einem Besuch bei der MAN erhielt<br />
Yamaoka als Geschenk einen der ältesten <strong>Diesel</strong>motoren. Abends wurde im Stadttheater eine<br />
Aufführung von Fidelio geboten, denn nach Meinung des Oberbürgermeisters Dr. Müller durfte sich<br />
die Stadt reich beschenkt und geehrt sehen. 60<br />
Besonderes Interesse weckte eine Geste von Dr. Eugen <strong>Diesel</strong>. Er überreichte Yamaoka die Taschenuhr<br />
seines Vaters, die jener selbst noch aufgezogen habe. „M<strong>an</strong> f<strong>an</strong>d sie tickend in der Schiffskabine,<br />
als der große Erfinder vor nunmehr 44 Jahren nachts den Tod im Meer gefunden hatte.“ Ein Highlight<br />
für die Augsburger war das Feuerwerk am Rosenau Stadion,„das bisher wohl größte und schönste Feuerwerk<br />
der Nachkriegszeit“. 61 Im Anschluss <strong>an</strong> das Fest wurden Herr Yamaoka und seine Familie nach<br />
Schloss Linderhof geführt und schließlich verabschiedete m<strong>an</strong> die Gäste am Flughafen München-Riem.<br />
Nach dem Fest ging die Reise für die jap<strong>an</strong>ische Familie über Genf nach Zürich, Paris und Rom weiter,<br />
bevor sie schließlich zurückreiste. 62<br />
Tage nach dem Fest waren die Zeitungen noch voller Meldungen, in denen m<strong>an</strong> sich gerne <strong>an</strong> die Gäste<br />
<strong>erinnert</strong>e: „Jap<strong>an</strong>er waren auffallend höfliche Leute.“ 63 In einem Artikel über das Ausleihverhalten in<br />
der städtischen Volksbücherei in der Gutenbergstraße registrierte m<strong>an</strong> ein „großes Interesse <strong>an</strong><br />
Büchern über Asien“. 64 Im Amtsblatt und in vielen lokalen und regionalen Zeitungen wurde mit großen<br />
Bildern der Besuch die Einweihung des Hains dokumentiert. 65 Das Ereignis hatte auch Auswirkungen<br />
für die Außenpolitik der jungen Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d. So erklärte der Legationsrat Brunnhoff,<br />
er werde dem Bundesaußenminister berichten, dass „Augsburg damit einen außerordentlichen Beitrag<br />
zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Jap<strong>an</strong> und der Bundesrepublik geleistet habe.“ 66<br />
Dass der Besuch Yamaokas die Grundlage für die Augsburger Städtepartnerschaft mit Amagasaki und<br />
Nagahama geschaffen hatte, und nicht nur ein beliebiges Ereignis war, das die Augsburger schnell wieder<br />
vergessen hatten, zeigt sich auch dar<strong>an</strong>, dass m<strong>an</strong> sich für die jap<strong>an</strong>ischen Gäste selbst nach ihrer<br />
Rückkehr noch interessierte. Die Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung beruft sich etwa im Dezember 1957 auf<br />
die jap<strong>an</strong>ische Zeitung „Osaka Mainicki“. Sie zeigt Yamaoka mit <strong>Diesel</strong>s Taschenuhr und zitiert ihn mit<br />
den Worten: „Die Stadt war voller Festlichkeiten. Ich bin von der Gabe des verehrten Dr. Eugen <strong>Diesel</strong><br />
tief gerührt. Diese Uhr möchte ich immer bei mir tragen.“ 67<br />
Schulen mit dem Namen <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s<br />
Im Jahr 1951 wurde die bisherige Bau- und Ingenieurschule der Stadt Augsburg in "<strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Bau-<br />
und Ingenieurschule der Stadt Augsburg, Akademie für <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Technik" umben<strong>an</strong>nt. Im Rahmen<br />
der Feierlichkeiten zu <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s 100. Geburtstag erfolgte schon sieben Jahre später die Umbenennung<br />
in „<strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Polytechnikum“. Erst am 1. August 1971 mit der Zusammenlegung des <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Polytechnikums<br />
und der Werkkunstschule Augsburg zur FH Augsburg musste der Name<br />
"<strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Polytechnikum" aufgebeben werden, weil Fachhochschulen generell keine Namen führen.<br />
68<br />
Als der Name frei war, entschied m<strong>an</strong> sich am neugebauten <strong>Gymnasium</strong> <strong>an</strong> der Peterhofstraße in<br />
nahmen sind erhalten geblieben und wurden im privaten Archiv von Christi<strong>an</strong> Jonathal wiederentdeckt, der seit Jahren<br />
historische Filmaufnahmen von Augsburg liebevoll restauriert.<br />
59 Vgl. StadtAA DOK 754 A, SZ vom 7.10.1957.<br />
60 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Schwäbische Volkszeitung vom 8.10.1957.<br />
61 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 7.10.1957.<br />
62 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 8.10.1957.<br />
63 StadtAA DOK 754 A, SZ vom 12./13.10.1957.<br />
64 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 10.10.1957.<br />
65 Vgl. StadtAA DOK 754 A, Amtsblatt der Stadt Augsburg 40 (11.10.1957) und StadtAA DOK 754 A, St. Ulrichsblatt<br />
Augsburg vom 20.10.1957 und StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 16.10.1957.<br />
66 StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 12. / 13.10.1957.<br />
67 StadtAA DOK 754 A, Schwäbische L<strong>an</strong>deszeitung vom 20.12.1957.<br />
68 Vgl. Eugen Nerdinger, Lisa Beck: Dreihundert Jahre Schule für Gestaltung in Augsburg. Von der Reichsstädtischen<br />
Kunstakademie zum Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Augsburg, Augsburg 1987.
10<br />
Hochzoll im Jahr 1976 dafür, die eigene Schule nach <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> zu benennen. Alternativ wären Elias<br />
Holl oder Bertolt Brecht in Frage gekommen. Der erste schied jedoch wegen m<strong>an</strong>gelnder<br />
Bek<strong>an</strong>ntheit und der zweite wegen politischer Assoziationen aus. 69 Nachdem Eltern und Stadt<br />
Augsburg einverst<strong>an</strong>den waren, 70 be<strong>an</strong>tragte die Schulleitung die Umbenennung: „Der Name <strong>Rudolf</strong>-<br />
<strong>Diesel</strong>-<strong>Gymnasium</strong> für das mathematisch-naturwissenschaftliche <strong>Gymnasium</strong> Augsburg-Hochzoll soll<br />
die Tradition fortsetzen eine Augsburger Schule nach dem weltbek<strong>an</strong>nten Erfinder zu benennen,<br />
nachdem das städtische <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Polytechnikum zur Fachhochschule wurde.“ 71<br />
Private Initiative zeigt, dass es in Augsburg aber nicht nur eine Schule geben muss, die den Namen <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Diesel</strong>s führt. Die Herm<strong>an</strong>n-Schmid-Akademie führt bereits zwei weitere Schulen, die nach <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Diesel</strong> ben<strong>an</strong>nt sind. Seit 1988 gibt es das <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-Technikum, eine private Schule für eine technische<br />
Ausbildung.<br />
Im Vergleich der verschiedenen Arten der Erinnerung <strong>an</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> in Augsburg sind die zum Teil<br />
sehr unterschiedlichen Ansätze und Umstände auffallend. Während die Namensgebung der <strong>Diesel</strong>straße<br />
und das Anbringen der Gedächtnistafel ein Wunsch seitens der Stadt war, den die MAN nicht abgelehnt<br />
hat, ist die Umbenennung der "Brücke über die Wertach" in "<strong>Diesel</strong>brücke" eher auf die Bürger<br />
der Stadt selbst zurückzuführen. Durch die Nähe zur <strong>Diesel</strong>straße, der Gefälligkeit des Namens und<br />
vielleicht den ehrlichen Stolz auf den Augsburger <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s hat sich der Name im Laufe der Zeit<br />
eingebürgert. Anders verhält es sich bei der MAN, für die die Erinnerung <strong>an</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> durch ihre<br />
enge Verbundenheit und frühere Partnerschaft mit ihm ein Pflicht ist, die von der Geschäftsführung<br />
offenbar mit Überzeugung getragen wird, was sich z.B. am MAN Museum oder <strong>an</strong> der Sponsorentätigkeit<br />
erkennen lässt. Besonders sind auch die Bemühungen des jap<strong>an</strong>ischen Großindustriellen Yamaoka,<br />
dessen persönliche Faszination von der Person <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s und seines Werkes ihn <strong>an</strong>trieb, <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Diesel</strong> einen g<strong>an</strong>zen Hain zu stiften. Nebenbei legte er damit den Grundstein für die Städtepartnerschaft<br />
zwischen Augsburg und Amagasaki bzw. Nagahama. Die beiden Schulen, die den Namen <strong>Rudolf</strong><br />
<strong>Diesel</strong> tragen, haben diesen Namen ebenso bewusst gewählt.<br />
Die Menschen, die <strong>an</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> erinnern, kommen also aus den verschiedensten Bereichen des Lebens.<br />
Auch verfolgen sie bei ihren Arten der Erinnerung jeweils ihre eigenen Ziele und Interessen. Am<br />
Beispiel der Straße und Brücke wird ersichtlich, dass Stadtbehörden <strong>an</strong> einen großen Menschen ihrer<br />
Stadt gedenken wollen, nicht zuletzt um die Bedeutung ihrer Stadt hervorzuheben. Schulleiter benennen<br />
ihre Schulen nach einem großen Vordenker, um dessen Vorzüge als Programm der Schule zu stilisieren.<br />
Unternehmen wie die MAN oder Y<strong>an</strong>mar – allen vor<strong>an</strong> deren Eigentümer Yamaoka – erinnern<br />
aus D<strong>an</strong>kbarkeit oder gar Verehrung und Bewunderung <strong>an</strong> ihren Begründer und „Förderer“ und wollen,<br />
dass weder <strong>Diesel</strong> noch dessen großartige Erfindung in Vergessenheit gerät.<br />
Artikel der Schülergruppe Stadt- und Regionalgeschichte des <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s Augsburg.<br />
Mitglieder: Christopher Kienle, Alex<strong>an</strong>der Mayr, Matthias Reiser, Valentin Schatz, Julius Weißenberg.<br />
Leitung: Oliver Killgus.<br />
Für die Arbeiten im Archiv bed<strong>an</strong>ken wir uns bei Herrn Georg Feuerer vom Stadtarchiv Augsburg, bei<br />
Frau Gerlinde Simon vom historischen Archiv der MAN und Herrn Christi<strong>an</strong> Jonathal, der uns Einblicke<br />
in sein privates Filmarchiv mit historischen Aufnahmen der Stadt Augsburg gewährte.<br />
69 Vgl. Artur Pedrotti, Wie unsere Schule auf den <strong>Diesel</strong> kam. Zu lesen auf der Homepage des <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s,<br />
http://www.rdg-online.de/vorschau.php?artikel=203.<br />
70 Vgl. Antrag auf Namensänderung des <strong>Gymnasium</strong> Augsburg-Hochzoll <strong>an</strong> das Schulamt der Stadt Augsburg vom<br />
22.12.1976. Vgl. Antwort von Stadtschulrat Dr. Peter Menacher <strong>an</strong> das <strong>Gymnasium</strong> Augsburg-Hochzoll vom 3.2.1977.<br />
71 Aus dem Antrag auf Namensänderung des <strong>Gymnasium</strong>s Augsburg-Hochzoll <strong>an</strong> das bayerische Kultusministerium vom<br />
14.3.1977.