Landesbibliothek Oldenburg

?as oldenburger Spatenrccht. 21
die Deiche herrenlos liegen läßt, ist nicht ausdrücklich gesagt. Man
wird annehmen müssen, daß in diesem Fall die Übernahmepflicht
durch den Deichverband eintritt.
Die bezüglich der Natur und der Voraussetzungen der Ver-
spatung in Oldenburg gemachten Ausführungen kurz zusammen-
fassend, ergibt sich folgendes:
Die Verspätung kann zwangsweise oder freiwillig erfolgen.
Als ihre Voraussetzungen findet sich überall Unvermögen zur Ersüllung
der Deichpflicht, in Butjadingen. dem Jeverland und in der
grafschaft Oldenburg jedoch nur dauerndes Unvermögen, in Stedingen
letzteres schlechthin. Hartnäckige Versäumnis bei der Deicharbeit
ist unter normalen Verhältnissen nicht kausal für das Spatenrecht,
sondern nur, wenn sie bei der Wiederherstellung eines Deichbruches
eintritt und auch dann nur in Stedingen und Butjadingen. nicht
auch im Jeverlaud und in der Grafschaft Oldenburg. Als Folge
davon, daß ein Deich herrenlos, ist die Verspätung nur nach dem
Kremer Vorschlag für das Stedinger Spatenrccht von 1579 bekannt.
Sonst wird dieser Fall in Oldenburg nirgends bezeugt.
Die Natur der Verspätung deckt sich nicht damit, ob sie
Folge von Unvermögen oder von Versäumnis ist. Nur läßt sich
feststellen, daß. falls die Verspätung auf Grund von Versäumnis
stattfindet, sie ihrer Natur nach stets exekutiv ist. Ist Unvermögen
grundlegend für das Spatenrecht, so kann es sowohl freiwillig als
zwangsweise erfolgen.
Die Form der Verspätung wird ausführlich bei der Dar-
stellung des Spatenprozeßrechtes erördert, muß hier jedoch des
besseren Verständnisses wegen angedeutet werden. Sie besteht
hauptsächlich darin, daß der zur Verspätung kommende Genosse
oder ein Deichbeamder einen Spaten in die Deichkabel oder das
Vorland steckt, der dann von drittem gezogen wird.
Die Wirkungen der Verspätung treten dadurch ein, daß obige
Formalitäten erfüllt werden. Bei ihrer Besprechung wollen wir
von den eigentlichen genossenschaftlichen Folgen ausgehen • und