Landesbibliothek Oldenburg

Das Oldenburger Spatenrecht. 19
allein nicht statt. Die Verspätung tritt vielmehr nur dann ein,
wenn der Deich nicht binnen dreier Ebbe- und Fintzeiten gemacht
ist. aus welche Weise der Schaden beseitigt wird, ist einerlei; ob
der Genosse allein oder mit Hilfe dritder die Besserung vornimmt,
ist gleichgiltig. Von der Einhaltung der Frist kann nach Fußfall
vor den Beamten des Landesherrn und den Vertredern der Deich-
genossen seh (ist Dispens erteilt werden. Der Fußfall muß aber inner­
halb der für die Beseitigung des Schadens vorgeschriebenen Frist
geschehen. Vgl. Sted. D. R. 1579: „Werde ock iemandt . . . .
befunden, so ... . vor wollgemelten landeßheren unbt des landes
vollmechtigen einen, van olders gewesenen vodtfall Von wurden unbt
gnabc begerben, alße hebten desulvigen .... solcfer gnade macht."
Die Frist wirb bezeugt in dem Bericht über das Ritzebntteler
(Spatengericht, in dem auf die Frage: „in wo forder liebt die
gudthcrcu, so in die brofe hören, syck by V?. gn. H. und dem lande
iiinhe gnade erfögeii schollen", als Antwort bekundet wird: „binnen
dre ebben und stoben moste sobanes gcschecti na landesgesetzlicher
gewonheidt unb van olders hero gebrachder gerechtigheit."
Da Voraussetzung für die Verspätung gelegentlich eines Deich­
bruches schlechthin die Tatsache ist. baß der Deich in gebührender
Frist, ober falls im Wege des Fnßfalls Verlängerung gewährt ist,
innerhalb der verlängerten Frist nicht gemacht wirb, so kommt man
zu beni Resultat, baß nach ben Stebinger Rechtsquellen in biesetn
Falle auch Versäumnis neben dem Unvermögen Voraussetzung der
Verspätung sein sann. Dies ergibt auch der Wortlaut der Gesetze;
z. B. bas Sted. D. R. vou 1579 sagt:
„Konbe obber wölbe och icmanbt so Icke bracke, whv gcmhclbt
boich sick offte bc sinen in boreber frist nicht bieten . . .
Es sann sein, baß berjenige, in dessen Deich die Brake ge-
rissen ist, nicht in der Lage ist, dieselbe zu bessern, oder so. daß er
absichtlich die ihm obliegende Pflicht, bies zu tun, vernachlässigt.
Letzderes wird freilich nicht oft praftifch geworden sein, da jeder
durch die späder zu erördernden Folgen der Verspätung sicherlich
zur Erfüllung seiner Pflicht, soweit deren Ausführung in seinen
Kräften liegt, angehalten ist.
2*