Landesbibliothek Oldenburg

das Oldenburger Spatenrccht. 41
ginge nicht weider äffe ir landt unb ire bcidie Herden. Derhalbcn
würbe nicht tho gelaten, barüau van tho protistiereu ober to
appelireu."
Diese Eigentümlichkeit wird im Bericht der Stebinger um
Beibehaltung bes Spatenrechtes von 1566 damit begründet, daß
die Gefährlichkeit des Schadens und der Verderb des Landes
„solche langwerende umbfur und frornbde weit entsessene rechtsertigong
nit erdulden mughen."
Wenn wir nach der Darstellung des Spatenrechtes auf den
Zweck, die Wirkungen und die Handhabung desselben zurückblicken,
müssen wir zugeben, daß es ein hartes, strenges Institut war für
denjenigen, der davon betroffen wurde. Trotzdem darf man nicht
sagen, daß das Spatenrecht unnatürliche Grausamkeit gegen den
Einzelnen enthalten habe. Im Falle der freiwilligen Verspätung
kann hiervon naturgemäß garnicht die Rede sein; aber auch die
zwangsweise Verspätung ist nur insoweit gegen den Einzelnen hart,
als sie es sein muß, um Leben und Eigentum Tausender zu
schützen. Wo es sich mit dem Zweck des Instituts vereinbaren
läßt, werden die Härten durch rechtlich fixierte Sonderbeftimmuiigen
herabgemildert; auch ist es dem zur Verspätung Gelangten freigestellt,
in jedem einzelnen Fall im Gnadenwege bei der Genossenfchast
Besserung seiner Lage nachzusuchen. Daß ihm diese, soweit
es ohne Gefährdung des durch die Genossenschaft angestrebten
Zweckes möglich ist. zugestanden wird, läßt der aus dem Persönlichen
Verbandsnexns sich ergebende Grundsatz möglichst weiten
Entgegenkommens der Genossen gegen einander vermuten.
Der Geist der Verspätung, des Notrechtes eines natürlich
und vernünftig denkenden Personcnverbondes ist streng und ernst.
Bei dem natürlichen sozialen Empfinden, welches das Institut
belebt, zeigen sich jedoch Härten nur bort, wo sie als Opfer bes Einzelneu
zum Wohle der Gesamtheit unvermeidlich sind.